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Subgenres und Untersubgenres - wer blickt da noch durch?

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Subgenres und Untersubgenres - wer blickt da noch durch?

Tach Leute!

Während meiner Zeit hier habe ich immer wieder feststellen müssen, dass mein literarisches Fachwissen in mancher Hinsicht wirklich zu wünschen übrig lässt. Zum Beispiel die Genrebezeichnungen: Da werfen die Leute manchmal mit Sachen um sich, Junge, Junge ... Wie sollte ich zum Beispiel den Begriff Steampunk kennen? Und dann auch noch dessen Unterschied zur Retro-SF?

Deswegen jetzt meine Frage: In welche Subgenres und Untersubgenres teilt sich die Literatur denn heutzutage so auf und welche Eigenschaften kennzeichnen die jeweiligen Bereiche?
Mich würde dabei vor allem der Fantastikbereich ( SF, Fantasy, Horror ) interessieren, aber auch Kenner aller anderen Genres können ihr Wissen gern hier mitteilen. Bin hier ja nicht der Einzige, der neugierig ist. ;)

Ach ja, und Verweise auf Nachschlagewerke sind mir ebenfalls willkommen.

In Hoffnung auf rege Diskussion, Megabjörnie

 

*kopfschüttel* Irgendwann geht unsere Zeit als das Zeitalter der Schubladen in die Geschichte ein ... :D

 

Darum geht's nicht. Wenn ich eine Sache begrifflich zu fassen kriege, kann ich besser mit ihr operieren. Um die verschiedenen Formen meisterhaft vermischt anwenden zu können, muss ich erst mal jede davon einzeln angewandt haben.
Mir geht es auch um eine Übersicht über das Ideenspektrum; so kann ich besser einschätzen, welche Ideen relativ unverbraucht sind und welche nicht. Es ist auch nicht unwichtig, das relative Alter der Subgenres festzustellen: So gibt es in der Space Opera mit Sicherheit kaum noch Potential für wirklich Neues, einfach weil sich Autoren schon so lange damit befassen; bei der Retro-SF dagegen dürfte noch eine Menge drin sein.

 

Ich wollte auch nichts gegen Dein Anliegen sagen, Du mußt Dich nicht verteidigen. ;)
Ich schreibe halt nicht nach Schubladen, ich mag keine Schubladen (außer bei Möbelstücken). Und ich wollte eigentlich nur meine Verwunderung über Deine Frage ausdrücken, aber Dir nicht dagegen reden. Jeder soll das halten, wie er glaubt. :)

 

Hi Megabjörnie,

da habe ich Dir ja nen Floh ins Ohr gesetzt, tut mir Leid :)

Dein Anliegen ist verständlich, allerdings fast unmöglich: Schon die Genreabgrenzung ist schwierig. Ich z.B. mache mich regelmäßig mit der Behauptung unbeliebt, dass Star Wars Fantasy ist (Ritter, Schwerter, Magie), wogegen für manche Leute alles automatisch SF ist, wo ein Raumschiff drin vorkommt.
Bei den Genres ist es also schlimm genug.
Noch schlimmer allerdings bei den Subgenres: Die entstehen meist dadurch, dass ein Kritiker (oder Herausgeber) etwas völlig Neues im Stil eines Autors entdeckt. Er schreibt dann enthusiastisches Zeug, in der Art von: "Bla hat das Genre revolutioniert. Das ist keine SF mehr, das ist hyper, mehr als Space Opera, es ist HYPEROPERA." Das finden dann andere Herausgeber und Verleger ganz toll, und schreiben es gleich - passend oder nicht - auf ihre Buchdeckel. Schon hat man ein Subgenre.
10 Jahre später: Neue Grabenkämpfe werden ausgetragen, weil da auf einem Buchdeckel "Hyperopera" stand, obwohl der Autor doch schon vorher etwas geschrieben hat. Ist das dann auch Hyperopera - und wenn ja, dann auch dies und das? Was sind eigentlich die Kennzeichen.

Kurz: Wenn Du eine 100%ige Abgrenzung anstrebst, vergiss es! Erst kürzlich gab es den Versuch, das Subgenre Cyberpunk gegen SF abzugrenzen, dabei tauchten plötzlich Leute auf, die behaupteten, Cyberpunk wäre gar kein Subgenre der SF, sondern ein eigenständiges Genre. So etwas passiert dauernd, wenn man versucht sich über die Merkmale zu einigen.
Die einzige Chance, die Du hast, ist, Deine eigene Taxonomie im Kopf aufzubauen, und Dich sonst auf Deinen Riecher zu verlassen.
Und wenn Du Dich mal langweilst, kannst Du mit anderen darüber diskutieren, was jetzt Steampunk, Steamfantasy, Urban Fantasy, Phantastik, Gothic Horror und Retro-SF genau unterscheidet. Erwarte keine Ergebnisse!

Beste Grüße,
Naut

 

Ich hatte eine ähnliche Verwunderung wie Häferl und ich würde da schon gegen dich anreden wollen, Megabjoernie.
Denn wenn eine Geschichte erzählt werden will, dann richtet sie sich weder nach Genres noch nach Subgenres. Deine Überlegungen wirken auf mich eher so, als strebtest du marktgerechtes Schreiben an, stelltest du Verkaufsüberlegungen über die Geschichte. Denn die Genres und Subgenres sind doch eher etwas für das Marketing.
Kannst du dir wirklich sagen: "Oh, ich schreibe mal eine Gothic Horror Geschichte zur Übung, damit ich sie hinterher mit Retro-SF kreuzen kann und dann mit Retro-Cyber-Gothic eine völlig neuen Stil kreiere"?
Wo bleibt denn da der Inhalt, das was du erzählen willst/musst? Oder ist es ohnehin nur die Form die zählt?
Letztlich sind solche Überlegungen für mich genau so befremdlich, wie die Stildogmen, die hier immer wieder aufgestellt werden.
Ohne Inhalte muss ich mir weder Gedanken über Form noch über Stil machen. Ich lasse einfach das Schreiben.

Lieben Gruß, sim

 

Ja, wirklich, unverzeihlich, mir einen solchen Floh ins Ohr zu setzen, Naut! :D

Nee, ich wollte nicht marktgerechtes Schreiben anstreben, sondern bloß besser klugscheißen können in meinen Kritiken. :D
Beziehungsweise meine Neugier befriedigen, was es denn nun schon alles so gibt. Aber wenn die Abgrenzungen schon so subjektiv sind, dann, na ja, ist das wohl kein sooo wertvolles Wissen.
Aber was alles für Begriffe kreiert wurden, wäre natürlich trotzdem interessant.

 
Zuletzt bearbeitet:

Nunja, das ist halt wie bei Musik-Genres. Was ist denn "Rock"? Alle Songs, in denen E-Gitarren mal ein wenig härter angespielt werden? :D

Meines Erachtens kann man schon grobe Grenzen zu einzelnen Gattungen - auch in der Science Fiction - ziehen. Es gibt bestimmte Merkmale, die (zum Beispiel) charakteristisch für Cyberpunk sind. Cyberpunk mit seinem Cyberspace, mit all seinen Drogendealern und Schlägern ist schon ganz gut von Space Opera zu unterscheiden. Und "Retro"-Cyberpunk ergibt sich eben, wenn man bewusst auf den neumodischen Schnickschnack verzichtet und auf gute alte Daddelautomaten abfährt.... ;) YO!

 

Ich schließe mich Häferl und sim an. Dieser ganze Kokolores mit Genres und Subgenres darf einen Autor nicht interessieren. Er soll gute Geschichten schreiben, für das Einordnen in die Verkaufsregale sind andere zuständig.

Allerdings: Die Diskussion über diese Dinge kann schon Wissensgewinn bringen, doch sie gehört nicht hierher, sondern in die Kritikerrubrik – in eine andere Schublade also. :D

 

@Dante:
Ja, aber zu jedem "Merkmal" finde ich eine Geschichte, die nicht dem (Sub-)Genre angehört, die es aber aufweist und umgekehrt eine, die es nicht hat, aber trotzdem im (Sub-)Genre ist.

Beispiel: Cyberpunk mit Merkmal Cyberspace
John Shirleys "Wölfe des Plateaus" ist eindeutig Cyberpunk, von Cyberspace ist aber keine Spur.
Daniel F. Galoye "Simulacron3" ist vollgestopft mit Cyberspace, aber in keinster Weise Cyberpunk.

Für Genres gilt eine Abwandlung der Heisenbergschen Unschärferelation: Je genauer man sie abgrenzt, desto weniger Werke bleiben übrig, bis man schließlich bei einem einzigen Werk landet, was den Begriff "Genre" ad absurdum führt.

 

@Naut: Um noch mal die Musik zu bemühen: Wenn mir jemand den Auftrag gibt, einen Rock-Sampler zusammenzustellen, wird mir das ganz gewiss gelingen. Und so wird es mir sicher auch gelingen, eine Cyberpunk-Anthologie zu zimmern, Heisenbergschen Unschärferelation hin oder her! ;)

 

@Dante: Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Wenn ich mir teilweise so ansehe, was manche Leute als Cyberpunk durchgehen lassen (siehe auch Wikipedia), gruselt es mich schon ziemlich. Genau so kann es Dir, wenn vielleicht nicht mit Rock, so doch mit Industrial ergehen: Nine Inch Nails - ist das noch Industrial, oder Pop? Front 242? Ministry - doch eher Rock? Fear Factory - das ist doch Metal?

Leute, seht es ein: Es gibt keine Genres. Es ist nicht mal möglich, SF klar von Fantasy zu trennen, wie soll man dann noch Subgenres abspalten?
Es gibt nur einen Zeitgeschmack, einen Trend, wie auch immer. Es gibt Elemente und Stile, derer man sich bedienen kann. Kombiniert sie frei & nach Vorgabe des erstrebten Inhalts. (Diskutiert mit einem Augenzwinkern darüber ;) ) Überlasst die Einordnung dem Leser.

 

@Lukas: Oha, "existieren", gefährliches Wort. Ich sehe es einfach so: Es gibt Literatur, das geschriebene Wort. Genres sind der Versuch, diese zu ordnen, so, wie ich meine Außenwelt in Objekte teile, Stühle, Bücher, Bäume, usw. Das heißt nicht, dass es Bäume tatsächlich gibt, es gibt aber etwas, das ich als Baum bezeichne (es ist gleichzeitig auch ein Strauch, eine Pflanze, ein haufen Atome usw.)
Ein Genre ist manchmal nützlich, um bestimmte Ziele zu erreichen: Neue Grenzen auszuloten, das Bücherregal übersichtlich zu ordnen, einen Herausgeber von seiner Story zu überzeugen. Das bedeutet nicht, dass es "Genres" außerhalb meines Kopfes "gibt".

 
Zuletzt bearbeitet:

lukas_iskariot schrieb:
*gg* ein ausflug in die epistemolgie?
Würde manchen hier ganz gut tun :D

(sternsegler schreibt mir gerade, dass das hier mein 1000er Beitrag ist. :) )

 

Bei einem Wettbewerb hat eine Frau einen Text vorgelesen, der voll wunderschöner Sätze war, die aber in keinem Zusammenhang standen. Fast alle Zuhörer waren begeistert, sagten, wie schön der Text sei. Auch Leute, deren Urteil ich damals schätzte, fanden ihn gut, so daß mMn ein Desaster drohte: Der Text war am gewinnen.

Da hatte ich die Frage gestellt, was der Text soll, d.h. wo die Geschichte sei? Es fanden sich gleich welche, die dies und jenes hineininterpretierten, doch die Autorin selbst gestand, in dem Text gäbe es keine Geschichte im herkömmlichen Sinn, sie habe einfach geschrieben, was ihr so in den Kopf gekommen ist. Und: Nicht sie hätte den Text geschrieben, sondern er sie - sie wäre nur das ausführende Organ gewesen, jemand mußte das ja in die Maschine tippen.

Tja, was soll ich sagen: Ihr total sinnloses Zeug hat trotzdem den 2ten oder 3ten Platz gemacht. Nur weil es „schön“ war. Man könnte auch sagen: Das Bild hatte keinen Sinn, aber es war mit schönen Farben gemalt.

Dafür gibt es sicher auch einen Genrenamen, oder?

 

Ach ja, Lukas: Liste mal auf - was gibt es denn in Horror so für Bezeichnungen?

@Naut: *Augenzwinker* :D

 

jetzt tut mal nicht so, als würde eine metadiskussion über "genre" sofort eine beschneidung der schriftstellerischen freiheit bedeuten!
nein, darum ging es mir nicht, ich sehe auch keine Beschneidung der künstlerischen Freiheit darin.
wenn man vernünftig über texte reden möchte, sollte man auch wissen, was man vor sich hat
ja natürlich, man sollte eine Kindergeschichte schon von einem Bildungsroman unterscheiden können.
wenn man z.B. einen text im stile der gothic-novel schreibt und jemand kritisiert die "komische sprache" und dass da dauernd kerker vorkommen, ist ein leichter hinweis auf das genre hilfreich.
auch da gebe ich dir Recht.
ohne form, ich sage es dauernd, kann kein inhalt vermittelt werden
mir ging es um den Umkehrschluss. Ohne Inhalt ist für mich die Form unwichtig. Ich habe bei diesen Diskussionen immer den Eindruck, es käme hier vielen beim Lesen und Schreiben überhaupt nicht auf Inhalte an, hauptsache die Geschichte erfüllt die Kriterien irgendeines Genres oder Subgenres und hat nicht zu viele Adjektive, dann ist sie gut. Okay, sie braucht noch eine Handlung, aber auch Handlungen müssen ja nicht unbedingt mit Inhalt gefüllt sein.
Ich habe also nicht den Eindruck, dass diese Metadiskussion die künstlerische Freiheit beschneidet, sondern dass sie ein Hinweis darauf ist, dass es gar keiner künsterlischen Freiheit bedarf, weil die meisten zwar schreiben wollen und sich dafür ein hübsches Genre ausgesucht, aber keine Inhalte haben.
Hattest du nicht selbst neulich irgendwo geschrieben, dass, wer nichts zu erzählen hat, es möglichst auch lassen sollte?
In diese Richtung geht es für mich, wenn ich mir Gedanken über das Genre mache, bevor ich einen Inhalt habe.
Wenn ich einen Inhalt habe, dann erst gehören die Gedanken über die Form dazu. Dann kann ich mich fragen, in welcher Form ich den Inhalt am besten vermittle. Aber bei der Überlegung "Ich will mal Dödel-SF mit positivthinking-Gothic schreiben, aber mir fällt noch kein Plot oder keine Geschichte dazu ein", da frage ich mich jedes Mal, "warum willst du es denn dann schreiben"?
Und in diese Richtung gingen mir Megabjörnies Überlegungen nach Beitrag 3 zu gehen.

 

lukas_iskariot schrieb:
impressionismus
Danke, Lukas, den Begriff Impressionismus kannte ich bisher nur aus der Malerei, doch da bedeutet es keineswegs das Gleiche wie offenbar in der Literatur – auch mein Vergleichen mit dem sinnlosen Bild und schönen Farben zielte nicht darauf, d.h. ich hatte kein impressionistisches Bild vor Augen.

 

sim schrieb:
"Ich will mal Dödel-SF mit positivthinking-Gothic schreiben,
:rotfl: Das will ich auch! :D

Abgesehen davon hast Du natürlich Recht: Ein Bekenntnis zu einer Form ist völliger Blödsinn, wenn der Inhalt nicht passt.
Ein gutes Beispiel ist - wieder mal - Cyberpunk: Es gibt tonnenweise Geschichten nach dem Motto: Soundso macht einen "Run". Die sind meist deshlab Schrott, weil sie nur der Form nach dem Genre angehören, aber keinen Inhalt transportieren. (So wie ein schlechter Western.)

 

@sim: Nein, du hast mich falsch verstanden. Glaubst du echt, ich würde die Form über den Inhalt stellen?
Es ist nur so, dass wir in verschiedenen Rubriken Monatsthemen haben, und wenn die nicht als Anregung taugen würden, wozu sollte es sie dann geben? Oft geht es nur um bestimmte Motive, aber manchmal eben auch um Subgenres wie im letzten Monat in SF.
Ich finde es schon schön zu wissen, was es inzwischen so alles gibt. Ob ich das verwerten kann, die Frage stellt sich mir erst mal nicht.

 

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