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Experimentell!

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08.11.2001
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Experimentell!

hi zusammen!
Immer wieder tauchen KGs auf, die als experimentell beschrieben werden. Manchmal sind sie gut, manchmal schlicht unverständlich. Ich wollte mal die Diskussion lostreten, über experimentelle KGs, experimentellen Schreibstil und ähnliches.
Ein paar Fragen hab ich schon jetzt mal dazu, aber es kommen sicher noch welche dazu:

  • Was haltet Ihr für experimentell?
  • Wie weit "darf" das Experiment gehen? GIBT es ein Limit?
  • Welche Vorschläge könnt Ihr für das Experimentieren machen?
  • vielleicht auch: welche experimentellen KGs habt Ihr hier gefunden oder selbst geschrieben, und wie beurteilt Ihr sie gerade unter dem "Experiment-Aspekt"?
  • Wie lange ist ein Text noch "lesbar"?
  • ...
Bin gespannt, was wir so zusammentragen!
Lieben Gruß,

Frauke

 

Experimentell ist für mich, wenn nicht nur der Sinn der Story ungewöhnlich ist, sondern auch mit den Worten selbst experimentiert wird. Die Grammatik und Orthographie darf dabei auch arg entstellt werden.
Eine experimentelle Story von mir ist

Gerede.

Hier habe ich im ersten Teil nur e als Vokal benutzt. Beurteilung des Experiment-Aspekts: Noch gewöhnlich genug, dass die Story akzeptiert wurde. Ginge extremer, siehe

blick hiNeiN!-AuS!

von Alex Will. Ein Konzept kann man auch hier noch erkennen. Die Story befindet sich im Antiquariat. Im Forumsystem von heute würde ich doch sehr kontroverse Reaktionen darauf erwarten.

[ 23.06.2002, 13:19: Beitrag editiert von: Leif ]

 

Hi arc

  • Experimentell ist jeder Text, der von Traditionellem abweicht. Ich weiß, diese Aussage klingt erst einmal wie: alles was nicht neu ist, ist alt. Glaube jedoch nicht, dass mann es viel genauer eingrenzen kann, da die Zuordnung zu stark vom subjektiven Empfinden des Autors abhängig ist. Jemand, der bisher nur Geschichten in der 3. Person geschrieben hat, wird unter Umständen die Ich-Form als gewagtes Experiment erachten. Beispiele: Experimentell wäre für mich ein besonderer Stil, eine Geschichte ohne Verben geschrieben, eine sinnvolle Geschichte zum Bsp. nur aus Werbeslogans bestehend, eine Geschichte mit ganz wenigen Worten, aber einen komplexen Zusammenhang darstellend.
  • Zum Experimentieren sollte es kein Limit geben, außer der Verletzung der Persönlichkeitsrechte und Menschenwürde. Über einen Punkt bin ich mir selbst nicht ganz im Klaren: Einerseits würde ich es als Wichtig erachten, darüber informiert zu werden, dass eine Geschichte ein Experiment ist, anderseits könnte diese Information, das Experiment an sich stören oder ad absurdum führen. Hier bin ich sozusagen "ein bisschen schwanger"
  • Vorschlag für Experimente: ? Außer in Richtung der bereits oben genannten fällt mir im Moment nichts Vernünftiges zu ein. Bin selbst noch im Stadium, dass jede Geschichte, die ich poste, für mich Experiment ist
  • eine experimentelle KG war "Erziehung" von bigmica in Gesellschaft, die zwar eine gute Idee als Ausgang hat, deren Umsetzung jedoch misslungen ist. Ohne ihre Erläuterung, hätte ich sie in die Kategorie Trash einsortiert.
  • "lesbar" ist für mich jeder Text, bei dem ich mich nicht krampfhaft zum Weiterlesen zwingen muss, bei dem ich einen Sinn, eine Aussage erkennen kann. Als abschreckendes, nicht bzw. nur einmal lesbares Beispiel (bitte nicht als persönlichen Angriff werten) dienen mir Geschichten vom Blutrasenmäher oder Scheisse oder, auf ganz anderem Niveau, teilweise Geschichten von buji.
So, habe mal einen Anfang gemacht.
Gruß
Maris

 

Da fällt mir ein:

Der böse Bart

(von mir) ist auch experimentell. Das Experiment war, eine an sich völlig absurde Idee nicht in einer 20-Zeilen-Story unterzubringen (wie man das so oft liest), sondern eine lange, gut ausformulierte Geschichte darüber zu schreiben. Hat mir auch dementsprechend viel Zeit abverlangt, aber die Empfehlung in SELTSAM hat mich dafür entschädigt. :)

Geniale Idee!
Und das von Ben, dem Absurdking! Es ist eben eine von den Ideen, die einem so kommen, die man aber sonst sofort wieder verwirft, weil sie so abwegig sind.

Für eine Auswahl von experimentellen Stories klickt auf "Geschichten" bei "Ben Jockisch". ;)

"Das Gegenteil von Ebbe" ist klar ein Experiment, genauso wie "Der gebonsterte Schlaufie und sein gorider Degruffa" und "Ein weiterer Dufnuk nölkert die Weimi runter"

 

Also ich verbinde mit "experimentelle Geschichten" eigentlich immer Geschichten, die ungewöhnlich erzählt werden. Aus ungewöhnlichen Sichten und so... ;)

Gruß,
stephy

 

Das ist auch ein wichtiges Merkmal. Da gibt es doch diese Geschichte über das Leben eines Tropfen Öls. Wie hieß die noch mal? "Das kurze und bewusste Leben eines Tropfen Öls", oder?

 

@Leif:

"Das Gegenteil von Ebbe" ist klar ein Experiment, genauso wie "Der gebonsterte Schlaufie und sein gorider Degruffa" und "Ein weiterer Dufnuk nölkert die Weimi runter"
Da hatter Recht, der Leif. Ob die Experimente geglückt sind, oder nicht, darüber lässt sich streiten und das ist das Tolle an experimentellen Texten.
Ich finde meine Texte natürlich ganz, ganz toll. :cool:

[ 23.06.2002, 16:55: Beitrag editiert von: Ben Jockisch ]

 

Es ist allein schon ein gewagtes Experiment, eine so kurze Story wie "Das Gegenteil von Ebbe" zu veröffentlichen! :D
Ich glaube, dein Copyright-Hinweis ist länger als die Story.
Und noch was: auf Grund der Kürze der Story könnte irgendjemand rein zufällig genau dasselbe schreiben. Darauf wartest du doch, um den armen Kerl dann zu verklagen und dick einzukassieren!

 

hey, schön!
so hab ich mir das gedacht! Meinungen, Beispiele, Diskussionen! weiter, weiter! :D
Ganz nebenbei dient das hier jetzt schon als Fundstellenverzeichnis für gute Experimente. Da kann man sich dann in Ruhe durchwurschteln. ( hilft ja nebenbei auch den Experiment - Autoren, die dadurch vielleicht mal wieder ausgegraben werden... )

 

Für eine Auswahl von experimentellen Stories klickt auf "Geschichten" bei "Ben Jockisch".
Leif, ich glaube Dir! aber was bringt's? wenn ich Bens KG-Liste aufrufe, dann steht da nur die Akademie der penetranten Verarschung. Und ich hatte wirklich gedacht, Ben würde öfter mal was schreiben? :confused: :rotfl:
wollte doch LESEN! :heul:

 

Oho! Ein Fehler im System! Früher stand da sehr viel!
Ist Mirko da?

 

dacht ich's mir doch, daß das nicht der Ist-Zustand sein kann! Ben! Wo hast Du Deine Texte versteckt?! Gönnst uns nix?

 

eigene Erfahrungen mit dem Thema "Experimentell"? ich hab schon das ein oder andere etwas "neben der Spur" liegende geschrieben. Mit manchen dieser Sachen bin ich hier auch baden gegangen. Gleich zu meinem Einstieg hier! :(
naja, das hat sich gelegt.
Ich rede vor allem von ZOOM, aber auch von Frage, die ich hier leider zZt nicht verlinken kann, weil meine KG-Liste nicht funzt. Hole ich nach.
Neulich hab ich mal eine Anleitung zum Schreiben von KGs gefunden. Und was hab ich mit den schönen Regeln gemacht? ich hab sie nach und nach gebrochen... hat Spaß gemacht. Da steht dann: man sollte das und das unbedingt vermeiden, und ich hab's dann gerade deshalb getan. :p
ein Beispiel ist Kaleidoskop
aber entweder hat's keiner gelesen, oder keiner verstanden ( außer Mark, der hat wenigstens gelesen ).
Schade ich fand sie eigentlich gar nicht sooo übel, und als Experiment durchaus brauchbar.
naja, scheine mit der These allein zu stehen...
Wird mich nicht davon abhalten, auch in Zukunft Regeln zu brechen :D
Immer wieder schreibt ein Autor, der was angeblich Experimentelles geschrieben hat, es wäre für ihn aufgrund seines eigenen Stils müsse er keine ( Rechtschreib / Grammatik / Aufbau..-) Regeln kennen... aber ich finde, gerade, wenn man sie kennt, kann man mit ihnen spielen ...

Frauke

 

neue Frage:
soll ein Experiment nur für den Autor erkennbar sein?
soll es für den Leser als solches erkennbar sein?
soll es zumindest Wirkung entfalten?
oder kann der Selbstzweck eines Experiments darin liegen, daß der Autor sich darin ausgelebt hat?

Sicher gibt es verschiedene Möglichkeiten, und verschiedene Präferenzen.
Ich möchte gern Meinungen sammeln! ;)

 

Ich persönlich spiele gern mit Worten, ohne dass der Leser dies erkennt. Wer allerdings weiß, dass ich gerne alphabetische Verschiebungen und Anagramme bemutze, der könnte etwas finden (in meinen hier bisher veröffentlichten Stories aber wohl nicht).

Der Einfachheit halber zitiere ich mich selber aus "Über die kurze Distanz zwischen Alpha und Omega":

Sagt dir das Wort "Ertykstein" etwas? Nein? Dann nimm das Wort "Ertyk" und schiebe alle Buchstaben 9 Schritte weiter im Alphabet (nach Z kommt A) Du erhältst das Wort "Nacht". In einem unveröffentlichten Abenteuerspielbuch von mir ist "Ertykstein" ein nachtschwarzer Stein. Es existiert auch ein Dolch namens "Limn". Frohes Tüfteln!

Ich baue gerne solche Sachen in meine Geschichten ein, habe dafür auch zwei Programme geschrieben. Eines erstellt Anagramme wie:

Franz Beckenbauer -> Furz an Eberbacken

..und das andere verschiebt Worte im Alphabet.

Schlecht ist es natürlich nicht, wenn der Leser das Experiment erkennt. Ich suche auch in ganz normalen Büchern manchmal nach solchen Besonderheiten und werde mitunter fündig. Doch denke ich, dass das Zufall war.

Außerdem würde ich bedeutungstragende, modifizierte Worte/Namen (Ertyk, Limn) nicht als Experimente bezeichnen, sondern eben nur als Besonderheiten. Ein Experiment zieht sich normalerweise durch die ganze Geschichte.

 

Kann man die Blut-Trilogie und Arschbackenzüchter auch als experimentell bezeichnen? Wenn der Böse Bart experimentell war, dann sind es diese vier Geschichten auch. :D

 

Tendenziell hast du recht. Nur ist AZ so kurz, wie man es für eine solche Idee auch erwartet.
Die Blut-Trilogie ist schon experimentell. Beliebige Gegenstände werden hier zur tödlichen Gefahr gemacht.

 

Hi, ich wollte auch mal was dazu sagen...

Also, ich finde eine Geschichte experimentell, wenn Vertrautes in ungewohnte, ungewöhnliche, unbekannte Umgebungen gerückt wird, wenn etwas ungeschminkt und ohne Licht einfach verzerrt dargestellt, wenn ein bißchen Realität mit ein bißchen Phantasie und ein bißchen Lüge vermischt wird...

Es geht nicht um die Erzählperspektive oder um die Zeitform, sondern nur um die Handlung und in welchem Tempo man wieviel erfährt, in welchen Farben, in welchen Formen, in welcher Umgebung, durch welche Personen, mit welchen Worten. Ich persönlich mag Wortneuschöpfungen und aussagekräftige Adjektive, wenn Gegenstände irgendwelche Adjektive aufgedrückt bekommen, wenn Gegenstände vermenschlicht werden, wenn einfach die Formen nicht mehr aufeinanderpassen und experimentell bedeutet dann, diese Formen passend zu machen...

Ein Limit für experimentelles Schreiben gibt es nicht. Sollte der Text jedoch tatsächlich sämtliche Rahmen sprengen, bin ich der Meinung, dann ist diese Geschichte nur noch vom Autor selbst lesbar und verstehbar... Aber ich denke, der Autor kann dadurch herausfinden wie weit er gehen kann bis seine Leser ihn nicht mehr verstehen...

Experimentell bedeutet einfach, eine neue und ungewohnte Atmosphäre zu schaffen und wenn die dann auch noch so intensiv ist, daß die Geschichte einem fast ins Gesicht staucht, dann raus damit und veröffentlichen! :)

Gruß, Korina. :)

 

Experiment ist meiner Meinung nach auch, wenn ein Autor sich an ein Thema heranwagt, das er vorher niemals auch nur in Erwägung gezogen hätte. Er also über etwas schreibt, worüber er sich nicht auskennt und was für ihn selbst neu und unbekannt ist.
Zumindest würde ich das als experimentell (für den Autor selber) bezeichnen.

Gruß,
stephy

 

@stephy:
ja, für den autor ist das sicherlich ein Experiment. Aber der Leser kann das erst dann erkennen, wenn das Ganze daneben geht, oder? ich meine, woher soll ich wissen, ob Du schon immer über das Leben der Chamignons schreiben wolltest, oder warum Tomaten immer erst grün und dann rot werden... das mag für Dich ein eher ungewöhnlicher Stoff sein, für einen Vegetarier dann schon wieder nicht mehr :D

Wenn man sowas als experimentell bezeichnet, frage ich mich, was von meinen Sachen es dann nicht wäre... naja, ein paar wohl, aber der Großteil... *grübel*

Thematisch experimentell fände ich da wohl eher, wenn jemand etwas schreibt, was noch nie jemand geschrieben hat. Aber was mag das schon sein? worüber hat noch nie jemand geschrieben? wie war das, San? seit Romeo und Julia nix Neues? da mag was dran sein...

ob es tatsächlich thematische Experimente gibt... wage ich anzuzweifeln. Aber ich laß mich gern überzeugen. Hast Du da was vorzuschlagen?

Frauke

 

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