Was ist neu

Den Himmel berühren

Mitglied
Beitritt
31.10.2005
Beiträge
612
Zuletzt bearbeitet:

Den Himmel berühren

Den Himmel berühren (überarbeitet)

Seine Haut blass. Die Hände kalt und leblos wie die einer Puppe. Die Stirn heiß vom Fieber. Tränen in ihren Augen und Schatten unter seinen.

Vor dem Fenster fallen die ersten Flocken. Leicht und unbeschwert schweben sie zu Boden.
Die Luft im Zimmer ist stickig und trocken. Ein Kreuz hängt über der Tür. Grelles Neonlicht spiegelt sich auf grauen Fliesen.
Das monotone Rattern eines Infusomaten, begleitet sein Atmen.

"Philip! Ich bin da! Hörst du? Ich gehe nicht weg!" Amelies Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern. Sie streichelt sein Gesicht, küsst seine Stirn. "Bitte geh nicht! Ich liebe dich so sehr!" Aber er antwortet nicht. Er ist bewusstlos.

Sie hatten so viele Träume: Hochzeit, Kinder, ein Haus auf dem Land. Alles zu Ende. Ein heftiger Weinkrampf schüttelt sie. "Warum wir? Warum ausgerechnet wir?"

Vom Gang klingen Schritte. Eine Krankenschwester betritt das Zimmer und lächelt freundlich. Sie ist noch sehr jung. Mit routinierten Griffen wechselt sie die Infusion mit den Schmerzmitteln, drückt Knöpfe und liest Werte von einem Monitor an der Wand ab. "Geht es ihnen gut?"
Amelie nickt, kaum sichtbar und streichelt über Philips Wange.
"Wenn sie etwas brauchen, dann klingeln sie nach mir." Noch einmal lächelt sie, dann verlässt sie den Raum.

"Ich hasse sie", denkt Amelie. "Wie kann sie lachen und so tun, als ob nichts ist. Wie kann sie das einfach hinnehmen und zur Tagesordnung übergehen?"
Gleich darauf schämt sie sich für diese Gedanken. Die Schwester macht nur ihre Arbeit. Für sie ist der Tod alltäglich.

Dieses Zimmer erdrückt sie. Der Geruch nach Desinfektionsmittel und Medikamenten nimmt ihr die Luft. Sie fühlt sich wie in einem Gefängnis, in dem man die Krankheit vor dem Leben versteckt. Hilflos zwischen all den Geräten. Zur Untätigkeit verurteilt, nutzlos, einsam, elend.

Wieder schweift ihr Blick zum Fenster. Die Bäume ausgezehrte, farblose Gerippe, bar jeden Lebens. Der Himmel ein graues, lichtschluckendes Leichentuch. Wann waren sie das letzte Mal glücklich? Im Frühling? Ja, im Frühling! Aber irgendwann war der Frühling gegangen und mit ihm das Leben.

*
Es war das erste schöne Wochenende im Juni. Der Stress der letzten Tage und Wochen hatte Spuren hinterlassen. Sie hatten sich kaum gesehen und wenn, dann war er müde gewesen. Amelie hatte begonnen, sich sorgen zu machen. In letzter Zeit war er so still und in sich gekehrt. Ganz anders als der Philip, den sie kannte und liebte. Der Philip, der immer einen Scherz auf den Lippen hatte, der Philip, der so übervorsichtig war und sich schon Sorgen machte, wenn sie einmal zehn Minuten zu spät kam. Der Philip, der die Zeitung von hinten nach vorn las und schwarzen Kaffee mit sechs Stück Würfelzucker trank.
Sie hatte die Sorgen beiseite geschoben. Wahrscheinlich war es wirklich der Stress.
Beide hatten Berufe, die ihnen viel abverlangten. Er als Versicherungsagent, sie als Lektorin. Sie liebte ihren Beruf, genauso wie er seinen. Aber manchmal wurde der Druck einfach zu groß.

Amelie hatte den Picknickkorb gepackt und sie waren nach Fürstenberg gefahren. Raus aus der Stadt, weg von Hektik und Lärm.
Die Mühlenwiese war wie geschaffen für ein romantisches Picknick. Inmitten von Kornblumen, unter türkisblauem Himmel, begleitet vom Summen der Bienen und dem Vogelgezwitscher aus dem nahen Wald.
Sie legte die karierte Decke auf das Gras und breitete die mitgebrachten Leckereien darauf aus. Philip sah ihr stumm dabei zu. Als sie fertig war, setzte sie sich zu ihm, legte den Arm um seine Hüfte, wollte ihn küssen. Er entzog sich ihr. "Nicht, bitte lass das!"
"Was ist denn?"
"Nichts! Es ist alles okay. Mach dir keine Sorgen."
"Das tue ich aber, du bist so anders als sonst."
"Es geht mir wirklich gut, ich bin nur etwas abgespannt." Er versuchte zu lächeln, aber es geriet zur Grimasse.
Amelie setzte sich vor ihn, legte ihren Zeigefinger unter sein Kinn und zwang ihn so, ihr in die Augen zu sehen. "Philip Amtor, glaubst du wirklich du könntest der Frau die dich liebt etwas vor machen?", scherzte sie. Er antwortet nicht. "Irgendetwas ist mit dir, ich sehe das. Fühlst du dich nicht wohl? Sollen wie wieder nach Hause fahren?"
"Amelie ich ... ich ..." Philip's Hände begannen zu zittern.
"Es ist etwas schlimmes oder?", fragte sie arlamiert. Philip nickte, sein Gesicht hatte jegliche Farbe verloren. "Ich bin ... ich werde ... "Er atmete schwer. Schweiß erschien in einem Netz feiner Perlen auf seiner Stirn.
"Ich kann nicht. Ich kann nicht. Ich kann das nicht! Ich kann es dir nicht sagen!"
Einem einfachen Reflex folgend nahm Amelie ihn in die Arme, drückte ihn an sich, hielt ihn fest.
"Egal was es ist, wir schaffen das. Wir lieben uns doch".
Philip begann zu weinen. Die Mauer die er um sich gebaut hatte um sie zu schützen, zerbarst in ihren warmen, weichen Armen wie eine Glasscheibe unter einem Hammerschlag.
Seine Tränen durchnässten ihr Sommerkleid. Als sie versiegten, fand er die endlich Kraft, auszusprechen, was er ihr hatte verschweigen wollen.
"Ich habe Krebs. Ich werde bald sterben."
Amelie saß da. Ihr Blick ging ins Leere, ihre Unterlippe bebte. Ein kleiner gelber Schmetterling flog vorüber. Sie nahm ihn nicht wahr. Ihre Hand lag schlaff in der von Philip. Sie war unfähig zu sprechen, zu reagieren, zu trösten. Sie fühlte sich einfach nur leer.
Vier Worte. Vier kleine Worte, die wie ein böses Echo in ihrem Kopf widerhallten. Ich werde bald sterben.

*
Sie hatten versucht zu verdrängen, hatten es totgeschwiegen, als wenn nichts wäre. Hatten eine Art Tunnelblick entwickelt, der sie vor der Wirklichkeit schützen sollte. Irgendwie hatte es funktioniert. Irgendwie. Bis zu diesem Tag vor zwei Wochen.

Amelie war einkaufen gefahren. Atemlos stellte sie die Transportbox vor der Tür ab und steckte den Schlüssel in das Schloss. "Meine nächste Wohnung liegt im Erdgeschoss", stöhnte sie, nahm die Kiste wieder auf und schob die Tür mit einem Fußtritt zur Seite. "Bin wieder da." Philip stand am Fenster. Er drehte sich nicht um, gab keine Antwort.
Amelie platzierte die Box auf einem Stuhl und trat hinter ihn. "Liebling?" Wieder keine Reaktion. Mit sanfter Gewalt drehte sie ihn zu sich um. Tränen in seinen Augen. Sein Gesicht totenbleich. "Ich kann nichts mehr sehen. Amelie, ich bin blind. Oh Gott ich bin blind! Ich bin blind!" Sie keuchte vor Schrecken. Ihre Hände begannen zu zittern, ihr Herz zu rasen. "Warte, ich ... ich ho... hole einen Stuhl." Er griff instinktiv nach ihrem Arm.
"Nein, bitte bleib ... hier ... mir ist so ... " Noch bevor er den Satz beenden konnte, brach er bewusstlos zusammen.

*
In der Klinik hatte man ihr erklärt, dass der Tumor eine Blutung in der Großhirnrinde ausgelöst und sämtliche höheren Hirnfunktionen irreversible geschädigt hatte.
"So leid es mir tut Frau Berger, wir können nichts mehr für ihren Freund tun", hatte der Stationsarzt ihr mittgeteilt. Philip war ins Koma gefallen.
*
Es bringt sie fast um, ihn so zu sehen. Hilflos. Sterbend.
Bis gestern war alles in Ordnung gewesen. Er hatte keine Schmerzen gehabt. Es ging ihm gut.
Wieder füllen sich ihre Augen mit Tränen. Sie legt den Kopf auf seine Brust, spürt seinen rasenden Herzschlag. Die Berge und Täler auf dem Monitor an der Wand werden immer flacher. Mit jedem Atemzug fühlt sie das Leben aus seinem Körper weichen. Spürt, wie er ihr entgleitet. Gedanken verlieren sich. Ungesagte Worte tanzen wie leichter Nebelhauch im Zimmer. Wünsche schweben in das Reich der unerfüllbaren Sehnsüchte und treffen auf Schatten verlorener Träume. Liebe, Glück, Freude und Schmerz verschwimmen im grauen Nichts gestaltloser Leere.
Sie beginnt, zu singen: leise, kaum hörbar. Sein Lieblingslied.

Als das Lied zu Ende ist, senkt sich Stille über den Raum. Sein Herz hört auf zu schlagen. Sein Brustkorb hebt und senkt sich nicht mehr. Das Blut weicht aus seinem Gesicht. Seine verkrampften Muskeln entspannen sich. Aus dem Schmerz wird Frieden.
Während draußen der Winter beginnt, endet drinnen sein Leben.

Amelie steht auf. Öffnet das Fenster. Dicke, weiße Schneeflocken fallen vom Himmel und decken Bäume, Sträucher, Dächer zu.
Sie blickt sie an, die leere Hülle, die einmal Philip war. Dann den Horizont, an dem ein Schwarm Vögel fliegt. Eine einzige heiße Träne stiehlt sich davon und zeichnet eine glitzernde Spur auf ihre Wange. "Jetzt kannst du den Himmel berühren", sagt sie. Dann klingelt sie nach der Schwester.

 

So, lange hat es gedauert, aber jetzt hab ich die Geschichte überarbeitet und auch einige Tipps die mir im Bezug auf die Vergleiche und den Dialog gegeben wurden mit eingebaut.

Gruß, Phoenix

 

Hallo phoenix,

diese Geschichte ist vielleicht ein gutes Beispiel dafür, warum ich so vehement gegen goldene Regeln vorgehe, denn hier nehmen sie dem Text die Kraft.
Der technische Aufbau, die Struktur ist klassisch, fast in jedem Fernsehspiel so zu bewundern. Man schaffe eine Glückssituation, in die ein Blitz einschlägt. Laut Lehrbuch in der gleichung, je rührender und detailierter die Glückssituation, um so niederschmetternder die Nachricht. Das ist ein klassisches Timingrezept.
Dabei beschreibst du die Situationen gut, man kann sich das Picknick und auch das Krankenhimmer vorstellen, man kann darin leben. In den Details bist du authentisch. Das gefällt mir. Wenn du aber in den Aufbau und in die Struktur der einzelnen Szenen gehst, dann ist es immer ein Muster, bei dem ich meine, schon im Ansatz den beabsichtigten Effekt zu erkennen. Das ist auf der Wiese genau so, wie in dem MOment, wie Amelie vom Einkaufen zurückkommt. Lehrbuch: Reiß die Leute aus dem Alltag. Ein kleiner Fluch über eine geringe ärgerliche Situation macht es dramatischer.

Und natürlich stimmen diese Regeln, sie sind nur so durchschaubar, dass du dabei verloren gehst, dass man sich fragt, warum du es erzählst.
Du zerstörst dir also mit erlerntem Handwerk eine gute Geschichte, weil es so durchschaubar wird und die geplanten Überraschungen eben keine mehr sind, weil der Plan schon im Ansatz sichtbar wird.

Einige Details:

Das monotone rattern eines Infusomaten, begleitet sein Atmen.
Rattern
Amelie hatte begonnen, sich sorgen zu machen
Das siehst du selber ;)
Philip, der so übervorsichtig war und sich schon Sorgen machte, wenn sie einmal zehn Minuten zu spät kam
das liest sich auch nach still und in sich gekehrt.
"Ich habe Krebs. Ich werde bald sterben."
Um ehrlich zu sein, die ganze Zeit des Aufbaus über habe ich gehofft, dass genau diese Aussage nicht folgen würde. Positiv an diesem Aufbau ist das Leben, das wirkt schon authentisch, die Decke, die Kleinigkeiten, alles erstmal nicht aufgesetzt. Mit diesem Satz aber wird es aufgesetzt. Für mich zerstörst du damit die ganze vorangegangene Authenzität und degradierst die Szene zu einem Spannungsaufbau aus dem Lehrbuch.
Zudem (und das weißt du als Krankenschwester bestimmt) führt Aufbau und Situation in die Irre. Zwar hatte ich mit der Krebsankündigung gerechnet (oder sie genauer befürchtet) aber Stress - Entspannung - Wiese wären medizinische Herzinfarktsituation.
Amelie, ich bin blind. Oh Gott ich bin Blind! Ich bin blind!"
warum das eine Blind groß?
"Nein, bitte bleib hier mir ist so ... "
zwischen hier und mir muss etwas kommen, auch, wenn er es stockend und mechanisch sagen soll.
Als das Lied zu Ende ist, senkt sich Stille über den Raum. Sein Herz hört auf zu schlagen. Sein Brustkorb hebt und senkt sich nicht mehr
Welchen Grund würdest du hier für die synchronisierte Zeit des Liedes mit dem Tod angeben, außer, dass es ein klassischer typischer dramaturgischer Bogen ist?

Lieben Gruß, sim

 

Hallo sim

Danke für's Lesen und Lektorieren. Sorry, dass du so lang auf eine Antwort warten musstest, aber ich musste die letzten beiden Tage auf Arbeit bleiben, weil ich nicht nach Hause konnte wegen dem Schneechaos.

Nimm mir das bitte nicht übel, aber irgendwie, verstehe ich diese ganze Kritik nicht so richtig.

diese Geschichte ist vielleicht ein gutes Beispiel dafür, warum ich so vehement gegen goldene Regeln vorgehe, denn hier nehmen sie dem Text die Kraft.
Schade das du das so siehst, denn hier habe ich mich überhaupt an keine Regeln gehalten, höchstens unbewußt beim Überarbeiten, sonst hab ich mir nur aufgeschrieben was passieren soll, hab für meine Prots Charakterprofile entworfen und sonst einfach drauf los geschrieben.
Vielleicht könntest du ja mal an Beispielen erklären was du meinst, dann kann ich es dahingehend nochmal überarbeiten.
Der technische Aufbau, die Struktur ist klassisch, fast in jedem Fernsehspiel so zu bewundern. Man schaffe eine Glückssituation, in die ein Blitz einschlägt. Laut Lehrbuch in der gleichung, je rührender und detailierter die Glückssituation, um so niederschmetternder die Nachricht. Das ist ein klassisches Timingrezept.
Ach ja? So hab ich das noch nicht gesehen. Und ehrlich gesagt, hat das auch noch niemand kritisiert (ist ja schon die überarbeitete Version, die andere ist im Archiv)
Lehrbuch: Reiß die Leute aus dem Alltag. Ein kleiner Fluch über eine geringe ärgerliche Situation macht es dramatischer.
Nee, also in meinem Lehrbuch steht das bestimmt nicht und das mit dem dramatischer hatte ich auch so nicht geplant. Kurz bevor ich diese Szene geschrieben habe, war ich einkaufen und musste den schweren Einkaufskorb quer durch die "Prärie" schleppen und da es sich so anbot, hab ich das eben eingebaut.
Das siehst du selber ;)
:confused: Was meinst du?
das liest sich auch nach still und in sich gekehrt.
:confused: Versteh ich auch nicht. *auf dem Schlauch steh*
Um ehrlich zu sein, die ganze Zeit des Aufbaus über habe ich gehofft, dass genau diese Aussage nicht folgen würde.
Leider verstehe ich auch hier nicht, was du meinst und warum dich dieser Satz, der ja nun mal als logische Konsequenz aus dem Gespräch der beiden hervor geht, so stört.
Zudem (und das weißt du als Krankenschwester bestimmt) führt Aufbau und Situation in die Irre. Zwar hatte ich mit der Krebsankündigung gerechnet (oder sie genauer befürchtet) aber Stress - Entspannung - Wiese wären medizinische Herzinfarktsituation.
Du bist der Einzige, den das bis jetzt gestört hat. Und nur wegen 'Stress - Entspannung - Wiese' muss er doch nicht gleich einen Herzinfarkt erleiden (in diesem Alter-da hätte ich schon mindestens drei haben müssen).
Welchen Grund würdest du hier für die synchronisierte Zeit des Liedes mit dem Tod angeben, außer, dass es ein klassischer typischer dramaturgischer Bogen ist?
Kannst du mir erklären was du meinst? Ich versteh die Frage nicht.

Gruß, Phoenix

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Phoenix,

ich nehme dir gar nichts übel :)
Ich hoffe, du schaffst es, dich einigermaßen von diem Arbeitsmarathon zu regenerieren.

Vielleicht könntest du ja mal an Beispielen erklären was du meinst, dann kann ich es dahingehend nochmal überarbeiten.
Viele der folgenden Kritikpunkte waren ja die Erklärungen an Beispielen. Zum Beispiel das Timing Rezept.
Ach ja? So hab ich das noch nicht gesehen. Und ehrlich gesagt, hat das auch noch niemand kritisiert
Nein, natürlich kritisiert so etwas hier niemand. Du hast es ja richtig gemacht. Du hast eine Wiese geschaffen, ein gemütliches Picknick eine Atmosphäre, die eintspannt sein sollte, voller Liebe, auf der schon ein leichter Schatten liegt. Und darein knallt die zaghafte Eröffnung, er habe Krebs. Tränen, usw.
In ganz vielen Büchern, in Fernsehspielenm in Filmen, überall wird es so gemacht, auf einen kalkulierten Effekt hin zu arbeiten. Es ist wirklich klassisch. Warum sollte es jemand kritisieren?
Wenn ich es kritisieren, dann nur, weil es mir hier in diesem Aufbau schon fast zu deutlich ist. Andere würden dich sogar für diesen Aufbau loben.
Ebenso für den Einkaufskorb. Solche Details geben einer Geschichte ja üblicherweise die persönliche Note. Und auch ich finde es grundsätzlich gut. Hier störte es mich, weil eben so klar war, was folgt. Das meinte ich mit durchschaubar.
Das siehst du selber

Was meinst du?

Das du Sorgen klein geschrieben hattest. ;)
das liest sich auch nach still und in sich gekehrt.

Versteh ich auch nicht. *auf dem Schlauch steh*

Du beschreibst, der Mann wäre heute still und in sich gekehrt und im Kontrast dazu, wie er früher war.
Philip, der so übervorsichtig war und sich schon Sorgen machte, wenn sie einmal zehn Minuten zu spät kam
klingt aber für mich eher nach dem heutigen Philip, jedenfalls nicht nach gravierender Veränderung. Das mag daran liegen, dass ich es eher nervig finde, wenn sich jemand bei zehn Minuten Verspätung schon Sorgen macht, auch wenn ich selber eher ein sehr pünktlicher Mensch bin.
Leider verstehe ich auch hier nicht, was du meinst und warum dich dieser Satz, der ja nun mal als logische Konsequenz aus dem Gespräch der beiden hervor geht, so stört.
Weil Krebs in diesem Zusammenhang, in dieser Konstellation, in diesem Aufbau nun einmal der größte anzunehmenden Schrecken ist, den du hättest einführen können. Es ist ein klassisches Rührung durch Inhalt Prinzip. Eigentlich ist es fast egal, wie du weiterschreibst. Krebs ist eben schrecklich. Dass dein Prot an dieser Stelle Krebs hat, erscheint mir (ich sage nicht, dass es so ist) als kalkulierter Rührungseffekt. Natürlich weiß ich, dass du als Krankenschwester auch tagtäglich mit den Folgen davon zu tun hast, mit den Hoffnungen, den Therapien, der Verzweiflung. Ich gehe also davon aus, dass du einen Grund hast, über Krebs zu schreiben, dass es dir ein Bedürfnis ist. Um so trauriger finde ich es, wenn dieser Grund und die Erfahrungen, die du mit der Krankheit hast, überhaupt nicht spürbar werden. Damit meine ich nicht, dass es autobiografisch sein muss oder sollte. Damit meine ich eher das Gefühl, dass, obwohl das doch das Thema der Geschichte ist, die Auswirkungen der Krankheit auf die Beziehung im Alltag kaum spürbar werden. Zwei Absätze nehmen sie ein, einer davon sagt, sie verdrängen es. Kann man das? Wie hat es funktioniert? Gab es nicht Streit, wenn der Prot seine schwindene Selbstständigkeit nicht akzeptieren konnte? War er nicht vielleicht sogar manchmal ungerecht, wenn er nur unzufrieden mit sich selbst war? Gab es keine Phasen des Selbstmitleids, die sich mit Phasen der Hoffnungen abgewechselt haben?
Du findest ja poetische Beschreibungen und doch scheint mir darin die Seele zu fehlen.
Wenn du also aus einer inneren Notwendigkeit über Krebs geschrieben hast, wovon ich ja ausgehe, warum wirkt die Geschichte auf mich dann trotzdem so kalkuliert? Das waren die Gedanken, die mich bei meiner Kritik geleitet haben.
Es bringt sie fast um, ihn so zu sehen. Hilflos. Sterbend.
Sie muss stark sein, Dinge für zwei organisieren, das über einen langen Zeitraum hinweg, nie ein Wort von Überforderung (außer durch eine Transportbox), und dann dieser eine beschreibende Satz über ihr Gefühl zu der ganzen Situation (weiter vorne faierweise noch, ihre zitternden Hände, als er blind wird). Fast habe ich das Gefühl, beide Protagonisten kommen in dieser Geschichte über sie bei dir zu kurz weg.
Du bist der Einzige, den das bis jetzt gestört hat. Und nur wegen 'Stress - Entspannung - Wiese' muss er doch nicht gleich einen Herzinfarkt erleiden (in diesem Alter-da hätte ich schon mindestens drei haben müssen).
in diesem Alter? Habe eben extra noch mal geschaut. Ich habe kein Alter gefunden.
Natürlich muss er keinen Herzinfarkt haben. Es ist halt nur so, dass die meisten Herzinfarkte nicht direkt während der Stressperiode auftreten, sondern eher hinterher in der Entspannungsphase.
Welchen Grund würdest du hier für die synchronisierte Zeit des Liedes mit dem Tod angeben, außer, dass es ein klassischer typischer dramaturgischer Bogen ist?

Kannst du mir erklären was du meinst? Ich versteh die Frage nicht

Hast du mal überprüft, wie oft in Literatur und Film eine Szene kommt, in der Liedende und Tod im Gegenschnitt übereinstimmen? Schon zu oft für das Leben. Es war ganz sicherlich mal eine gute For, etwas zu symbolisieren und ist es dosiert auch noch. Für mich wirkt es hier einfach kitschig. Allerdings unterstellte ich dir, du hättest dir dabei etwas gedacht, das über den Rührungswert hinaus geht.
Du weißt gut, dass ich überhaupt nichts gegen rührende Geschichte habe.
Hier hatte ich aber beim Lesen oft das Gefühl, du wolltest einfach mal eine rührende Geschichte schreiben und hast dir das Thema Krebs danach gesucht. Ich hatte die ganze Zeit beim Lesen das Gefühl eher das Ergebnis einer mathematischen Kalkulation zu lesen, so schön die auch geschrieben ist und so wenig, wie es technisch daran auszusetzen gibt.
Wenn (und davon gehe ich aus) das nicht so war, dann ist zu überlegen, wie kommt dieser Eindruck zustande?
Wenn dir das Thema etwas bedeutet, dann baue in die Geschichte ein, was es dir bedeutet. Das ist es glaube ich, was mir an der Geschichte fehlt. Ich lese nicht warum du diese Geschichte erzählst.
Das meinte ich damit, dass die Technik und der Aufbau, so geschickt, wie sie auch sind, dieser Geschichte die Kraft nehmen.

Es kann natürlich sein, dass wir an diesem Punkt einfach eine sehr unterschiedliche Auffassung über das Schreiben und auch über das Lesen haben. Ich erinnere mich da an meine Enttäuschung zu Ricks Geschichte um "Nina", bei der mir eben auch diese Seele und diese Kraft in der Geschichte fehlten.

Lieben Gruß, sim

 

Wenn ich es kritisieren, dann nur, weil es mir hier in diesem Aufbau schon fast zu deutlich ist.
Ja könnte sein, nur, wie kann man sowas so schreiben, das es deutlich genug aber nicht zu deutlich ist.
Ebenso für den Einkaufskorb. Solche Details geben einer Geschichte ja üblicherweise die persönliche Note. Und auch ich finde es grundsätzlich gut. Hier störte es mich, weil eben so klar war, was folgt. Das meinte ich mit durchschaubar.
Hm. Mir war absolut nicht bewusst, das es so voraussehbar ist, worauf diese Szene hinausläuft. Ich hab aber auch echt keine Idee, wie ich überarbeiten könnte, damit dem nicht mehr so ist.
Das mag daran liegen, dass ich es eher nervig finde, wenn sich jemand bei zehn Minuten Verspätung schon Sorgen macht, auch wenn ich selber eher ein sehr pünktlicher Mensch bin.
:cool: Mich nervt das auch, mein Pa ist nämlich so und da ich dachte, das dies gerade ein Kontrast zu ruhig und in sich gekehrt ist und gleichzeitig auch zeigt, dass Philip immer sehr besorgt um Amelie ist. Schade wenns nicht so ankommt, wie ich beabsichtigt hatte. :heul:
Weil Krebs in diesem Zusammenhang, in dieser Konstellation, in diesem Aufbau nun einmal der größte anzunehmenden Schrecken ist, den du hättest einführen können.
Achso, jetzt verstehe ich glaube ich was dich stört: Holzhammermethode. Aber hätte ich zum Bleistift Herzinfarkt oder Verkehrsunfall mit Koma o.ä. genommen, wäre es doch mit Sicherheit auf das Gleiche raus gelaufen.
Auswirkungen der Krankheit auf die Beziehung im Alltag kaum spürbar werden. Zwei Absätze nehmen sie ein, einer davon sagt, sie verdrängen es.
Ja, da hast du recht. Das ist mir selbst auch aufgefallen.Das Problem war, mir fehlte eine gute Idee, dies weiter und vorallem glaubhaft und kurzweilig auszubauen.
Gab es nicht Streit, wenn der Prot seine schwindene Selbstständigkeit nicht akzeptieren konnte?
Nun ja, es ging ihm ja gut, bis zu dieser entscheidenden Szene wo er blind ist.
Gab es keine Phasen des Selbstmitleids, die sich mit Phasen der Hoffnungen abgewechselt haben?
Das könnt ich mal versuchen einzubauen. Gute Idee. Danke! :kuss:
Du findest ja poetische Beschreibungen und doch scheint mir darin die Seele zu fehlen.
Bitte, bitte sag mir doch nicht so was! :heul::sad: Ich war doch so stolz auf die Beschreibungen.
Wenn du also aus einer inneren Notwendigkeit über Krebs geschrieben hast, wovon ich ja ausgehe, warum wirkt die Geschichte auf mich dann trotzdem so kalkuliert?
Kalkuliert? Wirklich? Dabei hatte ich beim Schreiben gerade Wert drauf gelegt, dass es nicht so klingt.
Fast habe ich das Gefühl, beide Protagonisten kommen in dieser Geschichte über sie bei dir zu kurz weg.
Hach man *stöhn* das hat schon mal jemand kritisiert und ich hab es dahingehend überarbeitet und so wie es aussieht hat das wohl nicht gereicht.
in diesem Alter? Habe eben extra noch mal geschaut. Ich habe kein Alter gefunden.
Ups ja, das steht nicht im Text, nur im Charakterprofil (28J.). Da stehen immer alle möglichen Ding drin, die ich dann oft garnicht im Text verwende, aber irgendwie trotzdem zum Schreiben brauche.
Hast du mal überprüft, wie oft in Literatur und Film eine Szene kommt, in der Liedende und Tod im Gegenschnitt übereinstimmen?
Oft? Öfter? Am Öftersten :D ? Ja zu klischeehaft, dass wurde mir auch schon gesagt, aber ich wusste nicht, wie ich's ändern sollte.
Du weißt gut, dass ich überhaupt nichts gegen rührende Geschichte habe.
Hier hatte ich aber beim Lesen oft das Gefühl, du wolltest einfach mal eine rührende Geschichte schreiben und hast dir das Thema Krebs danach gesucht.
Du bist ja trollig: So war das überhaupt nicht geplant. War eine Aufgabe fürs Studium. Ein Schwarzweißbild zeigte einen Mann und eine Frau auf einer Frühlingswiese beim Picknick und die Aufgabe war eine Kg von 70 Zeilen drauß zu schreiben. Am Anfang wollte ich eine - Er macht ihr nen Heiratsantrag und sie eröffnet ihm, das sie ihn nicht liebt Geschichte drauß machen. Aber dann dachte ich:" Nee, voll langweilig, total abgelutscht, zuviel Klischee." Irgendwann fiehl mir dann ein, dass ich das Bild einfach nur als Erinnerung nehmen könnte. Und noch etwas später kam mir dann die Idee mit dem Krebs.
Wenn (und davon gehe ich aus) das nicht so war, dann ist zu überlegen, wie kommt dieser Eindruck zustande?
Eine wirklich gute Frage. Ich könnte mir höchstens vorstellen, dass es wirklich so ist wie du sagst und das da einfach zuweinig über meine beiden Prots drin ist.
Es kann natürlich sein, dass wir an diesem Punkt einfach eine sehr unterschiedliche Auffassung über das Schreiben und auch über das Lesen haben. Ich erinnere mich da an meine Enttäuschung zu Ricks Geschichte um "Nina", bei der mir eben auch diese Seele und diese Kraft in der Geschichte fehlten.
Ja, haben wir, mir hat sie ja gefallen. Geschmäcker sind eben verschieden.

Ich kuck mal was sich machen lässt im Hinblick auf ausbauen u.s.w.

Danke für die Mühe, die Tipps und das Lob.

Lieben Gruß, Ph:)enix

 

Hi Phoenix,

ich kann mich an die erste Fassung nicht mehr erinnern, und weiß auch nicht mehr was ich dir dazu geschrieben habe.
Leider muß ich mich Sims Meinung anschliessen.

Handwerklich ist deine Kg genau das, was du in der Schule (ich habe sie auch "besucht":D ) gelernt hast.
Du baust gut auf und findest schöne, teilweise poetische Worte.
Und trotzdem ist die KG geprägt von theatralischem Klischee.
Glaube mir, ich hasse dieses Wort. Habe es mir hier, zu Beginn meiner KGde-Zeit, oft genug anhören müssen.;)
Zuerst habe ich auch gedacht: Was wollen die bloß von mir? Doch mit der Zeit habe ich begriffen.
Ich habe viele andere KGs, in diesem Forum gelesen, mir die Klischees (fast) abgewöhnt und finde meinen neuen Schreibstil, nun Zeitgemässer und auch viel besser.:shy:
Natürlich ist alles Geschmacksache.
Was deiner KG fehlt, ist das wahre Leben. Konflikte, die durch eine solche Krankheit entstehen. (wie Sim schon sagte)
Z.B.: Wut, Verdrängung, Hoffnung, Verzweiflung ...
Und das alles ohne Theatralik.
Ich weiß, das ist nicht einfach.:schiel:
Ich habe nach einer meiner Klischeegeschichten, immer eine neue geschrieben und versucht es anders zu beschreiben.

Ich finde deine Geschichte wirklich nicht schlecht, nur zu schnulzig.
Nicht mutlos werden. Ich glaube, dass du ganz schnell herausfinden wirst, was ich meine.
Ein Beispiel:

Amelie ich ... ich ..." Philip's Hände begannen zu zittern.
"Es ist etwas schlimmes oder?", fragte sie arlamiert. Philip nickte, sein Gesicht hatte jegliche Farbe verloren. "Ich bin ... ich werde ... "Er atmete schwer. Schweiß erschien in einem Netz feiner Perlen auf seiner Stirn.
"Ich kann nicht. Ich kann nicht. Ich kann das nicht! Ich kann es dir nicht sagen!"
Ohweia ...:schiel:

Ein Vorschlag:
Amelie, ich muß dir etwas sagen. Philip ergriff ihre Hände. "Es fällt mir schwer ...
"Amelies Herz schlug einen Takt schneller. Seine Worte drangen schmerzvoll in ihr Bewusstsein.
"Ich habe Krebs!"

Weisst du was ich meine?

lieben Gruß, coleratio

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Phoenix26,

nun werde ich auch noch in die gleiche Kerfe wie meine Vorschreiber hauen :shy:, zwar inhaltlich nichts wiederholen, dir aber ein paar Sätze raussuchen, die mich irritiert haben, bei denen ich das Gefühl habe, dass dadurch die Geschichte eckig wird.

Das monotone Rattern eines Infusomaten, begleitet sein Atmen.
das Komma muss hier noch weg


Sie hatten so viele Träume: Hochzeit, Kinder, ein Haus auf dem Land.
Klar haben viele diesen Traum. Aber du könntest ihn doch konkretisieren, das würde es etwas weniger klischeehaft machen: Es wäre kein Problem, wenn sie mit ihren Berufen auf das Land ziehen würden, da er als Versicherungsvertreter sowieso oft unterwegs ist und sie als Lektorin auch - trotz Kinder - gut zu Hause am Schreibtisch arbeiten könnte. Vielleicht auch abends oder nachts. Dann ist man schon mal näher an den Prots dran.

Mit routinierten Griffen wechselt sie die Infusion mit den Schmerzmitteln, drückt Knöpfe und liest Werte von einem Monitor an der Wand ab. "Geht es ihnen gut?"
Fragt man sowas mit einem todkranken Freund im Bett? Wäre so eine Frage nicht angebrachter, wenn die Prot davor zB als sehr bleich und zitternd beschrieben wird? Dann könnte ich das nachvollziehen, so nicht.
"Wenn sie etwas brauchen, dann klingeln sie nach mir." Noch einmal lächelt sie, dann verlässt sie den Raum.
Okay, Phoenix, du bist hier die Fachfrau. Aber wieso soll denn die Besucherin klingeln, wenn sie etwas braucht. Geklingelt wird doch, wenn er etwas benötigt. Die Zeit, dass sich die Schwestern um Besucher kümmern, gibt es schon länger nicht mehr (aber das brauche ich dir ja nicht erzählen ;) ).

Die Bäume ausgezehrte, farblose Gerippe, bar jeden Lebens. Der Himmel ein graues, lichtschluckendes Leichentuch.
bar jeden Lebens ist doch sehr aufgesetzt


Die Mühlenwiese war wie geschaffen für ein romantisches Picknick. Inmitten von Kornblumen, unter türkisblauem Himmel, begleitet vom Summen der Bienen und dem Vogelgezwitscher aus dem nahen Wald.

das ist Klischee pur...versuche doch, dir diese Situation vorzustellen und finde deine eigenen Worte dafür, am besten Beschreibungen, die wir hier so noch nie gelesen haben ;)

Einem einfachen Reflex folgend nahm Amelie ihn in die Arme, drückte ihn an sich, hielt ihn fest.
"Egal was es ist, wir schaffen das. Wir lieben uns doch".
Philip begann zu weinen. Die Mauer die er um sich gebaut hatte um sie zu schützen, zerbarst in ihren warmen, weichen Armen wie eine Glasscheibe unter einem Hammerschlag.
Seine Tränen durchnässten ihr Sommerkleid. Als sie versiegten, fand er die endlich Kraft, auszusprechen, was er ihr hatte verschweigen wollen.
"Ich habe Krebs. Ich werde bald sterben."
Amelie saß da. Ihr Blick ging ins Leere, ihre Unterlippe bebte. Ein kleiner gelber Schmetterling flog vorüber. Sie nahm ihn nicht wahr. Ihre Hand lag schlaff in der von Philip.
In dem Absatz könnte man mehr über Körpersprache zeigen.
Amelie nahm ihn in die Arme und dann saß sie da. Bei welchen Worten hat sie sich aus der Umarmung gelöst? Abrupt oder langsam? Sah sie ihn dabei noch an oder war der stierige Blick gleich da? Ich kann mir die doch wichtige Reaktion von Amelie in deinem Abschnitt ganz schlecht bildlich vorstellen, ich weiß zwar, dass sie geschockt ist, aber wie sie sich Philip gegenüber verhält, kommt in der Szene zu wenig raus. Erst dann beschreibst du:

Sie war unfähig zu sprechen, zu reagieren, zu trösten. Sie fühlte sich einfach nur leer.
Bau doch dieses Gefühl vorher schon ein.

Sie hatten versucht zu verdrängen, hatten es totgeschwiegen, als wenn nichts wäre. Hatten eine Art Tunnelblick entwickelt, der sie vor der Wirklichkeit schützen sollte. Irgendwie hatte es funktioniert.
Dieses Irgendwie würde mich sehr interessieren. Sie spielten doch ein halbes Jahr Theater miteinander. Das macht doch eine Beziehung kaputt oder bringt sie in eine ganz andere Ebene.

Das fehlt total und ist doch so wichtig. Ihr muss es doch so leid tun, (wenn auch vielleicht erst am Ende), dass sie die Zeit bis zum Tod nicht sinnvoll mit Gesprächen darüber genutzt haben. Da verschenkst du einen ganz wichtigen Punkt, um die Prots zu charakterisieren. Sie kann ihn doch gar nicht so leicht in den Tod lassen, weil sie das Thema nicht miteinander verarbeitet haben.

Lieber Gruß
bernadette

 

Hallo Coleratio
Hallo Bernadette

Vielen Danke für eure Mühe. :kuss:

Ich denke ich komme im Moment bei dieser Geschichte nicht weiter.
Wahrscheinlich hilft bei diesen vielen Kritikpunkten und auch dem was sim gesgagt hat, dass die Seele fehlt, Überarbeiten alleine nicht aus.
Ich habe jetzt für mich beschlossen die Geschichte erst einmal ein paar Monate liegen zu lassen und dann komplett umzuschreiben.
Jetzt bin ich wahrscheinlich auch einfach betriebsblind für viele Sachen, da ich schon so oft an der Kg rum geändert habe.

Ist wahrscheinlich auch ein nicht ganz einfach umzusetzendes Thema, was ich mir da ausgesucht habe, denn wenn irgendwo Liebe, Krankheit oder Tod im Spiel sind, läuft man ganz schnell Gefahr in Klischees, Kitsch oder ins Vorhersehbare abzurutschen.

Ich werde eure Kritikpunkte und die Verbesserungsvorschläge beim Umschreiben auf jeden Fall berücksichtigen.

Liebe Grüße
Phoenix

 

Erster Teil

Hallo Phoenix26,

du bist sozusagen selber Schuld. Du hast mich als Metzger ;-) sozusagen eingeladen. Meine Meinung und nur meine Meinung! (Achtung, ich teile die Kritik in mehrere Teile auf, je nachdem wieviel Zeit ich habe.)

Erster Eindruck:
Insgesamt berührt deine Geschichte mich nicht sehr, weil der Aufbau alleine schon nicht paßt und der Erzähler viel zu viel narrativ erzählt, statt es zu zeigen.
Der von Sim angeführte Standartaufbau würde vorsehen, daß du erst die Normalität zeigst, und dann den Bruch- Krebs andeutest. Also dem Leser eine Figur an die Hand gibst, den Leser diese Figur vorstellst- und dann mit dem Krebs kommst.
Du fängst mit dem Tod an, wenn auch einer anderer Art Tod, kehrst dann in die Vergangenheit zurück, und versuchst so die zerschellten Träume zu zeigen. Leider ist die Rückblende schwach, weil du die Gefühle nicht mitnimmst, sondern die Figur zu 90% über Narration aufbaust.
Und das ist ein Grund, warum deine Geschichte den Leser nicht mitnimmst- die narrativ geschilderten Gefühle wirken nicht, weil die Figuren sie nicht tragen, du den Gefühlen im Raum, und im Gesicht/ Körper der Figuren keinen Platz gewährst.
Zudem sind die ganzen Standartsätze depremierend, weil du nicht ins Persönliche kommst- sondern nur das übliche schilderst. Und das kennt der Leser schon. Er will aber lesen, was das besondere an deiner Geschichte ist. Und das findet sich nicht in Standarts.


Aber nun in den Text hinein:

Den Himmel berühren

Dieser Titel hat schwer kitschverdacht, und sollte bei einer Erwachsenengeschichte nicht verwendet werden. (Ich hasse Kitsch!)

Seine Haut blass. Die Hände kalt und leblos wie die einer Puppe. Die Stirn heiß vom Fieber. Tränen in ihren Augen und Schatten unter seinen.

Der berühmte erste Satz: "Seine Haut ist blass" ist ein Standartsatz und zieht den Leser nicht in die Geschichte rein.
Dann zwei Sätze mit Die- Wiederholung.
Hände kalt und leblos wie die einer Puppe- der Vergleich ist auch eher üblich, aber vor allem schwach, weil du nicht den Gesamteindruck Puppe erweckst. Ein Teilvergleich ist jedoch oft schwächer, weil du mit einem Vergleich aus der eigentlichen Erzählung hinausgehst.
Auch die anderen Bilder: Stirn heiß vor Fieber, Tränen in ihren Augen, Schatten unter seinen- sind eher übliche. Wobei die Kombination (im letzten Satz) sehr schön ist.
Probleme: Nach einem schwachen ersten Satz gelingt es dir nicht ein Bild der Szene zu geben, alles bleibt anskizziert mit üblichen Bleistiftstrichen- und der Vergleich leitet noch aus der Stelle aus.
Du fokussierst nur auf eine Situation, zeigst aber nicht, was passiert- also bin ich als Leser noch nicht drin.

Vor dem Fenster fallen die ersten Flocken. Leicht und unbeschwert schweben sie zu Boden.

Auch hier ein Standartsatz, dann eine Deutung des Erzählers: Hier benutzt du das Wetter als Gegenpol zur Situation im Raum, was nur über eine Erzählerwertung funktioniert. Würde ich insgesamt streichen, weil eine Erzählerwertung immer schwach ist.

Die Luft im Zimmer ist stickig und trocken. Ein Kreuz hängt über der Tür. Grelles Neonlicht spiegelt sich auf grauen Fliesen.
Das monotone Rattern eines Infusomaten, begleitet sein Atmen.

Problem 1:Hier kommt erst die Beschreibung des Zimmers- aber du erreichst nur Nase, Augen und Gehör.
Eine wichtige Frage wäre jedoch, warum du diese Sätze so gebündelt hintereinander bringst, nachdem der Leser bisher die Szene noch nicht vor Augne hat. Dementsprechend würde ich den Infusomaten vorziehen, und damit im ersten Abschnitt klar machen, wo das alles stattfindet- ohne direkt mit weiteren Beschreibungen zu kommen. Die anderen Beschreibungen dann bitte verteilt, in einer Aufbausituation (ausgehend von der Krankenhausidee- Infusomaten, dann langsam das Zimmer ausgestalten).

Die eweiteren Bilder- Luft stickig und trocken (Standart, wenn auch nicht Standart für Krankenhaus), grelles Neonlicht- Krankenhausstandart, sind wieder uninteressant. Das Kreuz hängt nur in konfessionellen Krankenhäusern- also würde ich ein Kruzifix nehmen.
Problem 2: Diese Bilder sind nur das, was ich erwarte, und was ich überall sehe. Mit anderen Bildern könntest du weit mehr erreichen, wenn du das Zimmer ein wenig individuell ausgestaltest, weil jeder Leser diese Standartbilder sowieso beim Thema Krankenhaus im Kopf hat. Also verwende die Standarts nur insoweit, wie du sie mit persönlichen Dingen ausgestaltest. Also indem du zeigst, was auf seinem Beiwagen steht- was macht deutlich, wer dort liegt, was sind seine Hobbies und Interessen. Kriegt er regelmäßig Besucht, wie alt ist er. All das kannst du hier bringen:
Zum Beispiel hier mit einem Photo von ihm einen Kontrast setzen, wie sah er vorher aus, wie jetzt. Oder ein Bild von ihm mit seiner Freundin. Jemand könnte ihm ein Geschenk mitgebracht hat (Sähen und ernten), was später in einer Rückblende wichtig war).

"Philip! Ich bin da! Hörst du? Ich gehe nicht weg!" Amelies Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern. Sie streichelt sein Gesicht, küsst seine Stirn. "Bitte geh nicht! Ich liebe dich so sehr!" Aber er antwortet nicht. Er ist bewusstlos.

Wieder die reinen Standartbilder: das kaum mehr als ein Flüstern, das Gesicht streicheln, die Stirn küssen.
Die Dialogzeilen sind ebenfalls Standart.
Aber er antwortet nicht. Er ist bewusstlos.- furchtbarer Rhythmus.

Problem: Auch hier bringst du nur das, was ich in einer solchen Szene typischerweise erwarte. Die Figuren bleiben somit unpersönlich oder überpersönlich. Wo ist hier eine Stelle, wo die Figur Amelies persönlich reagiert- ob nun im Dialog oder durch eine Geste- die du unten in der Rückblende noch mal zur Verstärkung verwenden könntest.

Sie hatten so viele Träume: Hochzeit, Kinder, ein Haus auf dem Land. Alles zu Ende. Ein heftiger Weinkrampf schüttelt sie. "Warum wir? Warum ausgerechnet wir?"

Der erste Satz- hier versucht der Erzähler Gefühle zu wecken. Warum kommt das nicht aus der Figur, was besser wäre. Und warum sind auch diese Wünsche so unpersönlich und Standart.
Und auch der Weinkrampf ist Standart und langweilig- vor allem wenn dann so ein Standartzitat für Leid: Warum wir folgt.
Zudem könntest du diesen Teil wieder mit einem Detail an den Raum Krankenhaus binden- und somit dem Gefühl einen Raum geben, nämlich das Krankenhaus, die Krebsstation.

Vom Gang klingen Schritte. Eine Krankenschwester betritt das Zimmer und lächelt freundlich. Sie ist noch sehr jung. Mit routinierten Griffen wechselt sie die Infusion mit den Schmerzmitteln, drückt Knöpfe und liest Werte von einem Monitor an der Wand ab. "Geht es ihnen gut?"
Amelie nickt, kaum sichtbar und streichelt über Philips Wange.
"Wenn sie etwas brauchen, dann klingeln sie nach mir." Noch einmal lächelt sie, dann verlässt sie den Raum.

Erster Satz- Standart, genau wie der zweite Satz. Die Beschreibung sie ist noch sehr jung- uninteressant. Reiß hier doch mehr an, mit der Beschreibung. Jung allein ist uninteressant. Wie sieht sie aus.
Mit routinierten Griffen- wertendes Adjektiv- was du danach zeigst. Warum nicht erst zeigen, ein bißchen mehr sogar, und dann routiniert, was die Griffe einordnet.
Der Rest, wieder absoluter Standart. Deine Geschichte ist nicht um Figuren gebaut, sondern um Standarts.

"Ich hasse sie", denkt Amelie. "Wie kann sie lachen und so tun, als ob nichts ist. Wie kann sie das einfach hinnehmen und zur Tagesordnung übergehen?"
Gleich darauf schämt sie sich für diese Gedanken. Die Schwester macht nur ihre Arbeit. Für sie ist der Tod alltäglich.

Hier wieder Standarts, und nur Standarts. Du läßt die Figur etwas denken, zeigst aber nicht, wie sie sich das vorstellt. Was wesentlich stärker wäre. Und die Frage ist belanglos, weil sie immer gestellt wird- und wieder unpersönlich ist. Warum keine konkrete Fragen- oder das Amelie ihre Frage weiterdenkt- Geht es ihnen gut. Wie soll es mir gut gehen, wenn ich hier sitze. Und Philip beim sterben zusehe. Die Haut auf seinem Gesicht wird pergamentig...

Und dann behauptest du, dass sie sich schämt- aber du zeigst es nicht. Ich habe immer noch kein Bild von ihr, von einem Halbsatz abgesehen.
Gefühle werden in der Körpersprache gespiegelt, damit sie Raum haben, um zu wirken. So schwach.

Dieses Zimmer erdrückt sie. Der Geruch nach Desinfektionsmittel und Medikamenten nimmt ihr die Luft. Sie fühlt sich wie in einem Gefängnis, in dem man die Krankheit vor dem Leben versteckt. Hilflos zwischen all den Geräten. Zur Untätigkeit verurteilt, nutzlos, einsam, elend.

Ehrlich gesagt, Erzählerwertung, der nun alles zusammenfaßt, was die Figur nicht leistet. Du setzt den Raum in Bezug auf die Figur, aus dem Erzähler, und beschreibst was mit ihr passiert- und wie sie sich fühlt. Warum macht das nicht die Figur??
Denn es so zu nennen, berührt den Leser nicht, weil du die Gefühle vorschreibst, und nicht zeigst, und dem Leser die Deutung überlässt.

Wieder schweift ihr Blick zum Fenster. Die Bäume ausgezehrte, farblose Gerippe, bar jeden Lebens. Der Himmel ein graues, lichtschluckendes Leichentuch. Wann waren sie das letzte Mal glücklich? Im Frühling? Ja, im Frühling! Aber irgendwann war der Frühling gegangen und mit ihm das Leben.

Wetterklischee: Immer wenn Sonne/Regen oder Frühling/ Sommer- Winter in Kontrast gesetzt werden, um eine Veränderung im Leben anzuzeigen. Ist ziemlich abgelutscht.
Dazu die Bilder, die mit Tod assoziiert sind, und die plakative Umsetzung: Frühling gegangen und mit ihm das Leben.
Wieder der Versuch das Leid durch Übertragung darzustellen, aber die Figur trägt es nicht, sondern der Erzähler.

***

Ich werde den zweiten Teil in den nächsten Tagen weiterlektorieren.

 

Hallo Bluomo

du bist sozusagen selber Schuld. Du hast mich als Metzger ;-) sozusagen eingeladen. Meine Meinung und nur meine Meinung! (Achtung, ich teile die Kritik in mehrere Teile auf, je nachdem wieviel Zeit ich habe.)
Ist nicht schlimm. Mir hilft ja eine Weichspülerkritik nicht, wenn die Geschichte schlecht ist. Aus meinen Fehlern kann ich nur lernen, wenn mir jemand erklärt wo sie liegen.

Danke erst mal für deine Mühe. :kuss: Ich werd mich nach dem zweiten Teil des Lektorates dazu äußern denn im Moment ist meine Auffassungsgabe sehr begrenzt weil, ja schon etwas später. Muss auch morgen noch mal lesen, weil ich jetzt nicht alles verstanden habe - Konzentrationsproblem.

Lieben Gruß, Phoenix

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Phoenix26,

Ach ja, eine Bedingung gibt es aber: Bitte las den Text im Orginal so stehen, und schiebe Überarbeitungen bitte als eigenen Thread oder unter/ über den Orginaltext ein.

Zweiter Teil:

Es war das erste schöne Wochenende im Juni. Der Stress der letzten Tage und Wochen hatte Spuren hinterlassen. Sie hatten sich kaum gesehen und wenn, dann war er müde gewesen. Amelie hatte begonnen, sich sorgen zu machen. In letzter Zeit war er so still und in sich gekehrt. Ganz anders als der Philip, den sie kannte und liebte. Der Philip, der immer einen Scherz auf den Lippen hatte, der Philip, der so übervorsichtig war und sich schon Sorgen machte, wenn sie einmal zehn Minuten zu spät kam. Der Philip, der die Zeitung von hinten nach vorn las und schwarzen Kaffee mit sechs Stück Würfelzucker trank.

Rückblende: Du beginnst nun eine Rückblende- Es war das erste schöne Wochenende... und machst eine weitere Rückblende: Der Streß der letzten Tage... Dann in der Rückblende der Rückblende macht Amelie sich Sorgen... Und dann gibt es eine Rückblende in der Rückblende in der Rückblende.. In letzter Zeit war er so still und in sich gekehrt.
Das funktioniert nicht, weil du im Zeitsprung sofort weiter in der Zeit herumwirbelst. Wenn du das Gefühl hast, daß deine Rückblende eine zusätzliche Zeitinstanz direkt am Anfang braucht- dann ist es die falsche Rückblende.
Also bitte diese weiteren Zeitsprünge aktivieren- laß sie z.B. so etwas in einem Dialog klären. Oder fang mit der Handlung in der Rückblende an, verlagere diese Einsichten über Philip in die Handlung, und sie denkt nach der konkreten Handlung drüber nach. Also wenn Philip zu spät kommt, und müde aussieht, denkt sie, daß paßt nicht zu ihm und spricht ihn drauf an.

Konkret:
Der Teil des narrativen Erzählens bis:

der Philip, der so übervorsichtig war und sich schon Sorgen machte, wenn sie einmal zehn Minuten zu spät kam. Der Philip, der die Zeitung von hinten nach vorn las und schwarzen Kaffee mit sechs Stück Würfelzucker trank.
ist total Standart und unpersönlich. Das könnte auf Hunderte von anderen Situationen und Personen passen.
In diesem Teil wird es besser: aber übervorsichtig- wertend und kann gestrichen werden. Und nicht Sorgen machen- Standart- der ihre Freunde und die Mutter antelephonierte, wenn sie mal zehn Minuten zu spät kam- wäre schon besser. Noch besser wenn du etwas individuelleres finden würdest, daß er ihr immer kleine Zettel hinlegt, mit kleinen Zeichnungen drauf. Oder ihr die Einkaufsliste mit Zeichnungen statt Worten hinlegt,....
Mit der Zeitung ist besser, und mit dem Kaffee wieder etwas langweilig. Da könntest du mehr machen.

Sie hatte die Sorgen beiseite geschoben. Wahrscheinlich war es wirklich der Stress.
Beide hatten Berufe, die ihnen viel abverlangten. Er als Versicherungsagent, sie als Lektorin. Sie liebte ihren Beruf, genauso wie er seinen. Aber manchmal wurde der Druck einfach zu groß.

Die ersten beiden Sätze sind blabla- und führen den Leser nirgendwo hin. Entweder macht sie sich Sorgen, dann kannst du sie streichen. Oder du streichst den oberen Absatz und sie macht sich keine Sorgen.

Rückblende2: Nun versuchst du Hintergrund zu schaffen, wieder mit kurzen narrativen Elementen und viel Standart in einem Zeitsprung ins Allgemeine. Aber das ist für die Geschichte irrelevant, weil es nur einmal vorkommt. Und was nur einmal vorkommt, muss sehr farbig sein. Und die Nennung des Berufs ist nicht farbig.
Deshalb greife die Berufe woanders noch mal auf- z.B. am Ende oder am Anfang, oder streich das mit den Berufen, weil es nicht viel über die Figuren aussagt, wenn es nur einmal erwähnt wird.

Amelie hatte den Picknickkorb gepackt und sie waren nach Fürstenberg gefahren. Raus aus der Stadt, weg von Hektik und Lärm.
Die Mühlenwiese war wie geschaffen für ein romantisches Picknick. Inmitten von Kornblumen, unter türkisblauem Himmel, begleitet vom Summen der Bienen und dem Vogelgezwitscher aus dem nahen Wald.

Standart über Standart: Raus aus der Stadt, weg von Hektik und Lärm- das ist blabla. Das habe ich in Tausend Geschichten (ja, ich übertreibe) schon so gelesen, und es sagt nichts aus.
geschaffen für ein romantisches Picknick- langweilig, weil auch Standart. Wenn es geschaffen dafür ist, dann zeige mir, warum, statt es nur zu nennen. (Und dieser Standart ist auch noch kitschig).
Und die Ortsbeschreibung ist purer Kitsch. Das ist fast ein Topoi, ein Allgemeinplatz. Blümchen, türkisblauer Himmel, Bienensummen, Vogelgezwitscher- gääähhhn.
Das ist wieder ein Standartpicknick, in einer Standartumgebung und könnte überall stattfinden, mit zwei völlig willkürlich ausgesuchten Personen. Werde individuell!
Mach ein Picknick auf einem Hochhausdach, oder in einem Stadtpark- wo alle zuschauen, weil es regnet. Oder im Sandkasten vor einem Plattenbau.
Und begründe es so, daß es zieht. Das sie dort picknicken, weil sie sich dort kennengelernt haben- er hat ihr auf den Pulli gekotzt. Oder weil er Paragleider ist, und gerne die Welt von oben betrachtet. Oder sie eine Heuallergie hat.

Hier eine ketzerische Frage: Was verlierst du, wenn du genau hier anfängst??? Der Teil der Rückblende vorher versucht die Rückblende mit viel Kommentaren einzuordnen, aber es wirkt nicht farbig und lebendig. Du scheinst zu glauben, daß du die Rückblende vorher einordnen musst. Aber für die Lebendigkeit deiner Geschichte wäre es günstiger hier anzufangen, mit der eigentlichen Rückblende, und alles (am Besten aber nur ein Teil), was du narrativ vorher einordnest in die Rückblende mit rein zu nehmen.
Also mit dem Augenblick anzufangen, Amelie ist schon da, Philip noch nicht. Und sie überlegt, warum ist er noch nicht da. Er ist doch sonst pünktlich, während sie das Picknick schon mal auspackt. Als er kommt, spricht sie ihn darauf an....

Aber: Ich habe deine Rückblende jetzt mal kommentiert, als würde ich sie so stehen lassen. Ich würde aber eine andere Rückblende vorschlagen:
Du ordnest diese Rückblende als Vorlauf zu der eigentlichen Situation am Krankenbett ein.
Aber es wäre viel stärker, wenn sie sich nicht so viele Gedanken machen würde, und du einen schönen, gemeinsamen Abend zeigen würdest, und nur ein, zwei Andeutungen setzen würdest, daß etwas hier schon nicht mehr stimmt, bevor er am Ende sagt: Ich habe Krebs.

Sie legte die karierte Decke auf das Gras und breitete die mitgebrachten Leckereien darauf aus. Philip sah ihr stumm dabei zu. Als sie fertig war, setzte sie sich zu ihm, legte den Arm um seine Hüfte, wollte ihn küssen. Er entzog sich ihr. "Nicht, bitte lass das!"

mitgebrachte Leckereien- konkreter bitte, weil es ein Bild schafft. So blabla.
Der Rest- Standart über Standart: Sie legte die Decke aus, breite Leckereien aus. Er sah ihr stumm zu. Sie setzt sich zu ihm, legt den Arm um seine Hüfte, will ihn küssen. Er entzieht sich.
Das ist eine Aneinanderreihung von Standarts- das könnte jedes Picknick sein. Aber ich will das Picknick von Philip und Amelie. Was ist ihnen bei einem Picknick wichtig, wie sehen sie aus...
Ist sie ein Butter oder fettreduzierte Magerine Typ. Trinken sie Sekt, Champagner oder Wein. Und warum sind sie genau da, Bezug zu den Figuren. Und gibt es etwas besonderes: sie hat eine 1,5 Literkanne mit schwarzem Kaffee dabei... weil er den so gerne trinkt. Oder legt sie Kondome auf die Decke.... gib mir etwas zum konkreten Vorstellen.

"Was ist denn?"
"Nichts! Es ist alles okay. Mach dir keine Sorgen."
"Das tue ich aber, du bist so anders als sonst."
"Es geht mir wirklich gut, ich bin nur etwas abgespannt." Er versuchte zu lächeln, aber es geriet zur Grimasse.

Alles Standart

Amelie setzte sich vor ihn, legte ihren Zeigefinger unter sein Kinn und zwang ihn so, ihr in die Augen zu sehen. "Philip Amtor, glaubst du wirklich du könntest der Frau [komma] die dich liebt [komma] etwas vor machen?", scherzte sie. Er antwortet nicht. "Irgendetwas ist mit dir, ich sehe das. Fühlst du dich nicht wohl? Sollen wie wieder nach Hause fahren?"

Blabla. Da ist kein Bezug der Worte auf irgendetwas drin. Die Dinge sind unpersönlich, fast alles Standart.

"Amelie ich ... ich ..." Philip's Hände begannen zu zittern.
"Es ist etwas schlimmes oder?", fragte sie arlamiert. Philip nickte, sein Gesicht hatte jegliche Farbe verloren. "Ich bin ... ich werde ... "Er atmete schwer. Schweiß erschien in einem Netz feiner Perlen auf seiner Stirn.
"Ich kann nicht. Ich kann nicht. Ich kann das nicht! Ich kann es dir nicht sagen!"

Wieder Standart im Dialog: und dazu Körpersprachestandarts: Hände zittern, Gesicht wird weiß, Schweiß auf der Stirn.
Ich will hier keinen Essay zu Körpersprache schreiben, aber du hast 500 Möglichkeiten jede dieser Dinge anzuzeigen, ohne es mit den Standarts zu machen, die sowieso übertrieben sind.
Statt dem Händezittern: er kleckert mit der Marmelade, das Brot fällt runter und landet mit der Marmeladenseiten auf der karierten Decke.
Er sieht weg, und wippt mit den Zehen. Er könnte sich auf den Bauch legen, bevor er etwas sagt.....

Einem einfachen Reflex folgend nahm Amelie ihn in die Arme, drückte ihn an sich, hielt ihn fest.
"Egal was es ist, wir schaffen das. Wir lieben uns doch".

der einfache Reflex ist gar kein Reflex, deshalb ist die Wortwahl unsauber- und ja, viele Leute behaupten, daß es einen Umarmreflex gibt.
Und ihr Dialogsatz: Kitschig, unpersönlich und blaba.

Philip begann zu weinen. Die Mauer [komma] die er um sich gebaut hatte [komma- wenn auch nach neuer Rechtschreibung nicht mehr zwangsläufig] um sie zu schützen, zerbarst in ihren warmen, weichen Armen wie eine Glasscheibe unter einem Hammerschlag.

Die Mauer um eine Person herum ist ein Klischee, genau wie die warmen, weichen Arme- und das Bild mit der Glasscheibe ist nur unterdurchschnittlich. Vor allem, weil es hier aus der emotionalen Szene rausführt.
Wenn du hier einen Vergleich bringst, dann komplett:
Philip begann zu weinen. Die Glasglocke, die er um sich errichtet hatte, zerbarst in ihren Armen, wie durch einen Hammerschlag.
So hast du die Mauer raus- und ein ähnliches Bild drin.
Philip begann zu weinen. Seine Schutzglocke aus Glas zerbrach in ihren Armen, splitterte auf die Marmelade und den Sekt. Alles war zerbrechlich geworden.
Standart raus, Satzbau rhythmisiert und den Raum reingenommen- und Verweis aus der Szene heraus.

Seine Tränen durchnässten ihr Sommerkleid. Als sie versiegten, fand er die endlich Kraft, auszusprechen, was er ihr hatte verschweigen wollen.
"Ich habe Krebs. Ich werde bald sterben."

durchnässende Tränen.. Standart
Dann die Erklärung des Dialogsatzes, nicht sehr stark. Weil du das nicht zeigst, wie er versucht die Worte zu finden, sie möglicherweise einfach rausstößt....
Und sein Satz ist falsch: Er hat nicht Krebs, er hat einen Hirntumor. Und der zweite Satz kommt zu schnell- der erste Satz wirkt so nicht... weil der zweite direkt folgt. Also trennen.

Amelie saß da. Ihr Blick ging ins Leere, ihre Unterlippe bebte. Ein kleiner gelber Schmetterling flog vorüber. Sie nahm ihn nicht wahr. Ihre Hand lag schlaff in der von Philip. Sie war unfähig zu sprechen, zu reagieren, zu trösten. Sie fühlte sich einfach nur leer.
Vier Worte. Vier kleine Worte, die wie ein böses Echo in ihrem Kopf widerhallten. Ich werde bald sterben.

Wieder Standartreaktion, der Schmetterling ist in Ordnung. Und das leer fühlen ist eine Redewendung ohne Wirkung.
böses Echo- Standart.

*
Sie hatten versucht zu verdrängen, hatten es totgeschwiegen, als wenn nichts wäre. Hatten eine Art Tunnelblick entwickelt, der sie vor der Wirklichkeit schützen sollte. Irgendwie hatte es funktioniert. Irgendwie. Bis zu diesem Tag vor zwei Wochen.

Nachdem diese Rückblende jetzt abgeschlossen ist, leitest du in die nächste Rückblende ein. Warum??? Du schiebst durch die Zeit, ohne das du konkret wirst. Und das fehlt hier. Geh erst in die Situation ins Krankenhaus zurück, damit dein Satz: Ich werde sterben- ein Bild bekomme.
Bevor du weiter machst.

Ansonsten in Ordnung, wenn auch ein wenig Richtung Standart.

Amelie war einkaufen gefahren. Atemlos stellte sie die Transportbox vor der Tür ab und steckte den Schlüssel in das Schloss. "Meine nächste Wohnung liegt im Erdgeschoss", stöhnte sie, nahm die Kiste wieder auf und schob die Tür mit einem Fußtritt zur Seite. "Bin wieder da." Philip stand am Fenster. Er drehte sich nicht um, gab keine Antwort.

Amelie war einkaufen gewesen- wieder eine unnötige Erläuterung. Warum nicht:
Amelie stellte die Transportbox mit den Einkäufen.... Dann ist es in der Handlung, und nicht eine weitere Zeitspirale.
Das mit der Wohnung im Erdgeschoss ist gut, weil du hier ein Detail bringst, was wirklich individuell ist. Und was einem die Figur näher bringt, weil der Leser nickt.
Dieser Teil ist besser.

Amelie platzierte die Box auf einem Stuhl und trat hinter ihn. "Liebling?" Wieder keine Reaktion. Mit sanfter Gewalt drehte sie ihn zu sich um. Tränen in seinen Augen. Sein Gesicht totenbleich. "Ich kann nichts mehr sehen. Amelie, ich bin blind. Oh Gott ich bin blind! Ich bin blind!" Sie keuchte vor Schrecken. Ihre Hände begannen zu zittern, ihr Herz zu rasen. "Warte, ich ... ich ho... hole einen Stuhl." Er griff instinktiv nach ihrem Arm.

sanfte Gewalt- Widerspruch. Würde ich rausnehmen, weil Standart und Widerspruch.
Auch hier findet die Reaktion von Amelie nicht im Raum, nicht in dem Gesicht/ dem Körper statt. Nur die üblichen Körperspracheklischees: keuchen vor Schrecken, Hände zittern, Herz rast.

Rückblende: Was bringt diese Rückblende an mehr?? Warum ist diese Rückblende wichtig?
Du führst hier nur das zweite Stadium der Erkrankungen vor, statt wirklich in die Situation reinzugehen. Ob er blind wird, ist nicht entscheidend.
Sondern was machen sie?
Du könntest hier mit einer anderen Rückblende viel mehr erreichen: Wenn jemand sterben wird, und nichts tut, dann wirkt er schwach. Wenn jemand kämpft- und der Leser mitkämpft und hofft- und er stirbt dann, nimmt das emotional mit.
Also bitte keine Rückblende über die Krankheitsgeschichte, sondern eine, wo man den Kampf der beiden sieht, um sein Leben, um ihre Liebe. Wo es schwierig ist, sie beide müde sind, vomkämpfen. Wo die Krankheit immer mit im Raum ist, aber sie noch nicht überwältigt hat.

"Nein, bitte bleib ... hier ... mir ist so ... " Noch bevor er den Satz beenden konnte, brach er bewusstlos zusammen.

Das bewusstlos zusammenbrechen- ist übersteigert. Blind zu sein ist schlimm genug, wenn er jetzt zusammenbricht, dann nimmst du der Blindheit die Wirkung. Und das ist das, was du noch tun musst, wenn du diese Rückblende behalten willst- er muss die Wirkung der Krankheit spüren, aber kämpfen...
Und das musst zu zeigen. So ist er blind, aber das bedeutet nichts. Dann kann er auch direkt zusammenbrechen.

*
In der Klinik hatte man ihr erklärt, dass der Tumor eine Blutung in der Großhirnrinde ausgelöst und sämtliche höheren Hirnfunktionen irreversible geschädigt hatte.
"So leid es mir tut Frau Berger, wir können nichts mehr für ihren Freund tun", hatte der Stationsarzt ihr mittgeteilt. Philip war ins Koma gefallen.

Der Grund für den Zusammenbruch oder die Blindheit- interessiert eigentlich nicht, daß kann der Leser sich denken. Mit den höheren Hirnfunktionen ist aber wichtig- aber du bringst nur den Standartsatz: Wir können nichts mehr tun.
Wenn du das mit den höheren Hirnfunktionen Raum gibst, um zu wirken. Beschreibst, was das bedeutet- vor allem für Amelie, seine Familie. Dann nimmst du den Leser mit.
Wenn du aus dem Philip der Rückblenden einen hirngeschädigten Komapatienten machst.

*
Es bringt sie fast um, ihn so zu sehen. Hilflos. Sterbend.

Narrativ faßt du alls zusammen, und zeigst es nicht. Du schreibst dem Leser etwas vor, eine Art wertende Narration über die Situation. Aber du nimmst den Leser nicht mit.
Weil du diesen Sätzen keine Szene gibst, wo ihr das klar wird- und damit dem Leser. Wo sie ihre Hoffnungen und Träume aufgeben muss. Und der Leser mitleidet- mitgeht.

Bis gestern war alles in Ordnung gewesen.

????? War es nicht, oder??? Er ist schwer hirngeschädigt. Diesen Satz bitte sofort löschen oder relativieren.


Er hatte keine Schmerzen gehabt. Es ging ihm gut.

In einem Koma lassen sich Schmerzen nicht feststellen. Und das es ging ihm gut- ist wieder Blödsinn. Und auch das braucht Raum in der Figur Amelie.

Wieder füllen sich ihre Augen mit Tränen. Sie legt den Kopf auf seine Brust, spürt seinen rasenden Herzschlag. Die Berge und Täler auf dem Monitor an der Wand werden immer flacher. Mit jedem Atemzug fühlt sie das Leben aus seinem Körper weichen. Spürt, wie er ihr entgleitet.

Standarts: Augen füllen sich mit Tränen, dem Herzschlag zuhören, das Leben weicht auch dem Körper, er entgleitet...

Gedanken verlieren sich. Ungesagte Worte tanzen wie leichter Nebelhauch im Zimmer. Wünsche schweben in das Reich der unerfüllbaren Sehnsüchte und treffen auf Schatten verlorener Träume. Liebe, Glück, Freude und Schmerz verschwimmen im grauen Nichts gestaltloser Leere.

Jetzt kommt eine kitschig- poetische Überhöhung seines Sterbens durch den Erzähler. All das wird jetzt mit bestimmten Standarts: Gedanken verlieren sich. Ungesagte Worte... unerfüllbare Sehnsüchte, Schatten verlorener Träume, dann noch abstrakte wie Liebe, Glück, Freunde und Schmerz... Nichts... Leere.
Nur leider ist das alles weit außerhalb seines Sterbens, du bist nicht drin in der Figur, nicht mal mehr im Raum. Schade.
Denn der Leser hat nur ungenaue Worte und Standarts, um das Sterben aufzunehmen, die nur wenig mit der Wirklichkeit zu tun haben. Denn wenn jemand stirbt, dann ist es nur in poetisch- kitschiger Überhöhung so.
Meistens sind Angehörige wütend, ärgerlich, verzweifelt... und schreien, brüllen, weinen, zerren an den Toten. Oder gehen einfach.
Der realistische Text verliert sich an dieser Stelle- Schade.

Sie beginnt, zu singen: leise, kaum hörbar. Sein Lieblingslied.

Besser. Aber nicht sein Lieblingslied, sondern was singt sie?? Was mag er für Musik. Wie steht sie im Bezug auf die Situation???

Als das Lied zu Ende ist, senkt sich Stille über den Raum. Sein Herz hört auf zu schlagen. Sein Brustkorb hebt und senkt sich nicht mehr. Das Blut weicht aus seinem Gesicht. Seine verkrampften Muskeln entspannen sich. Aus dem Schmerz wird Frieden.

Das mit dem Frieden im Gesicht ist auch relativ, und eigentlich eine poetische Verallgemeinerung und Überhöhung.
Und hier stirbt deine Figur, und das Sterben hat keinen Raum- in Raum, Figuren,....
Er ist einfach nur Tod. Kein Piepen, keine Geräusch, nichts. Nicht einmal das Leben geht weiter. Es fehlt etwas!

Während draußen der Winter beginnt, endet drinnen sein Leben.

Wetterklischee- siehe oben.

Amelie steht auf. Öffnet das Fenster. Dicke, weiße Schneeflocken fallen vom Himmel und decken Bäume, Sträucher, Dächer zu.
Sie blickt sie an, die leere Hülle, die einmal Philip war. Dann den Horizont, an dem ein Schwarm Vögel fliegt. Eine einzige heiße Träne stiehlt sich davon und zeichnet eine glitzernde Spur auf ihre Wange. "Jetzt kannst du den Himmel berühren", sagt sie. Dann klingelt sie nach der Schwester.

Mit dem Wetter, s.o.,
Mit der Leeren Hülle- Standart und nicht so interessant.
Mit der Träne, Standart
Mit dem Himmel berühren- kitschig.
Aber hier fehlt etwas: Wut, Aggression, Verzweiflung, Haß,.... alles ist viel zu sanft, unaufgeregt. Wo sind die Eltern, wo ist alles??? Ist mir viel zu glatt...

Gruss

Bluomo

 

Hallo Phönix26,

Fazit:

Insgesamt ist diese Geschichte in vielen Bereichen einfach nicht ausgereift.

Aufbau:
Hier beginnst du im Hier- und Jetzt, ohne das der Leser emotional mitgenommen wird, oder die Phantasie des Lesers mitgenommen wird.
Dann folgen zwei Rückblenden, die immer wieder narrative Zeitsprünge einschließen, und so ungeordnet wirken. Die Rückblenden werden erläutert, damit sie wirken können- aber Rückblenden müssen alleine wirken. Also bitte die narrativen Passagen raus, und in die Szene einige der Aussagen reinnehmen, aber bitte nicht narrativ.
Und bitte keine zwei Rückblenden hintereinander- sondern aus der Rückblende wieder in die Situation gehen, Bezüge zwischen Rückblende und aktueller Situation schaffen, dann wieder zurück.

Figurenzeichnung:
Du verzichtest weitgehend auf äußere Beschreibungen, was in Ordnung ist. Leider bleiben die Dialogsätze, die Körpersprache weitgehend bei Standarts, so daß ein individuelles Moment fehlt- wer ist Philip, wer Amelie, warum lieben sie sich, was verbindet sie, was trennt sie.
Auch die Räume in den Szenen sind nur an einigen Stellen individuell- Ausnahme Einkauf mit dem Korb, und erster Stock. Was macht ihre Wohnung zu ihrer Wohnung. Was sagt die Wohnung über sie aus.
Die Benennung der Berufe führt nicht weiter, und du greifst auch keine persönlichen Details (Aussehen, Verhalten, Pünktlichkeit) zweimal auf, wenn du es überhaupt persönlich machst.


Räume:
Deine Räume entsprechen allgemeinen Vorstellungen. Aber ein Krankenzimmer musst du nicht beschreiben, wenn du in den Standarts bleibst. Du musst das beschreiben, was diesen Raum anders machst- und was die Figuren anders machst.
Auch eine Wohnung kann z.B. Figuren charaktiersieren.
Ist es eine Wohnung mit schwarzen Möbeln und Chrom, ist es eine Wohnung Marke Höhle- alles vollgestellt, unterschiedliche Möbel, gerahmte Bilder. Oder ist es eine Wohnung ganz reduziert eingerichtet, aber gemühtlich. Mediterane Wände (in Bezug auf Wandfarbe), dazu Massivholzmöbel...
Besonders furchtbar war der "Picknickraum", also der kitschige: wo picknickt man Standart, mit Hummeln, und Kornblumen. Da war nichts, nicht einmal der Inhalt des Picknickkorbes.
Und nein, es geht nicht darum unendlich viel über diese Räume zu erzählen, oft reicht ein Satz, ein, zwei Details, um die Vorstellung der Leser anzuregen....

Plot:
Immer wieder faßt du narrativ wichtige Ereignisse zusammen, oder gibst bestimmten Situationen keinen Raum um zu wirken.
"Ich sterbe" wirkt alleine nicht. Es wirkt nur, wenn ich die Figur kennengelernt habe, und ich sie mag oder nicht mag. Und es wirkt nur, wenn ich die Folgen dieser Aussage sehe, an dem "Sterbenden", an dem, er ihn begleitet, im Raum- wenn er z.B. alleine stirbt.
Und so ist das auch mit Narration oder Wertungen durch den Erzähler- die wirken nicht. Weil so Sätze wie: Sie fühlte sich einsam- erst ein Bild brauchen, die das vorher zeigt. Und somit der Leser an der Stelle dann nickt, und sich denkt, sehe ich auch so. Oder sehe ich anders.
Weil Leser in Geschichten mitgehen wollen, statt es nur gesagt zu bekommen.

Bei handlungsorientierten Geschichten kann man manchmal weniger machen, weil die Handlung im Vordergrund steht.
Aber deine Geschichte handelt vom Sterben, und den Folgen für Amelie. Und dazu beschreibst du zu wenig ihre Reaktionen, ihre Gefühle- von Wut, über Trauer, über Aggression, Verzweiflung.
Und das fehlt. Und deshalb wirkt die Geschichte nicht.

Gruss

Bluomo

 

Hallöchen Bluomo :)

Auch wenn ich dir per PN schon für gedankt habe, hier nochmal: Danke für die Mühe :kuss: :kuss: :kuss: ich werde mir alles ausdrucken und dann Schritt für Schritt durch- und überarbeiten und versuchen eine vernünftige Kg daraus zu machen.

Und bevor jetzt jemand auf die Barrikaden geht und mich oder meine Geschichte verteidigen will, ;) das ist nicht nötig, weil ich um dieses Lektorat gebeten habe, froh darüber bin und mich auch nicht angegriffen fühle.
*Bluomo ist ab sofort von Phoenix heilig gesprochen*

Liebe Grüße, Phoenix (die Besserung gelobt)

 

Hallo Phönix,
Ich bin sehr gespannt, wie du diese Geschichte verändern wirst. Ich habe mir diesen Thread ausgedruckt, um zu verfolgen wie hilfreich das Lektorat war.

Lieben Gruß, Goldene Dame

 

Goldene Dame schrieb:
Hallo Phönix,
Ich bin sehr gespannt, wie du diese Geschichte verändern wirst. Ich habe mir diesen Thread ausgedruckt, um zu verfolgen wie hilfreich das Lektorat war.

Lieben Gruß, Goldene Dame

Hach dieser Druck, ich kann so nicht arbeiten ... ihr seit ja alle so gemein :heul: *rumflenn* :D :D

 

Was meinst du wohl wie groß dieser Druck wird, wenn du einen gewissen Ruf hast, wonach man nur noch Qualität erwartet? *smile* Ich finde es klasse, wenn eine KG nach so einem Lektorat runderneuert wird. Da haben viele etwas von.

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom