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Tut das weh?

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14.08.2008
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Tut das weh?

Die Nacht rückt nahe an die kalte Ziegelmauer und drängt mich in den Eingangsbereich zurück. Ich bin selbst schuld. Es gab genug andere Möglichkeiten in der Altstadt, wo hunderte Menschen am Wochenende die Nacht zum Tag machen. Aber ich habe das Kabarett im alten Wasserturm vorgeschlagen, am Rand des Landesgartenschaugeländes, wohin sich nachts außer Fledermäusen und Wildschweinen nur Menschen verirren, denen ich nicht begegnen möchte.
„Haben Sie schon eine Eintrittskarte?“, fragt der Türsteher, ich winke mit den beiden hellblauen Schnipseln, lasse sie wieder in der Tasche verschwinden, bevor er sie einreißen kann.
„Ich warte noch auf jemanden.“
„In zehn Minuten beginnt das Programm, danach kann ich Sie nicht mehr hereinlassen.“
Ich nicke geistesabwesend und suche einen Platz im Licht, wo ich ihm nicht im Weg stehe. Christian hat mich noch nie versetzt. Nicht beim Umzug, als er der einzige war, der mir half und all die großen Kisten allein trug. Nicht vor Gericht, obwohl er seine Aussage längst gemacht hatte und als Zeuge entlassen war.

„Wenn ich noch einmal jemanden sehe, der dich fotografiert, bekommt er es mit mir zu tun.“
„Lass gut sein“, beschwichtigte ich ihn. „Das Kind ist längst in den Brunnen gefallen.“
Er war so wütend, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. Das feine, helle Gesicht fleckig vor Zorn zerknüllte er die Zeitungsseite und schleuderte sie über den Mülleimer hinaus.
„Stell dir vor“, kicherte ich, „jeder, der ins Rathaus kommt wird sich fragen: 'Diese Frau John im Bürgerbüro, ist das jetzt die hübsche Iris J. von der Stadtverwaltung, die beim Rotwildgehege vergewaltigt und brutal niedergestochen wurde?'."
Christian war fassungslos. „Du lachst noch darüber?"
„Mein Psychotherapeut hat mir gute Antidepressiva verschrieben. Mirtazapin. Könnte dir auch nicht schaden.“
Dann wurde ich in den Gerichtssaal gerufen, und Christian zog sich diskret zurück.

Sich zurück zu nehmen ist etwas, das er bis zur Perfektion beherrscht. Bei der ersten Befragung war von seiner Präsenz so wenig spürbar gewesen, dass ich mir bei halbgeschlossenen Augen vorstellen konnte, ich säße in einem leeren Zimmer und erzählte meine Geschichte nur dem Ficus zwischen den Fenstern. So verzichtete ich darauf, bei weiteren Terminen mit einer Frau zu sprechen. Ich wollte niemanden, der mich mitleidig ansah und verständnisvoll nickte, keine Frage nach Taschentüchern und Pausen. Bei diesem Mann, der sich unsichtbar machen konnte, fühlte ich mich sicher.
"Ich habe mich auf dem Open Air nicht wohl gefühlt. Die Musik war schlecht, es war zu laut, zu viele Leute, deswegen wollte ich nicht bis Mitternacht auf den Sonderbus warten." - "Ich habe das Gelände allein verlassen. Zumindest habe ich nicht bemerkt, dass mir jemand folgt." - "Ich bin früher oft nachts im Wald spazieren gegangen, wenn ich nicht schlafen konnte. Auch länger als eine Stunde. Ich finde ... ich fand das schön."
"Es tut mir leid, dass ich Sie das fragen muss -" Der Bleistift, der bis dahin ruhig in Christians Hand gelegen hatte, begann nervös zu tänzeln. "- aber Herr Krystufek behauptet, dass nur Herr Beyer ... also, dass dieser der Alleintäter sei, und dass Sie, Frau John, und Herr Krystufek einvernehmlich ..."
Einvernehmlich Geschlechtsverkehr vollzogen.
Mir war, als würde mein Inneres implodieren, und sämtliche Gedärme mit sich in ein schwarzes Loch reißen, in dem es nach kaltem Rauch und alter Lederkleidung stank. Ich hörte eine Stimme von irgendwo antworten, wo ich bis vor kurzem noch selbst gewesen war, und über Dinge berichten, die einer Iris John passiert waren.
Als Christian den Termin beendete, wunderte ich mich, dass es immer noch meine Füße waren, die den Boden berührten. Violettes Linoleum, kein graubraunes Buchenlaub.

„Ihre Verabredung hat Sie wohl vergessen?“, fragt der Türsteher mitleidig, bevor er die schweren Eichenflügel schließt und das Licht mitnimmt. Ich lehne mich an das dunkle, warme Holz. Nachtfalter trommeln mit ihren Flügeln ein leises Stakkato gegen die trübe, im Türstock eingelassene Glühbirne.
Der letzte Bus ist längst gefahren. Ich werde nach Hause laufen müssen: durch die schlecht beleuchtete Grünanlage, oder einen Umweg von vierzig Minuten in Kauf nehmen. Ich hatte vollmundig behauptet, es mache mir nichts aus, allein in der Dunkelheit, ich ginge jeden Abend im Volksgarten spazieren. Ich hatte dabei verschwiegen, dass ich mich nie weiter als fünfzehn Meter vom Eingang weg wagte, mit zugeschnürter Kehle und schweißnassen Händen.
Bestimmt kommt er von der anderen Seite und findet die Zufahrt nicht. Ich umrunde den alten Wasserturm, überquere die von ausladenden Ulmen gesäumte Allee, den unbeleuchteten Parkplatz, die Nacht streckt ihre Finger nach mir aus, ein Schatten rast auf mich zu und kurvt in letzter Sekunde vorbei. Ich schreie spitz und flüchte zur Glühbirne zurück, mein Puls jagt.
Du stehst hier im Dunkeln, und du stirbst nicht daran. Sieh mal, wie mutig du bist, vor einem halben Jahr war das nicht möglich. Nur eine Fledermaus, sie hatte mehr Angst als du.
Mantras gegen die Dämonen, die sich widerwillig zurückziehen. Wo zum Teufel bleibt Christian?

Nach Abschluss der Ermittlungen suchte er mich wegen eines anderen Falls im Bürgerbüro auf. Er bewegte sich so steif wie Robocop und konnte kaum den Aktenstapel tragen, den ich ihm aushändigte.
"Ne Zerrung beim Schwimmtraining", meinte er, als ich ihn fragte. "Das wird von allein wieder."
Ich bestand dennoch darauf, die Papiere für ihn zum Wagen zu tragen. Ächzend ließ er sich hinters Lenkrad fallen, er konnte den Kopf kaum bewegen.
„Ich kann Sie massieren“, schlug ich vor. „Ich mache schon nichts kaputt“, schob ich nach, „meine Schwester ist Physiotherapeutin, sie hat es mir beigebracht.“
„Ich weiß nicht.“ Christian zögerte.
„So können Sie nicht Auto fahren“, drängte ich, und schließlich willigte er ein.
Sein Körper sperrte sich erst gegen meine Berührung, spannte an, wo er sich lockern sollte, wollte dem Druck der Fingerkuppen nicht folgen. Ich setzte weiter oben an, vergrub die Hände im aschbraunen Haar, umkreiste die schmalen Kiefer, die großen Ohren.
„Beißen Sie die Zähne nicht so zusammen“, rügte ich ihn. „So wird das nie besser!“
In einem Anflug alberner Boshaftigkeit beschloss ich, ihn zu ärgern, und hielt mich besonders lange oberhalb des siebten Halswirbels auf, wo, wie meine Schwester behauptet hatte, Reflexpunkte für empfindliche Beckenorgane sitzen sollten. Hinter der Nackenstütze in Sicherheit genoss ich, wie er endlich losließ und weich wurde. Er rollte den Kopf einmal nach links und rechts, als ich von der Rückbank schlüpfte, lächelte er zum ersten Mal, seit ich ihn kannte.
"Ich bin Ihnen was schuldig."
"Kostet eine Tüte Salmiaklakritze. Wenn sie es mal wieder mit dem Training übertreiben - Sie wissen ja, wo Sie mich finden."
Danach trafen wir uns regelmäßig, und noch nie ist Christian zu spät gekommen. Bis auf heute.

Er tritt von hinten an mich heran und berührt mich leicht an der Schulter. Als er das das erste Mal machte, rammte ich ihm den Ellenbogen in den Bauch, inzwischen erkenne ich ihn, lange bevor er mich berührt. Sein Geruch – er ist einer der wenigen Männer, die wissen, wie viel Aftershave genug ist – und das Geräusch seiner Schritte, er stößt mit den Zehen kräftig nach, was den Schotter wegspringen lässt.
„Du kommst zu spät“, sage ich. „Das Kabarett hat schon begonnen. Sie lassen uns nicht mehr rein.“
„Tut mir Leid“, meint Christian zerknirscht. „Ich habe den Wasserturm auf der anderen Seite des Parks gesucht. Was machen wir jetzt mit dem angefangenen Abend?“
Mir fällt spontan nichts ein, andere würden in diesem Fall „zu mir oder zu dir“ fragen und die gewonnenen Stunden im Bett verbringen. Christian hat bisher nichts dergleichen angedeutet. Wie lange es bei uns wohl mit Händchenhalten und Küssen noch gut gehen kann?
„Wir könnten einen Spaziergang machen“, schlage ich rasch vor, dann fallen mir die vielen unbeleuchteten Ecken auf dem Gartenschaugelände ein, die Berber, die betrunken im spanischen Pavillon nächtigen. Aber nachdem ich mich einmal vorgewagt habe, möchte ich keinen Rückzieher mehr machen. Ohne seine Antwort abzuwarten, hake ich ihn unter und schleppe ihn zum Eingang.

Baumschatten lecken an meinem Gesicht, niedere Zweige klammern an den Armen, unter Ruhebänken und zwischen Hecken hervor, aus allen Ritzen und Löchern glotzt die Dunkelheit. Wir biegen in einen Seitenweg zur Hauptwiese oberhalb des Sees im Zentrum des Geländes ein. Ich kann Christian nicht mehr sehen, ziehe ihn an mich, bis ich seine Hüfte an meiner spüre, er legt mir den Arm um die Schulter und ich bin ihm dankbar, dass er jetzt nicht versucht, mich zu küssen.
„Betreten verboten“, entziffere ich das Schild am Rand der Grasfläche. „Was machen Sie, Herr Kriminalkommissar, wenn ich es trotzdem tue?“ Damit ziehe ich die Sandalen aus und renne mitten ins schwarzblaue Grün.
„Ich fordere Verstärkung an, und wir kreisen die Verdächtige ein!“
„Bis dahin bin ich weg!“, rufe ich übermütig über die Schulter, schlage ein paar Haken, überquere den Uferweg und krieche unter die Kuppel einer niedrigen Trauerweide. Er erreicht ebenfalls den gewalzten Erdpfad, wendet sich dort nach links. Seine Schritte entfernen sich. Ich lehne mich an den Stamm der Weide, sie ist noch warm vom Tag, ihre Rinde weich und glatt wie Haut. Zwischen den Zweigen schimmert wie graue Seide der See hindurch. Ich rutsche bis ans Wasser vor, neckisch umleckt es meine Zehen wie ein junger Hund.
Jemand schiebt den Zweigvorhang zur Seite, Christian hockt sich neben mich. Legt wieder den Arm um meine Schulter, die Daumenkuppe streicht mit wenig Druck unter dem kurzen Blusenärmel die Achsel hinauf. Er umkreist die Schlüsselbeinspitze, streicht sacht über das leicht erhabene Muttermal und verharrt auf der Schulterhöhe, gerade lang genug um den Eindruck einer taktilen Frage zu hinterlassen. Habe ich ihm je gesagt, wie sehr ich diese verhaltenen Annäherungen mag?
Ich antworte, indem ich mit beiden Händen sein Gesicht herumdrehe. Er schmeckt nach Zimtkaugummi, seine zärtlich zwischen meine Zähne stoßende Zunge hinterlässt ein Brennen auf meinen Lippen, das von mehr herrührt als seiner Vorliebe für eingelegte Pepperoni. Alle Nervenimpulse sammeln sich in den wenigen Quadratzentimetern Haut, die nach immer neuen Begegnungen mit Christians Mund gieren. Sein Geruch weckt einen bisher nie gekannten Hunger in mir, wie ferngesteuert finden meine Hände den Weg unter sein T-Shirt, ertasten Haut und Haar. Verwirrt über das, was der Kuss in mir ausgelöst hat, ziehe ich mich zurück.
Er ordnet entschuldigend lächelnd meine zerzausten Locken. "Sag mal ..." Er zögert, dann weicht er aus. "Diese Tätowierung - der Davidstern - hat der eine besondere Bedeutung für dich?"
"Habe ich nicht erzählt, dass ich Jüdin bin?" Ich weiß genau, dass ich es verschwiegen habe, um betretener Stille wegen des Großvaters mit der Nummer auf dem Unterarm oder Diskussionen über den politischen Status Jerusalems zu entgehen.
"Glaubst du daran?", fragt er stattdessen. "Was in der Bibel steht, und an den alten Mann in den Wolken und so?"
"Ich glaube, dass du auf etwas anderes hinaus wolltest. Und dass du um den heißen Brei herum redest."
Er lacht, verlegen. „Ja, … ich wollte dich fragen, ob ... ob wir es uns nicht bei mir gemütlich machen wollen.“
Mein Schweigen fällt zwischen uns wie ein Bleiklotz. Natürlich. Selbst schuld, warum konnte ich nicht bei Jerusalem und dem lieben Gott bleiben! Irgendwann schon, liegt mir auf der Zunge. In einer Woche, einem Monat, wenn ich alt und dement bin und alles vergessen habe. Die Gedanken stolpern orientierungslos durcheinander.
"Tut mir Leid, vergiss es. War nur so eine Idee."
Ich kratze die Grasnarbe zwischen meinen Füßen auf. Kuss Haut Hunger. Die Dämonen stehe fernab, und warten, wie ich mich entscheide.
Ich springe auf und ziehe ihn hoch. "Wo steht dein Wagen?"

Wenn mein Enthusiasmus ihn überrascht, verbirgt Christian es gut. Während der ganzen Fahrt strahlt er wie ein kleiner Junge, der unterm Christbaum die lang ersehnte elektrische Eisenbahn auspackt. Ich rutsche tief in den Beifahrersitz, kraule mit der Linken beiläufig sein Knie und versuche, mir das Auspacken vorzustellen.
Und was, wenn es weh tut?
Kaum hat Christian die Wohnungstür aufgeschlossen, entschuldige ich mich für einen Moment. Mitten im Bad lasse ich die Hose herunter und versuche, mir seine Hände auf den Oberschenkeln vorzustellen. Kein Bild, keine Vorstellung angenehmer körperlicher Regung lässt sich herbeirufen.
„Glaub bloß nicht, was du in Filmen siehst“, hatte meine frühreife Schwester mich gewarnt, als ich das Alter erreicht hatte, in dem sie meinte, man sammle gemeinhin seine ersten Erfahrungen. „Sechs, sieben Minuten, wenn er gut ist, zehn. Spätestens dann ist alles gegessen.“
Ich ziehe die Hose wieder an, zehn Minuten lassen sich aushalten. Iris stellt sich für eine Weile zur Verfügung. Christian muss es spüren und sich mies dabei vorkommen.
Verzweifelt lasse ich mich auf die Toilette fallen. Warum musste ich ein Spätzünder sein! Warum musste Krystufek mein erster Mann sein, warum hatte ich keine angenehme Erinnerung, auf die ich zurückgreifen konnte! Warum hatte ich heute Abend so lange gewartet, warum hatte ich ihm das Du angeboten, warum hatte ich abgelehnt, als er anbot, ich könnte meine Aussage bei einer Kriminalbeamtin zu Ende führen, ...
„Iris, ist alles in Ordnung?“
„Ja, klar“, stottere ich, während ich aufschließe.
Ein erfahrener Polizistenblick genügt. Er schüttelt mit einem traurig schnaufenden Lacher den Kopf, und muss nicht aussprechen, was wir beide wissen.
Er tritt zurück, ich drücke mich in dem schmalen Korridor an ihm vorbei, kann nicht verhindern, ihn zu streifen. Sein Geruch, mildsäuerlich, weckt sofort die vertrauten Gefühle, die nichts mit meinen Alpträumen gemein haben. Verunsichert bleibe ich stehen, versperre nun Christian den Weg. Wie würde es sein, seine festen Schwimmerhände auf meinen Beinen?

Ich fasse ihn an den Handgelenken, ziehe ihn näher, lege seine Hände auf meine Hüften. Küsse seinen abendbartrauen Hals, den tiefen Kinnwinkel, die geschlossenen Lider über den wasserhellen Augen. Lasse die Fingerkuppen wieder über den weichen Flaum um den Bauchnabel streichen, weiter nach oben wandern, zu den Brustwarzen.
Er verharrt einen Moment regungslos, überrascht. Dann machen seine Hände sich selbständig, krabbeln wie tausend Ameisen durch mein Haar, den Rücken hinunter und über den schmalen Streifen Haut zwischen Bluse und Hosenbund. Mit fragendem Blick verharrt er auf der Knopfleiste, ich schiebe ihn ein wenig zurück, und öffne sie selbst, und lasse mir von ihm das Leinen von den Schultern streicheln.
Seine Lippen gleiten heiß meinen Kehlkopf hinunter, verharren wenige Augenblicke in der Halskuhle, bevor sie die Brüste streifen, oder vielmehr das, was Krystufek und Beyer davon übrig gelassen haben.
"Nicht ..."
"Was ist?", flüstert er. "Tut das weh?"
"Nein, das ist schön, aber ..."
Bevor ich protestieren kann, hat Christian den BH geöffnet und den gnädig verhüllenden Stoff zur Seite geschoben. Mir bleibt nichts übrig als stocksteif zu warten, bis er sich angeekelt abwenden wird. Er streicht zärtlich über die sternförmige Narbe rechts, sie werden dort nie wieder etwas empfinden hatte der Chirurg noch gesagt, tut mir Leid, die Nerven sind hinüber, doch schon auf dem Brustbein sind sie eindeutig da, die Empfindungen, warm, wärmer, als seine Lippen die linke Mamille umschließen, wird es ganz heiß. Alles Blut aus dem Großhirn sammelt sich im Becken, und dorthin wandert auch Christians Kopf. Ich drücke ihn weg und knie zu ihm auf den Boden.
„Hat das weh getan?", fragt er, wieder mit diesem Weihnachtsgesicht.
„Nein“, stoße ich hervor. „Zieh dich aus. T-Shirt und Hose. Nein, die Unterhose anlassen. Leg dich auf den Rücken, so ist es gut.“
Er gehorcht erstaunt, ich knie über seine Beine, vorsichtig, um ihn nicht mit meinem Gewicht zu belasten, und beginne ihn mit kleinen Bewegungen vom Schlüsselbein an abwärts zu massieren.
„Iris“, lacht er, „das ist …“
Ich bin an der Flanke angekommen, arbeite mich vor zu Hüftknochen und Schambein, wo die großen Bauchmuskeln ansetzen. Ich fasse unter den Slip und streiche mit sanftem Druck ihre Ansätze lang. Christian sagt nichts mehr, er atmet tiefer, angespannt und entspannt zugleich. Ich drehe mich um, hocke nun rücklings auf seinem Bauch und widme mich den Oberschenkeln, erst kräftig die Außenseite, dann, zarter, die empfindliche Innenhaut. Die Unterhose spannt über der rasch größer werdenden Schwellung, ich ignoriere sie und nehme die Muskelursprünge an der tiefsten Stelle zwischen den Beinen in Angriff. Christian hat seinerseits begonnen, mein Gesäß zu kneten, wenig professionell, doch das tut dem Pochen in meinem Schoß keinen Abbruch. Quälend langsam findet er den Weg zum Bauch und in die Hose, zur Klitoris, ohne Druck, mehr die Ahnung einer Berührung. Meinen Kopf erfüllt eine angenehme Leere, ich werde schwach und meine, gleich wie warme Butter über seine Finger zu laufen. Ich spüre, wie ich nass werde, und hoffe, Christian merkt es nicht, doch im Gegenteil scheint ihn das nur anzuspornen, er versucht zu den Schamlippen vorzudringen, wird jedoch von der Hose behindert.
„Komm, zieh sie aus.“
Ich stehe rasch auf und streife Hose und Unterhose herunter, und knie mich über ihn. Sein inzwischen befreites Glied drückt gegen meinen Po, den ich kurz anhebe, um einen Blick zu riskieren.
Es ist viel zu groß, wie soll das nur passen? Ich verdränge den Gedanken, schiebe mich rücklings über es, dann ist es schon in mir. Nur langsam dringt in mein Bewusstsein, dass das fremde, große, heiße Ding in mir und der Mann, den ich liebe, zusammengehören. Christian vor mir, unter mir, in mir.
Tut es weh? Nein, eigentlich nicht. Eigentlich will ich ihn noch tiefer in mir spüren. Ich dränge so tief wie möglich auf ihn. Er liebkost mit flatternden Fingern Schenkel, Bauch und Brüste, fragend, bittend, einladend, bis mein Körper sich verselbstständigt und in süßen rhythmischen Zuckungen alles aufsaugt, was er zu geben bereit ist.
Eine Weile bleibe ich noch auf ihm hocken, um die langsam weicher werdende Wärme in mir zu genießen. Dann schiebt Christian mich vorsichtig von sich, und ich rolle neben ihm auf den Teppich. Träge streichelt er mein Haar, dreht es in Locken um den Zeigefinger.
„Du bist so schön, wenn du kommst“, murmelt er. „Ich möchte das öfter sehen.“
Ich bette meinen Kopf auf seiner Brust und lausche seinem Herzen. Im Gegensatz zu meinem schlägt es langsam, gleichmütig, als sei unsere wechselseitige Befriedigung das Selbstverständlichste auf der Welt.
„Wenn du magst“, flüstere ich, „darfst du mir gerne noch einmal nicht wehtun.“

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Diese Geschichte wurde in einem Copywrite von Makita aufgegriffen: Auszeit

 

Hallo Pardus,

eine nette Geschichte präsentierst du uns hier. Einer Frau geschieht etwas Schreckliches, und zwischen ihr und dem den Fall bearbeitenden Polizisten funkts. Sie ist traumatisiert und hat ihre Probleme damit. Am Ende jedoch lässt sie ihn dann doch ran.

Ein schöner Stoff für eine Geschichte, eigentlich. Man kann viel daraus machen.

Leider wirkt deine Umsetzung des Stoffes sehr farblos und ebenso lieblos auf mich. Deine Charakrere leben nicht. Es ist schwer, so etwas in der ersten Person zu erzählen, das sehe ich ein. Warum hast du diese Form gewählt?

Der Polizist bleibt ein Schemen, wenn er ihr so wichtig ist, warum erzählt sie dann nicht mehr von ihm? Begegnungen, Gefühle, alles wäre hier wichtig.

Sie selbst ist ebenso farblos. Du versuchst, durch einige Szenen Charakter in sie zu bekommen, aber die Art, wie du es machst, ist so ... distanziert. So beobachtend. Als würde sie nicht von sich erzählen, sondern von jemand anderem.

Oft hatte ich, und ich weiß nicht, weshalb, den Eindruck, die Erzählerin wäre keine Frau. Frage mich nicht, wie ich darauf komme, es ist nur ein Eindruck von mir.

Schöne Grüße,

yours

 

Hallo yours truly,

mit einer so schnellen Reaktion hatte ich nicht gerechnet - danke erst mal!

Werde ich also versuchen, den Figuren mehr Leben einzuhauchen. Allerdings bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich den distanzierten Stil wirklich aufgeben möchte. Ich denke, zu einer vergewaltigten Frau passt er gut, da sie sich, um sich sicher zu fühlen, Gefühle eher vom Leib hält.

Schade, dass Du nicht genau bennen kannst, warum die Erzählerin nicht wie eine Frau wirkt. Gerade diese Bemerkung macht mich neugierig.

Einen schönen Morgen noch,

Pardus

 
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Hallo Pardus!

Ich bin selbst Schuld.
schuld
„Haben Sie schon eine Eintrittskarte?“ fragt der Türsteher
Komma vor "fragt". Überhaupt sind einige Fehler bezüglich wörtlicher Rede und Kommasetzung in der Geschichte, ich werd jetzt aber nicht jeden einzelnen auflisten, da musst du dann selber mal schauen.
nur um anschließen mit dem Behördenleiter,
anschließend
„Stell dir vor“, giggelte ich, „jeder, der ins Rathaus kommt, wird sich fragen, diese Frau John im Bürgerbüro, ist das jetzt die hübsche Iris J. von der Stadtverwaltung, die beim Rotwildgehege vergewaltigt und brutal niedergestochen wurde“, äffte ich die geheuchelte Betroffenheit des Boulevards nach.
Die Stelle find ich eher ungelungen. Zwei Dinge, die ineinander übergehen, einerseits giggelt sie, und gleichzeitig soll das den Ton der Klatschpresse nachmachen. Albernheit und geheuchelte Betroffenheit passen für mich nicht zusammen.
„die meisten Ihrer Fragen hätten Sie sich bei genauem Studium des Spurenlage,
der Spurenanlage
„Herr Kriminalkommissar Fauser“, Bosmann hackte diktatorisch mit dem Bleistift auf die Tischplatte, wobei die Spitze abbrach. „Noch bestimme ich, wann die Befragung zu Ende ist.“
Das wird so oft gemacht. "Herr Kriminalkommissar Fauser." Bosmann hackte diktatorisch ... Oder von mir aus: „Herr Kriminalkommissar Fauser“, Bosmann hackte diktatorisch mit dem Bleistift auf die Tischplatte, wobei die Spitze abbrach, „noch bestimme ich, wann die Befragung zu Ende ist.“ Aber durch das Klopfen mit dem Bleistift wird ja keine Sprache erzeugt, deshalb passt es nicht, so wie es jetzt ist.
dass das keine Asservate sind, sondern Menschen“, er brach abrupt ab.
Dito. dass das keine Asservate sind, sondern Menschen.“ Er brach abrupt ab.
und starre in die trübe, von Nachtfaltern umschwirrte im Türstock eingelassene Glühbirne.
Zu viele Beschreibungen für die Glühbirne, da wird der Satz sprachlich ziemlicher Murks, auch wenn es ein stimmiges Bild ergibt. Ich würde da irgendwas mogeln, mehr Sätze draus machen oder das anders verpacken, schauen, welche Information du wirklich brauchst und welche nicht.
Schließlich willigte er ein und quälte sich hinters Lenkrad, während ich hinter ihm auf der Rückbank Platz nahm.
Ich hab ja nix gegen Wortwiederholungen, aber sie müssen schon gut klingen. Ist hier nicht der Fall. Es reicht doch, wenn du schreibst, dass sie auf der Rückbank Platz nimmt, man kann sich dann schon denken, dass sie das nicht auf der Beifahrerseite tut sondern hinter ihm.
Er rollte den Kopf einmal nach links und rechts, als ich auf den Beifahrersitz schlüpfte, lächelte er zum ersten Mal, seit ich ihn kannte.
Stimmt so nicht. Er rollte den Kopf einmal nach links und rechts, als ich auf den Beifahrersitz schlüpfte und lächelte zum ersten Mal, seit ich ihn kannte.
wie lange es nur mit Händchen halten und Küssen noch gut gehen kann.
Händchenhalten. Und: das "nur" ist doch überflüssig, kannst du streichen. Du solltest auch nochmal ein paar Füllwörter ausmerzen, viele Sätze werden dadurch unverständlich und der Lesefluss wird gestört.
„Allerdings“, relativiere ich, „wenn wir einem Wildschwein begegnen …“
„Nicht in dieser Jahreszeit“, wiegelt er ab, hakt mich unter und schleppt mich zum Eingang.
Ich find das bisschen albern, dieses "Ich muss unbedingt ein Synonym für sagen finden". Klar ist es doof, wenn immer nur "sagte er, sagte sie" bei der wörtlichen Rede auftaucht, aber andersrum sollte man es auch nicht übertreiben. Wird sonst unglaubwürdig.
Ich lehne an den Stamm der Weide,
Ich lehne mich
Christian hockt neben mich.
hockt sich
„Komm, massier mich ein bisschen.“
„Dehnst du dich nie vor dem Sport?“ stichle ich.
„Du machst das einfach so gut.“
Ah nee, das find ich auch albern. ;) Diese ganze Massage-Nummer wird für mein Empfinden etwas überstrapaziert.
Ich heiße ihn vor mich zwischen meine Beine sitzen,
Hä? Also ich versteh schon, aber trotzdem, hast du da irgendwie aus Versehen auf die Löschtaste gedrückt oder so? :p Vielleicht: Ich bedeute ihm, sich vor mich zwischen meine Beine zu setzen,
schiebedas T-Shirt bis zu den Schultern hoch
Siehst du selber. ;)
Seine angewinkelten Beine treffen im Wasser meine, unsere Zehen umhakeln einander wie schüchterne Teenager.
„Ich wollte dich schon lange etwas fragen“, nuschelt Christian zwischen den Knien hervor. „Warum massierst du nie Bauch und Brust?“
Jaa. Da will einer möglichst schnell zum Schluss kommen, hab ich das Gefühl, und ich hab da eher den Autor als Christian im Verdacht. Ehm, klar, die Geschichte sollte sich jetzt nicht unnötig in die Länge strecken, aber bisschen ungeschickt ist das. Wieder diese Massage-Nummer, was ich zu dick aufgetragen finde, aber das hab ich ja schon gesagt.
Und noch was: Was ist das für ein schräges Bild? Die sitzen am See, sie massiert ihm den Rücken, aber gleichzeitig haben sie die Beine im Wasser, das auch noch angewinkelt und sie berühren sich. Und das beste: Er sitzt zwischen ihren Beinen? Na das zeig mir mal.
Das, worauf es zwischen Mann und Frau letztlich immer hinaus läuft.
hinausläuft
Ich springe auf und ziehe ihn hoch. „Fahren wir zu dir oder zu mir?“
Ein einfaches "Zu dir oder zu mir?" fände ich passender.
„Lüg mich nicht an“, konstatiert er lakonisch. „Du hast Angst.“ Er schüttelt mit einem schnaufenden Lacher den Kopf. „Dass es weh tut. Davor, die Kontrolle zu verlieren. Vor deiner Angst. Angst vor der Angst.“
„Egal, lass mich gehen, bitte …“ Ich will mich zwischen ihm und dem Türrahmen vorbeidrücken, doch er drängt mich zurück.
„Bevor du gehst, einen kleinen Gefallen noch … sag, tut das weh?“
Find ich bisschen krass, wie er da rangeht. Also, ich kann mir das nicht vorstellen, klar, letztlich ist es okay für sie und ich würde mich auch vor einem Vergewaltigungvorwurf hüten, aber würde er das wirklich machen? So dermaßen rangehen, bei ihrer Reaktion? Würde ich überdenken, da kommen sonst wirklich noch ein paar Moralaposteln und es gibt ne riesen Diskussion, versprochen. ;)
Ich folge ihr, erst zögern, dann zunehmend neugieriger.
zögernd
als seine Lippen die linke Mammille umschließen,
Mamille
und der Mann, den ich liebe zusammen gehören.
und der Mann, den ich liebe, zusammengehören. Boah, den letzten Absatz musst du dringend nochmal nach Wirrheit und fehlenden Kommas durchsuchen, ich werde da jetzt nicht jeden Satz zitieren. Aber das ist wirklich ein Durcheinander da:
eigentlich will ich noch mehr von ihm in mir, will ihn mich hineinziehen, festhalten, in meinem Herz und in meinem Körper wird eins.
Vor allem zu viel ihm/ihn/mir/mich usw. eigentlich will ich noch mehr, will ihn in mich hineinziehen, festhalten Und den letzten Teil des Satzes kann ich nicht korrigieren, da ich den echt nicht kapiere. :D

Trotz der Kritik, mir hats gefallen. Was ich verbessern würde hab ich ja schon gesagt, jetzt kommt das Lob! Ich finde es super, dass deine Protagonistin weder weinerlich noch selbstmitleidig ist, trotzdem sie vergewaltigt wurde. Viele Geschichten darüber sind unerträglich zu lesen, weil viele Autoren meinen, auf die Tränendrüse drücken zu müssen, um den Leser mitleiden zu lassen, und erreichen genau das Gegenteil. Ich leide da nur, indem ich den Text lese. Ich finde die Frauenperspektive auch sehr glaubwürdig, kann mich da yours nicht anschließen. Überhaupt ihr ganzes Verhalten: die Distanziertheit, die Rationalität, selbst am Ende dann. Ich habe zwar kein Mitleid mit der Protagonistin, aber das finde ich auch okay so, ich muss nicht mit jemandem Mitleid haben, dem Schreckliches widerfahren ist, um die Figur mögen zu können. Insofern: super.
Der Titel gefällt mir auch, gerade wegen der Zweideutigkeit, von der ich nicht weiß, ob du sie beabsichtigt hast.
Meiner Meinung nach musst du nur noch am Textlichen arbeiten und Christian wie gesagt, da würde ich auch nochmal ran. Ansonsten: gern gelesen.

Viel Spaß noch im Forum!

strudel

 

Hallo apfelstrudel,

vielen Dank für Deine Kritik. Peinlich, dass sich da noch so viele Fehler eingeschlichen haben.

"Spurenanlage" - das Wort kenn ich nicht. Was soll das sein? Spurenlage ist ein Terminus in der Polizeisprache und bezeichnet die Gesammtsituation der Spuren am Tat- bzw. Fundort, so wie man sie beim ersten Eintreffen vorfindet.

Jedenfalls ist mit Deinen Korrekturvorschlägen ein weiterer langweiliger Sonntagabend gerettet ;).

Gruß und schönes Wochenende noch

Pardus

 

"Spurenanlage" - das Wort kenn ich nicht. Was soll das sein? Spurenlage ist ein Terminus in der Polizeisprache und bezeichnet die Gesammtsituation der Spuren am Tat- bzw. Fundort, so wie man sie beim ersten Eintreffen vorfindet.
Ja mein ich doch. :D Hab mich vertippt, verlesen, wasweißich.

 

Hallo,

hab die Geschichte eben nochmal gelesen und muss meinen Kritikpunkt "wirkt nicht wie ne Frau" zurücknehmen. Die neue Fassung kommt sehr viel weiblicher daher und gefällt mir insgesamt auch sehr viel besser.

Schöne Grüße,

yours

 

Hallo yours truly,

freut mich, dass Du dir die Mühe gemacht hast, die Korrektur nachzulesen. Und noch mehr natürlich, dass sie Dir gefällt. (Eine "nette" Geschichte, vernichtender ging es nicht - klar, dass ich mich da nur noch steigern konnte ;). )

Es gibt, nach apfelstrudels Kritik, übrigens schon wieder eine Korrektur der Korrektur :P. Ich hoffe, sie findet ebenfalls Dein placet.

Hallo apfelstrudel nochmal,

ich hab zwar die Massageszene am See gestrichen, aber nur zu Deiner Anmerkung, welche anatomischen Verrenkungen die Prots ausführen:

Wenn Du mit gekrätschten Beinen auf dem Boden sitzt, kann jemand zwischen Deinen Beinen hocken, und Du kannst ihm prima den Rücken massieren. Wenn die Person vor Dir die Knie angewinkelt hat, und Du Deine Beine gestreckt, können sich dabei eure Füße berühren :klug:.

Gruß und schöne Woche euch,
Pardus

 

hallo pardus,
ich las deine geschichte vor ein paar tagen das erste mal, heute morgen dann erneut. mein erster eindruck war, dass ich mich wunderte, dass das eine romantische geschichte sein soll. besonders der anfang irriterte mich da.
ich rätselte worauf die szenerie hinauslaufen soll. ein kritikpunkt zwischendurch, bevor ich ihn vergesse: krystufer und beyer. also einer hat sie vergewaltigt, aber der andere? erstens weiß ich nicht wo das problem mit dem anderen liegt, und zweitens finde ich nur schlechte erfahrungen ein bisschen zu viel. da würde eins reichen.
je mehr ich rätselte und die geschichte mich von der romantik wegführte, desto angenehmer empfand ich nachher den schwenk zurück, zu der nähe und ihrer persönlichen aufarbeitung.
die stelle mit dem massieren hat mir sehr gut gefallen, vor allem auch ihre begründung, warum sie das gerne macht.
zum schluss die beschreibung ihrer narben und ihrer angst vor ablehnung. ich finde, als laie, du hast die schwierigkeiten gut benannt und sie souverän beschrieben.
gerne gelesen
kubus

 

Hallo kubus,

danke für Deine Kritik.

krystufer und beyer. also einer hat sie vergewaltigt, aber der andere?

Beide haben sie vergewaltigt, sie waren eben zu zweit.

zweitens finde ich nur schlechte erfahrungen ein bisschen zu viel.

Als sie auf dem Klo hockt, denkt sie drüber nach, dass sie ein Spätzünder ist. Das heißt, vorher war nix anderes. Kommt in der Realität übrigens gar nicht so selten vor, dass jemand seine ersten sexuellen Kontakte mit Mitte, Ende zwanzig hat.

Ansonsten: schön, dass es Dir gefallen hat.

LG
Pardus

 

Hallo Pardus!

Da mich deine Schreibe durchaus beeindruckt, gibt's gleich noch 'nen Kommentar.
In diesem Text sind noch einige Kleinigkeiten drin, die nicht ganz ordentlich sind (vergessene Kommas, Fragezeichen ...) , aber die zitiere ich nicht. Die findest du selbst, wenn du suchst.

Anfang des zweiten Absatzes: In was für einer Situation bin ich, bzw. deine Protagonistin da gerade? Wer hat fotografiert? Das ist etwas zusammenhangslos.

"„Stell dir vor", giggelte" => Giggeln?

"Dann näherte sich Bosmann," => Wer ist Bosmann? Es ist immer am besten, die Personen gleich bei der ersten sich bietenden Gelegenheit so vorzustellen, dass der Leser nicht rätseln und die Infos dann mühsam aus dem Text zusammenpuzzeln muss.
"Seit meiner Vorladung in der Staatsanwaltschaft war Bosmann ein" => Soll Bosmann der Staatsanwalt sein? Das hier klingt eher, als ob Staatsanwaltschaft und Bosmann zwei verschiedene Dinge sind.

"aber Herr Staatsanwalt Bosmann hat sich benommen wie ein Arschloch."" => Er ist ein Arschloch. Wegen solchen Typen zeigen viele Frauen Vergewaltigungen nicht an. Aber das hat nichts mit deinem Text zu tun.

Zurück zum Text:
"Christian packte mich in gleicher Weise an der Schulter, im Reflex schlug ich ihm ins Gesicht. Er hielt sich die Wange, ja, Sie konnten mich sehen, und das Hämatom passt auch. Er sah mich auf dem ganzen Rückweg nicht an." => Hier verliere ich irgendwie den Faden. Wer kann was sehen?

Bei der "Annäherung" der beiden fällt mir auf, dass du wieder sehr detailliert beschreibst. Mir persönlich ist das zu viel des Guten, ich neige da immer zum Überfliegen, aber das ist ganz eindeutig Geschmackssache.

"Es ist nicht an sich pervers. Denk an den Kuss. Er ist nicht wie - die wenigsten Männer sind so. Alles ganz natürlich. Sogar Bonobos machen es zum Vergnügen." => Was ist das hier? Sind das jetzt Gedanken deiner Protagonistin? Ich kann es nicht richtig einordnen.

"sollte ich mich nicht länger um den einen Gefallen drücken." => Äh, ich weiß nicht. Sex als Gefallen für einen netten Kerl? So hatte ich deine Protagonistin bisher nicht eingeschätzt.

"entschuldige ich mich für kleine Königstiger" => Das ist eine eher "männliche" Formulierung.

"Ich ziehe die Hose wieder an, zehn Minuten lassen sich aushalten." => Das klingt jetzt, als ob sie noch Jungfrau wäre - was du ja auch gleich erklärst. Aber mir fällt auf, dass ich zu wenig über sie weiß. Wie alt ist sie eigentlich?

"ok" => Das Wort spricht man okay, also schreibt man es auch so.

"die Brüste, oder vielmehr das, was Krystufek und Beyer davon übrig gelassen haben." => Autsch! Entschuldige, aber bisher hatte ich an eine "normale" Vergewaltigung gedacht, und nun kommt so etwas - das mir das Gefühl gibt, dass im Text bisher etwas (wichtige Infos) gefehlt hat.

"den Adduktorenursprung an der tiefsten Stelle zwischen den Beinen" => Äh, was? Nein, sorry, auch hier gehst du wieder sehr ins Detail, dennoch verstehe ich einiges nicht. Ich wünsche mir von deinen Texten weniger Details, aber mehr Möglichkeiten, dem Geschehen folgen zu können. (Ich hoffe, du verstehst irgendwie, was ich damit sagen will.)

"Christian hat seinerseits begonnen, mein Gesäß zu kneten, wenig professionell," => Moment, sie ist noch Jungfrau. Dann kann sie wohl kaum einschätzen, wie professionell er das macht.

„darfst du mir gerne noch einmal nicht wehtun." => Der Schlusssatz ist klasse.

Also, thematisch hältst du dich nicht mit Belanglosigkeiten auf, was? Gefällt mir.

Grüße
Chris

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Chris Stone,

Anfang des zweiten Absatzes: In was für einer Situation bin ich, bzw. deine Protagonistin da gerade? Wer hat fotografiert? Das ist etwas zusammenhangslos.
Der vorige Absatz ist im Präsens geschrieben und endet mit der Erinnerung an eine Szene bei Gericht. Der folgende Abschnitt, im Präteritum, gibt die Erinnerung der Prota detailliert wieder, ergo: bei Gericht.
Christian schmeißt ein Zeitungsblatt in den Müll, ich dachte, das macht deutlich, dass ein ganz eifriger Reporter es zur Auflagenstigerung mit dem Opferschutz nicht ganz genau genommen hat (man bedenke, wie die Medien die Inzestopfer von Anstetten belagert haben).
Giggeln?
Unterdrückt kichern.
Es ist immer am besten, die Personen gleich bei der ersten sich bietenden Gelegenheit so vorzustellen, dass der Leser nicht rätseln und die Infos dann mühsam aus dem Text zusammenpuzzeln muss.
Ein Punkt, über den man diskutieren kann - ich finde es eher unangenehm, beim ersten Auftritt einen kompletten Steckbrief präsentiert zu bekommen. Ich lerne Figuren gerne peu a peu kennen.
"Seit meiner Vorladung in der Staatsanwaltschaft war Bosmann ein" => Soll Bosmann der Staatsanwalt sein? Das hier klingt eher, als ob Staatsanwaltschaft und Bosmann zwei verschiedene Dinge sind.
Wenn Bosmann kein Staatsanwalt ist, warum löst dann eine Vorladung zur Staatsanwaltschaft Ärger auf ihn aus? Ich denke, dadurch, dass beides in einem Satz zusammengefasst ist, wird es klar, auch ohne dass ich es an der Stelle explizit benenne.
Hier verliere ich irgendwie den Faden. Wer kann was sehen?
Die beiden sind bei einer Tatortbegehung, was i.d.R. dazu dient, dass die Aussagen e. Person überprüft werden. Wenn die Prota die Täter identifziert haben, muss sie sie während der Tat erkannt haben, und genau das hat Christian ausprobiert, als er sich "wie Beyer" hinter sie stellt und sie herumreißt.
"sollte ich mich nicht länger um den einen Gefallen drücken." => Äh, ich weiß nicht. Sex als Gefallen für einen netten Kerl? So hatte ich deine Protagonistin bisher nicht eingeschätzt
Er ist nicht nur ein netter Kerl, die beiden sind ein Paar. Einen "nur netten Kerl" würde sie kaum mit Zunge küssen.
Was ist das hier? Sind das jetzt Gedanken deiner Protagonistin? Ich kann es nicht richtig einordnen.
Klar, sie muss sich ja damit auseinandersetzen, dass er mit ihr schlafen will.
Moment, sie ist noch Jungfrau. Dann kann sie wohl kaum einschätzen, wie professionell er das macht.
Kann man auch vom Blickwinkel des Massierens betrachten - nachdem der Podex ebenfalls aus drei großen Muskeln besteht, die wie alle anderen gezerrt, verkürzt, überdehnt etc sein können.
entschuldige ich mich für kleine Königstiger" => Das ist eine eher "männliche" Formulierung.
Den hab ich von einer Frau. Vielleicht fällt mir was Besseres als die ewige "Prinzessin" ein.
die Brüste, oder vielmehr das, was Krystufek und Beyer davon übrig gelassen haben." => Autsch! Entschuldige, aber bisher hatte ich an eine "normale" Vergewaltigung gedacht, und nun kommt so etwas - das mir das Gefühl gibt, dass im Text bisher etwas (wichtige Infos) gefehlt hat.
Die Täter haben die Frau niedergestochen. Je nachdem, wo die Wunde sitzt, wie gut man sie nähen kann, wie der Heilungsverlauf ist, bleibt mehr oder weniger vom Gewebe übrig. In dem Fall halt weniger.

Wg "Adduktorenursprung": eigentlich dachte ich, die wichtigsten Beinmuskeln seien mit ihren Namen allgemein geläufig (Adduktorenzerrung beim Sport etc). Aber vielleicht überfordere ich hier den Leser - werd mal überlegen, ob ich das ändere.

Schade, dass Dir mein detailverliebter Stil nicht zusagt; redundantes Geschwafel werde ich zwar auch in Zukunft gerne kürzen, aber abschwören werde ich dem Blick mit dem Elektronenrastermikroskop deshalb nicht, da ich so was selbst gerne lese.

LG
Pardus

 

Hallo Pardus,

zunächst etwas Textkram, obwohl ich nicht weiß, ob meine Vorkritiker das auch schon erwähnt haben und es somit für dich nicht neu ist:

[„Sie haben das Open Air also früher verlassen, trotzdem Sie wussten,/QUOTE] ich würde hier "obwohl" schreiben anstelle von trotzdem.

Seit meiner Vorladung in der Staatsanwaltschaft
man wird "zur" Staatsanwaltschaft vorgeladen. Oder "zum Staatsanwalt" vorgeladen.

Obwohl kurz nach 0 Uhr ein Nachtbus gefahren wäre?
Hier würde ich die 0 ausschreiben, also "null".

„Herr Bosmann, …“, mischte Christian sich endlich wieder ein.
„Herr Staatsanwalt Bosmann bitte.“
„Herr Bosmann“, wiederholte er stur,
Für mein Gefühl, mindestens einmal "Bosmann" zuviel.


die meisten Ihrer Fragen hätten Sie sich bei genauem Studium des Spurenlage,
"der" Spurenlage.

„Herr Fauser, Sie wissen dass es üblich ist …“
"...Sie wissen , !dass es üblich..."


Ich weiß nicht mehr, wie ich den Ortstermin überstand, ich zeigte rasch mit wenigen Worten auf alles, wie ich mich erinnerte.
"...wie ich mich erinnerte" klingt holprig , besser wäre: was ich erinnerte.


Ein Lob:

[quoteBaumschatten lecken an meinem Gesicht, niedere Zweige klammern an den Armen, unter Ruhebänken und zwischen Hecken hervor, aus allen Ritzen und Löchern glotzt die Dunkelheit. ]

Toller Satz!


Am Sitzbein bittet der Penis eindeutig um Auslass,
Nee, das soll doch eine erotische Szene werden oder?`Das klingt unerotisch!

Er hält sich dort nicht lange auf sondern findet schnell den Weg zum
"...nicht lange auf, ! sondern...".

Zur Geschichte:

ich hatte zwischendrin vergessen, dass sich diese Geschichte in "R/E"-Forum befand, aus welchen Gründen auch immer, dachte ich, sie stünde bei "Spannung". Das führte dazu, dass ich die ganze Zeit, bis zu dem Punkt, wo klar wird, dass sie beide gleich Sex miteinander haben werden, gedacht habe, der Frau passiert wieder etwas Schreckliches. Da ist sehr viel Spannung drin in dem Text, was ihn sehr interessant und lesenswert macht.

Dass es dir am Ende gelingt, erotische Spannung aufzubauen, finde ich beeindruckend, denn im Grunde genommen entsteht diese Spannung durch das fortgesetzte Gefühl, dass vielleicht jetzt der Frau etwas passiert, sie sich in dem Mann geirrt hat und auch er ihr "wehtun" wird.

Interessanter Plot!

Die Geschichte hat mir gefallen, weil sie aus dem üblichen Rahmen fällt.

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo lakita,

nach so vielen Überarbeitungen immer noch Fehler - ich schäme mich aufrichtig :(.

Am Sitzbein bittet der Penis eindeutig um Auslass,
Nee, das soll doch eine erotische Szene werden oder?`Das klingt unerotisch!
Ich gebe zu, mir fehlt ein Begriff zwischen anatomischen Bezeichnungen und hochnotpeinlichem Pornovokabular.

Das Lob zum Schluss versüßt meinen Sonntag ungemein!

Gruß und schöne Tage,
Pardus

 

Hallo Pardus,

du sprichst ein großes Problem bei erotischen Geschichten an: ja, es ist immer eine Frage, welches Vokabular man wählt, wenn man bei der Darstellung von sexuellen Handlungen auch die Geschlechtsteile erwähnen möchte.
Da ist man schnell im Bereich des Lächerlichen, oder, wie hier bei dir passiert im Bereich des Abtörnenden oder, was ja ebenfalls nicht gewünscht ist, im Pornobereich. Ich glaube, dass sich deswegen viele Autoren nicht an erotische Geschichten trauen.

Mein Tipp wäre, dass man versucht, autenthisch zu bleiben. Wenn du einen Protagonisten wählst, der eine bestimmte Sprache hat, dann ist es einfacher, seine Worte (ob nun als Erzähler oder in wörtlicher Rede gar) zu nehmen und damit auch sein Vokabular zu übernehmen. Da wird es dir sehr viel weniger passieren, dass man da was bemängelt.

Oder noch anders gesagt, wenn du dir vorstellst, den Satz: " Am Sitzbein bittet der Penis um Auslass" sagt jemand, der grad den Schwanz aus der Hose holt, dann wird manch einer vor lauter Lachen nicht mehr weiterlesen können. Es macht also ab und zu Sinn, sich das alles in wörtlicher Rede vorzustellen, um einen kleinen Eindruck darüber zu erhalten, was klingt und was schräge wirkt.

Aber die Weisheit in Sachen gut formulierter Geschichten hab ich auch nicht erfunden. :shy: Und es allen Recht machen, kann man auch nicht.

Übrigens, was die Anzahl der sog. Fehler anbelangt, geht es mir so, dass ich oft noch Jahre nach dem Erscheinen meiner Geschichten beim Drüberlesen am liebsten im Boden versinken möchte, wie umständlich ich manches dargestellt habe. Und oft frage ich mich dann, in welcher geistigen Umnachtung ich mich damals befand, dass ich das Naheliegende, das Greifbare so komplett ignorieren konnte. Also: gräme dich nicht! Irgendwie ist man mit seinen Geschichten nie ganz fertig.

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo Pardus!

Schöne Geschichte, die sich in einem Atemzug liest. Einige besonders gelungene Sätze heben sich aus dem grundsätzlich angenehmen Schreibstil hervor. Störende Details sind erstens selten und zweitens Details.
Die Person der Protagonistin und ihr düsteres Erlebnis werden einfühlsam behandelt. Christians Beschreibung ist gelungen, obwohl er ein wenig dem Prototyp des Wunschmannes vieler Frauen entspricht: sehr einfühlsam und sehr stark zugleich. Grosse Hände, grosses Herz. In dieser Geschichte passt es.
Die Beschreibung des Staatsanwalts hingegen mag ich nicht. Ein taktloser, egoistischer Fachidiot, der Fragen stellt, die juristisch kaum relevant sind, die Vorlesungen über den Opferschutz wohl verpasst hat und geradezu unfähig wirkt, im richtigen Leben zu bestehen. Keine Ahnung, ob das einem Klischee entspricht, der Realität aber mE weniger.

Beim Überfliegen der Kritiken habe ich ausserdem etwas gelesen, was mir im ersten Moment auch unklar war: Frau oder Mann. Ich frage mich, ob das daran liegt, dass der Leser beim Geschlecht des Protagonisten als erstes sein eigenes vermutet (oder das des Autoren). Wahrscheinlich schon, den konkrete Stellen finde ich nicht zum Beleg und nach dem ersten Viertel der Geschichte ist sie ganz und zweifelsfrei Frau. Möglicherweise liegt es aber auch am vorhergehenden Kritikpunkt-Staatsanwalt: Der befragt das Opfer, als wäre es selbst Täter.

Details:

Der Kuss: In einer meiner ersten Geschichten hier verlor ich zu viel Zeit mit der Beschreibung eines Zungenkusses. Jemand kommentierte es sinngemäss folgendermassen: „Danke für die Erklärung, aber wir wissen selbst, wie es geht.“. Ähnliches habe ich bei deinem Kuss (im Park) gedacht. Romantisches Szenario, ungezwungene, bildliche Beschreibungen und darin plötzlich eine Anleitung zum guten Kuss. Vielleicht hatte nur ich den Eindruck, aber ich würde Zunge und Lippen etwas ausklammern und mittels Bildern oder Stimmung bewirken, dass der Leser ihn sich ohnehin (richtig) vorstellt. Bilder liegen dir. Die von einem Vorkritiker bemängelte Stelle mit den Nachtfaltern hast du übrigens gekonnt korrigiert.

Bosmann brachte ihn mit einem scharfen Blick zum Schweigen, und er war noch lange nicht fertig.
Hier stört das ", und" den Lesefluss. Würde es durch ein "denn" ersetzen, das einen Zusammenhang zwischen die Sätze bringt, oder die Sätze mit Punkt trennen.
„Wer, Krystufek oder Beyer? Das müssten Sie doch wissen!“ „Wann, davor oder danach?“ „Wie, rektal oder vaginal?“ “ Wie oft?“ „Wie lange, etwa?“ „Sie hatten doch gesagt …“
Zum bereits Bemängelten: Hier entsteht ja geradezu der Eindruck, Bosmann wäre selbst gerne von der Partie gewesen. Juristisch irrelevant ist mE z.B. die Tatsache, ob sie rektal oder vaginal vergewaltigt wurde. Der Tatbestand ist ohnehin mehr als erfüllt. Und bei den vorhergehenden Fragen zum Nachhauseweg fehlt nur noch, das Bosmann ihr vorwirft, sie sei "selbst Schuld".
„Ihre Verabredung hat Sie wohl vergessen“, fragt der Türsteher mitleidig, bevor er die schweren Eichenflügel schließt und das Licht mitnimmt.
Das Licht mitnehmen - sehr schön!
Wo zum Teufel bleibt Christian?!
Wahrscheinlich noch weniger als ein Detail, aber aufs Ausrufezeichen würde ich verzichten. Wird im "zum Teufel" schon ausgedrückt und mehrfache Frage- bzw. Ausrufezeichen sind i.d.R. unnötig und unschön.
Mein Schweigen fällt zwischen uns wie ein Bleiklotz.
Wiederum sehr schön.
Küsse seinen abendbartrauen Hals, den tiefen Kinnwinkel, die geschlossenen Lider über den wassergrünen Augen...
Etwas, das mir erst vor Kurzem auch bei meinen eigenen Geschichten auffiel: man will irgendwie eindrückliche, schöne Augen beschreiben und macht’s sich leicht, indem man zur dritten Augenfarbe greift. Doch die Schönheit eines Auges hängt oft von sehr viel mehr ab, als von der Farbe. Nur ist es etwas schwieriger, schöne braune Augen zu beschreiben. Läse ein Ausserirdischer hier Geschichten, gewänne er wohl den Eindruck, 60% der Menschen hätten grüne Augen.
„Wenn du magst“, knurre ich, „darfst du mir gerne noch einmal nicht wehtun.“
Starker letzter Satz, nur störte mich das Knurren. Katzenartiges steht der Protagonistin nicht. Flüstern schiene mir eine bessere Alternative.

Freundliche Grüsse

VanH

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo VanH,

wenn ich Deine und yours erste Kritik vergleiche, möchte ich mir am liebsten in Spiegelschrift auf die Stirn tätowieren lassen: "Überarbeiten lohnt immer!".

Christians Beschreibung ist gelungen, obwohl er ein wenig dem Prototyp des Wunschmannes vieler Frauen entspricht: sehr einfühlsam und sehr stark zugleich. Grosse Hände, grosses Herz. In dieser Geschichte passt es.
Die großen Hände haben nichts mit stark zu tun, sondern mit schwimmen. Außerdem hat der durchschnittliche Traummann schwarze Haare, sonnengebräunte Haut und ein markantes Kinn :D.
Aber Hauptsache, es passt - womit ein weiteres Klischee seine Daseinsbereichtigung bewiesen hat ;).
Die Beschreibung des Staatsanwalts hingegen mag ich nicht. (...) Keine Ahnung, ob das einem Klischee entspricht, der Realität aber mE weniger.
Ich gehe davon aus, dass Deine Einschätzung der Realität korrekt ist. Wobei ich mich legitim auf Ausnahmen berufen kann: letztes Jahr hat sich in Stuttgart der Angeklagte am Ende seines Strafprozesses für das Verhalten seines Verteidigers entschuldigt, weil der fortwährend Richter und Anklagevertreter angepöbelt hat. Und ein inzwischen vom Dienst beurlaubter Richter, ebenfalls aus BaWü, hatte die Angewohnheit, Angeklagte im Verfahren stundenlang stehen zu lassen und anzubrüllen. In den 90ern, wohlgemerkt.
Beim Überfliegen der Kritiken habe ich ausserdem etwas gelesen, was mir im ersten Moment auch unklar war: Frau oder Mann.
Das bezog sich auf die erste, gruselig schlechte, berechtigterweise nicht mehr existente Version.
Juristisch irrelevant ist mE z.B. die Tatsache, ob sie rektal oder vaginal vergewaltigt wurde. Der Tatbestand ist ohnehin mehr als erfüllt.
Ohne vom Fach zu sein: m.E. ist das wichtig. Der Staatsanwalt ist verpflichtet, die Aussagen der Betroffenen mit der Spurenlage zu vergleichen, um ihre Glaubwürdigkeit zu prüfen. Wenn sie z.B. behauptet, rektal vergewaltigt worden zu sein, die medizinische Untersuchung aber nur Spuren eines einvernehmlichen rektalen GV zu Tage fördert, ist ihre Aussage insgesammt anders zu bewerten. Dieses Vorgehen dienst auch dem Schutz des Tatverdächtigen vor falschen Beschuldigungen.
Außerdem geht es um die festzustellende Schwere der Schuld, also ob es eine einfache oder besonders schwere Vergewaltigung ist. Davon hängen Strafmaß und ggf. Sicherungsverwahrung ab.
Läse ein Ausserirdischer hier Geschichten, gewänne er wohl den Eindruck, 60% der Menschen hätten grüne Augen.
Wusste nicht, dass Außerirdische deutsch sprechen :D. Im Ernst, ich hatte mir eingebildet, zumindest was Männer angeht, seien die bevorzugten Augenfarben braun und grau.
Starker letzter Satz, nur störte mich das Knurren. Katzenartiges steht der Protagonistin nicht. Flüstern schiene mir eine bessere Alternative.
Ich dachte dabei mehr an müd-entspanntes vor sich hinbrummeln - werd aber mal drüber meditieren, wie auch über die anderen Änderungsvorschläge.

Ansonsten nagle ich Dein Lob auf ein Podest, stelle es ins Regal und freue mich den ganzen Sonntag dran.

Man liest sich,
Pardus

 

Hallo Pardus,

diese Geschichte ging in meiner Urlaubszeit schlichtweg unter. Aber: Wenn einer fleißig kommentiert, guckt man doch auch mal nach, was derjenige so schreibt.

Deine Idee, die hinter der Geschichte steht, gefällt mir. Nur empfinde ich es als zu etwas zu dick aufgetragen, zu ausgewalzt - die Tatsache, dass der Kriminalkomissar auch noch der erste (das dazu!) Liebhaber werden soll.

Viel intensiver, da du dich nicht auf viele Szenen konzentrieren müsstest, wäre für mich die Möglichkeit gewesen, irgend einen Mann zu nehmen, der sich mit der Thematik: Wie nähere ich mich sexuell einer vergewaltigten Frau? begnügt. Somit hättest du dir ein Drittel Eingang gespart. Dieser Text sind für mich fast zwei Teile: Die Arbeit am Gericht und die Annäherung. Mir wäre eine intensive Annäherung, auch mit den Zweifeln und Schwierigkeiten, die sich auftun, näher gewesen als dieser Mix.

Trotzdem eine lesenswerte Geschichte, ohne Frage.

Details:

„Herr Bosmann“, wiederholte er stur, „die meisten Ihrer Fragen hätten Sie sich bei genauem Studium der Spurenlage, insbesondere des gynäkologischen Befunds sparen können.“
Befunds, sparen

„Sie sind eine mutige Frau“, murmelte er während er den Motor startete, und verfiel in brütendes Schweigen.
er, während
„Ihre Verabredung hat Sie wohl vergessen“, fragt der Türsteher mitleidig, bevor er die schweren Eichenflügel schließt und das Licht mitnimmt.
Wenn er fragt, dann auch ein "?"
Der letzte Bus ist längst gefahren, ich werde nach Hause laufen müssen. Durch die schlecht beleuchtete Grünanlage, oder einen Umweg von vierzig Minuten in Kauf nehmen.
Das ist etwas holperig. Vielleicht:

Der letzte Bus ist längst gefahren. Ich werde nach Hause laufen: durch die schlecht beleuchtete Grünanlage oder einen Umweg von vierzig Minuten in Kauf nehmen müssen.

Christian packte mich in gleicher Weise an der Schulter, im Reflex schlug ich ihm ins Gesicht. Er hielt sich die Wange, ja, Sie konnten mich sehen, und das Hämatom passt auch. Er sah mich auf dem ganzen Rückweg nicht an.
sie konnten
Nach Abschluss der Ermittlungen suchte er mich unter dem Vorwand, einige Informationen wegen eines neuen Falls zu benötigen,
Hoppla, da geht es aber schnell. Mir zu schnell.


Er tritt von hinten an mich heran und hält mir die Augen zu. Als er das das erste Mal machte, rammte ich ihm den Ellenbogen in den Bauch, inzwischen erkenne ich ihn lange bevor er mich berührt.
lange, bevor
Sein Geruch – er ist einer der wenigen Männer, die wissen, wie viel Aftershave genug ist – das Geräusch seiner Schritte, er stößt mit den Zehen kräftig nach, was den Schotter wegspringen lässt.

Es ist sein Geruch - [...] und das Geräusch seiner Schritte, wenn er mit den Zehen kräftig nachstößt, was den Schotter ...

Mit ruhigem Griff dirigiert er die Bewegungen meines Beckens, und nur langsam dringt in mein Bewusstsein, dass das fremde, große, heiße Ding in mir und der Mann, den ich liebe zusammen gehören. Christian vor mir, unter mir, in mir.
den ich liebe, zusammen

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo bernadette,

ich hoffe, Du hast Deinen Urlaub genossen.

Details:
sind mit Dank verbessert

Deine Idee, die hinter der Geschichte steht, gefällt mir. Nur empfinde ich es als zu etwas zu dick aufgetragen, zu ausgewalzt - die Tatsache, dass der Kriminalkomissar auch noch der erste (das dazu!) Liebhaber werden soll.
Stimmt, dass der Polizist zum Liebhaber wird, ist ein alter Hut mit Kirschen drauf. Das war eine wenig reflektierte Bauchentscheidung.
Ich wollte Iris zunächst sexuelle Erfahrungen zugestehen. Aber dann hätte sie eine Vorstellung davon gehabt, dass miteinander zu schlafen schön sein kann, und ihr innerer Konflikt wäre m.E. abgeschwächt worden.
Mir wäre eine intensive Annäherung, auch mit den Zweifeln und Schwierigkeiten, die sich auftun, näher gewesen als dieser Mix.
Das hab ich mir schlicht und ergreifend nicht zugetraut, da es meine erste R/E-Geschichte ist. Die allererste Version war ein Versuch in die Richtung - über das Ergebnis rede ich lieber nicht.
(Schmal ist der Pfad zur guten Geschichte, und breit der Weg, der in Kitsch, Selbstmitleid und schlechtes Melodram führt :D)

Freut mich, dass die KG trotzdem das Prädikat "lesenswert" erhalten hat.

Gruß, Pardus

 

Hallo Pardus!

Wie Bernadette finde ich es gut, dass du einer bist, der sich hier nicht zu schade ist, auch anderen Kritiken zu schreiben.

Zur Geschichte:

Eine gute, handwerklich solide geschriebene Geschichte. Mit Ausnahme weniger Schönheitsfehler, lässt sie sich gut lesen und manche Stellen fand ich sogar richtig gut, so Sätze wie:

Baumschatten lecken an meinem Gesicht, niedere Zweige klammern an den Armen, unter Ruhebänken und zwischen Hecken hervor, aus allen Ritzen und Löchern glotzt die Dunkelheit.

Zwischen den Zweigen schimmert wie graue Seide der See hindurch. Ich rutsche bis ans Wasser vor, neckisch umleckt es meine Zehen wie ein junger Hund.
und andere. Das verspricht mehr von dir.

Anderes ist schon gesagt worden: Kaum Klischees, bis auf Polizist-Opfer-Zweispann, das aber auch nicht wirklich stört. Ich habs also gern gelesen (trotz Vergewaltigungsthema).

Was mir so aufgefallen ist:

Nicht bei dem Vorstellungsgespräch in der Bußgeldstelle, zu dem er mich begleitete, um anschließend mit dem Behördenleiter, einem alten Schulfreund VON IHM, essen zu gehen – natürlich bekam ich den Job.
ein Körper sperrte sich erst gegen meine Berührung, spannte anKOMMA wo er sich lockern sollte
als ich auf den Beifahrersitz schlüpfteKOMMA lächelte er zum ersten Mal, seit ich ihn kannte.
streicht sacht über das leicht erhabene - ERHOBENE Muttermal und
Er lacht, verlegen. „Ja, … ich wollte dich fragen, ob ich dir etwas zeigen darf. Dass … dass es Spaß machen kann, du weißt schon.“
Ähm, dieses „zeigen“ hat so’n komischen Anstrich, so wie’s da steht: Komm baby, ich zeig dir mal was Tolles… Vllt. klappt’s eher so:

Er lacht, verlegen. „Ja, … ich wollte dich fragen, ob ich dir zeigen darf, dass … dass es Spaß machen kann, du weißt schon.“

Kaum hat Christian die Wohnungstür aufgeschlossen, entschuldige ich mich für Königstöchter.
Brrr! Kann sie nicht einfach auf die Toilette gehen?

Küsse seinen abendbartrauen Hals
abendbartrauen – das ist so abartig toll das Wort! Ehrlich! *preisüberrreich :)

Er merktKOMMA dass ich bei ihm angekommen bin, lässt mich los, sucht wieder die Brust aufKOMMA um dort weiter zu machen, wo er aufgehört hatteKOMMA bis mein Körper sich verselbSTständigt und in süßen rhythmischen Zuckungen alles aufsaugt, was er zu geben bereit ist.

Gruß
Kasimir

 

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