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Die Referendarin

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12.08.2005
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Die Referendarin

Da vorne steht sie. Der graue Filzstoff ihrer Hose schmiegt sich eng an die ovalen Wölbungen ihrer Schenkel bis zur Taille. Die weißen Streifen ihrer Hose verlaufen über ihre zwei pfirsichförmigen Gesäßbacken. Ein schmaler lackroter Ledergürtel umschlingt leger ihr ausladendes Becken und die rundlichen Wölbungen ihrer Hüften. Die ersten beiden gelösten Knöpfe ihrer seidenen Bluse geben den Blick oberhalb ihres Dekolletes frei. Ihr Schwanenhals mündet in eine Fassung aus zarten Schlüsselbeinen, die sich filigran unter der samtfarbenen Haut hervorheben. Unter ihrer Bluse sind die Träger eines schwarzen Büstenhalters erkennbar, der Brustkorb hebt und senkt sich und...
plötzlich ist sie nicht mehr dort hinten am Lehrertisch.
Sie steht auf einmal direkt vor mir, ihre dunkelbraunen Augen schauen suchend in mein Gesicht. Von ihr strömt ein süßlich aromatischer Duft aus, den ich sonst bei frisch zubereiteten Quarkknödeln wahrnehme. Herrlich, ich liebe Quarkknödel!
"Sven, kannst du mir vielleicht etwas über die Bedeutung des Tango in der lateinamerkanischen Kultur- und Musikgeschichte des späten 19. Jahrhunderts
erzählen?"
Erschrocken blicke ich unserer Musik-Referendarin in die Augen. Ein lautloses Stöhnen entweicht meinen Lippen.
"Es tut mir Leid, Fr. Cornelsen, ich konnte Ihrem Unterricht eben nicht ganz folgen."
"Ach so. Ich dachte, du wolltest etwas sagen, weil du so interessiert in meine Richtung geschaut hast."
Ja, dachte ich, vielleicht, weil ich mit dir bestimmt gerne Tango tanzen würde.
"Nein, ähm, ich dachte gerade, daß wir vielleicht mal zum Abschluß Ihrer Prüfung mit dem Kurs zusammen Quarkknödel im Imbiß der Stadt essen könnten."
Ich werfe ihr einen verschämten Blick zu.
Sie runzelt noch immer leicht irritiert die Stirn, entgegnet mir schließlich:
"Ich esse ja Quarkknödel für mein Leben gern. Laßt uns das Thema vielleicht später noch einmal aufgreifen."
Erleichtert lehne ich mich zurück, als sie, mir den Rücken zuwendent, zu ihrem Lehrertisch zurückkehrt, um den Unterricht fortzuführen.
Im Stillen gedenke ich meiner guten Nase.

Begriffe: Referendarin, Quarkknödel, stöhnen, grau, Tango

 

Hallo corleone
und herzlich willkommen bei kg.de. Ich habe eben festgestellt, dass du diese Geschichte parallel auch in der Wörterbörse gepostet hast. Es ist bei uns nicht üblich, einen Text in mehreren Rubriken gleichzeitig zu posten. Bitte entscheide dich doch, wo er hingehören soll, damit das Doppel vom entsprechenden Moderator gelöscht werden kann.

Zum Text selbst sind mir besonders im ersten Drittel einige Dinge aufgefallen.

Da hinten steht sie.
Nach meiner Empfindung ist der Lehrer in einer Klasse immer vorne. Ok, Refrendare können auch mal irgendwo im hinteren Bereich des Klassenzimmers rumsitzen und still zuhören. Aber wie dieser Satz zeigt, scheinst du das nicht zu meinen:
plötzlich ist sie nicht mehr dort hinten am Lehrertisch.

Die weißen Streifen ihrer Hose verlaufen linienartig über ihre zwei pfirsichförmigen Gesäßbacken und verschwinden unter ihrer lackroten Gürtelschnalle am Hosensaum.
Wie geht denn das? Hat sie eine Gürtelschnalle am Hintern, wenn die Linien über das Gesäß zur Schnalle verlaufen sollen? Außerdem befindet sich der Saum eines Kleidungsstückes immer am unteren Ende. Was du meinst ist der Hosenbund.

der Brustkorb hebt und senkt sich und...-
Hier fehlt jeweils ein Leerschritt vor und nach den drei Auslassungspunkten. Eigentlich kannst du dir auch den Gedankenstrich sparen, da die Punkte ja schon die Unvollständigkeit des Satzes anzeigen.

Diese Anmerkungen mögen dir vielleicht kleinlich erscheinen, aber gerade bei einem so kurzen Text ist ja jedes Wort sehr wichtig, damit das Bild stimmt. Also - ruhig nochmal ransetzen und ein wenig feilen.

Gruß,
kira.

 

Hallo Kira!

Ich danke dir für deine klugen Anmerkungen :). Endlich bekomme ich mal eine Rückmeldung. Deswegen habe ich die Geschichte auch in die Rubrik Alltag mithineingesetzt.
Ich finde, daß die Verbesserung gut klingt.

Gruß
corleone

 
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Hallo corleone,

Mir fiel folgendes auf:

Da vorne steht sie. Der graue Filzstoff ihrer Hose schmiegt sich eng an die ovalen Wölbungen ihrer Schenkel bis zur Taille. Die weißen Streifen ihrer Hose verlaufen linienartig über ihre zwei pfirsichförmigen Gesäßbacken.

Erst stelle ich mir eine graue Hose vor. Dann existieren auch weiße Streifen...
und - was ist linienartig? Der Leser weiß doch schon, dass es Streifen sind.

Ihre zarten Schlüsselbeinknochen heben sich filigran unter der glatten Haut hervor.
Sehen wir Haut?


Unter ihrer etwas durchsichtigen Bluse sind die Träger eines schwarzen Spitzenbüstenhalters erkennbar, der Brustkorb hebt und senkt sich und...
also die Träger kann man erkennen - woher weiß der Prot aber, dass es ein mit Spitzen besetzter BH ist?

Ihr dickes kastanienbraunes Haar hat diesen süßlich aromatischen Duft, den ich sonst bei frisch zubereiteten Quarkknödeln wahrnehme.

Wie kann der Schüler den Duft der Haare riechen? Hat er seine Nase hineingehalten?

Merkst du: Du erzählst in der Ich-Form, aber trotzdem ist in manchen Passagen der Allwissende am Erzählen.

Das macht die Geschichte in meinen Augen kaputt. Überlege dir mal genau, was die Ich-Person wissen kann und was nicht.

Liebe Grüße
bernadette

 

Wörterbörsengeschichte. Zurück bitte am 21.01.05

Hallo corleone, und willkommen hier.

Für Wörterbörsengeschichte besteht die Möglichkeit, sie für zwei Wochen in eine andere Rubrik stellen zu lassen, eben weil viele in der Wörterbörse nicht lesen. Dazu schreibe einfach eine PN an Felsenkatze oder mich.
Es hilft auch, andere mit Kommentaren auf die eigenen Geschichten neugierig zu machen. Gerade, wenn die erste Geschichte in der Wörterbörse versteckt ist, bekommt ja sonst gar keiner mit, dass du da bist. ;)

Lieben Gruß, sim

 

Hallo bernadette,

ich verstehe nicht genau, warum du meinst, daß der Ich-Erzähler so viel wie ein allwissender Erzähler wissen soll. Der erste Teil der Geschichte beinhaltet nur die intensiven Beobachtungen des im Geschehen abwesenden Ich-Erzählers, während der zweite Teil die aktive gegenwärtige Interaktion zwischen Ich-Erzähler - der nun erwacht - und Referendarin schildert.
Der Ich-Erzähler errät nur die ausgeprägte Vorliebe der Referendarin für Quarkknödel. Er kann nicht die Gedanken der Referendarin schildern.
Sieh mal nach, ob Dir die Verbesserungen gefallen.
Gruß
corleone

 

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