An sich sollen Metaphern sparsam, wie ein Gewürz, verwendet werden
Allerdings: Da Metaphern wie ein Gewürz für Texte wirken, sollte man sie mit Bedacht einsetzen. Zuviel kann einen Text verderben
Das ist genau das, was ich so pauschal gesagt, nicht unterschreiben würde. Metaphern quasi als "Gewürz" einzusetzen, ist sicher legitim und wirkungsvoll, aber möchte ich deswegen nicht folgende Möglichkeit völlig ausschließen: Metaphern um der Metaphern Willen.
In diesem Falle sind sprachliche Bilder nicht "das Salz in der Suppe", sondern gleich die Suppe an sich.
Viele Autoren beschreiben ihr Schreiben, indem sie sagen, in ihrem Kopfe würde dabei ein Film ablaufen, der aufgeschrieben werden müsse. Hier sind Metaphern als Gewürz genau richtig - der Schwerpunkt einer solchen Geschichte liegt auf der Handlung, also auf Aktion, und zu viele sprachliche Bilder würden den Handlungsfluß verlangsamen oder sogar stoppen.
Bei mir persönlich ist es meistens so, daß ich nicht Filme, sondern Bilder aufschreibe. Der Fokus liegt also nicht auf Handlung, sondern auf Atmosphäre. Hier sind, wie ich finde, Stilmittel aller Art geradezu essentiell. (Fast) Jeder Satz, der zu simpel gerät, zerstört die dichte Atmosphäre. Fehlt an einer wichtigen Stelle eine wichtige Metapher, wird der ganze Spuk entzaubert und man merkt, daß man nicht träumt oder "schaut", sondern bloß liest.
Ein Beispiel für die erste Variante wäre etwa Hohlbein. Die zweite Möglichkeit findet man hervorragend umgesetzt in einigen Lovecraftchen Werken (zB Berge des Wahnsinns).
Daher also bin ich der Meinung, daß Metaphern als sparsam einzusetzendes "Gewürz" dem Problem nicht völlig gerecht wird.
Ein weiterer Punkt, bezogen auf Rattes Bemerkung, daß die Bildlichkeit aus unserer Sprache/Kultur verschwindet, der mir erwähnenswert erscheint, ist ein Vergleich mit mittelalterlichen, deutschen Texten. Dort nämlich war Literatur in vielen Fällen primär(!) Formkunst - erst danach reine Unterhaltungskunst. D.h. die Form eines Textes war mindestens so wichtig, wenn nicht gar wichtiger, wie/als der eigentliche Inhalt.
Bezeichnend scheint mir hier, daß in der mhd. Literatur die Lyrik, also die Versform die "normale" Textform war und nicht die Prosa. Egal ob Minnesang, Sagas (zB aus der Edda), Epik (Nibelungenlied) oder was auch immer - die gebräuchliche Form war die Lyrik.
Nun wissen wir alle, die wir in der Schule mit Gedichtinterpretationen gequält wurden, welche formalen Möglichkeiten Lyrik bietet. Weit mehr als Prosa!
Während damals also selbst elend lange Erzählungen wie das Nibelungenlied lyrisch (und damit äußerst komplex) gestaltet wurden, ist die typische Form einer solchen Erzählung heutzutage ein schnell und recht formlos zusammengelabertes Stück Prosa.
Lyrik ist heutzutage doch wenig beliebt - auch im Literaturbereich wird kaum noch anspruchsvolle Lyrik produziert - es beschränkt sich doch hauptsächlich auf die Interpretation von Klassikern. Daß ein moderner Schriftsteller mit Lyrik Erfolg hat, ist extrem selten geworden. (Eugen Roth fällt mir da zB ein)
Da ich gerade ein Seminar zum Thema Minnesang besuche, ist mir folgendes Zitat in die Hände gefallen:
"... so daß sich schließlich im mhd. Minnesang, bes. des 13 Jh.s, das einfallsreichste Gestaltungsspektrum in der Formgeschichte der dt. Lyrik ausbildet."
(Minnesang, G.Schweikle)
Ich sehe also auch eine Verarmung, was sprachliche Mittel (d.h. nicht nur Metaphern), und damit: was Sprache ganz generell angeht und ich finde das höhst bedauerlich.
@Ratte
Wir tragen Kleidung, die sich nicht mehr nach einem bestimmten Stand oder einer Familie richtet, sondern vor allem einer gerade aktuellen Modeerscheinung hinterherrennt
Hehe... ein Hoch auf die typischen Iron Maiden-Fans, die ihre bildreiche Kleidung im wahrsten Sinne des Wortes noch am Herzen tragen...!