Was ist neu

Wie Plottet ihr?

Beitritt
10.12.2002
Beiträge
263
Zuletzt bearbeitet:

Wie Plottet ihr?

Wie plottet ihr?

Ich weiss, dies ist eine Kurzgeschichten Seite - aber aus einigen anderen Threads weiss ich auch, dass viele von euch an Romanprojekten sitzen oder sogar schon welche geschrieben haben.

Meine Frage lautet: Wie "plottet" ihr, auf deutsch, wie entwickelt ihr die Handlung?
Bei meinem Romanprojekt habe ich das Problem, dass ich zwischen über hundert Karteikarten dauernd die Übersicht verliere und mir mein Stoff so "entgleitet". Ich bin schon am überlegen, ob ich meine Zeit verschwende und besser einfach drauflosschreiben sollte - was als nächstes passiert, weiß ich eh - nur habe ich Angst, irgendwann zu viel überarbeiten zu müssen oder auf halben Weg ganz zu stranden. Und der Stoff ist nun mal recht komplex. Wie macht ihr das? :confused:

Liebe Grüße, Niels

... und jetzt: ab ins Kino! "Herr der Ringe" Triple Feature! 10 Stunden Kino von 17 Uhr bis morgen früh um 3 Uhr... Ob das mein Arsch durchhält?? *gg*

 

Moin Niels,

eine gute Frage.

Ich würde sie zunächst einmal nicht nur auf längere Texte beziehen. Auch viele Kurzgeschichten brauchen einen stimmigen, ausgearbeiteten Plot. Der Leser taucht (und das nicht unbedingt nur in SF und Fantasy) in eine fremde Welt ein. Die wirkt umso lebendiger, je mehr Mühe der Autor in ihre Entwicklung gesteckt hat, selbst wenn nicht jedes Detail, das er im Kopf hat, im Text steht. Beispiel: Bei Grau n Fee (sorry für die Eigenwerbung :D) musste ich unheimlich viel Drumrum erfinden, das teilweise in der Geschichte nur angerissen wird. Genau so machst Du es, soweit ich weiß, ja auch oft. Deshalb wirken solche Geschichten wie einzelne Kapitel aus einem Roman, oder, positiv ausgedrückt: Wenn die Geschichte zuende ist, möchte man unbedingt noch weiter lesen ;)

Ferner muss man ständig hinterfragen, ob die Handlungen der Figuren stimmig sind. Wenn ein Typ mutig ist aber nicht strohdoof, wird er sich vor einer Horde Drachen nunmal lieber verstecken, als sie anzugreifen (sehr einfaches Beispiel). Je komplexer eine Handlung wird, umso schwieriger wird das. Ich beneide Dich nicht um Deine 1000 Karteikarten. Oft muss man sich fragen: Habe ich nicht schlicht eine Option vergessen? Könnte die Figur ihr Ziel nicht viel leichter erreichen? Es hilft leider nicht immer, sich in den Helden hinein zu versetzen ... freilich geht das umso besser, je lebendiger man die Romanwelt vor Augen hat.

Mit längeren Texten habe ich nun noch nicht viel Erfahrung, an meinem Roman schreibe ich seit Jahren und komme nicht so recht vorwärts. Aber zumindest habe ich mir da, wie ich glaube, ein hilfreiches Raster gemacht. Darin habe ich für jede Figur festgehalten, welche Haltung sie gegenüber jeder (in Frage kommenden) anderen Figur hat. Freilich kann sich die im Laufe der Geschichte leicht mal ändern, das muss man dann dazu schreiben. Jedenfalls ist das eine Hilfestellung für Dialoge und Begegnungen oder wenn die Figuren eine Gruppe bilden und das weitere Vorgehen diskutieren.

Ich habe gehört, dass manche Autoren zuerst nur Mosaiksteinchen sammeln und das am Ende zusammen schreiben. Man kann natürlich auch irgendwann anfangen zu schreiben, wenn das Ende noch nicht einmal genau feststeht. Es hängt vermutlich vom Genre ab, ob das funktioniert: Bei einem Krimi sollte man vermutlich als Autor schon am Anfang wissen, wer der Mörder ist ... aber wenn man losschreibt, bekommt man ein Gefühl für die Figuren. In Prosa gefasst, sind sie jedenfalls weitaus lebendiger als auf Karteikarten, und aus diesem Eigenleben entwickelt sich dann die ganze Geschichte vielleicht natürlicher, als wenn man nur am Ende versucht, alle Steinchen zusammenzusetzen. Denn was macht man, wenn sich die Figuren dann beim Schreiben verselbstständigen? Dann muss man doch wieder neu planen.

 

Ich arbeite NICHT an einem Roman, dazu würde mir einfach die Geduld fehlen, und schlecht werden würde er auch, aber einige Tipps kann ich mir jetzt ja trotzdem mal aus den Fingern saugen...

Allgemein ist es sicher sinnvoll, den Rahmen, die Charaktere und die Hauptaussagen komplett fertig zu konstruieren. Dass heisst, mindestens dass, was in einem Klappentext oder in einer ausführlichen Rezension stehen würde. Dann würde ich ja ersteinmal mit dem Anfang oder vielleicht auch einigen anderne konkreten Szenen anfangen: einfach mal antesten, was sich so ergibt...

Mann kann sicherlich an mangelnder Organisation scheitern, an Verlust der Übersicht und zu wenig Vorplanung. Andererseits möchtest du wohl eher weniger Zettels Zweiten Traum schreiben oder "Die neue Schuld und Sühne des Idioten", und deshalb kannnst du wahrscheinlich auch zu viel konstruieren, im Endeffekt alles totplanen, ein unflexibles Gebilde herstellen, in das du dann nicht lebendig hineinschreiben kannst.

Allgemeintipp: Unterteil deine Arbeit. kleine Abschnitte, vielleicht Kapitel oder 'Buch 1, Buch 2' anreißen und dann (zb über Fazits und was-bringt-das-für-die-Charaktere) logisvche Verknüpfungen zum nöchsten Teil und zum Gesamtwerk herstellen.

Ach, und das mit dem Herrn der Ringe... das ist schon geil ;)
Wünschte, in meinem kleinen Dreckskaff gebe es soetwas.

 

Hallo Niels,

für mich ist es wichtig, daß erst einmal die Handlung im Groben entsteht. Wie fängt es an, was soll passieren, wo soll es hinführen, wie soll das Ende ungefähr sein und was will ich dem Leser damit eigentlich sagen? Kann ich dies beantworten, steht die Geschichte ja mehr oder weniger schon. Das vielleicht stichpunktartig aufschreiben.

Nach und nach werden dann Details ausgebaut, bzw. Fachwissen angeeignet. Dabei muß auch ich mich zwingen, nah an meiner Geschichte zu bleiben. Je mehr Infos man sammelt, um so mehr Ideen bekommt man auch. Immer denkt man "aber das ist doch auch interessant und wichtig". Das ist vermutlich das, was Dir mit Deinen Karteikarten passiert. Ich würde Dir empfehlen, da mal ordentlich auszumisten. Was ist für die Geschichte, die DU erzählen willst, wirklich relevant? Entsorgen mußt Du die anderen Sachen ja nicht. Möglicherweise läßt sich eine weitere Geschichte draus machen (oder eine Fortsetzung).

Ich glaub, daß Wichtigste ist wirklich, sich zu zwingen, sich für eine Geschichte zu entscheiden und bei dieser nah dran zu bleiben.

Wenn man das hat, muß man wohl nur noch aufschreiben... Und das macht man ja mit links... ;)

Wenn sich im Laufe des Schreibens herausstellt, daß an einer oder vielen Stellen etwas nicht paßt, kann man ja immernoch umdenken. Es hindert einen ja keiner, den Mörder zum Opfer zu machen, wenn man es dem Leser plausibel erklären (bzw. darstellen) kann...

LG
Bea

 

Hallo, allerseits!

Meine Erfahrung mit Romanen beschränkt sich bis zum heutigen Tag auf drei Kapitel eines nicht beendeten Romans. Doch auch bei den längeren meiner KGs gehe ich einigermaßen planvoll vor (allen Storys, bei denen ich anders vorgegangen bin, merkt man das schmerzvoll an).

Vom Groben ins Kleine, denke ich. Mach dir einen groben Fahrplan, und picke dir planvoll nach und nach die Kapitel und bereite dann diese vor.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich meine Protagonisten erst richtig kennenlerne, wenn ich ein Umfeld für ihn ausarbeite (Anatomie, Soziologie, Psychlogie). Immer schreiben, schreibenderweise das Land entdecken. Da ist es immer besser, ich tue das vorher, auf gesondertem Papier, als dass es mir in der Geschichte passiert. Es ist schon vorgekommen, dass sich ein Protagonist mir erst, als ich den Text beendet hatte, geöffnet hatte. Das ist schlecht, denn das ist der Zeitpunkt, an dem man beginnen sollte, zu erzählen.
Halte vielleicht den groben Handlungsablauf auf Karteikarten fest, die einzelnen Kapitel eben erarbeitest du kurz vorm Aufschreiben. Nebenher natürlich die Erarbeitung der einzelnen Figuren.

Viele Grüße von hier!

 

Ich habe in den meisten Fällen erst mal ein Grundthema.
Das kann ein einfaches Stichwort sein, wie etwas Erbschuld. Dann überlege ich mir, was (ich bleibe mal bei dem Beispiel) Erbschuld (oder Erbsünde) mit dem Menschen macht. Daraus forme ich den Charakter und einen aktuellen Handlungsfaden. Die nächste Überlegung könnte sein, wie Erbschuld entsteht. Daraus kann sich dann ein rückblickender zweiter Handlungsfaden entwickeln, das "schuldauslösende Moment".
Die dritte Überlegung ist, was für Menschen brauche ich, um die weiteren Charaktere zu entwickeln, die je nach Bedarf auch einen Background brauchen, der ihre Psychologie glaubwürdig macht.
Ich persönlich experimentiere, wenn ich soweit alles im Kopf habe, mit der Erzählperspektive. Aus wessen Sicht möchte ich die Geschichte erzählen? Meist urteile ich nach einigen Experimenten nach dem Gefühl.
Als Grobkonzept erstelle ich mir zuletzt eine Gliederung auf einem einfachen Din-A-4 Zettel, auf dem ich mir die Szenen umreiße. Ab und zu merke ich beim Schreiben, dass die Gliederung nicht funktioniert und ändere sie auch. Bei Karteikarten würde ich auch durcheinander kommen. Dieser Gliedrungszettel reicht mir als Anhaltspunkt völlig. Bei allem anderen hätte ich das Gefühl, der Geschichte zu viel Luft zu nehmen.

Lieben Gruß, sim

 

Ganz kurzer Tipp:

Die Karteikarten sind nur die halbe Miete. Besonders, wenn du sie zum Plotten benutzen willst, ist das entscheidende Hilfsmittel eine freie Wand mit einer möglichst großen Pinnwand, auf der du die Plotline in Karteikarten-Form aufpinnen, umarrangieren etc. kannst. Ich konnte es zwar selber noch nicht richtig ausprobieren (mir fehlt im Moment leider die Wand...), weiß aber auf Umwegen (Projektmanagement), dass diese Form der variablen Visualisierung extrem hilfreich ist!

 

Hallo!
Erstmal und vielen Dank für Eure Anmerkungen und Erfahrungen - obwohl ich das Gefühl habe, die meisten hier haben eher die gleichen Probleme wie ich und nicht etwa die Lösung ;) Aber vielleicht gibt es auch keine Patentlösung ausser "am Ball bleiben"?

Das werde ich jedenfalls tun... *gg*

Liebe Grüße, Niels

 

Hm, also ich hab weder Karteikarten noch sonstige Hilfsmittel. Meistens weiß ich, auf was ich hinaus will, hab das Gerüst im Kopf und schmück es dann Kapitel um Kapitel aus. Momentan bin ich auf Seite 108 meiner etwas längeren Erzählung. Naja, Hilfsmittel... ein guter Soundtrack ist bei mir die halbe Miete. ;)

Den einzigen Tipp, den ich dir geben kann, ist der, dass du als erstes ein Ende brauchst, auf das du hinarbeiten kannst. Zumindest in groben Zügen. :teach:

 

Ich muß beim Planen meines Romanes (den ich aus Zeitmangels und noch ein wenig fehlendem Mut vor mir herschiebe - bisher als längstes eine 3-teilige Geschichte von ca. 60 DinA4-Seiten.Nicht sooo überzeugend) eigentlich an den Tip aus der Uni denken, wenn es um Hausarbeiten ging (die hinterher so 100 Seiten Fall-Lösung beinhalteten):
Auch das ist nur ein Fall/eine Geschichte.
Du solltest Dich zuerst hinsetzen und im Groben den ganzen Fall/den ganzen Roman als Klausur/Kurzgeschichte schreiben.
Dann findest Du die Stellen, an denen Du unsauber arbeiten mußtest, um nicht den Rahmen zu sprengen. Diese werden dann vertieft (u.U. nach der selben Methode). Das kann man dann in einen flüssigen Text gießen.

So, das mag manchen helfen. Ich fürchte stark: mir hilft das nur bei Sachthemen, nicht bei Prosa.

Wenn ich die KG einmal geschrieben habe, hab ich meine Vorstellungen zu festgefahren. Dann noch einen neuen Text dazu zu schreiben, gelingt mir vermutlich nur schlecht.
Vielleicht kann aber jemand anderer damit vorwärts kommen.

Ich würde sogar wagen zu behaupten, daß es für jeden Autor, aber auch für jeden Roman immer wieder anders sein kann.

Meine Vorstellung der Arbeit daran wäre also - in groben Zügen - eher wie folgt:
Man kennt die Handlung. Weiß also, daß Person A ein normales Leben führt, dann über Problem X stoplert, in das Personen B,C,D verwickelt sind, dann eine Lösung findet, die sich schwierig gestaltet, und anschließend ein "Schlußakkord" für das Ganze.

Naja, eben nach dem klassischen Boy-meets-Girl & happy-ever-after - Schema.
Dann allerdings werden die meisten Romane nicht erfordern, daß man zu jeder Person eine genaue Charakterstudie anlegt. Es sei denn, es handelt sich um äußterst viele Personen. Aber: verliert der Autor den Überblick, dann muß er sich doch fragen, ob all diese Personen notwenig für die Geschichte sind.

Ich jedenfalls baue idR schon bei KGs eine Beziehung -welcher Art auch immer- zu meinen Personen auf. Daher habe ich das Gefühl, sie zu kennen und beschreibe dann einfach, was sie tun, sagen, denken. Meist paßt das sehr stimmig.

Aussage und Grundrichtung vorher festlegen, muß allerdings sein. Sonst schwafelt man nur um des Kaisers Bart. ;)

Ich vermute, ich würde einen Roman Kapitel für Kapitel schreiben. Aber das ist eine Aufbau-Frage. Habe ich zB zwei weitgehend getrennte, nur stellenweise verwobene Handlungsstränge, kann ich ja zB immer erst einen bis zu Kreuzung der beiden schreiben, dann den anderen aufholen lassen, dann wieder einen fortführen, den anderen später einweben...

Gerade bei dieser Methode: krall Dir Hornis Wand. Pinn die Karten auf und nimm gegebenenfalls bunte Wollfäden, so doof es sich jetzt anhört, um die Verbindungen der Personen/Orte/Reihenfolge darzustellen. Ordentlich in einem Kasten finde ich Karteikarten meist sehr sinnlos. Es sei denn man vermerkt wirklich nur:
Mike: braune Haare, 1,80, mutig, vorlaut, soll Schlüsselfigur sein.
Sohn von Tim und Ute, Freund von Melanie.

All diese Dinge hängen aber vom Geschmack und Arbeitsverhalten des Autors ab.

Die Frage, die man im Laufe der Arbeit immer wieder klären muß (erst recht bei langgestreckten Geschichten), ist, ob die Personen sich selbst noch ähneln.
Ist der Charakter stringent, oder hat er die ein oder andere Ecke? Passen seine Handlungen zu seinen Aussagen und Gedanken? (kann ja auch absichtlich abweichen, dann aber ebenfalls konsequent)

Sollte da eine Entgleisung sein, dann muß sie wieder auf Kurs gebracht werden.

Ist eine Charakterwende der Person glaubwürdig? In Motivation, Umfang, Richtung, Auswirkung, Darstellung? Und zweitens: Hilft es der Aussage des Ganzen?


Ich denke, wenn ich mich dann endlich hinsetze, um loszuschreiben, ist das Wichtigste wirklich das Schreiben.
Eine Rahmenhandlung, eine Gliederung (ganz grob) und die Schlüsselfiguren.
Das Ende kenne ich dann, und so kann ich mir bei jedem Kapitel ja auch ein Ziel setzen....
So nach dem Motto:
A trifft heute B im Cafe, denn Problem X soll besprochen werden.
Die Lösung, die heute gefunden wird, führt letztendlich in eine Sackgasse.

das wäre so ein Gerüst.

und dann hilft nur: Schreiben!

 

Hallo!

Das ist wirklich gar nicht so einfach. Ich selbst habe es auch schon versucht, vorher die komplette Handlung bis ins kleinste Detail aufzuschreiben - ohne Erfolg!!!
Erst einmal muss die ungefähre Handlung in meinem Kopf entstehen. Und zwar erstmal nur das Gröbste. Wenn mir wichtige Dinge einfallen, schreibe ich sie auf und schreibe dazu, in welchem Zeitrahmen es geschieht. Dort ist es auch sehr hilfreich, wenn man schon einigermaßen die Kapiteleinteilung kennt. Dann kann man mehrere "Stapel" anlegen, um nicht völlig im Chaos unterzugehen.
Allerdings fallen einem manche Sachen erst beim Schreiben selbst ein. Deshalb kann es natürlich auch vorkommen (bei mir zumindest!), dass man Teile vom Plot noch später wieder ändert.

Ich hoffe, man kann einigermaßen durchblicken, was ich geschrieben habe.
Und: Wenn du durch deinen ganzen Zettelkram nicht mehr durchblickst würde ich ihn gar nicht mehr angucken. Das ist nämlich noch viel verwirrender.

 

Hej Niels!

Ja, die Frage stelle ich mir in letzter Zeit auch immer wieder. Bisher habe ich immer so eine Art "Mind Mapping" für meine Charaktere angelegt, also ein leeres Blatt genommen und meine Hauptfiguren mit Namen festgehalten und ihre Verbindungen zueinander durch Linien angezeigt.
Dann hab ich für jeden von ihnen ein Blatt angelegt, auf dem Hobbies etc. verzeichet sind. Das mache ich in beliebige Tiefen, bis ich der Meinung bin, alles ausgelotet zu haben.

Mit der Handlung kann man natürlich ähnlich verfahren.

Hornis Idee mit der Wand finde ich auch super, leider fehlt mir ebenfalls eine freie Wand - naja, ich könnte mein Schlafzimmer umfunktionieren... ;)

Genrell denke ich, dass man kaum zu viel über seine Figuren wissen kann, man muss nur im Auge behalten, was davon wichtig ist und in die Geschichte gehört, und was nur als Hintergrund für den Autor relevant ist, um die Figuren plastischer Gestalten zu können.

Also, schreib einfach fröhlich drauflos und behalte Dein Ziel im Auge, dann passt das schon. :)

Lieben Gruß

chaosqueen :cq:

 

Hallo Niels-Arne Münch

hier hat es ja schon viele nutzliche Tipps gegeben.

Karteikarten zur Story- und Charakterentwicklung sind sicherlich ebenso Ansichtsache wie Pinwände im Schlafzimmer. Dem einen helfen sie, die Übersicht zu behalten, dem anderen rauben sie jede kreative Spontanität. Letztlich ist die Vorgehensweise abhängig vom Geschmack des Autors (und vom Genre des geschriebenen Stücks; Krimis brauchen mehr Geschichte und weniger Charaktere als Familiendramen, bei denen es sich genau anders herum verhält).

Aber ein Tipp, den ich Dir geben kann, ist universell. Er gilt für jeden Autor, jede Geschichte und jedes Genre: habe Selbstvertrauen!
Nur wenn Du Deiner Fähigkeit vertraust, eine Geschichte zu entwickeln, sie mit schlüssigen Charakteren zu füllen und in gut lesbarer Form darzubringen, kannst Du etwas schreiben. Und je länger der Text wird, desto mehr mußt Du dieses Selbstvertrauen mit Durchhaltevermögen paaren.

Da die Karteikarten für Dich offensichtlich nicht die ideale Lösung sind, würde ich Dir folgenden Rat geben: Entwickle eine Story und Grundcharaktere, setze Dir die Grenzen aber nicht zu eng. Bei der Geschichte solltest Du einen Startpunkt setzen, eine Ausgangssituation, und Grundcharaktere entwicklen. Dann setze Dir ein Ziel. Das kann entweder eine Entwicklung in der Handlung, oder eine Entwicklung der Charaktere sein. Notiere Dir dann noch einige Eckpunkte auf dem Weg vom Start zum Ziel. Alles weitere kommt dann beim Schreiben.

Um nicht den Überblick zu verlieren solltest Du Dir jedesmal, wenn Du mit dem Schreiben aufhörst, kurz notieren, was wann passiert und welche Nebenfiguren wo auftauchen. Wenn Du die Notizen vor dem Beginn einer neuen "Sitzung" kurz studierst, findest Du heraus, ob und wenn ja, wo die Geschichte oder die Charaktere von der Vorgabe abweichen und kannst entweder die Vorgaben oder das Geschriebene korregieren.

So hast Du einerseits einen Handlungsfaden, der verhindert, das Du um des Kaisers Bart herum schwafelst, wie Frauke das so schön formuliert hat, aber andererseits bleibt auch genug Platz um noch etwas zu entdecken, was gerade bei Romanen sehr wichtig ist, um nicht die Motivation zu verlieren.

Kane

 
Zuletzt bearbeitet:

Hmm...

Das Konzept mag natürlich für Dich funktionieren - und in manchem Fall auch sinnvoll sein. Für Kurztexte kann man durchaus so vorgehen.

Aber ich fürchte, bei allem, was so über, sagen wir mal, 20 Seiten hinausgeht, kommst Du damit m.E. echt ins Schwimmen. Bei etwas größeren Projekten (und je nachdem auch bei komplexen kurzen) sollte man schon zumindest halbwegs einen Plan haben, wo es lang geht. Planlose Geschichten haben nämlich ihren so ganz eigenen "Charme" in Form von Logikfehlern u.ä., die sich durch zumindest rudimentäres Plotten vermeiden lassen.

"Reinkippen lassen" kann/muss ich mich auch, wenn ich einen Plot habe. Aber dann kann ich mich ganz auf die Stimmung konzentrieren und sicher sein, dass die Geschichte in den Grundfesten bereits funktioniert. Ich finde das sehr hilfreich.

Ich zumindest habe auch bei kürzeren Texten selber gerne eine klare Vorstellung von Weg und Ziel - die sich natürlich oft aus den Charakteren und ihrer Entwicklung ergeben. Und ein Plot wird ja nicht auf dem Berge Sinai in Stein gemeißelt, sondern ist flexibel. Ein Werkzeug, das helfen soll, eine Geschichte besser zu machen.
Je nach Kürze kann ich mir den Plot natürlich einfach so merken bzw. beim Schreiben ggf. anpassen. Für einen 5-Seiter packe auch ich keine Karteikärtchen aus... :D

Aber es ist eben ein Unterschied, ob ich mal eben mit dem Fahrrad zum Kiosk an der Ecke fahren will, oder eine Expedition in den Dschungel von Neu-Ginuea plane. Im ersten Fall kommt man evtl. noch mit Trial And Error über die Runden. Im zweiten Fall... naja, benutz halt Deine Phantasie... ;)

 

hallo an alle,

ich habe das problem, dass ich in sehr unregelmässigen abständen schreibe - oft liegen wochen zwischen dein einzelnen terminen. das heisst im klartext: ich vergesse sowohl das, was ich schon geschrieben habe und auch das, was noch geschrieben werden soll. deshalb habe ich mir einige hilfsmittel (EXCEL-dateien) geschaffen, die mir da weiterhelfen:

- chronologisches: zeitschema
- charakterbeschreibungen
- ideensammlung

wenn ihr daran interesse habt, schreibt mir bitte ein PM, ich schicke euch die formblätter gerne zu per e-mail....aber mit inhalt füllen müsst ihr sie schon selber!

diese blätter haben den vorteil, dass man ständig an ihnen weiterarbeiten kann, ohne die übersicht zu verlieren.

beste grüße
ernst clemens

 

@lostrecords:

Ist von den Romanen inzwischen einer veröffentlicht? *neugier*

Ich kann mir halt einfach nur nicht vorstellen, wie man einen Plot so hinderlich finden kann... ;)

Ich meine: Man erzählt ja eine Geschichte. Und die hat ja eigentlich schon fast automatisch einen bestimmten Plot d.h. einen gewissen Ablauf, bei dem sich das eine aus dem anderen ergibt etc. Das evtl. vorher schon zu überblicken bzw. ein bisserl zu steuern, ist für mich so die Basis des "Plottens". Deswegen muss eine Story ja nicht automatisch "konstruiert" wirken, wie ich finde.

Deine Herangehensweise kann auf der einen Seite sicherlich sehr reizvoll sein und evtl. interessante Ergebnisse produzieren, ich könnte mir aber auch vorstellen, dass dabei u.U. recht chaotische, (für den Leser) unbefriedigende Texte rauskommen können. Denn Logikfehler beschränken sich ja je nachdem nicht nur auf die von Dir angesprochenen Punkte, sondern evtl. auch auf Sachen, bei denen der Leser sich einfach sagt: "Äh... sorry, aber so funktioniert die Story für mich nicht..."

Um dem vorzubeugen, finde ich einen stabilen Plot (der u.U. auch mit foreshadowing und repay und solchen Sachen arbeitet, um der Story Dichte und Koheränz zu geben) ein probates Mittel.

Hängt natürlich auch davon ab, was für eine Art Text man schreibt. Ich bin in der Hinsicht doch erstmal eher konservativ. D.h., ich nutze diese "Chaos-Methode" (um es mal eben so zu nennen) durchaus auch - habe aber die Erfahrung gemacht, dass ich anschließend beim Schreiben weiter komme, wenn ich dem ganzen einen soliden Unterbau verpasse und den Plot sauber ans Laufen kriege.

Mein erster ernsthafter Romanversuch z.B. ist ohne Plotarbeit irgendwann nach 400 Seiten in nicht mehr zu bändigenden Verwirrungen gestrandet. Sauberes Plotten ist jetzt gerade dabei, ihn wieder auf den Weg zu bringen. Und ich denke mal, das "Konstruierte" hält sich dabei in Grenzen. Wenn ein Plot gut ist und einen natürlichen Fluß hat, wirkt das schon ganz gut. Und niemand merkt, wieviel Arbeit u.U. dahinter steckt. ;)

Aber ich denke, dass da mit Sicherheit ohnehin jeder seine eigene Methode hat, mit solchen Problemen umzugehen. Ich war halt nur anfänglich ein wenig irritiert von Deiner vehementen "Plot-Aversion". ;)

Gruß,
Horni

 

Nur ganz kurz...

Ich bin immer wieder begeistert, wenn ich ein Buch lese, in dem der Autor nicht einem augenscheinlichen Plot folgt sondern völlig aberwitzig abbiegt.
Ich äußere einfach mal den dreisten Verdacht, dass bei vielen solcher Geschichten ebenfalls eine Menge Plot-Arbeit drinsteckt. ;)

Es ist ja nicht gesagt, dass der Plot gradlinig sein soll. Er kann und soll voller Überraschungen und irrwitziger Wendungen stecken. Aber auch das ist oft eine Heidenarbeit. Es gibt ja einen Unterschied zwischen "überraschend" und "willkürlich".
Wenn sich Dinge irgendwie folgerichtig ergeben, hat man einen Plot. Ob man will oder nicht.. ;)

Ein Beispiel, das mir gerade so einfällt: "Die üblichen Verdächtigen" - Twisted bis zum geht nicht mehr, total esoterische Erzählstruktur - aber am Ende ergibt alles einen Sinn. Und da steckt viel Arbeit drin, das wurde sicher nicht einfach drauflos erzählt. So was begeistert mich wiederum. Ich denke, das sind einfach zwei Perspektiven auf das gleiche Problem. Und man sieht dem Ergebnis m.E. nicht unbedingt an, auf welche Weise es entstanden ist.

Gruß,
H.

PS: Geh mir wech mit TeVeRo - das hat mir wg. seines total beknackten Speicherkonzeptes mal ein komplettes mühsam getipptes Kapitel ins Nirvana befördert... :( (Mein Tipp: Wenn man es denn benutzt, besser hin und wieder knotrollieren, ob und wo die verschiedenen Files korrekt abgelegt sind. Besonders bei Offline-Foldern auffem Notebook hatte ich da arge Probleme!)

 

Hehe - willkommen in unserem Tempel, mein Sohn! *segne* *salbader* :D

 

@lost records:
viel Erfolg für Dein Buchprojekt.
Aber eine Frage hab ich da schon: Wie kommt das Apostroph zwischen David und sein S? hat es eine besondere Bedeutung? ansonsten wäre es nämlich nur im Englischen korrekt und im Deutschen falsch.
Detail-Nörgeln am Rande abgeschlossen.

 

Hehe, Fraukes Kritik wollte ich auch grad anbringen - weg mit dem Apostroph!!!

Was das Plotten angeht: Kurzgeschichten schreibe ich meistens aus dem Bauch heraus, manche so sehr, dass ich hinterher lesen muss, was ich da eigentlich geschrieben habe (und ich trinke wirklich sehr wenig whisky nebenbei! ;)).

Bei Romanprojekten muss ich plotten, sonst geht es nicht anders (ich hab mich weiter oben ja schon dazu geäußert). Im Augenblick teste ich das Prinzip Pinnwand, allerdings muss es auch ohne die Namensgeberin gehen, da ich keine solche in ausreichender Größe habe. Aber ein paar mehr Löcher von Stecknadeln in der Schlafzimmertapete sind auch nicht mehr dramatisch. ;)

chaotische Grüße von der queen!

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom