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Der Verlust des Lächelns

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23.05.2005
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Der Verlust des Lächelns

Für SIE

Der Verlust des Lächelns​

Die letzte Stunde begann, Französisch. Eines der langweiligsten Fächer; jedenfalls so, wie es Frau P. unterrichtete. Doch Tom A. und sein Freund Tom S. waren durchaus gewillt, auch dieses Hindernis zu überwinden, um danach die – nach ihrer Meinung – mehr als verdienten Pfingstferien zu genießen.

Irgendwann ging aber dann auch diese Stunde zu Ende. Die beiden Toms verließen mit ihren Klassenkameraden johlend das Klassenzimmer, und dann die Schule.
„Das beste an den Ferien ist doch, kein Französisch mehr zu haben, oder?“
„Ah, oui, je déteste le Franzack’.“
„N’est – ce pas?“
„Mais oui öh, c’est terriblement claire, oui äh.“
Die beiden liefen den gemeinsamen Weg nach Hause, wie sie es seit acht Jahren taten. Sie waren guter Dinge, erzählten sich Witze und blödelten rum, wie Jungens in diesem Alter das eben tun. Plötzlich lief Tom A. in einen Mann rein. Nun könnte man natürlich denken, dass dies ein Versehen war, geschehen aus dem Grund, dass es sich um einen sehr kleinen Mann handelte. Aber dem war nicht so. Der Mann war groß, man muss ihn schon Hünen nennen. Er trug einen weiten schwarzen Mantel und einen schwarzen Hut mit einer breiten Krempe. Der Mann drehte den beiden den Rücken zu, als Tom A. in ihn reinlief. Es war auch nicht so, dass Tom nicht auf den Weg geachtet hatte, und den Mann deshalb nicht sah. Nein, seit sein Vater vor drei Jahren beim Überqueren einer Straße von einem heranbrausenden Auto überfahren worden und im Krankenhaus gestorben war, passte Tom immer sehr genau auf. Was also konnte der Grund sein, dass er in einen nicht zu übersehenden Riesen gelaufen war? Das lag daran, dass der Mann von einer Sekunde auf die andere aufgetaucht war. Er stand plötzlich einfach da, mit dem Rücken zu den Jungs. Jetzt drehte er sich langsam um. Den beiden Toms, die bis dahin gelächelt hatten, gefror nun selbiges. Der Mann sah sie sehr ernst an. Dann fingen seine Lippen an, die Andeutung eines Lächelns zu formen. Dieses Lächeln wuchs auf ein breites Grinsen an. Die Toms sahen sich nicht um, aber wenn sie es getan hätten, hätten sie bemerkt, dass sich ihre Umgebung veränderte: Die Zeit hielt nicht an, aber es schien so, als ob der Sand der Zeit durch äußerst dickflüssige Gelatine ersetzt worden sei. Man sah dort eine Taube, die sich im Flug erleichtert hatte, und dieses Produkt sah man nun in Zeitlupe auf den Boden zufliegen, als ob es sich im Vakuum befände. Dort drüben fiel ein Blatt vom Baum, mit der gleichen Animation versehen. Und ganz in der Nähe der drei joggte eine Frau so, als ob sie versuche, aus einem horizontalen Treibsand zu entkommen. Doch wie gesagt, davon bekamen die Jungs nichts mit, und selbst wenn, sie hätten gar nicht genug Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, da der Mann jegliche Aufmerksamkeit von ihnen forderte. Reziprok zum Anwachsen des Lächeln des Mannes verschwand das Lächeln auf den Gesichtern der Toms. Es schien so, als ob der Mann sie stundenlang einfach nur anstarrte, was, wenn man die neu eingetretenen Umstände miteinbezog, gar nicht mal so weit von der Wahrheit entfernt war. Dann sagte der Mann plötzlich:
„Respekt. Einen von uns wahrzunehmen ist schon schwer genug. Aber einen von uns wahrzunehmen, der sich absichtlich vor euch Menschen verbirgt... das sollte eigentlich nur uns möglich sein.“
Tom A. schluckte.
„Du weißt, was das bedeutet?“
Tom A. sah zu seinem Freund, Tom S. hin.
„Nutzlos. Er kann mich nicht sehen“, sagte der Mann. „Er bekommt von alledem nichts mit.“
„Wer... oder was... bist... seid Ihr?“
„Willst du meinen Namen erfahren?“
„Ja.“
„Warum?“
„Damit... ich weiß, mit wem ich rede.“
„Und woher willst du wissen, dass ich dir meinen echten Namen nenne?“
„Ich – “
„Schon gut. Namen tun bei uns nichts zur Sache. Aber du kannst mich... wie heißt das dort?“
Er deutete auf etwas an der Straße.
„Das ist eine Ampel...“
„Du kannst mich also Am Pél nennen. Wir sehen uns bald wieder. Ich werde dich finden.“
Nachdem der Mann dies gesagt hatte, verschwand er so plötzlich und lautlos, wie er aufgetaucht war. Der Sand der Zeit rieselte wieder in gewohnter Geschwindigkeit durch die Sanduhr. Das Blatt und der Taubenschiss trafen auf dem Boden auf. Die Joggerin trabte weiter, als ob nichts gewesen wäre.
Auch die beiden Toms setzten ihren Weg fort; der eine nachdenklich, der andere verwirrt.
Tom S. sagte: „Hast du das gerade auch gemerkt?“
„Was?“
„Na, das. Ich kann’s nicht erklären...“
Die beiden legten den Rest ihres Weges schweigend zurück. Vor Tom S.’ Haus verabschiedeten sie sich voneinander, und Tom A. ging alleine weiter.

Zu Hause angekommen, legte er seinen Ranzen in seinem Zimmer ab und machte erst einmal den Fernseher an, denn es war Zeit für seine Lieblingssendung, „The Atchy and Scritchy Show“, in der ein Hamster einem Hund immer wieder eins auswischte.
Diese Zeichentricksendung brachte ihn immer zum Lachen, da dort exzessive Gewalt in einer für den jungen Zuschauer humoristisch verpackten Form präsentiert wurde.
Doch heute konnte er nicht einmal darüber lachen, als Atchy, der Hamster, als Zahnarzt verkleidet, Scritchy, dem Hund, eine Atombombe in eine Zahnlücke implantierte, die dann auch hochging, als Scritchy die Praxis verließ. Normalerweise läge er bei solch einer Szene sich den Bauch vor Lachen haltend auf dem Boden, und Lachtränen würden über sein Gesicht strömen. Doch heute war es anders. Er wusste, dass das, was er da eben gesehen hatte, lustig war. Aber trotzdem schaffte er es nicht mal, seine Mundwinkel zu einem Lächeln zu verziehen.
Auf einmal stand der Mann in seinem Zimmer.
„Komm.“
Tom reichte ihm die Hand und gleich darauf verschwanden die beiden.

 

Also ich fand die Geschichte eigentlich wirklich gut. Bis zu der Stelle mit "Atchy und Scritchy". Zuerst mal die Namen: der Witz an Itchy und Scratchy ist ja dass die Namen von "itch" und "scratch" kommen. Das so eine Assoziation bei deinen Namen nicht mehr möglich ist, habe ich schon etwas schade gefunden.
Der nächste Absatz hört sich viel zu sehr nach erhobenem Zeigefinger an, am besten solltest du das ganz rausnehmen.
Und dass der Junge über Itchy & Scratchy nicht lachen kann, kommt mir (gerade wegen der beiden) auch sehr gekaut vor. (Die Simpsons-Folge, als Bart seine Seele verkauft)

Was mich auch noch stört, ich habe keine Ahnung, was dieser Mann nun eigentlich ist und von dem Jungen will. Irgendwie muss ich an einen Pädophilen denken, weil er den Jungen am Ende mitnimmt, keine Ahnung ob das von dir so beabsichtigt war.

Zum Abschluss muss ich aber noch sagen, die Szene mit der Ampel hat mir wirklich sehr gut gefallen. Dass irgend so ein mächtiges Wesen, dass unsichtbar ist und die Zeit anhalten kann, keine Ahnung hat, wie eine Ampel heißt hat mir gefallen.

 

@chris. die Assoziation mit itchy und sratchy... womit kann man denn atchy und scritchy assoziieren? Vielleicht mit itchy und sratchy? Ne, kann eigentlich nicht sein, oder?
Und gut, des mit der Simpsonsfolge, also an die hab ich nich gedacht, als ichs geschrieben habe, leuchtet mir jetzt im nachhinein aber ein.
Am Ende "nimmt er ihn" nicht "mit", sondern, also, als er die Hand anfasst disapperieren die beiden halt.

 

Also, ums klarzustellen: Der eine Tom kann IHN sehen, der andere nicht. Kommt so bei dir rüber, als ob dus verwechselt hättest mit blindheit.

 

Golio, so isches Läbe.
Ach ja noch an Chris (will mir ja kein offtopic vorwerfen lassen): Das mit der Ampel war eigentlich gar nicht witzig gemeint ...

 

Hi Tserk,

deine geschichte fand ich sehr gut. Du hast flüssig geschrieben und man konnte ihr gut folgen. Aber auch ich fand das Ende ein wenig merkwürdig, da auch ich nicht wusste was genau du damit meinst. Du solltest vielleicht mal versuche zu erklären wer dieser geheimnisvolle Mann eigentlich ist, denn dann finde ich wäre deine Geschichte perfekt. Achso, könntest du vielleicht wenn das möglich wäre das Französische übersetzten, da ich denke das nicht jeder der diese Geschichte liest, dies auch versteht.

Wie gesagt ansonsten habe ich nix auszusetzen. Mach weiter so.

MfG

Dragon Queen

 

Danke für deine Kritik. Das Französisch darin gibt eigentlich nur Sinn, wenn man den Insider dazu kennt:
"Ah, oui, je déteste le Franzack" - Ah, ja, ich hasse die Franzacken. Da hat sich übrigens ein Fhler eingeschlichen, der jetzt von mir in der Geschichte verbessert wurde: es muss "les" (die) heißen
"N'est - ce pas?" - nicht wahr?
„Mais oui öh, c’est terriblement claire, oui äh.“ Aber ja öh, das ist absolut klar, ja äh.
Das dir das Ende nicht gefällt wundert mich eigentlich nicht, ich hatte einfach keinen Bock, mir n Ende auszudenken, deshalb habe ich ein seltsames (wie die Kategorie ja auch heißt) genommen.

 

Hallo Tserk,

der Titel deiner Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Eigentlich erwartet man da eine melancholisch angehauchte Geschichte. Gut, dass es nicht so war und du mich überraschen konntest.

Der Mann war für mich jemand aus einer anderen Welt - der eine Tom konnte ihn sehen, der andere nicht. Da Tom ihn sehen kann, obwohl der Mann sich verbergen wollte, deutet für mich darauf hin, dass Tom auch einer von denen ist.
Ach ja, dass nur ein Tom den Fremden sehen kann, ist mir erst nicht so klar geworden -ich habe es erst in einer Kritik gelesen.

Die Doppelung der Namen fand ich persönlich nicht so toll. Es hat mich ein bisschen verwirrt und ich konnte die Personen nur anhand der Anfangsbuchstaben ihrer Nachnamen nicht so gut auseinanderhalten.

Das Ende fand ich auch nicht so gut, aber das hatten ja bereits mehrere gesagt. Die Anspielung auf die Simpsons fand ich etwas plump. Vielleicht könntest du das ganz streichen und einfach den Mann bei Tom auftauchen und mit ihm verschwinden lassen? Ich fände das besser.

Insgesamt habe ich deine Geschichte gerne gelesen, auch wenn ich finde, du könntest sie an einigen Stellen noch überarbeiten.

LG
Bella

 

Oha, ein Lob von einer Moderatorin, sowas liest man nicht oft ;-)
Also, TOm ist nicht direkt aus der anderen Welt. Er hat nur Fähigkeiten, die denen aus der anderen Welt entsprechen. Ja, das mit Simpsons überarbeite ich vllt wirklich, hat ja keinem hier gefallen

 

Holla Tserk,

Was also konnte der Grund sein, dass er in einen nicht zu übersehenden Riesen gelaufen war? Das lag daran, dass der Mann von einer Sekunde auf die andere aufgetaucht war.
Solche Sätze sind schon cool gemacht, Mister Tserk. Geben dem eine pesönliche Note.

Normalerweise läge er bei solch einer Szene sich den Bauch vor Lachen haltend auf dem Boden, und Lachtränen würden über sein Gesicht strömen.
Aus dem "Lachtränen", würd ich nur "Tränen" machen.

Also, erstmal cooler Stil. Ich weiß nicht, ob du dir echt viel bei der Geschichte gedacht hast, oder ob du dir nicht einfach einen seltsamen Plot überlegt hast. Mir seis drum, denn es konnte gefallen mit seiner surrealen Stimmung, verquerten Sätzen und abgedrehten Handlung.

Starsailor

 

Also, erstmal cooler Stil
Danke
ob du dir echt viel bei der Geschichte gedacht hast,
:Pfeif:
Mir seis drum, denn es konnte gefallen mit seiner surrealen Stimmung, verquerten Sätzen und abgedrehten Handlung.
Was will man mehr? :)

 

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