8. Übung: Die ersten Absätze
Titelzusatz: Stil
Schlagwort: Geschichtenanfänge
Kennt ihr das? Ihr rätselt ewig lange über den perfekten, gelungenen ersten Satz, vielleicht über den ersten Absatz einer Geschichte, damit der Leser so richtig in die Handlung hinein gezogen wird?
Hier könnt ihr ausprobieren, wie verschiedene Anfänge wirken können.
Ziel der Übung ist es, den ersten Absatz oder die ersten Absätze einer Geschichte zu schreiben, in drei verschiedenen Versionen. Und zwar:
1. Version: Ihr beginnt die Geschichte mit einem Bild, zum Beispiel einer Landschafts- oder Personenbeschreibung. Dieses Bild soll einigermaßen statisch sein, es entspricht in etwa der ersten Szene eines Filmes oder vielleicht dem ersten Bild eines Comics. Es zeigt eine Gesamtübersicht über die Situation.
Beispiel: Die Straßen der Stadt lagen verlassen im Regen. Einzig eine einsame Gestalt war zu sehen, die an einer Bushaltestelle stand, den Kragen hochgeschlagen und den Kopf zwischen die Schultern gezogen.
2. Version: Ihr beginnt die Geschichte mit einer Handlung, oder einem bewegten Bild. Irgendjemand tut etwas. Das muss nicht unbedingt eine physische Handlung sein, es könnte sich zum Beispiel auch um die Beschreibung von Gefühlen handeln, die die Person gerade hegt. Hierbei seid ihr viel näher an der Person dran.
Beispiel: Hasserfüllt starrte Henry den Tropfen nach, die von seiner Kapuze zu Boden fielen. Dieser ständige Regen machte ihn noch wahnsinnig. Und ausgerechnet heute musste der verfluchte Bus zu spät kommen. In Gedanken verfluchte er sein ewiges Pech.
3. Version: Ihr beginnt die Geschichte direkt mit einem Dialog. Mit einem Dialog sind tatsächlich mindestens zwei Personen gemeint, einen Monolog würde ich in Version 2 vermuten. Bei dieser Variante wird der Leser direkt ins Geschehen gezogen, ist aber nicht ganz so nahe an einem Charakter dran, wie bei Version 2. Man kann aber den Leser wunderbar neugierig auf das Geschehen machen, wenn sich die Charaktere über Dinge unterhalten, die ihm (noch) vorenthalten bleiben. Sehr schöne Dialoganfänge verwendet zum Beispiel gnoebel recht oft, falls ihr Inspirationen sucht.
Beispiel: "Scheiß Regen", fluchte Henry, als er sich unter das Bushaltestellendach flüchtete.
Marco nickte. "Und das ausgerechnet heute. Mensch, wo das doch unsere letzte Chance ist."