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Bruderschmerz

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14.08.2008
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Bruderschmerz

Andreas ist kein schlechter Mensch, auch wenn er das denkt.
Wenn er breitspurig ins LKA kommt, die Motorradjacke über die Schulter geworfen und das Zitronenbonbon durch die Mundwinkel schiebt wie John Wayne den Zahnstocher, dabei selbst in Turnschuhen so fest auftritt, dass das Linoleum erzittert, schließen sich Türen und Köpfe verschwinden hinter Aktenstapeln – mir selbst ging es nicht anders, als ich ihn das erste Mal traf. Und auch er selbst glaubt wahrscheinlich, dass er nur sein wahres Wesen nach außen transportiert, wenn er raunzt und poltert, über menschliche Kollateralschäden referiert, und darüber, dass das Leben wahlweise kein Ponyhof, kein Wunschkonzert oder keine Quarantänestation für Klosterschüler sei.
Sein wahres Wesen sitzt neben meinem Krankenbett, das Gesicht in die Hände gestützt, damit die Enkel meines Zimmernachbarn, eines vorgealterten Bulgaren mit Kniegelenksersatz, nicht sehen, dass er weint.

Mit mir rechnet er nicht, zumindest gibt er sich keine Mühe, seinen Zustand zu verbergen. Vielleicht glaubt er, die Narkose wirke noch nach, oder ich sei von den vielen Schmerzmitteln benebelt. Dabei halte ich nur die Augen geschlossen und atme ruhig, um ihn nicht zu beschämen, ihm Zeit zu geben, sich zu fangen.

Es hätte eigentlich ein Routineeinsatz sein sollen: ein großer Fisch hing so gut wie am Haken. Er war im unbewohnten leerstehenden Obergeschoss einer Großküche ausgemacht worden.
Wir umstellten die Halle, die seinem Komplizen gehörte, in den frühen Morgenstunden. Sondereinsatzkommando und Beamte der Kriminalpolizei sicherten alle Ausgänge, Andreas und ich inspizierten die Lage im Hinterhof, wo die Großmüllcontainer mit Essensresten auf einer Rampe zur Abholung bereit standen. Die Lage zeigte sich anders als auf den Plänen, die der Einsatzleiter organisiert hatte. Andreas musste mehrere Beamte anweisen, die Plätze zu wechseln.
Ich weiß nicht mehr genau, was danach passierte. Vielleicht rutschte jemand auf dem vereisten Pflaster aus, vielleicht hatten wir einen Bewegungsmelder übersehen, jedenfalls tauchten plötzlich Halogenscheinwerfer den Hof in taghelles Licht. Geblendet schirmte ich das Gesicht ab, als Andreas hinter mir „Achtung!“ brüllte.

Der Arzt sagte mir später, unser Fisch sei aus einem Fenster auf den offenen Müllcontainer gesprungen, und dieser sei mit ihm zusammen ins Rutschen geraten, die Rampe hinunter gestürzt und habe mich unter sich begraben.
Er sagte auch, dass Andreas ganz allein den Container aufgerichtet habe; dass er weiß wie eine Wand geworden sei, als er von Anette die Diagnose „Wirbelsäulenbruch“ gehört habe.
Anette muss ihn auf dem Krankenhausflur angeschrien, ihm Vorwürfe gemacht haben, dass er die Verantwortung gehabt hätte als mein Freund, als der Erfahrenere, der Dienstältere, dass es seine Schuld sei. Mich wundert, dass sie ihn nicht geschlagen hat. Sie war schon immer ein Hitzkopf.

Später, so sagte sie, hätte sie sich gerne entschuldigt. Doch da hatte Andreas sich längst zurückgezogen, anderthalb Flaschen Wodka geleert und eine Packung Oxazepam geschluckt.
Sein Bruder Kilian und Selma hatten ihn am Abend gefunden und ins gleiche Krankenhaus wie mich gebracht, wo man ihm den Magen ausgepumpt hatte.
Ich weiß nicht, was Kilian den Ärzten erzählt hat, dass Andreas am nächsten Morgen schon wieder gehen lassen wollten. Zumindest berichtete er dies, als sie direkt von der Notaufnahme kamen, um nach mir zu sehen. Man hatte sie auf den Flur geschickt, sie störten nur in der engen Behandlungskabine, sie müssten sich gedulden, man könne noch nichts Genaues sagen, Ruhe sei für alle das Wichtigste, noch sei nichts zu spät.
Wie sollten sie ruhig bleiben, wenn der Geruch von Andreas´ Verzweiflung sich mit dem eigener Hilflosigkeit mischte?

Ich war bereits am späten Nachmittag aus dem Aufwachraum zurück in das Zweibettzimmer gebracht worden. Ich hing noch am Tropf, doch war ich schon wach und widmete mich dem Abendessen, das die Nachtschwester mir gerettet hatte.
Letztlich hielt ich mich an Butterbrot mit Tomate und Gurke, und schubste den Schinken an den Tellerrand, nicht, weil er nicht koscher war, sondern wegen seiner gelblichen Verfärbung.
Als die Tür aufging, rechnete ich mit dem Pillenrundgang, und war entsprechend überrascht, dass sich statt der kleinwüchsigen, hektischen Nachtschwester Selmas Kugelbauch hereinschob, gefolgt von Kilians Rollstuhl.
Bis vor zwei Jahren hatte jeder geglaubt, zwischen Andreas und der türkischen Fotografin sei viel mehr, als zumindest Selma kokett lächelnd glauben machen wollte. Dann hatte sie Kilian kennen gelernt, und fortan zeigte Andreas kein Interesse mehr an ihr. Ausgerechnet er, der über aktuelle oder mögliche Liebschaften so eifersüchtig wachte, wie ein Löwe über seinen Harem.
Kilian manövrierte fahrig, dennoch ohne anzustoßen in die schmale Lücke zwischen Bett und Fenster. Im Neonlicht wirkte er nach blasser, als er ohnehin schon war, fast grau; seine dunklen Augen sorgenverhangen.

Sie erzählten, wie sie Andreas gefunden hätten. Ich verstand es nicht.
„Er hat sich die Schuld gegeben, deswegen“, meinte Kilian schließlich.
Ich schwieg. Was sollte ich sagen? Dass so etwas in unserem Beruf vorkommt? Dass er froh sein solle, schließlich lebte ich noch? Das schlechte Gewissen ist ein Ignorant, es entzieht sich jeder Einflussnahme.
„Das gleiche noch einmal … es war zu viel für ihn.“
Ich ahnte schon, dass nun eine Geschichte folgte, die ich nicht hören wollte, die mich nichts anging, und die Kilian doch erzählen würde. Vielleicht fühlte er sich verpflichtet, um mir die Schuldgefühle zu nehmen, Andreas‘ Zusammenbruch ausgelöst zu haben. Schuldgefühle, die ich nicht hatte, weil ich noch damit beschäftigt war, die Nachricht zu verdauen, dass er beinahe an seinem Erbrochenen erstickt war.

„Damals, fünfundneunzig, als ich den Unfall hatte … ich durfte ihn begleiten, auf den neunzehnten Geburtstag seines Freundes. Eigentlich hielten unsere Eltern mich für zu jung, mit fünfzehn, allzumal bei seiner Clique. Andreas hat es ganz schön wild getrieben, damals, mit Alkohol, und in getunten Autos nach Berlin fahren, sich dabei Rennen auf der Autobahn liefern, und so … Trotzdem hielten sie es für besser, dass ich halbwegs unter seiner Aufsicht stand als allein zuhause zu bleiben, sie selbst wollten ins Theater … Er hat sich sehr verändert, danach.“
Er sprach ganz anders als Andreas; leiser, gestikulierte kaum. Als ich die beiden zum ersten Mal zusammen sah, hätte ich Kilian nie für Andreas‘ Bruder gehalten. Wenn Kilian etwas nicht ertrug, würde er nie Aggressionen nach außen wenden, oder gegen sich selbst. Er legte seinen Dämonen Zügel an und spannte sie vor seinen Körper. Ein Jahr nach dem Unfall hatte er mit Leistungssport begonnen. Dieses Jahr ist er ins paralympische Schwimmteam berufen worden.

Während ich in Gedanken abgeschweift war, hatte Kilian weitergesprochen, vielleicht auch geschwiegen, ich weiß es nicht. Ich übte mich in einem verständnisvollen Gesicht und versuchte, gedanklich an das Gesagte anzuknüpfen.
„Unsere Eltern wollten mich nach dem Theater abholen. Ich wartete bereits unten auf der Straße auf sie. Andreas war während der ganzen Party wirklich darauf bedacht, dass ich nicht zu viel Blödsinn machte. Aber auf die Straße kam er nicht mit hinunter, obwohl es schon über die vereinbarte Zeit war. Fast eine halbe Stunde habe ich mir die Beine in den Bauch gestanden, was habe ich geflucht ... ja, und dann, als ich mich schon fragte, ob sie mich vergessen hätten, kam mein Vater …“
Die Worte steckten als heiseres Quaken in seiner Kehle fest, er presste die Lippen aufeinander. Vermisste er jetzt die schmerzenden Füße?
„Du kannst es ruhig sagen“, platzte Selma heraus. „Er hat getrunken, dein Vater, deswegen hat er die Kontrolle über den Wagen verloren.“
„Es gab nie eine Anzeige!“
„Ja rate mal, warum. Roland Beck, angehender Oberstaatsanwalt und ganz dicke mit dem Polizeichef befreundet. Da kann der Alkoholtest schon mal versagen, oder?“
„Ein anderes Auto hat ihm die Vorfahrt genommen. Er hatte keine Chance, Alkohol hin oder her.“
„Wie praktisch, dass man den Fahrer nicht ausfindig machen konnte.“
„Vergiss nicht“, sagte Kilian, auf einmal sehr ruhig, „ich war dabei.“
Selma schnaubte verächtlich, doch sie sagte nichts mehr.
„Jedenfalls hat Andreas sich Vorwürfe gemacht, dass er in der Wohnung geblieben war. Dabei hätte er es doch nicht verhindern können …"

Wenig später ging Selma, Kilian blieb noch einige Minuten.
„Sag Andreas, dass alles in Ordnung ist“, bat ich ihn. „Die Nerven wurden nicht geschädigt, und die Ärzte konnten die Wirbelkörper mit Beton aufspritzen. Übermorgen werde ich wieder entlassen.“
„Wenn er schon wieder wach ist – oder irgendetwas versteht, was ich ihm sage. Ich glaube, im Moment ist er zu sehr mit sich selbst beschäftigt.“
Er gab mir seine Handynummer.
"Falls du heute noch irgend etwas erfährst ..."
"Ich melde mich auf jeden Fall. Ach, Kilian ... wurden damals eigentlich die Partygäste überprüft? Es könnte ja einer der Autofreaks gewesen sein."
"Niemand hat nach mir die Feier verlassen. Sie schworen Stein und Bein darauf."
Ich wusste zu gut, wie viel ein solches Alibi wert war. Wodka und Schlaftabletten erzählten anderes.

Nun sitzt Andreas an meinem Bett, noch immer in den Kleidern, die er beim Einsatz trug, unrasiert, nach Schweiß und Magensaurem riechend, mit rotem, aufgedunsenem Gesicht. Der raumfüllende Andreas ein zerknittertes Nichts.
Die bulgarischen Enkel gehen, und ich öffne die Augen.

„Hallo Andreas!“
Er sieht so überrascht auf, als habe ein Toter mit ihm gesprochen.
„Mach dir keine Sorgen“, sage ich, ohne dass er gefragt hat. „Es ist alles in Ordnung. Es geht mir gut.“
Der Alkohol muss trotz Entgiftung noch nachwirken; es arbeitet merklich hinter seiner Stirn, bevor er schwerfällig nickt. Ich bestätige es ihm lieber noch einmal.
„Mit Anette ist alles in Ordnung?“
„Sie hat sich wieder beruhigt.“
„Es tut mir Leid, Jan“, sagt er endlich.
„Das muss es nicht. Ist ja nichts passiert, Morgen werde ich entlassen, dann lege ich zuhause ein paar Tage die Füße hoch, und am Montag komme ich wieder ins LKA.“
Er scheint nicht zu hören. Schließlich boxe ich ihn gegen die Schulter.
„He, bei dir alles klar?“
Er schüttelt den Kopf, als könne er die Betäubung abschütteln wie ein Hund den Regen aus dem Fell. „Du hast ausgesehen wie er, weißt du das? Unter dem Müll … genau so lag er.“ Er lacht, ein tonloses, schweres Schnaufen. „Nur, dass es kein Container war, sondern Mülltonnen.“
„Wie wer?“
Er starrt mich an, als sei er eben aus einer tiefen Trance erwacht.
„Redest du von Kilian?“, frage ich scheinbar ahnungslos, obwohl ich es weiß, bevor er nur den Mund öffnet.
„Ach … ich bin noch nicht ganz klar … tut mir Leid. Ich werde alt, Mann! Vertrag nichts mehr.“
„Bei Kilians Unfall“, wiederhole ich. „Da warst du nicht auf der Party?“
Er hätte behaupten können, er sei aus dem Haus dazu gekommen, während sie auf den Rettungswagen warteten und nicht wagten, Kilian zu bewegen, weil keiner wusste, wie schwer er verletzt war. Wäre er mir nicht ausgewichen, vielleicht hätte ich ihm wider Instinkt geglaubt.
„Freut mich, dass es dir gut geht!“ Er erhebt sich ächzend, die breiten Schultern zusammengeklappt, die Knie wollen sich kaum strecken.
„Warte!“ Ich schwinge die Beine auf die Bettkante, richte mich auf und halte ihn zurück.
„Du kannst nichts dafür.“
Andreas stiert mich glasig unter schweren Lidern an.
„Du solltest Kilian sagen, dass du den Wagen gefahren hast. Der, der deinem Vater angeblich die Vorfahrt genommen hat.“ Ein alter Verhörtrick, und er läuft ins offene Messer wie ein blinder Anfänger.
Er schüttelt langsam den Kopf. „Ich weiß nicht, wovon du redest.“
„Du bist nur einmal um den Block gefahren, um irgend etwas an dem Auto zu testen, nicht wahr? Bist zurück gekommen, und hast die Bescherung gesehen - Kilian unter dem Müll ... und später seine Aussage ...“
„Du hast ja keine Ahnung, … ach Scheiße …“, er tritt gegen die Wand, dreht sich dann abrupt um. In der Tür ruft er noch, mit dem Rücken zu mir: „Dann bis Montag im LKA!“ Er bemüht sich nicht, die Tür leise zu schließen.
Sollte ich mich mies fühlen, ihn so provoziert zu haben? Sollte ich ein schlechtes Gewissen haben, weil es sich nicht regt?

„Weißt du“, sagte Kilian in den Minuten, während er noch im Zimmer war und Selma den Wagen aus der Tiefgarage holte, „eigentlich hat sie recht. Mein Vater muss mehr getrunken haben, als die ein, zwei Gläser Sekt, die er zugegeben hat. Es gab dieses Auto. Der Fahrer ist gerast wie ein Irrer, als wollte er seine Motorleistung voll austesten. Aber bis mein Vater die Kreuzung erreicht hatte, war er schon lange vorbei …“
„Warum hast du das damals nicht gesagt?“
Er zuckte mit den Schultern. „Er war selbst davon überzeugt, dass es sich so zugetragen hatte, wie er es zu Protokoll gab. Ich hab ja gesehen, wie er sich trotzdem quält … wie soll man denn mit der Schuld leben, den eigenen Sohn zum Krüppel gefahren zu haben? Weißt du, Jan, trotz allem ist er noch mein Vater.“
Er knetete die muskulösen, trockenen Hände. Selbst auf einen halben Meter Abstand roch seine Haut leicht nach Chlor.
„Also nimmst du ihm ein bisschen von der Last ab, indem du dem unbekannten Fahrer die Verantwortung zuschiebst.“
Kilian nickte. „Das Ermittlungsverfahren ist längst eingestellt. Niemand sucht ihn mehr. Diese Lüge tut keinem weh."
"Und wenn man ihn identifiziert hätte? Den Fahrer?"
Kilian lächelte müde. "Niemand konnte das Fahrzeug beschreiben. Es ging alles viel zu schnell."

Sie hatten mir in der Notaufnahme die Kleider vom Leib geschnitten, um die Wirbelsäule nicht zu bewegen, und Anette hat noch keine frischen gebracht. Im OP-Hemdchen steige ich aus dem Bett, wickle das Stecklaken einmal um die Hüfte und gehe so ins Foyer hinunter zu den Telefonzellen, um Kilian anzurufen.

 
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Hallo Pardus,

schön, mal wieder was von Dir zu lesen :read:,

Du verflechtest Deine Prots ja immer so miteinander, dass ich manches Mal nicht gleich durchsteige. Nach dem zweiten Lesen hoffe ich aber, dass es mir gelungen ist:
Ein großes Gefühlschaos um zwei Unfälle, einer bei einem Einsatz des LKA, der andere hat Kilian vor Jahren zum Krüppel gemacht. An beiden ist Andreas beteiligt und scheint am Unfall des Bruders nicht ganz unschuldig zu sein. Der Ich-Erzähler ahnt die wahren Zusammenhänge, so stellt sich mir die Sache zumindest dar.

Andreas tut härter als er ist, kämpft mit seiner Schuld, kann aber die Schuld am Behindertsein seines Bruders (noch) nicht zugeben. Der scheint davon aber nichts zu ahnen. Hab' ich das richtig verstanden?

Eine textliche Kleinigkeit ist mir dazwischen aufgefallen:

Anette muss auf dem Krankenhausflur auf ihn eingeschlagen haben, ihm Vorwürfe gemacht, dass er die Verantwortung gehabt hatte als mein Freund, als der Erfahrenere,

Da bin ich ein bisserl gestolpert. So fände ich den Satz irgendwie flüssiger:

Anette muss auf dem Krankenhausflur auf ihn eingeschlagen, ihm Vorwürfe gemacht haben, dass er die Verantwortung gehabt hätte als mein Freund, als der Erfahrenere ...

Insgesamt finde ich Deine Geschichte sehr interessant zu lesen. Schuld ist ein furchtbares Gefühl, wenn man damit leben muss. Und Schuld zuzugeben fällt unendlich schwer, besonders wenn es um nahestehende geliebte Menschen geht, denen man leichtsinnigerweise Schaden zugefügt hat.

Am Ende bleibt für mich die Frage: Wird Jan Kilian anrufen, um ihm zu sagen, dass Andreas wahrscheinlich der unfallflüchtige Fahrer war? Das hast Du offen gelassen und das finde ich gut.

LG
Giraffe :)

 

Salve Giraffe,

danke für das Lob. Deine Anregung zum Text habe ich übernommen, Du hast Recht, der Satz klingt so runder.

Andreas tut härter als er ist, kämpft mit seiner Schuld, kann aber die Schuld am Behindertsein seines Bruders (noch) nicht zugeben. Der scheint davon aber nichts zu ahnen. Hab' ich das richtig verstanden?
Hier verweise ich auf :
Es gab dieses Auto. Einen aufgemotzten Golf GTI, weiß, mit Heckspoiler, er ist gerast wie ein Irrer, als wollte er seine Motorleistung voll austesten. Aber bis mein Vater die Kreuzung erreicht hatte, war er schon lange vorbei …
So ist das mit den Lügen, von denen man denkt, sie tun keinem weh ...
Andreas hat sich all die Jahre umsonst gequält.

LG, Pardus

 

hallo Pardus,

auch beim zweiten Lesen deiner Geschichte bleibe ich ein wenig ratlos zurück. Ich kann einfach nicht so recht ausmachen, was genau hier in meinen Augen fehlt. Aber irgendetwas fehlt mir schon. Eigentlich ist die Geschichte tragisch und bewegend - und sie rührt mich auch irgendwo, aber der entscheidende Funke will einfach nicht überspringen. Vielleicht ist es diese distanzierte Sprache. Du gibt keinen großen Einblick in die Gefühlswelt deines Prots, alles wird von außen betrachtet. Klar ist das ein Kunstgriff, aber auf mich wirkt er nicht so recht. Das zwischen den Zeilen reicht mir in diesem Fall nicht aus. Ich bleibe zu weit außerhalb des Geschehens.
Seltsam finde ich auch, dass Andreas der flüchtige Fahrer sein soll, wenn er doch die Party über auf seinen Bruder aufgepasst hat.

Andreas war während der ganzen Party wirklich darauf bedacht, dass ich keinen Blödsinn machte. Aber vors Haus kam er nicht mit hinunter, obwohl es schon über die vereinbarte Zeit war. Ja, und dann kam mein Vater …“
Das liest sich nach einer zu knappen Zeitspanne, als dass Andreas mal schnell runter, ins Auto gestiegen und den Vater irgendwo geschnitten hat. Und wenn er vorm Haus wartete, wie kam dann Andreas ungesehen an ihm vorbei?
Mag sein, dass ich hier etwas entscheidendes überlesen habe. Das ist zumindest das, was bei mir angekommen ist.

Interessant finde ich, dass der, der wieder zusammengeleimt wird, derjenige ist, der selbst bei anderen zu kitten versucht.

Hoffe, du kannst was mit meinem Kommentar anfangen :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Salve weltenläufer,

schade, dass Du mit der KG nicht warm werden konntest.
Was die distanzierte Sprache angeht, muss ich zugeben, dass ich betriebsblind bin. MIr selbst kommt es beim Schreiben und Durchlesen nie so vor; möglicherweise fehlt mir noch ein literarisches Aha-Erlebnis.

Zum Inhaltlichen:
Der Vater war über der Zeit. Kilian hat auf der Straße eine ganze Weile gewartet, und Andreas kam nicht mit hinunter. Und je nachdem, wie der Hauseingang baulich gestaltet ist, wo die Straße verläuft, wo das Auto geparkt ist, ob Bäume etc im Weg stehen, kann Andreas an Kilian vorbeikommen, ohne dass sie einander bemerken.

Ich kenne jedenfalls viele Häuser, bei denen das möglich ist.

Außerdem hat Andreas seinen Vater nicht geschnitten, ich verweise noch einmal auf den vorletzten Absatz. Das ist ja die grausame Ironie an der Geschichte.

Mal sehen, vielleicht baue ich noch den einen oder anderen klärenden Satz ein.

Hoffe, du kannst was mit meinem Kommentar anfangen
Auf jeden Fall!

LG, Pardus

 

Hi Pardus,
das Verwinkelte und das Versteckte in der Geschichte gefällt mir. Da stellt sich Kilian großmütig, weils ja nun eben mal so ist und aus seiner Sicht eh nix ändern würde, vor den Vater. Der glaubt im Laufe der Zeit sicher selbst an seine Geschichte und trägt durch Kilians Schweigen vielleicht nicht ganz so schwer.
Andreas, wenngleich er gemerkt haben müsste, dass er schneller vorbei war, redet sich die Hauptschuld ein, weil der weiße GTI ja eben so zu Protokoll gegeben wurde.
Und wenn ichs richtig verstanden habe, gibt er deshalb auch kampflos Ashken auf.
Die Sache mit dem Aufpassen und der Party kommt mir nicht ganz stimmig vor.
Weder der ältere, noch der jüngere Bruder können gesteigertes Interesse daran gehabt haben, gluckenmäßig aufeinander zu hocken;) Da hat der Große vielleicht ab und an mal ein Auge geworfen, man nimmt doch einen Fünfzehnjährigen nicht direkt den ganzen Abend bei der Hand.:D Und der hätte wohl auch allein zu haus bleiben dürfen :), wollte aber feiern gehen. So denk ich mir das.

„Du hast ausgesehen wie er, weißt du das? Unter dem Müll … genau so lag er.“
War Andreas so schnell wieder vor Ort, dass er den Moment gleich nach dem Unfall sehen konnte? Der ist doch gerade noch vorbeigewutscht?
war im unbewohnten leerstehenden Obergeschoss einer Großküche ausgemacht worden.
steckten als heiseres Quaken in
Und nu schreitet der Rekonvaleszent zur Tat und schaut zu, dass Kilian dem Andreas das Oberstübchen entrümpelt.
Hat mir sehr gut gefallen, auch dass vieles angerissen wird, aber unausgesprochen bleibt.
LG butterblume

 

Hi Pardus,

dein Plot gefällt mir ziemlich gut. Der Umgang mit den Schuldgefühlen die scheinbare Wiederholung des Schicksals. Schön fände ich es, wenn dieser Teil klarer in den Vordergrund gerück würde.
Ein paar Deteils lenken von deiner eigentlichen Handlung ab und verwirren mehr, als dass sie merklich der Handlung helfen.

- die Enkel: Was bezwecken sie? Von der Geschichte her dachte ich dass Andreas ca 45-50 Jahre alt ist. die enkel lassen ihn wesentlich älter erscheinen und was machen sie im krankenhaus? wessen enkel eigentlich??
- warum hat kilian plötzlich eine neue handynr? wenn er der bruder von andreas ist und die beiden sich scheinbar gut kennen ist die information "wir tauschen handynr" nicht notwendig.
- falls der letzte anruf an kilian, der sekunden vorher noch in jan's zimmer war, tatsächlich dazu diente kilian zu sagen, dass andreas der autofahrer war.... kurz und knackig: kilian wird das auto seines brunders kennen. das muss jan ihm nicht sagen. falls ich das falsch verstanden hab ist die anspielung wohl zu unklar geblieben.

ein paar kleinere anmerkungen hätte ich noch:

Wenn Kilian etwas nicht ertrug, würde er nie Aggressionen nach außen wenden, sondern, in höchster Verzweiflung, gegen sich selbst.
Das lässt auf einen labilen Charakter schliessen. Im krassen Gegensatz dazu steht dass es im Team der paralympics sein soll? Das steht eher für Willensstärke.

„Die Nerven wurden nicht geschädigt, und die Ärzte konnten die Wirbelkörper mit Beton aufspritzen. Übermorgen werde ich wieder entlassen.“
Als Leihe würde ich mal behaupten, dass bei nem Wirbelsäulenbruch mehr als nen paar Tage Krankenhaus und danach direkt wieder arbeiten drin sind. (Wenn man nen künstliches Hüftgelenk bekommt, was auch mit Beton oder sowas fixiert wird, heißt es 10 Tage Bettruhe und dann langsam mit Krankengymnastik über mehrere Monate hinweg wieder laufen lernen. Ich kann mir vorstellen, dass das mit betonierten Wirbelsäule ähnlich ist.)


ich hoffe du kannst mit den Vorschlägen was anfangen. deine Charaktere haben eine menge potenzial :)

Tari

 
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Salve butterblume,
freut mich, dass es Dir im Großen und Ganzen gefallen hat.

Die Sache mit dem Aufpassen und der Party kommt mir nicht ganz stimmig vor.
Kommt drauf an. Vielleicht hatte der Große dem Kleinen gegenüber ja einen wachen Beschützerinstinkt - hab aber "keinen Blödsinn" in "nicht zu viel Blödsinn" abgeändert, vielleicht kommt das der Realität näher.
Ob die Meinung von Eltern, wo ihre Kinder am Besten aufgehoben sind, mit der Wirklichkeit immer übereinstimmen muss ... darüber lasse ich mich nicht aus. Mal sehen, was andere zu diesem Punkt sagen, vorerst bleibt er so. (Darfst Dir aber die Situation gerne denken, wie Du willst, vielleicht beschönigt Kilian in seiner Erzählung ja einiges :D.)

War Andreas so schnell wieder vor Ort, dass er den Moment gleich nach dem Unfall sehen konnte? Der ist doch gerade noch vorbeigewutscht?
Autsch, erwischt. Hier muss ich mir was einfallen lassen, gut, dass Du mich darauf hinweist.


Salve Tarina,
Die Enkel gehören zum Zimmernachbarn. Das war missverständlich formuliert, ich hoffe, nun ist es eindeutig.

Kilian gibt seine Handynummer nicht an Andreas, sondern an Jan weiter, dass der ihn informieren kann, wenn er etwas Neues über Andreas erfährt.

Jan ruft Kilian am nächsten Morgen an, nachdem Andreas weg ist. Der vorletzte Absatz ist eine Rückblende zu Kilians Besuch am Vorabend.
Wegen dem Golf: ich denke, dass Autotuner ihre Fahrzeuge untereinander auch mal zum Probefahren austauschen, damit auch ihre Freunde die neue Leistungsfähigkeit des Wagens gebührend bewundern. So zumindest habe ich es mir vorgestellt, wobei ich zugeben muss, mich in der Tunerszene nicht auszukennen (ich bekenne mich schuldig, gegen das Recherchegebot verstoßen zu haben :shy:).

Das mit Kilians umgelenkten Aggressionen passt schon (nicht aber das "sondern"); er läuft vor seinem Schmerz weg, betäubt ihn mit Sport. Je mehr Schmerz, umso mehr Sport. Paralympics-Team = sehr viel Sport = sehr viel Schmerz.

Die Therapie gebrochener Wirbelkörper gibt es so, wie ich sie beschrieben habe, inkl. des Heilungsverlaufs; während meiner Pflegeausbildung wurde sie in dem Krankenhaus, in dem ich ein Praktikum machte, neu eingeführt, ich konnte selbst beobachten, wie die frisch operierten Patienten am nächsten Tag ohne Gehilfen, vollkommen wiederhergestellt, entlassen wurden.
Allerdings ist die Methode nur anwendbar, wenn sich die Bruchstücke nicht verschoben haben, und das Rückenmark nicht verletzt ist.

LG an euch beide, Pardus

 

Hallo Pardus,

die Geschichte hat Substanz und der Plot ist nicht alltäglich - das macht die KG schon einmal recht interessant. Jedoch dachte ich nach dem (zweiten) Lesen: Weniger wäre mehr.

Nachdem ich dann länger über den Text nachgedacht habe, kommen mir so Gedanken wie: Pardus hat zu lange an dem Text rumgefeilt, da komme ich als Leser gar nicht mehr in allen Details mit.

Der Handlungsstrang ist schon von Haus aus etwas komplizierter: Da gibt es den Erzähler, dann zwei Brüder; eine Frau, die erst mit einem, dann mit dem Bruder was hat - zwei Unfälle, die durch die Hintertür erzählt werden - gleichzeitig ein Kriminalplot mit einem besoffenen Vater. Emotionale Irritationen zwischen Familienmitgliedern, komplizierte Protagonisten ...
boah, da mutest du dem Leser, oder bleiben wir bei mir, zuviel zu. Das hat alles Hand und Fuß, ist meiner Meinung aber auf die Kürze der Geschichte zuviel geballte Handlung. Daraus ließen sich problemlos drei KGs schreiben.

Damit das nun nicht zu negativ rüberkommt: Die Geschichte ist gut, aber zu überladen. Handwerklich habe ich kaum was auszusetzen, nur die Idee, das ganze abzuspecken.

Ein paar Gedanken zu Details:

Andreas ist kein schlechter Mensch, auch wenn er das denkt.
Wenn er breitspurig ins LKA kommt, die Motorradjacke über die Schulter geworfen und das Zitronenbonbon durch die Mundwinkel schiebt wie John Wayne den Zahnstocher, dabei selbst in Turnschuhen so fest auftritt, dass der Linoleum erzittert, sind die meisten geneigt, das Schlechteste von ihm zu glauben –
Ich verstehe nicht ganz, wieso die ganze Welt das Schlechteste von Andreas denken soll, nur weil er "cool" wirkt. Das kann ich - sowieso am Anfang - nicht ganz nachvollziehen.

Und auch er selbst denkt, dass er nur sein wahres Wesen nach außen transportiert.
Also denkt Andreas, dass er ein schlechter Mensch ist und das nach außen hin zeigt. Für den Leser werden diese Aussagen erst zum Schluß hin logisch, da wird zuviel vorgestreckt, was ich nicht nachvollziehen kann.

Anette muss auf dem Krankenhausflur auf ihn eingeschlagen, ihm Vorwürfe gemacht haben, dass er die Verantwortung gehabt hätte als mein Freund, als der Erfahrenere, der Dienstältere, dass es seine Schuld sei. Ich kenne sie gut genug um zu wissen, dass sie nicht freiwillig von ihm abgelassen haben wird.
Die Anette kommt mir da sehr extrem rüber.


Sein Bruder Kilian und Ashken hatten ihn am Abend gefunden und ins gleiche Krankenhaus wie mich gebracht, wo man ihm den Magen ausgepumpt hatte.
Ashken ist für mich nicht von vorneherein ein Frauennamen, ich habe den bisher noch nie gehört. In einer anderen Szene wird von einem Kugelbauch gesprochen, das war für mich dann zuerst eine Bierwampe, bis ich kapiert habe, dass es eine Frau und also eine Schwangere sein muss.

Wie sollten sie ruhig bleiben, wenn der Geruch fremder Verzweiflung sich mit dem eigener Hilflosigkeit mischte?
Also diesen Satz verstehe ich nicht ganz. Welcher Fremde hat den Geruch von Verzweiflung?

Ich war bereits am späten Nachmittag aus dem Aufwachraum zurück in das stille Zweibettzimmer gebracht worden.
... damit die Enkel meines Zimmernachbarn, eines vorgealterten Bulgaren mit Kniegelenksersatz
Ungewöhnlich, dass von einem stillen Zimmer, aber nicht vom Nachbarn erzählt wird.

Ich hing noch am Tropf, doch war ich schon wach und zerlegte das Abendessen, das die Nachtschwester mir gerettet hatte.
zerlegte? Kenne ich nur von Tieren, also eine Kuh oder ein Schwein oder einen Hasen zerlegen.

Bis vor zwei Jahren hatte jeder geglaubt, zwischen Andreas und der türkischen Fotografin sei viel mehr, als zumindest Ashken kokett lächelnd glauben machen wollte. Dann hatte sie Kilian kennen gelernt, und fortan zeigte Andreas kein Interesse mehr an ihr. Ausgerechnet er, der über aktuelle oder mögliche Liebschaften so eifersüchtig wachte, wie ein Löwe über seinen Harem.
Unnötige zusätzliche Aufplusterung, weg mit.

Sie erzählten, wie sie Andreas gefunden hätten. Ich verstand es nicht.
Er hat sich dich Schuld gegeben, deswegen“, meinte Kilian schließlich.
Ich verstand es nicht - akustisch? Ich kapierte es nicht wäre vielleicht sinnvoller. Beim fettunterlegten Teil ist was falsch.

Das schlechte Gewissen ist ein tauber Autist, es entzieht sich jeder Einflussnahme.
Der taube Autist kostet wieder Gedankensprünge in eine andere Welt, sag doch z.B. Das schlechte Gewissen ist ein Ignorant, es entzieht sich jeder Einflussnahme.

icht nur er, dachte ich, und ließ mir Kilians neue Handynummer geben. Nicht, dass ich noch in dieser Nacht irgendetwas über Andreas‘ Zustand hätte in Erfahrung bringen können, doch es beruhigte ihn sichtlich.
Auch so ein Detail, was unnötig ist.

„Das muss es nicht. Ist ja nichts passiert, Morgen werde ich entlassen, am Montag komme ich wieder ins LKA.“
Naja, gleich wieder arbeiten?

Einmal um den Block, den Wagen wieder parken. Sehen und verstehen.
Was genau soll das bedeuten?

Du wirst für mich bei der Szenerie: War Andreas der Golffahrer/oder nicht zu undeutlich. Mir ist nicht klar, wieso der Erzähler folgendes so eindeutig behaupten kann:
„Du solltest Kilian sagen, dass du den Wagen gefahren hast. Der, der deinem Vater angeblich die Vorfahrt genommen hat.“

Da solltest du nachlegen.

Diese KG kommt mir vor wie eine Doppel- oder Dreifachbelichtung, in der jedes Einzelbild eine saubere Sache wäre, aber so zusammengepfercht einige Irritation auslöst.

Ich würde mich freuen, wenn du bei der nächsten etwas schlichter agieren würdest ;). Explizit ein Lob an deinen Fleiß und deine sprachliche Arbeit, das liest man natürlich auch heraus :).

Liebe Grüße
bernadette

 
Zuletzt bearbeitet:

salve bernadette,

was die vielen Details angeht, werde ich noch einmal mit einem Adlerauge drübergehen. Oder, ich verlängere die KG, um sie zu entdichten :D.

Ich verstehe nicht ganz, wieso die ganze Welt das Schlechteste von Andreas denken soll, nur weil er "cool" wirkt. Das kann ich - sowieso am Anfang - nicht ganz nachvollziehen.
Gedacht war es so, dass Andreas derart übertrieben das Rauhbein markiert, dass seine Umgebung unweigerlich etwas abstand nimmt. Aber Deiner Anmerkung mit dem "Schlechtesten" kann ich was abgewinnen. Ich lasse es mir durchs Hirn fahren.
Für den Leser werden diese Aussagen erst zum Schluß hin logisch, da wird zuviel vorgestreckt, was ich nicht nachvollziehen kann.
Ich mag es ganz gern, wenn sich - auf mittlere Distanz gelesen - manches erst im Nachhinein klärt, aber damit bin ich schon bei anderen Lesern angeeckt. Mal sehen, ob ich es ummodele.
Die Anette kommt mir da sehr extrem rüber.
Ich weiß nicht, wie ich reagieren würde, wenn ich eine solche Nachricht erhalten würde und den vermeintlich Schuldigen (oder auch nur den, an dem ich meine überfordernden Emotionen abladen kann, wenn ich ihn beschuldige), direkt vor mir hätte.
Schockstarre wäre natürlich eine Alternative. Auch hier denke ich drüber nach.
zerlegte? Kenne ich nur von Tieren, also eine Kuh oder ein Schwein oder einen Hasen zerlegen.
Kennst Du niemanden, der Essen seziert, um für ihn nicht genießbares auszusortieren? Ich hab mal aus einer Quiche Lorraine den Speck entfernt, es sah danach aus, wie ein Schlachtfeld. Wortänderung wird erwogen, ebenso wie die Änderung von Ashkens Namen.
Zitat:
Bis vor zwei Jahren hatte jeder geglaubt, zwischen Andreas und der türkischen Fotografin sei viel mehr, als zumindest Ashken kokett lächelnd glauben machen wollte. Dann hatte sie Kilian kennen gelernt, und fortan zeigte Andreas kein Interesse mehr an ihr. Ausgerechnet er, der über aktuelle oder mögliche Liebschaften so eifersüchtig wachte, wie ein Löwe über seinen Harem.
Unnötige zusätzliche Aufplusterung, weg mit.
Einspruch, Euer Ehren! Hier zeigt sich Andreas´ schlechtes Gewissen Kilian gegenüber.

Verstehen kann akustisch und mental gemeint sein, und gefällt mir zudem besser, als "kapieren".

Zitat:
icht nur er, dachte ich, und ließ mir Kilians neue Handynummer geben. Nicht, dass ich noch in dieser Nacht irgendetwas über Andreas‘ Zustand hätte in Erfahrung bringen können, doch es beruhigte ihn sichtlich.

Auch so ein Detail, was unnötig ist.

Und wenn ich es rausstreiche, und Jan am Ende bei Kilian anrufen lasse, fragt mich der nächste, woher ersterer die Nummer habe.

Was an dieser Stelle ist übrigens ein netter Suebismus :) - nur mal so am Rande.

Zitat:
„Das muss es nicht. Ist ja nichts passiert, Morgen werde ich entlassen, am Montag komme ich wieder ins LKA.“

Naja, gleich wieder arbeiten?

Ist medizinisch möglich, und faktisch wird je heutzutage nicht länger krank geschrieben, als unbedingt nötig. Außerdem, nachdem ich selbst in einer überstundenintensiven Branche arbeite, behaupte ich, dass Jan seine Kollegen nicht mit zusätzlichen Aufgaben hängen lässt.
Zitat:
Einmal um den Block, den Wagen wieder parken. Sehen und verstehen.

Was genau soll das bedeuten?

Hier hat jemand zurecht angemerkt, dass Andreas den verunglückten Kilian nicht gesehen haben kann, wenn er mit dem Golf unterwegs ist.
Wenn andreas aber nur eine Runde um den Block fährt, kann er von hinten ums Haus kommen, während alle lamentierend um die Mülltonnen herumstehen und auf den Rettungsdienst warten.
Du wirst für mich bei der Szenerie: War Andreas der Golffahrer/oder nicht zu undeutlich. Mir ist nicht klar, wieso der Erzähler folgendes so eindeutig behaupten kann:
„Du solltest Kilian sagen, dass du den Wagen gefahren hast. Der, der deinem Vater angeblich die Vorfahrt genommen hat.“
Jan kombiniert Hinweise: Andreas tunt Autos und pflegt einen wilden Lebensstil. Der vermeintliche Unfallverursacher braust mit einem getunten auto durch die Gegen. Andreas sagt, Jan habe, wie Kilian, unter Müll gelegen. Laut Kilians Aussage war er aber auf der Party geblieben. Andreas erleidet, getriggert durch Jans Unfall, einen kompletten psychischen Zusammenbruch und unternimmt einen Selbstmordversuch, was eine sehr heftige Reaktion ist, wenn seine einzige Schuld an Kilians Unfall wäre, nicht mit ihm am Straßenrand gewartet zu haben.
Dann lässt er einen Testballon los, indem er gezielt nachfragt, ob er ausgesehen habe, wie Kilian. Andreas weicht an dieser Stelle aus, anstatt eine plausible Erklärung für seine Äußerungen zu liefern.
An dieser Stelle ist es für Jan noch eine Frage von Instinkt,
Er hätte behaupten können, er sei aus dem Haus dazu gekommen, während sie auf den Rettungswagen warteten und nicht wagten, Kilian zu bewegen, weil keiner wusste, wie schwer er verletzt war. Vielleicht hätte ich ihm wider Instinkt geglaubt.
spätestens, als Andreas die unschuldige Wand misshandelt, wird Jan alles klar.

So, nun. Ich werde Deinen Komm wohl ein paar Tage auf mich wirken lassen, solange brauche ich immer, bis sich alles sortiert hat. Und dann heißt es für mich: arbeiten!

Danke Dir und liebe Grüße ans Schwäbische Meer,

Pardus

PS: das schlechte Gewissen als tauber Autist ist Absicht: es kreiselt um einen einzigen selbst generierten Gedanken (autistisch) und ist durch Argumente nicht zu beeinflussen (taub).

 

Ich nochmal:

Jan kombiniert Hinweise: Andreas tunt Autos und pflegt einen wilden Lebensstil. Der vermeintliche Unfallverursacher braust mit einem getunten auto durch die Gegen. Andreas sagt, Jan habe, wie Kilian, unter Müll gelegen. Laut Kilians Aussage war er aber auf der Party geblieben. Andreas erleidet, getriggert durch Jans Unfall, einen kompletten psychischen Zusammenbruch und unternimmt einen Selbstmordversuch, was eine sehr heftige Reaktion ist, wenn seine einzige Schuld an Kilians Unfall wäre, nicht mit ihm am Straßenrand gewartet zu haben.
Dann lässt er einen Testballon los, indem er gezielt nachfragt, ob er ausgesehen habe, wie Kilian. Andreas weicht an dieser Stelle aus, anstatt eine plausible Erklärung für seine Äußerungen zu liefern.
An dieser Stelle ist es für Jan noch eine Frage von Instinkt,
Jan kombiniert - und du als Autor verlangst dem Leser genau die gleiche Kombinationsgabe ab. Zwar mit den stimmigen, aber spärlichen Hinweisen, die durch viele Handlungsfäden (zweiter Unfall, Trinken bis zur Besinnungslosigkeit von Andreas, der Ashken-Konflikt etc.) und durch den nicht chronologischen Aufbau der KG versteckt sind. Diese KG gehört ja in die Rubrik "Krimi" :D.

Dir alle Ehre, dass du uns Leser für so intelligent hälst: Aber du hast als Autor den Hergang im Kopf und servierst uns die Puzzleteile, damit es eine anspruchsvolle Geschichte wird (das ist sie ja auch), aber überschätzt deine Hinweise auf eindeutige Interpretation. Z.B. die Sache mit Ashken: Nie wäre ich auf die Idee gekommen, dass sich Jan bei ihr wegen dem schlechten Gewissen zurückhält.

Oder:

Einmal um den Block, den Wagen wieder parken. Sehen und verstehen.
Das Sehen und verstehen verstehst du, aber ich habe das nicht kapiert. Auch wird mir nirgends erzählt, wie der Unfallhergang eigentlich war.

Andreas sagt nur einmal: Unter dem Müll … genau so lag er.“ Er lachte, ein tonloses, schweres Schnaufen. „Nur, dass es Tonnen waren und kein Container.“
Du hast im Kopf, dass es wohl Mülltonnen sein müssen. Ich überlege: Meint Andreas, dass es Tonnen (von Gewicht) waren?

Dann gibt es unter den Protagonisten auch noch Mißverständnisse bzgl. des Unfalls - das alles kann ich mit deinen Infos nicht herauslesen, erst, wenn du mir die entsprechenden Stellen zeigst. Die KG sollte aber ohne Erklärhilfe funktionieren.

Vielleicht habe ich dir mit dieser Ausführung noch einmal deutlich machen können, wo ich die Überladung und die zu verzwackten und zu wenig deutlichen Stellen sind. Jetzt muss ich die KG mal loslassen, da gehe ich jetzt schon Stunden mit rum :D.

Liebe Grüße
bernadette

 

Salve bernadette,

Z.B. die Sache mit Ashken: Nie wäre ich auf die Idee gekommen, dass sich Jan bei ihr wegen dem schlechten Gewissen zurückhält.
Ashken heißt inzwischen Selma. Und butterblume01 hat die Stelle richtig verstanden, somit bin ich hier rehabilitiert :D.
Auch wird mir nirgends erzählt, wie der Unfallhergang eigentlich war.
Nicht am Stück, aber verteilt schon:
„Du kannst es ruhig sagen“, platzte Selma heraus. „Er hat getrunken, dein Vater, deswegen hat er die Kontrolle über den Wagen verloren.“ (...) „Weißt du“, sagte Kilian in den Minuten, während er noch im Zimmer war und Selma den Wagen aus der Tiefgarage holte, „eigentlich hat sie recht. Mein Vater muss mehr getrunken haben, als die ein, zwei Gläser Sekt, die er zugegeben hat. Es gab dieses Auto. Einen aufgemotzten Golf GTI, weiß, mit Heckspoiler, er ist gerast wie ein Irrer, als wollte er seine Motorleistung voll austesten. Aber bis mein Vater die Kreuzung erreicht hatte, war er schon lange vorbei …“
Der Vater hat getrunken, er hat die Kontrolle über den Wagen verloren. Kilian kennt die Wahrheit und lügt, dass der zufällig kurz zuvor vorbeigefahrene Golf Mitschuld hat.
Steht alles da.

Ich habe mir ernsthaft Gedanken gemacht, ob ich ein paar Elemente des Plots rausstreiche, aber da alles an allem hängt, dröselt es mir dann den ganzen Pullover auf, und ich muss was neues stricken - also werde ich mir eine andere Lösung überlegen müssen.

Trotzdem Danke fürs nochmalige Melden.

Pardus

 

Danke Pardus,

für die gute Unterhaltung an einem Sonntagnachmittag. Deine Sprache hat mich auf sehr angenehme Weise durch die Geschichte getragen, immer wieder von den Gedanken unterbrochen, ach wie schön. Sprachlich hast Du mich voll erwischt ;).

Bis auf hier:

vielleicht hätte ich ihm wider Instinkt geglaubt.

und hier:

Solle ich mich mies fühlen, ihn so provoziert zu haben? Sollte ich ein schlechtes Gewissen haben, weil es sich nicht regt?

Aber da sehe ich jetzt mal ganz großzügig drüber weg :D.

Den Beiträgen nach zu urteilen, hast Du schon ein paar mal den Stift angesetzt. Ich konnte der Handlung gut folgen, musste auch nicht zweimal lesen.
Schade fand ich nur, dass das Raubein Andreas, so wie Du ihn am Anfang schilderst im Rest völlig untergeht. Klar, da geht es auch nicht mehr um die Hülle, da geht es um innen drin. Und wie sie zustande kam. Aber das gibt ihm ja den Reiz, dass macht ihn zum Menschen, insofern könntest Du mit der Ambivalenz ruhig noch etwas weiter spielen.

Was Dein Ende betrifft:

und gehe so ins Foyer hinunter zu den Telefonzellen, um Kilian anzurufen.

Ich habe an dieser Stelle wirklich Andreas erwartet ... aber so ist fairer.

Vielen Dank für den unterhaltsamen Zeitvertreib und das Nachdenken darüber, wie unausgesprochene Worte den Einen verletzen, während sie den Andren schützen. Schöne Idee!

Beste Grüße
Fliege

 

salve Fliege,

Dein Lob freut mich außerordentlich, zeigt es doch, dass es sich gelohnt hat, an der KG zu arbeiten.

Den RS Fehler habe ich eliminiert.

Was Dich am "wider Instinkt" stört, verstehe ich nicht - "wider" ohne e bedeutet schließlich "entgegen"; Jan hätte andreas entegegen seinem Instinkt geglaubt. Die Standardformulierung wären: wider besseres Wissen, aber Standards sind langweilig :).

Breitspurige, laute, plautzige Menschen wie den Hüllenandreas mag ich nicht sonderlich, von daher bin ich ganz froh, dass er im Verlauf der KG verschwindet. Wobei er sich zum Abgang mit einem Fußtritt gegen die Wand verabschiedet, immer noch unrasiert und stinkend, also ganz kann er es nicht sein lassen :).

Schönen Sonntag noch,
Pardus

 

Ich noch mal,

Dein Lob freut mich außerordentlich, zeigt es doch, dass es sich gelohnt hat, an der KG zu arbeiten.

Dann hat es sich ja auch meinerseits gelohnt ;).

Was Dich am "wider Instinkt" stört, verstehe ich nicht - "wider" ohne e bedeutet schließlich "entgegen"; Jan hätte andreas entegegen seinem Instinkt geglaubt. Die Standardformulierung wären: wider besseres Wissen, aber Standards sind langweilig :).

Ich verstehe wider ohne i schon in seiner Bedeutung :). Trotzdem bin ich an diesem Satzbau eben hängen geblieben. Vielleicht hätte da ja auch: wider seinem Instinkt stehen können. Aber ich wollt Dir auch nur meine Leseeindrücke zukommen lassen, wollt gar nicht meckern. Und jipp, Standards sind langweilig :sleep:.

Breitspurige, laute, plautzige Menschen wie den Hüllenandreas mag ich nicht sonderlich, von daher bin ich ganz froh, dass er im Verlauf der KG verschwindet ...

Na dann, ist doch alles super!

Ich hab sie ja auch echt gern gelesen, Deine Geschichte :thumbsup:.

Liebe Grüße
Fliege

 

Hallo Pardus,


eine interessante Geschichte über Schuld und Gewissen ist dir da gelungen.

Die Figuren Andreas und Jan sind plastisch dargestellt und ich konnte mich gut in sie hinein versetzen.
Kilian ist etwas blass dagegen, hätte aber mehr Charakterfülle verdient, weil er ja ebenso eine wichtige Rolle in der Geschichte spielt.

Seine Frau/Freundin Selma dagegen ist eher nur als Dialogträgerin von Bedeutung, die kann gerne blass bleiben.

Dieses Füllsel würde ich weglassen, es hab im weiteren Geschehen null Bedeutung aus meiner Sicht.

Letztlich hielt ich mich an Butterbrot mit Tomate und Gurke, und schubste den Schinken an den Tellerrand, nicht, weil er nicht koscher war, sondern wegen seiner gelblichen Verfärbung.

Und ich würde auch den Absatz weglassen, der von Andreas und Selma berichtet. Er ist auch eher unwichtig.

Bis vor zwei Jahren hatte jeder geglaubt, zwischen Andreas und der türkischen Fotografin sei viel mehr, als zumindest Selma kokett lächelnd glauben machen wollte. Dann hatte sie Kilian kennen gelernt, und fortan zeigte Andreas kein Interesse mehr an ihr. Ausgerechnet er, der über aktuelle oder mögliche Liebschaften so eifersüchtig wachte, wie ein Löwe über seinen Harem.

Textkrams:

die seinem Schwager gehörte
hier stutzte ich, weil ich dachte, es ging um Andreas Schwager. Mag sein, dass nur ich so blöde Gedanken habe.


dass Andreas ganz allein den Container aufgestellt habe
würde hier "aufgerichtet" oder "wieder aufgerichtet" besser finden. Aufgestellt heißt für mich, dass er den Container dort hingestellt hat.


Man hatte sie auf den Flur gestellt
geschickt würde besser klingen.

Es könnte ja einer der Tuner gewesen sein."
Bei dem Wort Tuner hatte ich Probleme, was genau du meintest bis mir dann einfiel, du meintest diejenigen, die ihr Fahrzeug tunen. Das könntest du aber auch ganz locker anders beschreiben und jeder weiß dann sofort Bescheid: Es könnte ja einer der Autofreaks gewesen sein.

Ansonsten habe ich aber nix zu meckern.

Was mir gefallen hat, ist, dass diese Geschichte eine gewisse Ruhe ausstrahlt, irgendwie ihren eigenen Gang geht und nicht nach Effekten heischt.

Lieben Gruß
lakita

 

Salve lakita,

den Textkrams schluck ich sofort.
Bei den zwei Passagen, deren Streichung Du mir nahelegst, sagt mein Bauch nein.
Die erste möchte ich drinlassen, weil Jan sonst fast in seiner Rolle als Zuhörer und Beziehungsretter verschwindet. So darf er auch außerhalb dieser existieren.

Den zweiten haben mir schon einige als redundant angekreidet, andere haben ihn genau so verstanden, wie ich ihn gemeint hatte: als Hinweis auf Andreas' Schuldgefühle Kilian gegenüber.
Da viele nicht auf diesen Gedanken kommen, habe ich sicher nicht die beste Ausdrucksmöglichkeit gefunden. Aber die paar anderen Leser, die ihn richtig interpretieren, rechtfertigen mE, dass der Absatz bleibt.

Dass Kilian Deiner Ansicht nach blass geblieben ist, ist schade, wobei ich nicht wüsste, wie ich ihm mehr Farbe verleihen könnte. Sein großer Gefühlsausbruch erfolgt nach der Geschichte - den erzhle ich vielleicht ein andermal.

Danke fürs Lesen und Kommentieren,

Pardus

 

Hallo Pardus,

deine Erläuterungen bezüglich des Nichtwegstreichens kann ich gut nachvollziehen. Stimmt, ich hatte nicht auf dem Plan, dass Kilian Selma nur deswegen zur Frau bekommen hat, weil Andreas aus Schuldgefühl locker gelassen hat.

Kilian könntest du beschreiben, z.B. wie er in das Zimmer rollt, daraus könnte man schon ein wenig mehr über ihn erfahren. Wie sieht er aus, wäre auch eine Möglichkeit. Hat er besondere sprachliche Wiedererkennungsmerkmale.
Wenn er von diesem Unfall erzählt, könntest du es noch mehr durch seine Gesten unterstreichen. Sind alles nur Beispiele, die mehr über ihn aussagen würden.

Lieben Gruß
lakita

 

Danke für die nochmalige Rückmeldung, lakita!

Deine Vorschläge werde ich mir durch die Synapsen kreiseln lassen, versprochen. Zu doof, dass man aufs Offensichtlichste manchmal nicht selbst kommt!

 

Hi, Pardus,
hast ja einiges verändert und ich muss sagen, dass deine Geschichte dadurch gewonnen hat, auch wenn ich sie vorher schon sehr gut fand.
So, aber jetzt hab ich noch mal drübergelesen und geb Dir einfach noch mal ein paar Sachen zum Knuspern. Versteh' das nicht als Kritik, das ist meinerseits nur Bauchgefühl und ich weiß selber nicht, ob ich richtig liege.
Fang ich mal an:

so fest auftritt, dass der Linoleum erzittert
Linoleumboden, würd ich meinen, weil Linoleum als Material sächlich belegt ist und die spürbaren Schwingungen dann doch von den drunter liegenden Dielen ausgehen. Wenn da drunter nur Ausgleichsmasse liegt, zittert natürlich nix.
auf einer Rampe auf Abholung warteten
doppeltes "auf" Vielleicht: 'für die Abholung bereitstanden'?
Er sagte auch, dass Andreas ganz allein den Container aufgerichtet habe; dass er weiß wie eine Wand geworden sei, als er von Anette die Diagnose „Wirbelsäulenbruch“ gehört habe.
War der Arzt beim Gespräch mit Anette dabei? Wäre es hier nicht besser, Anette ganz rauszulassen?
Ich weiß nicht, was Kilian den Ärzten erzählt hat, dass sie ihn am nächsten Morgen schon wieder gehen lassen wollten. Zumindest berichtete er dies, als sie direkt von der Notaufnahme kamen, um nach mir zu sehen.
Ich weiß, was gemeint ist, aber hier sind, rein lesetechnisch, Holperer versteckt. Rein nach dem Geschriebenen wäre Kilian der, den die Ärzte gehen lassen wollten.
Das schlechte Gewissen ist ein Ignorant, es entzieht sich jeder Einflussnahme.
Der Ignorant, das Gewissen, männlich und sächlich. Warum nicht so: ... ist ignorant, es entzieht sich ...? Du hattest da vorher schon eine andere Formulierung, glaube ich, die mir auch aufgefallen war, hatte das aber beim Kommentar vergessen.
Ich übte mich in einem verständnisvollen Gesicht und versuchte, in Gedanken an das Gesagte anzuknüpfen.
gedanklich an das Gesagte anzuknüpfen?
Sie schworen es Stein auf Bein
Aua! Nix Stein auf das Bein! 'Stein und Bein schwören' ist richtig. Grundlage ist ein uraltes Ritual, die Wahrheit zu beschwören: mit den Händen auf einem Stein und auf den Gebeinen eines Vorfahren.
Sie schworen also Stein und Bein darauf.
Ich wusste zu gut, wie viel ein solches Alibi wert war. Wodka und Schlaftabletten erzählten anderes.
Wieso erzählen Wodka und Tabletten etwas anderes, als Jan weiß?
Meiner Meinung nach schanzt Du hier dem Jan Gedanken zu, als würde er wissen, dass derzeit dort sowas konsumiert wurde. Er lässt sich das alles aber doch nur erzählen und kann nur vermuten. Vielleicht solltest Du den Wodka-Satz relativieren? Wodka und Schlaftabletten erzählten oft anderes?
Er lachte, ein tonloses,
lacht
„Redest du von Kilian?“, frage ich scheinbar ahnungslos, obwohl ich es wusste, bevor er nur den Mund öffnete.
weiß, bevor er nur den Mund öffnet

Ich hoffe mal, dass ich dich mit meinen Anmerkungen nicht auf dem falschen Fuß erwische. Deine Geschichte gefällt mir wirklich sehr gut, sonst wäre ich hier nicht noch mal vorbeimarschiert, und von meinen Anmerkungen nimmste halt nur, was du brauchen kannst. Den Rest in die Tonne;).

LG butterblume

 

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