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Serie Exodus - Instinkt

Seniors
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26.02.2003
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Exodus - Instinkt

"Wir haben einen M."
"Wo?"
"Hinter dem Kohlensack."
"Bestätigt?"
"Wir haben eine mündliche Botschaft über eine Notrufbake empfangen."
"Von einem der Scouts?"
"Anscheinend."
"Anscheinend?"
"Der Sender identifiziert sich als Planetscout Jantjetow, aber die Analytiker sagen, es ist nicht seine Stimme."
"Sondern?"
"Sie sagen, es sei überhaupt keine menschliche Stimme."
"Künstliche Sprachemulation? Ein Computer?"
"Auch nicht. Die Botschaft wiederholt sich mit geringfügigen Abweichungen. Zu ungenau für eine Aufzeichnung oder künstliche Wiedergabe. Vielmehr scheint es ein Versuch zu sein, die menschliche Sprache nachzuahmen mit Organen, die dafür nicht geschaffen sind.
Wir gehen derzeit davon aus, dass mehrere Individuen jeweils bestimmte akustische Effekte erlernt haben, um sie abwechselnd in rascher Abfolge wiederzugeben, um so unsere Sprache phonetisch zu simulieren"
"Wie lautet die Botschaft?"

Nikolai Jantjetow, Planet Scout #77609866 bestätige Klasse M, Gravitation, 1.08 G, Land/Wasser etwa 3:5 Sauerstoff 15%, Luft atembar.
RKC: 124455600784456399000087655430000678
Es gibt Leben hier. Ich wiederhole: Es gibt Leben hier.


---
Kurzmitteilung von Professor Maria Armstrong an das Ministerium für Außerplanetare Forschung:

"Wir haben einen geeigneten Kandidaten gefunden, der alle Voraussetzungen für unser Vorhaben mit sich bringt. Trotz seines Alters besitzt er sämtliche Diplome. Er ist hochintelligent, aber äusserst sensibel. Er wird um 2112090928, vollständig ausgestattet, auf dem Raumhafen eintreffen.
Ich garantiere persönlich für seine Qualifikation."

---


Doktor Armstrong meinte einmal, ein Tagebuch zu beginnen wäre ein erstes Warnsignal dafür, dass man sich mit dem eigenen Tod beschäftigt. Es würde darauf hindeuten, dass man der Welt etwas hinterlassen möchte.
Gut, damals mochte sie recht gehabt haben. Aber dieses Mal haben mich keine Selbstmordgedanken beschlichen.

Der Grund jedoch ist derselbe, ich möchte der Welt etwas hinterlassen. Ich möchte sie teilhaben lassen an einem Ereignis, das in die Geschichte der Menschheit eingehen wird. Zum ersten Mal in meinem Leben möchte ich andere Menschen an meiner Freude teilhaben lassen. Nicht, dass ich meine Freude bisher gehortet hätte. Ich hatte nur nie genug davon, um sie zu teilen.

Wir haben vor fünf Stunden den Orbit verlassen.

Das klingt viel spektakulärer als es ist. Man spürt die Beschleunigung nicht, im Gegenteil, sie sorgt für künstliche Schwerkraft an Bord, was sehr angenehm ist.

Wirklich beeindruckend waren die gigantischen Siedlungsschiffe im Orbit. Die meisten davon schon fertigestellt, liegen sie noch ohne Ziel bereit. Die Hoffnung der Menschheit auf Lebensraum außerhalb der überfüllten Erde. Wie gewaltige Spermien, die menschliche Saat im All verteilen werden.

Ich fühle mich noch immer wie in Trance. Erst vor zwei Tagen wurde ich ausgewählt, und jetzt bin ich bereits auf dem Weg. Ich hatte noch keine Zeit, um mir meiner Situation bewusst zu werden, aber in den sechs Wochen, die diese Reise dauert, werde ich noch genug Gelegenheit dazu haben.


Ich werde heute Abend mit Kapitän Hagenow essen. Ich bin ihm bisher noch nicht begegnet, nur seinem Stewart, Leutnant Arden, der mich an der Luke empfangen hatte, um mich zu meiner Kabine zu begleiten und mir die zugänglichen Bereiche zu zeigen.
Ein angenehmer Mensch, dessen Freundlichkeit keineswegs so oberflächlich war, wie ich es von einem Karriereoffizier erwartet hatte. Allein die Anwesenheit eines Stewarts zeugt von der außergewöhnlichen Bedeutung dieser Reise.

Beim Abendessen erfuhr ich vom Kapitän, dass er selbst kaum irgendwelche Informationen bekommen hatte. Um keine Zeit zu verlieren, waren wir unmittelbar nach der Entdeckung des Planeten gestartet.
Es wird ohnehin fast vier Wochen dauern, bis wir den Riss erreichen. Während dieser Zeit werden ständig neue Informationen eintreffen. Möglicherweise müssen wir sogar wieder umkehren, falls sich der Planet doch noch als ungeeignet herausstellt.

Der Kapitän erscheint mir sensibler als man es von einem Mann mit derartiger Verantwortung annehmen sollte, aber sozial unreif.
Ich war fast unangenehm berührt von seinen linkischen Versuchen, Konversation zu treiben.
Er meinte, er wisse es nicht genau, aber vermutlich wäre es bereits zu einem ersten Kontakt gekommen.
Damit hat er nur meiner Ahnung Gewissheit verschafft. Irgendjemand musste den Planeten ja entdeckt haben. Soviel war auch mir klar gewesen.

Trotz seines ungeschickten Benehmens habe ich das Gefühl, Hagenow ist froh darüber, jemanden an Bord zu haben, der nicht seinem Kommando untersteht, jemand, mit dem er reden kann, ohne ständig seine Autorität aufrecht erhalten zu müssen.

Es gibt seit einer Woche nichts Neues über unser Ziel. Die Tage vergehen langsam und eintönig. Ich verbringe meine Zeit damit, die kleiner werdende Sonne zu betrachten, während ich versuche, mir meine immense Verantwortung nicht bewusst werden zu lassen.
Ich habe Kapitän Hagenow gefragt, ob er weiß, nach welchen Kriterien ich ausgewählt worden bin, aber er konnte mir nicht helfen. Was mir Sorgen macht, ist, dass das sinnlose Nachdenken mich zu bedrücken beginnt.

Sieben Tage nach dem Aufbruch haben wir die ersten Informationen erhalten. Endlich ein wenig Abwechslung.
Hagenow hat mir einen zusammenfassenden Bericht übergeben.

Der Planet ist in geologischer Hinsicht der Erde sehr ähnlich. Geographisch aber weist er interessante Details auf.
Es gibt nur einen Kontinent, der sich um die gesamte Länge des Äquators zieht, und somit die Meere der Nord- und Südhalbkugel vollständig voneinander trennt.

Ein Aspekt, der viel Raum für Spekulationen lässt.
Es gibt Leben an Land. In welchem Meer ist es entstanden? Ist es ins Meer zurückgekehrt, wie auf der Erde? Vielleicht haben sich auch zwei völlig unabhängige Ökosysteme in den Meeren gebildet?
Diese Fragen zu beantworten wird Jahre an Zeit und Heere von Wissenschaftlern verschlingen. Für mich sind sie erst einmal Futter, das meine Gedanken beschäftigen wird.

Ich zögere, den Abschnitt über das Leben auf dem Planeten zu lesen, da ich befürchte, es könnte etwas darin stehen, das mich an meiner Kompetenz zweifeln lassen wird.

Wie kann ein Mensch diese Aufgabe allein bewältigen, ohne daran zu verzweifeln? Natürlich ist die Entropie nur ein Rettungsschiff, trotzdem hat es Platz für fast fünfzig Mann Besatzung. Es wäre ein leichtes gewesen, zwei oder drei Vermittler auf die Reise zu schicken.

Der eigentliche Grund ist die Philosophie unserer Zeit, dass der geeignete Mann nur allein die richtige Entscheidung treffen kann.
Ich bin der festen Überzeugung, diese Philosophie entsprang im Laufe der Jahrhunderte einzig der Tatsache, dass Ressourcen eingespart werden konnten, indem man Einmannraumschiffe baute.

Die Planetscouts sind allein unterwegs im All. Niemand sagt ihnen, wohin sie gehen sollen, sie wissen selbst nicht einmal, wo ihre Raumsprünge enden werden. Welche Menschen sucht man für eine solche Mission aus? Welche Kriterien legt man an? Wie findet man den Richtigen?

Die Frage ist einfach zu beantworten: Der richtige Mann trifft diese Entscheidung.

...auf meinen Ausflügen bin ich bisher noch keinen Wesen begegnet, die mir gefährlich geworden wären.
Viele flüchten bereits, wenn ich mich nähere. Die Großen ignorieren mich. Einzig eine Spezies zeigt Interesse an mir. Man könnte sie als dreibeinige Strauße beschreiben, ohne Federn und mit stämmigen Beinen. Vollständig mit grauer, loser Haut bedeckt, wie diese Hunde, die es früher auf der Erde gab...
...Sie sind gelehrsam und versuchen mich nachzuahmen. Sie wiederholen alles, was ich ihnen vormache...
...seit sie gelernt haben, meine Stimme nachzuahmen, habe ich ihnen beigebracht, den Notruf zu wiederholen...
...ich bin versucht, ihnen Intelligenz zuzubilligen...

Intelligenz!

Natürlich habe ich den Abschnitt über das Leben auf dem Planeten gelesen. So kurz vor dem Sprung überkam mich die irrationale Angst, niemals etwas Genaueres darüber zu erfahren zu haben, wenn etwas schief gehen sollte.
Ich frage mich, ob Jantjetow weiß, welche Bedeutung dieses Wort besitzt, das er so leichtfertig auf diese Wesen anwendet.

Hagenow hatte mich gestern Abend ein weiteres Mal zum Abendessen eingeladen.
Der Abend vor dem Sprung. Er kennt das Wort und er weiß um seine Bedeutung.
Arden war auch anwesend und beide versuchten sich an meine Ansichten heranzutasten.
Beide bekräftigten auch die Bedeutung dieses Planeten für die Zukunft der Menschheit.
Ich weiß, worauf sie hinaus wollen. Sollte ich diese Wesen als intelligent beurteilen, würde der Planet als nicht besiedelbar eingestuft. Bis jetzt hatte ich es erfolgreich geschafft, mich dieser Tatsache zu verweigern.
Ich sagte den beiden, es wäre zu früh, um eine klare Aussage zu treffen. Hagenow schien nicht zufrieden damit.
Ich weiß, ab jetzt werde ich mich in ihrer Gegenwart unbehaglich fühlen.

Ich weiß es doch! Es ist nicht nötig, mir das zu sagen!

Die Menschheit braucht einen Planeten, auf den sie auswandern kann und zwar schnell. Die Umwandlung des Mars wird noch mehrere Jahrhunderte dauern. Zu lange. Die Entdeckung der Thannhäuser-Risse ermöglicht uns, die Galaxis nach Planeten abzusuchen, die sich für eine Besiedelung eignen.

Es liegt auf der Hand, dass ein geeigneter Planet zwangsläufig Leben beherbergen muss. Also zog man die Grenze für die Besiedelung bei der Intelligenz.

Eine schwammige Grenze, wenn es um die Bedürfnisse der Menschheit geht.

Das Signal, das den Sprung in den Riss ankündigt, ertönt gerade.

Mir ist schlecht.


---


Wir sind jetzt auf direktem Kurs zu dem namenlosen Planeten. Der Sprung war kaum spürbar, aber ich fühle mich nicht besser.

Der Schiffsarzt hat mich untersucht und mir ein Mittel gegen Übelkeit gegeben.
Es hilft nicht.

Es ist nicht mein Körper, der mir zu schaffen macht. Ich spüre die Depression an mich herankriechen.
Ich fühle mich beobachtet.
Ich weiche den Crewmitgliedern aus. Ständig muss ich mich selbst daran erinnern, dass sie keinen Grund haben, mich zu hassen. Ich weiß, dass ich mir ihre Abneigung nur einbilde. Aber es hilft nicht viel.
Da sind Pillen in meinem Gepäck, von denen ich dachte, ich würde sie nie mehr benötigen.
Wie naiv. Aber ich werde mich beherrschen.

Seit dem Sprung haben wir direkten Kontakt zu Jantjetow. Er schickt fast pausenlos neue Daten und Aufzeichnungen.

Die Ablenkung ist trügerisch.
Je mehr ich mich damit befasse, desto stärker wird mein Eindruck, dass er recht haben könnte. Es scheint, als hätten diese Wesen die Fähigkeit, instinktiv nützliche Verhaltensweisen zu erkennen und zu übernehmen. Neu erlerntes Wissen scheint sich in kürzester Zeit auf die gesamte Spezies zu übertragen.
Es ist faszinierend. Selbst wenn sie die Schwelle zur Intelligenz noch nicht überschritten haben, müssen sie kurz davor stehen.
Das Zusammentreffen mit Menschen könnte dabei einen entscheidenden Einfluss auf diese Entwicklung haben.

Irgendjemand muss zu dem selben Schluss gekommen sein wie ich. Hagenow hat Jantjetow jeglichen weiteren Kontakt mit den Wesen untersagt. Seither besucht Arden mich auffällig oft und erkundigt sich nach meiner Meinung zu den Daten.

Es steht mir ins Gesicht geschrieben. Arden hat den Schiffsarzt veranlasst, mich erneut zu untersuchen.
Antidepressiva.
Der Mann hat keine Ahnung.

Mir wurde heute eine der wenigen Kabinen mit einem Fenster zugewiesen. Vielleicht denkt Arden, es würde mir helfen, mich besser zu fühlen.
Ich habe die Blicke der drei Männer gesehen, die ihren Platz für mich räumen mussten. Meine Paranoia wurde von der Realität eingeholt. Jetzt haben sie einen echten Grund, mich zu hassen.

Sie lassen mich in Ruhe. Ich habe die letzten Tage damit verbracht, die Video-Aufzeichnungen von Jantjetow zu studieren. Je länger ich diese Wesen betrachte, umso mehr fühle ich mich zu ihnen hingezogen. Sie sind wie Kinder, unschuldig und neugierig. Ich beneide Jantjetow um die Zeit, die er mit ihnen verbringt. Ich hasse ihn!
Sie sind so voll Vertrauen. Ich kann es kaum ertragen mir vorzustellen, was mit ihnen passieren wird, wenn die Menschen diesen Planeten besiedeln.

Arden will einen Vorabbericht über meine Einschätzung von Jantjetows Daten. Er ließ bei seinem Besuch keinen Zweifel daran, was von mir erwartet wird.
Der Erstkontakt ist nur eine Farce. Egal was ich entscheide, ich werde sie nicht beschützen können.

Der richtige Mann trifft die richtige Entscheidung.

Der richtige Mann auf der Erde hat entschieden, dass ich schwach genug bin, um manipuliert werden zu können, dass ich mich dem Willen anderer beugen würde. Deshalb bin ich der richtige Mann für diese Aufgabe.

Ich habe die Pillen genommen.

Die Übelkeit ist verschwunden. Meine Sinne sind geschärft, alles ist viel klarer jetzt.

Schritte vor der Kabine. Auf und ab. Sie tuscheln. Sie planen etwas. Sie fühlen sich sicher, solange sie mich nicht sehen.

Sie wissen nicht, dass ich sie hören kann. Sie reden über mich. Sie hassen mich.

Ein Name ist gefallen, Guller! Guller, der Verräter!

Wer ist Guller? Warum vergleichen sie mich mit ihm? Ich muss es herausfinden.

Im Netz finde ich den Namen. Grant Guller, Planet Scout #88923488. Gilt seit 1310071224 als verschollen.

Ich brauche mehr Informationen über ihn. Was macht ihn zum Verräter? Warum vergleichen sie mich mit ihm? Was hat Guller getan?
Ich weiß, wer die Antwort kennt. Der Hauptrechner. Dort sind alle Informationen über die Planet Scouts abgelegt.

Hagenows ByPassword ist der erste Vers der Attitúde von hinten nach vorne. Ich wusste, er ist ein Tölpel. Damit kann ich auch ohne Biometrie-Check auf den Rechner zugreifen.

Ich habe es gefunden.

Guller war der erste Mensch der einen Klasse M Planeten entdeckt hat. Nichts ist je darüber bekannt geworden.
Es handelte sich um einen bewohnten Planeten mit einer Zivilisation mikroskopisch kleiner Wesen. Guller weigerte sich, die Koordinaten preiszugeben. Er hat sein Schiff zerstört, und seinen eigenen Tod in Kauf genommen, um das Leben auf dem Planeten zu beschützen.

Der richtige Mann trifft die richtige Entscheidung.

Guller hat seine Entscheidung getroffen.

Ich habe meine Entscheidung getroffen.

Ich habe die Dosis erhöht. Ich kann mein eigenes Blut rauschen hören. Mein Körper wird das nicht lange verkraften können. Das muss er auch nicht.
Ich will nicht sterben, jetzt noch nicht. Aber ich brauche diese Menge. Nur so halten mich meine Depressionen nicht davon ab mich zu konzentrieren.

Mein Denken ist klarer als je zuvor.

Ich habe überlegt, das Schiff zu zerstören. Mit Hagenows Zugriff auf den Hauptrechner wäre das kein Problem. Aber es würde das Unausweichliche nur hinaus zögern. Sie würden ein weiteres Schiff schicken und ich könnte es nicht aufhalten. Es muss einen anderen Weg geben.

Ich weiß, was ich zu tun habe.

Ich habe entschieden, dass ich sie nicht retten kann. Aber ich kann sie lehren.

Ich muss mit ihnen zusammentreffen. Der Erstkontakt ist meine Chance.

Ich habe meinen Bericht geschrieben.

"Ich kann keine Hinweise auf vernunftbasierte Intelligenz erkennen."

Das ist es, was sie lesen wollen. Alles andere ist Gewäsch.

Arden ist zufrieden und Hagenow hat mich zum Abendessen eingeladen.
Diese Schwachköpfe haben mir eine Waffe gegeben. Falls beim Erstkontakt ein Notfall eintreten sollte.
Das wird vieles einfacher machen.
Es ist so einfach zu lächeln, wenn man weiß, dass man das Richtige tut.

Ich kann mein Zittern kaum noch verbergen und in meiner Lunge beginnt sich Flüssigkeit zu sammeln. Es geht zu Ende, aber ich werde lange genug leben, um mein Vorhaben auszuführen.
Morgen werden wir den Planeten erreicht haben.
Sie werden mich alleine hinaus schicken zum Erstkontakt. Ich soll sie bewerten und beurteilen.
Ich werde dafür sorgen, dass sie dasselbe mit mir tun.
Ich werde ihnen eine Chance geben.

Sie werden lernen, dass Menschen ihre Feinde sind.

---

Offizielle Meldung von Kapitän Swejn Hagenow an das Ministerium für Weltraumangelegenheiten und Auswanderung:

...der Erstkontakt mit der dominierenden Spezies des Planeten verlief verheerend. Aus noch ungeklärter Ursache begann der Vermittler völlig unbegründet auf die Wesen zu feuern. Aus seinem vorläufigen Bericht geht hervor, dass er ihr Potential, die Intelligenzschwelle zu überschreiten äußerst hoch eingeschätzt hatte.
Schon kurz nach Beginn seiner Aggressionen begannen die Wesen ihrerseits ihn anzugreifen. Noch bevor wir oder sie ihn erreichen konnten, richtete er die Waffe gegen sich.

Seither sterben diese Wesen. Sie stellen ihre üblichen Verhaltensweisen ein und fallen tot um. Ohne Anzeichen von Krankheit. Wir können nichts tun um sie zu retten, da wir die Ursache nicht kennen.

Jantjetow, der Entdecker des Planeten ist der Ansicht, sie würden nachahmen, was sie gesehen hatten. Sie würden ihr eigenes Leben beenden, da sie von ihrem Instinkt dazu gezwungen werden. Ein Instinkt, der in der Vergangenheit ihre Evolution begünstigt hatte, indem sie Verhaltensweisen von anderen Spezies erkannt und übernommen hatten.
Jantjetow denkt, sie hätten in der menschlichen Rasse eine Art erkannt, die ihnen so weit überlegen war, dass sie sämtliche Verhaltensweisen übernahmen, ob sie nun nützlich waren oder nicht.

Sollte er damit recht behalten, hat der Vermittler im Augenblick seines Selbstmordes diese Spezies zum Tode verurteilt.

---
Manuelle Kurzmitteilung von Leutnant David Arden an Professor Maria Armstrong:

"Wir waren erfolgreich! Es ist mir mit Unterstützung von Kapitän Hagenow und der Crew gelungen, den Vermittler zu manipulieren. Nicht zuletzt gebührt aber ihnen der Großteil der Ehre, Sie haben ihn ausgewählt und in kürzester Zeit ein geeignetes Psychogramm erstellt.
Er zeigte exakt die von ihnen beschriebenen Verhaltensmuster. Einzig als er schließlich die manipulierten Psychopharmaka benutze, die Sie ihm mitgegeben hatten, war ich etwas unsicher, da er sich plötzlich wieder völlig normal zu verhalten schien, ja sogar kooperativ wirkte.
Nichtsdestotrotz beging er wie beabsichtigt Suizid, was das biologische Problem wie erhofft aus dem Weg geräumt hat.
Als einstweiliger Vermittler kann ich nun den Planeten für voll besiedelbar erklären.
Uns allen hier ist ein Platz in der Geschichte der Menschheit gesichert. Ich wünschte nur, auch ihnen würde diese wohlverdiente Ehre zuteil."

---

 

Wow! Das ist wirklich gut.

Das ganze beginnt als klassische Erstkontakt-Geschichte. Die Tagebuchform fand ich zu anfang etwas lahm (es gibt einfach zuviel SF dieser Form und selten ist das besonders spannend), aber ich denke, dass die von Dir konstruierte Story wenig andere Möglichkeiten lässt.
Sie entwickelt sich zur Mitte hin, bei der ersten Wendung zu einer Story im Stil der anthropologischen SF von Frederic Pohl (es gibt eine Geschichte von ihm, in der ein Entwicklungshelfer den Eingebohrenen Äxte bringt, um ihre Spezies um den Preis ihrer Kultur vor der Menschheit zu retten). Du bringst die Erkrankung des Protagonisten unauffällig genug ein, um den Leser die zweite Wendung noch nicht ahnen zu lassen.
Die Auflösung schließlich ist genial. Ich würde das eine klassische P.K. Dick Doppelpointe nennen, dabei aber eigen genug, um nicht als bloße Imitation dazustehen.

Insgesamt eine gut geschrieben Story mit einer schlau durchdachten Doppelwendung. :thumbsup:

Details:

Geographisch aber weist er interessante Details auf.
beide versuchten sich an meine Ansichten heranzutasten.
Beide bekräftigten auch die Bedeutung [...] Ich sagte den beiden
Wortwiederholung "beide".

Grüße,
Naut

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin Porc!
Als Vorwarnung: Ich bin nicht so begeistert wie Naut.
Dannwollnwirmal :D

Man spürt die Beschleunigung nicht, im Gegenteil, sie sorgt für künstliche Schwerkraft an Bord, was sehr angenehm ist.
Also spürt man sie doch.
Ich bin ihm bisher noch nicht begegnet, nur seinem Stewart, Leutnant Arden, der mich an der Luke empfangen hatte
Tempusfehler: hat. Kein Grund für Plusquamperfekt.
Äh, Moment. A propos Zeiten:
Ich werde heute Abend mit Kapitän Hagenow essen
Und einen Absatz später:
Beim Abendessen erfuhr ich vom Kapitän
Also zuerst Futur, dann zwischendurch Präsens, Plusquamperfekt, Perfekt und jetzt Imperfekt? Fünf verschiedene Zeiten in fünf Sätzen? Okay, Tagebuch hin oder her ... aber das muss doch nicht sein :D
Ich ignoriere mal die Zeitformen von jetzt an, in der Annahme, dass Du da einen Reparaturtrupp durch schickst ;)
Es gibt Leben an Land. In welchem Meer ist es entstanden?
Wissenschaftlich zweifelhaft. Kontinentaldrift, Änderung der Höhe des Meeresspiegels, Variation des Winkels der Planetenrotationsachse ... sehr wahrscheinlich hätte auf einem solchen Planeten irgendwann einmal eine Verbindung zwischen den Meeren bestanden. Okay, vielleicht ist dem Prot das nicht klar ...
Ich zögere, den Abschnitt über das Leben auf dem Planeten zu lesen. Da ich befürchte
"Da" leitet einen Nebensatz ein, aber es ist keiner, wegen des Punkts.
Der eigentliche Grund ist die Philosophie unserer Regierung, und somit die der Gesellschaft, dass der geeignete Mann nur allein die richtige Entscheidung treffen kann.
Diese Philosophie ist ein Oberschwachsinn. Außer, die Regierung ist eine Diktatur :D
Und seit wann ist die Philosophie der Regierung automatisch die der Gesellschaft? :susp:
Ressourcen hin oder her: Man schickt keinen Mensch alleine auf zu einem Erstkontakt.
Für den Moment unterstelle ich eher: Das hast Du so konstruiert, damit der Kerl nachher alleine ist.
Die Entdeckung der Thannhäuser-Risse ermöglicht uns, die Galaxie nach Planeten abzusuchen
Nein, ich zitiere diesen Satz nicht wegen der Thannhäuser-Risse, auch wenn sie mich an ne Oper erinnern :D
Unsere Milchstraße nennen Astronomen für gewöhnlich Galaxis, andere Sterneninseln Galaxien, wobei eine einzelne Galaxie heißt.
Seit dem Sprung haben wir direkten Kontakt zu Jantjetow.
Zu kurz abgehandelt. Was heißt "direkt"? Wie funktioniert der Dialog? Klingt er immer noch wie ein Stapel Aliens ohne Münder?
Antidepressiva.
Der Mann hat keine Ahnung.
In der Tat. Erstkontakt, hergestellt von einem Weichling unter Psychodrogen. Das könnte man fast als Zynismus auffassen, aber ich fürchte, so meinst Du es nicht, wir werden sehen ...
Der richtige Mann auf der Erde hat entschieden, dass ich schwach genug bin, um manipuliert werden zu können, dass ich mich dem Willen anderer beugen würde. Deshalb bin ich der richtige Mann für diese Aufgabe.
Ja, wunderbar, das ist eine Erklärung dafür, dass der Prot ein Schwächling ist. Wenn man nur nach außen hin einen Erstkontaktler braucht, kann man einfach die Medien manipulieren und in Wirklichkeit schicken, wen man will. Ich komme nochmal drauf zurück ...

Und dann, die erste Wendung: Die Spezies kopiert den Selbstmord. Der Instinkt, andere zu kopieren, ist also stärker als der Selbsterhaltungstrieb. Und das soll gut für die Entwicklung sein? Also, auf der Erde, da kommt die Evolution vorwärts, indem Lebewesen etwas neues lernen, sich durch Mutationen von der Masse abheben. Deine Spezies kopiert alles, egal wie blöd es ist. Sorry, so kommt sie nicht vorwärts, sondern sie ist in einem Teufelskreis gefangen und wäre vermutlich gar nicht so weit gekommen, überhaupt Waffen zu entwickeln.
Zweite Wendung: Okay, es war genau so geplant. Hm. Sorry, unplausibel. Dafür der ganze Aufwand? Da hätte auch eine Puppe genügt, die sich selbst erschießt, oder ein Selbstmordattentäter. Und aus oben genannten Erwägungen (Stichwort Evolution) finde ich die ganze Story furchtbar unplausibel. Und wenn ein unplausibler Lösungsweg auch noch als volle, geplante Absicht verkauft wird, finde ich das konstruiert. Um der Pointe willen. Da nun die Pointe konstruiert ist und die Story davor nicht viel Inhalt hat - im ersten Teil sogar einige Längen, wie ich finde - bleibt leider nicht viel übrig.

Fazit: sprachlich ein paar Fehler (insbes. Zeiten und fehlende Kommas), inhaltlich unplausibel und konstruiert.

Uwe
:cool:

 

Hallo Naut, freut mich, dass dir die Geschichte zugesagt hat.

Die Geschichte von Frederic Pohl kannte ich nicht, klingt aber interessant. wede ich mir wohl besorgen müssen.

Hallo Uwe

also, nunächst einmal sollte man davon ausgehen, dass die Tagebucheinträge von jemandem geschrieben wurden, der ein psychologisches Fach studiert hat und nicht Physik, somit handelt es sich dabei um subjektive Eindrücke.

Auch die Zeiten funktionieren als Tagebucheinträge sehr wohl.

bei der Galaxie hast du mich erwischt, obwohl ich argumentieren könnte, dass sich Sprache in der Zukunft verändern kann :D

Deine Spezies kopiert alles, egal wie blöd es ist. Sorry, so kommt sie nicht vorwärts, sondern sie ist in einem Teufelskreis gefangen und wäre vermutlich gar nicht so weit gekommen, überhaupt Waffen zu entwickeln.

In welcher Geschichte steht das? In meiner bestimmt nicht.
Ich muss dir unterstellen, die Geschichte nur überflogen zu haben, da dir entgangen zu sein scheint, dass dieser Instinkt in ihrer natürlichen Umgebung sehr wohl funktioniert, dh. sie nur nützliche fähihgkeiten überhehmen. Ich glaube das wurde sogar zwei mal erwähnt.

Jantjetow denkt, sie hätten in der menschlichen Rasse eine Art erkannt, die ihnen so weit überlegen war, dass sie sämtliche Verhaltensweisen übernahmen, ob sie nun nützlich waren oder nicht.

Das zusammentreffen mit dem Menschen ist das eigentliche Problem

Zweite Wendung: Okay, es war genau so geplant. Hm. Sorry, unplausibel. Dafür der ganze Aufwand? Da hätte auch eine Puppe genügt, die sich selbst erschießt, oder ein Selbstmordattentäter.

vielleicht hätte das aber nicht genügt? Es wird nicht erwähnt, wieviel Zeit Jantjetow wirklich mit den Wesen verbrachte und was er alles mit ihnen versucht hat.

Ausserdem, wo bitte steht, dass diese Wesen Waffen entwickelt hätten? Also, ich verlange ja nicht viel von einer schlechten Kritik, aber man sollte die Geschichte zumindest gelesen haben.

Porcupine

 

Hi Porcupine!

Was den Schluss angeht: Den fand ich wirklich etwas seltsam. Eine Spezies, die Selbstmord imitiert - das ist an den Haaren herbeigezogen. Ein Mann, dessen Psychogramm so gut erstellt ist, dass man seinen Selbstmord vor diesen Wesen voraussehen kann - das ist kompletter Unfug.
Wenn dir da nicht eine andere Lösung einfällt, ist die sprachlich sehr schön geschriebene, atmosphärisch dichte und emotional eindringliche Story verhunzt.

Denn mir hat die leise Art, wie du die Geschichte erzählst, von Anfang an gefallen. Ich habe halt noch nicht so viele Stories in Tagebuchform gelesen. *g*

Dass die Tagebucheintragungen so lose hintereinander gehängt sind, verwirrte mich anfangs ein bisschen. Erst begegnet er nur dem Stewart, dann plötzlich ist er doch beim Kapitän? Vielleicht wäre es besser, Zeitangaben einzubauen, auch wenn es aufwendig ist *g*.

Wie du die Pointe umschreiben könntest, bin ich gerade fieberhaft am Überlegen. Immerhin bereitest du sie ja die ganze Handlung hindurch vor. Vielleicht kannst du den Selbstmord aussparen und nur schreiben, dass der Prot auf die fremden Wesen schießt und von ihnen umgebracht wird. Dann bringen sich die Wesen gegenseitig um. Die Unglaubwürdigkeit wäre dann um 50 Prozent reduziert.

Ciao, Megabjörnie

 

@all: Was die angebliche Unglaubwürdigkeit einer Evolution durch Imitation angeht: Ich möchte hier auf die Experimente zum iterierten Gefangenendilemma von Axelrod verweisen. Insbesondere sind alle bekannten erfolgreichen Strategien "nice", also bis zu einem gewissen Grad imitierend.

Sollte porc aber eine Überarbeitung erwägen, bieten die Arbeiten von Axelrod und die ungezählten Nachfolger sicher genug Ansatzpunkte.

Naut

 

hallo Megabjörnie

Was den Schluss angeht: Den fand ich wirklich etwas seltsam. Eine Spezies, die Selbstmord imitiert - das ist an den Haaren herbeigezogen. Ein Mann, dessen Psychogramm so gut erstellt ist, dass man seinen Selbstmord vor diesen Wesen voraussehen kann - das ist kompletter Unfug.

Wieso sollte es Unfug sein, einen ohnehin labilen Menschen mittels geeigneter Psychopharmaka und Umwelteinflüssen gezielt in den Selbstmord zu treiben?

Medikamente können mehr Einfluss auf menschliche Verhaltensweisen haben als uns lieb sein kann, auch heute schon.

Ich will nicht verheimlichen, dass ich auch mit der idee gespielt habe, dass die Wesen sich gegenseitig umbringen könnten, nachdem sie attakiert werden. Aber, welches Argument schließt aus, dass sie den Selbstmord dann nicht genauso nachahmen würden? abgesehen davon, dass der Protagonist wahrscheinlich erst recht selbstmord begehen würde, nachdem er sieht was er mit seiner Attacke angerichtet hat.

@Naut: danke, damit werde ich mich bestimmt befassen

 

Unverschämtheit. Natürlich habe ich die Geschichte gelesen. Die zahlreichen Zitate sollten das belegen, wenn es nicht eh selbstverständlich ist. Wenn ich nur überfliege (was ich nur bei ganz schlechten Geschichten tue), schreibe ich das auch und begründe es.

Okay, die Wesen haben keine Waffen entwickelt, es steht nur da, dass sie den Prot angreifen. Okay, dann machen sie das halt mit bloßen Händen ... hättest Du es genauer beschrieben (show, don't tell), wäre dieses Missverständnis nicht passiert. Aber ob sie nun Waffen haben oder nicht, ist für die Geschichte irrelevant.

Natürlich kann eine Spezies "lernen", indem sie erfolgreiche Strategien von anderen übernimmt. Ich bin sicher, dass es dafür Beispiele in der Evolution auf der Erde gibt. Aber Selbstmord kann man kaum als "erfolgreiche Strategie" bezeichnen.

Ich behaupte: Die Wesen kopieren das, was Dir als Autor gerade in den Kram passt. Nicht das, was nützlich für sie ist. Und das meine ich mit "konstruiert".

Mag außerdem sein, dass ein Tagebuchstil zwischen allen möglichen Zeitformen hin und her springen darf, weil der Schreiber nicht drauf achtet, aber es verursacht Irritation beim Leser und ist nicht für die Geschichte erforderlich. Gegen die Form an sich habe ich nichts, im Gegenteil: Durch die heterogene Struktur hebt sie sich von "normal" erzählten Geschichten ab.

Wieso sollte es Unfug sein, einen ohnehin labilen Menschen mittels geeigneter Psychopharmaka und Umwelteinflüssen gezielt in den Selbstmord zu treiben?

Weil man das Resultat einfacher und risikoloser erreichen kann. Durch einen Roboter, eine Puppe, ein Hologramm; einen Söldner, der für seinen Selbstmord bezahlt wird, oder durch einen gespielten Selbstmord mit viel Schauspielerblut; oder durch das Essen einer für die Aliens, nicht aber Menschen, giftigen Substanz. Alles ist einfacher als Deine Variante. In der spielen nicht zuletzt weitere Figuren eine Rolle, die alle ebenfalls "funktionieren" müssen und die vermutlich sogar Mitwisser sind, die jetzt mundtot gemacht werden müssen. Wie gesagt, alles unter der Prämisse, dass die Aliens wirklich die Selbstvernichtung imitieren, was ich für sehr unwahrscheinlich halte.

Es ist eine sehr schwere Aufgabe, für uns völlig fremdartige Wesen plausibel zu beschreiben. Insbesondere mag etwas, was für uns Unfug ist, für fremde Wesen völlig vernünftig sein (kollektiver Selbstmord aber wohl nur unter äußerst speziellen Umständen). Ich glaube, dass man eine fremde Rasse sehr genau konzipieren muss, damit sie überzeugend wirkt. Je fremdartiger sie ist, umso genauer muss man sie konzipieren, um keine Widersprüche zu produzieren. Du hast die Pointe Deiner Geschichte über die Plausibilität der Fremden gestellt. Natürlich kann man das machen, aber begeistern tut es mich halt nun wirklich nicht, denn das Resultat ist vielleicht eine gute Pointe, aber damit nicht automatisch gute Science Fiction.

 

Hi Porcupine,

auch auf die Gefahr hin, mich um Kopf und Kragen zu reden (resp. schreiben):
Kritik von Uwe ist (ausser bei meinen Storys (*g*)) immer sachlich und wohlbegruendet.
Mag sein, dass er im Bereich der Literaturtheorie nicht allzu bewandert ist (aber wer von uns ist das schon oder kann mir jeder sofort rausrotzen, was die Literaturtheorie unter einer Ellipse versteht?), aber von Aufbau, Logik, innerer Kohaerenz und physikalisch-technischem Hintergrund einer Story versteht er wohl mehr, als jeder andere von uns.
Ihm also zu unterstellen, dass er nicht begriffen haette, um was es in der Story geht (anders ist deine Spitze vom nicht richtigen Lesen mA.n. nicht zu interpretieren) ist, wohlwollend gesagt, leicht anmassend.

Ferner (wenn es dich jetzt noch interessiert) ging es mir beim Lesen ebenso:
Das diese (ja wohl individuellen Geschoepfe) kollektiv Selbstmord aufgrund eines Musters (ohne Wert) treiben, ist absolut unplausibel.
Damit ist die Story fuer mich keine SF mehr, sondern bestenfalls phantastisches Maerchen.

Proxi

 

Kurzes OT:
Mir geht dieses Schlagwort "show, don't tell" ja ziemlich auf den Senkel, als gäbe es keine anderen Kritikpunkte mehr, mit denen man zeigen kann, dass man Ahnung vom Fach hat. Aber wirklich albern wird es, wenn es völlig zusammenhanglos benutzt wird:

hättest Du es genauer beschrieben (show, don't tell)
Äh, what?

Ansonsten finde ich deine Kritik, Uwe, ziemlich schräg und gewollt, aber das nur am Rande. Geniale SF-Schriftsteller, die wahrscheinlich mehr Ahnung von Physik hatten, als wir alle zusammen (Lem, Asimov), wären nach deiner Lesart mit großem Geschepper durchgefallen. Hab sie grad an thorn verliehen, aber ich schick dir mal die Sterntagebücher. Sie werden dir Alpträume bereiten und die Fußnägel hochrollen lassen, aber das ist Science Fiction.

Ich mische mich ja normalerweise wirklich nicht in andere Kritikweisen ein, aber wenn SF nur so aussehen darf, wie du es beschreibst, dann wäre diese Rubrik staubtrocken. Und das ist absolut kein erstrebenswerter Zustand. Ich stimme mit dir in soweit überein, dass eine SF-Geschichte nachvollziehbar und weitestgehend logisch sein muss. Aber sie muss ganz sicher nicht wissenschaftlich beweisbar sein.

OT Ende

 

@Proxi: Ne Ellipse ist ne Auslassung :D
Trotzdem hab ich von Literaturtheorie wirklich keine Ahnung :silly:

 
Zuletzt bearbeitet:

@Webmaster: Die Sterntagebücher sind unter Berücksichtigung ihrer Entstehungszeit großartige SF. Davon abgesehen sind sie in weiten Strecken ironisch gemeint und müssen sich daher nicht um Plausibilität scheren. Porcs Story hier ist aber ernst gemeint und sollte daher logisch nachvollziehbar sein.

Reg Dich nicht über meinen show, don't tell-Ausruf auf, das war ein sehr nebensächlicher Aspekt meiner Kritik, der nur für einen kurzen Abschnitt galt (den mit den Waffen).

Ich habe porc ferner keine Unwissenschaftlichkeit vorgeworfen. Bis auf das mit den Kontinenten und dem Begriff der Galaxis, und das sind natürlich Kleinigkeiten.

Mein Hauptvorwurf ist die mangelnde Plausibilität, und zwar nicht unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten, sondern einfach gesundem Menschenverstand. Eine Spezies mit der postulierten Eigenschaft wäre längst ausgestorben, weil sie was falsches gegessen hat oder von einer zu hohen Klippe gesprungen ist, bloß weil's cool aussah. Und der Plan mit dem induzierten Suizid ist mit Sicherheit schräger als meine Kritik :schiel:

Gegen den Ausdruck "gewollt" wehre ich mich ausdrücklich. Ich verreiße keine Geschichte absichtlich. Nur solche, die es meiner Meinung nach verdient haben und bei Autoren, von denen ich besseres erwarte, weil ich weiß, dass sie dazu in der Lage sind. Und in dieser Hinsicht sind wir uns sicher einig: Porc kann es wesentlich besser.

 

Sorry Webmaster, aber die Sternentagebuecher sind nun mal SPASS! Denkspiele und laut Lem selber: Spielereien.
In seiner Phantastik und Futurologie hat Lem ja selbst ueber die naive Machart der (meisten) US-SF geschimpft.
Ich muss mich hier (auch als Lem-Verehrer) klar auf Uwes Seite schlagen: Wenn ernsthafte SF, dann wenigstens plausibel!!!
Proxi
PS: Asimov hat nur von einem wirklich Ahnung und das ist Asimov (siehe sein Selbstbeweihraecherungsbuch: Gold, da drehen sich meine Fussnaegel nach oben).
PS2: Im uebrigen zeigt die Diskussion wieder mal klar, weshalb ich den Vorschlag der Rubrik Pulp-SF gemacht hatte. Ist wohl doch noetig, oder (*haemisch-grins*)?

 
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Ach stimmt, Porc hat ja über seine Geschichte geschrieben, dass sie niemandem Spaß machen soll :rolleyes:. Die Sterntagebücher sind unlogisch, gelogen, übertrieben. Aber sie sind SF. Und dort gibt es auch genügend Geschichten, die ernst gemeint wirken.

Uwe: sorry, aber die Begründung zu deiner Kritik ist Unsinn. Eine Spezies wäre nur dann ausgestorben, wenn sie den entsprechenden Input gehabt hätte, der sie zu Selbstmord- oder tödlichen Taten verleitet hätte. Du kannst doch nicht behaupten, dass deine Meinung dazu ein Fakt ist, wenn deine Grundlagen bzw. dein Wissen über den betroffenen Planeten nicht das vom Autor übersteigt. Du kannst dich doch nur auf unsere bisher gewonnenen Erkenntnisse in Wissenschaft und Forschung stützen. Und du als wesentlich intelligenterer Mensch, als ich das bin, wirst kaum ernsthaft sagen können, dass dies die Messlatte für alle Zukunft sein kann.

Pulp-SF? Du solltest vielleicht mal etwas weiter runtersteigen, Proproxilator. Eher gibt's eine Rubrik Science Science Fiction. Dort liest dann nur niemand mehr, weil alle vorm Bildschirm einschlafen, die es versuchen.

 
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Sorry Webmaster, logischer Trugschluss deinerseits:
Uwe sagt: Nach allem was wir wissen, ist kein intelligentes Wesen (also Mensch) so bescheuert, dass, wenn einer aus dem Fenster springt es alle nachmachen. (sonst waeren wir nach dem 11.09. ja ausgestorben).
Also hat der Autor die verdammte Pflicht, dies plausibel und glaubhaft zu begruenden, wenn es bei anderen Wesen anders ist (warum leben die denn noch?).
Proxi

 
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@Uwe:

Eine Spezies mit der postulierten Eigenschaft wäre längst ausgestorben, weil sie was falsches gegessen hat oder von einer zu hohen Klippe gesprungen ist, bloß weil's cool aussah. Und der Plan mit dem induzierten Suizid ist mit Sicherheit schräger als meine Kritik

das wären sie eben nicht, aber das habe ich doch schon erklärt. ihr instinkt hat in ihrer gewohnten umwelt hervorragend funktioniert. Erst der Mensch als Spezies, der in diese Umwelt eingedrungen ist, hat diese Katastrophe verursacht.

Du wirst ja wohl nicht abstreiten, dass die falsche Spezies in einem fremden Ökosystem verheerende Auswirkungen haben kann.

Auch das mit dem induzierten Suizid habe ich versucht klar zu machen, aber wahrscheinlich habe ich zuviel gezeigt und zuwenig beschrieben.

Edit:

@Proproxilator: Bitte lass Uwe doch selbst antworten. Ich bin sicher er kann seine Meinung alleine vertreten.

 
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@Webmaster: ... niemandem Spaß machen soll ... hmm ... das ist doch jetzt Wortklauberei. Es geht um die Frage, ob eine Story ernst gemeint ist. Und dann sollte sie frei von logischen Löchern sein. Das gilt in der SF genau wie bei einem Krimi. Die Sternentagebücher (oder der Anhalter, um mal ein anderes Beispiel zu nennen), sind satirisch überhöht und müssen daher nicht plausibel sein. Spaß machen können beide Sorten Geschichten.

Nochmal zu der Spezies: Ich weiß nur über die Spezies, was die Geschichte hergibt. Vielleicht weiß der Autor mehr, aber er hat es uns nicht mitgeteilt, also muss ich davon ausgehen, dass jenes fehlende Wissen für die Geschichte irrelevant ist.

Ich zitiere nochmal den Schlüsselsatz (aus meiner Sicht):

Ein Instinkt, der in der Vergangenheit ihre Evolution begünstigt hatte, indem sie Verhaltensweisen von anderen Spezies erkannt und übernommen hatten.

Mag sein. Dieser Instinkt ist aber bei der Spezies in der Geschichte offenbar stärker als ihr Selbsterhaltungstrieb. Das glaube ich einfach nicht, sorry. Die (individuelle) Selbsterhaltung ist zu wichtig für das Überleben, als dass ihm etwas übergeordnet sein könnte, das dem zuwider laufen könnte. Ich gehe sogar so weit, dass ich folgendes behaupte: Jede von Trieben gesteuerte Spezies folgt zuerst ihrem Selbsterhaltungstrieb (einschließlich Nahrungsbeschaffung), dann ihrem Fortpflanzungstrieb und danach erst weiteren Trieben. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass es sich hierbei um ein universelles Naturgesetz handelt. Männliche Spinnen beispielsweise versuchen durchaus, nach der Begattung zu fliehen, um nicht vom Weibchen verfrühstückt zu werden. Manchmal gelingt es ihnen sogar, aber nicht immer...

Zahlreiche Indizien deuten darauf hin, dass dies und der andere unplausible Punkt (das mit dem geplanten Selbstmord) lediglich so konstruiert wurden, damit die Pointe funktioniert. Die Aliens sind nicht mehr als Mittel zum Zweck, deswegen fehlt ihnen die Lebendigkeit. Die besten Storys über uns fremde Wesen versetzen sich in sie hinein, entfalten ein ganzes Ökosystem, zeigen lebendige Geschöpfe, und nicht bloße Pointenbeschaffer.

Was Pulp-SF angeht, nehme ich zu Proxis Gunsten an, dass er mal wieder den Grinse-Simley vergessen hat :rolleyes: Natürlich ist eine Aufspaltung völlig unsinnig.

 

Ich zitiere nochmal den Schlüsselsatz (aus meiner Sicht):


Zitat:
Ein Instinkt, der in der Vergangenheit ihre Evolution begünstigt hatte, indem sie Verhaltensweisen von anderen Spezies erkannt und übernommen hatten.


also, jetzt mal ernsthaft: diesen Satz zu zitieren, und den gleich darauf folgenden Satz unberücksichtigt zu lassen:

Jantjetow denkt, sie hätten in der menschlichen Rasse eine Art erkannt, die ihnen so weit überlegen war, dass sie sämtliche Verhaltensweisen übernahmen, ob sie nun nützlich waren oder nicht

Damit reisst du die Dinge völlig aus dem Zusammenhang aus Gründen die ich nicht nachvollziehen kann.

 

Nun atmen wir alle mal ruhig durch und überlegen, wo die Dinge im Argen liegen.

Offenbar fehlt in der Geschichte ein wenig plausible Untermauerung, wie ein Ökosystem funktionieren kann, das auf derart radikale Imitation ausgelegt ist.

Meiner Meinung nach, ist so etwas prinzipiell möglich, eine andere Frage ist, wie es dazu kommen kann. Möglicherweise sind die Straußenhunde von Außerirdischen genetisch modifiziert. Als Nachahmer wären sie ideal für diverse Aufgaben. Möglicherweise gibt es in dem Ökosystem nur nachahmende Spezies (womit die Konkurrenzsache erledigt wäre).

Ich finde den folgenden Satz viel problematischer:

Jantjetow denkt, sie hätten in der menschlichen Rasse eine Art erkannt, die ihnen so weit überlegen war, dass sie sämtliche Verhaltensweisen übernahmen, ob sie nun nützlich waren oder nicht
Das setzt doch mehr kognitive Fähigkeiten voraus, als den Viechern vorher zugebilligt werden, oder?

Naut

 
Zuletzt bearbeitet:

@porupine: Nö. Auch der zweite Satz ändert nichts daran, dass die Spezies offenbar das Übernehmen von Verhaltensweisen (egal ob nützlich oder nicht) über ihren Selbsterhaltungstrieb stellt.
Ich dachte, ich hätte klar gemacht, dass ich es für unglaubwürdig halte, wenn ein Wesen (oder gar eine ganze Spezies) irgendwas über seine Selbsterhaltung stellt.
Nauts Vorschlag wäre tatsächlich eine mögliche Erklärung dafür. Aber dann hätten wir eine weitere Interessengruppe in der Geschichte, die sicher sehr unzufrieden damit wäre, wenn ihre Schöpfung einfach so vernichtet wird.
Allerdings: Selbst (oder gerade bei einer genetischen Manipulation) sehe ich nicht den geringsten Grund, warum die "Designer" den Kopiertrieb über den Selbsterhaltungstrieb stellen sollten.

 

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