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Metaphern- Übertreibung und Notwendigkeit

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18.04.2002
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Metaphern- Übertreibung und Notwendigkeit

Metaphern- Übertreibung und Notwendigkeit

In welchem Fall wählt man eine Metapher anstelle eines `normalen´ Begriffs, wieviele Metaphern (oder ähnliche Sprachmittel) verträgt eine Geschichte?
Auf diese Fragestellung kamen sylviasmother und ich aufgrund einer Geschichte von ihr, was meint Ihr zu diesem Thema?

 

Augenmass und Handgewicht, wie ueblich. Wovon ich aber normalerweise die Finger lasse, sind abgegriffene Metaphern. Mit ausgelutschten Phrasen erreicht man nichts, aber mit ueberintellektuellem Verklausulieren auch nicht.


Im Zweifel lieber eine Maetapher weniger, als eine zuviel...

 

Allgemeingültige Regeln diesbezüglich, wie sie vor allem in wie-schreibt-man-gut-Büchern und -threads aufgestellt werden, sind mir höchst zuwider. Vor allem, weil es meistens heißt, weniger sei mehr, was ich zwar nicht für grundverkehrt, aber doch für eine, so pauschal formuliert, unsinnige Behauptung halte.

Ich kann jedenfalls nichts verkehrtes daran finden, Geschichten mit Metaphern vollzuklecksen - es kommt eben auf die Art der Geschichte an. Das beinhaltet Dinge wie:
a) Genre
b) Sprachstil
c) Atmosphäre
d) Lesererwartung
e) etc.

Ein gutes Beispiel sind Horror-Geschichten - will ich hier einen Text formulieren, der hauptsächlich schockt, dann brauche ich keine großen Metaphern, sondern eine höchst simple Sprache, die lediglich die richtigen Blut&Ekel-Wörter beinhalten muß.
Will ich einen King/Barker/etc.-Klon schreiben, dann brauche ich ein paar mehr sprachliche Mittel, aber immer noch gilt die "weniger ist mehr"-Regel.
Will ich nun aber eine Schauergeschichte schreiben - schwarze Romantik eben -, im Stile von Lewis, Poe oder Hoffmann, dann sollte nach Möglichkeit jeder Satz ausschließlich aus Metaphern bestehen. (ok, nicht ganz, aber fast ;) )

Daß zwei grundlegend verschiedene Sprachstile sehr ähnliche Ergebnisse haben können und somit beide ihre Daseinsberechtigung haben, zeigt ein Vergleich zweier Klassiker der Horror- bzw Kurzgeschichten-Literatur: Poe und Bierce. Während ersterer eine äußerst komplexe Sprache verwendet, benutzt der zweite das genaue Gegenteil. Metaphern muß man bei ihm mit der Lupe suchen. Trotzdem sind beide auf ihre Weise genial.

Deine zweite Frage beantwortet sich mMn also nach dem oben gesagten: Keine bis extrem viele.

Wichtig ist vor allem, daß ein Text die richtigen Leser findet, bzw. mehr noch, daß der Leser sich auf die Geschichte einläßt. Lovecraft vorzuhalten, er solle doch simpler schreiben und weniger Metaphern verwenden, ist keine Kritik, sondern Unfug. Genauso macht es keinen Sinn, Bierce zu sagen, sein Stil sei nicht komplex genug.

Ach ja: Wichtig ist auch, daß die Metaphern zur Geschichte passen. Eigentlich banal, aber besonders im Horror-Bereich fallen mir viele Autoren auf (auch bekannte und durchaus sehr talentierte), die abstruseste Sprachbilder und oft sogar richtige Bildbrüche verwenden. Für Humorgeschichten ist sowas klasse, aber für ernsthaften Horror unglaublich lächerlich. Aber vielleicht empfindet das auch jeder Leser anders. (Naja, egal :D )

 

Ich denke, man sollte Metaphern nur da verwenden, wenn das Bild exakt passt. Dann können sie eine Geschichte bunter und lockerer machen. Zu viele Metaphern dagegen hemmen den Lesefluss. Und "hinkende Bilder" sind der Qualität einer Geschichte natürlich nicht förderlich. Ich sehe das genauso wie arc en ciel.

 

Also, was mir zu diesem Thema beinahe als erstes einfällt: Wir haben es heutzutage kulturbedingt leider weitgehend verlernt, in Bildern zu denken! Schaut man sich einmal alte Erzählungen aus der Antike oder dem Mittelalter an, schien diese Lesart einmal eine Selbstverständlichkeit gewesen zu sein. Heute dagegen wird sie kaum noch verstanden oder, besser, kaum oder gar nicht mehr auch nur noch wahrgenommen.

Wir haben gelernt, in nackten Begriffen zu denken, zu verstehen und zu kommunizieren. Und dafür verlernt, uns Geschichten oder einfache Umstände in Bildern zu erzählen. Wir tragen heute bedeutungslose Namen, die uns und anderen nichts mehr zu sagen vermögen. Sie dienen nur noch der Identifizierung. Wir legen uns Tätowierungen zu, die keinen Inhalt mehr haben, zum reinen Schmuckwerk verkommen sind. Wir tragen Kleidung, die sich nicht mehr nach einem bestimmten Stand oder einer Familie richtet, sondern vor allem einer gerade aktuellen Modeerscheinung hinterherrennt.

Die mythenaustreibende, auf analytisches Wissen ausgerichtete und materialistisch wie ökonomisch abgerichtete, westliche Moderne hat uns das beigebracht und uns mit in ihren, gefährlich zum Nihilismus neigenden Zeitgeist gerissen.

Seltsam nur, dass wir zugleich nicht auch noch gelernt haben, in nüchtern modernen Begriffen zu träumen.


Vielleicht ist es vor allem eine Frage der Zielgruppe. Die schönste Metapher kann ihren Zweck nicht erfüllen, wenn sie nicht verstanden wird. Hier kann es mitunter angebrachter erscheinen, einen glanzlosen, grauen Stein dem wunderschön funkelnden Diamanten vorzuziehen. Aber was vermag eine Geschichte noch zu bedeuten, wenn sie einerseits nicht mehr glänzen darf, aber andererseits von niemandem (mehr) verstanden wird?

Ein Dilemma.

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich seh die Sache genauso wie arc en ciel und falk.
Ich bin ja mittlerweile bekannt dafür, mit Metaphern um mich zu werfen. Lediglich die Lesbarkeit sehe ich da als Grenze.
Anders als die philosophische Ratte erachte ich die inflationäre Verwendung von Metaphern in der Literatur eher als ganz typisch für unsere Zeit.
T.C. Boyle, einer der bekanntesten amerik. Autoren, hat die Metaphern regelrecht zu seinem Markenzeichen gemacht, und natürlich machen es ihm mittlerweile alle nach.

Andererseits bewundere ich Hemingway und Carver, die überhaupt keine Metaphern verwenden, weil sie die Wirklichkeit ganz anders wahrnehmen und darstellen. Nüchtern und abgeklärt eben, wobei das nüchtern auf Carver leider nur im übertragenen Sinn zutraf ;). Kommt ganz auf die jeweiligen Lebensumstände etc. an.

Gerade in einer Informationsgesellschaft kommt es doch auf das "Wie", also die individuelle Wahrnehmung, die persönlichen Assozitiationen viel mehr an als auf das rein beschreibende "Was", das ohnehin jeder aus den Medien kennt.
Jeder hat da seine eigene Weise, die Welt zu sehen, ob mit Metaphern oder ohne.

Übrigens ist die rechte Hirnhälfte für Metaphern zuständig, weshalb wir Linkshänder euch anderen da deutlich was voraushaben ;)

 

Man kann natürlich eine ganze Geschichte gespickt mit Metaphern schreiben, bei gewissen Themen (Unterbewußtsein, Romantik etc.) mag dies auch hin und wieder angebracht sein.
An sich sollen Metaphern sparsam, wie ein Gewürz, verwendet werden. Sie sollen das beschriebene `Etwas´ deutlicher darstellen, als das `Etwas´ selbst wäre.
Streng genommen ist eine Metapher ein Ersatz für das, was man ausdrücken will, ist also kein Gleichnis, welches angibt, in welcher Weise sich etwas ähnelt. Da gibt es sicher fließende Übergänge, man muß sich als Autor entscheiden, wie sehr man dem Leser deutlich machen will, was man aussagt. Eine Metapher birgt da mehr Risiko richtig verstanden zu werden, als ein Gleichnis.
Interessant finde ich u.a. auch die Anmerkung von Philo, der die Verarmung unserer Sprache, also auch unserer Gedankenwelt aufgreift. Da spielen natürlich auch andere Sprachkonstruktionen als Metaphern eine Rolle, z.B. Symbole.

Vielen Dank jedenfalls an alle für die Anmerkungen, falk´s vier Punkte kommen jedenfalls auf meine Memo-Liste.

LG,

tschüß... Woltochinon

 

Hehe - ich als oller Metaphernreiter sollte mich ja eigentlich bedeckt halten, aber egal... :D

Ich finde Metaphern wichtig - sie können manchmal genau den Kick bringen, der sonst fehlt. Ein Bild sagt eben manchmal tatsächlich mehr als tausend Worte...

Allerdings: Da Metaphern wie ein Gewürz für Texte wirken, sollte man sie mit Bedacht einsetzen. Zuviel kann einen Text verderben. Als Orientierungshilfe kann man sich überlegen, wie verständlich der Text bleibt, wenn man probehalber einfach mal alle Metaphern rausstreicht. Belibt dann nur noch ein nacktes Gerippe übrig, das nicht mehr schön zu lesen ist, hat man ein Curry unter den Texten - braucht viel Gewürz! (Fantasy, Horror bzw. generell alle Texte, bei denen es auf Atmosphäre und Emotionen ankommt, können von ein paar guten Metaphern profitieren.)

Wirkt der Text lediglich schlanker, ohne viel an Bedeutung zu verlieren, hat man ein Steak unter den Texten - das spricht auch ohne viel drumrum für sich selbst.

Und man hat auf einfache Weise schon viel überflüssigen Metaphernballast entfernt. Gerade Alltagsgeschichten, Krimis und auch viele Erotik-Stories leiden oft an Metaphern-Übersättigung. (Ich weiß, wovon ich rede - bin selber so'n Bilderschinder! :D )

Letzten Endes gehört natürlich auch ein bißchen Fingerspitzengefühl dazu, aber das ist ja bei allem so... ;)

End of Bla,
Horni

PS:

@wolkenkind:

Streng genommen sind gerade bei der Metaphernbildung beide Hirnhälften beteiligt - weshalb Frauen mit ihrem monströsen Corpus Callosum bei bildhafter Sprache eher einen Vorteil haben. *klugscheiß* Aber selbstverständlich hast du generell vollkommen recht: Wir Linkshänder sind eindeutig die überlegene Rasse - wird Zeit, dass wir in einem genialen Coup die Weltherrschaft an uns reißen! :D

 

Linkshänder aller Kurzgeschichten-Welten vereinigt Euch!
Ich schreibe nur mit der linken Hand, sonst mache ich alles mit der Rechten - hey, Horni- was bedeutet das?

Das mit den Metaphern-Rausstreichen ist ein guter Tipp-aber blöd, wenn dann nur die Überschrift stehen bleibt...

LG;

tschüß... Woltochinon

 

Ich schreibe nur mit der linken Hand, sonst mache ich alles mit der Rechten - hey, Horni- was bedeutet das?
Was heisst alles.... oh, das meintest du? :D Nun ja, evtl. dass dein Hirn ähnlich schräg verdrahtet ist wie meins? :drool:
Das mit den Metaphern-Rausstreichen ist ein guter Tipp-aber blöd, wenn dann nur die Überschrift stehen bleibt...
Hähähä - nun, dann weisst du zumindest, dass da irgendwas faul ist... Extrem-Curry oder so. ;)

Aber ich glaube, wenn ich aus mancher meiner Geschichten alle Metaphern streiche, bleibt eine negative Menge an Text übrig, d.h. man müsste noch ein bisschen was reinschreiben, damit nix mehr drin steht... äh... ja, genau...

Ach, egal. Metaphern sind toll! :D

Gruß,
Horni

 

Aha, na dafür ist bei Rechtshändern der logisch, analytische Teil dominater ;P

Da spielen natürlich auch andere Sprachkonstruktionen als Metaphern eine Rolle, z.B. Symbole.

Die Wörter selbst sind doch Symbole. Wenn ich "Sonne" lese, denke ich in einem Bild an sie und an die mit ihr verbundenen Emotionen, wie ihre Wärme, die sie ausstrahlt.

Braucht es eine Metapher für die Sonne? Die würde demnach ja nur jemand verstehen der auch die passenden Emotionen mit diesem Symbol verknüpft hat, einer Blinder würde sie niemals verstehen können.

Ein Bild sagt eben manchmal tatsächlich mehr als tausend Worte...

Finde ich auch, wobei ich das "manchmal" gegen ein meistens tauschen würde. :D
Musik sagt übrigens ebenfalls mehr als tausend Worte.

 

T.C. Boyle, einer der bekanntesten amerik. Autoren, hat die Metaphern regelrecht zu seinem Markenzeichen gemacht, und natürlich machen es ihm mittlerweile alle nach.
T.C. Boyles Roman "Grün ist die Hoffnung" ist für mich allerdings auch das abschreckendste Beispiel inflationären Metapherngebrauchs, zumal er sie dort überweigend in "Wie" Sätzen unterbringt (ein paar seiner anderen Bücher schätze ich jedoch sehr).

Ich bin nun nicht gerade ein Metaphernheld. Ich muss allerdings auch zugeben, mir beim Schreiben über Methaphern keine Gedanken zu machen. Wenn sie sich mir aufdrängen nutze ich sie gern.

Streng genommen ist eine Metapher ein Ersatz für das, was man ausdrücken will,

Dem möchte ich so nicht wirklich zustimmen. Methaphern sind Bilder für das was man ausdrücken will. Ich bin der festen Überzeugung, dass Schreiben nichts anderes als Malen ist. Insofern bestimmen die Metaphern, ob ich eine Geschichte als Aqualrellzeichnung oder als gespachteltes Ölgemälde empfinde. Beides hat seinen Reiz.

 

@gerti:

Allzeit bereit, die skurillen KG.de-Pfadfinder! :D

@sim:

Das mit dem Malen finde ich einen guten Vergleich. Ich denke, dass gerade Metpahern (oder generell alle "bildhaften" Konstrukte, also auch Vergleiche oder Symbole) sehr viel dazu beitragen, einem Text seine "Farbe" zu verleihen. Dabei können selbst kleine Sprengsel bzw. Mini-Metaphern schon einen Unterschied machen. "Die Sonne stach mir in die Augen." (streng genommen auch eine Metapher) klingt, wirkt und bedeutet anders als "Die Sonne schien mir in die Augen." Genauso wie Farben eben i.d.R. die Stimmung eines Bildes dominieren.

 

An sich sollen Metaphern sparsam, wie ein Gewürz, verwendet werden

Allerdings: Da Metaphern wie ein Gewürz für Texte wirken, sollte man sie mit Bedacht einsetzen. Zuviel kann einen Text verderben

Das ist genau das, was ich so pauschal gesagt, nicht unterschreiben würde. Metaphern quasi als "Gewürz" einzusetzen, ist sicher legitim und wirkungsvoll, aber möchte ich deswegen nicht folgende Möglichkeit völlig ausschließen: Metaphern um der Metaphern Willen.
In diesem Falle sind sprachliche Bilder nicht "das Salz in der Suppe", sondern gleich die Suppe an sich.

Viele Autoren beschreiben ihr Schreiben, indem sie sagen, in ihrem Kopfe würde dabei ein Film ablaufen, der aufgeschrieben werden müsse. Hier sind Metaphern als Gewürz genau richtig - der Schwerpunkt einer solchen Geschichte liegt auf der Handlung, also auf Aktion, und zu viele sprachliche Bilder würden den Handlungsfluß verlangsamen oder sogar stoppen.
Bei mir persönlich ist es meistens so, daß ich nicht Filme, sondern Bilder aufschreibe. Der Fokus liegt also nicht auf Handlung, sondern auf Atmosphäre. Hier sind, wie ich finde, Stilmittel aller Art geradezu essentiell. (Fast) Jeder Satz, der zu simpel gerät, zerstört die dichte Atmosphäre. Fehlt an einer wichtigen Stelle eine wichtige Metapher, wird der ganze Spuk entzaubert und man merkt, daß man nicht träumt oder "schaut", sondern bloß liest.

Ein Beispiel für die erste Variante wäre etwa Hohlbein. Die zweite Möglichkeit findet man hervorragend umgesetzt in einigen Lovecraftchen Werken (zB Berge des Wahnsinns).

Daher also bin ich der Meinung, daß Metaphern als sparsam einzusetzendes "Gewürz" dem Problem nicht völlig gerecht wird.

Ein weiterer Punkt, bezogen auf Rattes Bemerkung, daß die Bildlichkeit aus unserer Sprache/Kultur verschwindet, der mir erwähnenswert erscheint, ist ein Vergleich mit mittelalterlichen, deutschen Texten. Dort nämlich war Literatur in vielen Fällen primär(!) Formkunst - erst danach reine Unterhaltungskunst. D.h. die Form eines Textes war mindestens so wichtig, wenn nicht gar wichtiger, wie/als der eigentliche Inhalt.

Bezeichnend scheint mir hier, daß in der mhd. Literatur die Lyrik, also die Versform die "normale" Textform war und nicht die Prosa. Egal ob Minnesang, Sagas (zB aus der Edda), Epik (Nibelungenlied) oder was auch immer - die gebräuchliche Form war die Lyrik.
Nun wissen wir alle, die wir in der Schule mit Gedichtinterpretationen gequält wurden, welche formalen Möglichkeiten Lyrik bietet. Weit mehr als Prosa!
Während damals also selbst elend lange Erzählungen wie das Nibelungenlied lyrisch (und damit äußerst komplex) gestaltet wurden, ist die typische Form einer solchen Erzählung heutzutage ein schnell und recht formlos zusammengelabertes Stück Prosa.
Lyrik ist heutzutage doch wenig beliebt - auch im Literaturbereich wird kaum noch anspruchsvolle Lyrik produziert - es beschränkt sich doch hauptsächlich auf die Interpretation von Klassikern. Daß ein moderner Schriftsteller mit Lyrik Erfolg hat, ist extrem selten geworden. (Eugen Roth fällt mir da zB ein)

Da ich gerade ein Seminar zum Thema Minnesang besuche, ist mir folgendes Zitat in die Hände gefallen:
"... so daß sich schließlich im mhd. Minnesang, bes. des 13 Jh.s, das einfallsreichste Gestaltungsspektrum in der Formgeschichte der dt. Lyrik ausbildet."
(Minnesang, G.Schweikle)

Ich sehe also auch eine Verarmung, was sprachliche Mittel (d.h. nicht nur Metaphern), und damit: was Sprache ganz generell angeht und ich finde das höhst bedauerlich.

@Ratte

Wir tragen Kleidung, die sich nicht mehr nach einem bestimmten Stand oder einer Familie richtet, sondern vor allem einer gerade aktuellen Modeerscheinung hinterherrennt

Hehe... ein Hoch auf die typischen Iron Maiden-Fans, die ihre bildreiche Kleidung im wahrsten Sinne des Wortes noch am Herzen tragen...! ;)

 

@Ratte:

Wir tragen Kleidung, die sich nicht mehr nach einem bestimmten Stand oder einer Familie richtet, sondern vor allem einer gerade aktuellen Modeerscheinung hinterherrennt
Ach ja, ich sehne mich auch nach der Ständegesellschaft zurück. Das war eine tolle Zeit: Damals haben die Leute noch in Bildern gedacht.

Anyway, heute gibt es die Identifizierung über Kleidung natürlich auch noch, siehe falks Maiden-Fans. Oder Hip-Hopper, Gothics, Skinheads, Punks, alle möglichen Subkulturen, Fußballfans, Berufe wie Bäcker oder Schaffner, Soldaten, reiche Schnösel, Manta-Fahrer, Studenten, Indie-Rocker, Penner, Bravolensender Teenie mit zuviel Taschengeld, Nutte, konservativer alter Opa mit Hut...

Besonders für die Leute in den Subkulturen ist die identifizierende Kleidung äußerst wichtig. Da bedeuten rote Schnürsenkel, eine Lonsdale-Jacke oder die Marke der Schuhe die Welt. Und sogar beim betont "modebewussten" Menschen hat man schnell das Vorurteil am Start, was das nun für jemand ist.
Aber so wie du das schilderst hört es sich an als liefen im modernen Westen alle gleich herum, wie in "Logan's Run" oder anderen alten SF-Filmen.

Der Unterschied zu damals ist, dass man sich heute aussuchen kann, zu welcher Kleidungs-Gruppe man gehören möchte (allerdings im Rahmen seiner Kaufkraft, sozialer Herkunft, etc. Vielleicht ist das das moderne Äquivalent zu der Kleidung der Ständegesellschaft), im Gegensatz zu früher, wo man vermutlich mit der Schandmaske durch die Stadt getrieben wurde, wenn man die Regeln nicht eingehalten hat.

 

Habe bei meinen Notizzetteln folgende Funktion von Metaphern gefunden: Sie sollen etwas ausdrücken, für das es keinen passenden Begriff gibt, oder eine ungewöhnliche Wirkung haben. (Das ist natürlich ein Problem, da Met. mit der Zeit Allgemeingut werden, sich `abnutzen`. Jean Paul: Sprache ist ein „Wörterbuch erblaßter Metaphern“).

Hallo falk,
ich denke auch, dass es zwei Fälle gibt: Metaphern als `Gewürz´ und als durchgängiges Stilmittel (s.o.).
Aber auch im zweiten Fall sollten die Metaphern, nach meiner Vorstellung, nicht Selbstzweck, sondern Vermittler von Inhalten sein. (Vielleicht mit ganz wenigen Ausnahmen, aber da ist man wahrscheinlich schon im Bereich der Lyrik).

Hallo braindead,
mit `Symbolen´ meine ich Begriffe, die wie ein Piktogramm für mehr stehen, als der Begriff in seiner ursprümglichen Bedeutung. Für manchen ist die Landesflagge nur ein Stück Stoff, andere lassen ihr Leben dafür...


LG. an alle,

tschüß... Woltochinon

 

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