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Lebendige Vergleiche

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31.10.2005
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Lebendige Vergleiche

Hallo Zusammen.
Ich habe da ein Problem, welches schon mehrmals (zu recht) kritisiert wurde.
Die Vergleiche.

Ich habe zwar immer viele davon in meinen Kg`s, aber das sind eben immer total abgenutzte und hölzerne Dinger. Wie findet man denn passende Vergleiche die nicht so platt sind wie die folgenden. :confused:

  1. ... kalt wie Eis.
  2. ... weiß wie Schnee.
  3. ... blau wie das Meer/der Himmel.
  4. ... klar wie Wasser.
  5. ... weich wie Watte.
  6. ... hart wie Stahl.
  7. ... schwarz wie die Nacht.
  8. ... wie buntes Herbstlaub.
  9. ... trocken wie die Wüste.
u.s.w.

Mir fällt zwar immer noch was anderes ein, aber das klingt dann oft total bescheuert. :(

 

Überleg doch einfach mal, was noch alles die Eigenschaften der Adjektive hat, wenn du schon mit Vergleichen arbeiten willst.

Nicht nur Eis ist z.B. kalt, sondern die Hand eines Toten, eine Gefriertruhe, Skandinavien im Winter, nach der Sauna ins Wasserbecken zu steigen. Nicht nur Watte ist weich, sondern die Haut eines eingecremten Babys, Plüsch, ein frisch aufgeschlagenes Kopfkissen,... Das sind die Sachen, die mir spontan einfallen, du bist da bestimmt noch viel kreativer. Und schon hast du Vergleiche, die nicht ganz so verbraucht sind.

 

Fehlende Metaphern werden selten bis gar nicht bemängelt. Streich die hölzernen Dinger ersatzlos; es wird sich niemand daran stören, wenn keine Vergleiche in deiner Geschichte vorkommen.

 

Man kann alles mit allem vergleichen:

kalt wie Eis.
kalt, wie das Herz einer kirgisischen Jungfrau vor dem Genuss dreier unterschiedlicher Sorten Alkohols.
weiß wie Schnee.
weiß, wie des Papstes Weste nach vier Stunden Feinwaschgang.
blau wie das Meer/der Himmel.
blau, wie eine kirgisische Jungfrau nach dem Genuss dreier unterschiedlicher Sorten Alkohols.
klar wie Wasser.
klar, wie Morgenurin nach einer durchgemachten Nacht.
weich wie Watte.
weich, wie das von umnebelten Gedankenschwaden bestimmte Denken eines geistig minderbemittelten Finnen.
hart wie Stahl.
hart, wie des jungen Mannes Männlichkeit angesichts einer betrunkenen kirgisischen Jungfrau.
schwarz wie die Nacht.
dunkel, wie das Innere einer schwarzen Kuh, die in einer wolkenverhangenen Neumondnacht unter einer kaputten Straßenlaterne in einem Kohlehaufen sitzt und blind ist.
wie buntes Herbstlaub.
matschig
trocken, wie die Wüste.
trocken, wie eine ausgezerrte Weinbrandbohne, die nach siebentägiger Dürre auf einer Heizung ihr trostloses Dasein im Innern eines Stapels Sandpapier fristet.

 

@Bluomo
Danke werd ich mal probieren
@gnoebel
niedlich.
kalt wie Eis - den Vergleich hab ich z.Bsp. in meiner Kg Den Himmel berühren verwendet. Nun lies die mal und ersetze den Vergleich durch deinen Vorschlag-kalt, wie das Herz einer kirgisischen Jungfrau vor dem Genuss dreier unterschiedlicher Sorten Alkohols. :D
Na Scherz bei Seite: Ich glaube ich verstehe was du meinst.

Daaaanke :huldig:

 

Hallo Phoenix26

Vergleiche zieht man eigentlich nur heran, um etwas zu verdeutlichen.

"schwarz wie die Nacht" ist natürlich ein schlechter Vergleich, da schwarz eh eindeutig ist, die Nacht aber nicht.

"hart wie Stahl" finde ich wieder gut. Eindeutig kurz und knapp. So sollte es sein. Nur: es ist halt abgegriffen. Wenn du die Wortzahl in deiner Geschichte, bei sowas allerdings unter 10% hältst finde ich das aber trotzdem ok.

Bluomo schrieb:
Ein Vergleich ist dann am stärksten, wenn du nicht eine Sache sofort mit einer anderen vergleichst, sondern erst eine Sache beschreibst, und diese Beschreibung verwendest, um den Vergleich zu stärken.
Ne, das läuft auf Laberei hinaus.
Bluomo schrieb:
Der Vodka schwappte durch meinen Kopf, und mein Mund schmeckte wie der Boden einer Cocktailbar.
Möp. Schlechter Vergleich. Wie soll sich denn jemand vorstellen, Wie der Boden einer Cocktailbar schmeckt?

gnoebel schrieb:
hart, wie des jungen Mannes Männlichkeit angesichts einer betrunkenen kirgisischen Jungfrau.
:D Aber nur in einer endlosen Steppe...

Am Besten gehst du ohnehin sparsam mit Vergleichen um, da du dem Leser so seine Phantasie nimmst

Grüß
Texter

 

im grunde kann das wort "wie" entfallen, wenn man es so denken möchte wie ich, dann sind die augen nicht wie eis, sondern die augen sind eis, denn wenn alles durch ein anderes ersetzt werden kann, ist es gleichzeitig jedes andere, damit ist es nichts - folglich gibt es keine hinkenden vergleiche mehr.
Das habe ich jetzt gleich mal ausprobiert, in einer Geschichte, wo ich oben angesprochene Probleme hatte. Und ... das ist absolut genial, weil der Vergleich zwar noch drin ist, aber durch das fehlende 'wie' jetzt komplett anders wirkt und, das ist das beste, der Vergleich wirkt nicht mehr abgedroschen, sondern irgendwie ganz neu.

Danke für den Tipp Lukas :kuss:
Und auch danke an alle anderen für die tollen Tipps :kuss:

 

Das Problem bei Vergleichen ist: Wenn du zu viele davon hast, wird es schwülstig, wenn sie zu viel Platz wegnehmen, überfrachten sie den Text. Selbst von den witzigen, originellen Vergleichen im gnoebel-Stil sollte man nicht zu viele einflechten, weil sie irgendwann nerven.
Sie machen dann Sinn, wenn das Handlungstempo relativ langsam ist. Und dann dürfen sie nicht "hinken", das heißt, in den Augen des Lesers falsch klingen, denn dann entsteht automatisch unfreiwillige Komik oder Schwülstigkeit. Und das ist wohl das Risiko bei originellen Vergleichen. Ich selbst versuche manchmal auch, was Neues zu finden, aber überlege erst, ob es nicht auch ohne geht.

 

Tach auch!

Nu geb ich auch mal meinen Senf dazu. Falls ich bereits Gesagtes wiederhole, weil ich zu unaufmerksam gelesen habe: Entschuldigung. Und noch eine Entschuldigung, falls ich neben Metaphern auch noch auf ein paar andere Dinge eingehe. Aber ich hoffe, daß ich was Konstruktives beitragen kann. Also los:

Bei allem, was ich so gelesen (und geschrieben) habe, ist mir immer wieder eine Sache aufgefallen: Vielen Autoren fällt es unglaublich schwer treffend zu schreiben. Da werden Sätze unnötig aufgebläht, mit Relativsätzen zugehangen und mit holpernden Metaphern vollgestopft – und am Ende hat man so viel gelesen, daß die Wirkung der Wörter schon wieder verpufft ist.
Das Problem sind nicht einmal abgegriffene Metaphern wie: „kalt wie Eis“, sondern die Art und Weise, wie diese in den Text eingeflochten werden. Ein aus dem Ärmel geschütteltes Beispiel:

„Seine Hand, die wie eine stählerne Klaue auf ihrer Schulter lag, war kalt und schwer.“

An der stählernen Klaue ist erst einmal nichts Falsches. Hier wird deutlich, wie die Protagonistin empfindet. Trotzdem holpert das Ganze. Als treffender würde ich es empfinden, könnte man diese Metapher in ein einziges Verb packen:

„Kalt lastete seine Hand auf ihrer Schulter.“

Das gefällt mir zumindest wesentlich besser. Der Satz ist kürzer, liest sich flüssiger, und die Empfindungen werden auch noch transportiert: treffender.

Wer also denkt, daß seine Metapher hinkt, sollte versuchen, sie durch eine entsprechende Verb-Adverb-Combo zu ersetzen. Wie in:

„Die Kreuze am Wegesrand ragen schief und müde aus dem Rasen.“

Das ist von Erich Maria Remarque und wunderschön. Die Kreuze ragen schief und müde – damit ist alles gesagt. Dennoch glaube ich, wären viele Schreiberlinge versucht, noch einen Wie-Irgendwas-Satz dranzuhängen (mich eingeschlossen). „… ragen schief und müde aus dem Rasen, wie stumme Zeugen vergangener Greuel.“ „… ragen schief und müde aus dem Rasen, wie die dürren, knochigen Hände der Toten.“ Und so weiter … Dabei muß das doch gar nicht sein. Schief und müde – das weckt so viele Assoziationen. Wer braucht da noch die stummen Zeugen? Ein guter Schriftsteller ist, wer seine Stimmungen und Bilder dem Leser vermitteln kann, und nicht, wer möglichst lange Sätze baut, in denen immer wieder das Selbe gesagt wird. Treffender …

Dazu paßt ein Zitat aus dem Bestseller „Die Bruderschaft der Runen“ von Michael Peinkofer – ein nettes, aber belangloses Machwerk, wie man schon am Titel erkennen kann.

„Der Himmel war düster und matt wie stumpfes Eisen, das jeden Glanz verloren hat. Die wenigen Fetzen von Blau, die den Tag über zu sehen gewesen waren, hatten sich hinter dichten Wolkenschleiern verborgen, die nun die Senke von Bannockburn mit tristem Grau überzogen.“

Nett? Ja. Treffend? Nö. Warum?

Erstens: „Der Himmel war düster und matt wie stumpfes Eisen, das jeden Glanz verloren hat.“ Stumpfes, mattes Eisen hätte an dieser Stelle gereicht. Was stumpf und matt ist, hat nun einmal jeden Glanz verloren. Das muß man nicht extra erwähnen – es sei denn, man will seinen Text unnötig aufblähen. Wäre nicht eine Verb-Adverb-Combo schöner gewesen: „Der Himmel lastete stumpf und matt auf dem Land.“
Zweitens: „Die wenigen Fetzen von Blau, die den Tag über zu sehen gewesen waren, hatten sich hinter dichten Wolkenschleiern verborgen …“ Die Fetzen von Blau sind nicht mehr zu sehen. Warum werden sie dann erwähnt? Der Autor versucht doch anscheinend, das Bild einer tristen Landschaft zu evozieren; warum schweift er dann ab in Farbtöne, die nicht in dieses Bild passen, und zudem ohne Belang sind?

Um wieviel treffender ist da folgende Landschaftsbeschreibung (diesmal wieder von Remarque):

„Niemand kann genau sagen, wann es beginnt: aber plötzlich verändern sich die sanft gerundeten Linien am Horizon; das Rot und Braun, die leuchtenden, glühenden Farben der Blätter des Waldes nehmen unversehens eine eigenartige Tönung an, die Felder verwelken und verblassen zu Ockertönen, etwas Merkwürdiges, Stilles, Bleiches ist in der Landschaft, und man kann es nicht recht erklären.“

Da sitzt aber auch Alles. Hier sieht man nu wirklich eine in goldenes Licht getauchte Herbstlandschaft vor sich – ganz ohne Wie-Metapher.

„Von den Höhen kommt ein grauer, bleierner Wind herab und verschmilzt mit dem Glühen des Herbstes, seinem hellen Feuer und goldenen Licht.“

Stimmungswechsel. Wieder ohne Wie-Metapher. Natürlich hätte man auch schreiben können:

„Der Wind, der von den Hügeln herabkommt, ist wie ein grauer, bleierner Umhang, der sich nun über das herbstliche Land legt, welches zuvor noch glühte, wie ein helles Feuer.“

Welche Version treffender ist, sollte auf der Hand liegen.

Ich finde es schwer, eine auf alle Situationen zutreffende Regel zu formulieren, dennoch würde ich, so weit dies möglich ist, mit „wie“ eingeleitete Metaphern umschiffen. Ein starkes Verb sagt mehr als drei Vergleiche.

So, Dr. Dummschwätz hat fertig. :)

Bis denne!

 

Hallo Fischstaebchen

Danke das du deinen Senf dazugegeben hast.;)


„Seine Hand, die wie eine stählerne Klaue auf ihrer Schulter lag, war kalt und schwer.“
„Kalt lastete seine Hand auf ihrer Schulter.“
Straffer klingt es so auf jeden Fall, aber ob mir das besser gefällt ... :confused:

„Der Himmel war düster und matt wie stumpfes Eisen, das jeden Glanz verloren hat. Die wenigen Fetzen von Blau, die den Tag über zu sehen gewesen waren, hatten sich hinter dichten Wolkenschleiern verborgen, die nun die Senke von Bannockburn mit tristem Grau überzogen.“
Erstens: „Der Himmel war düster und matt wie stumpfes Eisen, das jeden Glanz verloren hat.“ Stumpfes, mattes Eisen hätte an dieser Stelle
Finde ich nicht, da der Satz mit dem Glanz, dass ganze noch verstärkt. Naja, ist wahrscheinlich Geschmackssache.
Die Fetzen von Blau sind nicht mehr zu sehen. Warum werden sie dann erwähnt? Der Autor versucht doch anscheinend, das Bild einer tristen Landschaft zu evozieren; warum schweift er dann ab in Farbtöne, die nicht in dieses Bild passen, und zudem ohne Belang sind?
Um den Gegensatz zu verdeutlichen?

Ich denke ich verstehe was du meinst, aber vieles ist eben auch ein bisschen Geschmacksfrage und auch abhängig vom Text in dem es verwendet wird.

Lieben Gruß, Ph;)enix

 

Ich möchte noch ein paar Anmerkungen machen (die teils schon angedeutet wurden):

* Die Dinger "mit wie" heißen Similes, die "ohne wie" Metaphern.
Simile: Seine Hand war kalt wie Eis.
Metapher: Seine Hand war Eis.
Metaphern sind stärker als Similes, aber auch mißverständlicher, besonders in der Phantastik.

* Ich versuche immer, meine Bilder der Lebenswelt der Protagonisten zu entnehmen (siehe Bluomo). Schreibe ich z.B. über Urzeit, so ist der Vergleich "hart wie Eisen" denkbar unpassend. Dann besser "hart wie Feuerstein". Oder ganz weglassen.
Ergibt sich ein Bild nicht natürlich aus dem Kontext, dann weg damit!

 

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