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Liebeskrank

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01.07.2006
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Liebeskrank

Er ist der in meinem Leben, dem ich alles verzeihen kann. Mein Baby. Weil ... Anna wälzte sich im Bett herum und seufzte wohlig. Weil ich ihn so vollständig durchschaue und daher für alles Verständnis habe. Weil ich einmal blöd und unvernünftig und blind sein will. Vielleicht braucht jeder im Leben einen Menschen, dem man alles nachsieht, der sich alles erlauben darf. Vielleicht braucht man einen, bei dem das innerste Gefühl grenzenlos wird. Sie lachte über sich selbst, als sie den Widerspruch erkannte. Blind durchschauen, ja, das hast du echt ganz toll hingekriegt! Nein, ich durchschaue ihn nicht, gerade das, was ich nicht sehe, nährt meine Sehnsucht. Ich will ihn gar nicht kennen, er ist mein kleines, braunes Tierchen, immer fremd, immer anziehend. Jetzt erst bemerkte sie, dass sie angefangen hatte, mit ihren Zehen über das Laken zu schaben; das tat sie immer, wenn sie an etwas Aufregendes dachte.

Anna spannte ihre Zehen an, spreizte sie und ließ wieder locker. Sie sah auf die Uhr an der Zimmerwand: Bald ein Uhr morgens. Sie genoss das Gefühl, dass ihre Beine, die in der Tageshitze noch geschwollen und schwer gewesen waren, nun, durch das lange Räkeln im Bett, wieder kühl und glatt waren. Dann streckte sie schließlich zuerst das rechte und dann das linke Bein in die Höhe, bewunderte noch kurz die gewagten Linien ihrer Waden, stellte dann, etwas exaltiert, beide Füße neben das Bett und erhob sich. Sie tänzelte in die Küche, wo sie angesichts einer Schale goldgelber Marillen Appetit auf deren pürreeartige Süße bekam. Mit ihrem Daumennagel ritzte sie die flaumige Haut, um die Frucht zu teilen. Aus dem Fruchtinneren reckte sich ihr ein Wurm mit schwarzem Köpfchen entgegen. Tief aus der Kindheit und gleichzeitig, sehr handfest, tief aus ihrem Bauch, stieg ein Ekelgefühl auf. Anna warf die Frucht in die Biotonne und schob den Gedanken weg, was der Wurm wohl weiter im Kompost treiben würde.

Sie schnappte sich die Autoschlüssel im Vorraum und ließ die Tür hinter sich zufallen. Sie liebte es, in der Nacht allein mit dem Auto unterwegs zu sein. Als sie an den Nutten am Gürtel vorbeifuhr, kamen sie ihr schön und verführerisch vor. Wenn sie ein Mann wäre, könnte sie jetzt dieser Blondine mit den weißen Lackstiefelchen nicht widerstehen. Die nächtliche Stadt bot eine derartige Fülle an Möglichkeiten, alle gleich verführerisch, alle gleich erzählenswert, alle gleich verborgen. Sie stellte das Auto am Kai ab und ging die paar Stufen zum Lokal hinunter, das am Donaukanal lag. So wie ausgemacht wartete Sandra gleich hinter der Eingangstür. „Du“, sagte Anna, „ich muss noch schnell aufs Klo!“ Sandra verdrehte die Augen. Die Vorstellung, mit ihrer Mutter das Lokal nochmals gemeinsam durchqueren zu müssen, war ihr peinlich, und sie blieb, wo sie war.

Als Anna sich die Hände wusch, streiften sie die langen Haare eines Mädchens, das von hinten neben sie an das andere Waschbecken trat. Eher hatte Anna nur den Lufthauch, den die Bewegung der Haare auslöste, gepürt. Verstohlen sah sie im Spiegel auf die Seite, um das Mädchen zu betrachten. Dichtes, schwarzes, in der Mitte gescheiteltes Haar, ein absolut ebenmäßiges Gesicht, Aprikosenteint. Erstaunt stellte sie fest, dass das Mädchen nicht in den Spiegel sah, während es sich gerade mal die Fingerspitzen benetzte und diese dann an die Schläfen drückte. Sie weiß, wie schön sie ist, sie braucht diese Vergewisserung nicht mehr! Die Bewegungen des Mädchens waren träge und doch präzise. Anna hatte das Bedürfnis, das Mädchen an den Ohren zu packen und diese so fest nach hinten zu ziehen, bis das perfekte Gesicht der Länge nach aufplatzen würde. Und dann würde da schwarzes, nekrotisches Fleisch nach außen quellen. Verwirrt beugte Anna sich über ihre Hände, und als sie wieder hochsah und nach dem Papierhandtuchbehälter schielte, war das Mädchen weg. Im anderen Waschbecken waren ein paar Tropfen dunkel gefärbten Wassers zurückgeblieben.

Irgendetwas zündet Raketen in ihr, die dann mit rasender Geschwindigkeit durch ihre Adern jagen und schließlich unterhalb ihres Nabels explodieren. Ach ja, da steht er ... grinst sie an und kommt auf sie zu: „Bist du böse, dass ich dir auf deine Mail nicht geantwortet habe?“ Eingedenk der Qualen, die sie deswegen ausgestanden hat, bringt sie nur ein verblödetes Lächeln zustande, wie sie meint. Er hat sie in der Tasche, und er weiß es. Schwerer strategischer Fehler, das ist ihr völlig klar, aber sie konnte damals nicht anders, als ihm zu sagen, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Wenn sie einen Bart hätte, würde sie jetzt in den hineinnuscheln, so bleibt ihr nur, mit beiden Händen ihre Handtasche zu umklammern, sie hat Angst, dass ihr das Gesicht entgleist, und lässt es einschlafen, indem sie die Wangen einzieht. Denk dran, es ist ihm sicher peinlich, sich mit dir unterhalten zu müssen, vor all seinen Freunden. War blöd von dir, hier hereinzukommen. Er hat es mit dir probiert, einmal muss ja jeder Mann auch eine ältere Frau haben, das war´s. Vergiss das nicht! Oder besser, sei zufrieden mit dem, was du hattest, und vergiss es! Sie hält sich dabei zurück, seine Schönheit mit den Augen aufzusaugen. „Du, ich wollte nur Sandra abholen, sie wartet auf mich beim Eingang ...“, bringt sie gerade noch heraus.
„Okay, mach´s gut!“ Dabei berührt er sacht ihre Schulter. Später, im Auto, wird ihr ganzer Körper dieser Berührung nachjubeln.

Reifere Frauen scheinen auch den Vorteil zu haben, dass sie wissen, was sich gehört. Eine Szene hier wäre ihm peinlich gewesen! Wenn er sie beschreiben sollte, dachte Simon sich jetzt, dann fiel ihm nur ein Wort ein: Angenehm. Sie ist äußerst angenehm. Beim Vögeln hatte er sich gehen lassen können, sie war wie ein prall gefülltes Daunenkissen gewesen, das ihn von jeder Seite eingehüllt hatte, nichts war von ihm gefordert, aber alles war gegeben worden, er hatte sich völlig geborgen und sicher gefühlt. Ja, angenehm, auf eine gelassene Art sehr erregend sogar, aber etwas Besonderes hatte sie nicht zu bieten gehabt.

Als er den Raum wieder betrat, in dem eine Live-Band spielte, hatte er die Begegnung bereits wieder vergessen. Es blieb nur der Gedanke an scharfen Sex über, der ihn jetzt ganz erfüllte. Muss doch was zu finden sein hier. Er ließ seinen Blick schweifen. Vor ihm zuckte ein zierliches Mädchen mit blonden Wuschelhaaren etwas hyperaktiv mit den Hüften. Na ja, den Rhythmus packt sie nicht ganz, aber das mit ihrem Rock hat sie echt drauf. Ihr sehr kurzer Faltenrock gewährte bei jedem Wippen einen Blick mal auf den einen, dann auf den anderen Ansatz ihrer weißen Pobacken.
„Ja, die ist saftig-süß, die würd ich auch gerne zum Stöhnen bringen!“ Simon hatte gar nicht bemerkt, dass ein anderes Mädchen an seine Seite getreten war, das ihn jetzt amüsiert ansah. Er hatte nicht gleich auf das geachtet, was sie gesagt hatte, er rief sich ihre spröde Stimme noch einmal ins Gedächtnis, ob er das Gesagte auch wirklich richtig verstanden hatte. Bei einer Bewegung von ihr spürte er langes, glattes Haar auf seinem rechten Unterarm und augenblicklich breitete sich von dort eine Gänsehaut über seinen ganzen Körper aus. Die Frau neben ihm deutete mit dem Kinn auf die tanzende Kleine: „Die würdest du doch gerne durchziehen, oder?“ Sie lachte. Sie verwendet zuviel Puder. Die Linie ihres Profils wurde scharf durch das Bühnenlicht hervorgehoben, er konnte die feinen, weiß überstäubten Härchen ihres Gesichtes überdeutlich erkennen. Aber auch ihre Haare erschienen ihm völlig glanzlos, rußig. Helle und dunkle Trockenheit.
„Du kannst gerne mitmachen!“ Simon bemühte sich sehr, möglichst cool zu klingen, er wollte seine Erregung nicht zeigen. Er sah es schon vor sich: Die schwarzen glatten Strähnen würden sich dabei durch das gelockte Haar der kleinen Blonden schlängeln. Jetzt wandte sie ihm das erste Mal die Augen zu. Kohlenaugen.
„Wie wär´s mit einer kleinen Show für dich? Ich könnte meine Haare zu einem dicken Zopf flechten, um sie mit ihm zu züchtigen ... Zuerst auf ihre niedlichen weißen Pobacken und dann würde ich die auseinanderziehen und ihr auf das rosige kleine Früchtchen schlagen ... Würde dir das gefallen?“
„Wieso sollte sie da mitmachen?“, gab er mit einem schiefen Lächeln zurück.
„Weil ich es will.“ Bei diesen Worten legte sie ihre schmale, langgliedrige Hand auf seine Brust und er konnte sehen, wie sie sich mit seinem Herzschlag hob und senkte. Er glaubte, ihre fünf Finger einzeln auf seinem Herz zu spüren, so erregt klopfte es dagegen.
„Was hast du denn sonst noch zu bieten?“, fragte er heiser.

„Wozu ich fähig sein kann ... das wirst du mir geben!“ Dann warf sie ihr Haar über ihn und küsste ihn. Ihre Zunge war erfrischend kühl, sie saugte so heftig an ihm, dass er, als sie sich endlich voneinander lösten, einen völlig trockenen Mund hatte. Als ob er zu lange mit offenem Mund geatmet hätte. Sie nahm ihn an der Hand, ihre Wangen färbten sich leicht rosig, sie war wie eine pelzige Frucht in der ersten Reife. Im Freien suchten sie sich einen Platz zwischen den U-Bahnbögen. Alle zehn Minuten schickte die vorbeirasende Bahn weiß-schwarze Balken über ihre entblößte Brust. Er rieb seinen Körper an ihrem, ihre Haut knisterte und einmal meinte er, ein paar Funken wahrzunehmen. Wieder fuhr die Bahn mit einem Kreischen vorbei. Er wollte ihr seine Hand zwischen die Beine legen, aber sie wehrte sie ab und sagte: „Nein, ich will dich gleich ganz!“ Beim letzten Wort brach ihre Stimme, wie ein Ast von einem vertrockneten Baumstamm. Als er seine Eichelspitze an ihrem Loch ansetzte, glitt er nicht einfach hinein, er wurde hineingezogen, sie packte ihn regelrecht. In ihm stieg die Vorstellung hoch, dass ihre Vagina das Innere einer sich vorwärts bewegenden Raupe war, und mit jedem Weiterrollen zog sie ihn weiter in sich. Die Adern in seinem Schwanz fühlten sich an, als ob sie ihm gezogen würden, und er kam sofort. Er verströmte sich ganz. Dann spürte er eine kleine Explosion an der Spitze seines Gliedes und glühende Kälte drang in ihn. Er sank zu Boden und verlor das Bewusstsein so weit, dass in ihm nur ein einziger Gedanke übrig blieb: Er war eine leere, durchscheinende Hülle geworden, eine abgeworfene Schlangenhaut.

Ich fließe, ich lebe, mein Puls, ich bin ein blühendes Tal, ich bin die safttriefende Frucht, ich Prallheit, ich Fülle, aus dem Schwarz kommend, ins Schwarz zurückkehrend, bin ich jetzt das runde Gelb, labend, nimm die Süße aus mir entgegen, überlass dich meinem warmen Fließen, komm zu mir.

Als Anna zu Hause die Tür aufschloss, war die Euphorie über die Begegnung mit ihm bereits wieder verflogen. Sandra hatte sie im Auto die ganze Zeit mit Berichten über den Verlauf des Abends von ihren eigenen Gedanken abgelenkt. Als sie endlich allein war, in ihrem Bett liegend, fasste sie einen Entschluss: Sie stellte sich ihre Sehnsucht nach ihm als kleinen Schatz vor, den sie an einen verborgenen Ort brachte, der von allem Übrigen abgeschlossen sein sollte. Ihr kleines, privates Nationalvermögen, das, was ihr bis ans Lebensende Rückhalt und Stärke geben sollte. Unantastbares Kapital. Nicht mehr vermehrbar, aber auch nicht schwindend. Das ist das Einzige, was dir bleibt, sagte sie sich vor.

Sie erwachte von einem heftigen Läuten an der Tür. Es war schon hell. Schlaftrunken tappte Anna auf nackten Füßen zur Tür, unschlüssig, ob sie öffnen sollte oder nicht. Simon stand vor der Tür, am ganzen Körper zitternd, sein weißes T-Shirt war schwarz-fleckig. „Lass mich bitte rein“, krächzte er. Sie war so überrascht, dass sie fast vergaß, daran zu denken, wie sie jetzt wohl auf ihn wirkte, mit ihrem alten Nachthemd, den zerzausten Haaren und ohne Schminke.
„Ja, klar, ist was passiert?“, fragte sie, da ihr nichts Besseres einfiel.
„Nein, ich wollte einfach nur zu dir!“ Und dabei trat er an sie heran, umarmte sie und drückte sich an ihren Körper. Sie hatte das Gefühl, dass die Wärme und Feuchte ihres Körpers auf ihn überging. Und sie spürte, wie er sich beruhigte.
„Du, ich glaube, ich würde gerne bei dir bleiben. Für immer. Ich weiß ja, dass du das auch willst!“ Jetzt war er fast wieder der Alte, sein Grinsen war halb verlegen und halb siegesgewiss. Er sah sie an wie ein Kind, das ein Geschenk macht, und in Erwartung der Freude, die es bereiten wird, fast platzt.
Da fiel die kleine Sehnsuchtskapsel in ihr von dem kleinen Podest herunter, auf die sie sie gestellt hatte, und setzte eine Kettenreaktion in Gang: Sie fiel zuerst auf Annas Herz und machte es hart, und von dort lief es durch jede einzelne Zelle und versteinerte eine nach der anderen. Sie straffte die Haltung ihres Körpers.
„Nein, ich meine, das geht nicht. Das ist keine gute Idee, wie stellst du dir das vor? Ich ... du, nein ...“ Sie schüttelte den Kopf. Ganz leicht war ihr das von den Lippen gegangen. Dann schob sie ihn zur Tür hinaus, die noch immer offen stand, und schloss sie hinter ihm.

 
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Hallo Andrea!

Bereits gestern habe ich deine Geschichte gelesen und konnte keinen Kommentar formulieren. Ich war einfach zu verwirrt. Zum einen fehlte mir die optische Trennung der Gedanken der Prot vom laufenden Text, (z.B. kursivstellen) zum anderen waren es Perspektivwechsel und abrupte Handlungsübergänge, die ich erst zweimal lesen musste, um sie richtig zu verstehen. Ich habe einiges davon unterhalb zitiert.
Auch an der Pointe habe ich lange geknabbert, bin mir immer noch nicht ganz sicher sie jetzt kapiert zu haben.
Nachdem ich deinen Beitrag heute noch zweimal las ;), wage ich den zarten Versuch einer Interpretation.

Eine junge Frau träumt schwärmerisch von ihrem Geliebten, vielleicht liebt sie auch mehr die Sehnsucht nach ihm, als seine reale körperliche Gegenwart.
Er ist ein "Hallodri", der sie, wenn er überhaupt für sie Zeit hat, nur sexuell ausbeutet, sie in seinen Gedanken nur als "angenehm" bezeichnet. Übersetzt in die Männersprache heißt so etwas: Ein lockerer Fick, dann und wann, danach kann er wieder problemlos verschwinden, andere Frauen ficken, und jederzeit wiederkommen, er riskiert nichts, sie liebt ihn ja ohnehin bis zur Schmerzgrenze und verzeiht ihm alles.

In einem Lokal kommt es zur unverhofften Begegnung der beiden. Er ist mit seinen Freunden dort, hat ihr letztes Mail nicht beantwortet und ist froh, dass sie ihm deshalb keine Szene macht. Wieder nimmt sie Rücksicht auf ihn, spricht ihn gar nicht darauf an, schon interessiert er sich für eine andere Frau, die hübsche Tänzerin im Lokal, schon hat er Anna vergessen. Die alte Dame neben ihm ist eine Vampirin, die Männern die ihr gefallen, ihre sexuelle Attraktivität via Geschlechtsverkehr aussaugt. Zurück bleibt eine leere, trockene, männliche Hülle ohne Aura. Als Simon aus seiner Benommenheit nach dem Kontakt mit der Seelenvampirin erwacht, fällt ihm wieder Anna ein. Verstört taumelt er zu ihrer Wohnung, hofft von ihr aufgenommen, beglückt zu werden. Aber etwas ist anders.
Seine Ausstrahlung, sein Sex-Appeal sind weg. Anna spürt es instinktiv bei ihrer (körperlichen) Begrüßung, er saugt, jetzt völlig ausgetrocknet, ihre Wärme und Feuchtigkeit auf, sie schickt ihn desinteressiert weg. Da ist nichts mehr an ihm, was sie begehrt, sie hat Simon quasi überwunden.

Änderungsvorschläge:

Die Marillenepisode könnte mMn entfallen, dafür einen Hinweis geben auf die Verabredung.

Den Vorgang des Aussaugens der männlichen (sexuellen) Attraktivität über den Wechsel von feuchtem zu trockenem Körperempfinden, solltest du noch besser deutlich machen.

Die Rolle des unbekannten Mädchens im Waschraum ist mir immer noch nicht klar geworden. Welche Rolle spielen die schwarzen Wassertropfen?

Die Rolle der Tochter ist auch nur rudementär erkennbar. Vielleicht, wie schon angemerkt, überhaupt entfallen lassen.

Sie spannte ihre Zehen an, spreizte sie und ließ wieder locker. Sie sah auf die Uhr an der Zimmerwand: Bald ein Uhr morgens. Sie genoss das Gefühl, dass ihre Beine, die in der Tageshitze noch geschwollen und schwer gewesen waren, nun, durch das lange Räkeln im Bett, wieder kühl und glatt waren.
Alle drei Sätze beginnen mit "Sie." Vielleicht einmal "Anna" sagen?

Ein Beispiel für harten Übergang:

Im anderen Waschbecken waren ein paar Tropfen dunkel gefärbten Wassers zurückgeblieben.

Irgendetwas zündet Raketen in ihr, die dann mit rasender Geschwindigkeit durch ihre Adern jagen und schließlich unterhalb ihres Nabels explodieren. Ach ja, da steht er ... grinst sie an und kommt auf sie zu:


IMHO ein Tempusfehler, sollte wohl heißen: zündete, jagte, explodierte.
Dieser Übergang hat mich auch zunächst verwirrt. Vom Waschbecken und den dunklen Tropfen hin zu ihm, der plötzlich vor ihr steht. Wo? Im Waschraum?

Als sie an den Nutten am Gürtel vorbeifuhr, kamen sie ihr schön und verführerisch vor.
Wenn du nur für Wiener schreibst, ok, aber sonst würde ich dem Gürtel einen Namen geben, denn den Gürtel gibt es gar nicht.
Vorschlag: Gaudenzdorfer Gürtel, Neubaugürtel, etc.

So wie ausgemacht wartete Sandra gleich hinter der Eingangstür. „Du“, sagte Anna, „ich muss noch schnell aufs Klo!“ Sandra verdrehte die Augen. Die Vorstellung, mit ihrer Mutter das Lokal nochmals gemeinsam durchqueren zu müssen, war ihr peinlich, und sie blieb, wo sie war.
Da du bis hierher keine Erwähnung einer Verabredung mit ihrer Tochter gemacht hast, würde ich gleich im ersten Satz die Tochter erwähnen.
Vorschlag: ... wie ausgemacht wartete ihre Tochter Sandra ...

Denk dran, es ist ihm sicher peinlich, sich mit dir unterhalten zu müssen, vor all seinen Freunden.
Auch da fehlt mir der Zusammenhang. Woher weiß sie, dass seine Freunde alle hier sind? Sie hat ihn doch ganz zufällig getroffen, oder?

Als er den Raum wieder betrat, in dem die Live-Band spielte, hatte er die Begegnung bereits wieder vergessen.
Würde hier vorschlagen: eine Live-Band spielte, denn bisher war noch keine Rede von einer Live-Band.

Die Frau neben ihm deutete mit dem Kinn auf die tanzende Kleine: „Die würdest du doch gerne durchziehen, oder?“ Sie lachte. Sie verwendet zuviel Puder. Die Linie ihres Profils wurde scharf durch das Bühnenlicht hervorgehoben, er konnte die feinen, weiß überstäubten Härchen ihres Gesichtes überdeutlich erkennen.

Hier stellt sich mir die Frage: Wer verwendet zuviel Puder? Die Tänzerin oder die Horror-Alte? Mit kursiver Darstellung aller Gedankengänge käme das mMn besser zum Ausdruck.

So, das wars im Wesentlichen. :)
Gefallen hat mir wie immer dein schöner Sprachstil und die Erotik in den Beschreibungen. Sehr gut dargestellt, Annas Empfindungen, wenn ich ein Mann wäre, ebenfalls gut gefallen hat mir die Sexszene mit der Hexe und die Idee ganz allgemein. Nur, bitte etwas klarer formulieren. ;)

Und jetzt warte ich mal, was andere zu deiner Geschichte sagen. ;)

Ganz liebe Grüße,
next time, same station,
Manuela :)

 

Hallo Andrea,

War ich froh, als ich Manuelas Einleitung las. Ich dachte schon, nur mir ging es gestern so, äh ... verwirrt.

Ich habe den Text überschlafen und ihn mir dann noch einmal zur Brust nehmen müssen, um überhaupt den Durchblick zu bekommen.

Meine Interpretation wäre eher so, das die Unbekannte mit dem langen Haar die titelgebende Liebeskrankheit, die quasi diesem Simon von seiner eigenen Medizin gab.
(Und? - Hab ich Recht :dozey: )
Darum war Anna am Ende der Geschichte ein wenig geheilt.

(Das hat sie wieder clever gemacht, die Andrea - polarisieren und hypothetisieren über eine ihrer Geschichten - eine ganz Raffinierte :hmm: )

ZP muss ich allerdings in einigen Punkten Recht geben.
z.B. ist die Tochter verzichtbar und, obwohl du durchaus ein ungutes Gefühl erzeugst, ist die Geschichte vielleicht "Seltsam" oder auch "Sonstige", aber keinesfalls "Horror".
Dafür bin auch ich für

".... weil sie den Widerspruch erkannte ..."

Sprachlich bist du wieder top. Du spielst auch ein wenig mit dir möglicherweise passierten und gleich wieder im Textzusammenhang korrigierten Fehlern. Sehr faszinierend, das.

Und obwohl du wieder eine Sex-Szene hineingeschrieben hast (wegen derer ich doch hauptsächlich deine Geschichten lese :D ), lässt du mich aber letztendlich unbefriedigt zurück. Aber gut, man kann nicht alles haben.

Noch ein Wort @Manuela Korn
"Gürtel" ist nicht so verwirrend, die heißen überall im deutschsprachigen Raum ... Gürtel, ...Ring, ...Allee.
oder ähnlich.
Woher ich das weiß? Na, irgendjemand wird es mir wohl erzählt haben :shy:

lg
Lev

 
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Hallo Geschichten-Erschießer! ;)

So, jetzt wird's ungemütlich*g*:
Jo, so werd ich wenigstens net fett ...:Pfeif:

Der erste Absatz ist sozusagen der Kern des Ganzen, aber davon später, wenn ich die Geschichte erkläre.

Absatz 2: Hier das genaue Gegenteil: Sehr, fast sogar ausschließlich bildlich. Soweit so gut. Doch worauf läuft das hinaus? Mir kommt das Ganze zu unentschlossen vor; es sind schon etliche Worte vergangen, und noch immer habe ich im Grunde nix an der Hand, was mich anspannt, was mich dazu treibt weiterzulesen oder was - und das ist vielleicht entscheidend - die Geschichte richtungsweisend vorantreibt. Mit dem Wurm taucht hier auch ein erstes, allerdings sehr, sehr zartes Horrorelement auf (Ekel).
Ja, hat eigentlich nur den Sinn, das Leitmotiv der wurmigen Marille einzuführen, das sich später bei der mysteriösen Frau wiederholt. Die hat ja auch einen Aprikosenteint mit schwarzem Kern ...

Absatz 3: Gut, Sandra spielt quasi keine Rolle; eigentlich wäre ich fast geneigt, sie komplett rauszunehmen - ich kann ihr keine Funktion zuordnen.
Doch, sie hat eine Funktion, an ihr wird klar, dass Simon viel jünger ist als Anna, Sandra und er verkehren im gleichen Lokal. Da hat die Autofahrt schon weniger Funktion, da geb ich dir Recht!

Absatz 4: Der Absatz, in den ich mal ganz klassisch weibliche Rivalität lese, gefällt mir am besten.
Ja, das ist es sicher auch.

Warum diese Geschichte, warum Einleitung, Hauptteil und Schluß, was hat die Einleitung mit dem Mittelteil mit dem Schluss zu schaffen, wo ist der Faden, abgesehen von einem Hin und Her zwischen Mann und Frau?

Ja, es gibt natürlich einen Faden, achte bitte auf den Gegensatz von trocken und feucht. Das Horrormäßige sollte nicht allzu offensichtlich sein, vielmehr geht es mir um den Horror der Liebe, jede Figur (außer Sandra) krankt auf irgendeine Art an ihr. Ich werde später, wenn noch mehr Kommentare kommen, sicher noch eine Interpretation der Geschichte nachliefern, aber ich will noch etwas abwarten. Aber es ist mir natürlich klar, dass ich etwas zu lakonisch war, da die Geschichte offensichtlich so unverständlich ist.

Auf jeden Fall danke, dass du dir die Mühe gemacht hast, einen derart ausführlichen und aufschlussreichen Kommentar zu schreiben! :)


Hallo Manuela!

Ja, vielleicht sollte ich die Figurenrede wirklich kursiv machen.

Eine junge Frau träumt schwärmerisch von ihrem Geliebten, vielleicht liebt sie auch mehr die Sehnsucht nach ihm, als seine reale körperliche Gegenwart.
Ja, das ist sicher so!
Er ist ein "Hallodri", der sie, wenn er überhaupt für sie Zeit hat, nur sexuell ausbeutet, sie in seinen Gedanken nur als "angenehm" bezeichnet. Übersetzt in die Männersprache heißt so etwas: Ein lockerer Fick, dann und wann, danach kann er wieder problemlos verschwinden, andere Frauen ficken, und jederzeit wiederkommen, er riskiert nichts, sie liebt ihn ja ohnehin bis zur Schmerzgrenze und verzeiht ihm alles.
Ja, sie hat die bedingungslose Liebe einer Mutter, am Beginn mit "mein Baby" angedeutet. Ihre Art von Liebe ist die Liebe "in nuce", also der Ursrung jedes Liebesgefühls.
Die alte Dame neben ihm ist eine Vampirin, die Männern die ihr gefallen, ihre sexuelle Attraktivität via Geschlechtsverkehr aussaugt. Zurück bleibt eine leere, trockene, männliche Hülle ohne Aura. Als Simon aus seiner Benommenheit nach dem Kontakt mit der Seelenvampirin erwacht, fällt ihm wieder Anna ein. Verstört taumelt er zu ihrer Wohnung, hofft von ihr aufgenommen, beglückt zu werden. Aber etwas ist anders.
Ja, aber wie kommst du auf die Idee, dass das ne alte Dame ist :confused: - das ist das gleiche Mädchen wie im Waschraum neben Anna - mit dem "Frucht"-Leitmotiv angedeutet. Aber anscheinend hab ich das auch zu wenig deutlich gemacht. Auch ist Anna keine "junge" Frau, auch das sagt der Text ja ganz deutlich, als Simon über sie nachdenkt. Die ganze Sache mit Sandra soll ja dazu dienen, den Altersunterschied zwischen Anna und Simon zu betonen - es ist das Stammlokal von Sandra und von ihm, Anna weiß das - aber es ist natürlich meine Schuld, wenn das nicht deutlich wird.
Seine Ausstrahlung, sein Sex-Appeal sind weg. Anna spürt es instinktiv bei ihrer (körperlichen) Begrüßung, er saugt, jetzt völlig ausgetrocknet, ihre Wärme und Feuchtigkeit auf, sie schickt ihn desinteressiert weg. Da ist nichts mehr an ihm, was sie begehrt, sie hat Simon quasi überwunden.
Mit der Erfüllung ihrer Wünsche geht ihr die Sehnsucht verloren, und deswegen will sie ihn nicht mehr. Aber dass er seine "Liebesenergie" oder sein "Mojo" (@Quinn :P) verloren hat, diese Interpretation, dass sie ihn deswegen nicht mehr will, ist also durchaus auch zulässig!


Die Marillenepisode könnte mMn entfallen, dafür einen Hinweis geben auf die Verabredung.
Nein, es ist das Leitmotiv der (wurmstichigen) Frucht, das hier eingeführt wird.

Welche Rolle spielen die schwarzen Wassertropfen?
Das Wasser oder die Feuchtigkeit ist Symbol für die (triebhafte) Liebesenergie. Sie braucht es dringend, weil sie "trocken" ist, im Text gibt es einige Hinweise darauf. Wenn man so will, findet das alte Motiv der frigiden femme fatale in ihr seine Fortführung. Sie verschmutzt das Wasser, weil sie auschließlich die dunkle Seite der Natur, also rein triebhaft, ist. Das mag ein problematischer Widerspruch sein, ist aber beabsichtigt.


Ein Beispiel für harten Übergang:
Zitat:
Im anderen Waschbecken waren ein paar Tropfen dunkel gefärbten Wassers zurückgeblieben.

Irgendetwas zündet Raketen in ihr, die dann mit rasender Geschwindigkeit durch ihre Adern jagen und schließlich unterhalb ihres Nabels explodieren. Ach ja, da steht er ... grinst sie an und kommt auf sie zu:
IMHO ein Tempusfehler, sollte wohl heißen: zündete, jagte, explodierte.
Dieser Übergang hat mich auch zunächst verwirrt. Vom Waschbecken und den dunklen Tropfen hin zu ihm, der plötzlich vor ihr steht. Wo? Im Waschraum?


Das Präsens und der harte Übergang sind Absicht, es soll damit der (freudige) Schock unterstrichen werden, den sie bei seinem Anblick hat, ja, das mit dem Raum sollte ich wahrscheinlich noch deutlicher machen.

Zitat:
Die Frau neben ihm deutete mit dem Kinn auf die tanzende Kleine: „Die würdest du doch gerne durchziehen, oder?“ Sie lachte. Sie verwendet zuviel Puder. Die Linie ihres Profils wurde scharf durch das Bühnenlicht hervorgehoben, er konnte die feinen, weiß überstäubten Härchen ihres Gesichtes überdeutlich erkennen.
Hier stellt sich mir die Frage: Wer verwendet zuviel Puder? Die Tänzerin oder die Horror-Alte? Mit kursiver Darstellung aller Gedankengänge käme das mMn besser zum Ausdruck.
Sie deutet mit dem Kinn auf das andere Mädchen, das man ja offensichtlich nur von hinten sieht - Pobacken! ;) Mit dem "Kinn" dachte ich, ist es eh schon klar, dass es um das Gesicht der Mysteriösen geht.

So, das wars im Wesentlichen.
Gefallen hat mir wie immer dein schöner Sprachstil und die Erotik in den Beschreibungen. Sehr gut dargestellt, Annas Empfindungen, wenn ich ein Mann wäre, ebenfalls gut gefallen hat mir die Sexszene mit der Hexe und die Idee ganz allgemein. Nur, bitte etwas klarer formulieren.
Ja, ich hab anscheinend schreckliche Angst vor Redundanz! :D Dankeschön für dieses Lob und fürs Lesen! :) Einige deiner hilfreichen Verbesserungsvorschläge werde ich übernehmen.
Und jetzt warte ich mal, was andere zu deiner Geschichte sagen.
ich auch! :schiel:

Gruß an euch beide!
Andrea

 
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G'Nabend Andrea!

Hier: Die Aprikose, safttriefende Frucht, pralles Gelb, Fülle ... Da: Der Wurm, sich labend, von innen aushöhlend und zehrend ... Dann: Die geheimnisvolle Frau am Waschbecken. Wieder drängt sich das Bild der Frucht auf. Doch ist diese Frucht mit ihrem Aprikosenteint schon aufgezehrt, ausgehöhlt, vertrocknet. Und ... ähm ... ja, also ... der Mann ...

Weiter bin ich noch nicht. :)

Werte Andrea: Gut geschrieben ist die Geschichte. Ich muss es wissen, ich habe sie ja schließlich auch schon vier Mal gelesen. Sprachlich wirklich gelungen - um's treffender zu sagen: wieder schön saftig und prall. Allein, der Sinn erschließt sich mir nicht. Trotz aller safttriefender Stimmung blieb mir am Ende nur ein pralles Fragezeichen. Die Symbole, die ich erkannte, fügten sich nicht zusammen. Die Frucht, der Wurm, Annas und Simons Oberflächlichkeit und Sexgier. Dann die geheimnisvolle Alte. Sie saugt aus, nimmt - aber gibt sie auch was? Den Wurm? Schmeißt Anna Simon deswegen raus wie weiland die Aprikose? Oder schmeißt sie ihn raus, weil die Alte Simons Wurm geraubt hat? Wurmlosigkeit würde dem Sex zumindest im Wege stehen ... Was redet Simon da, von wegen "für immer gemeinsam"? Das kauf ich ihm nicht ab. Der will doch nur ... Durchschaut sie das?

Du siehst: Ich hab's nicht kapiert. Vielleicht macht's irgendwann KLICK, und ich denk mir, wie naiv ich doch war. Das war bis jetzt noch nicht der Fall, und alles was bleibt, ist die Freude über einen Haufen saftiger Sätze, die eine noch saftigere Stimmung verbreitet haben, und mich das Ganze auch noch ein fünftes und sechstes Mal lesen werden lassen. Ich will verstehen!

Menge der gefundenen Vertipper: Eins.
... sie die langen Haare eines Mädchens, das von hinten ...

Bis denne,
Fisch

EDIT:
Nu hab ich solange rumformuliert, dass Du mir zuvorgekommen bist. Stelle mit Erschrecken fest, dass ich das Mädchen aus dem Bad auch als alte Frau in Erinnerung hatte. Ich werde mal nachsehen, warum.

 

Hallo Lev!

Schön, dass du meine Geschichten weiter beobachtest! ;)

War ich froh, als ich Manuelas Einleitung las. Ich dachte schon, nur mir ging es gestern so, äh ... verwirrt.
Ja, da bist du ja nicht der Einzige ...:schiel:

Meine Interpretation wäre eher so, das die Unbekannte mit dem langen Haar die titelgebende Liebeskrankheit, die quasi diesem Simon von seiner eigenen Medizin gab.
(Und? - Hab ich Recht )
Darum war Anna am Ende der Geschichte ein wenig geheilt.
Ja, die Unbekannte steht sicher für etwas, wofür hab ich ungefähr in meiner vorherigen Antwort angedeutet.
(Das hat sie wieder clever gemacht, die Andrea - polarisieren und hypothetisieren über eine ihrer Geschichten - eine ganz Raffinierte )
Ich doch nicht! :D
ZP muss ich allerdings in einigen Punkten Recht geben.
z.B. ist die Tochter verzichtbar und, obwohl du durchaus ein ungutes Gefühl erzeugst, ist die Geschichte vielleicht "Seltsam" oder auch "Sonstige", aber keinesfalls "Horror".
Ja, das mit der Tochter hab ich auch vorher schon erklärt, warum die notwendig ist, was den Horrorfaktor betrifft, da lass ich mit mir reden! Ist mir klar, dass es nicht horrormäßig ist.
Sprachlich bist du wieder top. Du spielst auch ein wenig mit dir möglicherweise passierten und gleich wieder im Textzusammenhang korrigierten Fehlern. Sehr faszinierend, das.
Dankeschön und: :sealed:
Und obwohl du wieder eine Sex-Szene hineingeschrieben hast (wegen derer ich doch hauptsächlich deine Geschichten lese ), lässt du mich aber letztendlich unbefriedigt zurück. Aber gut, man kann nicht alles haben.
Äh, dafür bin ich nicht verantwortlich zu machen! :D

Vielen Dank für´s Lesen und für deinen Kommentar!

Gruß
Andrea

 

Hi Andrea, ich nochmal!

Ja, aber wie kommst du auf die Idee, dass das ne alte Dame ist - das ist das gleiche Mädchen wie im Waschraum neben Anna - mit dem "Frucht"-Leitmotiv angedeutet. Aber anscheinend hab ich das auch zu wenig deutlich gemacht.

Ja, warum eigentlich? Das fragte ich mich auch, nachdem ich deinen Text gerade noch einmal gelesen habe. Irgendwie hatte ich das Bild einer verlebten, älteren Frau in meinem Kopf. Jetzt, wo ich den Zusammenhang mit dem Mädchen im Waschraum kenne, sehe ich das schon anders.
Nur: Im Waschraum sprichst du von einem Mädchen, im Lokal, bei Simon, von einer Frau. ;) Das habe ich wohl falsch assoziert. Würde daher bei der Bezeichnung Mädchen bleiben.

Pfiat di,
Manuela :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Sehr verehrter Herr Fisch!

Ja, wie du siehst, kapiert es eh keiner außer mir, und wer weiß, ob ich überhaupt ...

Das mit dem Leitmotiv hast du natürlich gut erkannt. Dass das Ganze ein so hermetischer Text ist, hätt ich nicht gedacht.

Trotzdem hab ich deinen Kommentar sehr erfrischend und sogar zutreffend gefunden. Er hat eine Fülle folgender Reaktionen bei mir hervorgerufen:
:rotfl: :rolleyes: :schiel: :fluch: :anstoss:

Dann die geheimnisvolle Alte. Sie saugt aus, nimmt - aber gibt sie auch was? Den Wurm? Schmeißt Anna Simon deswegen raus wie weiland die Aprikose? Oder schmeißt sie ihn raus, weil die Alte Simons Wurm geraubt hat? Wurmlosigkeit würde dem Sex zumindest im Wege stehen ...
Besonders dafür wirst du ab nun mein Buddy sein! :D
Was redet Simon da, von wegen "für immer gemeinsam"? Das kauf ich ihm nicht ab. Der will doch nur ... Durchschaut sie das?
Du hast Recht, das kommt wohl etwas unmotiviert.
Ich will verstehen!
Ja, ich werde bald eine 1A-Interpretation liefern, falls ich das selbst überhaupt schaffe ... Danke, dass du dich damit so auseinandergesetzt hast!

Hey Manuela! :)

Schön langsam find ich das interessant, denn du warst ja nicht die Einzige, die in der Unbekannten eine alte Frau gesehen hat. Vielleicht macht das Charakteristikum "Trockenheit", das ich ihr zugedacht habe, sie zu einer solchen. Und ja, das mit der "Frau" werd ich ändern.

Bis bald!
Andrea

 

Servus Frollein Andrea

So so, das ist also deine 'Horror'-Geschichte. Ich lese zwar nie in dieser Rubrik, aber meine zu wissen, was gruselig ist. :P
Wäre es nicht deine Geschichte, hätte ich es wahrscheinlich nicht gelesen, wäre sie in einer anderen Rubrik wie zum Beispiel Seltsam, wo sie mMn auch hingehört, hätte ich sie bis zur HÄlfte gelesen. Hätte ich sie tatsächlich gelesen, weil ich sie sprachlich top finde, was man von dir aber nichts anderes erwarten kann, dann hätte ich versucht diese gestörte Geschichte zu vergessen. Ja, ich finde sie irgendwie gestört. Im positiven Sinne natürlich.
Beim zweiten Lesen wird dann erst einiges klar.
Und den Tipp von Manuela, dass du die Gedanken von Anna kursiv kennzeichnen solltest, solltest du beherzigen. Denn schon am Anfang 'wechselst' du die Perspektive.

Auch mir gefällt der Absatz mit dem mysteriösen Mädchen am besten. Vllt waren einige verwirrt, weil du sie im Waschraum eher als Schönheit dargestellt hast, und als sie bei Simon ist, schreibst du Sachen wie "spröde Stimme", er bekommt eine Gänsehaut, als ihre Haare seinen Arm streifen, sie trägt zuviel Make-Up, glanzlose, rußige Haare. Was ist sie nun? Eine mysteriöse Schönheit oder eine alte Hexe? Mag sein, dass das den Horror in dieser Geschichte ausmacht, dass man nicht weiß, was das für eine Person ist, aber das ist für mich zuwenig. Und das ist doch etwas, was in jeder Horror-Story vorkommt oder? Dass man Informationen verbirgt. Und eins der billigsten Horror-Elemente: Ekel. :p Wobei du das mit dem Wurm konsequent durchgezogen hast, und das finde ich dann wiederrum gut.

„Ja, klar, ist was passiert?“ fragte sie
Ein Fehler. Hihi.

So, das war jetzt mein unkonstruktiver Beitrag. Hilft dir bestimmt weiter. ;D

Baba
Frollein Jo

P.S.:

Ja, ich werde bald eine 1A-Interpretation liefern,
Warte mal damit ab - würde ich nicht machen. Und anstatt eine 1A-Interpretation zu liefern, solltest du die wichtigsten Stellen in der Geschichte bearbeiten.

 
Zuletzt bearbeitet:

Griaß di, Josi!

So so, das ist also deine 'Horror'-Geschichte. Ich lese zwar nie in dieser Rubrik, aber meine zu wissen, was gruselig ist. :P
Wusste gar nicht, dass du so subtil gemein sein kannst! :D
Wäre es nicht deine Geschichte, hätte ich es wahrscheinlich nicht gelesen, wäre sie in einer anderen Rubrik wie zum Beispiel Seltsam, wo sie mMn auch hingehört, hätte ich sie bis zur HÄlfte gelesen. Hätte ich sie tatsächlich gelesen, weil ich sie sprachlich top finde, was man von dir aber nichts anderes erwarten kann, dann hätte ich versucht diese gestörte Geschichte zu vergessen. Ja, ich finde sie irgendwie gestört. Im positiven Sinne natürlich.
Beim zweiten Lesen wird dann erst einiges klar.
Ich bin Spezialistin für gestörte Geschichten, weil ich selber ... aber lassen wir das ... Ja, möglich, dass es in eine andere Rubrik gehört. Vielleicht wollte ich euch ja alle nur dazu bringen, dass ihr intensiver lest! :D
Und den Tipp von Manuela, dass du die Gedanken von Anna kursiv kennzeichnen solltest, solltest du beherzigen. Denn schon am Anfang 'wechselst' du die Perspektive.
Was ist sie nun? Eine mysteriöse Schönheit oder eine alte Hexe?
Ersteres, nur weil sie ne spröde Stimme hat, muss sie ja nicht alt sein, und das mit der Gänsehaut, hm, auch wenn man erregt ist, bekommt man ne Gänsehaut! ;)
Zitat:
„Ja, klar, ist was passiert?“ fragte sie
Ein Fehler. Hihi.
Ja, den habe ich als Test für dich eingebaut, ob du ihn findest! :p


P.S.:
Zitat:
Ja, ich werde bald eine 1A-Interpretation liefern,
Warte mal damit ab - würde ich nicht machen. Und anstatt eine 1A-Interpretation zu liefern, solltest du die wichtigsten Stellen in der Geschichte bearbeiten.

Ja, ich warte noch auf meinen schärfsten Kritiker, auf Dr. Quinn! :p Ja, ich werd sie wahrscheinlich eh noch ändern ...

Danke dir fürs Lesen und deinen Kommentar! :)

Bussi
Andrea

 

Hallo Andrea,
ich habe nicht mehr viel neues beizutragen, das meiste, was ich anzumerken hätte, haben auch Manuela Korn und Nick, der Fisch, erwähnt.
Das generelle Problem, das ich mit der Geschichte habe, ist die fehlende Struktur, durch das Springen zwischen Erzähltext und Gedankenrede ist es ein flackernder Text, sehr unruhig und unstet. Sogar eigentlich geruhsame, statische Szenen wie das Aufwachen oder die Begegnung im Bad werden dadurch sehr unruhig, obwohl sie stilistisch einen Gegenpol zu den "wirklich" flackernden Szenen bieten könnten - der Szene im Tanzlokal und später der Sexszene.
Man findet deshalb nur recht schwer in die Geschichte rein, man könnte da vielleicht einfach etwas mehr dehnen, den Leser auch mal zur Ruhe kommen lassen.
Was den Plot angeht, und warum auch ich den Text bestimmt viermal lesen musste: Es gibt keine deutliche Verbindung zwischen Simons Entwicklung und Annas. Beide machen unabhängig voneinander eine Entwicklung durch (Simon entscheidet sich für die Geborgenheit; Anna wohl für das Anschmachten eines Unnerreichbaren, für einen Traum) und am Ende treffen diese beiden nochmal aufeinander und die umgekehrten Vorzeichen resultieren dann in der Trennung.
Simons Entwicklung ist nachvollziehbar, die von Anna kommt von innen, aus einer reflexiven Entscheidung heraus, die zwar psychologisch nachvollziehbar sein mag, sie entscheidet sich halt gerade an dem Abend so, aber geschichtstechnisch ist das doch sehr unglücklich, finde ich. Da verstößt du gegen klare Regeln des Erzählens sozusagen, was Entwicklung und Handlungsabklauf angeht. Dadurch wirkt die Geschichte sehr viel enigmatischer als sie eigentlich ist.
Ich bin also sehr dafür, die Entwicklung Annas ebenfalls mit der mysteriösen Frau zu verknüpfen und sie so nachvollziehbar zu gestalten, Teil eins und drei der Geschichte müssen unbedingt stärker mit Simons Teil in der Mitte verknüpft werden.
Stilistisch habe ich dir ja schon einige Anmerkungen geschickt, die du auch - soweit ich das gesehen habe - zu weiten Teilen umgesetzt hast.
Mit dem Gefallen, Nichtgefallen ist das bei der Geschichte so eine Sache. Also mir gefällt sie eher nicht. Ich finde sie ist selbstvergessen, um die Wirkung nach außen wurden sich da keine großen Gedanken gemacht, und deshalb ist sie auch schwer zu lesen und zu genießen, zumindest für mich. Ist wie eine Festung, die erobert werden will (wobei die hier, meiner Ansicht nach, die Anstrengung nicht so rechtfertigt wie Reproduktion oder auch Vaterliebe). Lass doch wenigstens die Zugbrücke runter bei deinen Geschichten - obwohl genau das wahrscheinlich auch wieder manche Leser reizt.

Gruß
Quinn

 

Hallo Quinn!

Ja, ich hab das beim Schreiben überhaupt nicht gesehen, dass das schwer zu lesen ist. Ja, und offensichtlich muss ich wirklich noch dran arbeiten, und deine Bemerkungen find ich wieder einmal sehr hilfreich dabei.

Was die Verknüpfung der beiden Erzählstränge betrifft: Natürlich ist der Mittelteil die Ursache für das Ende, aber das ist anscheinend zu wenig Verknüpfung. Ich muss die Geschichte noch etwas nachsitzen lassen ...

Vielen Dank für deinen wieder mal sehr aufschlussreichen Kommentar.

Gruß
Andrea

 

Hallo Andrea!

Man muss die Geschichte schon mehrmals lesen, um sie verstehen zu können. Ich bilde mir zumindest ein, dass ich sie verstanden habe, also mal sehen:

Anna ist zu Beginn total verrückt nach Simon, er ist viel jünger als sie, vielleicht könnte er auch ihr Sohn sein. Ich denke sie sehnt sich nach diesem Gefühl, diese jugendliche Unvernunft, und möglicherweise fühlt sie sich durch den Altersunterschied auch wieder jünger. Und im Prinzip ist sie das ja auch, sie hat (bis auf das Ende der Geschichte dann) so was richtig treudoof-hündchenhaftes, was Simon ja total ausnutzt. Er ist halt so ein Aufreißertyp, der eigentlich nur mit ihr spielt. Anna hat für ihn was Verlässliches und Bodenständiges denke ich. Die Anfangsszene fand ich übrigens sehr gut.

Die Szene mit der Aprikose hat auch mir besonders gut gefallen. Das hat zuerst sowas Erotisches, aber im Kern ist die Frucht ja faul, genau wie das geheimnisvolle Mädchen, das dann später auftaucht.

Sandra verdrehte die Augen. Die Vorstellung, mit ihrer Mutter das Lokal nochmals gemeinsam durchqueren zu müssen, war ihr peinlich, und sie blieb, wo sie war.
Wieso nochmals? Sie haben sich doch an der Eingangstür getroffen, also haben sie noch gar nicht das Lokal zusammen durchquert.

Ja, dieses Mädchen. Anna ist eifersüchtig auf ihre jugendliche und in ihren Augen schon fast perverse Vollkommenheit. Das dunkel gefärbte Wasser im Waschbecken habe ich erst als Reaktion auf ihre Gedanken interpretiert, also darauf, dass Anna dem Mädchen am liebsten das Gesicht aufreißen will. Und das schwarze Fleisch, was ja in ihrer Einbildung existiert, würde ja auch schwarz bluten, daher die Flecken in der Spüle. So würde das dann quasi eine Verwischung von Einbildung und Wirklichkeit darstellen, aber die schwarzen Flecken scheinen ja durchaus real zu sein, weil Simon dann in der letzten Szene auch schwarze Flecken auf seinem T-Shirt hat.

Irgendetwas zündet Raketen in ihr, die dann mit rasender Geschwindigkeit durch ihre Adern jagen und schließlich unterhalb ihres Nabels explodieren.
Hm, hier ist Anna ja schon gar nicht mehr im Waschraum, also klar, sie geht wieder in diese Kneipe. Aber ich würde mir an der Stelle einen kleinen Hinweis wünschen, ich war erst verwirrt weil ich dachte, sie wäre immer noch im Bad.

Und in der Kneipe trifft sie dann Simon, sie verhält sich ja vor lauter Liebeskrankheit wirklich wie eine Teenagerin, nur halt mit dem Unterschied, dass sie ihm keine Szene macht. ;) Also sie ist ja völlig eingeschüchtert von ihm, er hat sie wirklich in der Hand.
Ich verstehe in dem Absatz aber den Tempuswechsel nicht. Wieso auf einmal Präsens?

Und dann trifft Simon dieses Mädchen und sie saugt ihn ja komplett aus. Anders kann man es gar nicht sagen, er ist danach richtig leer und die Rollen sind getauscht, würde ich sagen. Simon ist auch nicht gerade der Hellste, glaube ich, aber vielleicht ist das auch gar nicht seine Schuld, weil dieses Mädchen ist ja eigentlich schon eine Hexe. Interessant ist, dass man dieses Hexenhafte zuerst Annas Einbildung zuschreibt und ihrer Liebeskrankheit, aber dann wird es doch Realität. Also die Hexe macht ihn im Prinzip zum Normalo, er hat jetzt das, was ihn für Frauen so interessant gemacht hat, überhaupt nicht mehr, von dem Dandy ist gar nichts mehr geblieben.

Ich fließe, ich lebe, mein Puls, ich bin ein blühendes Tal, ich bin die safttriefende Frucht, ich Prallheit, ich Fülle, aus dem Schwarz kommend, ins Schwarz zurückkehrend, bin ich jetzt das runde Gelb, labend, nimm die Süße aus mir entgegen, überlass dich meinem warmen Fließen, komm zu mir.
Schon wieder das Obst. ;) Das konnte ich zuerst gar nicht zuordnen. Aber ich denke mal, das ist Annas Ruf, den Simon in seinen Gedanken hört und der ihn zu ihr bringt. Liege ich richtig? Also gibt Anna jetzt den Ton an, nicht mehr er, jetzt ist er derjenige, der ihr verfallen ist und nicht andersrum und nach diesem Düsteren und Geheimnisvollen ist es jetzt wieder auf ernüchternde Art und Weise normal.

Anna hat sich jetzt überwunden, aber ob das mit dem zusammenhängt, was Simon passiert ist, weiß ich nicht. Sie will sich die Erinnerung aufbewahren als Schatz sozusagen, aber sie will ihn nicht mehr wirklich besitzen.
Und Simon kommt dann zu ihr und ist schon drauf und dran, Anna auszusaugen.

Sie hatte das Gefühl, dass die Wärme und Feuchte ihres Körpers auf ihn überging. Und sie spürte, wie er sich beruhigte.
Er ist jetzt wie ein trockener Schwamm und nährt sich von Anna, und kriegt sich dann wieder ein irgendwie. Vielleicht saugt er ihr auch das letzte Bisschen Unvernunft aus, was ihr geblieben ist, was ihn beruhigt und sie ernüchtert. Er ist sich seiner Sache schon ziemlich sicher, vielleicht hat er auch noch gar nicht so richtig begriffen, was eigentlich passiert ist. Anna stößt ihn dann zurück, weil sie wieder bei Sinnen ist.
Vielleicht hat es auch mit der Nacht zu tun. Die Nacht ist das Geheimnisvolle, in der Nacht macht man Sachen, die man tagsüber gar nicht denkt, und als Simon zu ihr kommt ist es ja schon hell, es ist wieder Tag und alles in einem ganz anderen Licht, der Spuk ist vorbei. In der Nacht hätte sie ihn vielleicht nicht zurückgestoßen.

Da fiel die kleine Sehnsuchtskapsel in ihr von dem kleinen Podest herunter, auf die sie sie gestellt hatte, und setzte eine Kettenreaktion in Gang: Sie fiel zuerst auf Annas Herz und machte es hart, und von dort lief es durch jede einzelne Zelle und versteinerte eine nach der anderen. Sie straffte die Haltung ihres Körpers.
Das ist meine Lieblingsstelle, wirklich klasse.

Zuerst dachte ich mir, dass die Geschichte vielleicht besser bei Seltsam aufgehoben wäre, aber ich denke bei Horror ist es auch okay. Weil es ist natürlich kein typischer Horror, eher auf die subtile Art und Weise, auch mit dem Mädchen, ob es nun real war oder nicht.

Also, ziemlich spannende Geschichte. :) Hat Spaß gemacht, sie zu lesen und noch mehr, hinter den Sinn zu kommen, ob ich jetzt daneben liege oder nicht. Hab ich gern gelesen!

Liebe Grüße,
apfelstrudel

 

Hallo Strudel!

Anna ist zu Beginn total verrückt nach Simon, er ist viel jünger als sie, vielleicht könnte er auch ihr Sohn sein. Ich denke sie sehnt sich nach diesem Gefühl, diese jugendliche Unvernunft, und möglicherweise fühlt sie sich durch den Altersunterschied auch wieder jünger. Und im Prinzip ist sie das ja auch, sie hat (bis auf das Ende der Geschichte dann) so was richtig treudoof-hündchenhaftes, was Simon ja total ausnutzt. Er ist halt so ein Aufreißertyp, der eigentlich nur mit ihr spielt. Anna hat für ihn was Verlässliches und Bodenständiges denke ich. Die Anfangsszene fand ich übrigens sehr gut.
Ich musste jetzt selbst die Geschichte nochmals lesen, ich konnte mich an das Gefühl dabei erinnern, aber weniger an den tatsächlichen Inhalt. ;) Jetzt im Nachhinein denke ich, dass die wichtigen Personen in dieser Geschichte keine speziellen Charaktere sind, sondern eher Prototypen: die ältere mütterliche Frau, die ganz Hingebung und Gefühl ist, das ganz normale männliche Arschloch, der sich einfach nimmt, was er will, und sich um Gefühle keine Gedanken macht, der verführerische Vamp, sehr erregend, aber kalt.
Die Szene mit der Aprikose hat auch mir besonders gut gefallen. Das hat zuerst sowas Erotisches, aber im Kern ist die Frucht ja faul, genau wie das geheimnisvolle Mädchen, das dann später auftaucht.
Genau, da ist ja eine starke Paralelle zwischen den beiden Szenen, die platzende Frucht.
Zitat:
Sandra verdrehte die Augen. Die Vorstellung, mit ihrer Mutter das Lokal nochmals gemeinsam durchqueren zu müssen, war ihr peinlich, und sie blieb, wo sie war.
Wieso nochmals? Sie haben sich doch an der Eingangstür getroffen, also haben sie noch gar nicht das Lokal zusammen durchquert.
Weil sie grad vorher schon allein durchs Lokal gegangen ist, um zur Eingangstür zu gelangen.
Ja, dieses Mädchen. Anna ist eifersüchtig auf ihre jugendliche und in ihren Augen schon fast perverse Vollkommenheit. Das dunkel gefärbte Wasser im Waschbecken habe ich erst als Reaktion auf ihre Gedanken interpretiert, also darauf, dass Anna dem Mädchen am liebsten das Gesicht aufreißen will. Und das schwarze Fleisch, was ja in ihrer Einbildung existiert, würde ja auch schwarz bluten, daher die Flecken in der Spüle. So würde das dann quasi eine Verwischung von Einbildung und Wirklichkeit darstellen, aber die schwarzen Flecken scheinen ja durchaus real zu sein, weil Simon dann in der letzten Szene auch schwarze Flecken auf seinem T-Shirt hat.
Vielleicht wollte ich es damit ein wenig horrormäßiger machen oder geheimnisvoller - aber im Grunde gehört das Schwarz zur Figur des Mädchens, es ist schon alles real gemeint, aber sie selbst ist eben keine "normale" Figur. Alles, was mit ihr in Berührung kommt, wird auch schwarz, sie strömt diese Farbe sozusagen aus.
Zitat:
Irgendetwas zündet Raketen in ihr, die dann mit rasender Geschwindigkeit durch ihre Adern jagen und schließlich unterhalb ihres Nabels explodieren.
Hm, hier ist Anna ja schon gar nicht mehr im Waschraum, also klar, sie geht wieder in diese Kneipe. Aber ich würde mir an der Stelle einen kleinen Hinweis wünschen, ich war erst verwirrt weil ich dachte, sie wäre immer noch im Bad.
Ja, das ist halt so ein Kniff, der wohl nicht ganz gewirkt hat. Die Begegnung mit ihm ist so ein Schock für sie, dass das, was vorher unmittelbar passiert, weggewischt ist, der Schock, ihm zu begegnen, löscht alles andere aus, so ist das gemeint, und deswegen auch das Präsens, um die Unmittelbarkeit noch zu betonen.
Und dann trifft Simon dieses Mädchen und sie saugt ihn ja komplett aus. Anders kann man es gar nicht sagen, er ist danach richtig leer und die Rollen sind getauscht, würde ich sagen. Simon ist auch nicht gerade der Hellste, glaube ich, aber vielleicht ist das auch gar nicht seine Schuld, weil dieses Mädchen ist ja eigentlich schon eine Hexe. Interessant ist, dass man dieses Hexenhafte zuerst Annas Einbildung zuschreibt und ihrer Liebeskrankheit, aber dann wird es doch Realität. Also die Hexe macht ihn im Prinzip zum Normalo, er hat jetzt das, was ihn für Frauen so interessant gemacht hat, überhaupt nicht mehr, von dem Dandy ist gar nichts mehr geblieben.
Ja, das ist schon gut beobachtet - im Grunde bau ich da auf dem banalen Gedanken auf, dass viele Frauen gerade auf Männer abfahren, die Arschlöcher sind, weil sie es als Zeichen von Männlichkeit nehmen, sobald die dann gefühlsmäßig tatsächlich näher kommen, sind diese Frauen irritiert und gehen auf Distanz.
Zitat:
Ich fließe, ich lebe, mein Puls, ich bin ein blühendes Tal, ich bin die safttriefende Frucht, ich Prallheit, ich Fülle, aus dem Schwarz kommend, ins Schwarz zurückkehrend, bin ich jetzt das runde Gelb, labend, nimm die Süße aus mir entgegen, überlass dich meinem warmen Fließen, komm zu mir.
Schon wieder das Obst. Das konnte ich zuerst gar nicht zuordnen. Aber ich denke mal, das ist Annas Ruf, den Simon in seinen Gedanken hört und der ihn zu ihr bringt. Liege ich richtig? Also gibt Anna jetzt den Ton an, nicht mehr er, jetzt ist er derjenige, der ihr verfallen ist und nicht andersrum und nach diesem Düsteren und Geheimnisvollen ist es jetzt wieder auf ernüchternde Art und Weise normal.
Diese etwas mystische Stelle ist im Grunde eine Manifestation von Weiblichkeit, deren zwei Seiten Anna und das geheimnisvolle Mädchen sind, die Mutter, die Leben und Fülle gibt, indem sie sich selbst aufopfert, alles gibt, und der Vamp, der alles aussaugt, oder auch die zwei Seiten von Sexualität, das Lebensspendende und das Bedrohliche dabei. Anna wird ja die Wärme und die Feuchte zugeordnet, dem Mädchen das Trockene und Kalte. Man könnte vereinfacht sagen, nachdem Simon die dunkle Seite vollkommen ausgekostet hat, dass er jetzt wieder Sehnsucht nach der anderen Seite hat. Oder er will eben seinen leeren Tank wieder auffüllen.
Anna hat sich jetzt überwunden, aber ob das mit dem zusammenhängt, was Simon passiert ist, weiß ich nicht. Sie will sich die Erinnerung aufbewahren als Schatz sozusagen, aber sie will ihn nicht mehr wirklich besitzen.
Und Simon kommt dann zu ihr und ist schon drauf und dran, Anna auszusaugen.
Ja, genau. Er fällt halt aus seiner Rolle heraus, und das irritiert Anna so, dass sie ihn abweist. Mit Verstand hat das wenig zu tun. ;) Sie ist nicht unvernünftig, sondern eben die immer Gebende, das mütterliche Füllhorn, im Sinn von Allmutter. Er verliert, wie Quinn sagen würde, eben sein männliches Mojo, und sie vielleicht deswegen auch ihr weibliches Selbstverständnis, und so ist sie kalt am Ende ... Aber ich glaub, die Geschichte ist auch nicht so eindeutig.
Vielleicht hat es auch mit der Nacht zu tun. Die Nacht ist das Geheimnisvolle, in der Nacht macht man Sachen, die man tagsüber gar nicht denkt, und als Simon zu ihr kommt ist es ja schon hell, es ist wieder Tag und alles in einem ganz anderen Licht, der Spuk ist vorbei. In der Nacht hätte sie ihn vielleicht nicht zurückgestoßen.
Ja, das ist sehr gut möglich, das gefällt mir! :)
Also, ziemlich spannende Geschichte. Hat Spaß gemacht, sie zu lesen und noch mehr, hinter den Sinn zu kommen, ob ich jetzt daneben liege oder nicht. Hab ich gern gelesen!
Ja, freut mich sehr, dass du sie wert gefunden hast, mehrmals zu lesen und dir darüber (schlüssige) Gedanken zu machen. Und deine Lieblingsstellen mag ich selbst auch sehr gerne. Ich hab deinen Kommentar sehr interessant gefunden, es ist ja eigentlich meine heimliche Lieblingsgeschichte hier, auch wenn sie bis jetzt nicht so gut angekommen ist. Sehr wahrscheinlich, dass ich das Ganze auch noch mal ausbauen werde.

Dankeschön! :)

Lieben Gruß aus Wien
Andrea

 

Hallo Andrea!

Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass ich den Text noch mal rausgekramt habe. Ich bin nur der Meinung, dass, wenn ich ein Stück hier lese, ich meine Meinung dazu auch kundtun sollte. Also tue ich das hiermit.

Ich denke mal, ich habe hier den überarbeiteten Text vor mir, den du auf Anregungen hin noch mal geschliffen hast. Ich kann nämlich nur ansatzweise den Kritiken folgen.

Der Text ist tatsächlich nicht einheitlich. Doch gerade diese Uneinheitlichkeit macht ihn meiner Meinung nach reizvoll. Er scheint geheimnisvoll, irgendetwas soll er ausdrücken. (Schade nur, wenn es diese Intention nicht gibt oder sie in eine völlig falsche Richtung läuft)

Die Verbindung zwischen der vorletzten und der letzten Szene fehlt mir ein wenig - oder sie ist zu plakativ. Ebenso das Ende.


Der Stil ist teilweise recht sachlich, wo es manchmal nicht mehr stört, wenn Wortwiederholungen auftauchen.


Wenn sie einen Bart hätte, würde sie jetzt in den hineinnuscheln, so bleibt ihr nur, mit beiden Händen ihre Handtasche zu umklammern, sie hat Angst, dass ihr das Gesicht entgleist, und lässt es einschlafen, indem sie die Wangen einzieht.

Da sind allerdings gleich zwei Klischees drinnen verarbeitet, ich glaube, dieser Satz hat mich aus dem Lesefluss rausgeholt.


Beim letzten Wort brach ihre Stimme, wie ein Ast von einem vertrockneten Baumstamm.

Eigentlich sollte ja vom vertrockneten Ast am Baum die Rede sein, ich finde dieses Bild aber als Ganzes unpassend. Ich weiß, als Argument recht schwach, aber mir gefällt es nicht.


Wenn ich die Handelnden der Story tatsächlich als Archetypen betrachte, scheint sie sogar zu funktionieren, aber auf eine sperrige, nicht sofort fassbare Weise. (gibt es noch bessere Komplimente?:D)


Schöne Grüße von meiner Seite!

 

Hallo Hanniball!

Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass ich den Text noch mal rausgekramt habe.
Im Gegenteil: Das ist mein heimlicher Lieblingstext, deswegen freu ich mich besonders über jeden Kommentar. :)

Ich denke mal, ich habe hier den überarbeiteten Text vor mir, den du auf Anregungen hin noch mal geschliffen hast. Ich kann nämlich nur ansatzweise den Kritiken folgen.
Nein, der wurde nie überarbeitet ...

Der Text ist tatsächlich nicht einheitlich. Doch gerade diese Uneinheitlichkeit macht ihn meiner Meinung nach reizvoll. Er scheint geheimnisvoll, irgendetwas soll er ausdrücken. (Schade nur, wenn es diese Intention nicht gibt oder sie in eine völlig falsche Richtung läuft)
Sehr schön, dass du das so siehst! Und ja, es gibt eine Intention, es geht um etwas sehr Tiefes oder Altes in der Beziehung zwischen Männern und Frauen, vielleicht so in etwas ... ;)
Die Verbindung zwischen der vorletzten und der letzten Szene fehlt mir ein wenig - oder sie ist zu plakativ. Ebenso das Ende.
ja, da hast du sicher Recht, ich bin da zu schnell fertig.

Zitat:

Wenn sie einen Bart hätte, würde sie jetzt in den hineinnuscheln, so bleibt ihr nur, mit beiden Händen ihre Handtasche zu umklammern, sie hat Angst, dass ihr das Gesicht entgleist, und lässt es einschlafen, indem sie die Wangen einzieht.
Da sind allerdings gleich zwei Klischees drinnen verarbeitet, ich glaube, dieser Satz hat mich aus dem Lesefluss rausgeholt.
Zwei Klischees? Aber dieser Satz hat auch andere schon gestört, ich seh´s zwar selbst nicht, aber oft ist man da ja ziemlich blind. Wahrscheinlich ist es zu trivial im Gegensatz zum übrigen Text.
Das mit dem vertrockneten Ast werd ich noch überdenken. ;)

Wenn ich die Handelnden der Story tatsächlich als Archetypen betrachte, scheint sie sogar zu funktionieren, aber auf eine sperrige, nicht sofort fassbare Weise. (gibt es noch bessere Komplimente?)
Nein! :D Aber "Archetypen" ist gut erkannt!

Vielen Dank, dass du diese Geschichte nochmals aus der Versenkung geholt und kommentiert hast! :)

Gruß
Andrea

 

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