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Warum fast immer englisch/amerikanisch sprachige Namen und Orte?

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Monster-WG
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15.07.2004
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837

Warum fast immer englisch/amerikanisch sprachige Namen und Orte?

Hallo Leute,

ich geistere jetzt seit gut drei Monaten auf dieser tollen Seite herum, poste ab und zu, lese viel und schreibe auch dann und wann meine Meinung zu den Geschichten. Also normal also...

Was mir schnell aufgefallen ist – und nicht sonderlich gefällt – ist der Hang vieler Autoren hier, ihre Geschichten im englischsprachigen Umfeld, am liebsten offenbar den USA spielen zu lassen.

Ich weiß nicht über wie viele Janes, Dicks, Mr. Allister usw. ich hier schon gelesen habe, und ich habe keine Ahnung wie oft ich während des Schmökerns schon in L.A., Chicago, New York oder den Wäldern von Maine war. ;)
Natürlich ist es jedem selbst überlassen, wie er seine Prot. nennt und wo er sie agieren lässt, und ab und an gibt es sicherlich gute Gründe, warum die Hauptperson einer Geschichte unbedingt ein amerikanischer Pizzabäcker namens Gordon heißt und seine Abenteuer partout in Green Bay erleben muss.

Oft jedoch scheinen Namen und Ort nur ins englische bzw. amerikanische gesetzt, weil ein James cooler klingt als zum Beispiel ein Ulf, und Frisco eine hippere Kulisse bietet als Paderborn.

Gerade in einigen Rubriken, ich nehme mal das Paradebeispiel Horror, nimmt das schon so überhand, dass ich mich schon wundere, wenn die Geschichten einmal nicht (!) in Amerika spielen und die darin geschilderten Personen keine (!) Amerikaner sind. (Und jetzt kommt mir nicht mit, nun, ja, Amerika IST halt der blanke Horror ;))
Und irgendwie schleicht sich bei mir dann immer der Verdacht auf, dass alles deshalb dort spielen muss, weil es bei Vorbildern wie Stephen King halt auch dort spielt.

Aber das finde ich zu billig. Ich finde oft geht durch die Verlegung der Orte und Namen ins Amerikanische das Authentische der Geschichte verloren. Häufig scheint s mir so, als könnten viele Geschichten sogar besser sein, spielten sie nicht in Philadelphia sondern in Hamburg, führe die Hauptperson Klaus (und nicht Chuck) einen Opel Corsa und keinen Chevy.
Warum also nicht eine Umgebung, Gegenstände und Personen beschreiben, die einem vertraut sind? Und die auch dem Leser vertraut sind! Immerhin schreiben wir hier ja auch Deutsch, warum also nicht die Geschichten in diesen Kulturkreis verlegen.
(Ich hoffe, ich werde jetzt nicht in eine deutschtümelnde Ecke gerückt oder als Amerikahasser abgestempelt – ich behaupte nämlich, beides trifft nicht zu), nur finde ich, die Autoren sollten sich schon genau überlegen, warum die Geschichte nicht auch hier spielen kann und ob sie dadurch schlechter würden, was die Geschichten dadurch verlören.

Nochmals: Ich glaube, viele würden sogar gewinnen, denn oftmals klingt die Beschrieibung eines einsamen Highways oder der Straßenschluchten einer amerikanischen Metropole einfach nur nach einem riesengroßen Klischee.

Was ist Eure Meinung? Würde mich echt interessieren!

Grüße svg

 

Danke Ginny-Rose....

Hätte ich mir viel Schreiberei ersparen können ;)


Nichtsdestotrotz, eure Meinungen interessieren mich dennoch.

 

Hallo svg,

mir ist diese Tendenz auch schon aufgefallen.

Es gefällt mir auch nicht besonders. Das Problem ist vor allem, dass man sich in der hiesigen Gegegend nicht wirklich auskennt und insofern wahrscheinlich manches Zeug schreibt, dass in der Realität nie so vorkommen würde.

Früher habe ich das auch des Öfteren gemacht. Keine Ahnung wieso. Liegt wahrscheinlich schon daran, dass viele Bestseller aus England bzw. Amerika kommen und man automatisch immer ein bisschen imitiert.

LG
Bella

 

Häferl schrieb:
Lies meine Geschichten, dann hast Du das Problem nicht...:lol:
Die spielen doch auch im Ausland :D ;) *justkidding*

 

Heyho svg,

da ich in dieser Hinsicht ein Gelegenheitstäter bin, versuche ich mich mal an einer Antwort:

Oft jedoch scheinen Namen und Ort nur ins englische bzw. amerikanische gesetzt, weil ein James cooler klingt als zum Beispiel ein Ulf, und Frisco eine hippere Kulisse bietet als Paderborn.

Ich würde es nicht "cooler" nennen oder "hipper" nennen, sondern verweise an dieser Stelle auf die Glaubwürdigkeit, die gerade für eine Horrorgeschichte sehr wichtig ist. Natürlich könnte auch einem Ulf aus Paderborn ein Monster über den Weg laufen, aber ich (und viele andere ebenfalls) fänden eine solche Begebenheit wahrscheinlich eher komisch als furchteinflößend.
Über den Grund für diese Diskrepanz kann ich nur spekulieren - vielleicht sind wir zu bieder und spießig, vielleicht funktioniert der Horror gerade deswegen, weil er nicht hier stattfindet. Andersrum gefragt: würdest du mir abnehmen, dass in der Kanalisation von Wanne-Eickel ein Clown sitzt, der Kinder frisst? Der Grat zwischen Glaubwürdigkeit und Lächerlichkeit ist hier sehr schmal - vielleicht umgehen ihn viele Autoren deshalb, indem sie ihre Geschichten einfach einfach nach Amerika "schicken".
Ich stimme dir auf jeden Fall zu, dass eine Horrorgeschichte nicht zwingend in den USA spielen muss. Es gibt - auch auf dieser Seite - einige gute Stories, die in Deutschland spielen. Aber: Die Geschichte ist der Boss. Nicht alle Stories funktionieren mit einem deutschen Setting. Gerade deshalb fände ich es schön, wenn du mir zu dieser Aussage

Häufig scheint s mir so, als könnten viele Geschichten sogar besser sein, spielten sie nicht in Philadelphia sondern in Hamburg, führe die Hauptperson Klaus (und nicht Chuck) einen Opel Corsa und keinen Chevy.

ein Beispiel nennen könntest.

Cheers

 

sicherlich nicht meine beste Geschichte auf KG.de, aber ich denke zum Beispiel mit "Schwanzgeld" in Sci Fi gezeigt zu haben, dass man durchaus spannende Geschichten schreiben kann, die in Hamburg spielen.
Ansonsten schreibe ich ja selten für diese Genres. Auch denke ich, beim Ammer stimmte zwar noch vieles nicht, aber die deutsche Gebirgsgegen und die deutschen Namen haben der Spannung nun wirklich keinen Abbruch getan. ;)

Ich schreibe allerdings weniger aus nationalen Gründen lieber über deutsche Gegenden, sondern nur, weil ich mich da einfach sicherer fühle.

 

Kinder erlernen Fähigkeiten durch Nachahmen - genau das machen wir Amateur-Autoren doch auch! Und wenn man wie ich jahrelang King, Lovecraft und Bradbury gelesen hat, ist einem White Castle/New Jersey näher als Hinterdupfing/Oberbayern und Jack hat einen anderen Klang als Seppl.
Inzwischen habe ich mich (Gott sei´s gespriesen und gedankt) davon gelöst, sodass viele meiner Geschichten inzwischen im deutschsprachigen Raum spielen, so auch etwa meine jüngste Dark Fantasy-Story, die in, äh, Bayern spielt. :)

 
Zuletzt bearbeitet:

würdest du mir abnehmen, dass in der Kanalisation von Wanne-Eickel ein Clown sitzt, der Kinder frisst?
Würdest du mir abnehmen, daß in der Kanalisation von sagen wir mal Philadelphia ein Clown sitzt, der Kinder frißt? Und wann ja, was ist an Philadelphia wahrscheinlicher als an Wanne Eickel?

Für mich persönlich sind Namen in einer Geschichte Schall und Rauch. Ist doch vollkommen egal, wo das Dingen spielt. Solange der Plot glaubwürdig ist (und ein Held namens Horst-Manfred ist genauso glaubwürdig wie einer namens Sam), spielt der Rest für mich keine Rolle.

Meine Geschichten spielen übrigens zu 95% in der norddeutschen Tiefebene und sind trotzdem cool und teilweise sogar ein Stück weit hipp.

@Rainer:

so auch etwa meine jüngste Dark Fantasy-Story, die in, äh, Bayern spielt.
Ich würde mich, sofern das Dingen auf KG.de zu lesen ist, über einen kleinen Verweis zu der Seite freuen, auf der ich die URL zu deiner Geschichte finden kann.

 

@ Gnoebel

Hier klicken und nix gewinnen

Ich stelle an mir immer wieder fest, wie "amerikanisiert" ich bin. Ich schaue wenig deutsche Filme, aber wenn, kommt es mir sehr merkwürdig vor, wenn die Leute ohne Synchronstimme sprechen, in die Fichtenstraße fahren, Erdinger Bier statt Bud trinken und dergleichen.

 

Es ist erstaunlich wieviele Leute hier in Deutschland gerne in Amerika wären, die miesten würden da auch ohne zu überlegen dauerhaft ihre Zelte aufschlagen(zumindest ziemlich viele, die ich kenne). Prots zieht es einfach dahin, wo ihre Autoren gerne wären. Mir würde zum Beispiel nie einfallen meine Geschichte in eine Stadt oder ein Land zu legen, das mir nichts gibt, oder mich nicht interessiert.

Zugegeben, das mit dem Namen ist eine Kiste für sich. Da wird oft tierisch übertrieben. Aber, auch wenn Jack anders klingt als Seppl, klingt Bob nicht besser als Richard. Zwanghaft sollte man einen Prot nicht dazu drängen einen Namen anzunehmen, der nicht zu ihm passt, egal ob man ihn nun amerikanisiert oder eindeutscht.

Meine Geschichten spielen derzeit im schottischen Hochland, mal sehen was als nächstes kommt ...

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo,

zu Orten siehe diesen Post.

In einer Story, an der ich seit 3,5 Jahren sitze und die immer noch bei Seite 40 vor sich hindümpelt (aber konstant jeden Monat um einen Absatz oder so wächst...), habe ich dieses... Problem auch bemerkt.

Zunächst mal der Titel, sie heißt "Somebody's Paradise". Die wortgetreue deutsche Übersetzung "Jemands Paradies" oder "Das Paradies von Jemandem" klingt in meinen Ohren nicht schön - aber die Semantik des Titels soll genau das aussagen. Gleiches Phänomen bei einem anderen oft von mir benutzten Begriff (jetzt nicht in der Geschichte): "Autumn's Summer" - meint "Sommer des Herbstes" oder "Des Herbstes Sommer". Auch hier ist die englische Phrase am klangvollsten, weil die zweite deutsche Variante... doch leicht schwülstig klingt.

Und dann eine Frage, wo ich lange überlegt habe. Eine winzige Nebenfigur, die nicht weiter wichtig ist. Es ging um ihren Namen und ihren Dienstgrad (denn sie ist beim Militär). Die Kurzform ist "Lt. Harmann". Wie das nun aussprechen? Sowohl "Leutnant Harmann" als auch "Lieutenant Harmenn" sind denkbar. Ich habe mich letztlich für die deutsche Langform entschieden und in dem Zusammenhang auch für ein "Jawohl, Herr Leutnant" statt "ja, Sir" entschieden, denn dieses ewige "Ja, Sir" im Fernsehen/Kino ist mir langsam zuwider.

In dem Zusammenhang mal eine Frage an euch:

Da dieser Herr Harmann in einer internationalen Eingreiftruppe (ähnlich KFOR oder SFOR... hier heißt sie CHIFOR, weil die in China agieren, das Taiwan besetzen will....) tätig ist, muss ich herausfinden, ob es trotzdem glaubwürdig ist. Wie ist das in der Realität? Wie werden Bundeswehrsoldaten, die einen Einsatz leiten und dabei das Kommando auch über Soldaten anderer Staaten haben, von ihren internationalen Kollegen angesprochen?

Naja... Also, man sieht, dass das Thema der Lokalisierbarkeit ziemlich schwierig sein kann.

Gruß,
Mario

 

"Autumn's Summer" - meint "Sommer des Herbstes" oder "Des Herbstes Sommer". Auch hier ist die englische Phrase am klangvollsten, weil die zweite deutsche Variante... doch leicht schwülstig klingt.

Meinst Du mit "schwülstig" den "Altweibersommer"? Wie wärs mit "Sonniger Herbst"?

 

Hallo Häferl,

"sonniger Herbst", hm. Da ist mir die Betonung zu sehr auf "sonnig", zu sehr auf "schönes Wetter"... Ich finde, bei "Autumn's Summer" kommt die positive Melancholie besser rüber und wird nicht so von "Herbst, aber fröhlich und ohne Melancholie" verdrängt.

Trotzdem danke für den Tipp ;)

Mario

 

Ich glaube dieses Phänomen hängt damit zusammen, dass wir durch das Fernsehen einen tiefen Einblick in die Filmwelt von gerade amerikanischen Regisseuren erhalten. Es gibt viele sehr gute amerikanische Filme und weniger gute duetsche Filme deswegen versucht man seine Geschichte mit Orten zu füllen, die einen aus Filmen und Büchern bekannt vorkommen.
Wenn ich zum Beispiel Stephen King lese stelle ich mir die Orte genau vor. Das inspiriert mich und so möchte ich meine Geschichten auch in mysteriösen kleinen Dörfern spielen lassen. Aber welcher deutsche Name ist schon mysteriös und nicht kitschig? Schön alleine die unbekannte Sprache ist doch Reiz genug. Oder wäre der Roman "Es" etwa so spannend würden Dieter und Hannelore sich in Freilebens Buchenwald treffen?

 

Warum denken bei deutschen Namen alle an so merkwürdige wie Dieter oder Hannelore?

Der Roman "Es" hätte eindeutig genau so spannend sein können, wenn er über Michael und Jan, über Kristin und Falko geschreiben wäre. Den Klub der Verlierer gibt es überall, ob der Roman nun bei den Stromschnellen eines Peak spielt oder bei denen der Seeve.

 

Ja aber ich kenne einen Michael und einen Falko und ich assoziiere ihr Aussehen und ihren Charakter in ide Geschichte hinein und wenn das unstimmig ist kann ich mich in die Geschichte nicht reinleben. Michael ist halt weder mutig noch hat er das gewisse etwas. Vielleicht ist es das!

 

[instin(c)t] schrieb:
Ja aber ich kenne einen Michael und einen Falko und ich assoziiere ihr Aussehen und ihren Charakter in ide Geschichte hinein und wenn das unstimmig ist kann ich mich in die Geschichte nicht reinleben. Michael ist halt weder mutig noch hat er das gewisse etwas. Vielleicht ist es das!

Genau darin liegt der Reiz, von dem du vorher geschrieben hast. Aber letztendlich ist es reine Geschmackssache, welche Sprache man in seinen Geschichten bevorzugt. Denn glaubt man Goethe, so geht man mit fremden Sprachen genau so um, wie mit der eigenen Muttersprache. Das legetimiert so ziemlich alle sprachlichen Auswüchse, denen man in Fremdsprachen manchmal verfällt. :hmm:

LG moonaY

 

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