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Für WEN schreibe ich?

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12.08.2004
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Für WEN schreibe ich?

Hi,

angefangen hat alles mit der Frage "Warum schreibe ich".
Ich hab´s mit sim vor der Veröffentlichung etwas andiskutiert. Es gibt schon einige Threads zu diesem Thema hier im Forum, da sich aus dieser Grundfrage viele weitere Themen ergeben.

Aus dem „Warum“ folgt häufig das „Wie“, denn am Ende hat jeder ein Ziel, dass er versucht auf bestimmte Art zu erreichen. Ebenfalls eng verbunden ist dann das „Worüber“ bzw. die Themen, denn irgendwie kreisen die Gedanken und Inhalte doch immer wieder um das eine oder andere Thema und man findet eine Richtung, die einem besonders am Herzen liegt.

Später interessieren dann noch solche Dinge wie:
[post=6760]Wie gehe ich ran? Wo hole ich die Ideen? Wie motiviere ich mich?
[/post] oder auch Wie oft schreibe ich? Oder wie oft sollte ich schreiben?
Und ganz am Ende kommt dann auch „Wie oder was kritisiere ich“. Jedenfalls beobachte ich das bei mir. Ich versuche so zu kritisieren, wie ich auch selbst kritisiert werden will. Ich suche das, von dem ich hoffe, dass man es bei mir sucht. Ich gebe das, von dem ich hoffe, daß es mir gegeben wird.

Meine Motivation für die Diskussion rührt daher, dass bei meinen letzten Kritiken sehr oft an den Punkt gestoßen bin:
Was will der Autor mit dieser Geschichte erreichen?
Warum erzählt er sie mir? Warum sollte ich mich damit beschäftigen?
Was ist anders, als bei den anderen Geschichten, was ist das Neue, die Intention?

Und oft kam es dann ehrlicherweise zurück:“ Nichts, es soll nichts. Ich zeige einfach, wie ich es sehe. Nicht mehr und auch nicht weniger.“
Das ist aber für mich dann wenig erbaulich, denn ab einem gewissen Niveau erwarte ich einfach, daß der Autor der Geschichte eine gewisse persönliche Note gibt. Damit meine ich nicht den Stil, sondern den Inhalt. Etwas Neues, nicht dagewesenes, ein Zugewinn. Oder sagen wir es lapidar: "Ein Nutzen" auch wenn das vielen die Stirn in Furchen legt.
Also:
Warum hat sich jemand einen Nachmittag hingesetzt und es aufgeschrieben?
Doch nicht, damit man es auf kg.de liest, oder?
Da muß doch ein Ziel sein, eine Absicht.

Und darauf aufbauend könnte man dann die Diskussion anfangen: Ob dieses Ziel erreicht wurde oder wie man dem Autor helfen könnte, dieses Ziel besser zu erreichen? Oder ob was ganz anderes herauskommt und woran das liegt.

Wenn da allerdings kein „Warum“ ist, wenn der Autor gar kein Ziel hat, dann braucht man eigentlich auch nicht helfen. Dann kann man tatsächlich bei den Kommas und bei der Perspektive ein bisschen technisch rumfummeln, aber dann erreicht man irgendwann eine Grenze, wo der Autor die Wirklichkeit gut kopieren kann, ebenso, wie jedes andere Medium auch und wo dann gerne mal das Klischee-Wort fällt, weil alles schon mal da war.
Es ist wie ein Maler, der irgendwann so gut geworden ist, daß das Bild aussieht, wie eine Fotografie und die Leute stehen vor dem Bild und schauen auf´s Original und sagen: Na warum hat er nicht gleich geknipst.
Und der Maler sagt:" Ich wollte es aber malen, das war mir wichtig."
Seine Freunde stehen daneben und nicken bedächtig, denn der Maler ist ein Talent, das kann man ja sehen.
Aber die Leute! Die Leute zucken die Schultern, drehen sich um und gehen.
Und der Maler schaut den Leuten kurz nach, dreht sich zu seinen Freunden um, und sagt:" Ist doch gut geworden, oder?"
Und freut sich über das Nicken der Freunde.

Aus meiner Sicht ist dies aber zu wenig (das werden viele anders sehen). Gerade der Autor hat ja die Möglichkeit, über die Art und Weise und den Inhalt etwas zu zeigen, was über das Dargestellte hinausgeht. Ein Autor kann im Leser Emotionen wecken und Prozesse anstoßen und diese Fähigkeit herauszuarbeiten, das gilt es doch auch voranzutreiben.


So ist für viele eine Geschichte grundsätzlich etwas ganz anderes.

Die einen suchen in der Geschichte einen Grund, einen Inhalt und kritisieren es, wenn sie nicht fündig werden.
Andere sind froh, wenn es eine Handlung mit Figurenentwicklung gibt, die sich spannend verfolgen läßt.
Und so entstehen dann Missverständnisse beim Kritisieren, die sich in der Diskussion über den Inhalt einer Kritik entladen.

Ich glaube der grundsätzliche Unterschied liegt hier:
Die einen Schreiben primär für sich
- weil sie Spaß haben
- weil sie in jede Figur schlüpfen können, träumen und etwas erleben können
- weil sich sich weiterentwickeln wollen
- weil sie etwas erschaffen wollen, worauf sie stolz sind
oder aber
sie schreiben für Andere
- damit es von denen gelesen
- damit es von denen verstanden wird
- damit die etwas lernen oder vor Lachen vom Stuhl fallen
-> kurz: damit die was für sich herausziehen können

Das heißt nicht, daß letztere keinen Spaß wollen oder nicht drauf stolz sind. Das haben und sind sie wohl, aber das primäre Ziel ist ein anderes.

Ich denke aufgrund der unterschiedlichen Zielrichtung (innengerichtet/ außengerichtet) ist auch die Herangehensweise der Autoren (was ich ganz am Anfang mal versuchte zu kategorisieren) verschieden.
Erstere genügen sich sich häufig selber. Ihnen ist der Prozess wichtig und die eigene Zufriedenheit, die teilweise auch von wichtigen Personen der näheren Umgebung beeinflußt wird und die Auseinandersetzung danach eher ermüdend. Eher schreibt man etwas anderes, dann eben vielleicht anderes.
Letztere haben aber ein Ziel, sie wollten etwas ganz bestimmtes mit dieser Geschichte und nur mit dieser Geschichte und darum müssen sie dran bleiben an der Geschichte und wenn sie unter Schmerzen die Hälfte noch mal umschreiben.
Es ist ein anderes Arbeiten, weil es unterschiedliche Maßstäbe gibt

Wenn aber einer der letzteren einen der ersteren trifft, dann kann es passieren, daß die beiden sich ab einem bestimmten Punkt nicht mehr verstehen, weil sie nicht die gleichen Ziele haben.

Und darum ist einer der wichtigsten Aspekte "Für wen schreibe ich"?
Denn jeder, der für andere schreibt, der muß sich mit den Argumenten jedes Lesers auseinandersetzen und er muß abwägen. Ist dieser Kritiker dort der Leser, den ich für meine Geschichte im Auge hatte und muß ich mich mit seinen Argumenten tiefer befassen, auch wenn es mir wehtut oder ist es möglicherweise jemand, den ich nicht auf der Agenda hatte und wo ich jetzt noch mal überlegen muß, ob mir das wichtig ist oder ist es jemand, den ich bewußt vernachläßige.

Darum also würde mich interessieren, warum und für wen Ihr schreibt und was Ihr von kg.de erwartet.

Evtl. könnte jeder mit einer Antwort so anfangen:

Ich schreibe hauptsächlich, für... andere, was bedeutet, daß ich möglichst viele Leute erreichen will und auch darauf hinarbeite.

Ich schreibe, weil... ich glaube, den Menschen irgendwann etwas geben zu können, wenn sie meine Geschichten lesen. Einen Augenblick des Erinnerns, einen Gedanken, der neu ist, einen Aspekt, der bis dahin noch noch nicht so bewusst war. Ich glaube, ich sehe gewisse Details, die nicht alle sehen und ich würde diese gern mehr Leuten zugänglich machen.

Von kg.de erwarte ich mir...dahingehend Feedback zu meinen Geschichten, wie diese auf den Leser wirken. Ob sie überhaupt wirken und was sie auslösen. Gerne auch die Diskussion, wie man es besser machen könnte/ an welcher Stelle es langweilig wird/ wo unglaubwürdig etc.. Ich erhoffe die ernsthafte Auseinandersetzung mit einem Text, aber auch einer Kritik vor allem in Bezug auf die Gesamtaussage.
Und vor allem hoffe ich auf die realistische Einschätzung von Lesern. Nicht von Kritikern, die sich Mühe machen, die Geschichte zu deuten, von Autoren, die das Handwerk begutachten. Sondern von Menschen, die irgendwo mal ein Buch in die Hand nehmen sollen und dann von der Geschichte angezogen und berührt werden müssen, ansonsten ist sie noch nicht gut genug.

Evtl. könnte man solche strukturierten Informationen dann doch im Profil hinterlegen (auch diese Diskussion hatten wir schon in ähnlicher Form) und dann passiert es eben nicht mehr so häufig, dass manche sich missverstehen, weil sich dann die treffen, die ungefähr die gleiche Herangehensweise und das gleiche Ziel haben.

Wenn jemand als Grund angibt:“ Ich schreibe
- um meine Zeit sinnvoll zu verbringen oder
- um etwas zu verarbeiten oder
- um über meinen Alltag zu berichten oder
- weil ich Anerkennung suche oder
- weil ich denke, dass ich´s kann oder
- weil ich das Mädel aus der Parallelklasse beeindrucken will

dann sind das alles sehr persönliche und nach innen gerichtete Gründe und das wäre für mich z.B. ein Hinweis, die Geschichten auch dementsprechend anders zu betrachten. Ich würde nicht nach einem Sinn oder einer Aussage suchen, wenn der Autor keinen versucht hat reinzulegen und wenn der Autor nur meine Meinung will, ob es mir gefallen hat oder nicht, dann bekommt er die trotzdem mit Begründung. Aber ich würde dann den Aufwand einer Analyse nicht betreiben und wäre auch nicht entsprechend demotiviert, wenn sich herausstellt, dass ich zur Erbauung des Autors mehr reingedeutet habe, als drin ist.

Um möglichen Gegenargumenten vorzubeugen:
1. Mir geht es nicht darum, daß jeder alles offenlegen muß oder um die Bevormundung freier Individuen. Es geht um optionale Angaben, die helfen, könnten, daß die Leute mit gleichen Interessen und Zielen einander besser finden, bevor sie sich entnervt und entkräftet in eine Ecke zurückziehen und schmollen

2. Mir geht es nicht um Elitenbildung und daß jeder bei seiner "Gruppe" bleibt. Jeder hat doch nach wie vor die Möglichkeit, sich dort zu engagieren, wo er mag, aber es ist nun mal so, daß ab einem bestimmten Niveau (vor allem bei den Schreibern für ein breites Publikum) ein ernsthafteres Arbeit einsetzen muß, um eine weitere Entwicklung zu ermöglichen und warum sollen diese Leute sich nicht leichter finden?

Möglicherweise ist alles noch etwas wirr und aus dem Zusammenhang gerissen, aber vielleicht kommen wir im Laufe der Diskussion dazu, die Dinge zu ordnen. Und vielleicht finden wir auch Lösungen, um hier ein wenig voranzukommen.

Grüße
mac
p.s. ich entschuldige mich im voraus bei allen, deren Posts oder Threads ich sinnverkehrt verlinkt habe und deren eigentliche Grundmeinung gar nicht in meine Argumentationskette paßt.

 

Interessant an dieser Fragestellung finde ich auch immer die Beschäftigung mit sich selbst. Denn natürlich gibt es auf das Warum auch immer Antworten, die weitere Fragen nach sich ziehen. "Ich schreibe, um zu unterhalten", lässt mich zum Beispiel fragen, warum stellst du dich dann nicht in die Fußgängerzone und spielst Gitarre oder machst Männchen, bewegst dich wie eine Elfe oder wie ein Roboter?
Oder einfacher, warum zum Unterhalten ausgerechnet das Schreiben? Es gibt also Antworten auf die Frage nach dem Warum, die eventuell der eigentlichen Motivation ausweichen.
Und da haben wir also schon beim Schreiben das Problem jeder Frage, die mir Warum beginnt. Sie drängt in die Defensive.
Was mich interessieren würde ist: Worin liegt für jeden die Freude am Schreiben? Und in dieser Frage steckt macsojas Frage mit drin. Für wen schreibe ich?
Ich finde diese Frage nicht nur für den Kritiker interessant, sondern vor allem als Auseinandersetzung mit sich selbst und dem Ziel, das man mit dem Schreiben verbindet.
Beantworte ich die Frage nach dem Schreiben nämlich so, wie ich für mich erstmal die Frage nach dieser Frage aufgefasst habe, dann wäre die nächste Frage die nach der Veröffentlichung. Eben welche Erwartungen stelle ich daran.
Ich schreibe hauptsächlich, weil es mich quält. Es sind Geschichten und Gedanken in mir, die heraus wollen. Die Form ist dabei ein Kampf. Die Worte wie Kirschen in der höchsten Spitze des Baums. Und ähnlich, wie es mit Mühe verbunden ist, diesen Baum zu erklimmen, so ist es für mich mit Mühe verbunden zu schreiben.
Aber wenn ich den Baum bezwungen habe, lohnt es sich nicht nur für die Kirschen, die ich in den Mund stecken kann, es lohnt sich auch für die Aussicht, die ich habe. Und noch mehr lohnt es sich, wenn ich jemanden mitnehmen konnte, der sich auch diese Mühe gemacht hat, der meine Erlebnisse mit mir teilt und der sich auch an den Kirschen und an der Aussicht stärkt.
Ich schreibe also für mich und für einen Leser. Und dabei kommt es mir mehr auf das Mitnehmen an, als auf die Unterhaltung.

Ich schreibe, weil ich glaube, etwas zu sagen zu haben, etwas mitteilen zu können, das nicht nur für mich von Interesse ist. Es müssen keine tiefgreifenden Erkenntnisse sein. Es reicht ein bisschen Tiefe, die einer Geschichte innewohnt. Es reicht eine Welt, in die ich jemanden eintauchen lassen kann.

Von KG.de erwarte ich für mich also Reiseberichte. Nicht als Geschichten, sondern als Feedback auf meine Geschichten. Für stilistische, grammatische oder orthographische Hinweise bin ich dankbar. Wichtiger ist mir aber die Frage, ob ich jemanden mit auf den Kirschbaum nehmen konnte.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo,

Vieles habe ich ja schon in mein Profil geschrieben. Aber, bezogen auf diese deine Frage, nicht alles. Hm.

Du sprichst von Ich-schreib-für-mich|andere als Dualismus, dass nur das ein oder das andere gilt, so jedenfalls verstehe ich dich. Für mich sind das aber nur zwei gleichwertige Aspekte des Schreibens, die beide zugleich gelten können. Von daher ...

  • schreibe ich für mich aus dem Bedürfnis heraus, mich bzw. mein Denken, meine mehr oder weniger alltäglichen Erfahrungen, Gedanken, Gefühle und Träume auszudrücken, d.h. Stücke meines Inneren nach außen zu kehren, so die Welt auch ein bisschen FLoH werde. Kurz: Schreiben als exoterme (abgebende - vs. aufnehmende) Seelenhygiene.
  • schreibe für andere, um Impulse zu geben. Impulse verstehe ich als sagen wir "Kraftstrahlen", welche die Wahrscheinlichkeit, dass etwas bestimmtes passiert, positiv oder negativ beeinflussen. Von der Steuerungsmanie, von der "Dies und jenes muss so und so laufen"-Haltung vieler Menschen halte ich nicht viel, denn so verschwendet man viel zu viel Energie auf Sachen, die sich nur für einen selbst richtig, für den Großteil anderer Menschen aber als falsch herausstellen.

FLoH.

 
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Warum schreibe ich?
Ich denke, also bin ich. Ich bin, also schreibe ich, um dem Augenblick des Denkens Dauer zu verleihen und ihn so mit Anderen zu teilen.

 

Ganz klar für mich.

Gibt es ein sehr, sehr gutes Zitat zu (ich glaube es ist von King): Schreibe nur die Geschichten, die du auch selber gerne Lesen würdest.
Ich denke, das triffts exakt.

 
Zuletzt bearbeitet:

Solange man mit Schreiben keine Kohle verdient oder sich für irgendwelche Auftragsarbeiten verbiegen muss, kann man getrost für sich selbst schreiben. Wird man professionell, sieht es meistens anders aus. Wohl dem, der den Durchbruch schafft, ohne irgendein Zugeständnis an Publikumsgeschmack, Stilregeln und ähnliches. Wer auch immer das gesagt haben mag, mich würde mal interessieren, wie der mit seinem Lektor umgeht, wenn seine Story publikumswirksam verändert wird. Denn ein Lektorat ist u. a. ein Aufbereiten für die Öffentlichkeit, eine Annährung an die Leser, den Publikumsgeschmack. Das Zitat wird sich aber wohl in erster Linie auf die rein inhaltliche Ausrichtung einer Story beziehen. Dann ist es sicher okay und dann kann ich dem auch zustimmen.

Ich glaube schon, dass man zunächst erst einmal schreibt, wie man es selbst am liebsten mag und damit nur für sich selbst. Und man wird auch nur Stoffe und Themen wählen, die einen selbst interessieren, keine Frage. Ich glaube aber, dass man durch äußere Dinge wie Stilfragen, Kritiken, Erfahrungen mit eigenen und anderen Texten und mit dem Willen, auch Anerkennung zu finden (oder Aufmerksamkeit zu erregen), sich sehr wohl Gedanken über die Wirkung seiner Geschichten auf andere macht. Ich hielte es für unlogisch, das nicht zu tun.

Für alle, die KGs in Foren posten, ist das Schreiben Öffentlichkeitsarbeit geworden und der Text die eigene Visitenkarte. Dass man da auch gedanklich mit einem gewissen Marketingkonzept zur Sache geht, ist meiner Ansicht nach unumgänglich. Schreiben ist dann auch Selbstdarstellung, und die funktioniert nur, wenn man auch ein mögliches Publikum gedanklich mit einbezieht. Wie kommt das wohl an? Wie erreiche ich einen Spannungsbogen? Wie setze ich die Pointe? Wie time ich die Geschichte? Welchen Rhythmus wähle ich? Diese Gedanken macht man sich doch nicht, um nur sich selbst zu begeistern.

Ich schreibe nicht nur für mich, weil ich Schreiben als eine kommunikative Kunstform ansehe. Ich teile etwas mit und will, dass andere das verstehen, dass sie mich verstehen, das, was ich auszudrücken versuche. Mein Ziel ist es, daran zu arbeiten und die besten Wege zu finden, dies zu schaffen. Wenn ich nur für mich schriebe, wüsstet ihr gar nicht, das es mich gibt, dann würde ich etwas schreiben, es mir durchlesen, es in irgendwo archivieren und mich unheimlich geil finden. Und mehr wäre mir dann nicht wichtig.

Grüße von Rick

 
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Hallo,

ich habe vor vielen Jahren angefangen zu schreiben, weil es mich einfach interessiert hat. Ich habe für mich herausgefunden, dass ich mich mit der Feder erheblich besser audrücken kann, als nur verbal. Ich habe festgestellt, welche Macht ich mit meiner Feder ausübe. Ich verdiene einen Teil meines Geldes, indem ich schreibe. Ich bin freier Journalist. Als solcher schreibe ich nicht für mich, sondern teilweise für mehr als 100.000 Menschen.
Kurzgeschichten schreibe ich für mich, weil ich mich in diesem Genre freier bewegen kann, als das für einen Journalisten möglich ist. Ich muss nicht nur an Fakten halten. Ich kann meiner Fantasie freien Lauf lassen, Gedanken spinnen, in andere Welten, Zeiten und Charaktere tauchen.
Ein Zeitungsartikel ist meist in ein bis zwei Stunden heruntergeschrieben und korrigiert, aber eine Geschichte braucht länger. Sie reift. Als Autor bringe ich mich persönlich in das Geschriebene ein, was als Journalist nur sehr selten möglich ist.
Sims oben gezeigter Vergleich mit dem Kirschbaum ist sehr schön. Ich hatte zwar bis jetzt nicht das gleiche Bild des Schreibprozesses, aber ich wusste sofort was er damit meint. Um die Metapher zu übernehmen: Auch ich habe schon den ein oder anderen Kirschbaum erklommen, und es ist ein riesiges Gefühl oben anzukommen. Manchmal klettert jemand mit und manchmal zeigt mir nur jemand von unten seinen Vogel. Ich liebe es zu schreiben.

LG, MiK

 

Wenn man eine Geschichte schreibt und plant, diese zu veröffentlichen, schreibt man in gewisser Weise natürlich auch für Andere. Während ich an einer Geschichte arbeite, schreibe ich aber trotzdem primär für mich. Ich finde es eher hinderlich dabei, an das spätere Publikum zu denken ...

 

Eine Zeit lang habe ich beim Schreiben von möglichen Erwartungen einer Zielleserschaft beeinflussen lassen – es waren die schlechtesten Geschichten, die ich je geschrieben habe.

 

Mir geht es ähnlich wie Rick. Ich schreibe Geschichten nicht, um mir mal meine Probleme von der Seele zu kritzeln, sondern weil ... ja, warum eigentlich? Ich denke, es gibt mehrere Motive.

1. Das Gefühl des schöpferischen Prozesses, und dass ich etwas geschaffen habe, das an mich erinnert. Insofern schreibe ich für mich.

2. Selbstbestätigung, dass ich es kann. Dazu brauche ich das Feedback der anderen. Demzufolge schreibe ich sowohl für mich als auch für die anderen.

3. Wenn ich schreibe, will ich beim Leser etwas auslösen. Das kann ein richtiger Lacher sein, ein Gefühl des Entführtwerdens in das Reich der Phantasie, Nachdenklichkeit, vielleicht auch Schrecken. Auf jeden Fall soll der Leser etwas aus der Geschichte mitnehmen, die Botschaft, die inhaltliche Substanz. Somit schreibe ich für den Leser.

Was die Erwartungen der "Zielleserschaft" angeht, so habe ich damit als Noch-Hobbyautor kein Problem. Die Zielgruppe ist im Voraus klar umgrenzt, entweder durch Wettbewerbsvorgaben, oder eben durch die Genregrenzen in diesem Forum. Ansonsten lasse ich mich daran messen, wie gut das rüberkommt, was ich rüberbringen wollte.

 
Zuletzt bearbeitet:

Gute Frage: Warum und für Wen schreibe ich eigentlich?

Angefangen zu schreiben, habe ich, da war ich glaube ich so vierzehn. Da waren es Gedichte und aneinandergereihte Sätze, die keine außer mir verstanden hat. Der Grund, warum ich das damals gemacht habe, war die Langeweile in manchen Unterrichtsstunden.

Später, als ich merkte, dass ich schreiben besser kann als viele andere und es mir auch Spaß machte, wurde es vom Zeitvertreib zum Hobby.
Damals habe ich ausschließlich nur für mich geschrieben und das, aus den verschiedensten Gründen: Zum Einen war ich als Autor diejenige, die die Fäden in der Hand hatte, ich bestimmte was geschah, wann es geschah, wie es geschah und zum Anderen, konnte ich beim Schreiben Dinge ausleben, die mir im normalen Leben verwehrt oder einfach nicht möglich waren.

Irgendwann kam ich zu der Einsicht, dass die vielen Gedichte und Geschichten, zu schade sind, um nur auf meiner Festplatte vor sich hinzudümpeln.
Ich zeigte sie anderen und schickte sie zu Wettbewerben. Das war auch der Zeitpunkt, an dem ich begann, ganz gezielt für andere zu schreiben.

Im Moment ist es so, dass ich 70% aller Kurzgeschichten für andere schreibe, die restlichen 30% für mich. Die beiden Romane die ich geschrieben habe, habe ich nur für mich geschrieben, die hat auch noch kein anderer zu lesen bekommen und beim journalistischen schreiben, gibt es eigentlich nur Texte die für andere geschrieben sind.

Was ich in der letzten Zeit ganz deutlich gemerkt habe, ist das, je nachdem für wen ich schreibe, mein Stil und auch die Herangehensweise an das Schreiben, völlig unterschiedlich sind. Da kann es dann manchmal auch sein, dass aus dem Hobby das Spass macht, richtige Arbeit wird.

Das liegt zum einen daran, das man bei den Ausschreibungen und auch beim Schreiben von Artikeln stark eingeschränkt ist, was Thema, Form und länge des Textes angeht (Ein Grund warum ich selten, direkt etwas für einen Wettbewerb schreibe. Meist suche ich Wettbewerbe, zu denen ich schon fertige Geschichten habe und passe die dann an), zum anderen, weil ich dann immer im Hinterkopf habe, dass auch andere die Geschichte/den Artikel lesen und ich dann immer versuche, sie dem allgemeinen Geschmack bzw. Leserverständiss (bei Artikeln) anzupassen, was natürlich auch manchmal gründlich schiefgehen kann.

Manchmal, schreibe ich aber weder für mich noch für jemand anderen. Dann schreibe ich, einfach nur um zu schreiben. Ich denke weder darüber nach wie ich schreibe, noch warum oder für wen ich schreibe. Ich schreibe einfach drauf los, ohne Rücksicht auf "Verluste", ohne irgendwelche Regeln, Zeilen- oder Genrevorgaben im Kopf zu haben. In rund 30% der Fälle kommt dabei sogar was sinnvolles raus, den Rest betrachte ich als Schreibübung.

 

Wenn man anfängt für Andere zu schreiben, beginnt man aber automatisch so zu schrieben (oder versucht es krampfhaft), wie man meint, dass es die Leserschaft von einem erwartet. Und das schränkt die Freiheit und Kreativität meiner Meinung nach stark ein. Dann kann man gleich John Sinclair-Groschenheftromane schreiben ...

 

Ich glaube, man müsste die Fragestellung präzisieren.

Genau genommen geht es ja um zweierlei.

1. Das Thema an sich und
2. wie man es dann schreibt.

Ich kann das Thema nur für mich auswählen, aber beim Schreibstil an die Leser denken. und umgekehrt. Und beides. Und beides nicht. Mir fiel es bei meiner Antwort schwer, diese Differenzierung herauszuarbeiten.

Grüße von Rick

 

@MrPotato:
Du meinst marktgerechtes Schreiben. Aber auch jemand, der eine künstlerische Aussage rüberbringen will, wohl wissend, dass er durch die Wahl seiner Mittel Anstoß erregt, schreibt ja "für andere". Und zwar in dem Sinne, dass er etwas von seinem Kopf in die Köpfe der Rezipienten transportieren will. Wenn Lukas noch hier wäre, würde er mir zustimmen. :D
Im Großen und Ganzen gibt es bei Texten, die man nur für sich selber schreibt, keine Anreize, die Qualität zu verbessern, da sie von niemandem als dem Autor verstanden werden müssen. Wenn ein Autor mir das vor die Nase setzt, weiß ich, dass ich mir jede Auseinandersetzung mit dem Text sparen kann.

 

Megabjörnie schrieb:
Du meinst marktgerechtes Schreiben.

Ja, kann man so sagen ...

Megabjörnie schrieb:
Aber auch jemand, der eine künstlerische Aussage rüberbringen will, wohl wissend, dass er durch die Wahl seiner Mittel Anstoß erregt, schreibt ja "für andere". Und zwar in dem Sinne, dass er etwas von seinem Kopf in die Köpfe der Rezipienten transportieren will. Wenn Lukas noch hier wäre, würde er mir zustimmen. :D

Natürlich. Der Autor bringt etwas zu Papier, das als reines Kommunikationsmittel keinerlei Bedeutung in sich trägt. Der Leder konstruiert sich daraus ein Kommunikat, die Bedeutung entsteht in seinem Kopf. Ein Text ohne Leser ist somit völlig bedeutungslos.

Megabjörnie schrieb:
Im Großen und Ganzen gibt es bei Texten, die man nur für sich selber schreibt, keine Anreize, die Qualität zu verbessern, da sie von niemandem als dem Autor verstanden werden müssen. Wenn ein Autor mir das vor die Nase setzt, weiß ich, dass ich mir jede Auseinandersetzung mit dem Text sparen kann.

Das ist wahr. In der Konsequenz schreibt man für den Leser, das lässt sich kaum vermeiden.
Ich beziehe mich mehr auf die bewusste Einstellung. Während des Schreibens denke ich nicht an mögliche Leser und ihre Erwartungen. Aber das ist, wie du schon richtig gesagt hast, eher eine Ausklammerung der Markterwartung ...

 

Aber der These, allein das Denken an den Leser erzeuge Marktorientierung, muss ich widersprechen. Was ist zum Beispiel bei den Splatter-Geschichten von Lukas? Er hat in dem Autorenthread, in dem wir so ausführlich diskutiert haben, ausdrücklich gesagt, dass er den Leser bewusst schockieren will, wenn er sich solcher Mittel bedient. Dazu muss er erst mal an den Leser und seine möglichen Reaktionen denken.
Und was ist mit Fabeln und Parabeln? Bei diesen Gattungen muss eine ganz bewusste Verschlüsselung der Realität vorgenommen werden, zumindest auf Fabeln trifft das ganz sicher zu. Das Gefallen des Lesers kann dem Autor egal sein, allein die Botschaft ist das Entscheidende.

 

Hi,

am Anfang habe ich wohl aus purer Langerweile geschrieben und irgentwann wurde daraus Leidenschaft.
Ich schreibe, weil ich möchte, dass sich, zumindest einige Menschen durch meine Texte unterhalten fühlen und ich arbeite darauf hin, dass meine Texte irgentwann mal besser werden, was wohl auch mit der Grund war, dass ich nach kg. kam... vielleicht um noch etwas zu lernen.


Bis dann bluna-1981

 

@Megabjörnie: So habe ich das nicht gemeint. Das Denken an den Leser erzeugt nicht automatisch Marktorientierung, das ist richtig.
Ich wollte nur sagen, dass ich "für andere schreiben" mehr in dem Sinne von "marktorientiert schreiben" verstanden habe. Ich habe es einfach nur etwas anders interpretiert.
Generell schreibt man natürlich auch für andere.

 

Hi,

ich melde mich zwar auf dieser Plattform wenig zu Wort, doch will ich auf diese Fragen gerne antworten.

Ich denke, dass Schreiben ein Schaffungsprozess ist. Es entsteht eine Welt mit ihren Helden und Geschichten. Erst im Kopf des Autors, dann auf Papier und wird es von anderen gelesen, letztendlich auch in deren Köpfen. Man hat also etwas erschaffen und wer dieses Schaffen mit Können verbindet, zudem das nötige Quentchen Glück erhält, hält sich mit seiner Geschichte selbst noch nach seinem Ableben in den Köpfen der Menschen. So empfindet vielleicht auch der Architekt, der vor seinem fertiggestellten Bauwerk steht oder eben ein Bildhauer.

Und ist nicht das Schaffen an sich, was uns letztendlich antreibt? Etwas zu Erschaffen - und wenn es nur auf Papier ist - und damit eine gewisse Art von Unsterblichkeit zu erreichen?

Schließlich ist der Tod ständig um uns herum und jeder von uns weiß (sollte zumindest wissen) dass der Sensenmann letztendlich immer gewinnt und wir, bewusst oder unbewusst, immerzu danach streben ihm doch noch ein Schnippchen zu schlagen.

Manche sehen sich in ihren Kindern und Enkeln weiterleben, andere eben in ihren Taten, sofern die "Geschichte schreiben", oder in ihren Kunstwerken. Für welche Form der Einzelne sich schließlich entscheidet, hängt sicherlich von der Persönlichkeit, dem Talent und sozialen Umfeld ab. Trotz allem, glaube ich, dass der Wunsch zu Schreiben ebenso aus diesem Grund geweckt wird, der die alten Entdecker zu den weißen Flecken auf der Landkarte hatten aufbrechen lassen.

Nichtsdetotrotz ist dies natürlich meine subjektive Meinung und nicht die allgemeingültige Wahrheit. Auch möchte ich erwähnen, dass es für mich ungemein befreidigend ist, wenn ich eine Geschichte nach einigen Wochen überarbeite und feststelle: Sie ist ja noch immer gut.

 

So sehe ich das eigentlich auch. Ich finde, das Streben nach einer Form der "Unsterblichkeit", etwas zu erschaffen, das Teil von einem ist, aber nicht an die eigene Sterblichkeit gebunden ist,ein Faktor ist, der häufig unterschätzt wird.
Letzendlich ist diese Art der "Unsterblichkeit" natürlich auch nicht weniger eine Illusion, als es das Kunstwerk ist, aber es ist ein angenehmer Gedanke, etwas zu schaffen, das einen vielleicht überdauert ...

 

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