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Science Fiction des 21. Jahrhunderts

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15.04.2002
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Science Fiction des 21. Jahrhunderts

Liebe Leser, Autoren und Zyniker!

Seit ungefähr 20 Jahren lese ich SF, ungefähr so lange schreibe ich SF-Storys. Es gibt wohl kaum ein Genre, welches ein so breites Themenspektrum ermöglicht und (abgesehen von Billig-Liebesromanen) kaum eines, in dem so viel Schund geschrieben wird - auch auf kg.de. Ich möchte hier meine Strahlenwaffe wegschmeißen und für eine moderne schriftstellerische Auseinandersetzung mit dem Genre werben, die dem 21. Jahrhundert angemessen ist.

Zunächst sei die klassische SF-Shortstory in einem Satz zusammen gefasst: Es wird eine in der Gegenwart nicht existierende Technologie/Rasse/Intelligenz postuliert, die eine spezielle Eigenschaft hat und damit einen Schlussgag verursacht. Solche Geschichten wirken extrem konstruiert und damit unlebendig (um nicht zu sagen tot), weil Figuren und Plot allein im Dienste des Gags stehen und kein Eigenleben entwickeln - sie tun nur, was der Autor will, und das ist häufig unlogisch oder nicht menschlich.

Besonders unerfreulich - auch auf kg.de - finde ich, wenn es sich bei der auftretenden Maschine um eine Zeitmaschine handelt und bei dem Schlussgag um eine Art Paradoxon. Das ist zum Gähnen, genau wie Raumschlachten, Außerirdische mit übernatürlichen Fähigkeiten und sprechende Raumschiffe. Wenn die Geschichten wenigstens mit Witz erzählt werden würden, die Figuren mehr wären als Abziehbilder ... aber meist ist das nicht der Fall.

Ich will nicht weiter darauf herum hacken. Als Schreibübungen sind solche Themen sicher brauchbar, weil die Handlung einfach gestrickt ist und man sich auf den Schreibstil konzentrieren kann - nicht zuletzt habe ich auch nicht anders angefangen. Aber mehr als ein müdes Lächeln rufen solche Themen kaum hervor, sicher regen sie selten nachhaltig zum Nachdenken an.

Das richtig dumme an Zukunftsgeschichten ist, dass wir längst in der Zukunft leben, vom Standpunkt der klassischen SF-Shortstory aus gesehen - in einer Zeit der sprechenden Computer, Handys, Mars-Raumfahrt und Gentechnik.

Mein Vorschlag ist, die heutige Zeit als Basis zu verwenden und einen scharfen Blick auf ein paar Minuten später zu werfen: Wie geht es weiter mit Gentechnik, mit den Medien, dem Internet, und nicht zuletzt mit den acht Milliarden Menschen, die damit umgehen müssen? Das interessiert mich, und da gibt es noch eine Menge Aspekte, die nicht in Geschichten beschrieben wurden. Es müssen doch nicht immer gleich die Computer die Weltherrschaft übernehmen, eine Kettenreaktion der Atomkraftwerke die Welt sprengen oder ein Virus alles Leben bis auf die Ratten vernichten.

Wie geht ein ganz normaler Niederländer mit dem Ansteigen des Meeresspiegels um, was denkt er, wenn er auf dem Deich steht und draußen das Wasser höher steht als das Dach seines Hauses drinnen?

Welche Formen nehmen Fernseh- und Internet-Werbung an, wenn die Medien noch interaktiver werden? Wie schütze ich mich davor, wie ist es um die Moral in der Werbeagentur bestellt, die mir mit unbewusster Wahrnehmung ein lebensgefährliches Produkt nahe bringt?

Lachen sich die Fernsehmacher ins Fäustchen, wenn zur Alkohol-Abhängigkeit eine TV-Abhängigkeit hinzu kommt? Was für Programme denken sich die Macher für uns aus? Wer hält die Fäden in der Hand, wer hat die Macht, wer das Geld, und was sind das für Menschen?

Wie geht ein Staat mit Kreationismus als Staatsreligion mit Gentechnik um? Was passiert bei einem überraschenden Staatsbesuch des Papstes in Mekka anno 2070 (1500. Geburtstag von Mohammed)?

Was für synthetische Drogen werden auf den Markt geworfen, und wie reagiert eine (natürlich allein erziehende) Mutter darauf, wenn ihre neunjährige Tochter anfängt, so ein Zeug zu nehmen? Und nicht zuletzt: Wie werde ich darauf reagieren, wenn ich am Arbeitsplatz durch einen Computer ersetzt werde; wird es eine Revolution geben, Progrome gegen Roboter oder eine absolute, hyperkonservative Regierung, die den technologischen Rückschritt als einzige Lösung aller Probleme betrachtet?

Als Anregung für alle SF-Autoren, sich mit diesen und Millionen anderen Themen auseinander zu setzen - im Vergleich zu einer simplen Zeitreise zweifellos eine große Herausforderung - habe ich mal einige Geschichten aufgelistet, die meiner Meinung nach in diese Richtung gehen und als Inspiration dienen können. Es ist kein Widerspruch, wenn sie witzig geschrieben sind, im Gegenteil: Dann halten sie den Leser bei der Stange, und wenn sie etwas zu sagen haben, dann kann nichts besseres passieren.

Hier die (unsortierte) Liste:

Besser als Hoodenbrock allemal von Poncher

Elternfreuden von Jismail

Ablösung von Claudio

Gottspieler von Roy Spitzke

Gummibärchen zum Frühstück von kolibri

Acht Monate, fünf Zorkmirds und sechs Dosen Bier von elaine

Ghost Story von slingshot

Der Pilot von FlicFlac

Herz der Finsternis, jetzt und auf ewig. von paranova

(Liste wird ggf.erweitert)

Solche Geschichten sind bisher wirklich in der Minderheit. Natürlich gibt es immer wieder lesenswerte Umsetzungen klassischer Ideen - aber Science Fiction kann deutlich mehr sein, als der Name sagt, es kann Utopie und Vision sein - Beschreibungen der Zukunft der Zukunft, SF des 21. Jahrhunderts eben.

In diesem Sinne, haut rein.

Uwe

 

Tja, Uwe, viele SF-Leser können nachempfinden, was Du Dir hier von der Seele geschrieben hast. Mir geht es häufig ganz ähnlich.

Ein wenig schmunzeln mußte ich bei Deinen Beispielen für Themenkreise, die man in moderner SF behandeln sollte ... Ich würde die meisten davon kalt lächelnd ebenfalls in den Dunstkreis der traditionellen Themen einordnen. Man könnte auch sagen: Alles ebenfalls schon gehabt. Das Dumme an neuen Ideen ist eben, daß man sie nicht vorwegnehmen kann; nicht einmal als Beispiel.

Irgendwie erscheint es mir auch als ungenügend, in SF nur eine Beschreibung der Zukunft (der Zukunft) zu sehen. Viele SF-Geschichten, die ich als gut in Erinnerung behalten habe, spielen in der Gegenwart oder sogar in der Vergangenheit und dort mit Un-/Möglichkeiten.

SF erörtert die Lage einer nicht existenten Welt, meint John Clute, und dem würde ich mich vorbehaltlos anschließen wollen. Man kann ein "noch nicht existent" dazwischen setzen, aber man muß es nicht.

Möglicherwiese liegt das Problem sogar genau darin, daß sich zu viele Schreiber darauf versteifen, Bestehendes weiterentwickeln zu müssen, anstatt es neu zu erschaffen.

 

Mit

Mein Vorschlag ist, die heutige Zeit als Basis zu verwenden und einen scharfen Blick auf ein paar Minuten später zu werfen:

propagiert Uwe eine idealisierte SF im Sinne der Genre-Bezeichnung: Science Fiction.

Während die reale existierende SF nach

SF erörtert die Lage einer nicht existenten Welt,

genau genommen Fantasy ist.

Ich selbst versuche, irgendwie zwischen diesen beiden Extremen zu bleiben.

 

Na klar, auch die Ideen, die ich angerissen habe, wurden schon mehr oder minder umgesetzt. Aber nicht hier auf kg.de, oder?
Dafür findet man hier zahllose Zeitreisen-Geschichten, wovon ich etwa 90% total langweilig finde. Die sind eben ein Paradebeispiel dafür, dass Standardideen aufgegriffen werden und eben nichts neues entwickelt wird.

 

@ Sternenkratzer
Das stimmt so nicht ganz. Fantasy erschafft - ebenfalls nach Clute - keine Welten, sondern Schauplätze. Die Trennung wird recht ausführlich in der "Enzyklopädie der SF" dargelegt ... Leider sehe ich mich außerstande, das verkürzt wiederzugeben, aber mir erschien es auch nach mehrmaligem Lesen und Abgleichen mit der Praxis stets plausibel.

Eine Verbindung zwischen SF und Fantasy schafft der Begriff der Speculative Fiction (praktischerweise auch SF). Der berücksichtigt allerdings nicht, daß schon seit Jahren unter Fantasy landläufig das verstanden wird, was unter diesem Label verkauft wird, also der Kram mit Magiern, Elfen und Schwertern und so. Meines Erachtens deckt das aber nur einen Bruchteil dessen ab, was Fantasy ausmacht.

Manchmal möchte ich fast behaupten, daß die konstruierte Trennung von Science Fiction und Fantasy nicht unerheblich Schuld daran ist, daß beide Bereiche für sich an Ideen kränkeln.

@ Uwe
So habe ich das auch verstanden. Ich wollte nur erwähnt haben, daß es manchmal nicht so einfach ist, wie von Dir beispielhaft dargelegt.

Du hast vielleicht schon gemerkt, daß ich mich selbst hier schon über SF-Geschichten positiv geäußert habe, die für sich nicht unbedingt der Bringer sind. Das ist dem Mangel an Alternativen geschuldet. Wenn es nichts Herausragendes und dafür viel Überflüssiges gibt, freut man sich auch über Durchschnittliches.

 
Zuletzt bearbeitet:

Fantasy/SF etc.:
In der Tat ist in der Fantasy die Lage vergleichbar: Da rennen Elfen, Krieger, Magier und Orks rum, oft nicht mehr als Abziehbilder. Selten (auch hier auf kg.de) werden solche Geschichten aus ungewohnter Perspektive erzählt, bekommen interessante Schwerpunkte oder bringen gar ganz neue Aspekte.

Die Fantasy in dem Sinne, dass sie Welten oder Schauplätze erfindet, ist vermutlich für das kurze Format wenig geeignet, da dort nicht genug Raum besteht, um eine Welt zu entfalten. In der Fantasy etwas einigermaßen "neues" zu schaffen, halte ich daher im Rahmen von Kurzgeschichten für noch schwieriger als in der SF.

Wie siehst Du das?

Tja, und bei SF denkt jeder eben zuerst an Zeitreisen und Aliens, bei Fantasy zuerst an Elfen und Zauberer. Das gilt offenbar auch für junge Autoren (und das ist kein Vorwurf). Aber irgendwann sollte ein ambitionierter Autor eben meiner Meinung nach die ausgetretenen Pfade ein wenig verlassen. Wenn man eine Geschichte nach den Möglichkeiten des Autors beurteilt, kann man auch bei der "Durchschnittsware" mal ein Lob aussprechen.

 

Ich denke, daß es in der SF leichter ist, einen "Aufhänger" zu finden, an den man die Geschichte festmachen kann. Es genügt etwas Außergewöhnliches, um das man die Handlung spinnt. Wenn ich Dich richtig verstanden habe, ist das Problem bei den meisten hiesigen Geschichten, daß der gewählte Aufhänger mehr oder weniger immer der Gleiche ist.

Handelsübliche Fantasy lebt irgendwie davon, Handlungstränge epischen - oder besser: dynastischen - Ausmaßes zu spinnen. Der ewige Kampf von Gut gegen Böse braucht naturgemäß mehr Umfang und läßt sich auf nur eine Handvoll herausgelöster Schlüsselereignisse reduzieren. Und das sind die Ereignisse, die in Fantasy-Kurzgeschichten immer und immer wieder durchgekaut werden; genau wie die o.g. Aufhänger in der SF.

Kurzfassung: Zeitparadoxa sind in der SF genauso häufig wie der Weg eines vom Schicksal Erwählten in der Fantasy. Das Drumherum ist dann zumeist Kulisse.

 

Den geneigten Leser zu überraschen, das sollten Autoren einfach häufiger versuchen. Leser mögen es, überrascht zu werden - das ist vielleicht eine Chance.

 

Ich möchte hier meine Strahlenwaffe wegschmeißen
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Es wird eine in der Gegenwart nicht existierende Technologie/Rasse/Intelligenz postuliert, die eine spezielle Eigenschaft hat und damit einen Schlussgag verursacht. Solche Geschichten wirken extrem konstruiert und damit unlebendig (um nicht zu sagen tot), weil Figuren und Plot allein im Dienste des Gags stehen und kein Eigenleben entwickeln - sie tun nur, was der Autor will, und das ist häufig unlogisch oder nicht menschlich.

Stimme nicht hundertprozentig mit dir überein, auch wenn ich dir ein großes "Mehr" an Erfahrung in diesem Gebiet nicht absprechen möchte.
Es gibt gute Umsetzungen, ich habe sie gesehen!
Zudem ist doch jede "neue" Rasse oder Technologie vom Autor abhängig, der im 21. Jahrhundert lebt. Wirklich "neu" ist sowas mE nicht, denn es hat immer Paralellen und Wurzeln in in unserer Zeit Bestehendem, welches die Gedankenwelt (und Art, zu denken) des Autors zwangsläufig prägt.
Wenn die Personen "nicht menschlich" handeln, kann das z.T. mit ihrer eventuellen extreterristischen Herkunft zusammenhängen.

Das ist zum Gähnen, genau wie Raumschlachten, Außerirdische mit übernatürlichen Fähigkeiten und sprechende Raumschiffe.

Mit wurde bei anderen Ansätzen schon vorgeworfen, es fehle die SciFi.

Wenn die Geschichten wenigstens mit Witz erzählt werden würden, die Figuren mehr wären als Abziehbilder ... aber meist ist das nicht der Fall.
Die meisten Gelgenheits-SciFi- Schreiber werden durch Filme und Serien geprägt worden sein, also kennen sie´s vielleicht gar nicht anders oder messen der Charakterbildung nicht die nötige Bedeutung zu.

Das richtig dumme an Zukunftsgeschichten ist, dass wir längst in der Zukunft leben,
Vor 19 (!!!) Jahren war 1984! ;) :D

Mein Vorschlag ist, die heutige Zeit als Basis zu verwenden und einen scharfen Blick auf ein paar Minuten später zu werfen:

Bahnbrechend ist dieser Vorschlag nicht gerade. Gentechnik und Medien habe ich zum Beispiel bei Illegal bzw. Illegal: Blutwerte aufgegriffen, und viele andere Autoren hier haben sich ebenfalls bei ihrer SciFi an heutigen Maßstäben orientiert.
Problem ist halt nur, dass man die Erfüllung mancher SciFi-Maßstäbe geradezu erwartet.

...oder ein Virus alles Leben bis auf die Ratten vernichten.
Das trifft
Hehe, erinnert mich an ein Projekt, welches aufgrund der Länge nur halb fertig geworden ist.

Wie geht ein ganz normaler Niederländer mit dem Ansteigen des Meeresspiegels um, was denkt er, wenn er auf dem Deich steht und draußen das Wasser höher steht als das Dach seines Hauses drinnen?
Gabs mal ´nen schönen "Ökothriller" drüber, Titel vergessen.
Ein paar derartige Ansätze gibt es. Baddax´ "Sysiphuskind" ist eine gute Geschichte, auch wenn der obligatorische Komet der Quell allen Übels ist.
Und aus den Tiefen meines Gedächnisses steigt auch Michaels "Exodus" hervor.


Deine Vorschläge sind interessant!
Hoffentlich lässt sich jemand inspirieren,. sonst musst du das wieder machen :)

Wie werde ich darauf reagieren, wenn ich am Arbeitsplatz durch einen Computer ersetzt werde; wird es eine Revolution geben

Nein. Wieviele Millionen Arbeitsplätze wurden nicht schon durch Roboter und Mechanisierung ersetzt?

Progrome gegen Roboter
Hehe, Animatrix!

Viele Grüße,
...para

 

Für den erfahrenen SF Leser ist das sicherlich ein Thema. Für mich als unbedarften Neuling sind z.B. Zeitreisen immer noch interessant. Und ich schreibe das nicht nur, weil ich selber gerade eine verfasst habe...
Das Jesus Video - Andreas Eschbach
Timeline - Michael Crichton
Der letzte Tag der Schöpfung - Wolfgang Jeschke
sind drei Beispiele für Romane, in denen es um Zeitreisen geht, die ich gerne gelesen habe.
Aber wahrscheinlich oute ich mich gerade als naiver Mainstream Leser...
gruss,
p.

 

Um nur das eine Beispiel heraus zu greifen: Im Gegensatz zur Verfilmung geht es beim Jesus Video nicht zentral um die Zeitreise. Vielmehr ist es ein großes Abenteuer, und Dinge wie Geheimbünde und katholische Kirche treten auf die Bühne.

Davon abgesehen unterstützt die Auflistung von Zeitreisen-Geschichten meine These, dass schon verdammt viele davon geschrieben wurden ;)

Wie auch immer, Deine Zeitreisen-Geschichte hast Du jetzt ja geschrieben, ich bin gespannt, was für ein Thema Du als nächstes aufgreifst. Sprachlich hast Du ja was drauf; wenn jetzt das Thema noch interessant ist, werde ich es gerne lesen.

 

ich nehme Deine Herausforderung an. Aber gib mir ein wenig Zeit, eine Idee zu finden...
Ich sag bescheid, wenn ich's gepostet habe.
gruss,
p.

 

Timeline war geil! Das hat aber auch zugegebenermaßen den Schwerpunkt der Zeitreise woanders gelegt. Einmal nämlich auf den technologischen Grundlagen (Multiversum und Quantenschaum - einfach nur geil), und einmal im Abenteuer, sich als Neuzeitler ins Mittelalter durchschlagen zu müssen, wobei ca. 60% der Faszination meinerseits auf der gut recherchierten Wiedergabe des mittelalterlichen Ambiente lag.

Ich lese Science Fiction auch seit 20 Jahren, komischerweise habe ich bisher nie das Bedürfnis gehabt, welche zu schreiben. Erst in letzter Zeit juckt es mich, aber das ist noch nicht spruchreif.

Ich möchte Uwe gerne zustimmen, denn sein Anspruch ist edelmütig, doch wenn ich meine Gefühle erforsche, stelle ich fest: Ich habe noch lange nicht genug von Aliens, Weltraumschlachten und Zeitreisen! Solange es nur spannend, sowie sprachlich und wissenschaftlich auf einem vertretbaren Niveau ist.

Uwes Vorschläge sind natürlich auch interessant. Ich bin versucht, sie "kleine Sci-Fi" zu nennen, weil sie keine großen Visionen verkünden sondern den realen Alltag in die nahe Zukunft extrapolieren - was durchaus hochinteressant sein kann, Gott bewahre!

Irgendwie habe ich das Gefühl, daß hier - wie im Schweternthread, wo Zaza den Allgemeinzustand der KG-Literatur beklagte - der Worte genug gewechselt sind, und wir uns nun daran machen sollten, selbst das zu verwirklichen, was wir bei anderen nicht verwirklicht sehen.

r

 

"kleine SF" klingt doch etwas zu niedlich für diese ernsten Themen ... vielleicht wäre "nahe SF" passender, denn es geht sowohl zeitlich als auch räumlich um geringe Entferunngen.

Was das daran machen angeht: Bin schon dabei ;) Man muss aber ganz klar sagen, dass Nah-SF-Storys schwer zu schreiben sind, weil man dem Leser keine reine Phantasiekost vorsetzen kann - es muss stimmig sein, optimalerweise gut recherchiert.

Bin gespannt, mal SF von Dir zu lesen, relysium.

Haun wir also rein ...

Uwe

 

Ich möchte philipp und relysium zustimmen: „Klassische“ Weltraum- SciFi und Zeitparadoxien können immer noch interessant sein.
„Nah- SciFi“ ist vielleicht häufig literarisch/ philosophisch wertvoller, was für mich als Just- For- Fun- Leser allerdings nicht die oberste Priorität hat. Ich möchte in erster Linie unterhalten werden, dafür eignen sich am besten unrealistische bzw. weit entfernte Dinge, die ich selber nie erleben werde. Und über Gentechnik, Klimakatastrophe etc. lese ich schon genug wissenschaftliche Artikel. Bzgl. Gentechnik geben diese teilweise auch schon einen Überblick über die erwarteten Entwicklungen der nächsten Jahre/ Jahrzehnte. Da kann man gar nicht mehr viel erfinden, die meisten Ideen sind einfach zu offensichtlich.
Sobald eine SciFi- Geschichte zu nah an der Realität liegt, ähnelt sie eher einem Thriller. Die lese ich zwar auch gelegentlich (z.B. von Tom Clancy), aber nicht mit soviel Begeisterung wie SciFi.
Ehrlich gesagt hätte ich nichts gegen (sozial)wissenschaftliche Analysen von UPs Themenvorschlägen, aber ich kann sie nicht mit meinem (vielleicht veralteten und festgefahrenen) Verständnis von SciFi in Einklang bringen. Ich verstehe unter Science- Fiction nämlich hauptsächlich die Vorspielung naturwissenschaftlicher und technischer Errungenschaften. Selbst als in sehr naher Zukunft spielende Techno-, Polit- oder Öko- Thriller kann ich mir die Themen nicht besonders spannend vorstellen. Vielleicht liegt das aber auch nur an meiner mangelnden Fantasie und mir kann schon bald jemand das Gegenteil beweisen. (Vielleicht versteckt sich so ein Beweis ja auch schon in den Stories, die im ersten Thread vorgeschlagen wurden, die ich aber leider noch nicht gelesen habe.) Oder ich habe das ganz falsch verstanden und die Stories sollen gar nicht spannend sondern nur lehrreich werden, was mir auch nicht zusagen würde.
Ich bedaure, dass ich mangels schriftstellerischer Begabung zu dieser Diskussion keinen Beitrag in Form einer gelungen eigenen Geschichte liefern kann.

 

:teach:
Der größte Realist ist der Visionär.
Helmut Kohl


Genug der klugen Sprüche:
Was ist mit "Was wäre wenn" bzw. "What if"-Literatur? Die ist im anglizistischen Raum ziemlich beliebt, nur hier scheint sie niemand zur Kenntnis zu nehmen.

 

Du meinst so Zeugs wie "Fatherland"?

Ich glaube, so ein Stoff wird bei uns nicht so recht angenommen, weil wir da den "suspend of disbelief" nicht hinbekommen. Wir wissen ja, wie es wirklich war/ist und das blockiert uns darin, uns in die Alternativsituation hineinzuversetzen.

r

 

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