Was ist neu

Unverbindliche Punkte, die ein Neuling wissen sollte (Diskussion)

Seniors
Beitritt
24.08.2003
Beiträge
2.456
Zuletzt bearbeitet:

Unverbindliche Punkte, die ein Neuling wissen sollte (Diskussion)

Hallo Leute,
ich wurde gerade von jemandem nach "ein paar Tips" gefragt, weil ich seine Geschichte grausam verrissen habe (was mir auch wirklich Leid tat).
Da kam mir wieder die Regel-Diskussion in den Sinn. Ich würde in diesem Thread gern konstruktiv Punkte zusammentragen, die ein Neuautor wissen sollte. Dinge, die für einen erfahrenen Schreiber eigentlich selbstverständlich sind, die er aber erst durch viele böse Kritiken, Übungen, Schweiß, Blut und Tränen gelernt hat. Ziel des Ganzen ist es, eine Übersicht zu entwickeln, wo die häufigsten Fehler liegen. Was schreibt ihr Neulingen am häufigsten in die Kritik? Hanebüchener Plot? Unglaubwürdige Charaktere? Widerliche Rechtschreibung? Völlig verdrehte Sätze? Ich möchte hier einen Thread erstellen, auf den wir im Zweifelsfall einfach faul verlinken können - den man sich als Schreibanfänger durchliest und denkt "ah, das sind sinnvolle Hinweise" und den man als Profiautor lesen und denken kann "gut, dass ich das alles drauf habe" ;)

Ich habe mal die Beiträge bisher hier zusammengeschrieben. Bei Verbesserungs- und Ergänzungsvorschlägen immer fleißig posten. Ich möchte diesen Thread irgendwann im KC oder hier bei "Autoren" stehen haben, um ihn bei Bedarf an allen sinnvollen und sinnlosen Stellen zu verlinken. :)

Auf Dions Anraten hin habe ich dem Ganzen einen eigenen Thread gegönnt. Ihr findet die vollständige Liste jetzt hier.


Bin für Verbesserungsvorschläge und Änderungen jederzeit zu haben!

gruß
vita
:bounce:

 

7) Achte auf Wortwiederholungen.
Oftmals verfolgt man einen Gedanken, das führt dazu, dass im folgenden (oder übernächsten) Satz ähnliche Worte erneut vorkommen. Ersetze diese durch Synonyme.

8) Verwende Metaphern und Similes aus der Lebenswelt des Protagonisten.
Ein Bauarbeiter denkt nicht an "alabasterweiße Haut".

9) Achte auf den Satzrhythmus.
Oft beginnt man alle Sätze mit "Dann" oder "Daraufhin", oder man schreibt immer wieder "A tut dies. B tut das." usw. Das ist meist zu monoton.

10) Benenne keine Gefühle, beschreibe sie.
Statt einfach zu schreiben "A ist traurig" beschreibe besser die Effekte, die diese Traurigkeit auf A hat: "A fühlte sich, als würde sein Inneres von einer Baggerschaufel ausgehöhlt." (Wir erinnern uns: A ist Bauarbeiter! ;) )
(Das nennt man übrigens im englischen Sprachraum "Show don't tell".)

11) Achte auf korrekte Absätze.
Nach jedem Gedanken und bei jedem Sprecherwechsel in einem Dialog muss ein Zeilenumbruch folgen. Eine Leerzeile wird bei einem Szenenwechsel oder bei einem großen Zeitsprung gesetzt.

 
Zuletzt bearbeitet:

Der Dialog

Du kannst deine Protagonisten noch so gut beschreiben und charakterisieren; Leben hauchst du ihnen erst ein, wenn du sie zu Wort kommen lässt.

Im Dialog kannst du das auf verschiedene Arten tun:
1. Rede und Gegenrede
Kommt eigentlich nur zur Anwendung, wenn zwei Figuren sprechen.
Hier ergibt ein Wort das andere, dass Gespräch wirkt dadurch sehr flüssig.
"Was bist'n so sauer?"
"Er ist weg!"
"Wie? Wer is weg?"
"Na der Autoschlüssel!"
"Du bist wohl blind? Der liegt doch auf dem Tisch."

2. Beschreibender Dialog mit Sprechverben
Benutzt man, wenn man zusätzlich zum Dialog noch Informationen geben will oder mehr als zwei Personen miteinander reden.
"Was bist'n so sauer?", fragte Ben.
"Er ist weg!",rief Lisa erschrocken.
"Wie? Wer is weg?", nuschelte Ben.
"Na der Autoschlüssel!", antwortete Lisa.
"Du bist wohl blind? Der liegt doch auf dem Tisch.", schnappte Ben.

3. Dialog mit beschreibenden Nachsätzen
Zuviele Sprechverben bremsen den Lesefluss und provozieren Wortwiederholungen. Deshalb sind Nachsätze die elegantere Variante.
"Was bist'n so sauer?" Ben blickte Lisa fragend an.
"Er ist weg!" Lisa stand ratlos im Wohnzimmer.
"Wie? Wer is weg?" Langsam wurde es Ben zuviel.
"Na der Autoschlüssel!" Lisa war kurz davor in Tränen aus zu brechen.
"Du bist wohl blind? Der liegt doch auf dem Tisch." Ben schüttelte missbiligend den Kopf.

Meistens werden alle drei Arten gemischt, weil jede für sich allein langweilig und eintönig wirkt. Mit der Zeit wirst du auch das richtige Feeling dafür entwickeln.

Lass deine Figuren unterschiedlich sprechen, denn kein Mensch redet wie der andere. Das ist Abhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft und Temperament.
Ein Arzt wird sicherlich anders sprechen, als ein Handwerker und ein Großvater anders als die Zehnjährige Enkelin.

Der Dialog wirkt nur echt, wenn der Leser die Eigenarten deiner Prots spüren kann. Manche Leute müssen ja nur den Mund aufmachen und schon hast du ein Bild vor Augen.

4. Zeichensetzung im Dialog
Wörtliche Rede und wörtlich wiedergegebene Gedanken stehen zwischen Anführungszeichen:
"Mir reicht das jetzt." Benjamins Stimme klang genervt.
"Wenn sie doch endlich still wäre", dachte er.

Das zweite Anführungszeichen steht vor dem Komma, aber hinter Punkt, Ausrufe- und Fragezeichen.
"Lass mich noch ein bisschen schlafen", jammerte Lisa.
"Ich komme gleich!"

Wenn auf Ausrufe- oder Fragezeichen ein unvollständiger Nachsatz folgt, wird durch Komma abgetrennt:
"Sag mal was soll denn das?", fragte Benjamin.

Wörtliche Zitate innerhalb der direkten Rede stehen zwischen halben Anführungszeichen:
"Der Blödmann hat 'du dumme Kuh' zu mir gesagt.

Rede und Gegenrede beginnen stets mit einer neuen Zeile:
"Was soll denn das werden?", fragte Lisa.
"Sieht man das nicht?", antwortete Benjamin.

Anredefürwörter werden im Dialog klein geschrieben nur die höfliche Anrede "Sie, Ihr, Ihnen", schreibt man groß:
"Sie sehen, ich mache ihnen deswegen keine Vorwürfe".

 

Der Ort des Geschehens und Thema der Geschichte

Laß die Geschichte (außer natürlich Phantasie- oder SciFi) in einer Umgebung spielen, die du kennst. Dadurch kannst du sicher auf stimmige Details bei der Beschreibung der Menschen und der Orte zurückgreifen.

Vermeide als Einstieg Suizid-, Bettler- und Drogengeschichten, denn die Dramatik einer Geschichte ist nicht die Hauptsache.

 

vita schrieb:
Ich möchte hier einen Thread erstellen, auf den wir im Zweifelsfall einfach faul verlinken können.
Entschuldigung, aber das fände ich ziemlich doof, zumal dieses hintertürlich eingestreute "im Zweifelsfall" der angeblichen Unverbindlichkeit dieser Punkte Lügen straft.
Obwohl ich selbst mal Ähnliches gestartet hatte ("Wow oder Igitt? - Der ungebundene Kritikthread") bin ich allmählich zu der Einsicht gelangt, dass konstruktive, auf einen konkreten Text bezogene Kritik irgendwelchen vorgefertigten, allgemeinen und unpersönlichen Ratschlägen wie diesen hier vorgezogen werden sollte. Ist zwar aufwendiger, doch ein "Neuling" - vorausgesetzt, er will ernsthaft an sich arbeiten - nimmt diese nur umso bereitwilliger auf.


FLoH.

 

Hi Floh,

bin ich allmählich zu der Einsicht gelangt, dass konstruktive, auf einen konkreten Text bezogene Kritik irgendwelchen vorgefertigten, allgemeinen und unpersönlichen Ratschlägen wie diesen hier vorgezogen werden sollte.

Natürlich geht man trotzdem auf die Geschichte ein - aber mir geht es manchmal so, dass ich nicht schon wieder zum siebenundvierzigstenmal eine grundlegende Sache erklären will. Man kann dem Neuling diesen Thread anbieten als Ergänzung zum schon geschriebenen zu seiner Geschichte.
Gerade zB die wörtliche Rede, die Phoenix so schön aufgelistet hat, muss doch nicht jedesmal neu formuliert werden und dieser Formfehler wird immer wieder gemacht.

 

Hallo FloH,

ich möchte diesen Thread verlinken können, wenn mich jemand fragt "hi, ich bin ein Schreibanfänger, ich habe Fragen - hast du ein paar Tips für mich?" Ich möchte diesen Thread verlinken können, wenn jemand fragt "ich schaffe es einfach nicht, meinen Figuren Leben einzuhauchen, wie mache ich das am besten", oder "mein Text liest sich total monoton und ich weiß nicht, was ich anders machen soll". Eventuell halte ich diesen Thread im Korrekturcenter fest, einmal alle Hinweise gesammelt, dann gibts zu jedem Thema einen sinnvollen Thread da :)
Ich habe - als Schreibanfängerin und später auch - oft in den Tiefen des Forums herumgestöbert und hätte mich gefreut, wenn ich einfach so eine Liste gehabt hätte, nur, um zu wissen, woran ich bin...

Ich werd morgen mal alle Beiträge ins Eingangsposting weiterkopieren. Dann kann ein zuständiger Kollege den Thread ausleeren. Aber erst morgen! :)

gruß

 
Zuletzt bearbeitet:

* Nicht nur mit Adjektiven charakterisieren. Das wirkt oft einfach oberflächlich. Also nicht schreiben "X war ein böser Mensch.", sondern ihn zum Beispiel etwas böses tun oder sagen lassen. Diese Methode - die indirekte Charakterisierung - kann man gut aus Filmen oder Theaterstücken lernen, wo es kaum anders geht. (Wir erinnern uns: Das erste, was Darth Vader im Krieg der Sterne tut, ist jemanden zu erwürgen) Eine weitere Möglichkeit besteht darin, andere Personen über X sprechen oder denken zu lassen oder in irgendeiner Form die Folgen von X Handlungen zu zeigen.
Eine direkte, ganz einfache Charakterisierung kann aber gerade durch ihre Schlichtheit sehr wohl ihre Wirkung haben. Beispiel: Der junge Y hat einen Kumpel X, mit dem er gemeinsam Unfug macht, so wie die meisten Jungs. Mit der Zeit beginnt sich Y aber über seinen Freund zu wundern, da dessen Faxen immer extremere Ausmaße annehmen. Schließlich dämmert ihm eine unangenehme Erkenntnis: X ist nicht einfach ein schlimmer Junge, wie andere auch. X ist böse.
In diesem Fall verleiht gerade die Prägnanz, die Schnörkellosigkeit und Direktheit der Aussage ihre Kraft.

* Diese Methode ist in der Mehrzahl der Fälle auch zur Schilderung von Situationen und Gefühlen vorzuziehen. Also nicht "Es war unheimlich", sondern undurchdringliche Dunkelheit im Zombiemoor, knarrende Türen im Geisterschloss etc. beschreiben (um simple, klischeehafte Beispiele zu verwenden, denkt euch bitte etwas Originelleres aus!). Nicht "X hatte Angst", sondern das Gefühl von Beklemmung, beschleunigtem Herzschlag und Atmung, erweiterte Augen, offenen Mund, Gänsehaut etc beschreiben, wobei "Gänsehaut" z.B. auch noch platt ist. Überlegen, wie sich das wirklich anfühlt. Als würden viele kleine Insekten über die Haut krabbeln? Als würde eine Flüssigkeit den Rücken hinunterlaufen? Als wäre die Haut plötzlich zu eng für den Körper?
Wie bereits oben erwähnt, kann die direkte, einfache Beschreibung aber sehr wohl ihre Wirkung haben. Ein Beispiel mit oben erwähntem Y:
Y dachte an die verrückten Dinge, die sie heute getan hatten. Das war mehr als ein kleiner Spaß gewesen. Das war etwas, das man besser niemandem erzählte, eine Erinnerung, die man besser mit ins Grab nahm, über die man mit niemandem sprach und die man vor allem nicht wiederholte. Aber X sah das offensichtlich anders. Er hatte keine Miene verzogen. Er hatten den selben Spaß daran gehabt wie bei all ihren kleinen Streichen. Er würde das sehr wohl wieder tun. Y bekam Angst.
Hier steht der letzte, kurze und einfache Satz im Kontrast zu den ausführlichen Überlegungen zuvor und setzt dadurch noch eine Betonung obendrauf.

* keine abgedroschenen Vergleiche verwenden. "Er kämpfte wie ein Löwe" ist mittlerweile nur noch langweilig. Nicht das schreiben, was einem als erstes einfällt, denn das fällt wahrscheinlich auch allen anderen als erstes ein. Der Leser erwartet es schon im Vorhinein und liest einfach darüberweg, statt sich zu denken "Ah, wie originell!" Ruhig mal eine Zeit überlegen, wer/was noch alles kämpft. Zwei Ertrinkende um einen Rettungsring? Ein Pittbull um seinen Fressnapf?
Aber Achtung: Die Vergleiche sollten der Situation angemessen bleiben. Also zB keine (ungewollt) witzigen Vergleiche in todernsten Situationen. Es sei denn, man schreibt absichtlich eine Tragikomödie. ein absichtlich zum Lachen reizender Vergleich mitten in einer Tragödie kann die ernsten Stimmungen eventuell perfekt timen.
Beispiel von Sim:

aus dem Film "Mississippi - Fluss der Hoffnung" von Peter Horton.
*Spoiler*
Etwa, wenn ein an AIDS erkrankter Junge mit seinem Freund die Krankenschwestern immer auf die gleiche Weise ärgert, indem er das Ableben vortäuscht. Gerade, weil der Junge in einer dieser Situationen, als es schon längst keine Krankenschwester und kein Arzt mehr glauben, tatsächlich stirbt, setzt die komische Variante dort eins drauf.
Dies erfordert allerdings ein gewisses literarisches Geschick und kann sehr leicht ins Auge gehen.
Auch abgedroschene Vergleiche lassen sich sinnvoll verwenden. Man könnte eine Figur zum Beispiel ständig solche Dinge sagen lassen, um anzudeuten, dass sie zu standardisiertem, oberflächlichem Denken neigt. Außerdem kann man abgedroschene Vergleiche als Mittel der Komik verwenden, indem man sie abwandelt und ihnen eine neue, unerwartete, (wieder) originelle Bedeutung abgewinnt: "Er fuhr wie der Blitz, nicht so schnell, aber genauso im zick-zack."

 

Hi!
Ich find diesen Thread gut. Vielleicht kann mir an dieser Stelle mal jemand verraten, was unter dem Begriff "Allgemeinplatz" zu verstehen ist - am besten mit einem schönen Beispiel *grins*
Danke

 
Zuletzt bearbeitet:

Willkommen auf kg.de, Luna.

Vielleicht kann mir an dieser Stelle mal jemand verraten, was unter dem Begriff "Allgemeinplatz" zu verstehen ist
Zum Beispiel das oben genannte "kämpft wie ein Löwe." Eine abgedroschene, tausend Mal verwendete und gelesene Formulierung. So oft gehört und gelesen, dass es einem als erstes einfällt, und das hat auch zur Folge, dass man einfach darüberhinweg liest, weil man es schon im Vorhinein erwartet. Bei einer originellen Formulierung hingegen denkt sich der Leser(zumindest unbewusst) "Ah, wie originell." und der Text wird ihm eher in Erinnerung bleiben. Meist handelt es sich dabei um Vergleiche oder übertragene Bedeutungen, die vielleicht mal originell waren, bevor sie ungefähr jeder Mensch auf diesem Planeten verwendet hat.
Weitere Beispiele: "weiß wie schnee." "Die Beine in die Hand nehmen" "Das ist nur die Spitze eines Eisbergs" "Wie Schuppen von den Augen fallen"
Gerade bei Vergleichen und Metaphern erkennt man einen Gemeinplatz sehr schön daran, dass man sich beim Lesen überhaupt nicht mehr vorstellt, was der Vergleich eigentlich bedeutet. Z.B. "Wie Schuppen von den Augen fallen" löst in meinem geistigen Auge überhaupt kein Bild mehr davon aus, dass da irgendwem etwas von den Augen fällt, damit er wieder sehen kann. Man registriert diesen Vergleich nicht mehr als mit der Sprache gemaltes Bild, sondern als blanke Information.

 
Zuletzt bearbeitet:

Danke, Woodwose, das ist eine wirklich ausführliche Antwort und ich hab's endlich kapiert
:)
Jetz weiß ich wenigstens, was ich an meinen Geschichten ändern muss...

l.g.
LC

 

gnoebels grosser Ratgeber Humor

- Wenn man eine Geschichte erzählen möchte, sollte man eine Geschichte erzählen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

- Wer als Autor dem Leser seine Gags erklärt, gehört in eine mit Stacheldraht ausgekleidete Skorpiongrube geworfen. Der Leser ist nicht dumm und man braucht ihm nicht erklären, wann er warum lachen soll:

"Na, das lief doch wie am Schnürchen."
"Hätten sie ihm denn gleich ins Bein schießen müssen?"
"Ich hab ihm nicht ins Bein geschossen."
"Aber er hat gehumpelt."
"Ich habe einen Warnschuß abgegeben, er hat sich erschrocken und ist über einen Stein gestolpert."
"Ein Warnschuß mit einem Schalldämpfer? Zweimal?", fragte Schröder und verwies damit auf die Tatsache, dass Schüsse mit Schalldämpfer durch Wiederholung nicht lauter werden.

- Um zu prüfen, ob ein Dialog lebhaft wirkt, sollte man sich nicht die an dieser Stelle oft zitierte Frage stellen "würde ich an der Stelle meines Charakters das sagen?", sondern vielmehr "würde mein Charakter das freiwillig sagen oder würde er mir vors Schienbein treten, wenn ich ihm den Satz in den Mund lege?"

- Um durch reinen Dialog seine Protagonisten zu charakterisieren, ist alles erlaubt: Stilbrüche, kurze (unvollständige) Sätze, Umgangssprache, Flüche, Grammatikfehler. Schriftsprache in gesprochenen Dialogen wirkt schnell fad. Vergleiche:

"Ey, du Klappstorch! Wenn du deine verschissenen Drecksquanten nich sofort vom Tisch ziehst, is hier gleich Achterbahn! Aber mal sowas von!"
"Wenn du deine Füsse nicht gleich vom Tisch herunternimmst, bekommst du eine Ohrfeige."
Ähnliches gilt übrigens auch, wenn man in seinen Geschichten einen Ich-Erzähler benutzt:
Benzin vermischt mit gefrorenem Orangensaftkonzentrat ergibt Napalm. Die erste Regel lautet, dass man nicht darüber redet. Und vor allem solltest du wissen - nicht fürchten, sondern wissen - dass du eines Tages sterben wirst. Interessant, oder?
Nein, natürlich nicht. In diesem Moment interessierte mich eher, warum zum Geier ich ausgerechnet jetzt daran denken musste. Vielleicht sollte ich nicht mehr so oft ins Kino gehen, vielleicht hatte ich auch nen Seifenfetisch - ich glaube aber, der Grund für meine Gedanken lag darin, dass mir dieses Arschloch gerade gehörig die Fresse polierte.

- Adjektive und Füllwörter sind das Salz in der Buchstabensuppe. Kaum etwas erzeugt Atmosphäre so leicht, wie ein richtig gesetztes Adjektiv. Strikte Lehrsätze der Art "Vermeide Adjektive und Füllwörter, wo es nur geht" sind einfach dumm, weil sie generell verteufeln und somit Potential verschenken. Viel lieber sollte man versuchen, sich diese knubbeligen Dinger zum Freund zu machen und sie für seine Zwecke zu gebauchen. Vergleiche:
Als ich dann Kitty das erste Mal sah, wurde die Welt schwarzweiß. Der Hintergrund verlor an Bedeutung, Kontraste wurden eins, Farben verblassten und verschwammen zu irgendeinem undeutlichen Brei aus Nichtigkeit, vor dem sich überdeutlich die verdammt weibliche Silhouette dieser gottgleichen Schönheit abzeichnete. Ihr rotes Abendkleid wollte nicht so recht in die feucht-schwüle Atmosphäre dieses Ladens passen, verlieh ihrem Körper aber genau jenen Hauch von lasziver Verruchtheit, für den Männer töten würden. Blonde Haare, wohin das Auge reichte, eine Figur, die irgendwo zwischen perfekt und makellos schwankte und ein Augenaufschlag, der sich so nahtlos an das Gesamtbild anschmiegte, wie ihr ziemlich gewagter Ausschnitt an ihre ebenso gewagten Brüste.
Als ich Kitty das erste Mal sah, wurde die Welt schwarzweiß. Der Hintergrund verlor an Bedeutung, Kontraste wurden eins, Farben verblassten und verschwammen zu einem Brei aus Nichtigkeit, vor dem sich die Silhouette dieser Schönheit abzeichnete. Ihr Abendkleid wollte nicht in die Atmosphäre dieses Ladens passen, verlieh ihrem Körper aber jenen Hauch von Verruchtheit, für den Männer töten würden. Blonde Haare, wohin das Auge reichte, eine Figur, die zwischen perfekt und makellos schwankte und ein Augenaufschlag, der sich an das Gesamtbild anschmiegte, wie ihr Ausschnitt an ihre Brüste.

- Taucht beim Schreiben irgendwann der Konflikt Bauchgefühl kontra Kopf auf, hat der Bauch grundsätzlich immer(!) Recht. Gilt auch und wohl vor allem für Humor, da dieser nicht rational erklärbar ist. Man sollte nicht gleich sein ganzes Schaffen in Frage stellen und seine Texte umschreiben, nur weil der ein oder andere Leser sie mal nicht lustig oder gut findet.

 

Die lieben Verben

Verben sind das Salz in der Suppe. Die Sahne auf der Torte. Ohne sie funktioniert kaum ein Satz und schon gar keine Geschichte.
Und gerade deshalb sollte man darauf achten, welche Verben man verwendet.

1. Hilfsverben (sein, haben, werden) provozieren Wortwiederholungen und sagen zu dem nichts aus. Deshalb sparsam verwenden.

Hier ein Beispiel:
*Die Katze ist zufrieden. Da entsteht kein Bild beim Leser, weil dieser Satz farblos ist.
*Die Katze schnurrt. Eine schnurrende Katze kann sich wohl jeder vorstellen. Dieser Satz sagt viel mehr aus als der erste und das liegt einzig und allein am kräftigen Verb schnurren.

2. Inhaltsarme Verben (laufen, gehen, sehen u.s.w.) verallgemeinern nur, wirken langweilig und provozieren das Verwenden unnötiger Adjektive.

Hier ein Beispiel:
*Der alte Mann ging langsam über die Straße. Dieser Satz sagt zwar etwas aus, aber eben nur allgemein, denn gehen, kann man verschieden und langsam ist auch Definitionssache.
*Der alte Mann schlich über die Straße. Sofort ist das Bild da und ganz ohne Adjektiv.

Hier noch einige Beispiele für kraftlose Verben in Sätzen.
*Ich lief ins Badezimmer.
*Benny ging über die Straße.
*Das Auto entfernte sich.
*Das Buch ist auf dem Tisch.
*Er tat Tee in die Kanne.

Und hier die bessere Möglichkeit.
*Ich taumelte/wankte/schlurfte ins Badezimmer.
*Benny rannte/flitzte/hüpfte über die Straße.
*Das Auto fuhr/raste davon.
*Das Buch liegt auf dem Tisch.
*Er goss/schüttete Tee in die Kanne.

Noch ein Tipp:
Der Zauberspruch heißt hier: Wähle die richtigen Synonyme

 

Und als Ergänzung:
Die überflüssigen Verben

Eure Deutschlehrer haben Euch erzählt, dass ein Satz ohne Verb kein Satz ist? Vergesst es: Manchmal ist ein Satz ohne Verb ein besserer Satz.

"Ich füttere die Katze mit Dosenfutter und mich selbst mit einem Toastbrot von vorgestern. Die Katze ist zufrieden. Ich bin es nicht."

Nicht schlecht, aber wie wäre es damit:

"Ich füttere die Katze mit Dosenfutter und mich selbst mit einem Toastbrot von vorgestern. Die Katze: zufrieden. Ich nicht."

 

Schon mehrmals hast du uns aufgefordert, vita, dir hierzu weitere Vorschläge zu unterbreiten. Ich habe mir die von dir zusammengetragenen Vorschläge durchgelesen, und ich muß sagen, daß deine Liste besser ist als ich gedacht habe.

Aber gut ist sie nicht, und ich fürchte, sie wird das auch niemals sein. Weil die Liste nur deine Ansichten wiedergibt oder nur das, was du an anderen Vorschlägen für gut befunden hast. Das kann auch gar nicht anders sein, denn nicht alles, was da an Vorschlägen eingegangen ist, kannst du gut heißen, dafür sind wir alle zu sehr Individualisten. Gewiß, wir haben Gemeinsamkeiten, aber in wichtigen Dingen sind wir oft unterschiedlicher Meinung, was die häufig kontrovers geführten Diskussionen zu den einzelnen Geschichten beweisen.

Diese Liste wird, wenn sie einmal veröffentlich wird, entweder der kleinste gemeinsame Nenner all derjenigen sein, die hierzu Vorschläge unterbreitet haben werden, oder aber ein Sammelsurium unterschiedlichster Ansichten, aus denen sich ein Autor das Seine herauspicken kann, um damit gleich bei diejenigen anzuecken, die diese Meinung nicht teilen. :D

Erklärtermaßen bin ich für die Vielfalt, daher hier meine Bemerkungen zum Thema:

vita schrieb:
Achte darauf, genug Absätze zu machen. Stellen, an denen sich Absätze anbieten, sind zum Beispiel:
beim Wechsel einer Szene: "Er verließ die Bar. Zu Hause angekommen..."
beim Wechsel des Sprechers: "Tom sagte: "Wieso?" "Darum", antwortete..."
beim Wechsel des Inhalts: "bla bla, Autos, bla bla, bla bla, du musst mir noch viel Geld geben"
In jedem dieser Fälle ist es möglich, dass der Leser, der den Text mitunter vielleicht nur überfliegt, den Wechsel der Szene, des Sprechers, der Thematik, nicht mitbekommt.
Hier fände ich es besser, wenn man nicht nur sagt, wie es besser wäre, sondern auch zeigt, wo die Absätze hingehörten.


vita schrieb:
Eine klassische Kurzgeschichte hat eine Einleitung, einen Hauptteil und einen Schluss. Der Leser wird ohne viel Vorspiel mitten in die Geschichte geworfen und verlässt sie relativ abrupt wieder.
Diese zwei Sätze widersprechen sich. Besser wäre es, darauf hinzuweisen, daß eine kg Einleitung, Hauptteil und Schluß haben kann, und daß andere Formen genauso legitim sind – es sind alle Formen aufzuführen, denn alle sind, wenn überhaupt, klassisch.


vita schrieb:
Harpunen funktionieren zwar auf dem Meer, sind auf dem Land als Jagdwaffe jedoch denkbar ungeeignet
Dies ist eine unnötige Einschränkung, eine Harpune kann auch außerhalb des Wassers als Waffe eingesetzt werden, sie ist sogar wirkungsvoller.

vita schrieb:
Vermeide als Einstieg Suizid-, Bettler- und Drogengeschichten, denn die Dramatik einer Geschichte ist nicht die Hauptsache.
So kategorisch gesagt stimmt das nicht. Besser: Dramatik muß nicht die Hauptsache einer Geschichte sein. Noch besser wäre es, den ganzen Satz zu streichen, denn es gibt keinen Grund, warum ein Anfänger nicht diese Themen aufgreifen sollte!


vita schrieb:
pass auf die Perspektive auf
Bitte erklären, was eine Perspektive ist.


vita schrieb:
Plötzlich steckt der ganze Text voller Füllwörter, und man hat keine Ahnung, wie sie da hingekommen sind.
Bitte erklären, was Füllwörter sind. Und darauf hinweisen, daß auch Füllwörter eine Funktion haben – sonst gäbe es sie nicht.


vita schrieb:
#) Achte auf Wortwiederholungen.
Oftmals verfolgt man einen Gedanken, das führt dazu, dass im folgenden (oder übernächsten) Satz ähnliche Worte erneut vorkommen. Ersetze diese durch Synonyme.
Bitte darauf verweisen, daß Wortwiederholungen auch ein Stilmittel sein können, daß sie zum Beispiel die Dringlichkeit oder die Einzigartigkeit einer Situation oder einer Sache betonen helfen.


vita schrieb:
Die Handelnden, der Held, der Schurke, die Frau, alle sollten plausibel sein und plastisch dargestellt.
Das kann man so nicht sagen, es sollte schon Unterschied zwischen Protagonisten und den Statisten da sein, sonst verzettelt man sich und das hält die Geschichte auf.


vita schrieb:
Ein Bauarbeiter denkt nicht an "alabasterweiße Haut".
In dieser Absolutheit ist das ein Klischee. Es gibt Bauarbeiter mit Abitur oder Studium, andere, die kunstinteressiert oder selbst Künstler sind, oder welche, die schon eine Alabasterskulptur aufgestellt haben und daher wissend sind, etc.


vita schrieb:
#) Benenne keine Gefühle, beschreibe sie.
Statt einfach zu schreiben "A ist traurig" beschreibe besser die Effekte, die diese Traurigkeit auf A hat: "A fühlte sich, als würde sein Inneres von einer Baggerschaufel ausgehöhlt." (Wir erinnern uns: A ist Bauarbeiter! )
Diese Methode ist auch zur Schilderung von Situationen und Gefühlen vorzuziehen. Also nicht "Es war unheimlich", sondern undurchdringliche Dunkelheit, knarrende Türen etc. beschreiben. Nicht "X hatte Angst", sondern das Gefühl von beschleunigtem Herzschlag und Atmung, erweiterte Augen, offenen Mund, Gänsehaut etc beschreiben, wobei "Gänsehaut" z.B. auch noch eher platt ist. Überlegen, wie sich das wirklich anfühlt. Als würden viele kleine Insekten über die Haut krabbeln? Als würde eine Flüssigkeit den Rücken hinunterlaufen? Als wäre die Haut plötzlich zu eng für den Körper?
(Das nennt man übrigens im englischen Sprachraum "Show don't tell".)
Die meisten Beispiele gehören auf den Müll. Beispiele: Undurchdringliche Dunkelheit muß nicht unheimlich wirken, und wenn Gänsehaut platt ist, dann ist eine knarrende Tür das schon zweimal.


vita schrieb:
#) Nicht mit Adjektiven charakterisieren. Also nicht schreiben "X war ein böser Mensch", sondern ihn etwas Böses tun oder sagen lassen. Diese Methode kann man gut aus Filmen oder Theaterstücken lernen, wo es gar nicht anders geht.
Wieso das? Ein Mensch kann auch durch das Gerede anderer Leute charakterisiert werden, ja er muß gar nicht persönlich auftreten, sondern nur in Gedanken oder Gesprächen anderer präsent sein. Auf diese Weise kann man zum Beispiel zeigen, daß ein sogenannter böser Mensch in Wirklichkeit gar nicht bös ist.


vita schrieb:
#) Die lieben Verben
Dieser Punkt ist zu überarbeiten, denn die dortigen Beispiele sind größtenteils nur Schmarrn: ging langsam ist nicht das gleiche wie schleichen, lief was anderes als taumelte/wankte/schlurfte, und ging was anderes als rannte/flitzte/hüpfte. -> Man soll immer das Wort benutzen, das am besten das trifft, was ein Autor vor seinem inneren Auge sieht, alles andere ist Kokolores.


vita schrieb:
keine witzigen Vergleiche in todernsten Situationen.
Wieso nicht? Es gibt auch tragikomische Geschichten.


vita schrieb:
#) Der Dialog
Du kannst deine Protagonisten noch so gut beschreiben und charakterisieren; Leben hauchst du ihnen erst ein, wenn du sie zu Wort kommen lässt.
Schmarrn.


vita schrieb:
Zuviele Sprechverben bremsen den Lesefluss und provozieren Wortwiederholungen. Deshalb sind Nachsätze die elegantere Variante.
Schmarrn.


vita schrieb:
Ein Arzt wird sicherlich anders sprechen als ein Handwerker
Klischee. Siehe auch oben die Bemerkung über „den“ Bauarbeiter.


vita schrieb:
Vor dem Posten solltest du die Geschichte noch einmal eine Weile liegenlassen, je nachdem, wie fit du in Rechtschreibung, Grammatik und Stil bist, ein paar Stunden bis ein paar Tage. Danach lies den Text noch einmal durch, dann hast du ein bisschen Abstand gewonnen. Vielleicht fallen dir jetzt noch Holprigkeiten auf, die du beim ersten Schreiben gar nicht gesehen hast?
Vielleicht sollte man hier darauf hinweisen, daß das Überarbeiten auch Nachteile haben kann – es kann eine Geschichte verwässern. Vor allem Geschichten, die in einem Rutsch, in einem emotionalen Ausnahmezustand geschrieben wurden, haben meistens viel Herzblut inne, das beim Versuch, die Geschichte zu glätten oder in Form zu bringen, verloren gehen kann. Ich meine hier ausdrücklich nicht die Grammatik- oder Schreibfehler, die sollten schon beseitigt werden, sondern politische und sonstige Ungerechtigkeiten oder gar Ungeheuerlichkeiten, die ein Autor hat unbewußt einfließen lassen.

Noch etwas von mir: Etwas, das der Leser schon weiß (oder wissen müßte), nicht mehr noch einmal erzählen, es sei denn, es sprechen trifftige Gründe dafür. Mit anderen Worten: Jeder Satz soll etwas Neues bringen, dann kann schwerlich Langweile entstehen.

Zuletzt noch ein paar Weißheiten, die ich für sehr treffend halte – vielleicht kann man sie in der Liste irgendwo unterbringen, möglicherweise sogar als Motto voranstellen:

Allen Ginsberg schrieb:
Der erste Gedanke ist der beste Gedanke. Beobachte, was lebendig ist. Bemerke, was Du bemerkst. Ertappe Dich beim Denken.
Roland Barthes schrieb:
Der Text, den ihr schreibt, muss mir zeigen, dass er mich begehrt.
Pablo Picasso schrieb:
Der größte Feind der Kreativität ist der sogenannte gute Geschmack.

Dion

PS: Ich habe nur vitas Liste gelesen, ich weiß also nicht genau, von wem die darin enthaltenen Regeln bzw. Beispiele kommen. Und das Ganze ist wie immer nur meine ganz persönliche Meinung.

 

Hallo Dion,

einige der kritisierten Beispiele sind von mir. Ich stimme Dir zu, wenn Du anmerkst, dass es sich um Klischees handelt, aber das würde bereits in den Bereich der Charakterisierung reichen: Dass Charaktere keine Abziehbilder sein sollen.
Mir ging es aber (z.B. im Bauarbeiterfall) darum, darauf hinzuweisen, dass der Autor aus der Lebenswelt seines Protagonisten heraus beschreiben soll, nicht aus seiner. Viele Anfänger kennen den Unterschied nicht und schreiben daher jede Szene, jeden Dialog uniform in der selben Wortwahl, Bildsprache usw. Ich denke, die Beispiele beleuchten das.

Viele Grüße,
Naut

 

Überleg dir vorher, was du schreiben möchtest
Der Punkt kommt mir zu spät und zu versteckt.
Auch, würde ich ihn erweitern, denn er hat nicht nur etwas mit der Stringenz zu tun.

Überlege dir, was du schreiben möchtest und warum du gerade darüber schreiben möchtest?
Welchen Bezug hast du zum Thema oder zum Hingergrund.
Was ist für dich daran unterhaltsam, was könnte für den Leser daran unterhaltsam sein. Was ist für dich daran interessant oder spannend, was könnte es für den Leser sein?

 

Schön, langsam kommt ja hier wirklich eine Diskussion zustande. Dion hat möglicherweise schon bewiesen, dass solche Threads wirklich zur Verallgemeinerung verleiten. Dem können wir ja noch entgegenwirken.

Ja, die Beispiele (von denen manche von mir stammen) sind nicht grade hohe Literatur. Auch ich stimme zu, dass es sich um Klischees handelt. Aber (zumindest mir) ging es darum, anhand möglichst simpler Beispiele (schließlich ist der Thread für blutige Anfänger) ein Prinzip zu erläutern. Dass man die Beispiele nicht hirnlos übernehmen soll, sollte mMn ohnhin als Warnung in dem Thread stehen. Und es wird ja wegen dieses Threads keiner anfangen, jede unheimliche Situation mit knarrenden Türen zu untermalen, ob das nun Sinn ergibt oder nicht. So viel Intelligenz darf man hoffentlich auch einem Schreibanfänger unterstellen. Aber es steht Vita natürlich frei, die schlechten Beispiele durch gute zu ersetzen.

Wieso das? Ein Mensch kann auch durch das Gerede anderer Leute charakterisiert werden,
"sagen und tun lassen" sind auch nur beispielhafte Möglichkeiten. Dions Ergänzung über Charakterisierung durch Dritte kann man ja den Beispielen hinzufügen.

ging langsam ist nicht das gleiche wie schleichen,
Eben, darum geht es ja. Schleichen ist eine bestimmte Form von gehen (oder sich fortbewegen), die konkreter als gehen (oder fortbewegen) ist, und daher in den meisten Fällen vorzuziehen.

keine witzigen Vergleiche in todernsten Situationen.
Wieso nicht? Es gibt auch tragikomische Geschichten.
Okay, das ist eine Ausnahme, die man durchaus noch erwähnen kann/sollte. Aber das ändert nichts an der Richtigkeit der Aussage. Ein unfreiwillig zum Lachen reizender Vergleich mitten in einer Tragödie ist ja wohl der schlimmste Stimmungskiller, den es gibt.

Vielleicht sollte man hier darauf hinweisen, daß das Überarbeiten auch Nachteile haben kann – es kann eine Geschichte verwässern.
Stimmt, aber das sollte man sehr Vorsichtig formulieren, wenn wir nicht von fehlerstrotzenden Geschichten überschwemmt werden wollen.

 

Hallo Naut,
hallo Woodwose,
hallo vita,

ich wollte euch mit meiner Kritik nicht zu nahe treten, sondern nur darauf hinweisen, was Regeln und Beispiele anrichten können, wenn man sie ohne groß nachzudenken übernimmt. Deswegen sollte bei Beispielen immer auch ein Gegenbeispiel da sein, auch ein Hinweis, wie man gegen eine gerade aufgestellte Regel im guten Sinne verstoßen kann, wäre nützlich.

Das ist sicher keine einfache Arbeit, aber allgemeine Hinweise am Anfang oder Ende der Liste, daß man das Gesagte nicht wörtlich nehmen soll, hat so gut wie keine Wirkung, weil ein Anfänger eben nicht weiß, wann was gilt, und sowieso nicht alles liest, sondern nur die Punkte, die ihn in dem Moment interessieren. Das wird Redundanz erzeugen, aber besser man sagt es einmal zuviel, als einmal zu wenig.

Die Liste sollte – wie in Ratgebern üblich – klar gegliedert und grafisch durch vB Code (Farbe, Größe, Schriftart) aufbereitet sein, so mit fetten Überschriften und klar bezeichneten Unterpunkten, damit man sofort erkennt, was was ist (Thema, Beispiel, Kommentar) und sich auch darauf beziehen kann, ohne sie gleich zitieren zu müssen.

Und, vita, vielleicht kannst du die Liste aus diesem Thread schon jetzt (nach der grafischen Bearbeitung) ausgliedern oder zumindest für sich stehen lassen, damit man von Anfang an sehen kann, wie das Ganze Form annimmt – dann macht es mehr Spaß, für den Inhalt zu sorgen.

 

Ein unfreiwillig zum Lachen reizender Vergleich mitten in einer Tragödie ist ja wohl der schlimmste Stimmungskiller, den es gibt.
Oft stimmt das ein absichtlich Lachen reizender Vergleich mitten in einer Tragödie kann aber auch die ernsten Stimmungen eventuell perfekt timen.

Eines meiner Lieblingsbeispiele hierfür gleich mehrere Dialoge in dem Film "Mississippi - Fluss der Hoffnung" von Peter Horton.
*Spoiler*

Etwa, wenn ein an AIDS erkrankter Junge mit seinem Freund die Krankenschwestern immer auf die gleiche Weise ärgert, indem er das Ableben vortäuscht. Gerade, weil der Junge in einer dieser Situationen, als es schon längst keine Krankenschwester und kein Arzt mehr glauben, tatsächlich stirbt, setzt die komische Variante dort eins drauf.

Es gibt noch eine andere Szene in diesem Film, die das meisterhaft vorfühlt.

Die beiden Jungen sind mit dem Floß unterwegs nach New Orleans, weil sie dort auf ein Medikament hoffen. Nachts im Zelt hat der kranke Junge einen Albtraum und schwitzt ganz fürchterlich. Erwachend erzählt er dem Freund, wie er immer wieder vom Tod träumt, wie er sich darin ganz alleine fühlt und immer glaubt, es wäre schon der reale Tod und kein Traum.
Man mag es für unfreiwillig komisch halten, dass der Freund ihm ausgerechnet seinen ausgelatschten Basketballschuh in die Arme drückt und (sinngemäß) sagt. "Solange du die dabei hast bin ich bei dir und du bist noch am Leben."
Aber gerade diese offensichtlicheund eigentlich komische Hilflosigkeit rührt unglaublich.

*Spoilerende*

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom