Was ist neu

abcacba

Mitglied
Beitritt
12.04.2003
Beiträge
438
Zuletzt bearbeitet:

abcacba

die hunde waren von der strasse. die frau hatte die sprache weggeworfen und sich und war ein hund geworden und war ein hund. in der nacht und im tag liefen die hunde durch die strassen.

der hase roch essen.

der käfer rollte den mist. der mist rollte den käfer.

die frau hatte die sprache weggeworfen und sich und hatte sich nur die augen gelassen und war ein hund geworden mit sprache in den augen und war ein hund mit sprache in den augen.

der käfer rollte den mist. der mist rollte den käfer.

der hase roch essen welches ein sauerkraut war.

die hunde liefen durch die strassen und die frau lief durch die strassen und wenn sie nicht liefen schliefen sie mit sich mit ihren körpern.

die kuh war in der sonne und die sonne war in der kuh in ihrem kopf und in ihren augen und in ihren beinen.

die schafe waren auf der insel. die insel war im meer. das meer war im wind.

die flusspferde waren im wasser. in der luft war die sonne.

die kuh hatte durst. der durst war in der kuh und die kuh roch das wasser. das wasser war im fluss.

die flusspferde waren auf dem land. in der luft war die nacht. in der nacht war das essen.

die schafe waren im hunger. das meer war im gras. der hunger war im salz.

die kuh war beim wasser. die kuh war in der angst. die angst war im wasser.

der hahn war im arm. der arm hielt den hahn in sich.

der esel war auf den schienen. die schienen waren in der ferne und in der nähe und in der ferne.

die schlange war in der sonne. die sonne war in der schlange.

der hahn war im arm. der arm gab den hahn ins fliegen.

die schlange war im hunger. der hunger war in der schlange.

der esel war in der liebe. die liebe war nicht im esel. der esel war auf den schienen.

der hahn war im fliegen. das fliegen war die liebe.

die hunde liefen wohin die frau lief. die frau hatte sich weggeworfen und war ein hund geworden mit dem wissen in den beinen und war ein hund mit dem wissen in den beinen.

der hase ging zum essen. das essen war ein sauerkraut.

der käfer rollte den mist. der mist rollte den käfer.

die hunde liefen in den wald in den müll in den keller und sie assen im wald und im müll und im keller und die frau ohne wissen und ohne sprache war im wissen und in der sprache und sie sprach und sie wusste mit ihren augen und sie sprach und sie wusste von den ganz grossen dingen.

der käfer rollte den mist. der mist rollte den käfer.

der hase ass und das kraut ging in den hasen in den bauch und der bauch ging in die schmerzen.

die hunde und die frau waren die angst der menschen.

der hahn war im fliegen. der arm war nicht im fliegen.

der esel war auf den schienen. der esel war im weinen. der esel war im warten.

die schlange war im essen. das essen war im maul. das maul war im reissen.

der hahn war im fliegen. das fliegen war in der höhe. das fliegen war die liebe.

die schlange war im essen. das essen war das weinen.

der esel war in der liebe. die liebe war nicht im esel. der esel war auf den schienen.

der hahn war im fliegen. der arm war in der liebe. das fliegen war die liebe.

die kuh war im durst. das wasser war die angst. die kuh war vor dem wasser und war im sehen und im wollen.

die schafe waren im hunger. der hunger war im gras. das gras war im salz. der hunge war im salz im gras im meer im wind.

die flusspferde waren in der nacht. die nacht war das essen. das essen war die pflanzen.

die kuh war im wollen und das wollen war das wasser und das wasser war tief und die kuh ging ins wasser.

die flusspferde waren im essen. das essen war das scheissen. das scheissen war das leben. das leben war der fluss.

die schafe waren im essen. und das essen war das salz. die schafe waren das salz.

die kuh war im wasser. das wasser war tief. das wasser ging in die kuh. das wasser war das sterben.

die hunde und die frau und die hunde sie schliefen mit sich mit ihren körpern ohne sprache.

der hase war im bauch und das kraut war im bauch und der bauch war in den schmerzen.

der käfer rollte den mist. der mist rollte den käfer.

die hunde waren auf der frau und die frau war ein hund geworden unter den hunden und war ein hund unter den hunden.

der käfer rollte den mist. der mist rollte den käfer.

der hase war im bauch und der bauch war in den schmerzen und der hase war im leiden.

die hunde waren die strasse und die angst und die frau war die strasse und die angst geworden und war die strasse und die angst und das wissen und die sprache.

 

hi harkhov!

der text war im kopf. das schlafen war im kopf. der kopf war im text.

obwohl ich mir sicher bin, den text nicht vollständig verstanden zu haben, oder soweit verstanden zu haben, wie das überhaupt möglich ist, muss ich etwas dazu schreiben.

ich finde die verwendete, sehr stark eingeschränkte sprache grandios! die gesamte erzählung setzt sich aus wenigen sprachlichen bausteinen zusammen, die trotzdem ein funktionierendes ganzes geben. diese struktur taucht auch in der äußeren form des textes wieder auf, wie die überschrift suggeriert.

die erzählperspektive ist (für mich) neu und revolutionär: da wird aus der sicht eines eigentlich distanzierten betrachters in die wahrnehmung und das innenleben der akteure geblickt, wild (mitten im satz!) zwischen aussen- und innenansicht umgeschaltet: erst ist die kuh in der sonne, dann spürt die kuh die sonne in ihrem körper, was für die kuh heißt, dass die sonne in der kuh ist.

für mich ging es um körperlichkeit, die die angst der menschen ist.
der suizidgefährdete esel und die kuh, die ein flusspferd sein will, sind an ihre "gottgegebenen" zustände gebunden und darüber so unglücklich bzw. mutig, dass sie gleich jeden zustand aufgeben. die menschen sind genauso an ihre körperlichkeit gebunden, was man über dem studieren von büchern und ähnlichem geisteszeug gerne mal vergisst. hier hat eine trennung stattgefunden, der körper ist übertrieben gesagt nur noch eine versorgungspumpe, um den geist zu erhalten, der dem ende des körpers mit schrecken entgegensieht. letztendlich setzt sich aber trotzdem das ganze leben aus elementaren bausteinen zusammen: essen, schlafen, sex, sterben. das sind vielleicht die großen dinge, von denen die frau ohne wissen weiß, da sie ja ihren geist fortgeschleudert hat.

der hunger war im salz im gras im meer im wind.

nun ja, mehr habe ich nicht zu sagen.

viele grüße!
Seaman

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Harkhov,

wie immer kann ich dir nur meine Intuitionen zu deinem Text mitteilen.
Mich hat der Text nicht nur gestalterisch sondern auch qualitativ an Jandl erinnert. Ich hoffe, du nimmst das als Kompliment.
Die zweite gestalterische Assoziation war die Bibel, der fließende Rhythmus des Geschehens, die Sprachmelodie und vor allem das Zusammenwirken von allem, was aus den Zeilen spricht. Alles greift in einander, gehört zusammen und gibt sich frei.
Durch die Kleinschreibung entsteht in mir ein leicht gehetztes Gefühl, so als ob alles, was sich zusammenfügt im Sehnen auseinander driftet, unruhig in seiner Position nicht verharren mag, sich niemals damit zufrieden geben kann, wie es ist. Eine Flucht vor dem Kreislauf des Lebens, von vornherein zum Scheitern verurteilt?

Schön, der Titel, der sicher nicht unbeabsichtigt dem Abracadabra seinen Zauber nimmt und in gleichzeitig erhält, denn letztlich ist es schon eine ganz eigene Magie, die den Kreislauf des Lebens bestimmt und Stück für Stück zusammenfügt, auch wenn sie mit Taschenspielertricks nichts zu tun hat.

Bei zwei Dingen bin ich mir unsicher.
In der Gestaltung von assen und Strassen dringt wohl der Grafiker in dir durch, für mich liest es sich aber gerade bei assen störend, auch wenn ich meine, den ästhetischen Aspekt zu sehen, aus dem heraus du es so geschrieben hast. Einen inhaltlichen kann ich aber nicht ausmachen.

der hase ging zum essen. das essen war ein sauerkraut.
hier störte mich die Spezifizierung des Sauerkraut, auch wenn du es als Verweis eines sauren Aufstoßens beim Genuss sehen magst. Dieser wird für mein Gefühl im einfach Kraut deutlicher.

Was mich beeindruckte, war die Liebe, nicht nur in der Gestaltung, sondern trotz der Gehetztheit, trotz der Fluchttendenzen auch in dem Miteinander der textlichen Atmosphäre, besonders deutlich natürlich bei den Armen, die den Hahn zum Fliegen freigeben.
Da ist Lösung möglich, da gewinnt der Kreislauf seine Freiheit und in dieser Freiheit steckt die Liebe.

Ein toller Text.

Lieben Gruß, sim

 

hallo

ihr habt den text gelesen.

ich habe eure kommentare gelesen. es hat spaß gemacht.

ihr habt gelesen von der liebe und von der angst.

das ist schön.

ich.

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom