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Exodus - Instinkt
"Wir haben einen M."
"Wo?"
"Hinter dem Kohlensack."
"Bestätigt?"
"Wir haben eine mündliche Botschaft über eine Notrufbake empfangen."
"Von einem der Scouts?"
"Anscheinend."
"Anscheinend?"
"Der Sender identifiziert sich als Planetscout Jantjetow, aber die Analytiker sagen, es ist nicht seine Stimme."
"Sondern?"
"Sie sagen, es sei überhaupt keine menschliche Stimme."
"Künstliche Sprachemulation? Ein Computer?"
"Auch nicht. Die Botschaft wiederholt sich mit geringfügigen Abweichungen. Zu ungenau für eine Aufzeichnung oder künstliche Wiedergabe. Vielmehr scheint es ein Versuch zu sein, die menschliche Sprache nachzuahmen mit Organen, die dafür nicht geschaffen sind.
Wir gehen derzeit davon aus, dass mehrere Individuen jeweils bestimmte akustische Effekte erlernt haben, um sie abwechselnd in rascher Abfolge wiederzugeben, um so unsere Sprache phonetisch zu simulieren"
"Wie lautet die Botschaft?"
Nikolai Jantjetow, Planet Scout #77609866 bestätige Klasse M, Gravitation, 1.08 G, Land/Wasser etwa 3:5 Sauerstoff 15%, Luft atembar.
RKC: 124455600784456399000087655430000678
Es gibt Leben hier. Ich wiederhole: Es gibt Leben hier.
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Kurzmitteilung von Professor Maria Armstrong an das Ministerium für Außerplanetare Forschung:
"Wir haben einen geeigneten Kandidaten gefunden, der alle Voraussetzungen für unser Vorhaben mit sich bringt. Trotz seines Alters besitzt er sämtliche Diplome. Er ist hochintelligent, aber äusserst sensibel. Er wird um 2112090928, vollständig ausgestattet, auf dem Raumhafen eintreffen.
Ich garantiere persönlich für seine Qualifikation."
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Doktor Armstrong meinte einmal, ein Tagebuch zu beginnen wäre ein erstes Warnsignal dafür, dass man sich mit dem eigenen Tod beschäftigt. Es würde darauf hindeuten, dass man der Welt etwas hinterlassen möchte.
Gut, damals mochte sie recht gehabt haben. Aber dieses Mal haben mich keine Selbstmordgedanken beschlichen.
Der Grund jedoch ist derselbe, ich möchte der Welt etwas hinterlassen. Ich möchte sie teilhaben lassen an einem Ereignis, das in die Geschichte der Menschheit eingehen wird. Zum ersten Mal in meinem Leben möchte ich andere Menschen an meiner Freude teilhaben lassen. Nicht, dass ich meine Freude bisher gehortet hätte. Ich hatte nur nie genug davon, um sie zu teilen.
Wir haben vor fünf Stunden den Orbit verlassen.
Das klingt viel spektakulärer als es ist. Man spürt die Beschleunigung nicht, im Gegenteil, sie sorgt für künstliche Schwerkraft an Bord, was sehr angenehm ist.
Wirklich beeindruckend waren die gigantischen Siedlungsschiffe im Orbit. Die meisten davon schon fertigestellt, liegen sie noch ohne Ziel bereit. Die Hoffnung der Menschheit auf Lebensraum außerhalb der überfüllten Erde. Wie gewaltige Spermien, die menschliche Saat im All verteilen werden.
Ich fühle mich noch immer wie in Trance. Erst vor zwei Tagen wurde ich ausgewählt, und jetzt bin ich bereits auf dem Weg. Ich hatte noch keine Zeit, um mir meiner Situation bewusst zu werden, aber in den sechs Wochen, die diese Reise dauert, werde ich noch genug Gelegenheit dazu haben.
Ich werde heute Abend mit Kapitän Hagenow essen. Ich bin ihm bisher noch nicht begegnet, nur seinem Stewart, Leutnant Arden, der mich an der Luke empfangen hatte, um mich zu meiner Kabine zu begleiten und mir die zugänglichen Bereiche zu zeigen.
Ein angenehmer Mensch, dessen Freundlichkeit keineswegs so oberflächlich war, wie ich es von einem Karriereoffizier erwartet hatte. Allein die Anwesenheit eines Stewarts zeugt von der außergewöhnlichen Bedeutung dieser Reise.
Beim Abendessen erfuhr ich vom Kapitän, dass er selbst kaum irgendwelche Informationen bekommen hatte. Um keine Zeit zu verlieren, waren wir unmittelbar nach der Entdeckung des Planeten gestartet.
Es wird ohnehin fast vier Wochen dauern, bis wir den Riss erreichen. Während dieser Zeit werden ständig neue Informationen eintreffen. Möglicherweise müssen wir sogar wieder umkehren, falls sich der Planet doch noch als ungeeignet herausstellt.
Der Kapitän erscheint mir sensibler als man es von einem Mann mit derartiger Verantwortung annehmen sollte, aber sozial unreif.
Ich war fast unangenehm berührt von seinen linkischen Versuchen, Konversation zu treiben.
Er meinte, er wisse es nicht genau, aber vermutlich wäre es bereits zu einem ersten Kontakt gekommen.
Damit hat er nur meiner Ahnung Gewissheit verschafft. Irgendjemand musste den Planeten ja entdeckt haben. Soviel war auch mir klar gewesen.
Trotz seines ungeschickten Benehmens habe ich das Gefühl, Hagenow ist froh darüber, jemanden an Bord zu haben, der nicht seinem Kommando untersteht, jemand, mit dem er reden kann, ohne ständig seine Autorität aufrecht erhalten zu müssen.
Es gibt seit einer Woche nichts Neues über unser Ziel. Die Tage vergehen langsam und eintönig. Ich verbringe meine Zeit damit, die kleiner werdende Sonne zu betrachten, während ich versuche, mir meine immense Verantwortung nicht bewusst werden zu lassen.
Ich habe Kapitän Hagenow gefragt, ob er weiß, nach welchen Kriterien ich ausgewählt worden bin, aber er konnte mir nicht helfen. Was mir Sorgen macht, ist, dass das sinnlose Nachdenken mich zu bedrücken beginnt.
Sieben Tage nach dem Aufbruch haben wir die ersten Informationen erhalten. Endlich ein wenig Abwechslung.
Hagenow hat mir einen zusammenfassenden Bericht übergeben.
Der Planet ist in geologischer Hinsicht der Erde sehr ähnlich. Geographisch aber weist er interessante Details auf.
Es gibt nur einen Kontinent, der sich um die gesamte Länge des Äquators zieht, und somit die Meere der Nord- und Südhalbkugel vollständig voneinander trennt.
Ein Aspekt, der viel Raum für Spekulationen lässt.
Es gibt Leben an Land. In welchem Meer ist es entstanden? Ist es ins Meer zurückgekehrt, wie auf der Erde? Vielleicht haben sich auch zwei völlig unabhängige Ökosysteme in den Meeren gebildet?
Diese Fragen zu beantworten wird Jahre an Zeit und Heere von Wissenschaftlern verschlingen. Für mich sind sie erst einmal Futter, das meine Gedanken beschäftigen wird.
Ich zögere, den Abschnitt über das Leben auf dem Planeten zu lesen, da ich befürchte, es könnte etwas darin stehen, das mich an meiner Kompetenz zweifeln lassen wird.
Wie kann ein Mensch diese Aufgabe allein bewältigen, ohne daran zu verzweifeln? Natürlich ist die Entropie nur ein Rettungsschiff, trotzdem hat es Platz für fast fünfzig Mann Besatzung. Es wäre ein leichtes gewesen, zwei oder drei Vermittler auf die Reise zu schicken.
Der eigentliche Grund ist die Philosophie unserer Zeit, dass der geeignete Mann nur allein die richtige Entscheidung treffen kann.
Ich bin der festen Überzeugung, diese Philosophie entsprang im Laufe der Jahrhunderte einzig der Tatsache, dass Ressourcen eingespart werden konnten, indem man Einmannraumschiffe baute.
Die Planetscouts sind allein unterwegs im All. Niemand sagt ihnen, wohin sie gehen sollen, sie wissen selbst nicht einmal, wo ihre Raumsprünge enden werden. Welche Menschen sucht man für eine solche Mission aus? Welche Kriterien legt man an? Wie findet man den Richtigen?
Die Frage ist einfach zu beantworten: Der richtige Mann trifft diese Entscheidung.
...auf meinen Ausflügen bin ich bisher noch keinen Wesen begegnet, die mir gefährlich geworden wären.
Viele flüchten bereits, wenn ich mich nähere. Die Großen ignorieren mich. Einzig eine Spezies zeigt Interesse an mir. Man könnte sie als dreibeinige Strauße beschreiben, ohne Federn und mit stämmigen Beinen. Vollständig mit grauer, loser Haut bedeckt, wie diese Hunde, die es früher auf der Erde gab...
...Sie sind gelehrsam und versuchen mich nachzuahmen. Sie wiederholen alles, was ich ihnen vormache...
...seit sie gelernt haben, meine Stimme nachzuahmen, habe ich ihnen beigebracht, den Notruf zu wiederholen...
...ich bin versucht, ihnen Intelligenz zuzubilligen...
Intelligenz!
Natürlich habe ich den Abschnitt über das Leben auf dem Planeten gelesen. So kurz vor dem Sprung überkam mich die irrationale Angst, niemals etwas Genaueres darüber zu erfahren zu haben, wenn etwas schief gehen sollte.
Ich frage mich, ob Jantjetow weiß, welche Bedeutung dieses Wort besitzt, das er so leichtfertig auf diese Wesen anwendet.
Hagenow hatte mich gestern Abend ein weiteres Mal zum Abendessen eingeladen.
Der Abend vor dem Sprung. Er kennt das Wort und er weiß um seine Bedeutung.
Arden war auch anwesend und beide versuchten sich an meine Ansichten heranzutasten.
Beide bekräftigten auch die Bedeutung dieses Planeten für die Zukunft der Menschheit.
Ich weiß, worauf sie hinaus wollen. Sollte ich diese Wesen als intelligent beurteilen, würde der Planet als nicht besiedelbar eingestuft. Bis jetzt hatte ich es erfolgreich geschafft, mich dieser Tatsache zu verweigern.
Ich sagte den beiden, es wäre zu früh, um eine klare Aussage zu treffen. Hagenow schien nicht zufrieden damit.
Ich weiß, ab jetzt werde ich mich in ihrer Gegenwart unbehaglich fühlen.
Ich weiß es doch! Es ist nicht nötig, mir das zu sagen!
Die Menschheit braucht einen Planeten, auf den sie auswandern kann und zwar schnell. Die Umwandlung des Mars wird noch mehrere Jahrhunderte dauern. Zu lange. Die Entdeckung der Thannhäuser-Risse ermöglicht uns, die Galaxis nach Planeten abzusuchen, die sich für eine Besiedelung eignen.
Es liegt auf der Hand, dass ein geeigneter Planet zwangsläufig Leben beherbergen muss. Also zog man die Grenze für die Besiedelung bei der Intelligenz.
Eine schwammige Grenze, wenn es um die Bedürfnisse der Menschheit geht.
Das Signal, das den Sprung in den Riss ankündigt, ertönt gerade.
Mir ist schlecht.
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Wir sind jetzt auf direktem Kurs zu dem namenlosen Planeten. Der Sprung war kaum spürbar, aber ich fühle mich nicht besser.
Der Schiffsarzt hat mich untersucht und mir ein Mittel gegen Übelkeit gegeben.
Es hilft nicht.
Es ist nicht mein Körper, der mir zu schaffen macht. Ich spüre die Depression an mich herankriechen.
Ich fühle mich beobachtet.
Ich weiche den Crewmitgliedern aus. Ständig muss ich mich selbst daran erinnern, dass sie keinen Grund haben, mich zu hassen. Ich weiß, dass ich mir ihre Abneigung nur einbilde. Aber es hilft nicht viel.
Da sind Pillen in meinem Gepäck, von denen ich dachte, ich würde sie nie mehr benötigen.
Wie naiv. Aber ich werde mich beherrschen.
Seit dem Sprung haben wir direkten Kontakt zu Jantjetow. Er schickt fast pausenlos neue Daten und Aufzeichnungen.
Die Ablenkung ist trügerisch.
Je mehr ich mich damit befasse, desto stärker wird mein Eindruck, dass er recht haben könnte. Es scheint, als hätten diese Wesen die Fähigkeit, instinktiv nützliche Verhaltensweisen zu erkennen und zu übernehmen. Neu erlerntes Wissen scheint sich in kürzester Zeit auf die gesamte Spezies zu übertragen.
Es ist faszinierend. Selbst wenn sie die Schwelle zur Intelligenz noch nicht überschritten haben, müssen sie kurz davor stehen.
Das Zusammentreffen mit Menschen könnte dabei einen entscheidenden Einfluss auf diese Entwicklung haben.
Irgendjemand muss zu dem selben Schluss gekommen sein wie ich. Hagenow hat Jantjetow jeglichen weiteren Kontakt mit den Wesen untersagt. Seither besucht Arden mich auffällig oft und erkundigt sich nach meiner Meinung zu den Daten.
Es steht mir ins Gesicht geschrieben. Arden hat den Schiffsarzt veranlasst, mich erneut zu untersuchen.
Antidepressiva.
Der Mann hat keine Ahnung.
Mir wurde heute eine der wenigen Kabinen mit einem Fenster zugewiesen. Vielleicht denkt Arden, es würde mir helfen, mich besser zu fühlen.
Ich habe die Blicke der drei Männer gesehen, die ihren Platz für mich räumen mussten. Meine Paranoia wurde von der Realität eingeholt. Jetzt haben sie einen echten Grund, mich zu hassen.
Sie lassen mich in Ruhe. Ich habe die letzten Tage damit verbracht, die Video-Aufzeichnungen von Jantjetow zu studieren. Je länger ich diese Wesen betrachte, umso mehr fühle ich mich zu ihnen hingezogen. Sie sind wie Kinder, unschuldig und neugierig. Ich beneide Jantjetow um die Zeit, die er mit ihnen verbringt. Ich hasse ihn!
Sie sind so voll Vertrauen. Ich kann es kaum ertragen mir vorzustellen, was mit ihnen passieren wird, wenn die Menschen diesen Planeten besiedeln.
Arden will einen Vorabbericht über meine Einschätzung von Jantjetows Daten. Er ließ bei seinem Besuch keinen Zweifel daran, was von mir erwartet wird.
Der Erstkontakt ist nur eine Farce. Egal was ich entscheide, ich werde sie nicht beschützen können.
Der richtige Mann trifft die richtige Entscheidung.
Der richtige Mann auf der Erde hat entschieden, dass ich schwach genug bin, um manipuliert werden zu können, dass ich mich dem Willen anderer beugen würde. Deshalb bin ich der richtige Mann für diese Aufgabe.
Ich habe die Pillen genommen.
Die Übelkeit ist verschwunden. Meine Sinne sind geschärft, alles ist viel klarer jetzt.
Schritte vor der Kabine. Auf und ab. Sie tuscheln. Sie planen etwas. Sie fühlen sich sicher, solange sie mich nicht sehen.
Sie wissen nicht, dass ich sie hören kann. Sie reden über mich. Sie hassen mich.
Ein Name ist gefallen, Guller! Guller, der Verräter!
Wer ist Guller? Warum vergleichen sie mich mit ihm? Ich muss es herausfinden.
Im Netz finde ich den Namen. Grant Guller, Planet Scout #88923488. Gilt seit 1310071224 als verschollen.
Ich brauche mehr Informationen über ihn. Was macht ihn zum Verräter? Warum vergleichen sie mich mit ihm? Was hat Guller getan?
Ich weiß, wer die Antwort kennt. Der Hauptrechner. Dort sind alle Informationen über die Planet Scouts abgelegt.
Hagenows ByPassword ist der erste Vers der Attitúde von hinten nach vorne. Ich wusste, er ist ein Tölpel. Damit kann ich auch ohne Biometrie-Check auf den Rechner zugreifen.
Ich habe es gefunden.
Guller war der erste Mensch der einen Klasse M Planeten entdeckt hat. Nichts ist je darüber bekannt geworden.
Es handelte sich um einen bewohnten Planeten mit einer Zivilisation mikroskopisch kleiner Wesen. Guller weigerte sich, die Koordinaten preiszugeben. Er hat sein Schiff zerstört, und seinen eigenen Tod in Kauf genommen, um das Leben auf dem Planeten zu beschützen.
Der richtige Mann trifft die richtige Entscheidung.
Guller hat seine Entscheidung getroffen.
Ich habe meine Entscheidung getroffen.
Ich habe die Dosis erhöht. Ich kann mein eigenes Blut rauschen hören. Mein Körper wird das nicht lange verkraften können. Das muss er auch nicht.
Ich will nicht sterben, jetzt noch nicht. Aber ich brauche diese Menge. Nur so halten mich meine Depressionen nicht davon ab mich zu konzentrieren.
Mein Denken ist klarer als je zuvor.
Ich habe überlegt, das Schiff zu zerstören. Mit Hagenows Zugriff auf den Hauptrechner wäre das kein Problem. Aber es würde das Unausweichliche nur hinaus zögern. Sie würden ein weiteres Schiff schicken und ich könnte es nicht aufhalten. Es muss einen anderen Weg geben.
Ich weiß, was ich zu tun habe.
Ich habe entschieden, dass ich sie nicht retten kann. Aber ich kann sie lehren.
Ich muss mit ihnen zusammentreffen. Der Erstkontakt ist meine Chance.
Ich habe meinen Bericht geschrieben.
"Ich kann keine Hinweise auf vernunftbasierte Intelligenz erkennen."
Das ist es, was sie lesen wollen. Alles andere ist Gewäsch.
Arden ist zufrieden und Hagenow hat mich zum Abendessen eingeladen.
Diese Schwachköpfe haben mir eine Waffe gegeben. Falls beim Erstkontakt ein Notfall eintreten sollte.
Das wird vieles einfacher machen.
Es ist so einfach zu lächeln, wenn man weiß, dass man das Richtige tut.
Ich kann mein Zittern kaum noch verbergen und in meiner Lunge beginnt sich Flüssigkeit zu sammeln. Es geht zu Ende, aber ich werde lange genug leben, um mein Vorhaben auszuführen.
Morgen werden wir den Planeten erreicht haben.
Sie werden mich alleine hinaus schicken zum Erstkontakt. Ich soll sie bewerten und beurteilen.
Ich werde dafür sorgen, dass sie dasselbe mit mir tun.
Ich werde ihnen eine Chance geben.
Sie werden lernen, dass Menschen ihre Feinde sind.
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Offizielle Meldung von Kapitän Swejn Hagenow an das Ministerium für Weltraumangelegenheiten und Auswanderung:
...der Erstkontakt mit der dominierenden Spezies des Planeten verlief verheerend. Aus noch ungeklärter Ursache begann der Vermittler völlig unbegründet auf die Wesen zu feuern. Aus seinem vorläufigen Bericht geht hervor, dass er ihr Potential, die Intelligenzschwelle zu überschreiten äußerst hoch eingeschätzt hatte.
Schon kurz nach Beginn seiner Aggressionen begannen die Wesen ihrerseits ihn anzugreifen. Noch bevor wir oder sie ihn erreichen konnten, richtete er die Waffe gegen sich.
Seither sterben diese Wesen. Sie stellen ihre üblichen Verhaltensweisen ein und fallen tot um. Ohne Anzeichen von Krankheit. Wir können nichts tun um sie zu retten, da wir die Ursache nicht kennen.
Jantjetow, der Entdecker des Planeten ist der Ansicht, sie würden nachahmen, was sie gesehen hatten. Sie würden ihr eigenes Leben beenden, da sie von ihrem Instinkt dazu gezwungen werden. Ein Instinkt, der in der Vergangenheit ihre Evolution begünstigt hatte, indem sie Verhaltensweisen von anderen Spezies erkannt und übernommen hatten.
Jantjetow denkt, sie hätten in der menschlichen Rasse eine Art erkannt, die ihnen so weit überlegen war, dass sie sämtliche Verhaltensweisen übernahmen, ob sie nun nützlich waren oder nicht.
Sollte er damit recht behalten, hat der Vermittler im Augenblick seines Selbstmordes diese Spezies zum Tode verurteilt.
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Manuelle Kurzmitteilung von Leutnant David Arden an Professor Maria Armstrong:
"Wir waren erfolgreich! Es ist mir mit Unterstützung von Kapitän Hagenow und der Crew gelungen, den Vermittler zu manipulieren. Nicht zuletzt gebührt aber ihnen der Großteil der Ehre, Sie haben ihn ausgewählt und in kürzester Zeit ein geeignetes Psychogramm erstellt.
Er zeigte exakt die von ihnen beschriebenen Verhaltensmuster. Einzig als er schließlich die manipulierten Psychopharmaka benutze, die Sie ihm mitgegeben hatten, war ich etwas unsicher, da er sich plötzlich wieder völlig normal zu verhalten schien, ja sogar kooperativ wirkte.
Nichtsdestotrotz beging er wie beabsichtigt Suizid, was das biologische Problem wie erhofft aus dem Weg geräumt hat.
Als einstweiliger Vermittler kann ich nun den Planeten für voll besiedelbar erklären.
Uns allen hier ist ein Platz in der Geschichte der Menschheit gesichert. Ich wünschte nur, auch ihnen würde diese wohlverdiente Ehre zuteil."
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