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Die Drud

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21.06.2005
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Die Drud

Ich weiß natürlich, was alle denken.
Ich weiß auch, dass sie Recht haben, und damit hab' ich ihnen etwas voraus. Sie wissen es nämlich nicht. Sie vermuten es bei sich, sie tuscheln darüber, sie behaupten, sie wären sich sicher, und nachts träumen sie bisweilen davon. Aber wissen, wissen tun sie es nicht.

Den ganzen Tag habe ich gebetet, nur gebetet und Buße getan. Vorsichtig lasse ich den geweihten Rosenkranz auf meinen Schoß sinken. Draußen wird es Nacht, und vom Fenster aus beobachte ich, wie die Berge schwarz werden und nur noch einen roten Kranz tragen, nicht für lange, nur für einen Augenblick oder zwei. Wie schön sie so sind, die Berge … die dichten Tannenwälder schauen aus wie das glänzende Fell auf dem Rücken einer riesigen, buckligen Katze, wenigstens solange der Kranz währt.

Manchmal, wenn ich auf die Nacht warte, dann bin ich mir ganz sicher, dass es so auch im Paradies aussehen muss. Die Leute würden natürlich sagen, dass das eine sehr düstere Vorstellung ist, also sag ich es niemandem. Meine Schwester Anni hat es aber trotzdem gewusst, glaube ich; sie ist oft um die Abenddämmerung zu mir ans Fenster getreten und hat mit mir zugeschaut wie die Abendsonne den Bergen ihre rot-goldenen Kronen aufgesetzt hat. Ihr hätte ich es erzählt, aber sie war ja taub, das arme Ding, und das Sprechen bereitete ihr Mühe. Aber ihre Augen, ihre Augen haben immer Bände gesprochen. Direkt in meine Gedanken konnte sie schauen, und ich habe sie immer gelassen.

Die Kinder hab ich schon ins Bett gebracht, und mein Mann, der ist noch im Wirtshaus. Aber lang wird er da nicht mehr bleiben. Es ist gefährlich, sagen die Frauen, wenn man nach der Dunkelheit noch draußen umeinander läuft, gerade wenn eine Drud unterwegs ist. Man könnte sie dann anlocken, sagt man, und dann wacht man vielleicht nimmer auf. Das stimmt natürlich nicht; jeder weiß, dass eine Drud nicht willkürlich zuschlägt, und es dauert viele Nächte, bis einer am Drudendruck stirbt. Aber so droht man halt den Männern, damit sie nicht zu lange fortbleiben, und wenn sie ein bisschen getrunken haben, dann glauben sie's auch und kommen heim und vertrinken nicht den ganzen Lohn, den die meisten hier bei uns vom Gutshof bekommen.

Wie lange da noch Arbeit zu haben ist, steht natürlich auf einem anderen Blatt, jetzt, wo die auf dem Gut so von der Drud geplagt werden. Die Gutsfamilie glaubt das natürlich nicht. „Die Schwindsucht!“, hat ihnen der Arzt aus der Stadt gesagt, und sie wiederholen es oft und gern mit wichtigen Mienen. „Die Schwindsucht.“ Pah! Im Dorf weiß man es natürlich besser, aber man hält sich raus, die Gutsfamilie ist eben aus der Stadt und dort weiß man es nicht anders. Aber wir hier im Dorf, wir beten und tun Buße.

Der älteste Sohn der Familie, der ist schon tot. Lang hat's gedauert bei dem; zum Michaelifest ist es losgegangen, und erst an Allerseelen hat er sein Leben ausgehaucht, um Mitternacht, unter dem Drudendruck. Ganz blau muss er gewesen sein, sagt man, und die Zunge hing ihm aus dem Hals, die Küchenmagd hat's erzählt. Und jetzt hat sie den Mittleren dran, die Drud, und besitzt ihn jede Nacht. Eine Schande, sagen die Leute, ein so hübscher Kerl wär er, und fröhlich, ein netter Junge. Nicht wie der Bruder - Gott hab ihn selig, denn über die Toten spricht man nicht bös – ganz und gar nicht wie der Bruder, der ein Halunke gewesen ist und ein Dieb und Mörder, möge der Herr seiner Seele gnädig sein. Lang hält aber auch der Jüngere nicht mehr durch, sagt die Küchenmagd, und sogar das einzige Mädl der Familie klagt schon über Träume und einer Schwere auf der Brust in der Nacht. Die Leut sagen, dass die Gutsherren bald wegziehen wollen, viele meinen, dass das das Beste wäre, denn sonst holt die Drud sie vielleicht alle. Ich sage nichts. Ich weiß es ja.

Mein Rosenkranz ist mir vom Schoss gerutscht, ich muss eingenickt sein. Hastig hebe ich ihn auf und beginne wieder zu beten. "Gegrüßet Seist Du Maria Voll Der Gnade …"
Ich höre die Tür unten zuschlagen, aber ich bewege mich nicht, lieber koste ich die letzten magischen Momente aus, bevor die Sonne vollständig hinter den Bergen verschwunden ist und die Sterne aufgehen. Mein Mann poltert eilig die Treppen hinauf, aber wie er die Tür zur Schlafkammer aufmacht, bleibt er plötzlich ganz still stehen. Ich schaue immer noch zum Fenster hinaus. Ich glaube, dass er sich erschreckt hat, aber ich möchte mich nicht nach ihm umdrehen.

Endlich höre ich ihn ausatmen, langsam und beherrscht, und er sagt: „Himmelherrgott. Martha! Wie du da so am Fenster sitzt, mit dem Rosenkranz, ganz wie früher, als die Anni …“ Er bricht ab, kommt zu mir und legt mir die schwielige Hand auf die Schulter. Er ist ein guter Mann, ein sanfter Mann. Ich lege meine Wange an seinen Arm, und er fährt fort: „... einen Moment hab ich fast gedacht ich kann sie sehen, hier neben dir, wie sie immer dagestanden hat. Ganz dürr, ganz aufrecht, und stumm wie eine Forelle.“ Jetzt schauen wir beide aus dem Fenster in die Berge, und wie immer frag ich mich, ob sie froh ist, dass sie in den Bergen gestorben ist, weit oben, wo der rotgoldene Kranz sie jeden Abend berühren kann.

Mein Mann liegt neben mir im Bett und schläft, er atmet so regelmäßig wie das Uhrwerk unten in der Stube. Ich versuche mit allen Mitteln wach zu bleiben. Nur bis kurz nach Mitternacht muss ich aushalten, dann kann ich schlafen, glaube ich. Aber es ist erst um zehn herum, dem Mond nach zu urteilen, meine Augen sind so schwer, mein Atem ist tief und fühlt sich an wie warmer Samt in meiner Kehle. Meine Glieder sind wie Blei, so schwer, so unglaublich schwer, dass ich mich wundere, dass ich nicht in meiner Matratze versinke. Mühsam hebe ich meine linke Hand zu meinem Gesicht; ich möchte mich in die Wangen zwicken, denn ich darf nicht einschlafen, unter keinen Umständen, oh Herr im Himmel, lass mich nicht einschlafen. Nicht heute Nacht.

Meine Finger gehorchen mir kaum, und noch ehe ich mein Gesicht auch nur berühren kann, sehe ich die Anni. Sie steht an meinem Bett und lächelt ein freudloses Lächeln. Die Würgemale an ihrem Hals treten schwarz hervor, weil sie den Kopf so komisch schräg hält. Ihr strähniges Haar ist voller Tannennadeln und rotschwarzer Klumpen. Ich möchte schreien, aber ich habe keinen Atem, um einen Ton zu erzeugen. Sie kommt ein bisschen näher, und meine Hand fällt leblos auf die Decke, so schwer wie ein Felsen. Ich habe das Gefühl, dass meine Brust eng und klein wird, dass meine Rippen sich wie Klauen um meine stechenden Lungen legen und sie zerquetschen. Ich will den Kopf schütteln, mich wehren, ich will weinen, aber nichts davon ist mir möglich, alles was ich zustande bringe ist ein trockenes Röcheln, von dem nicht einmal mein Mann aufwacht. Und die ganze Zeit denke ich: Nein, Anni, bitte, bitte nicht, es ist vorbei, es ist doch schon vorbei, du hast doch deine Rache gehabt. Bring keinen mehr um, Anni, tu das nicht! Aber sie ignoriert mein stummes Flehen.

Alle Heiligen im Himmel, lasst es doch endlich vorbei sein, ich bereue doch was ich getan habe, ich bereue es so sehr! Lasst sie verschwinden, die Drud, nehmt sie von mir!

Wenn ich mich nur bewegen könnte. Eine einzige, kleine Bewegung, das weiß man, und der Bann ist gebrochen. Mit aller Kraft versuche ich, die Hand wieder zu heben. Schweiß steht mir auf der Stirn und rinnt mir salzig brennend in die Augen. Aber es ist vergebens. Die dürre, aufrechte Gestalt schüttelt langsam den noch immer seltsam zur Seite gebeugten Kopf und lächelt mich an, und ich weiß, dass ich verloren bin. Ich füge mich und schließe die Augen, und kann trotzdem sehen, wie sie sich langsam umdreht und sehr steif die Kammer verlässt.

Ich erwache erschöpft von dem Kampf, den ich auch letzte Nacht wieder verloren habe. Wie kann man gegen eine Drud gewinnen? Wie soll ich mich von einem Fluch lösen, der in mir sitzt wie eine Zwillingsseele?

In den ersten Nächten nach Annis Tod erwachte ich voller Genugtuung. Ich wußte, wer sie auf dem Gewissen hatte. Seit Wochen war er hinter ihr hergeschlichen, hat sie bedrängt und belagert. Das arme Mädchen, taub und fast stumm wie sie war, wie hätte sie sich denn wehren sollen? Und durch mich würde sie sich rächen können. Denn den Gutsherrensohn anzuzeigen, was hätte das schon gebracht? Wir sind keine reichen Leut. Nimm's hin und mach dich nicht auffällig, sagen die Leut. Und so halten wir's auch.

Aber in den Bergen, als die Anni in meinen Armen starb, da wusste ich, wie ich's anstellen würde. Und ich ließ sie mich besitzen, meine kleine Schwester, und wir erschufen die Drud. Ich habe es ihr erlaubt, in meinem rasenden Wahn, mich zu besitzen, in ihren letzten Momenten in den rotgoldenen Bergen.

Ich jubilierte an dem Morgen, nachdem der Mörder verreckt war. Jetzt würde das Leben weitergehen können. Die Leut sprachen davon, dass es eine gerechte Strafe gewesen ist, denn die Druden können Böses wie Gutes bewirken.
Manchmal tuscheln sie, wenn sie glauben ich sehe es nicht, und zeigen in der Kirche auf mich. Aber sie meinen's nicht bös.

Doch wie hält man eine Drud auf? Ich kann es nicht. Jede Nacht ersteht sie neu, und ich wünschte, ich könnte sagen, dass kein Funke in mir meine Drud herbeisehnte.
Ich bin schlecht.

Jetzt bleibt mir nur das Gebet, das Gebet und die Buße.

Ruhig setze ich mich ans Fenster und schaue in die Berge. Rosa sind sie jetzt im Morgengrauen, errötet als ob sie sich meiner schämten. Nicht eine einzige Nacht seit Allerseelen hab ich die Anni aufhalten können, nicht eine einzige Nacht werde ich sie besiegen, bis zu meinem Tod, meine geliebte Schwester, meine schreckliche Drud.

 

hui, zwei Jahre ist es jetzt schon her dass ich mal was fertig bekommen habe ... Dafür ist es jetzt auch ein bisschen ein Schnellschuss. Bin für jede Kritik, Idee und Anmerkung dankbar.

Bin von Druden fasziniert, weil sie ja so eine Art mythischer Seelenabspaltung sind. Es kann also gut sein, dass ich das Wesen der Drude nicht genug hereuasgestellt habe, weil ich nicht wusste wie sehr man über diese Erscheinungen Bescheid weiß. Wäre aber auf jeden Fall bereit da nachzubessern.

Viele Grüße
Ardandwen

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Ardandwen,

was für eine Geschichte! Der Text hat mich von der ersten bis zur letzten Zeile gefesselt. Sie ist toll geschrieben, in einfachen Worten, aber voller Eindringlichkeit.

Ich habe das Wesen deiner Drud(e) und ihre Entstehung tatsächlich nicht so ganz verstanden, aber das spielt keine Rolle, weil die wichtigsten Fakten bekannt werden: Hilfloses Mädchen wird vom reichen Sohn genötigt, stirbt und spricht (vielleicht mit Hilfe ihrer Schwester, vielleicht auch ohne) einen Fluch, der zwar seinen Zweck erfüllt (Sohn des Gutsherren stirbt), aber danach unkontrolliert weiter wütet. Mehr braucht man ja eigentlich auch nicht zu wissen.

Möglicherweise wäre es sogar störend, das Wesen der Sagengestalt zu genau zu erläutern - zum einen, weil damit vielleicht die mystischen Atmosphäre geschmälert würde, zum anderen, weil zuviele Erklärungen nur schwer einzubinden sind, ohne ins Dozieren zu geraten. Wobei ich dir zutrauen würde, dass du das auch noch hinkriegst ;)

Aber weil diese Geschichte in so plastische Bilder übersetzt wurde, Fantasy ist, die dankenswerter Weise mal ohne bezaubernde Elfen und markante Drachentöter auskommt, in einem sprachlich exquisiten, maßgeschneiderten Rahmen daherkommt und ein angenehmes Gruseln auslöst, würde ich da gar nichts mehr dran ändern.

Hut ab und viele Grüße!

Richard

 

Hallo Richard!

Das freut mich natürlich, dass dir die Geschichte gefallen hat!
Ein bisschen werde ich am Hintergrund der Drud schon noch basteln, aber nicht zu viel, ich hab das Gefühl dass man da mit seiner eigenen Fantasie besser bedient ist.

Un dwenn du nichts weiter zu beanstanden hast, dann muss ich die Drud eben einfach so lassen wie sie ist :)

Danke nochmal und viele Grüße!

Ardandwen

 

Meine Schwester Anni hat es aber trotzdem gewußt, glaube ich
gewusst
Ihr hätte ich es erzählt, aber sie war ja taub, das arme Ding, und das sprechen bereitete ihr Mühe.
Sprechen
Wie lange da noch Arbeit zu haben ist steht natürlich auf einem anderen Blatt
istKOMMA
"Gegrüßet Seist Du Maria Voll Der Gnade …."
letzten Punkt weg
aber ich bewege mich nicht, lieber koste ich die letzten magischen Moment aus
Momente
Mein Mann liegt neben mir im Bett und schläft, er atmet so regelmässig wie das Uhrwerk unten in der Stube.
regelmäßig
alles was ich Zustande bringe ist ein trockenes Röcheln, von dem nicht einmal mein Mann aufwacht.
zustande
Alle Heiligen im Himmel, lass es doch endlich vorbei sein
lasst
Lass sie verschwinden, die Drud, nimm sie von mir!
lasst
Mit aller Kraft veruche ich, die Hand wieder zu heben.
versuche
Ich wußte, wer sie auf dem Gewissen hatte.
wusste
Seit Wochen war er hinter ihr hergeschlichen
ist
Und ich liess sie mich besitzen, meine kleine Schwester
ließ
denn die Druden können böses wie gutes bewirken.
Böses; Gutes
Doch wie hält man eine Drude auf?
Drud
Ich konnte es nicht. Jede Nacht ersteht sie neu
entsteht?

Hi ardandwen,

wurde echt mal Zeit, dass du wiederkommst. ;)

Der Schreibstil hat auch mich gefesselt. Die einfache Erzählerin von nebenan, es muss nicht immer der schwafelnde Autor sein, wirklich sehr schön.

Ob das nun wirklich ein Fluch ist oder eine Projektion der Erzählerin (also dass sie ihre Schwester für sich selbst als eine Art zweite Persönlichkeit vorschiebt, um ihre Morde zu rechtfertigen; den anderen macht sie das dann mithilfe der "Drud" glaubhaft), lässt sich ja nicht eindeutig beantworten, das trägt aber nur dazu bei, die Geschichte gut zu finden.

Sehr schöne Geschichte.

Bruder Tserk

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Tserk!

Vielen Dank für die traditionelle Fehlerliste! Werd mich dransetzen, sobald ich daheim ins Netz kann und net heimlich in der Raucherpause meiner Kolleginnen hier rumgurke :)

Ansonsten danke auch fürs zurückwillkommenheissen :)

Und vor Allem freut es mich natürlich, dass meine Geschichte Gnade vor deinen Augen gefunden hat!

Also, werd mich so schnell wie möglich an die Fehler machen.

LG Ardandwen

 

Hey ardandwen,

Schön wieder einmal etwas von dir zu lesen (wobei ich ja zugeben muss, dass ich schon länger nicht mehr auf kg.de war *hüstel*).

Jedenfalls hat mir deine Geschichte gefallen, sowohl inhaltlich aus auch sprachlich. Ich denke, dass die Sprache hier eine wichtige Rolle spielt. Die einfache Frau, die unüberlegt etwas Dummes macht und es danach bereut – das macht das Ganze glaubwürdig. Der Aberglaube der Dorfbewohner wirkt völlig selbstverständlich, was mich nun mit einem Schmunzeln ein bisschen an meine Mutter erinnert. Äh ja, was ich damit sagen wollte, ist, dass du ein mythologisches Thema schön umgesetzt hast. Zugegeben musste ich nach dem Lesen der Geschichte erst einmal googeln, was eine Drud ist, aber nichtsdestotrotz bringst du ihr Wesen gut rüber. Ich mag Wesen/Figuren, die zwar böse sind, aber eine emotionale Motivation haben. Das ist viel interessanter als der Prototyp des Bösen in der klassischen Fantasy, der die Welt zerstören will (ich mag Herr der Ringe, aber eine besonders komplexe Figur ist Sauron ja nicht... ).

Ansonsten ist nicht sehr viel Handlung vorhanden, was man jetzt bemängeln könnte, aber das war ja nicht die Absicht der Geschichte, also habe ich eigentlich keine weiteren Kritikpunkte. :)

Liebe Grüße,
Si-yü

 

Grüß dich ardandwen,

ich habe die Geschichte sehr gerne gelesen, da sie zwei Elemente enthält, die mir bei übernatürlichen Begebenheiten in der Literatur gut gefallen.

Zum ersten erklärst du nicht zuviel, überlässt die genaue Entstehung der Drud der Phantasie des Lesers, ohne dabei zu vage und beliebig zu sein - einen ähnlichen Effekt habe ich gerade in dem Roman "Der Golem" von Gustav Meyrink bewundert. Als Leser brauche ich Leerstellen im text, die ich selber ausfüllen kann und die baust du geschickt ein. Nur die Wirkung der Drud auf die Erzählerin hätte ich mir bei dem nächtlichen Besuch noch etwas differenzierter gewünscht. Warum sehnt sie sich nach der Drud, trotz aller Angst? Ist es die Macht, die von ihr ausgeht oder eher das Festhalten an der Erscheinung ihrer Schwester, die noch nicht ganz tot ist, solange die Drud wandelt? Auch das Wesen selber wird dann vielleicht schon ein bisschen zu lakonisch beschrieben, mit Lehmklumpen vom Todesort schon ein wenig zu sehr wie in unzähligen Horrorgeschichten.

Zum Zweiten gefällt mir deine bodenständige, lakonische (süddeutsche?) Protagonistin. Die Art, in der das Abseitige, Übernatürliche als eine weitere Facette neben Dorfalltag und Volksreligion akzeptiert wird, drückst du sehr schön aus. Sie sprich mit einer sehr distinktiven Stimme.

Insgesamt hätte ich mir kaum einen schöneren Wiedereinstieg in kurzgeschichten.de wünschen können. Die Geschichte ist wirklich gelungen.

Mit diversen Grüßen,

Spec

Ps.: Jetzt aber keine 2 Jahre bis zur nächsten Geschicht' warten, Ma'am!

 

Hi ardanwen,

Tollge Geschichte, die schön aufbaut, kann nur Loben nicht meckern.
Sie würde übrigens zur Auschreibung The Good, The Bad and the Ugly - Das böse Gute passen.
Heute leider schon Einsendeschluss- vielleicht schaffst du es noch

LG
Bernhard

 

Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen. Ich wusste zwar nicht was eine Drud ist (habs auch nicht gegoogelt, absichtlich) aber in deiner Erzählung kommt gerade so viel rüber um sich selbst Gedanken zu machen.

Ist sie nun wirklich weiterhin besessen, obwohl der Gutssohn tot ist, oder ist es sie selbst, die weiter wütet. Ich will es gar nicht wissen, sondern ich lasse meine Phantasie spielen und das macht Spaß :)

Der angenehme Gruselfaktor ist auch wunderbar! Der einfache, bäuerliche Erzählstil der Prot. passt super :)

Grüße Zz.

 

Hallo Spec!

Vielen Dank, freut mich, dass die geschcihte als Wiedereinstieg gut angekommen ist :)

Jaaaa.... also die Szene in der die Drud selber auftaucht hat mir schon Kopfzerbrechen bereitet, weil sie tatsächlich ziemlich Schema-F-mässig ist. Naja, die Lehmklumpen ... ich wollte eben sicher gehen dass der Mord auch als solcher verstanden wird. Aber die Gründe der Prot für ihr Sehnen sind mir wichtig, da werde ich dann mal noch ein bisschen dran feilen.

Süddeutsch? Ja sehr ... die machen mir einfach Spass. Die können so pathoslos wirklich alles sagen :) Das hats mir schon in NAchtgjaid leicht gemacht.

Hab schon eine neue Geschichte im Köpfchen spuken, hoffe also auch sehr, dass es nicht wieder 2 Jahre dauert :D

Grüße zurück!

Hi Bernhard!

Danke für das Lob ohne Meckern!
Den Einsendeschluss hab ich natürlich mal wieder nicht geschafft ... Muss wirklich wieder öfter vorbei schauen!

lg!

Hi ZontableZz!

Auch dir vielen Dank fürs Kommentieren und gut finden!
Druden finde ich klasse, weil sie zwar Fantasy, oder eben vllt doch eher rein psychologische Phänomene sind. Und das schon lange vor Freud :)

lg!

 

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