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Im Dunkeln

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02.11.2001
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Im Dunkeln

Die Bettdecke bis zur Nase hochgezogen liegt Jana da und lauscht angestrengt in die Nacht. Auf dem Nachttisch steht die kleine Lampe. Wenn sie nur die Hand ausstrecken und auf den Schalter drücken könnte. Doch sie wagt es nicht, auch nur einen Finger zu bewegen. Man weiß nie, wer in der Dunkelheit danach schnappt.

Es ist so heiß unter der dicken Federdecke. Der Pyjama klebt an ihrer Haut, die Haare im Nacken sind schweißfeucht.

Keine Bewegung ist im Raum. Alles still, bis auf das Blut, das in ihren Ohren rauscht. Sie spürt ihn ganz deutlich, wie er in einer düsteren Ecke lauert und auf seinen Moment wartet.
War das eben ein Rascheln? Schritte vielleicht, die sich langsam, schlurfend auf das Bett zubewegen? Schnell schließt sie die Augen. Schweiß bricht ihr aus allen Poren, und das Herz hämmert viel zu laut gegen die Rippen. Ob er es hören kann? Nicht bewegen. Keinen Muskel rühren. Die Angst lähmt sie, schnürt ihr den Hals zu, so daß sie kaum noch Luft bekommt. Sie glaubt, ihn atmen zu hören, so nah, daß er nur die Hand ausstrecken muß, um sie mit kalten Fingern zu berühren...

"MAMA!"

Jana legt ihre ganze Kraft in diesen Schrei, der ihre einzige Hoffnung ist. Wenn die Mutter sie jetzt nicht hört, wird er sie sich schnappen und etwas Schreckliches mit ihr tun. So schrecklich, daß man es sich nicht einmal vorstellen kann.

Die Sekunden verstreichen unendlich langsam. Sie kommt nicht. Niemand wird sie retten, sie vor dem Bösen beschützen, der gleich seine Hände um ihren Hals legen, sie mit sich zerren wird. Ihre Angst schraubt sich zu sinnloser Panik hoch, bis sich alles um sie herum zu drehen scheint.
Plötzlich geht das Licht im Flur an. Nackte Füße patschen auf dem Linoleumboden. In dem Moment, als Mama den Kopf zur Tür hereinstreckt, fällt alle Angst von Jana ab.

"Was ist denn jetzt schon wieder?"

Sie will ihr von dem Bösen erzählen, der wieder im Dunkeln lauert, sie bedroht und ihr etwas antun will. Sie wünscht sich nur noch, sich an Mamas weiche Brust zu kuscheln, von ihren beschützenden Armen umfangen zu werden, die Augen zu schließen und am sichersten Ort der Welt endlich schlafen zu können. Doch als sie die gerunzelte Stirn, den vorwurfsvollen Blick sieht, überfällt sie heiße Scham. Zum zweiten Mal hat sie die Mutter in dieser Nacht aus dem Bett geholt. Dabei hat Mama ihr doch schon so oft gesagt, daß sie morgen wieder früh aufstehen und arbeiten muß. Daß Jana das Nachttischlämpchen einschalten soll, wenn es ihr zu dunkel ist. Daß sie einfach an etwas Schönes denken, endlich die Augen zumachen und schlafen soll.
Sie hat ein schlechtes Gewissen und schämt sich fürchterlich.

Die Mutter wartet auf eine Antwort.
"Ich hab Angst", sagt Jana leise und wird rot.
"Meine Güte, Jana!" erwidert die Mutter ungeduldig. "Ich hab Dir schon hundertmal erklärt, daß es keinen Grund gibt, Angst zu haben!" Sie tritt ins Zimmer, öffnet den Schrank.
"Niemand im Schrank."
Sie bückt sich und schaut unter das Bett.
"Niemand unter dem Bett."
Sie breitet die Arme aus.
"Hier ist niemand, Jana."
Jana weiß es besser. Er versteckt sich irgendwo, macht sich ganz klein und wartet, bis sie wieder allein ist. Sie versucht, den dicken Kloß in ihrem Hals hinunterzuschlucken.

"Ich lasse das Licht im Flur an. Denk an irgendwas Schönes. Wenn Du jetzt nicht endlich schläfst, werde ich wirklich böse!" sagst die Mutter leise.
Das Mädchen nickt, und heiße Tränen steigen ihr in die Augen, als Mama sich umdreht und geht.
Kurz darauf ist alles wieder still. Jana starrt an die Decke und versucht, nicht an ihn zu denken, nicht daran, wie er triumphierend grinst und sich voller Vorfreude die kalten Hände reibt.

Es ist kalt, und Paula beeilt sich, wieder zurück ins Bett zu kommen. Ihr Mann dreht sich zu ihr um, als sie unter die Decke schlüpft, und legt seinen Arm um sie.
"Was war denn los?", fragt er.
"Jana sieht mal wieder Gespenster," murmelt sie und schließt die Augen.
"Du solltest nicht jedesmal springen, wenn sie ruft. Sie muß lernen, daß sie dir nicht auf der Nase rumtanzen kann."
"Ja, du hast recht", antwortet Paula. Sie schmiegt sich an ihn und genießt die Nähe und Geborgenheit in seinen starken Armen.

 

Hi raven!

Wie gemein! Die kleine muss alleine im Zimmer bleiben und die Mama darf in die kuscheligen Arme. Wie fieß!

Kennst du das Schlaflied der Ärzte? ;)

Nette Geschichte

Ciao naso

 

hallo raven,
deine geschichte hat mich wirklich berührt.
die angst des mädchens auf der einen Seite und die verbitterung der mutter auf der anderen. du hast beide seiten mit viel feingefühl analysiert.
hat mir sehr gut gefallen!!!
:)
gruss,
stephan

 

Liebe Raven,:)

finde deine Geschichte sehr bewegend.

Du hast wirklich gekonnt die irrationale/rationale Angst des Kindes dargestellt, aber auch die 'vernünftige'(?) Reaktion der Mutter,die wohl ihre Kindheitsängste vergessen hat(?) und sich selber in die 'Geborgenheit seiner Arme' kuscheln kann...

Als 'gute Mutter' hat sie zwar mit dem mehrmaligen Aufstehen gezeigt, dass sie sich um ihr Kind sorgt.
Konsequenterweise hätte sie das Kind aber mit zu sich ins Bett nehmen können. Warum hat sie es nicht gemacht?

Vielleicht hätte das dem Partner nicht gefallen?
Welche Folgen hätte das wiederumgehabt? Für sie??

Es ist faszinierend, wie viele Gedanken sich da anknüpfen lassen. Jede/r von uns ist selbst mal Kind gewesen und kann sich in deine Geschichte hineinversetzen.

Oder Mutter/Vater/Partner in einer ähnlichen Situation.

Sei freundlich gegrüßt
von
ahino;)

 

Hallo raven,
Mit dieser Geschichte stellst du die Furcht des Kindes vor den Monstern und den Unwillen der Mutter, dem Kind Trost zu vermitteln dar. Alltäglich versuchen Eltern, wie diese Mutter, dem Kind mit logischen Argumenten die Furcht auszureden, statt ihm Geborgenheit und Sicherheit zu vermitteln.

Wenn Du jetzt nicht endlich schläfst, werde ich wirklich böse!" sagst die Mutter leise
Ungehalten erkennt die Mutter nicht, wonach ihr Kind sich sehnt. Statt Trost und Geborgenheit werden Schuldgefühle vermittelt.

Der Kontrast, den du darstellst, als die Mutter selbst die Geborgenheit in den Armen des Mannes sucht und findet macht doch deutlich, dass Erwachsene um das Urvetrauen wissen müssten. Warum vergessen sie es nur gegenüber ihren Kindern?
Weil sie es auch als Kinder nicht erfahren haben?

Einfühlsam geschrieben.

Liebe Grüße
Goldene Dame

 

Hallo Sav!

Ich fand Deine Geschichte sehr gut. Sie sit intensiv geschrieben, auch durch die Zeitform kann man sich sehr gut in Jana hineinversetzen. Ihre Ängste werden lebendig.
Die Reaktion der Mutter ist grausam für das Kind, Schuldgefühle erzeugen, und der erhoffte Trost bleibt auch aus. Natürlich kann ich irgendwie Eltern verstehen, die nach dem tausdendstend Mal keine Geduld mehr haben, selbst müde, an den nächsten Arbeitstag denken. Aber ob man aufsteht, und ermahnt, oder ob man aufsteht und tröstet - wach ist man ohnehin. Und wieviel mehr bedeutet es dem Kind, sicher schlafen zu können...
Extrem gut auch der Schluss, die Mutter findet den Trost, den sie dem Kind verweigert.
Sehr lebendige, gute Geschichte.

schöne Grüße
Anne

 

Hallo Raven,

eine Geschichte die einem das Herz zerreisst.
Was bin ich froh, dass wir es nie so gemacht haben.
Wenn die Kinder Angst hatten, krank waren, haben wir sie immer in unser Bett genommen, auch wenn ich meistens in der Nacht ins Kinderzimmer geflüchtet bin, weil kleine Arme oder Beine mich traktierten.

Dann die endlosen Diskussionen mit Eltern aus dem Kindergarten. Die meisten waren der Ansicht, dass Kinder nichts im elterlichen Bett zu suchen hätten.
Da wurde sogar mit Stolz erzählt, das eigene Kind habe über eine Stunde geschrieen und währe dann vor Erschöpfung eingeschlafen.
Jawohl, sie haben sich durchgesetzt die "starken" Eltern.
Und ich, meinten sie, würde schon sehen was ich davon hätte, meine Kinder so zu verhätscheln.
Heute sind sie Erwachsen, ich habe noch nie ein böses Wort uns gegenüber , von ihnen gehört.
Neben Respekt herrscht bei uns immer noch Liebe und Zärtlichkeit.

Du solltest deine KG veröffentlichen, damit einige Eltern sich bestärkt fühlen und andere sich (hoffentlich) schämen.

glg, coleratio

 

Hallo Ihr Lieben,

danke Euch allen für die Kritiken. Schön, daß Euch die Geschichte gefallen hat. :)

Ich kann mich noch sehr gut an meine Kindheitsängste erinnern, die waren ausgesprochen real für mich und sehr quälend.
Trozdem ertappe ich mich manchmal dabei, meiner Tochter mir irrational erscheinende Ängste mit vernünftigen Argumenten ausreden zu wollen.
Da sie immer bei uns schlafen kann, wann sie will, sind diese allerdings minimal. Sie ist in neun Jahren noch nie schreiend aufgewacht oder hatte schlimme Alpträume. Und ich mußte noch nie nachts wegen ihr aufstehen, außer als sie krank war. :)
Beide Kinder haben vom ersten Tag an bei mir/uns geschlafen, weil ich das ganz normal und selbstverständlich finde.

Meine (alleinerziehende) Mutter fand meine Idee, bei ihr im Bett zu schlafen, damals so abwegig, daß sie lieber vier Jahre lang jede Nacht mehrmals aufgestanden ist, weil ich hysterisch geschrien habe. Und ich erinnere mich, daß ich oft so Angst hatte, daß ich mich nicht getraut habe, zu schreien.

Naja, eine Trendänderung zeichnet sich ja inzwischen deutlich ab. Mal sehen, wie lange es noch dauert, bis die wissenschaftlichen Erkenntnisse sich durchsetzen und das Familienbett von seinen Stigmata befreit ist. ;)

Liebe Grüße
Sav

 

Auch ich kann mich noch gut an die vielen, teils durchwachten Nächte meiner Kindheit erinnern, in denen ich mit meinen nicht greifbaren Ängsten allein gelassen wurde. Dieses damals entstandene Gefühl der Schutzlosigkeit bahnt sich selbst heutzutage hin und wieder einen Weg in mein Bewusstsein. Vielleicht eine Spätfolge der damals nicht vermittelten Geborgenheit? Keine Ahnung.

Schön geschrieben!


Ciao
Antonia

 

Hey Sav!

Hmpf, hatte meine Kritik fast fertig und dann hab ich F5 im Browser gedrückt, wodurch das Feld wieder geleert wurde. Naja, egal, schreib ich halt nochmal.

Hm, ich kann mich nicht erinnern, je nachts nach meiner Mutter gerufen zu haben. Obwohl... bei näherer Überlegung... doch, da gabs Situationen, in denen ich in der Mitte meiner Eltern pennen konnte. Kannst du mal sehen, was deine Geschichte bei mir bewirkt hat, ich erinner mich an Sachen, die schon tiefer in meinem Gedächtnis liegen und für die ich einige Zeit in meinen grauen Zellen rumkramen muss. :D

Ansonsten schön geschrieben, sowie ein schöner Kontrast, den du eingearbeitet hast.

Liebe Grüße
Alisha

 

Hallo Sav,

also, ich weiß nicht. Bis auf die Pointe am Schluss, die ich sehr erhellend und klug finde, erscheint mir die Geschichte sehr gewöhnlich. Vielleicht, weil ich selbst in meiner Kindheit stets eher abgeschoben als aufgenommen wurde? Man identifiziert sich da ja recht schnell und mir geht's da dementsprechend eher so nach dem Motto: "Achja, kenn' wa ja schon alles.. Hast du nichts originelleres auf Lager?"

Dabei redet die Mutter wenigstens noch auf eine vernünftige (leider aber auch nur auf diese) Weise mit ihrem Kind. Zeigt ihr zum Beispiel, dass sich nichts und niemand unter dem Bett oder im Schrank versteckt hat. Das ist schon weitaus mehr, als viele andere Kinder von ihrer Mutter / ihrem Vater zum Teil erwarten dürfen! Im Gegenteil: Vielen wird auch noch zusätzlich Angst gemacht, neben der Angst, die sie ohnehin schon vor der Dunkelheit haben. Vielleicht erscheint mir die Geschichte deshalb so gewöhnlich.

Die Pointe dagegen fand ich deshalb so gut, weil sie zeigt, dass wir mit dem sogenannten Erwachsen-Sein in der Regel nicht zugleich auch allen Dingen Entwachsen sind. Zum Beispiel unserem Bedürfnis nach Geborgenheit und Schutz. Das bleibt einem wohl das ganze Leben lang. Auch, wenn es sich nicht jeder so ohne weiteres eingestehen will.

 

Jetzt habe ich so viel geschrieben, und alles ist weg. Ich reg mich auf!

Wir praktizieren hier ja auch das Familienbett. Nicht zuletzt aus rein egoistischen Motiven. Wer hat schon Lust, nachts aufzustehen und die Hand zum Festhalten extra ins andere Zimmer zu tragen. Finde es viel bequemer, wenn Jannis sich da nachts selbst bedienen kann.

Die kleine Jana hat also Angst. Wovor hat sie Angst? Vor dem Gespenst. Wer ist das Gespenst? Das Gespenst ist Janas Name für das, was die Erwachsenen Ablehnung, Zurückweisung, Schuld oder Scham nennen.
Jana wird von ihrer Mutter nicht gespürt. Deshalb glaubt Jana, dass sie falsch ist. Die Mutter kann in der kindlichen Welt nicht irren. Jana ist verzweifelt, weil ihre Mutter sie nicht sehen kann. Sie erlebt es so, dass ihre Mutter sie nicht lieb hat. Warum hat die Mutter Jana nicht lieb? Weil sie nicht liebenswert ist. - Die Mutter kann in der kindlichen Welt nicht irren.

 

Wertvolle Analyse.

Bliebe noch zu fragen, wieweit auch uns Erwachsenen jene Gespenster - nicht selten ein Leben lang - auf den Fersen sind.

(und was hat Paulas Mann damit zu tun?)

 

Hallo Rave,

super Geschichte. Ich konnte mich sowohl in Jana als auch in die Mutter hineinversetzten. Janas Angst hast du so gut geschildert, dass ich kurz dachte, es würde vielleicht wirklich gleich jemand auftauchen, den die Mutter nicht gefunden hat. Aber die Mutter konnte ich auch verstehen. Schließlich gibt es auch Kinder, die nur sagen, sie hätten Angst, um in das Bett der Eltern zu kommen, und manchmal mag man eben auch mit Partner und ohne Kind im Bett liegen.
Kurz gestutzt habe ich, als du die Mutter am Ende mit Paula bezeichnet hast. Aber es hat sich dann gleich geklärt, dass die Mutter Paula heißt.

Ich habe deine Geschichte sehr gern gelesen.

Gruß,
Ellen

 

Makellos, was das handwerklich angeht. Das Thema... streitbar.

Trotz halbwegs geborgener Kindheit bin ich kein absoluter Befürworter des "Familienbettes". Grad mit solchen Zehen-an-Elternbeinen-Schubberern und Mit-Fingernägel-hinter-Eltern-Fingernägel-Knibblern ist es Folter, wenn das Kind im elterlichen Bett rumliegt. Zum Kuscheln, ja, aber nicht die ganze Nacht. Diverse Stunden Schlaf am Stück sind nämlich zu empfehlen. Sicher, bei manchen ist das anders, da schlafen die Kinder ganz ruhig, Glückwunsch, aber Eltern, die nicht ganz so drauf sind, dann als lieblos darzustellen, geht mir eindeutig zu weit.

Und hier sehe ich das Problem in deiner Geschichte. Dass die Mutter genervt ist, ist nachvollziehbar (Obwohl ich mit dem Thema des Aufwachens nicht einverstanden bin. Eltern sind genervt von "Kind trötet rum wegen bla und nix" aber nicht wegen Angst. Nur miese Eltern sind dann genervt - oder waren vorher schon extrem angespannt aus anderen Gründen, aber das beschreibst du ja nirgends, also muss ich davon ausgehen, dass die Eltern a) mies sind (sind sie aber nicht, erklär ich später) oder b) du nicht genug über deine Geschichte nachgedacht hast. Bleibt nur b)). Dass die Mutter sich dann einfach wieder hinlegt, ohne einen Hauch Bauchschmerzen, weil sie doch nicht getröstet und zu schnell rumgemault hat, ist unrealistisch. Unrealistisch deshalb, weil du die Eltern nicht unbedingt "gefühllos" zeichnest, das Aneinanderkuscheln vermittelt ja schonwieder das Gefühl von Geborgenheit und intakter Beziehung (in dem Rahmen der Geschichte).

Wie gesagt, Stil wie gewohnt nicht zu kritisieren, aber du hast in deinen Geschichten schon wesentlich mehr hinterfragt, als hier.

 

Hallo Sav!

Mir gefällt Deine Geschichte auch gut, und ich finde nicht, daß sie zu wenig hinterfragen läßt. Da ist meiner Meinung nach noch mehr drin, als nur die Frage des Schlafens im elterlichen Bett.

Mirko schrieb:
weil du die Eltern nicht unbedingt "gefühllos" zeichnest, das Aneinanderkuscheln vermittelt ja schonwieder das Gefühl von Geborgenheit und intakter Beziehung
Gefühle für sich selbst oder für den Partner sagen nichts aus über die Beziehung, die sie zu ihrem Kind haben. Und vor allem müssen sie nicht beide die selben Gefühle haben.
Ich könnte mir gut vorstellen, daß die Mutter selbst unter dem inneren Druck steht, alles richtig - so wie man es von ihr erwartet, vernünftig - zu machen.
"Du solltest nicht jedesmal springen, wenn sie ruft. Sie muß lernen, daß sie dir nicht auf der Nase rumtanzen kann" ist mir darauf ein Hinweis, aber auch, daß offenbar nur die Mutter aufsteht, während der Vater liegen bleibt.
"und genießt die Nähe und Geborgenheit in seinen starken Armen."
Ich denke, die Mutter würde dem Kind gern mehr geben, aber sie traut sich nicht. Die Gefühle rational mit Vernunft wegschalten - das macht die Mutter, weil es ihr Mann von ihr verlangt, und ebenso lernt es die Tochter, indem sie die Angst wegschalten soll.

"Wenn Du jetzt nicht endlich schläfst, werde ich wirklich böse!"
Um es noch anders zu sagen: Ich denke, die Mutter regt sich deshalb so auf, weil sie selbst unter dem Erwartungsdruck steht, den Vorstellungen ihres Mannes zu entsprechen.

Das Kind lernt jedenfalls, daß es nicht wichtig genommen wird, seine Sorgen keinen Platz haben - wobei ja schon der Ursprung dieser Träume interessant wäre. Alice Miller schreibt in ihren Büchern, daß ein Kind, das heult oder schreit, als würde es sterben, auch tatsächlich stirbt: innerlich. Die Träume könnten bereits darauf hindeuten.

Und was mir noch auffällt: Was wäre, wenn das Mädchen die Träume und Ängste aufgrund sexueller Mißhandlung hätte? Steht nicht in der Geschichte, wäre aber möglich, da man ja die Gründe nicht kennt, auch die Mutter und der Vater nicht (obwohl dieses Nach-ihr-Greifen ja schon fast ein Hinweis ist, aber es kann auch auf die durch Mißachtung sterbende Seele deuten). Dann würde sie sich völlig verloren und ausgeliefert sehen, weil ihr ja niemand zuhört...

Alles Liebe,
Susi :)

 

hehe.. für die einen sind die Gespenster Allegorien für "Ablehnung, Zurückweisung, Schuld oder Scham", für die anderen gleich Verkörperungen "sexueller Mißhandlung".

Bietet noch jemand mit? ;)

 

Servus Raven!

Ich selbst erinnere mich an das schlechte Gewissen welches ich meiner Tochter gegenüber hatte. Sie fragte mich immer wieder mal warum wir zu zweit schlafen dürfen und sie alleine schlafen muss. Wobei sie jedoch keine Angst hatte, sondern es einfach auch für sich einforderte, dabei sein zu dürfen und ich behielt sie oft da. Aber ich glaube man entwickelt auch einen guten Instinkt warum man als Erwachsener selbst das Kind bei sich "braucht". Außerdem war ich morgens immer völlig erschlagen und grantig, weil ich aus Platzmangel schlecht schlief.

Man kann es vielfach sehen, jedenfalls die Geschichte gefiel mir gut. Es wäre fein gewesen auch hinter die Kulissen zu blicken, das Ganze ein bisserl weiterzuspinnen. Zum Beispiel, dass es nicht gut ist aus Angst immer nur in schützende Arme zu laufen. Auch für Erwachsene ist es oft ein Problem nicht allein sein zu können, sich damit einzuengen. Vielleicht weil diese Menschen oft allein gelassen wurden, vielleicht aber auch weil sie nie allein waren.

Lieben Gruß, Eva

 

für die anderen gleich Verkörperungen "sexueller Mißhandlung"
Ich hab nicht gesagt, daß sie es sind, sondern daß sie es sein könnten. Dabei geht es nicht ums "Bieten", sondern ums Ernstnehmen solcher Anzeichen.

(Übrigens les ich grad einen Erziehungsratgeber aus den Sechzigern: *kotz*)

 

Sexueller Missbrauch wäre eine mögliche "extreme" Begründung für den Schlamassel von Ablehnung, Zurückweisung, Isolation und Schuld- oder Schamgefühlen.

 

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