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Schmetterlinge aus Glas

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30.06.2004
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Schmetterlinge aus Glas

Schmetterlinge aus Glas

Die Stille um sie herum ist beinahe greifbar geworden. Von einem Moment auf den anderen sind Wind und Regen verstummt. Zwischen den aufreißenden Wolken schimmert blasses Frühjahrssonnenlicht hervor und die Welt verliert sich in grüngoldenen Schemen und verwirrenden Lichtflecken.
Nasse Zweige streifen Silvana, als sie ihr Versteck in den Büschen verlässt. Tropfen bleiben in ihren Haaren hängen und sprenkeln glitzernd ihren Pullover. Sie richtet sich auf, wendet ihr Gesicht zur Sonne und lauscht auf die Stille.
Ihr Magen knurrt vernehmlich. Sie versucht, es zu ignorieren, sich auf die frische Morgenluft zu konzentrieren, doch das Hungergefühl lässt sich nicht verdrängen. Silvana seufzt, nur ganz leise, lässt sich wieder auf die Knie sinken und krabbelt über das feuchte Moos zurück in ihren Bau.

In ihren Träumen hat sie nie Hunger gehabt. Aber dort hat sie auch nie so lange warten müssen. Alles war viel einfacher gewesen. Aber Silvana würde nicht aufgeben. Wozu sollte sie auch zurückgehen? Das Haus wartet auf sie, aber es ist sicher kalt.

Sie ist gerade dabei, eine Dosensuppe auf dem Gaskocher zu erhitzen, als die Zweige rascheln, Wasser in alle Richtungen sprühen und er zu ihr herein kommt. Seine Augen sind dunkel, wie immer, das silberne Haar schimmert in der grünen Dämmerung.
„Du hast lange gebraucht“, Silvana kann den Vorwurf nicht aus ihrer Stimme halten. „Ich habe auf dich gewartet“
„Nicht so lange, wie ich auf dich gewartet habe“ Er spricht ruhig, melodisch. Silvana spürt, wie ihr Ärger verfliegt.
Er lässt sich ihr gegenüber nieder, zieht die Beine an den Körper und schlingt die Arme darum. Seine dunklen Augen mustern sie, ohne Groll. Die gläsernen Schmetterlinge auf seinem Gewand klingeln leise, als ihre Schwingen zusammen stoßen. Er lässt sich Zeit, bevor er spricht: „Warum hast du mich verlassen, Silvana?“
Sie schließt die Augen und denkt an früher. Früher, als er immer bei ihr war.

Zuerst war es nur eine Phantasie gewesen, ein Wunschtraum, wie ihn wohl jedes Kind hat. Einen Freund hatte sie sich erfunden, einen Freund, der wundervoller war, als alle anderen. Eines Tages war er dann bei ihr gewesen. Hinter dem Haus, zwischen den Rhododendronbüschen war ihr gemeinsames Versteck gewesen. Dort hatten sie sich immer getroffen, nachmittags, wenn ihre Mutter sie aus dem Kindergarten geholt hatte. Silvana schlang stets ihr Mittagessen herunter und rannte dann nach draußen, kroch zwischen die Zweige, wo ihr Freund auf sie wartete.
Er hatte keinen Namen. Oder er hatte viele Namen. Eine Zeitlang hatte sie ihn jeden Tag neu getauft. Dann lächelte er immer, schüttelte sachte den Kopf und funkelnde Schmetterlinge stoben in alle Richtungen davon, um sich gleich wieder auf ihm nieder zu lassen. Sie krabbelten über seine Kleider, seine Haare, liefen seine bloßen Arme hinunter, fächelten mit ihren Flügeln und warfen blinkende Lichtstrahlen in Silvanas Augen.
Schließlich hatte sie es aufgegeben, einen Namen für ihn zu finden. So sehr sie sich auch Mühe gab, keiner passte so richtig. So blieb er einfach nur ihr Freund mit den gläsernen Schmetterlingen.

"Früher war es anders. Früher konnte ich mit dir zusammen sein, ohne dass es dich störte" Er macht Vorwürfe mit dem selben sanften Klang in der Stimme, mit dem er ihr Komplimente macht. Silvana findet es verwirrend, dennoch gefällt es ihr. Es ist, als würde er die Welt weniger hart machen.
"Nicht ich war es, den du gestört hast" Sie weiß, dass das nur die halbe Wahrheit ist. Und er weiß es auch, denn er lächelt nur und sagt nichts, aber seine Augen sprechen mit ihr.

Als sie in die Schule kam, wurde alles anders. Nicht sofort, sondern langsam und schleichend. So, dass sie es fast nicht bemerkte, bevor es zu spät war. Zu spät für sie und ihren Freund.
Zuerst gefiel es Silvana, zu lernen. Sie las gerne, und die Geschichten entführten sie in ferne phantastische Welten. Die Buchstaben, Worte und Sätze klangen durch ihren Kopf, und es war, als sprächen die Figuren der Geschichten mit ihr. Bunt und lebendig zeigte sich die Landschaft vor ihren Augen. Silvana verbrachte lange Nachmittage und Abende mit ihren Büchern, las auch nachts noch heimlich weiter, mit der Taschenlampe, damit ihre Mutter am warmen Metall der Nachtischlampe nicht spüren konnte, dass sie noch wach war.
Wenn sie ein Buch zu Ende gelesen hatte, lief sie stets in den Garten, um es ihrem Freund zu erzählen. Er saß dann da, das Kinn auf den Knien und lauschte. Manchmal spann er auch mit ihr zusammen die Geschichten weiter, dichtete ein anderes Ende, wenn ihr das aus dem Buch nicht gefiel, oder erzählte ihr, wie er selber einst die Welten bereist hatte, die in den Geschichten beschrieben waren.
Dann fand auch neue Freunde, in der Schule. Mädchen vor allem, mit denen sie an langen Nachmittagen zusammen saß und lachte und spielte. Oft teilte sie mit ihnen die wunderbaren Geschichten, die sie in ihrem Kopf hatte. Manchmal gelang es ihr sogar, die anderen zum Mitreisen zu bewegen. Für ihren Freund hatte sie oft erst abends Zeit. Dann schlich sie in der Dämmerung nach draußen, kroch zwischen die Blätter und kuschelte sich zu ihm, eingehüllt von dem Leuchten seiner Haare. Er machte ihr niemals Vorwürfe, wenn sie nicht kam und sie war ihm dankbar dafür, kein schlechtes Gewissen haben zu müssen.
In der vierten Klasse der Grundschule bemerkte Silvana, wie sich die anderen Mädchen veränderten. Zuerst konnte sie es sich nicht erklären. Sie wollte immer noch ihre Freundin sein, doch etwas hatte sich zwischen sie geschoben. Plötzlich hatten sie keine Zeit mehr für Silvana, murmelten etwas von Musikstunden, bevor sie sich abwandten. Immer öfter fiel ihr auf, wie die anderen zusammen saßen und tuschelten, während sie wieder und wieder zu ihr herüber sahen. Und eines Morgens setzte sich ihre beste Freundin in der Schule weg von ihr.
"Du bist mir zu kindisch!", sagte sie, die Anklage überdeutlich in der Stimme.
"Zu kindisch?" Silvana verstand nicht, was sie damit meinte. Sie war doch noch ein Kind, oder? Doch ihre Freundin erklärte es nicht weiter. Sie schenkte ihr nur einen verächtlichen Blick und drehte sich dann weg. Auf einmal saß Silvana alleine an ihrem Tisch.
Sie verbrachte wieder mehr Zeit mit ihrem Freund. Er wurde ihr wichtiger, als je zuvor. Nur bei ihm fühlte sie sich wohl. Bei ihm musste sie nicht über Mode reden können, oder über Musik, oder über Jungen. Er war zufrieden, wenn sie bei ihm saß und für ihn Geschichten erfand. Ihm machte es nichts aus, wenn ihre Hosen dreckig waren und ihre Haare ungekämmt. Jede freie Sekunde verbrachte sie unter den Rhododendronbüschen, sogar ihre Hausaufgaben vernachlässigte sie. Und je länger und öfter sie bei ihm war, desto mehr kam sie zu der Überzeugung, die anderen gar nicht zu brauchen. Sie konnte auch ohne ihre Freundinnen glücklich sein, so sagte sie sich. Doch dennoch fühlte sie sich in der Schule sehr einsam. Und manchmal wünschte sie sich, dass sie ihn loslassen könnte, und so sein, wie die anderen. Dann schämte sie sich, und war besonders nett zu ihm.

"Du warst sehr traurig damals"
Silvana beobachtet die Schmetterlinge, die die Wassertropfen von seinen Haaren lecken. "Ein bisschen vielleicht"
"Du hast dir gewünscht, es gäbe mich überhaupt nicht, nicht wahr?"
Es hat keinen Zweck, ihn anzulügen. "Manchmal wünschte ich mir das. Und dann hatte ich Angst, dass du weggehen würdest."
"Ich wäre nie weggegangen, so lange du micht brauchtest"

Als sie in die fünfte Klasse kam, gingen ihre Eltern mit ihr zu einer Therapeutin, um herauszufinden, was mit ihr nicht stimmte. Zuerst hatte Silvana Angst vor ihr, aber schließlich erzählte sie ihr doch alles. Von ihrem Freund und den fernen Welten, die er besuchte. Und von den anderen Mädchen, die gesagt hatten, sie sei kindisch. Kindisch. Das Wort klang wie ein Vorwurf, ein Urteil, das Silvana zu einem schlechteren Menschen machte.
„Ihre Tochter hat einfach nur eine sehr lebhafte Phantasie“, sagte die Therapeutin schließlich zu Silvanas Eltern. „Geben sie ihr Gelegenheit, sie auszuleben“
Ihre Eltern nickten verständnisvoll und schickten sie auf die Malschule. Und wieder änderte sich ihr Leben unvermittelt. Es machte ihr Spaß, zu malen, mit Farben und Formen zu spielen, Geschichten zu schreiben, alleine durch Bilder. Nie brauchte sie darüber nachdenken, was sie malen sollte, ihr Kopf war voll von Gestalten, Landschaften, Wesen. Und jeden Tag kamen neue dazu.
Das Wunderbarste war, dass es auf einmal Kinder um sie herum gab, die sie verstanden. Niemand nannte sie kindisch, niemand blickte auf sie herab, weil sie verrückte Einfälle hatte. Im Gegenteil. Das, was die Mädchen in ihrer Klasse abgestoßen hatte, brachte ihr Bewunderung ein, und ganz langsam kam ihr Vertrauen in die Welt zurück. Vorsichtig streckte sie ihre Fühler aus und begann, zu leben.
Zuerst besuchte sie ihren Freund noch häufig. Im Schatten des dichten Blattwerks zeigte sie ihm ihre Bilder und las ihm die Geschichten vor, die sie dazu geschrieben hatte. Manchmal versuchte sie sich auch mit Dichten. Doch dann hatte sie immer häufiger etwas anderes zu tun. Die Welt nahm sie gefangen und ließ sie nicht mehr los. Da gab es Partys zu feiern, Kino, lange Abende am Badesee. Es gab so viele andere Dinge, als die Rhododendronbüsche im Garten.
Das letzte Mal sah sie ihren Freund an dem Tag, bevor sie von Alex aus der Malschule ihren ersten Kuss bekam. Lange hatte sie ihn nicht mehr besucht, aber er saß treu wartend zwischen den roten und weißen Blüten, als sie zu ihm kam. Sie war aufgeregt, freute sich auf den Kinobesuch, den ihr Alex versprochen hatte. Den ganzen Nachmittag redete sie von nichts anderem, und ihr Freund lauschte, geduldig, wie immer.
Als sie schließlich geendet hatte, nahm er ihre Hand in seine und blickte ihr lange in die Augen. „Wenn es dir je schlecht geht, dann komm mit mir. Ich werde dich mitnehmen nach Hause.“
Am nächsten Tag war er nicht mehr da.

Silvana weicht seinem Blick nicht aus. „Ich weiß nicht, warum ich es getan habe. Ich glaubte wohl, dich nicht mehr zu brauchen“
„Und brauchst du mich jetzt?“
Sie überlegt. Sieht sich in der kleinen selbstgebauten Hütte um. Dann nickt sie. „Ja, jetzt brauche ich dich“
Er lächelt. Die Schmetterlinge halten inne mit ihrem Flügelschlagen und für einen Moment hört die Welt auf zu atmen, die Zeit steht still. So ist es immer, wenn er lächelt.

Natürlich hatte sie gedacht, dass sie Alex nie verlassen würde. Ihr ganzes Leben würde sie mit ihm verbringen, so stellte Silvana es sich zumindest vor. Doch es ging ihr, wie es allen ergeht. Die erste große Liebe ist nur selten die einzige. Sie trennten sich im Guten. Sie verliebte sich nochmal, und danach nochmal. Dann gab es irgendwann keinen Mann mehr in ihrem Leben. Silvana war sich nicht sicher, warum sie nicht mehr zu ihr kamen. Manchmal glaubte sie, dass sie Angst vor ihr hatten, vor ihren ausdrucksvollen Gemälden, vor ihrem Geld, vor ihrem Ruf. Vielleicht aber auch vor der Trauer in ihren Augen.
Doch ihr blieb immer noch Lou. Ihre kleine Lou mit dem dunklen Haar und dem strahlenden Lächeln. Manchmal ertappte Silvana sich dabei, sie einfach nur anzustarren, minutenlang, während Lou mit dem Hund durch den Garten tollte. Zu der Zeit träumte sie oft, mal von ihrem Freund, mal von fremden Welten, eine Landschaft aus Hügeln und Wäldern, die sich bis zum Horizont spannten. Eine tiefe Sehnsucht füllte sie, wenn sie über diese Landschaft blickte, und ein Gefühl, als wäre sie nach Hause gekommen. Sie hörte oft, wie ihr Freund nach ihr rief, doch dann wachte sie auf und sah Lou neben ihr in ihrem Bett. Und da wusste sie, dass sie nicht einfach gehen konnte, auch noch nicht gehen wollte.

„Kommst du?“ Er steht auf und streckt ihr seine Hand entgegen. Seine Berührung ist federleicht und sanft. Silvana lässt sich auf die Füße ziehen, folgt ihm geduckt durch die Zweige, tritt hinaus auf die sonnenbeschienene Lichtung. Regentropfen glitzern in den Zweigen, die Luft ist kühl. Silvana hat keinen Hunger mehr. „Ich möchte jetzt mit dir gehen“, ihr Herz wird leicht, als sie die Worte spricht.
Er steht mit dem Rücken zu ihr, aber sie spürt, wie er lächelt. „Dann gehen wir jetzt“.

„Ich habe ein Einhorn gesehen, Mama“, Lou strahlte über das ganze Gesicht, als sie mit der Neuigkeit in die Küche kam.
„Wirklich?“ Silvana strich ihr liebevoll durchs Haar. „Wo denn?“
„Draußen, im Garten. Es ist aus dem Wald gekommen und nun versteckt es sich zwischen den Büschen. Darf ich es streicheln, Mama?“
Silvana lachte leise. Das war ihre Tochter, das war auch sie. „Ja, lauf nur und streichele es. Sei aber vorsichtig, Einhörner sind sehr scheu“ Sie lauschte auf Lous Lachen, als diese davon lief. Sie wandte sich vom Fenster ab, bevor sie den roten Sportwagen sehen konnte. Das Quietschen der Reifen klang noch lange in ihren Ohren. Als Silvana nach draußen rannte, sah sie einen weißen Schemen zwischen den Bäumen auf der anderen Straßenseite verschwinden. Das silbrige Schimmern blieb ihr viel deutlicher im Gedächtnis, als das Blut auf der Straße.
Nicht viele Leute kamen zu der Trauerfeier. Silvanas Eltern waren schon vor einiger Zeit gestorben, sie waren alt gewesen. Ihr Bruder stand mit seiner Frau herum und fühlte sich sichtlich unbehaglich. Der Pfarrer redete Dinge, die nichts mit Silvanas Tochter zu tun haben schienen. Der Mann, der Lous Vater war, stellte sich neben Silvana, als sie gerade zu verstehen versuchte, dass Lou in eine solch kleine Kiste passte. Er legte einen Arm um ihre Schultern und sagte etwas davon, dass es ihm leid tue. Es bedeutete ihr nichts.
Eine Woche später packte sie ihre Sachen zusammen und zog in den Wald.

„Warum ist das Einhorn in den Wald gelaufen?“ Diese Frage muss sie ihm noch stellen. „Warum hat es mir Lou weggenommen?“
Jetzt sieht er sie doch noch mal an. Ganz ernst. „Es hat sie abgeholt. Sie gehört nicht hierher. So wie du!“
Leise klingeln die Glasflügel, als er sich umdreht und davongeht. Sie zögert nicht lange, bevor sie ihm folgt.

Die vorgegebenen Wörter waren: Tropfen, Schwinge, Moos, Horizont, atmen

 
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Hallo Felsenkatze,

eine Frau, die ihr Kind verloren hat, verkriecht sich im Wald und wartet dort auf ihren alten Freund aus Kindertagen.

Hier schreibst du:

Zuerst war es nur eine Phantasie gewesen, ein Wunschtraum, wie ihn wohl jedes Kind hat. Einen Freund hatte sie sich erfunden, einen Freund, der wundervoller war, als alle anderen.

Danach gehe ich persönlich davon aus, dass der Freund wirklich nur erfunden ist. Ein Produkt ihrer Phantasie... am Ende jedoch glaube ich, dass es diesen Freund tatsächlich gab. Doch was war er?
Ein Wesen aus einer anderen Welt? Ein Schutzengel?

Ich weiß es nicht, aber was für Silvana der Freund war, das war für ihre Tochter offensichtlich das Einhorn. Jemand der dafür sorgt, dass es einem auf der Welt gutgeht oder der dafür sorgt, dass man nicht mehr auf der Welt leben muss, wenn man offensichtlich nicht dafür geschaffen ist. (Wie Silvanas Tochter.)

Hat mir eigentlich recht gut gefallen, obwohl das jetzt rein thematisch nicht ganz mein Ding war. Lob auch für die schöne Umsetzung.

LG
Bella

P.S. Ach ja, übrigens der oben von mir zitierte Ausschnitt deines Textes hat mich persönlich ein bißchen gestört, weil du im Prinzip in diesem Moment den Freund Silvanas als Hirngespinst abtust, bzw. den Leser auf die Fährte lenkst, es wäre eines.

 

Hallo Bella,

danke, dass du die Geschichte gelesen hast. Bitte versteh mich nicht falsch, aber die Stelle, die du angekreidet hast, möchte ich gerne so belassen. Ich hatte die Geschichte eben mit der Absicht geschrieben, dass nicht klar sein soll, ob Silvana einfach ein bisschen verrückt ist, oder ob es da tatsächlich etwas gibt. Insofern habe ich diese "falsche Fährte" in vollem Bewusstsein meiner geistigen Kräfte geschrieben :)


Ich weiß es nicht, aber was für Silvana der Freund war, das war für ihre Tochter offensichtlich das Einhorn.

Jepp

Jemand der dafür sorgt, dass es einem auf der Welt gutgeht oder der dafür sorgt, dass man nicht mehr auf der Welt leben muss, wenn man offensichtlich nicht dafür geschaffen ist.

Hmm... teils, teils. ich stelle mir vor, dass Silvana sich einredet, dass sie nicht in dieser Welt leben kann. Sie hat sich den "Freund" ja schließlich erschaffen, also ist sie indirekt auch dafür verantwortlich, was er sagt und tut. Vielleicht muss ich das noch weiter ausarbeiten.

Hat mir eigentlich recht gut gefallen, obwohl das jetzt rein thematisch nicht ganz mein Ding war. Lob auch für die schöne Umsetzung.

Danke, das höre ich doch gerne :kuss:

Liebe Grüße,

Ronja

 

Hallo Felsenkatze,

du musst dich doch nicht rechtfertigen, weil du die Stelle so belassen möchtest. :)

Ich persönlich fand nur, dass du mit diesem Satz eigentlich sagst, dass es den Freund nicht gibt.

So jedenfalls meine Interpretation. Vielleicht verstehen andere Leser es ganz anders.

Liebe Grüße,
Bella

 

Hallo,
so jetzt komme ich auch mal zu deiner Geschichte... die Zeit!

Das Haus würde auf sie warten, aber es wäre kalt.
Wenn du hier schreibst: "Das Haus wartet auf sie", dann würdest du dir eine Wiederholung von "würde" sparen...

das silberne Haar schimmert in der grünen Dämmerung wie eine eigene Lichtquelle.
"wie eine eigene Lichtquelle" - streichen.

Er hatte keinen Namen.
Warum nicht? Sollte er nicht gerade deshalb, WEIL er ihr Freund ist einen Namen besitzen??

zum mitreisen zu bewegen
Mitreisen (groß)

Nach Alex kamen andere, und schließlich niemand mehr.
Liest sich als hätte sie einen ... ähm, ziemlichen Verschleiß gehabt...


Zur Geschichte: sauber geschrieben, wie immer bei dir. Da kann ich mal wieder nicht rummeckern. Aber da gibt es dann doch etwas, das ich bemängeln muss.
Die Sprache deiner Geschichte. Was? wirst du sagen, gerade eben hast du mir einen sauberen Stil bescheinigt.
Aber das Problem dieser Geschichte ist, dass du zu schnell erzählst, viel zu schnell.
Das hier ist eher der Entwurf zu der Geschichte, die du schreiben wolltest - behaupte ich jetzt einfach dreist.
Zu berichtartig ist mir das Ganze an vielen Stellen, zu salopp erzählt.

Vor allem in diesem Absatz:

Zuerst war es nur eine Phantasie gewesen, ein Wunschtraum, wie ihn wohl jedes Kind hat. Einen Freund hatte sie sich erfunden, einen Freund, der wundervoller war, als alle anderen. Hinter dem Haus, zwischen den Rhododendronbüschen war ihr gemeinsames Versteck gewesen. Dort hatten sie sich immer getroffen, nachmittags, wenn ihre Mutter sie aus dem Kindergarten geholt hatte. Silvana schlang stets ihr Mittagessen herunter (...)

Und auf der anderen Seite hast du dann wieder sehr viele Details, wenn du den Gegenwartsstrang deiner Plots erzählst, die Stellen, wo sie ihren Freund trifft - ob jetzt erfunden oder nicht.

Durchsetzt ist das Ganze natürlich von vielen guten Ideen (Schmetterlinge aus Glas!). Realitätsflucht (oder eben nicht, vor allem, dass du dies offen lässt, gefällt mir sehr) ist ja an sich ein abgenudeltes Thema, aber immer wieder interessant. So natürlich auch hier. Aber die Geschichte von Silvana (schöner Name), die hättest du mehr anreichern müssen, mit Details, die sie unverwechselbar machen. So liest es sich wie schnell mal eben runtergeschrieben.
Das kannst du besser. Viel besser.

In diesem Sinne
c

 

Hi chazar,

hmmmm..... du hast mich ertappt :D Auch wenn es sonst nicht meine Art ist, diese Geschichte hab ich wirklich etwas zu schnell geschrieben. Ist mir dann in dem Moment aufgefallen, als ich sie gepostet hab.
Weiß auch nicht, warum es mir diesmal so eilig war (wahrscheinlich wollte ich meine Wörter an den Mann bringen :D )

Ich schäme mich jetzt noch ein paar Tage, bis ich meine Bootsprüfung rum habe, dann schreibe ich dir eine saubere neue Version, versprochen.

Danke für's Lesen und so. Und natürlich dafür, dass du mir mehr zutraust :kuss:

Liebe Grüße,

Ronja

 

Hi Felsenkatze,

Auch wenn es sonst nicht meine Art ist, diese Geschichte hab ich wirklich etwas zu schnell geschrieben.
Mir hat sie trotzdem gut gefallen. :)

Für mich war es eine Fantasygeschichte.
Eine Frau, die nach ihrer Kindheit die Traumwelt nicht verlassen hat.
Die wohl irgendwann mal in einer Feenwelt gelebt hat, aus der sich die Seele nicht befreien wollte.
Ihr Freund kommt aus dieser Welt, weiß, dass Silvana sich zurücksehnen wird, weil sie von den Menschen nicht akzeptiert wird. Sie ist zu anders.
Vielleicht hat Silvana sich in ihrem Feenleben einmal gewünscht, ein Mensch zu sein?
Ihr Kind macht den Schritt zuerst. Ich nehme an, freiwillig.
Nun hält Silvana nichts mehr.
Ihr Freund, der warscheinlich schon immer zu ihr gehörte, hat auf den Zeitpunkt gewartet, nimmt sie mit zurück nach Hause zu ihren Wurzeln.

Wer weiß, was in manchem von uns schlummert, wenn wir uns sehnen und wissen nicht wonach. :)

Für mich eine melancholische Geschichte.

Ganz liebe Grüße, coleratio

 

Hallo coleratio,

:) Freut mich, dass dir die Geschichte trotzdem gefallen hat. Eine interessante Interpretation hast du da, gefällt mir gut. Vielleicht, weil ich mir manchmal auch wünsche, von irgendwem in eine andere Welt weggeholt zu werden ;)
Ich werde es bei einer überarbeiteten Version auf jeden Fall immer noch offen lassen, was mit Silvana wirklich los ist. Aber überarbeiten möchte ich es, weil die Zwischenteile wirklich ein bisschen zu hastig sind. Allzu sehr möchte ich sie zwar nicht bauswalzen, weil ich schon einen Gegensatz zwischen der reich beschriebenen Gegenwart und der Vergangenheit haben möchte, aber zumindest ein wenig werde ich saie wohl noch strecken.

Danke dir auch für's Lesen und für die schöne Interpretation.

Liebe Grüße,

Ronja

 

Hi,

nur kurz: eine wirklich schöne Idee, die gut umgesetzt ist. Lebendige Bilder und Beweggründe, die die Charaktere mit sich bringen. :thumbsup:

chazar hat vollkommen recht: einige Abschnitte (ihre Kindheit z.B.) würden die Geschichte, die so schon eine tolle Atmosphäre besitzt, noch runder und schöner machen. Hab gerade auch dran gedacht, ob noch ein Rückblick auf die Direkt-nach-dem-Tod-Ihrer-Tochter-Phase reinpassen würde, in der diese Welt in einigen Bildern als endgültig nicht mehr erstrebenswert dargestellt wird (fehlender Trost der Mitmenschen, leeres Haus, evtl. Begräbnis...oder sowas). Darauf hin der Entschluss in den Wald zu ziehen und auf den Freund zu warten. Naja, musste schauen.

Habs jedenfalls sehr gerne gelesen.

Gruß, baddax

 

Hi baddax,

danke für's Lesen und das Lob. Ich werde auf jeden Fall noch an der Geschichte arbeiten, sobald ich Zeit habe.

Gruß,

Ronja

 

Hallo zusammen,

nun habe ich die Geschichte noch ein bisschen überarbeitet, vor allem die Teile in der Vergangenheit etwas ausgebaut. Viel mehr würde ich nicht so gerne dazu geben, weil ich denke, dass die Geschichte dann ein bisschen langatmig wird.

Liebe Grüße,

Ronja

 

Hi,

Entweder hast Du die Erweiterungen so geschickt eingebaut, dass ich sie nicht rauslese oder es ist tatsächlich einfach zu lange her, dass ich die Geschichte gelesen habe. :shy: Denn ich finde im Moment nicht viel Unterschiedliches zu dem, was ich von der Geschichte noch im Kopf habe - was die Vergangenheits-Parts angeht. Sind es nur einige Sätze, die neu sind?

Betonen will ich nochmal, das die Geschichte sehr schön ist - besonders das Bild mit den Schmetterlingen ist mir eben beim zweiten Lesen eindrucksvoll vor Augen gewesen und verblieben.

Ein Vertipper (viertletzter Absatz): "...als wäre sie nach Haise gekommen. "

Gruß, baddax

 

Hi Wolf,

Jetzt fühl ich mich super geschmeichelt, dass dir die Geschichte gefallen hat. :D

Meine Interpretation geht jetzt natürlich soweit, zu behaupten, der Freund will sie wieder zurück. Dafür schickt er das Einhorn, nachdem sein Rufen keinen Erfolg hat (Die ganze Szene finde ich auch sehr faszinierend).
Also eher in der Sagendefinition der grausemen und selbstsüchtigen Feen keltischer und nordischer Sagenwelten. Einerseits bringt er Zuversicht und Freundschaft und andererseits reisst er sie mit sich (ob nun in eine gute oder schlechte Welt oder sogar in den Tod steht ja offen da).
Aber vielleicht bin ich gerade einfach ein wenig depressiv und meine Wahrnehmung verbietet romantisch-melancholische Interpretationen.

Wer wie was interpretiert, wollte ich von vorneherein offen lassen, insofern liegst du nicht falscher mit deinen kaltherzigen Feen, als andere mit den warmherzigen. Du weißt ja, dass ich die klassisch-irischen Feen sehr gerne mag. ;)

Mir war es sehr wichtig, dass Silvana "zwischendurch" auch das normale Leben meistert. Denn sie in ihrer eigenen Welt verloren gehen zu lassen, hätte sie für mich sehr schwach erscheinen lassen. Und ich wollte auch kenen Therapeuten, der ihr Fantasie ausredet. Solche mag es geben, aber ich bin mir sicher, dass es auch bessere gibt ;)

Die Stilsachen werde ich sicherlich verbessern, danke für's Raussuchen.

Den Namen hab ich gewählt, weil er passte, hat mit dem Abenteuer nicht viel zu tun. Aber ich kannte mal eine Silvana, die bemerkte, dass sie wie eine Waldfee heißt... von daher...

Danke für's Lesen/Rauskramen/Kommentieren.

Liebe Grüße,

Vroni

 

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