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Wie geht ihr mit real Erlebtem um?

Seniors
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20.11.2001
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Wie geht ihr mit real Erlebtem um?

Mich würde interessieren, wie andere mit realen Erlebnissen beim Schreiben umgehen.

Verändert ihr sie so, daß sie euch nicht mehr berühren können oder versucht ihr, sie möglichst detailgetreu zu erzählen?

Wenn ihr sie detailgetreu erzählt, wie nehmt ihr dann Kritiken an der Handlung auf?

Erzählt ihr real Erlebtes lieber in der Ich-Form oder gebt ihr die eigene Rolle einer anderen Person - und warum?


- Dazu:

Ich frage euch, weil ich selbst nicht mit allem fertig werde, egal, ob ich nur einige Details aus der Realität verwende, ein Erlebnis vollkommen real schildere oder drei Erlebnisse zu einer Geschichte zusammenfüge.

Zum Beispiel ist „Selbstmord – die Lösung aller Probleme“ zwar das Erlebnis meiner „kleinen“ Halbschwester (Gudrun), aber ich wohnte gerade vorübergehend dort und war zu Hause, als sie geschockt bei der Tür hereinkam. Ich erlebte ihren Zustand mit, sie erzählte später immer wieder, was sie erlebt hat und ich verstehe noch immer nicht, wie jemand so etwas machen kann.
Ich weiß mittlerweile, daß ihr die Kritiken nicht böse meint. Trotzdem tut es manchmal weh, wenn dann die Handlung kritisiert wird und gesagt wird, das sei bspw. zu kitschig, oder gar unmöglich und warum hat sie nicht anders gehandelt.

Ich schreibe fast nur reale Erlebnisse. Wozu sollte ich mir etwas ausdenken, wenn rund um mich oder mit mir genug geschieht? Viele Schriftsteller schreiben Realität, weshalb ich eigentlich keinen Grund sehe, es nicht auch zu tun. – Außer der Tatsache, daß ich mir immer wieder Frust hole.

Vielleicht geschieht ja in meinem Umfeld besonders viel – aus welchem Grund auch immer.

So wie gestern. Es ist mir ein Bedürfnis es aufzuschreiben, verzeiht.
Mein Sohn wurde von seinem Papa abgeholt und was geschah, erfuhr ich erst heute nachmittag, als er zurückkam:
Sie gingen hinaus und sahen direkt zu, wie ein Mann, der in unserem Haus wohnte, aus seinem Auto stieg und ein Idiot, der viel zu schnell fuhr, ihn niederführte. Der Mann flog durch die Luft und war tot, der Fahrer beging Fahrerflucht, verlor aber sein Kennzeichen.
- Mein Sohn sollte eigentlich in nächster Zeit lernen, alleine über diese Straße zu gehen. Das kann ich jetzt vergessen.

- Aber was würdet ihr an unrealistisch und an den Haaren herbeigezogen dazuschreiben, würde ich das als Geschichte schreiben? - Soll ich etwa reale Erlebnisse abschwächen?

Bitte schreibt mir eure Meinung.

Alles liebe
Susi

 

Ein wirklich heikles Thema. Ich erfinde die meisten Geschichten lieber, weil mein Leben für Kurzgeschichten nur wenig hergibt. Zwei reale Texte von mir wurden nicht kommentiert, daher weiß ich nicht, wie ich dort reagieren würde. Grundsätzlich finde ich es richtig, über reale Erlebnisse zu schreiben, weil es einem doch sehr hilft, mit diesen Themen fertig zu werden.

Die Person kann man ruhig so lassen, weil es hat doch im Grunde keinen Sinn, die sichtweise zu wechseln, wenn man aus dem eigen erlebten Dinge viel klarer, besser und "realistischer" schildern kann.

Wenn du mit den Kritiken nicht zurechtkommst, dann kann ich nur empfehlen, die Texte zu schreiben, aber nicht sofort online zu präsentieren. Es sollte etwas Zeit dazwischenliegen, bevor dann womöglich negative Kritiken kommen. Dann liet zumindest etwas Zeit dazwsichen, in der du diese Thematik besser verarbeitet hast und dir sowas auch nicht mehr so nahe geht.

 

Als ich jünger war und immer in einer Traumwelt gelebt habe, waren alle kleinen Geschichtchen von mir immer nur reine Fiktion. Nun, wo ich älter bin, habe ich so viele Dinge erlebt, auch wenn sie vielleicht für viele langweilig erscheinen, daß ich manchmal den Drang habe, sie aufzuschreiben.

Wenn jemand das Verhalten des Ich-Erzählers kritisiert, ist mir das eigentlich relativ gleich, weil es ja ohnehin Vergangenheit ist und andere vielleicht ähnlich blöd gehandelt hätten. Sagt jemand, das etwas "unwahrscheinlich" oder "kitschig" ist, finde ich das eher lustig, weil ich dann denke, daß das Leben manchmal verdammt kitschig ist.

Ich leide eigentlich nicht unter Kritiken, manchmal weisen sie auf etwas hin, über das ich dann nachdenke und überlege, ob ich demnächst vielleicht anders handeln sollte (ob man's macht, ist ja eine andere Sache ;) :D ), aber nicht, daß mich das zu sehr beeinflußt... :D

Oft verstehen andere auch selbsterlebte Geschichten ganz anders als man selbst. In einer Story von mir (selbst erlebt) hatten alle meine Kritiker völliges Mitleid mit jemandem, den ich beschrieb (und nicht mit mir :p ). Erst saß ich hier wohl mit einer steilen Falte zwischen den Augenbrauen und überlegte, warum die Person wohl so mitleidserregend erschien. Dann fing ich schallend an zu lachen und mich zu kugeln, weil meine Art, etwas zu erleben und das Erlebte aufzuschreiben, völlig subjektiv ist und die Erlebnisse, Gefühle, etc. dadurch auch manchmal völlig verfälscht werden. Daher ist es manchmal echt interessant, reale Geschichten reinzustellen und zu sehen, was andere dazu meinen.

 

Viele Schriftsteller schreiben Realität, weshalb ich eigentlich keinen Grund sehe, es nicht auch zu tun.

Meiner Meinung nach gibt es keine Schriftsteller die Realität schreiben, da dies unmöglich ist. Alles was man schreibt ist streng genommen Fiktion, auch autobiographisches, da die eigene Aufassung eines Ereignisses ja eh immer subjektiv ist, und da sich diese subjektive Auffassung auch mit der Zeit in der Erinnerung verändert. Da ich als Leser diese Auffassung vertrete, hilft es mir auch Abstand von meinen eigenen Geschichten zu nehmen wenn ich darin Erlebtes verwerte. Ich mache mir einfach keine Sorgen ob das Erlebte auch detailgetreu oder glaubhaft rübergebracht wird, denn in Geschichten geht es sowieso um eine andere Form der "Wahrheit", wenn du verstehst was ich meine. Deine Geschichte Selbstmord – die Lösung aller Probleme wäre z.B. nicht weniger wertvoll, wenn sie komplett erfunden wäre.

Das Thema der "Wahrheit" oder "Dokumentation" in Literatur und Film ist für mich ziemlich interessant. Jemand der sich in seinen Werken intensiv damit auseinandersetzt ist der Schriftsteller Tim O'Brien. Ich habe gerade nachgeschaut, und er wurde unverständlicherweise noch nicht ins Deutsche übersetzt, obwohl er hier mittlerweile an jeder Highschool gelesen wird.
Hier ist eine sehr kurze Geschichte, aus dem Buch The Things They Carried, in dem es genau um die Art, wie man sich persönlich und im nationalen kollektiven Gedächtnis an traumatische Ereignisse erinnert, geht - hier der Vietnamkrieg. O'Brien war selbst in Vietnam aber in seinen Geschichten stellt er eben immer wieder die Möglichkeit und den Nutzen der autobiographischen Erzählung in Frage:


Good Form

Now it's time to be blunt.
I'm forty three years old, true, and I'm a writer now, and a long time ago I walked through Quang Ngai Province as a foot soldier.
Almost everything else is invented.
But it's not a game. It's a form. Right here, now, as I invent myself, I'm thinking of all I want to tell you about why this book is written as it is. For instance, I want to tell you this: twenty years ago I watched a man die on a trail near the village of My Khe. I did not kill him. But I was present, you see, and my presence was guilt enough. I remember his face, which was not a pretty face, because his jaw was in his throat, and I remember feeling the burden of responsibility and grief. I blamed myself. And rightly so, because I was present.
But listen. Even that story is made up.
I want you to feel what I felt. I want you to know why story-truth is truer sometimes than happening-truth.
Here's the happening-truth. I was once a soldier. There were many bodies with real faces, but I was young then and I was afraid to look. And now, twenty years later, I'm left with faceless responsibility and faceless grief.
Here's the story-truth. He was a slim, dead, almost dainty man of about twenty. He lay in the center of a red clay trail near the village of My Khe. His jaw was in his throat. His one eye was shut, the other eye was a star-shaped hole. I killed him.
What stories can do, I guess, is make things present.
I can look at things I never looked at. I can attach faces to grief and love and pity and God. I can be brave. I can make myself feel again.
"Daddy, tell the truth," Kathleen can say, "did you ever kill anybody?" And I can say, honestly, "Of course not,"
Or I can say honestly, "Yes."

 

Zitat Anna: "Kopiertes Leben bietet diesen Nenner nur selten."

So habe ich es noch nie betrachtet, wenn man es aber tut, naja, dann muß ich sagen, daß Du wohl recht hast. Vielleicht entstehen deshalb oft Mißverständnisse zwischen Lesern und Schreibern, die zu Enttäuschungen führen könnten.

Zitat: "Für mich persönlich gilt, daß meine Verbindung zum Text lediglich von literarischem Ehrgeiz geprägt sein darf. Was emotional darüber hinaus geht, bleibt in der Schublade."

Ich gehe davon aus, daß Du, Anna, Journalistin bist, wie im Profil beschrieben, und ich denke, daß Du daher auch den Abstand vom persönlichen Leben zum Schreiben erlernt hast. Ich denke, viele Leute hier schreiben sich oft die Probleme oder die Trauer von der Seele, weil es ihnen einerseits hilft, mit einem Erlebnis fertigzuwerden und andererseits auch Erzählstoff liefert.

Manchmal fällt einem vielleicht auch nichts besonderes ein, worüber man sonst schreiben kann. Ich merke das bei mir, ich habe oft mehr Ideen, wenn ich sehe, daß andere Leute etwas bereits irgendwie umgesetzt haben und denke mir, oja, dazu fällt mir auch eine Menge ein und tippe drauf los, das wird dann völlig fiktional und gänzlich ohne Persönliches/Emotionales.

Das macht mir eigentlich auch mehr Spaß, als persönliche Erlebnisse aufzuschreiben. Aber ich nutze oft die persönlichen Erlebnisse, um überhaupt Ideen zu entwickeln und das Schreiben etwas mehr zu trainieren quasi dann als Mittel zum Zweck. Vielleicht geht es anderen auch so. Die Idee mit einem vorgegebenen Thema finde ich daher gut.

 

Manchmal schreibe ich reale Geschichten, so wie sie passiert sind. Trotzdem denke ich – und gerade bei KG habe ich das anhand der Kritiken zu spüren bekommen – dass dann die Geschichten oft nicht richtig verstanden werden. Obwohl (oder gerade weil) nichts Spannendes hinzugefügt oder wenig Spannendes weggelassen hat, wirken sie dann für einen Außenstehenden uninteressant bis kitschig. Das ist Problem von „Kurzgeschichten“.

Wenn man dagegen Tagebuch schreibt, dann weiß jeder: Das ist so passiert. Das ist die Realität. Nicht mehr und nicht weniger. Da erwartet niemand einen „Spannungsbogen“. Da fragt auch niemand: „Was will uns diese Geschichte sagen?“ oder gibt kluge Ratschläge, dass ein anderes Ende besser gepasst hätte. Deswegen denke ich, ist es besser, zunächst einmal Abstand zu dem realen Ereignis zu gewinnen und es nur als Anregung zu einer Geschichte zu benutzen (im Sinne des Geschichten-Lesers) Wenn er die Realität lesen will z.B. über den Autounfall, dann wird er die Tageszeitung lesen

 

Wenn ich etwas schreibe versuche ich meist absichtlich nichts real erlebtes miteinfließen zu lassen. Eine Freundin von mir gibt ihren Charakteren immer nur Namen von Menschen die sie wirklich kennt und lässt diese auch so aussehen; ich kann gerade so etwas nicht weil mich das total einengt und ich, wenn ich persönliches in die Geschichte miteinbringe, viel zu stark an sie gebunden bin.
Wenn ich Erlebniss durch Schreibenv erarbeiten will, dann schreibe ich sie nur für mich und amche keine Kurzgeschichte oder einen Roman daraus, sondern schreibe Briefe an Personen die ich eventuell nie abschicke, oder führe Tagebuch.
Manchmal ändert sich nämlich eine Situation anch ein paar Monaten, und ich hätte ein schlechtes Gefühl wenn ich sie in eine Geschichte verwandelt hätte und plötzlich, weil sich die Dinge geändert haben, eine ganz andere Sichtweise zu dem Thema habe. Ich könnte die Geschichte dann nicht mehr als solche betrachten sondern müsste mich total von ihr distanzieren, und da wäre natürlich schade...

 

@l3en,

toller Text, beschreibt die Relativität von Fiktion und Realität auf wundervolle Art und Weise. Ärgert mich jetzt, dass ich von dem Autor noch nichts gehört habe, obwohl die Amerikaner im Vergleich zu anderen Nationen doch quasi mein Spezialgebiet sind.

Thanks for sharing,
San

 

Danke für die Übersetzung, Anna und Alpha. Der Schlüsselsatz ist schon ein Problem, und ich wüsste jetzt auch nicht auf Anhieb wie man ihn am besten übersetzt. Kristins Interpretation macht auch Sinn, finde ich, also vielleicht einfach so wörtlich wie möglich übersetzen? Vielleicht "Ich kann mich wieder dazu bringen zu fühlen", oder so ähnlich. Wäre natürlich interessant zu sehen wie es in der Deutschen Ausgabe übersetzt ist. Ich habe übrigens nur mal auf Amazon.de nach dem Buch gesucht, und es wurde mir nix angezeigt. Ist natürlich toll, dass es doch schon übersetzt wurde. Hatte mich ehrlich gesagt auch ziemlich gewundert.

 

Ich tendiere stark zu Kristin's Version:

"to feel again" >>> "to re-feel" >>> "to re-live"

"What stories can do, I guess, is make things present." Einleitung zu dem angesprochenen Gedanken und ziemlich eindeutiger Textbeleg. "wieder bzw. erneut erleben" wäre eine mutige, aber meiner Meinung nach dem Gedanken des Autors am besten entsprechende Übersetzung. Die würde auch dem Kontext aus Gefühlen UND Bildern gerecht werden.

Sorry, musste meinen Senf einfach dazu geben, denke ja seitdem ich versuche, meine cheeky monkeys Geschichte zu übersetzen den halben Tag über so einen Scheiss (soll heißen, so ein Übersetzungsgefuckel) nach.

San

[Beitrag editiert von: Rabenschwarz am 04.03.2002 um 04:45]

 

Also ich denke, daß man schon real Erlebtes in Geschichten einfließen lassen kann, nur muß man hierbei stark aufpassen, daß das Ganze nicht zu persönlich wird. Wenn's zu persönlich wird, hat man mords Probleme, mit Kritik fertig zu werden (is ja immer so). Deshalb würde ich sagen; nimm' Ort, nimm' Handlung, nimm' auch noch Zeit, aber wechsel die Personen. Mach andere Personen draus - keine Menschen, die wie Du sind und keine Menschen, die wie die Menschen sind, die Du kennst und in Deiner "real Erlebten Begebenheit" eine wichtige Rolle spielen. Das gibt sonst nur Probleme (meiner Meinung nach)...
Für wirklich real Erlebtes hat man sein Tagebuch. Da kann man alles reinschreiben. Allerdings haben ein paar Menschen ein Problem damit, weil Tagebücher in der Regel nicht veröffentlicht werden... :rolleyes:

Gruß
stephy

 

Allerdings haben ein paar Menschen ein Problem damit, weil Tagebücher in der Regel nicht veröffentlicht werden...

Einer deiner besten Sätze, Stephy! Deshalb stehen auch so viele Tagebucheinträge hier auf der Seite.

 

ZITAT
"Einer deiner besten Sätze, Stephy! Deshalb stehen auch so viele Tagebucheinträge hier auf der Seite."

Für Tagebuch-Einträge gibt es separate Anbieter (einfach mal bei einer Suchmaschine unter "Tagebuch" nachsehen). Da kann man 1:1 ungeschminkt über seine Erlebnisse, Gefühle etc schreiben und bekommt darauf auch ganz persönliche Reaktionen der Leser. Wenn man diese Geschichten aber genauso bie kg reinstellt, gibt es meist nur negative Kritiken. Nicht weil die Story an sich schlecht ist, sondern nur, weil sie in dieser Form nicht hier her passt. Ich habe das selber so erlebt.

 

Also was ich hier nicht ganz verstehe sind Meinung wie: "Ich erlebe zuwenig um es in Geschichten einzubauen!"

Also Ich muss sagen, dass ich nicht ohne Empfindungen schreiben könnte. Bevor jetzt irgendwelche Attacken kommen, will ich das näher ausführen.
Ich hole meine Ideen aus der Umwelt, sprich, Zeitungsartikel, Dokumentationen oder Vorfälle in der Nachbarschaft.
Ich bin zwar daran nie direkt beteiligt, habe aber meine Empfindungen wenn ich es höre Lese oder sehe. Und mit meinen Empfingungen erlebe ich dies doch.
Also schreibe ich ein Erlebnis das mich berührt, oder liege ich da falsch?
Natürlich werde ich nie ein komplettes Erlebnis aufschreiben, denn dazu sind sie meist zu uninterressant, da kommt dann die Phantasie hinzu, die das erlebte ausschmückt.
So ist es mir zum Beispiel bei der Geschichte ein unwiderstehlicher Drang ergangen.

Das was ich damit sagen wollte ist eigentlich ganz einfach. Ich finde, das es nicht geht eine Geschichte zu schreiben ohne Erlebnisse zu verarbeiten.

Luja sog i

 

@ Henna

Da kommt es immer drauf an, wie Du "Erlebtes" definierst; ich hab das wörtlich definiert - und bei einer wörtlichen Definition spreche ich mich eindeutig dagegen aus (weil man dann wirklich gleich sein eigenes Tagebuch abschreiben und als Geschichte ausgeben kann). Also gegen den Satz, man könne über nichts schreiben, was man nicht auch selbst erlebt hat.
Im übertragenen Sinne schreibt doch wohl jeder von uns genau über das, was einen selbst berührt (hat) oder was einen interessiert. Wird wohl niemand hergehen und über etwas schreiben, was er scheiße findet - schon allein von der Idee her. Da hast Du recht.
Aber Du hättest nicht recht, wenn Du sagen würdest, daß man wirklich nur über das schreiben kann, was man selbst erfahren hat - denn das ist meiner Meinung nach einfach nicht wahr; man kann auch über Dinge schreiben, die man selbst nicht kennt (das ganze fiktive Zeug basiert doch drauf...)...
Die Diskussion könnte man wirklich endlos fortsetzen. Aber da ich gerade einen 5-stündigen Aufsatz hinter mich gebracht habe, habbert's ein bißerl an meiner Argumentation (bin völlig ausgelaugt... *seufzt*) - und deshalb mach' ich besser mal Schluß... ;)

Gruß
stephy

 

Vielen Dank mal an alle, die sich hier bisher mit dem Thema befaßt haben!
Ganz besonderen Dank an I3en für das Abtippen des Textes von Tim O´Brien, sowie an Anna, Alpha und San für Eure Übersetzungshilfe und Kristin für das Suchen der deutschen Ausgabe des Buches. Ich werde es mir besorgen, es scheint interessant zu sein. Ich habe das Gefühl, daß darin viel Brauchbares für mich zu finden ist, wie man mit schlimmen Erlebnissen umgehen bzw. sie darstellen kann.

Eigentlich wollte ich jetzt auf die einzelnen Punkte eingehen, aber was soll ich vielmehr sagen, als daß Ihr natürlich Recht habt damit, daß man die Erlebnisse nicht zu realistisch umsetzen soll, vor allem mit genug Abstand usw. Auch, wenn´s schwer fällt, aber damit muß ich mich wohl abfinden und nur mehr solche Dinge schreiben, die mich nicht treffen können. Mit einer Ausnahme, nämlich den Anna Irene-Geschichten, die werde ich trotzdem mit der Zeit schön langsam weiterschreiben, bis zum Schluß – aber bei denen ist mir auch noch keine wirklich schlimme Kritik untergekommen. Wobei ich dazusagen möchte, daß ich Vorschläge, wie ich etwas besser schildern kann, natürlich auch dort gerne entgegennehme. Diese Geschichten tun auch schon weniger weh, als andere Erlebnisse es noch tun.

Ich erlebe natürlich auch andere Sachen, die mich nicht innerlich berühren, und werde in nächster Zeit mal mehr darauf achten. Vielleicht fällt mir ja sogar mal was lustiges ein? ;)

Danke nochmal für Eure „Wegweiser“,
Ihr wart mir auf jeden Fall eine große Hilfe! :)

Liebe Grüße
Susi

 

Hallo Ihr alle.

Ich schreibe sowohl über selbst erlebtes, mal in Ich-Form, mal nicht, oder über Dinge die ich wahrnehme, oder die mich berühren.
Vielleicht hab ich nicht den Anspruch an mich,jedesmal "Große Literatur" verfasst zu haben, aber ich geb mir Mühe, meine Gedankengänge rüberzubringen, und damit, oder zumindest durch das Schreiben an sich , für mich klarer zu kriegen,und auch noch anderen damit was zu geben.
Beispiel dafür ist meine Letzte Geschichte "Gestohlene jugend" es läßt einen halt nicht los, wenn man keinerlei Möglichkeit mehr zur Klärung hat, und trotzdem so gerne verstehen würde.
DAS treibt einen doch zum Schreiben, oder nicht ???
Zumindest zu einem großen Teil.

Das denkt darüber
Euer Lord
<cogito ergo sum> :) :) :) :p

 

also meine neuste geschichte (die geheimnisvolle frau) ist eigentlich sowas wie eine nacherzählung. ich habe das so erlebt wie ich beschrieben habe. allerdings habe ich in meiner geschichte andere mittel benutzt um die geschichte spannender zu machen, künstlerische freiheiten eingebaut und bissl drumrumgelabert um das ma so zu sagen! *hehe*
find ich immer garnich schlecht, denn ich denke gut nacherzählen muss gelernt sein!

 

Hi!
ich finde, instinct hat Recht: es ist schon ziemlich schwer, über eine reale Situation richtig gut zu schreiben... da verliert man zu schnell die Distanz. -- das sieht man auch an guten und schlechten Autobiographien.
Außerdem reagiert man wohl oft auch zu heftig auf Kritik. Denn eine Bemerkung über eine der Figuren oder Situationen trifft schnell den Autor...

also: Hut ab, vor denen die das richtig gut können! Und ich laß besser die Finger davon!

Grüßchen,
Mark

 

Bei mir ist die Realität immer nur Inspiration, die sehr schnell mit meiner Phantasie vermischt wird. Ich habe nur eine Geschichte geschrieben, die komplett auf einem meiner Erlebnisse basiert. Die anderen Geschichten heben irgendwann vom Boden meiner Erinnerung ab und entschwinden in den Nebel meiner Vorstellungen und Wünsche (oder Ängste). Ich denke, das muss auch so sein. Inspiration durch die Realität ist gut, wenn nicht sogar notwendig. Aber alles, was darüber hinausgeht, gehört in ein Tagebuch. Das wurde ja durchaus schon weiter oben in diesem Thread geschrieben.

gruss,
p.

 

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