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SF ist kein Maerchenland

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SF ist kein Maerchenland

Es faellt mir immer wieder auf, dass in den SF-Storys selbst grundlegende Naturgesetze gebrochen werden.
Ich bin nicht so penibel, dass Dinge wie das Reisen mit v > c oder Reisen entgegen des Zeitpfeils nun verboten sein sollten, aber wenn sich die SF dem Maerchen annaehert (dazu mehr bei Stanislaw Lem, Phantastik und Futorologie, Bd. 2), dann entnervt mich die Lektuere einer solchen Geschichte.
Meinethalben kann man das ja unter Soft-SF verbuchen, auch wenn der Begriff in sich wiederspruechlich ist.
Gerade die SF ist, m.A.n. staerker als alle anderen Literaturgattungen verpflichtet, plausibel, schluessig, naturwissenschaftlich korrekt und logisch zu agieren.

Deshalb meine zur Diskussion gestellten Fragen:
1. Sollte man dagegen etwas unternehmen?
2. Welche Handlungsoptionen sind moeglich?

Proxi

 

Darauf kann ich nur eine zehnmillionenmal wiedergekäute Antwort geben:
Ist halt Geschmackssache. Genauso gut könnten die Soft-SF Anhänger ja fordern, die Naturwissenschaften aus der SF rauszulassen, z.B. weil sie keine Lust haben sich da einzulesen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Proxi,

ich schliesse mich Mister Seaman voll und ganz an - alles Geschmackssache. Ausserdem sind einige der erfolgreichsten SF-Bücher und -Filme gerade in dieser Grauzone zum Märchen bzw. zur Fantasy angeordnet. Einzige Lösung wäre eine neue Rubrik, aber das lohnt sich glaub' ich wirklich nicht.

Viele Grüsse,
Sorontur

 

Nun ja, wenn man plausibel, schluessig, naturwissenschaftlich korrekt und logisch agieren muß, dann wird es schnell langweilig.

Reisen zu fernen Planeten kommen nicht zustande, da zu teuer, zu aufwendig, zu lang, schlicht nicht machbar. Es gab mal einen interessanten Artiekl, in dem genau geschildert wurde, warum Raumschiffe mit Lichtgeschwindigkeit völlig utopisch sind. Das hatte was damit zu tun, dass man, wenn ich mich nicht irre, einen enormen Energieverbrauch hätte, der in keinerlei Verhältnis zur angestrebten Sache steht.

Ich schreibe gern SciFi, wobei ich öfters das Sci einfach mal außen vor lasse, und nur Fi produziere. Wissenschaftliche Nörgler gehen mir da herzlich am Allerwertesten vorbei. ;) Bei SciFi darf man bekanntlich alles, nicht wahr?

Das mit der Rubrik finde ich super. Wir sollten sie Reality Science nennen. Und rein darf nur, was auch wirklich machbar ist und gründlich erklärt werden kann. :D

Und noch was, die Sache mit den grundlegenden Naturgesetzen. Das ist so ein Ding, da stellen wir uns Menschen mal wieder vor den Rest des Universums.

 

SF ist ein Unterbereich der Phantastik, und die lebt davon, dass Dinge darin vorkommen, die über unsere täglichen Erfahrungen mit der Realität hinaus gehen.

Selbstverständlich sind überlichtschnelle Raumschiffe daher absolut legitim, wenn es für eine Geschichte nötig ist.

Was mich aber immer wieder vom Stuhl haut, sind Schilderungen, die in krassem Widerspruch zu elementaren Naturgesetzen stehen, z.B. wenn ein Autor einer Weltraumstory offenbar nicht den Unterschied zwischen Sternen und Planeten kennt. Man soll halt nicht über etwas schreiben, wovon man keine Ahnung hat. Eine gewisse Grundbildung im Bereich Astronomie ist mMn absolutes Muss für Weltraum-SF-Autoren.

Wer z.B. nicht weiß, was ein Massenspektrometer ist und wie es benutzt wird, sollte es lieber nicht in einer Geschichte verwenden (jedenfalls nicht völlig verkehrt, wie Alpha in seinem Buch "Eins - Die Ankunft"), sondern entweder einen Hypermeta-Alphadüdelspektrographen "erfinden" oder einfach schreiben: "Der Physiker runzelte die Stirn, als er die Messergebnisse durchlas." Es besteht die große Gefahr, dass die Plausibilität auf der Strecke bleibt und der ganze Text unglaubwürdig wird.

Egal ob SF oder nicht - solche Fehler sind genauso inakzeptabel, wie wenn man einen Krimi schreibt und das Auto des Komissars sieben statt vier Räder hat.

Nicht zuletzt Lem selbst, lieber Proxi, dehnt die Naturgesetze gelegentlich extrem weit, nämlich dann, wenn es als Mittel der Überzeichnung legitim erscheint (wie in den Sterntagebüchern, die z.B. voll von naturwissenschaftlichem Schwachsinn sind).

Fazit: Naturgesetze dehnen und brechen von mir aus - aber dabei nicht den Kopf abschalten :teach:

 

SF ist ein Unterbereich der Phantastik, und die lebt davon, dass Dinge darin vorkommen, die über unsere täglichen Erfahrungen mit der Realität hinaus gehen.
Für die Nixblicker: Das ist so, als ob Uwe gute Geschichten schreiben könnte, oder ich gute Kritiken. :D Beides jenseits der Realität. :lol:

 

Nee, stimmt doch. SF ohne SF-Elemente (Gehirnimplantate, riesige, stinkende, menschenfeindliche Metropolen, Superkapitalisten, Raumschiffe, Roboter, gigantische Umweltkatastrophen, etc.) wär doch stinklangweilig und würde besser in Alltag passen. Oder nicht?

 

Hi,

ich möchte wie üblich allen zustimmen (Ja, so bin ich! Harmoniesüchtig! :D )
Ich verstehe Proxis Standpunkt nur zu genau, es gibt nichts schlimmeres als völlig am Thema vorbei fantasierte Details. Uwes Beispiel mit dem Massenspektrometer ist symptomatisch, nicht nur für SF sondern auch für Krimis, Thriller und (man höre und staune) Horror und Fantasy. Viele Autoren verwechseln Kreativität mit einer "es-ist-alles-erlaubt-und-alles-egal-"-Attitüde, die einfach nur ignorant ist.

Andererseits sollte der vielbeschworene "Sense-of-Wonder" nicht zu kurz kommen. Der Grund, warum ich z.B. so wenig Krimis lese ist, weil die meisten für mich einfach stinklangweilig sind. Was interessieren mich irgendwelche Hausfrauen, die ihre Ehemänner so hassen, dass (usw.)
Daher ist es für eine Geschichte aus dem Bereich der Phantastik unerlässlich, eine innere Logik aufzuweisen. Es spricht absolut nichts dagegen, einige, wenige (nach unserem Wissensstand) unmögliche Grundannahmen zu machen, z.B. überlichtschnelle Raumschiffe. Es muss dann nur der Rest darauf abgestimmt sein! Die Geschichte muss, anders formuliert, ein in sich schlüssiges Theoriegebäude ergeben, sie darf sich nicht selbst widersprechen. Das gilt im übrigen auch für Fantasy, nichts ist langweiliger als ein Magier, der bei Bedarf alles aus seinem Hut ziehen kann.

Ich bin also dafür, SF an strengen Maßstäben zu messen und hart zu kritisieren. Ich bin dagegen, diese Maßstäbe zu formalisieren oder gar zu einem Löschgrund zu erheben.
Ich breche in meinen Stories ab und zu absichtlich physikalische, soziologische, psychologische und mathematische Gesetze. Ich bemühe mich aber, zumindest die Logik dabei unberührt zu lassen.

Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit,
Naut

 

Bitte Leute, ich habe oben bereits geschrieben, dass ich nichts gegen das Brechen von Naturgesetzen habe, sofern die Story es notwendig macht.
Aber was ich nicht mag (und Naut und Uwe haben das ja auch gesagt):
Pseudo-SF, d.h. einen herkoemmlichen Plot mit ein paar Requisiten aus der SF ausstaffiert und Storys, die bar jeder Aussage sind, bzw. denen es an Logik, innerer Einheit und Stuktur mangelt.
Vielleicht sollte die SF in freie und klassische SF aufgetrennt werden.

Proxi

 

Storys, denen es an Aussage und Logik mangelt, werden halt von der Kritik zerrissen.
Es macht keinen Sinn, dafür extra eine Unterrubrik einzuführen.

 

Proproxilator schrieb:
Vielleicht sollte die SF in freie und klassische SF aufgetrennt werden.
Ich verstehe Deinen Standpunkt, bin aber absolut dagegen, weil eine solche Kategorisierung eine breite Definitionsbasis voraussetzt, die nicht zu erreichen ist. Anders formuliert: Niemand außer Dir (und vielleicht Lem) würde Deine Definition von "klassischer SF" zu 100% teilen. Es ist einfacher, so wie es ist.

 

Eine Möglichkeit wäre es, wenn man als Autor eine Art Tag an seinen Geschichten-Namen hängt. Also zb Titel[Hard-SF], Titel[Space-Opera], usw...

So könnte zumindest der Autor gleich mal klarstellen, was für einen Bereich er bedienen will, bzw welche Absichten er verfolgt. Der Kritiker/Leser könnte auch abschätzen was ihn erwartet...
Freilich würde das Streiterein, ob das jetzt überhaupt als Hard-SF durchgeht oder nicht, nicht verhindern, sonder eher im Gegenteil noch anheizen :dozey:

Man könnte das ja mal auf freiwilliger Basis anprobieren...

 

So langsam kommt mir dieser Thread wie die unerträglichen "True-Metal"-Diskussionen vor. :D

Ich bin dafür, dass wir damit aufhören (oder nicht erst anfangen), unsere eigenen Geschichten in vorauseilendem Gehorsam mit bunten "Wahre-SF" Aufklebern zu bekleistern und dies lieber den Kritikern überlassen. Wenn ihro Gnaden Proxi ( ;) ) dann meint, dass es doch eher Fantasy oder Märchen seien, steht einer nachträglichen Verschiebung nach "Fantasy" oder "Seltsam" oder "Sonstige" nichts im Wege.

 
Zuletzt bearbeitet:

Außer dem Moderator natürlich. :D

Was ist nur zurzeit los auf kg, dass überall die Klassifizierungswut ausgebrochen ist? :confused: Geht doch mal in den Stern-Verlag und schaut euch an, wie da die BÜCHER(!) sortiert sind - da purzeln Cyberpunk und Space Opera und Fantasy und Pratchett mehr oder weniger wild durcheinander. Und die VERKAUFEN das Zeug!

Mein Tipp: Erst anlesen, dann weglegen oder kaufen. ;)

Und sonst: Bitte, bitte, hört auf damit - ich bekomm nur Zahnschmerzen davon...

 

*Machtwort sprech* :D

Ich sehe ebenfalls keine Veranlassung, in der SF-Rubrik irgendwas in dieser Richtung zu unternehmen.

Jeder Leser mit IQ>x erkennt doch spätestens nach 2 Sätzen, in welche Richtung eine Story geht (wenn nicht schon am Titel), und hört auf zu lesen, wenn er keine Lust auf das Thema hat.

Statt einer Debatte über Aufkleber, die mehr Probleme produzieren als sie lösen, solltet ihr lieber schlaue Kritiken und kreative Geschichten schreiben. Los, an die Arbeit! :teach:

 
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Hey Uwe, Kritik macht nun mal mehr Spass.
Und einer muss ja den bitteren Kelch lehren und die reine Lehre verteidigen (*grins*).
Ok, wenn ihr keine Unterteilungen wollt, dann eben nicht.
Aber ich werde gnadenlos-weinerlich greinen: "Manno, das ist doch wieder nur Pseudo-SF".
Und ihr werdet dass so nonchalant, wie gemein ignorieren.

Schnief, Proxi

PS: Warum hat SF den so einen grottenschlechten Leumund (wie habe ich Lukas bekniet, mehr SF zu schreiben)? Weil dem Leser unter diesem Etikett so erbaermlicher Schund (in den Buecherregalen) offeriert wird.
Fragt mal einen amerikanischen SF-Freund nach Lem, Strugatzki (scheiss russische Namen, habe ich das richtig Geschrieben?) und co.
Ich habe das getan. O tempora, o mori.

 
Zuletzt bearbeitet:

Und ihr werdet dass so nonchalant, wie gemein ignorieren.
*näsel schnäuz* Indeed, Mylord, indeed. ;)

wie habe ich Lukas bekniet, mehr SF zu schreiben
Lukas rettet schon den Horror - kann ja nicht überall sein, der Mann. :D Aber hey, es gibt ja noch uns! ;)

 

Proproxilator schrieb:
Fragt mal einen amerikanischen SF-Freund nach Lem, Strugatzki (scheiss russische Namen, habe ich das richtig Geschrieben?) und co.
Ist richtig geschrieben *tätschelKöpfchen* Anderer Vorschlag: Frag mal einen deutschen SF-Freund nach Lem und Strugatzki. Na? "Kenn ich nicht. Haben die was für StarWars oder Shadowrun geschrieben?" *batsch* Die Tatsache, dass 85% der SF-Fans hirnamputierte Pümpel sind ist nix Neues, das ist nämlich bei Fans von Liebesromanen nicht anders: "Hey, kennst Du die Bronte-Schwestern?" "Nee. Schreiben die für 'Danielle'?" *ausklink*

 

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