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Dann ist es Liebe

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13.02.2008
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Dann ist es Liebe

si wurden ein und einvalt
die zwei und zwîvalt wâren ê.
ir arme und ir hende,
ir ahsel unde ir brustbein
diu wâren alsô nâhe in ein
getwungen unde geslozzen:
und waere ein werc gegozzen
von êre oder von golde,
ezn dorfte noch ensolde
niemer baz gevüeget sîn.
(Gottfried v. Straßburg: Tristan, vv. 11716f.; 18204-11)

Ich erwache und mir ist heiß. Mein rechter Arm liegt wie der eines Fremden neben mir. Maries angewinkeltes Bein wiegt schwer auf meinem Unterleib. Dort, wo unsere Haut sich berührt, ist es glitschig, als seien wir schon ineinander geschmolzen. Ich weiß nicht, ob es mein Puls ist oder ihrer, den ich an unseren Bäuchen zähle. Ich spüre ihren Atem warm an meinem Hals und halte meinen an, um das Gleichmaß unserer Respiration zu unterbrechen.
Wenn man nach einer Nacht ohne Sex so daliegt, ist es Liebe. Feucht und klebrig.
Ich hebe meine Schulter an. Ihr Kopf rutscht herab. Sie seufzt und klammert ihren Arm fester um meinen Oberkörper. Ich sortiere unsere Glieder auseinander, schiebe die ihren an der Wandseite des Bettes zu einem Fremdkörper zusammen, setzte mich auf die Bettkante, in das weiße Quadrat, das die Sonne mir auf's Parkett zeichnet.
Hinter mir regt sie sich. Ihre Hand umfasst mein Handgelenk, mit dem ich mich auf der Matratze abstütze. Sie läßt ihre Lippen von meinem Rücken hinauf zu meinem Nacken wandern und ihr Haar über meine Schulter fallen. „Gut geschlafen?“
„Scheiß Hitze hier oben“, antworte ich, schüttele sie ab und gehe ins Bad.
Für kaltes Wasser bin ich nicht stark genug, möchte mich zwar von der peinigenden Hitze, nicht aber von sämtlicher Wärme des gemeinsamen Schlafes befreien. Während das Wasser den Schweiß zweier Körper mit sich fortführt, bevor die vermischten Salze zu pieksenden Kristallen aushärten können, kehrt das Blut in meinen Arm zurück. Es schmerzt, wie jede Rückeroberung verloren geglaubten Terrains.
Ich ziehe meine Jeans an und laufe über die kühlenden Marmorfliesen zur Küchenzeile hinüber, wo sie wie ein bösartiges Insekt mit schimmerndem Chitinpanzer im Halbschatten der Dachschräge hockt. Italienisches Design. Trotz Auszeichnung für Bedienerfreundlichkeit verweigert sie sich konsequent meinen Befehlen. Sie lässt sich nur von Marie zähmen, deshalb bedarf es eines gut gezielten Faustschlags zwischen die Facettenaugen, bevor sie auch für mich ihr graubraunes Gift ausspuckt.
Ich stehe an die Balkontür gelehnt, rauche und beobachte die vereinzelten Blätter der Linde schlapp an ihren Ästchen herabhängen.
„Also ich geh' heute jedenfalls nicht Brötchen holen“, sagt Marie und schnappt mir die Zigarette aus der Hand. Ich habe ihre nackten Füße hinter mir nahen hören. Sie setzt sich auf den Balkonstuhl, zieht die Beine an und schlägt die Flügel meines weißen Hemds um ihre braunen Knie, lächelt zwischen blonden Strähnen zu mir herauf.
„Ich muss weg“, sage ich und verlagere mein Gewicht auf beide Füße.
„Wie weg?“, fragt sie und schirmt ihre Augen vor der Sonne.
„Nach Hause. Muss noch was erledigen“, antworte ich, schwenke den Kaffeesatz in der Tasse und starre auf der Suche nach keltischen Knoten hinein.
„Davon hast du gar nichts gesagt. Ich dachte, wir hätten den Tag für uns“, höre ich sie sagen. Ich zünde mir eine neue Zigarette an. Dann antworte ich, „Das ist mein Hemd“, und kehre ins Schlafzimmer zurück, um meine Sachen zusammenzupacken. Sie läuft hinter mir her, fasst nach meiner Schulter: „Warum ziehst du nicht das Hemd an, das ich dir letztens geschenkt habe. Das hattest du noch nie an.“

Kaum stehe ich auf der Straße, klebt mir der weiße Baumwollstoff bereits am Körper. Doch das stört mich nicht.
Ich lasse mein Telefon eine Weile in meiner Hand vibrieren wie einen gefangenen Käfer, bevor ich Annas Anruf annehme. „Hi Alex, also der Typ war jetzt hier und hat sich dein Zimmer angeguckt. Wir haben uns auch super verstanden. Er sagt, wenn's bei dir passt, könnte er in einer Woche einziehen.“

 

Guten Abend, Karierter Ritter,

Die Geschichte ist viel kompakter als die erste, wunderbar, obwohl ich Deinen Stil so mag, daß ich die Längen in der ersten fröhlich mitgelesen und genossen habe. Und wieder ist sie dermaßen authentisch, lebendig und bunt geschrieben, mein Hauptargument.

Ich kenne diese Situation und kann Deinen Helden richtig gut verstehen:
Er hat sein Zimmer gekündigt und wird wohl bei seiner Freundin einziehen, da es Liebe (ihm ernst) ist. Jetzt erfreut er sich an den Liebesdingen wie Vertrautheit im Umgang miteinander, gemeinsamen Gewohnheiten, eingeschlafenen Armen, Verschmelzung, geschenkten Hemden, die man anziehen soll, einer gemeinsamen bösartigen Kaffeemaschine, die nur auf die Frau hört, Wärme ohne Sex, Aufmerksamkeit und Fragen nach Alltagsplänen etc.
Gleichzeitig fürchtet er auch - und zu recht! - Vertrautheit im Umgang miteinander, gemeinsame Gewohnheiten, eingeschlafene Arme, Verschmelzung, geschenkte Hemden, die man anziehen soll, eine gemeinsame bösartige Kaffeemaschine, die nur auf die Frau hört, Wärme ohne Sex, Aufmerksamkeit und Fragen nach Alltagsplänen etc.
Noch ist er woanders zu Hause. Aber da kommt was auf ihn zu.

Prima Geschichte. Mein Favorit: Die Keltenknoten im Kaffeesatz. Klasse!
Seltsam: Die Schmerzen bei der Rückeroberung verlorengeglaubten Terrains. Aber das wird mitgegessen. Es kann ja auch später erst schmerzen. Logik lebt vom Mitmachen.

Dein fanclub,
Makita.

So, der zweite Text. Das ist ja noch viel schwieriger als der erste. So viel zu gewinnen. So viel zu verlieren. Und zudem noch von Romantik in den Alltag abgerutscht. Sei's drum, hoffentlich freut sich Friedel wenigstens ueber Gottfried.

Da werden die alten Hasen Dir sagen, daß Du sowas extra posten und nicht in die Geschichte schreiben sollst. Das hab ich schon anderswo gesehen.

 

feirefiz schrieb:
So, der zweite Text. Das ist ja noch viel schwieriger als der erste. So viel zu gewinnen. So viel zu verlieren. Und zudem noch von Romantik in den Alltag abgerutscht. Sei's drum, hoffentlich freut sich Friedel wenigstens ueber Gottfried.

Derartiges immer als Extraposting unter den Text!

 

Aus Leverkusen zurück schau ich in eine andere Glotze hinein und ...

ich hab’s geahnt, dass nach # 11 f. der „Vertreibung“ Gottfrieds Tristan allhier vorbeischaut und –

feirefiz,

im frz. Original Vaire-fils (politisch korrekt bereits im 12. Jhdt.! „farbiger Sohn“) und ich find’s großartig, dass Wolfram – der den frz. Namen verballhornte und Gottfried sich in Dir versöhnen!

Dieser Text, dass es Liebe sei, gefällt mir viel besser als die Vertreibung. Gut und flüssig geschrieben und beschrieben. Das sollte jeder ohne vorherige „Nacherzählung“ selbst lesen, denn es ist m. E. ein gelungener Text. Gleichwohl einige Bemerkungen aus Kleinkrämers Seele:


Makitas Haltung ist ansteckend: „läßt“ besser mit doppel-s.

Beim „Kaffesatz“ fülle er dem Satz nochene „e“ nach.

Bissgen Zeichensetzung:

Punkt vor’m abschließenden Gänsefüßchen weg:

„Scheiß Hitze hier oben.“, antworte ich, …

„Also ich geh' heute jedenfalls nicht Brötchen holen.“, sagt Lisa … und nach „Also“ könnt’ ein Komma folgen …

„Nach Hause. Muss noch was erledigen.“, antworte ich, …

„Davon hast du gar nichts gesagt. Ich dachte, wir hätten den Tag für uns.“, höre ich

Gerade wollt’ ich eine Anmerkung etwa wie folgt schreiben „dadurch, dass Du bei jedem Aussagesatz in wörtlicher Rede den Punkt einsetzt, zeigstu, dass Du eine eigene Grammatik dbzgl. Entwickelt hast“, da folgstu der gültigen Regel: „Das ist mein Hemd“, und kehre …,

und ich schreib’s trotzdem (auch noch trotzig!).

Mir hat’s gefallen, obwohl der Abschluss auf einen Auszug aus dem Paradies oder –das schließen lässt.

Ein Tipp für den, der sich für Gottfried interessiert, ihn aber nicht „versteht“: laut lesen erledigt das problem, wo das „Häuschen“ (Akzent) drüber steht, laaang dehnen!

Gruß

Friedel

Makita hat bzgl. (wieder so eine wunderschöne Abkürzung) Deiner abschl. Bemerkung sicherlich nicht unrecht, obwohl's nicht stört.

 
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Derartiges immer als Extraposting unter den Text!
Argh! Ich wusste es. Fand's ja selber doof so im Text. Habe aber gerade zuvor einen Rueffel an Gaensebluemchen (glaub ich) gelesen, sie solle nicht zweimal nacheinander posten, weil das unzulaessig Frequenz vortaeuscht. Wobei ich mich jetzt gerade frage, wem? warum? und: warum eigentlich nicht?

Ansonsten freue ich mich natuerlich geradezu scheckig (!), dass ich bissher mit meinem zweiten Text wohl eher gewonnen als verloren habe. Habe mich schon etwas gefuerchtet weil's ja nicht so schenkelklopfig ist. Aber ach, das Leben, was soll man machen? Wenn man selbst in ansonsten freundlichen Foren Befehle mit Ausrufungszeichen erteilt bekommt...;)

Seltsam: Die Schmerzen bei der Rückeroberung verlorengeglaubten Terrains. Aber das wird mitgegessen. Es kann ja auch später erst schmerzen. Logik lebt vom Mitmachen.
Makita, nur zum besseren Verstaendnis, fandest Du den Satz einfach nur unlogisch oder stilistisch seltsam?


Gerade wollt’ ich eine Anmerkung etwa wie folgt schreiben „dadurch, dass Du bei jedem Aussagesatz in wörtlicher Rede den Punkt einsetzt, zeigstu, dass Du eine eigene Grammatik dbzgl. Entwickelt hast“, da folgstu der gültigen Regel: „Das ist mein Hemd“, und kehre …,

hatte ich auch. Habe ich aufgrund meiner bekannten Konzentrationsschwaeche nur nicht konsequent verfolgen koennen. :dozey:
Dafuer habe ich aber diesmal keine echten Kommas vergessen und darf ohne Liegestuetz ins Bett.

lg
feirefiz

 

Hallo feirefitz,

eine wirklich gut geschriebene Aufnahme ist dir da gelungen. Du hast für mich genau den richtigen Ton getroffen, sodass alles plastisch und angenehm warm vor meinen Augen ablief. Dabei schaffst du es nicht in den Kitsch abzudriften und dennoch den schönen Flair der Romantik beizubehalten.
Gut kommt auch der Bruch mit den Worten, dein Prot müsse weg. Da kitzelst du die nötige Spannung heraus, die den Text in seiner Gesamtheit erst richtig rund macht. Schön auch, dass es mal nach happy end aussieht, du dieses aber gleichzeitig offen lässt.

gerne gelesen

grüßlichst
weltenläufer

 
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Hallo Weltenlaeufer

schoen, dass dir die Geschichte auch gefaellt. Danke fuer den Kommentar.
Der "Flair der Romantik" ueberrascht mich schon etwas, ebenso wie Makitas Gleichberechtigung von Angst und Freude, da besonders der Beginn fuer mich eher das Erwachen in einem Intimitaets-Alptraum war. Aber wenn daneben auch die Liebe rueberkommt, ist das ja noch viel schoener und auch echter.

lg
feirefiz

Entschuldigung uebrigens fuer das graeuliche "aeu" und die falschen Gaensefuesschen - war dumm genug, ein Notebook mit engl. Tastatur zu kaufen. Allein die Umlaute in der Geschichte haben mich zur schieren Verzweiflung getrieben -ich hoffe, man weiss sie zu schaetzen.

 
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Hey ho!

Der Satz mit dem verlorengeglaubten Terrain kam mir zuerst logisch kreuzquer: Der Held, unmittelbar vorher aus der "Intimitätsfalle" geradezu überdeutlich geflüchtet, müßte sich über die Rückeroberung freuen, anstatt Schmerzen dabei zu empfinden.

Oder schmerzt die Rückeroberung, weil das ehemals eigene Gebiet sich jetzt fremd anfühlt? Aber um seine Identität, seinen Stallgeruch zu verlieren, muß ein Terrain schon sehr lange besetzt sein.

Wer besetzt eigentlich Terrain, so daß man es verloren glaubt? Nur Feinde! (Kriegs-)gewinner, Eroberer, Usurpatoren, Diebe. Das hat wenig mit Liebe zu tun. Trotzdem will der Held womöglich einziehen und fühlt sich wohl mit der Frau, das liest man da überall in so Details *zeig*

Beim Weiterlesen verfiel ich auf die Idee, die Schmerzen sollten deutlich machen, daß dem Helden bewußt ist, daß die Falle, in der er sitzt, auch eine süße ist; daß er sein Terrain gern verloren hat. Aha! Er hat abgewogen und sich entschieden, daß er mehr gewinnt als verliert, auch wenn er wichtige Teile von sich aufgibt.

Ich interpretiere nicht gern, weil ich dann immer ein schlechtes Gewissen gegenüber der Geschichte habe. Legt man nicht nur Tote auf den Tisch und macht den Y-Schnitt, um sich die Innereien anzusehen?
Ich einigte mich wegen dieses Terrainsatzes darauf, daß ein besonderes Wunder der Liebe (so viel Nähe) und ein besonderer Horror der Liebe (so viel Nähe) hier eben gleichberechtigt empfunden werden. Und daß es tatsächlich Liebe ist. So!

Und jetzt kommst Du aber dahergeschlendert und wunderst Dich kokett über die rausgelesene Romantik. Sowas!
Womöglich war der Satz gar nicht seltsam, sondern ich habe ihn grenzenlos überbewertet? Aber was soll ich denn machen! Wir haben hier das Elsaß nebenan.

Liebe Grüße,
Makita.

 
Zuletzt bearbeitet:

Und jetzt kommst Du aber dahergeschlendert und wunderst Dich kokett über die rausgelesene Romantik. Sowas!
Womöglich war der Satz gar nicht seltsam, sondern ich habe ihn grenzenlos überbewertet?

Liebe Makita, nach dieser Interpretation waere ich ja schoen bloed, mich hinzustellen und zu sagen, ich haette mir eigentlich gar nichts bei dem Satz gedacht. Dazu schreib ich auch zu wenig mit dem Bauch. Ich fand's eigentlich eine ganz listig gewaehlte Metapher. Es tut ja echt weh...und gut.

Das mit der Romantik ist vielleicht eher ein Problem mit dem Selbstbild. Wer will das schon? Aber natuerlich hast Du recht, dass da nicht nur Intimitaetsterror drinsteckt.

Deine Kg ist eine hübsche Illustration im Romantikstil zu solchen Büchern wie „Männer sind anders und Frauen auch“.

Dass ich ob dieses doch eigentlich lieb gemeinten Satzes erstmal ein bisschen schreien musste, wird wohl wenig verwundern. Schliesslich ist „Männer sind anders und Frauen auch“ nur einen Katzenwurf von Mario Barth entfernt. Und das ganze dann noch im Romantikstil. Gerade habe ich mich von Samstag Nacht erholt, da muss ich mich aus Kummer schon wieder betrinken!

Zuvor sei allerdings noch kurz erklaert, was Hemdsfluegel sind: Das sind eigentlich nur die Seiten des Hemdes. Seiten ist natuerlich auch falsch: Haelften, Klappen, das Hemd halt. Und Fluegel, na ja, guck doch mal wie sie da sitzt, so suess. Naja, ich sehe schon ich reite mich hier nur tiefer und tiefer in die Romantik rein.

PS: firefiz hat mir natuerlich ausgesprochen gut gefallen ;-)

lg
feirefiz

 

Hallo feirefiz,

Wenn die folgende "Kritik" nicht allzu hilfreich wird, verzeih mir bitte. Aber es ist nun mal so: Bei wirklich guten Geschichten bleibt oftmals nicht viel mehr übrig, als zu sagen, was einem besonders gut gefallen hat.
Also: Besonders gut gefallen hat mir, wie du anfangs dieses "Eins-sein" rüber bringst - das ist echt so dicht wie die Nähe zwischen den beiden.
Wunderbar auch die Kaffemaschine, die herrlich feindselig und diabolisch daher kommt.
Das wär's auch schon.


Gruß,
Abdul

 
Zuletzt bearbeitet:

Guten Abend, firefiz!

nach dieser Interpretation waere ich ja schoen bloed, mich hinzustellen und zu sagen, ich haette mir eigentlich gar nichts bei dem Satz gedacht.

Da hast Du recht! Sowas nie zugeben! Da kann man in Teufels Küche geraten!
Wie schnell geht ein entmenschter, durch schweißtreibende Interpretationen schon völlig aufgeriebener Leser auf den Autor los! Ich sag' nur: Mistgabeln! Sensen, Sicheln, leuchtende Augen! Teer und Federn und nie ein Kafkaorden!

Hattest Du eigentlich meine Frage zu der Bauchsache gelesen? Bei der Wettergeschichte? Womöglich drückst Du Dich gezielt um eine Antwort, während ich hier das halbe Elsaß über Deiner Geschichte ausklappe. Mit mir kann man's machen. *

Schön'n Gruß!
Makita.

* PS. Uff! Asche auf mein Haupt! Ich hatte es nicht gesehen. Warum eigentlich nicht? Ich Depp.

 

Habe ich gelesen, habe mich auch nicht gedrueckt, sondern es nachtraglich in meine Antwort eingefuegt, um nicht faelschlich Frequenz vorzutaeuschen. Es war aber keine so grossartige Antwort, weil ich mir fiese Schweinereien mit Menstruationsblut verkniffen habe.

lg
feirefiz

PS: PS hatte ich uebersehen

 

Autor,
jetzt weiß ich, warum ich es nicht gelesen hatte, und sorge hiermit leichtfertig für illegale Frequenz in Deinem Thema.
Fies-o-mat, mir zu erzählen, daß Du Dir irgendwelche Schweinereien verkniffen hast. Jetzt sitz ich hier und will die Schweinereien lesen. Das hast Du doch mit Absicht gemacht.
Leser (nach Diktat in die Kemenate gekrabbelt)

 

Hallo feirefiz,

ich wollte eigentlich schon auf Deine "Vertreibung" antworten und habe mich deshalb registriert, aber nun hat es doch einen Tag gedauert, bis die Bestätigung für die Registrierung kam, und schon ist Dein nächster Text da. Deshalb antworte ich jetzt auf den und mache einen kleinen Schlenker zur "Vertreibung" hin.

Du schreibst hier oben irgendwo, daß Du Bedenken hattest, weil dieser Text hier nicht so schenkelklopfend wie die "Vertreibung" ist. Ehrlich gesagt fand ich die "Vertreibung" in keiner Weise schenkelklopfend, sondern eher tragisch. Der Held ist ein Looser, der nichts mit sich anzufangen weiß, der in der Pubertät steckengeblieben ist und auch keinen Weg hinausfindet. Wirklich tragisch.

Dieser Held hier hat durchaus Ähnlichkeit mit dem Helden aus der "Vertreibung" (natürlich hat er das, die Geschichte stammt ja vom selben Autor), auch er ist nicht wirklich ein Sieger, obwohl er das gern wäre. Er würde gern Terrain erobern oder zurückerobern, aber eigentlich flüchtet er sich nur in eine warme Höhle, in den Schoß der Mutter zurück. Seine Freundin hat solche Qualitäten, denn sie schenkt ihm ein Hemd, sorgt sich mütterlich um seine Kleidung.

Wer wünscht sich nicht, so von einer Frau umsorgt und versorgt zu werden, wie man es als Kind von der Mutter wurde? Erwachsenwerden ist so ätzend, das schieben wir noch ein Weilchen raus. ;)

Es ist eine schöne Geschichte. Sie macht die Ambivalenz des Helden deutlich. Die Frau und die Liebe zu ihr kommt nicht sehr zum Tragen, da der Held ausschließlich mit sich selbst beschäftigt ist, aber das ist ja auch realistisch. In einen anderen Menschen kann man nicht hineinsehen, schon gar nicht sich in ihn hineinversetzen. Der Held scheint die Frau sehr distanziert zu betrachten, wie ein Forschungsobjekt, dem er aber nicht sehr viel näherkommen wird.

Besonders hier sieht man, daß die Beziehung wohl keine Zukunft hat:

Sie läßt ihre Lippen von meinem Rücken hinauf zu meinem Nacken wandern und ihr Haar über meine Schulter fallen. „Gut geschlafen?“
„Scheiß Hitze hier oben“, antworte ich, schüttele sie ab und gehe ins Bad.
Sie macht eine liebevolle Geste, er schüttelt sie einfach ab, überhaupt nicht liebevoll. Auf ihre liebevolle Frage antwortet er ablehnend, statt darauf einzugehen und ihr ebenfalls eine liebevolle Frage zu stellen oder "Ich liebe dich" zu sagen. Er hat wohl ziemliche Probleme mit Gefühlen. Vielleicht wird das die Frau, sobald die erste Verliebtheit verflogen ist, aus seinen Armen treiben, voller Enttäuschung über so viel Lieblosigkeit. Wieder eine tragische Geschichte, genau wie die "Vertreibung". Aber der Held kann eben nicht anders, er empfindet einfach keine Liebe, weiß nicht, was das ist.

Du schreibst wunderbare Geschichten, ich freue mich schon, die nächste von Dir zu lesen.

lg
Bradley

 
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Hallo zusammen,

Besonders gut gefallen hat mir, wie du anfangs dieses "Eins-sein" rüber bringst - das ist echt so dicht wie die Nähe zwischen den beiden.

Aber der Held kann eben nicht anders, er empfindet einfach keine Liebe, weiß nicht, was das ist.

Da freut sich doch mein kleines Ritterherz ueber so viel Uneinigkeit. Zumal, wenn das Gesamturteil trotzdem positiv ist.
Das ist ja immer schwer als Autor. Da darf man nur in ganz bestimmten Grenzen ueber den eigenen Text sprechen (mit ironisierendem Trommelwirbel oder so). "So habe ich das nicht gemeint" gilt ja schon mal gar nicht. Und auch die Eco-Variante, sich als Leser des eigenen Textes mit Interpretationen auseinanderzusetzten ist natuerlich geschummelt. Lieber lehnt man sich doch zurueck und laesst die anderen ein wenig mit den Innereien herumspielen. Damit es aber nicht heisst, ich setzte mich mit den Rueckmeldungen nicht auseinander, werde ich nun Folgendes erzaehlen:

Wer wünscht sich nicht, so von einer Frau umsorgt und versorgt zu werden, wie man es als Kind von der Mutter wurde? Erwachsenwerden ist so ätzend, das schieben wir noch ein Weilchen raus.

Das ist interessant, weil ich naemlich urspruenglich eine viel laengere Geschichte geplant hatte, in der dann auch die Mutter vorgekommen waere, die Alex ein Vakuumiergeraet schenkt.

Dieser Held hier hat durchaus Ähnlichkeit mit dem Helden aus der "Vertreibung"

Das stimmt. Er heisst ja auch gleich. Ich habe ihn schon oft abschuetteln wollen, aber irgendwie kehrt er immer wieder.

Nun noch ein Letztes zum Bauch. Ich bin mir sicher, Makita, dass Du dir schon selbst recht huebsche Schweinereien ausgedacht hast. So dass es jetzt natuerlich desillusionierend ist, wenn ich sage, dass ich mir lediglich ueberlegt habe, wie weit man so kommt, wenn man mit Menstruationsblut schreibt. Nicht so weit wahrscheinlich, deshalb ungewoehnlich kurzer Wettertext.
Ich haette Dir zur Wiedergutmachung fuer diese Enttaeuschung gern ein Gedicht ueber Menstruationsblut geschrieben (auch hochromantisch). Aber ich will da niemandem ins Gehege kommen. Sonst muss ich mich noch mit dem Ritter vom Konjunktiv tjostieren. Sowas geht schnell ins Auge.

schoenen Abend und Dank an alle

firefiz, the flaming :xxlmad: (der war jetzt am naechsten dran)

 
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Hi

Erwischt! Ich kenne diese Geschichte! Sie ist geklaut aus einem Romananfang, den ich vor 5 Jahren zu hören bekam. Der Gipfel ist ja, dass du auch noch den Namen schamlos übernimmst. "Alex" Ich werde mich mit der Autorin in Verbindung zu setzen, von der du das hast – ich kenne sie nämlich persönlich - damit sie dich anzeigt!
Hehe! Colibri Zeitschrift, " jeder wird mal verlassen" Guido der Weiberheld! Und du wohnst jetzt in England? Du wolltest, wenn ich mich Recht erinnere, für ein Jahr dort hin. Jetzt hat es dich dort endgültig hin verschlagen?
Zur Geschichte. Finde ich stilistisch einwandfrei. Mir erscheint sie, wie eine Kurzfassung des Romans. Dort allerdings ist es dieses mal der Mann, der offenbar nicht mehr mit seiner Freundin zurechkommen kann. Die Metapher mit dem Käfer zum Schluss deutet darauf hin, dass die Geschichte in sich stimmig ist. Außerdem spiegelt sich suggestiv in Alltagssituationen wieder, wie die Beziehung zwischen Freund und Freundin ist und natürlich ist das Suggestive weitaus das Effektivere, als, wenn du sagtest: " Der haut ab!" Also weiter so.

 
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Hallo Arkadius,

so trifft man sich also wieder.
Da hab ich tatsaechlich das Buch auf etwas weniger als eine Seite kondensiert - dass das moeglich war spricht ja nicht unbedingt fuer es. Allerdings war der Anfang wohl der Bringer, wenn Du Dich nach 5 Jahren (Oh mein Gott!), noch dran erinnerst.

Außerdem spiegelt sich suggestiv in Alltagssituationen wieder, wie die Beziehung zwischen Freund und Freundin ist und natürlich ist das Suggestive weitaus das Effektivere, als, wenn du sagtest: " Der haut ab!"
Der haut ab? Vielleicht. Es wuerde mich auch mal interessieren, wie du die Kaefer-Metapher verstehst.

Colibri Zeitschrift, " jeder wird mal verlassen" Guido der Weiberheld!

Was ist dies fuer ein Hinweis? Coolibri beziehe ich hier ja nicht.

Aber jetzt genug herumkritisiert, Arek. Stell selbst was ein! Mal gucken ob ich da auch fuenf Jahre altes Zeug wiedererkenne.

So, ab jetzt off-topic Beitraege nur noch per PM - sonst gibt's bestimmt gleich Aerger.

viele Gruesse nach Bochum
feirefiz

 

Salve fiz,

von Dir kenne ich hier im Forum nur absolut oxytocin- und endorphinfreie Geschichten, dafür aber Qualitativ auf hohem Niveau.

Nun also eine Beziehung, die an ihrer eigenen Karamelligkeit erstickt. Die Hitze unter Dach könnte natürlich Auslöser für das "ist mir alles viel zu nah"-Gefühl sein, scheint hier aber mehr sichtbares Zeichen nach außen zu sein.

Dann antworte ich, „Das ist mein Hemd“, und kehre ins Schlafzimmer zurück, um meine Sachen zusammenzupacken.
Damit ist alles gesagt.

Verbesserungsvorschläge hab ich keine - nur einen Gedanken: mich würde interessieren, ob der Prot Karamellphobie hat, oder ob die Prota ihn mit Gefühlssirup erstickt.
Das müsste nicht dezidiert ausgetreten sein, eine kleine Andeutung würde genügen.

Wobei die KG auch ohne dies klar ganz starker Wodka ist!

LG, Pardus

 

Hey Feirefiz, du Heldin!

Mir hat die Geschichte so gut gefallen, dass ich nicht weiß, was ich schreiben soll. (Ist doch voll langweilig, nur zu sagen, wie gut sie mir eigentlich gefallen hat und dann klingt es wahrscheinlich auch noch wie Geschleime.)
Ich versuchs mal trotzdem: Mir gefällt diese ganz so unkitschige Alltagsromantik, es ist auch so realistisch und authentisch dargestellt und die Situation ist auch so verdammt alltäglich, es passiert jedem, jeder kennt es, die Identifikation ist hier ganz groß.
Und deshalb hats mir gefallen.


JoBlack

 

Hallo zesammen,

Pardus!

von Dir kenne ich hier im Forum nur absolut oxytocin- und endorphinfreie Geschichten,
Das ist ja ein weitverbreitetes Missverstaendnis. Bei mir gehts immer voll ab (Endorphin und Oxutocin in rauen Mengen) - nur eben unterirdisch

nur einen Gedanken: mich würde interessieren, ob der Prot Karamellphobie hat, oder ob die Prota ihn mit Gefühlssirup erstickt.
Das müsste nicht dezidiert ausgetreten sein, eine kleine Andeutung würde genügen.
Andeutung in der Geschichte etwa? Sie tut ihm ja offensichtlich nix Schlimmes an - wenn er was Handfesteres zum Beschweren haette, wuerde er das sicher sofort tun. Aber er hat eben nix - ausser unbestimmte Enge.

Wobei die KG auch ohne dies klar ganz starker Wodka ist!
Das ist schoen. Wodka ist gut. Fast so gut wie Rum.

Jo!

Ja, dazu kann ich nun auch nicht viel sagen, ausser "danke". Ich freu mich auch wieder diebisch, dass Pardus da Ersticken und Du Alltagsromantik findet. Genau darum gehts ja.

Danke an euch beide,
fiz

 

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