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Perfektion

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10.10.2006
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Perfektion

Für einen Moment habe ich ein perfektes Leben. Der Wagen gleitet schwer durch die Dunkelheit, am Straßenrand fallen Bäume an mir vorbei. Der Mittelstreifen flüstert im Morsecode zu mir. Und auf dem Beifahrersitz liegt Nicole. Ihre schwarzen Haare hängen weit hinunter wie ein Vorhang und füllen den Raum mit Pfirsichduft. Sie hat die Schuhe ausgezogen und ihre Füße gegen die Frontscheibe gedrückt, über Kreuz liegen sie da, Schmetterlingsfüße. Wenn sie schläft, ist sie ein fleischgewordener Diminutiv. Apart, würden meine Kollegen sie nennen, filigran, illuminativ. Vielleicht auch verwegen, eskalatiös, klimaxisch. Von einer klassischen Eleganz würden sie schreiben und von atemberaubender Schlichtheit, von kristalliner Klarheit der Komposition würden sie sprechen, von einer minimalistischen Fülle. Ihre edle Textur würden sie preisen und der anarchisch-aristokratischen Essenz ein Lob darbringen. Ja, meine Kollegen würden so über sie schreiben, natürlich nur wenn sie etwas zu essen wäre und still. Deformation professionelle nennt man das, unsere Berufskrankheit. Meine Kollegen sind Restaurantkritiker. Sehr zu meinem Verdruss.
Für einen Moment hab ich ein perfektes Leben, dann wacht sie auf. Die Bäume hören auf zu fallen und ziehen nur noch an mir vorbei. Der Wagen gleitet nicht mehr, er fährt.
„Sind wir schon da?“, fragt sie.
„Nein.“
„Und warum weckst du mich dann?“ In ihrer Stimme schwingt die Euphorie eines U-Bahn-Ansagers mit.
„Ich hab dich nicht geweckt“, antworte ich, während ich auf den Mittelstreifen starre. Es kann kein Morsecode sein, der Abstand ist immer gleich. T-T-T-T-T-T, sagt der Mittelstreifen. Daraus kann man schwer Poesie stricken.
„Klar, hast du mich geweckt, ich hab deine Hand genau an der Hüfte gespürt.“
T-T-T-T-T-T.
„Notgeiler Bock“, sagt sie und zieht ihre Beine ein.
Wir fahren schweigend, sie tippt mit ihren zweiwöchentlich manikürten Fingernägeln gegen die Fensterscheibe. Sie weiß, dass ich das hasse.
„Warum hab ich mich noch mal breitschlagen lassen, mitzukommen?“, fragt sie.
Sie hat gebettelt. Hat geschworen, ruhig zu sein. Sich dezent zu verhalten, mir meine Konzentration zu lassen. Mir versichert, ich bemerke sie praktisch nicht, und mir darüber hinaus Sex in Aussicht gestellt, richtig guten, schwitzigen, fast schon brünstigen Sex.
Nein, eigentlich hat sie nichts davon getan.
„Du wolltest mitkommen. Irgendeine deiner Freundinnen hat dir den Floh ins Ohr gesetzt, du müsstest dich mehr für meine Arbeit interessieren.“
„Du kennst nicht mal ihren Namen!“, entgegnet sie sofort.
„Tiffy?“, rate ich halbherzig, ernte ein „Pah!“ und lauteres Fingertippen.
Damit ich etwas anderes höre als das Tippen, denn das Tippen macht mich wahnsinnig, fange ich an zu sprechen: „Man muss sonst bis nach Spanien fahren, um Molekularküche von dieser Qualität zu bekommen.“
„Spanien wäre toll gewesen!“
„Die Leser meines Blattes wollen hier essen, nicht in Spanien.“
„Uuuuuh, dein Blatt“, sagt sie.
„Was ist denn daran so komisch?“
„Uuuuh, mein Blatt. Uuuuh, meine Leser. Uuuuh, Molekularküche dieser Qualität. Uuuh, was ich für Wörter kenne. Uuuh, wie wichtig ich bin.“
Ich schaue nach rechts herüber. Früher hat sie gelacht, wenn sie sich über mich lustig gemacht hat, heute schaut sie dabei aus dem Fenster.
„Stephanie sagt auch, das ist eine Sackgasse.“ Sie spricht Stephanie tatsächlich so aus, als sei es ein ganz exquisiter Name.
„Das wird ganz anders sein als das, was man sonst kriegt“, sage ich als Friedensangebot. „Die kochen wissenschaftlich, zusammen mit Physikern und Chemikern, manchmal auch mit Künstlern. In Chicago gibt es einen, der Sternanis mit einem tausend Grad heißen Laser beschießt, den Dampf in einem Rotweinglas einfängt und dann serviert.“
Das Tippen wird lauter, meine Hände verkrampfen sich um das Lenkrad.
Sie fragt: „Sind wir schon da?“
„Nein.“
„Und warum hast du mich dann geweckt?“

Ich parke den Wagen vor einer Häuserfront, mitten in einer kleinen Stadt. Ich schließe die Augen und versuche, heimischen Boden zu fühlen, Oberwasser zu trinken. Klar zu sein, meinen Geist zu öffnen. Worte zu finden, die passen. Klare, gute Worte. Nichts Apartes, keine Superlative, mein Gehirn zu einer Kamera machen, um die Speisen zu fotografieren, in mehr als drei Dimensionen zu zerlegen, damit ich sie später vermitteln kann, damit ich den Leuten in ihren Wohnzimmern ein Körnchen Geschmack, eine Prise des Zaubers in die Münder streuen kann.
Während ich all dies versuche, sagt Nicole: „Hilf mir mit den Schuhen“ und „Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?“
Ich gehe um den Wagen herum und dort sitzt sie in all der Pracht, die die Innenbeleuchtung des Wagens gerade noch fassen kann. Eins ihrer Beine hält sie mir entgegen, das nachtblaue Kleid geht ihr nur bis zu den Knien. Sie reicht mir einen Schuh und sagt: „Von da oben wird das kaum gehen.“
Ich schaue auf den Boden, Asphalt zwar, aber bestimmt dreckig, und auf meine weiße Hose.
„Mach schon, kein Mensch wird Augen für dich haben.“
Ich drücke mein Knie gegen die Fußleiste des Wagens und versuche irgendwie ihren Fuß in den Schuh zu zwängen. Sie hat zierliche Füße, aber keine perfekten. Ihr Spann ist zu breit, der große Zeh zu dick. Um irgendeinen Hebel zu finden, fass ich ihr an die Wade. Sie keucht auf, stößt mir den zweiten Fuß gegen die Schulter und ich setze mich auf die nasse Straße.
„Notgeiler Bock“, sagt sie.
An meinen Händen fühle ich die Straße und mein Hirn spuckt Adverbfetzen aus. Körnig, rau, fest, rustikal, echt.
„Leck mich doch“, sage ich ganz leise und helf ihr in die Schuhe.
Sie klackern laut auf dem Asphalt, als wir über die Straße und auf das Restaurant zugehen.
„Wie heißt das hier?“, flüstert sie.
„Es hat keinen Namen.“
„Was soll das heißen, es hat keinen Namen? Hältst du mich für bescheuert! Woher sollen die Leute wissen, dass es hier diesen Super-Molekular-Fraß gibt?“ Das Flüstern ist nur noch eine angenehme Erinnerung, ihre Worte schneiden durch mich wie ein Sushi-Messer.
„Die Leute wissen es einfach“, sag ich.
„Vielen Dank, Meister Yoda.“
Dann ist sie ruhig, ich öffne die Tür. Eine Tür wie zu einem Mietshaus, im Rahmen Holz und in der Mitte ein schäbiger Glasbaustein. Hinter der Tür empfängt uns ein krankenhausweißer Korridor. Fünf Türen zur linken, fünf zur rechten, eine vor uns. Über den Türen links und rechts leuchten rote Lämpchen.
Nicole kichert. „Was wirst du schreiben“, fragt sie, „Charme einer Entbindungsstation?“
Eine der Lampen zu unserer linken wechselt von rot zu grün und ich öffne die dazugehörige Tür.
„Die müssen überall Kameras haben“, sagt Nicole und folgt mir.
Die Wände sind auch hier von sterilem Weiß, in der Mitte steht ein kniehoher Glastisch, vielleicht vierzig Zentimeter breit und neunzig lang, an beiden Enden des Tisches steht ein einfacher Stuhl. Minimalistisch, auf die Essenz beschränkt, nichts was ablenkt, sagen die Adverben in meinem Kopf.
Nicole schnüffelt lautstark. Fragt: „Riecht’s hier nach Chlor?“
Ich sage nichts und gehe über den Boden. Er schluckt meine Schritte. Nichts hallt. Als ich den Stuhl zurückziehe, gibt es ebenfalls kein Geräusch.
„Streich das mit der Entbindungsstation, schreib Pinkelbecken.“
„Setz dich doch“, sage ich. „Du siehst bezaubernd aus.“
Ich schaue gegen die Wände und gegen die Decke. Weiß, einfach weiß, zwei Meter nach links und rechts, vielleicht drei nach oben, und mir wird klar, was Nicole so verärgert. Das Vögelchen hat sich rausgeputzt und singt doch nur für mich. Ich muss grinsen.
„Was?“, fragt Nicole.
„Och“, mache ich.
Früher hätte sie sich totgelacht, über die Frau, die sie jetzt ist. Aber jetzt lacht sie nicht. Jetzt schaut sie mich an und mein Lächeln flüchtet vor ihr und ich lasse meine Hände über den Glastisch gleiten und heiße die Adverbfetzen willkommen. Rein, kühl, steril, friedlich.
Nicole tippt mit den Fingern gegen die Tischplatte.

Der Kellner steht neben mir, schwarze Halbschuhe, schwarze Hose, schwarzes Hemd, schwarzes Jackett. Ein schwarzer Ziegenbart, die Augen kalt und tot, keine Haare auf dem Kopf.
Nicole wartet auf ein Kompliment. Nicole streckt das Kinn heraus, weil ich ihr früher mal gesagt habe, dass ihr Kinn gar nicht zu ihrem Gesicht passt. Es ist zu kantig, zu ausgeprägt, zu hart für die weichen Wangen und die schmale Nase. Und gerade das mache sie so schön, habe ich gesagt. Dieser Widerspruch. Und auch wenn die Nicole von heute mit meiner nichts mehr zu tun hat, das weiß sie noch. Nur streckt sie das Kinn nicht mehr für mich raus. Und dem Kellner ist es auch egal. Warum hat er so tote Augen?
Ich lächle ihn an und nicke ihm zu.
„Uuuuuund?“, fragt Nicole von der anderen Seite.
„Ja, bitte?“ Die Stimme des Kellners klingt substanzlos. Der Raum frisst den Bass auf.
„Die Kaaarten vielleicht?“ Nicole dehnt das „A“ von Karten, als spräche sie mit einem Kleinkind.
„Wir haben hier keine Kaaarten.“ Der Kellner nimmt ihren Tonfall auf und ich muss lächeln, als die Adverbfetzen für den Service kommen: Unverfroren, mysteriös, augenbrauenlos. Ist das ein Adverb? Er hat keine Augenbrauen.
„Was ist denn hier so verdammt lustig?“, will Nicole wissen.
„Sie servieren hier Menüs“, erkläre ich. „Sag ihm am besten nur, wenn du irgendwelche Allergien hast, dann ändern sie den Gang entsprechend.“
„Gänge?“, fragt Nicole. „Du willst mich wohl mästen, Schätzchen.“ Ihre Liebenswürdigkeit ist kalt und glitschig wie Fisch in einer alten Zeitung. „Dann für mich möglichst wenig Kohlehydrate.“
„Sie irren sich“, sagt der Kellner. „Wir fragen nicht nach Allergien, sondern nach Ihrer Lieblingsfarbe.“
„Blau“, sagt Nicole unwirsch.
Und als ich grade meinen Mund öffnen will, legt mir der Kellner eine kalte Hand auf die Schulter und flüstert: „Nur die der Dame. Ich bin mir sicher, Ihnen wird es munden. Genießen Sie Ihre Zeit bei uns.“
Dann geht er.
„Ist das nicht die Höhe?“, fragt Nicole, als er weg ist.
„Unfassbar“, sage ich. Schon wieder schleicht sich das verdammte Lächeln in mein Gesicht.
„Du sagst mir doch, wenn ich was Ekliges esse, oder?“, fragt Nicole nach einer Weile.
Ich nicke. „Wenn er texanische Austern bringt, lehnst du lieber ab.“
„Ich hab nichts gegen Austern“, sagt Nicole.
„Das sind auch keine Austern.
Nicole schaut mich fragend an.
„Stierhoden.“ Ich lächle ein wenig.
„Wenn ich rauskriege, dass das hier nur ein Witz von dir ist.“ Sie zeigt mit dem Finger auf mich, als wäre es ein Dolch.
„Dann kastrierst du mich, ist mir schon klar.“
„Ich töte dich!“, sagt Nicole und tippt auf den Glastisch.
„Hast du die Augen von dem Typ gesehen?“, frage ich.
„Sie hätten wenigstens etwas zu trinken bringen können, ich sterbe vor Durst.“
„In einem Restaurant neulich, hatten sie eine Flasche Bling H-zwei-O. Fünfzig Euro Mineralwasser.“
„Und wie hat es geschmeckt?“, fragt Nicole.
„Nun, wie Wasser.“
„Und warum erzählst du mir das dann?“ Wieder die U-Bahn-Stimme.
Neben uns beginnt die Wand zu flackern.
Eine Videoinstallation, denke ich, irgendwo müssen doch hier die Fugen sein, während eine grüne Schrift erscheint. „Soylent Green“, steht dort zu lesen. Makaber, denke ich und muss schon wieder grinsen.
„Was heißt das?“, fragt Nicole.
„Das ist aus einem alten Charlton Heston Film aus den Siebzigern und …“
„Laaaangweilig“, sagt Nicole und gähnt affektiert.
Gut, denke ich mir und lächle weiter.

Während wir auf den ersten Gang warten, geht neben uns die Welt unter. Die Videoinstallation lässt ein Unwetter toben. Ein Fischer steht in gelbem Regenmantel vor der zornigen See. Blitze teilen die Welt entzwei.
Nicole schnüffelt: „Riechst du das?“
Ich atme tief durch die Nase ein. „Ozon“, sage ich. „Was für eine schöne Idee.“
Geruchsinstallationen. Gas. Davon hab ich noch nie gehört. Brillant.
„Kalt ist es auch geworden“, sagt Nicole und streicht mit den Händen über ihre Oberärmchen.
Auf dem Glastisch bildet sich eine Reif-Schicht. Ich ritze mit dem Fingernagel eine Spur hinein.
„Mach, dass das aufhört“, sagt Nicole, doch die Videowand zeigt schon den Herbst. Man sieht einen Rechen, er fährt durch Blätter in sämtlichen Braun- und Welktönen, die man sich nur vorstellen kann.
„Nicht schlecht“, sagt sogar Nicole und strahlt, dass es mir ganz zartbitter wird.
„Muss ein Vermögen kosten“, sage ich.
„Was hast du für die Tische bezahlt?“ Ihre Augen glitzern gierig. Die Summe wird sie sich merken, für Stephanie und Tiffy und ihre Maniküre.
„Nichts“, sag ich und dreh mich um, weil ich den Kellner kommen höre. Früher hätte ich ihr eine Freude gemacht und irgendeine absurde Zahl genannt, aber sie macht mir auch schon lange keine Freude mehr. Und wenn sie einmal lacht und strahlt wie früher, dann ist das ein kurzes Sommergewitter, aber der Winter naht und dann ist es besser, wenn man sich schon an die Kälte gewöhnt hat.
Konzentrieren jetzt. Klar, stark, echt.
Der Kellner stellt uns Teller auf den Tisch.
„Spiegeleier? Ist das ein Witz?“, fragt Nicole. Eine silberne Gabel liegt neben dem Teller. Das Ei selbst: Perfekt wie eine Zielscheibe, in der Mitte das Gelbe zum tadellosen Kreis geformt, umgeben von zartestem Weich.
„Spiegeleier, also echt, die krieg sogar ich hin“, mault Nicole noch, bevor ein Schnurren über ihre zarten Lippen kommt.
Als ich den ersten Bissen nehme, verstehe ich sie. Das Eiweiß ist weiße Schokolade mit schwarzem Pfeffer, das Eigelb Orangenschaum. In meinem Kopf brennt ein Feuerwerk ab, Nicole seufzt wie seit drei Jahren nicht mehr und die Stimme in meinem Kopf schreit: Explosiv, gewagt, süß, süß, süß, knallig!
Die Videoleinwand zeigt uns einen Eisberg und ich rieche Vanille.
Nicole strahlt vom einen bis zum anderen Ohr, sie hat die Hände auf ihre Knie gelegt und strahlt sogar noch den Kellner an, auf dessen Tablett diesmal nur zwei Löffel liegen, er beugt sich zu Nicole hinunter, die wie ein Spatz den Mund öffnet und die Augen schließt. Als der Löffel ihren Mund verlässt, bin ich eifersüchtig auf den Kellner. Ich hab sie nie so glücklich machen können.
Salzig, süß, sauer, bitter, umami schreit die Stimme in meinem Kopf, als ich den Mund öffne. Zerleg es. Merk’s dir, aber meine Zunge schreit: Wermut. Gefrorener Wermut! Nein, zerstoßenes Eis, süß, Trüffel? Holz? Holz?! Tränen steigen mir in die Augen.
„Gott, war das gut“, stöhnt Nicole.
Gegen meine Schläfen brandet dumpfer Schmerz, während das Ding auf meiner Zunge die nächste Stufe zündet und mir fast die Besinnung raubt.
Der nächste Gang ist fruchtig. Eine aufgeschnittene Mango mit gefrorenem Grappa gefüllt und von Limetten gekrönt. Ein Bob Marley-Foto ziert die Leinwand und es wird jamaikanisch heiß im Raum. Ich starre auf Nicoles Brüste, während ich: Kalt, warm, wow notiere.
Ein zweiteiliger Cocktail als nächstes. Ananassaft unten, Gin oben, mit einer Prise Wacholder. Wir trinken aus Strohhalmen.
Danach: Eine Eiskugel gefüllt mit klarer Flüssigkeit, wir ziehen sie an einer Vanille-Schote in uns hinein. Die Stimmen in meinem Kopf schreien: Schön, schön, schön. Und sind sonst stumm.
Wir essen Flusskrebs mit Birnen in Rotweinsauce, Hähnchenflügel mit Hummer, Eukalyptuseis im Schokoladenmantel, gefrorene Trüffel mit Teilen einer Passionsfrucht gespickt, andere mit Himbeerbeschlag.
Ich sehe Marilyn Monroe und Pete Sampras, einen Eisbären auf einer Scholle und Feuer. Feuer im Vulkan. Ein brennendes Schiff. Mir wird heiß und kalt. Ich rieche Rosenblüten und Asche und blicke in das aufgehende Gesicht Nicoles.
„Sonne“, sagt sie. „Das schmeckt wie Sonne.“
Der Kellner kommt und geht, schaut mich kurz aus seinen brauenlosen Augen an und Nicole länger. Er legt mir einen Eiswürfel in den Mund und Dampf schießt aus meiner Nase. Nicole kichert, als sie es sieht.
Es ist etwas an dem Essen, das so richtig ist, dass es nur falsch sein kann, denke ich nach Venusmuscheln mit Kirschen und Seegras, und denke es wieder nach Krabbensalat mit geräuchertem Hühnchenfleisch und Artischocken.
Es stimmt nicht, denke ich, während mir heiß und kalt wird, und meine Zunge in Flammen steht. Ich denke es, wenn mein Kopf umami schreit und Tsunami flüstert. Denke es, wenn ich Luft koste mit Erdbeergeschmack. Wenn ich Weihrauch trinke und Erhabenheit schwitze.
Und ich nehme alle Kraft zusammen und fasse dem Kellner an die Hand, als er den nächsten Gang bringt und frage: „Wie? Wie macht ihr das? Ich habe schon so viel gelesen. Stickstoff? Laser? Was injiziert ihr da rein? Ist es das Gas? Nehmt ihr Drogen?“
Der Kellner sagt: „Unser Koch hat seine Seele verkauft.“
Ich sehe ihn mit großen Augen an und warte auf ein Lächeln, während Nicole sich mit den Fingerspitzen an einer geschlossenen Überraschung zu schaffen macht, die auch auf mich wartet.
„Magie“, sagt der Kellner. „Ihr Essen wird lau.“
„Ich muss es sehen!“, flehe ich ihn an. Nicole greift über den Tisch und angelt sich meine Überraschung, ihr Kleid raschelt, als es über den Tisch gleitet.
„Überlegen Sie sich das gut“, sagt der Kellner und geht ohne ein weiteres Wort.
Ich schaue Nicole an, während wir alleine sind. Eine Pause nur, eine kurze Pause. Ich rieche nichts, die Videoleinwand ist blind.
„Wir sollten gehen“, sage ich, „irgendetwas stimmt hier nicht.“
„Bist du verrückt?“, fragt Nicole mit geschlossenen Augen. „Ich würde sterben für den nächsten Gang.“
„Würdest du mich auch töten?“, frage ich.
Nicole lächelt, drückt den Kopf in den Nacken und sagt verträumt: „Für eine Messerspitze von dem Zeug, mein Liebling.“
Als der Kellner den nächsten Gang bringt, folge ich ihm.

Wir laufen durch eine menschenleere Küche und ich bombardiere den Kellner mit Fragen: „Wie ist die Flüssigkeit in die Eiskugel gelangt? Was für einen Teint hatte der Gin? War das wirklich Holz? Wie kann Holz so köstlich schmecken?“ Ich frage und frage. Frage nach dem Geruch und den Bildern, nach Lasern, Sternanis und Gasen.
Irgendwann stehen wir vor einer Schaltzentrale, ich sehe elf Monitore, drei sind leer, einer zeigt den Gang, der Rest besetzte Tische. Ich sehe einen Politiker aus der Zeitung, so einen jungen Dicken, verzückt seine Geliebte anstarren und einen von den Ärzten, glaube ich. Oder ist das Campino? Eine Frau füttert einen Mann zwischen ihren Brüsten. Ein alter Mann isst alleine. Nicole für zwei.
„Sie sollte das nicht tun“, flüstert der Kellner. „Die Portionen sind auf zwei Personen abgestimmt.“
Ich frage weiter. Flehe, er möge mich in die Mysterien einweihen, mir die Küche zeigen, die Gerätschaften, mir die Wunder erklären.
„Ich bin nur der Kellner.“ Er macht eine umfassende Geste. „Und das hier ist die Küche.“
Ich schaue mich um: Leere Anrichten, keine Töpfe, ein paar kalte Öfen. Silbernes Küchengeschirr.
Nicole fällt von ihrem Stuhl, ich sehe es auf dem Monitor.
Ich höre ein Rattern, neben dem Video-Mosaik öffnet sich eine Klappe und ein abgedecktes Tablett offenbart sich.
„Die Küche ist im Keller!“, rufe ich.
„Es führt kein Weg hinunter“, sagt der Kellner und nimmt das Tablett heraus.
„Bitte!“ Ich packe den Kellner am Kragen. „Ich muss ihn sehen!“
Der Kellner starrt mit seinen toten Augen auf meine Hände. Wenn er Augenbrauen hätte, zöge er sie wohl nach oben. Sein Blick fällt auf den winzigen Speiseaufzug, ich verstehe und lasse ihn los. Ich falte mich zusammen, atme tief aus – Restaromen echoen in meinem Kopf umher – und quetsche mich in die kleine Box.
„Lassen Sie mich herunter!“, rufe ich noch. Doch der Kellner schließt bereits die Klappe und sagt: „Nur ganz kurz. Und bleiben Sie da drin.“ Dann setzt sich der Aufzug in Bewegung. Nach unten.

Ich bin wie tot, als ich nach unten fahre. Ich wünsche mir, es würde nie aufhören. Ich wünsche mir, es wäre schon vorbei. Meine Knie drücken gegen die Nieren. In meinem Kopf rast es. Ambrosia, rast es. Nektar, rast es. Die elysischen Felder. Bin ich auf PCP?
Der Aufzug kommt zum Stehen, die Klappe öffnet sich. Ich sehe auf den Rücken eines Mannes, er sitzt in einem Korbstuhl, ich kann seinen nackten Rücken sehen, den Po und auch die Schultern. Er sitzt vor einem riesigen Rad, ein Rad mit dreizehn Speichen, in jeder hängt eine Frau. Nein, nicht in jeder. Eine ist noch frei.
Die Frauen schreien gegen die Knebel zwischen ihre Zähnen. Nadeln beißen in ihre Körper, Flüssigkeit läuft durch Röhren in eine Apparatur, die der Meister-Koch verdeckt. Ihre Augen blinzeln, vielleicht wollen sie mir morsen, aber ich sehe nur T-T-T-T-T-T. Was seht ihr da, ihr göttlichen Zutaten? Was erblicken eure Augen da? Ist es Euer Wesen? Eure Essenz?
Ich räuspere mich im Angesicht seiner Heiligkeit, das Herz droht mir in der Brust zu zerspringen. Oh, wie dankbar bin ich Gott für diesen Moment erhabener Reinheit. Hatte ich je Zweifel an seiner Existenz, so sind sie getilgt. Ich sehe an seinen Schultern, dass er kocht, ich rieche es in der Luft, dass er kocht, die Erde zerbirst, wenn er kocht.
Der Fahrstuhl setzt sich in Bewegung. Ich flüstere: „Kompliment an die Küche.“
Und eine Stimme antwortet: „Alles zu Ihrer Zufriedenheit?“
Doch als ich „Zu meiner vollsten Zufriedenheit“ antworte, sage ich die Worte in das Gesicht des Kellners, der mir kühl eine Hand reicht und mir tadelnd auf den Rücken schlägt, als ich mich auf die Küchenfliesen übergebe.
Während ich Köstlichkeiten dem Boden anvertraue, die so riechen, dass ich sie sofort wieder in mich saugen möchte, sagt der Kellner: „Das wird nicht nötig sein. Sie haben ja nun reserviert.“
„Hm?“, mache ich, während da unten ein Büschel Seegras schwimmt.
„Ja, stehende Reservierung. Wir sehen uns im nächsten Monat.“
Ich strahle ihn an.
„Ist das in Ordnung für Sie?“, fragt er mich noch.
„Perfekt“, sage ich. „Einfach perfekt.“
„Bei ihrem nächsten Besuch wird es tatsächlich perfekt sein. Dank Ihnen.“

Auf dem Weg nach Hause fallen die Bäume an mir vorbei. Und der Mittelstreifen morst mir Poesie ins Herz. Es ist still und mein Kopf ist frei. Wenn es ein Adverb geben sollte, für heute Nacht, dann nur eins.

 

Hallo Quinn,
was für eine morbide Ästhetik! Du scheinst ja ein echter Kenner der ultraexquisiten Küche zu sein, aber vielleicht bist Du auch nur ein exquisiter Rechercheur, jedenfalls explodieren beim Lesen auch nicht nur die Geschmacksnerven. Die Bildsprache ist gewaltig, dazu der Kontrast des fast schäbigen Lokals, alles prägt sich glasklar ein und steigert kontinuierlich die Spannung. Mir hat sehr gut gefallen, dass die Obsession des Restaurantkritikers durch die Beschreibung der Geschmäcker erotische Ausmaße ausnimmt, und als Nicole infiziert wird, ist es schon zu spät, na klar! Ich habe erstaunlich wenig Mitleid mit ihr, bin eher froh, nicht in dieser Küche gelandet zu sein. Der einzige Krtikpunkt ist für mich das Ende, dass mich zu sehr an Süßkind erinnert, doch sonst ist es ein perfektes GeschichtCHEN! Glückwunsch!
LG,
Jutta

 

Hallo Quinn.

Was für eine Geschichte! Ich hab keine Ahnung, ob Molekularküche tatsächlich so lecker ist, aber das ist auch egal. Das ist wieder so eine Geschichte, die sämtliche Sinne anspricht, da sind tolle Bilder, Geräusche, Geschmacksexplosionen, das ganze Setting ist super. So minimalistisch das Thema und auch der Ort ist, an dem sie sich da befinden, so voll ist die Geschichte von Reizen, da schwirrt einem richtig der Kopf vom Lesen. Gegen Ende ist es etwas schwächer, finde ich. Ich weiß aber auch nicht, ob mich das stören soll oder nicht, ich fände es auch schwer, am Ende noch eins draufzusetzen. Die Nüchternheit am Ende in der Küche ist okay, aber vielleicht baust du noch ein paar mehr Details ein, um das Ganze bisschen plastischer zu gestalten.
Die Figuren sind super. Klar, Nicole soll man hassen, und ich tu das auch, besonders in dieser Schuh-Szene da. :D Da frag ich mich aber auch, wieso der Kerl nicht den Arsch hat, ihr mal Paroli zu bieten, aber okay, er ist halt ruhiger. Nur in mir schreits an der Stelle, du spielst die Reize da echt clever aus.

Ein bisschen Kleinkram hab ich aber auch noch:

In Chigaco gibt es
Chicago
Ich halte den Wagen vor einer Häuserfront an,
Das klingt, als säße er nicht im Wagen, sondern als wäre er irgendwo draußen und würde ein Auto stoppen, wenn du verstehst was ich meine. Jedenfalls: Ich parke den Wagen vor einer Häuserfront triffts besser, finde ich.
und auf das Restaurant zu gehen.
zugehen
an Kopf und Fuß steht ein einfacher Stuhl.
Echt? Sagt man das so? Hat ein Tisch einen Fuß? Also klar hat er das, aber in einem anderen Sinn, als du hier meinst. Ich würde vielleicht schreiben: an beiden Enden des Tisches steht ein einfacher Stuhl.
und heiße die Adverbfetzen willkommen. Rein, kühl, steril, friedlich.
Du immer mit deinen Adverben. Das sind doch gar keine.
Schon wieder schleicht sich das verdammte Lächeln in mein Gesicht.
Auf mein Gesicht, fände ich besser.
„Was hast du für die Tische bezahlt?“, ihre Augen glitzern gierig.
Ihre Augen ...
dann ist das ein kurzes Sommergewitter, denn der Winter naht und dann ist es besser, wenn man sich schon an die Kälte gewöhnt hat.
Ich weiß nicht, was der Winter mit dem Sommergewitter zu tun hat, das denn ist falsch an der Stelle. Ich würde es umdrehen: dann ist das ein kurzes Sommergewitter, und dann ist es besser, wenn man sich schon an die Kälte gewöhnt hat, denn der Winter naht. Klingt vielleicht nicht ideal, ist aber wenigstens logisch. ;)
„Wie? Wie macht ihr das? Ich habe schon so viel gelesen. Stickstoff? Laser? Was injiziert ihr da rein? Ist es das Gas? Nehmt ihr Drogen?“
:D
und einen von den Ärzten, glaube ich. Oder ist das Campino?
Alter.
„Bitte!“, ich packe den Kellner am Kragen.
Ich packe ...
als ich mich auf die Küchenfließen übergebe.
Küchenfliesen

Lieblingsstellen kann ich dir leider keine zitieren, das würde den Rahmen sprengen. Ich empfehl das einfach. So.

Grüße!
Strudel

 

Hi Quinn.

Des nachts bereits gelesen, aber keine Lust mehr zum Antworten gehabt ;)
Ich kann mich meinen Vorrednern nur bedingt anschließen, obwohl ich deren Kritiken nur angelesen habe (denke aber mal, ich werde auch der einzige sein).
Der Anfang ist echt der Hammer; ich bin immer wieder begeistert, wenn es Autoren schaffen, Charaktere so darzustellen, dass sie der Leser bereits nach wenigen Sätzen liebgewinnt, oder völlig angenervt ist (Nicole).

Die Darstellung des Restaurants nebst dazugehörigen kulinarischen Köstlichkeiten fand ich von der Technik her sehr gut gemacht, da gibt es keinen Zweifel, doch zog sich das Ganze mMn doch zuuu sehr, ja wirkte stellenweise schon ermüdend (mag es vielleicht auch daran gelegen haben, dass ich die Geschichte im satten Zustand verköstigt habe :D).

Im letzten Drittel hattest du mich für einen Augenblick wieder. Was steckte dahinter? Auch hier fieberte ich der "Auflösung" entgegen. Und ... wurde leider enttäuscht. Für mich wirkte sie arg konstruiert. Mal ganz ehrlich, die Geschichte hätte genauso gewirkt, wenn dieses Ende nicht gewesen wäre (okay, dann wär es kein Horror gewesen, ist schon klar), aber irgendwie habe ich etwas Anderes / mehr erwartet.
Lag wohl auch daran, dass du den Mittelteil sehr ausführlich gestaltet, das Ende hingegen ziemlich flott abhakst.

Was nun letztendlich mit Nicole passiert ist, wurde mir nicht ganz klar. Ich vermute, sie haben sie dann auch noch in den Keller gebracht. Hier fehlte mir dann eine entsprechende Reaktion des Protagonisten.

Fazit: Ein solides Werk, das aber größtenteils nur durch seine Sprache getragen wird. Trotzdem gern gelesen.

Gruß! Salem

 

Hallo Quinn,

deine Geschichte habe ich gerne gelesen. Wie Salem schon bemerkt hat, hast du ein Talent, Personen durch deine Sprache und die detaillierte Charakterisierung zum Leben zu erwecken.

Mir hat der erste Teil gut gefallen, dann hat es etwas nachgelassen. Das lag wohl daran, dass es eine unerwartete Wendung in der Geschichte gegeben hat.

Erst zeichnest du liebevoll Charaktere und stellst sie auf eine Bühne, gestaltest dann das Bühnenbild, in dem Fall das Auto und der Konflikt zwischen den beiden, und was geschieht anschließend? Du wechselst das Bühnenbild, und plötzlich wirken die Personen fremd, wie aufgeklebt und nicht zum Gesamtbild passend, als hätte man Legofiguren mit Playmobil kombiniert, als hätte man romantische Figuren in einen Sumpf voller Schlangen gestellt.

Das kann aufgehen, wenn die Personen sich in die Umgebung integrieren, wenn es Konflikte gibt, wenn der Wechsel nachvollziehbar ist. Du aber wechselst das Genre, von einer Romanze zu Horror, und das kommt, zumindest bei mir, nicht flüssig rüber.

Der Konflikt, die lästig gewordene Beziehung, ist plötzlich nicht mehr wichtig. Warum? Erst am Ende dann erinnert man sich daran, dass die beiden eigentlich nicht sehr harmonisch miteinander auskommen und vielleicht landet sie ja beim Koch unten. Vielleicht aber auch nicht. Es wirkt so beliebig, wie schnell hingeworfen.

Wollte er sie loswerden? Ist der deshalb in dieses Restaurant gegangen? Du sagst aber, sie würde ihm Sex in Aussicht stellen, und deutest an, dass er sich darauf zumindest im Ansatz freut. Ich habe den Eindruck, dass er sie zwar lästig findet, aber irgendwie doch mag.

Es muss also einen Sinneswandel gegeben haben, als er in der Küche war. Dieser ist aber nicht nachvollziehbar.

Oder sitzt sie mit ihm im Auto, als sie nach Hause fahren?

Oder zahlen sie beide mit ihrer Seele?

Schöne Grüße,

yours

 

Hallo,

ich habe die Geschichte wegen der Empfehlung gelesen, aber ich war leider nur bedingt angetan.

Da ist z. B. die erste Szene, die Autofahrt. Du führst die Personen ein und charakterisierst sie ein wenig, ok, aber die Szene ist für meinen Geschmack zu universell, könnte zu jeder beliebigen Geschichten gehören. Ich würde beispielsweise die Anfahrt zu diesem Restaurant näher beschreiben, wo es liegt, wie man dort hinkommt, um so ein wenig mehr Atmosphäre aufzubauen und die Szene besser in die Geschichte zu integrieren.
Im Restaurant werden die Figuren dann plötzlich Nebensache, austauschbar, die gespannte Beziehung ist zwar vorhanden, spielt aber eigentlich keine weitere Rolle. Ich hätte mir irgend eine Verknüpfung von den Ereignissen im Restaurant und der Persönlichkeit der beiden gewünscht.
Dann ist da der Kellner, der zum Höhepunkt hin immer wichtiger im Geschehen wird, aber nur dazu verwendet wird um die Handlung in eine unnatürliche Richtung voran zu treiben. Was ich mein ist, dass ich sein Handeln nicht nachvollziehen kann. Warum zeigt er dem Gast die Küche und den Keller, wie viel weiß er und welche Rolle spielt er? Warum gibt er ein solches Geheimnis so bereitwillig preis?
Und wo ist der Zusammenhang zwischen der Auflösung (Keller) und dem Rest der Geschichte? Ich finde da müsstest du die Personen und vorangegangen Ereignisse besser intergrieren. Vielleicht kann ich es so besser erklären:
Gut fände ich: Personen + Handlung => Höhepunkt
Bei dir sehe ich eher: Personen, Handlung, Höhepunkt

Sprachlich und Handwerklich hast du durchaus sauber gearbeitet, dein Stil ist klar, interessant und fesselnd, dafür ein Lob. Inhaltlich sehe ich - wie gesagt - noch viel Potential.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Quinn.

Mal kurz ein bisschen Zitatekram:

Der Wagen gleitet schwer durch die Dunkelheit, am Straßenrand fallen Bäume an mir vorbei. Der Mittelstreifen flüstert im Morsecode zu mir.

Da wollte ich schon moppern, weil die Bäume fallen und der Mittelstreifen im Morsecode flüstert. Aber wenige Zeilen später löst du das ja auf.
Wobei ich trotzdem das T-T-T-T nicht verstehe. Müsste das nicht eher I-I-I-I sein?

„Die Kaaarten vielleicht?“ Nicole dehnt das „A“ von Karten, als spräche sie mit einem Kleinkind.

Hier würde ich mich für eines von beidem entscheiden. Entweder "Die Kaaarten", und dafür die Erklärung weglassen, oder umgekehrt.

„Wir haben hier keine Kaaarten.“ Der Kellner nimmt ihren Tonfall auf und ich muss lächeln

Dito


So, ansonsten ... ich hätte auch gerne einige gute Stellen zitiert, nur gibt es davon so viele, dass ich nicht gewusst hätte, für welche ich mich entscheiden soll.
Die Geschichte ist konsequent und unterbrechungslos brilliant geschrieben, und man merkt auch, dass du recherchiert hast.

Eine dritte Empfehlung wäre dir sicher gewesen, wäre da nicht, ja wäre da nicht dieser unsägliche letzte Abschnitt, als er mit dem Speisenaufzug in den "Keller" fährt.
Eine derart ausgelutschte und tausendfach verwendete Form, dem Grauen eine Gestalt zu verleihen, ist im Vergleich zum restlichen Text schon eine Frechheit in meinen Augen.
Da sitzt so ein 08 / 15 Teufel in seinem Korbstuhl und hat ein paar Frauen vor sich rumhängen.
Diese Stelle raubt dem gesamten Text seine morbide Komposition, da stürzt das Niveau plötzlich auf John Sinclair und Geistergeschichten Ebene ab.
Du baust die gesamte Geschichte über eine wirklich tolle Atmosphäre auf. Das Grauen ist stets vorhanden und doch nicht greifbar. Es zeigt sich nur nebenbei, in Gesten, und in der Gewissheit, dass etwas falsch sein muss. Und dann plötzlich dieser Holzhammer. Der letzte Abschnitt wirkt auf mich, als stamme er aus einem völlig anderen Text, wenn er stilistisch auch einwandfrei sein mag.

Meinen Geschmack trifft das überhaupt nicht, und wie gesagt: Wären diese letzten paar Zeilen nicht, hätte ich die Geschichte ebenfalls empfohlen.

Ansonsten gibt es von meiner Seite nichts zu meckern. Lediglich, dass die anfängliche Sterilität noch begeistert aufgenommen wird, weil da nichts ist, was ablenkt, und dann keine Aufregung darüber erfolgt, als plötzlich die Videoleinwand anspringt, das fand ich ein wenig irritierend. Ist aber auch nichts, was mich nun wirklich gestört hätte.

So bleibt mir als Fazit nur zu sagen: Eine zu 95 Prozent wirklich brilliante Geschichte, die am Ende leider zeigt, was besser nicht gezeigt worden wäre, und vorallem nicht in solch plumper Form.

Grüße

Cerberus


EDIT: Die Sache mit dem T-T-T-T hat sich erledigt. Inzwischen hab ich den Zusammenhang zum Morsecode verstanden bekommen. :)

 

Hey Quinn,

küchentechnologisch einwandfrei recherchiert ;) wobei es nicht ganz so wichtig ist, da der Hauptprotagonist selber ja kein Koch ist.

Für mich hätte es die Wendung zum Horror gar nicht geben müssen, da die Stärken der Geschichte mMn in etwas anderem liegen:

Ich habe selten eine fiktiver Person so gehasst, wie diese Nicole auf der Autofahrt. Mann, Mann, Mann ...
Das ist dir also schon mal hervorragend gelungen.

Im Restaurant geht es dann auch wirklich gut weiter, die Speisen beschreibst du authentisch und der Mix aus schäbig und stylisch passt.

Das Ende musste ich mir dann mehrmals vorknöpfen, weil ich es nicht gleich gerafft habe. Insgesamt würde ich jetzt als "okay" einstufen. Wird aber dem Anfang nicht ganz gerecht. Erinnerte mich etwas an "Das Perfüm"

Der eigentliche Horror liegt für mich in dieser Nicole und dem Drama was aus hoffnungsvollen Beziehungen so werden kann.

Insgesamt aber wirklich gut

Gruß
krilliam

 
Zuletzt bearbeitet:

Sehr gerne gelesen, toller Stil, sehr tiefgehende Beschreibungen, die im Kopf tolle Bilder produzieren. Auch die Charaktere sind so herausgearbeitet, dass ich, wir in den Vor-Postings auch schon beschrieben, die Figuren mochte, bzw. verabscheute.

Auch, wie von anderen angemerkt, happerts mit dem Ende. So toll der Einstieg, so schwer verständlich das Ende, was die Geschichte aber letztendlich nicht kaputt macht, sondern nur Fragen offen läßt. Aber ich habe schon Bücher mit einem größeren Fragezeichen zur Seite gelegt, insofern kein Drama...

Alles in allem seine Empfehlung wert.

Gruß
odrees

 

Hallo Quinn,

auch ich habe diese Geschichte gern gelesen, und natürlich verdient sie ihre Empfehlung. Sprachlich und handwerklich großes Kino! Die Auflösung, wie dieses wundervolle Menü entsteht, hat mich auch sehr an "das Parfüm" erinnert. Und den Schluss fand ich auch gut.
Also, wie gesagt, die Geschichte hat mir sehr gefallen, was ich allerdings nicht nachvollziehen kann, ist, das so viele der anderen Kritiker den Protagonisten sympathisch finden. Natürlich hasst man als Leser Nicole. Mir war das stellenweise fast ein bisschen zu dick aufgetragen - als wolltest du unbedingt hundertprozentig sicher gehen, dass der Leser sie nun aber auch wirklich kein bisschen leiden kann. Mir persönlich ist der Erzähler eigentlich genauso unsympathisch. Zum Beispiel die Schuhszene - klar ist Nicole ein Biest, aber er ist in meinen Augen nicht viel weniger schuld. So was lässt man einfach nicht mit sich machen. So ein passiver Waschlappen!
Der Schluss ist insofern auch folgerichtig - klar ist dem das angenehm, dass der Koch in von der lästigen Zicke befreit, so kommt er drum herum, an dieser völlig verkorksten Beziehung zu arbeiten oder sie eben zu beenden, dann müsste er ja Klartext reden und handeln. Und nebenbei springt ja noch eine stehende Reservierung für ihn raus, er wird also noch was von Nicole haben, ohne ihre Anwesenheit ertragen zu müssen ;)

Grüße von Perdita

 

Hallo Quinn

Könnte mich eigentlich Perdita anschließen und müsste nichts sagen. ;)

Hmm, Süßkind hin oder her, da ist auch viel von dir drin - also erstmal magst du es mit Menschen (besonders Frauen) zu experimentieren. oó Da fallen mir spontan Human-Ressources, die zweite Mona Lisa und deine essbare Freundin ein und jetzt das.

Mir hat die Geschichte auch ganz gut gefallen; sie ist weit davon entfernt als perfekt bezeichnet zu werden und ich hätte sie auch nicht wirklich empfohlen, da finde ich die Damaskus-Nummer besser, die hier ist natürlich bildreicher, dafür sind die Protagonisten auch total unsympathisch und ich hätte sie beide gern tot gesehen.

Ja, auch ich finde, du hast das mit Nicole übertrieben. Besonders die erste Stelle: Uuuuuh, blablabla. Da musste ich echt an Ben Stiller in Voll auf die Nüsse denken, total kindisch. Wenn eine Frau, oder überhaupt ein Erwachsener sich so verhält, müsste man ihn aus dem fahrenden Auto schmeißen.

Und der Kerl ist doch die totale Null-Nummer, so ein Ja-Sager, eine Lusche, aber seine Figur ist dir gut gelungen, sie müssen ja nicht immer sympathisch sein, was ich aber toll gefunden hätte, wäre, wenn Nicole eine wirklich sympathische Frau wäre, und wenn sie trotzdem umgekommen wäre, das wäre bitter. So aber freut man sich über deinen Stil und über die nette Idee, und das wars auch schon. Und du hast die nervige Stimme weggelassen, gut!

JoBlack

 

Hallo Jutta,

erstmal danke für die Empfehlung.

Du scheinst ja ein echter Kenner der ultraexquisiten Küche zu sein, aber vielleicht bist Du auch nur ein exquisiter Rechercheur, jedenfalls explodieren beim Lesen auch nicht nur die Geschmacksnerven.
Ich krieg kaum ein Spiegelei hin, es ist also Recherche. Ist ein dankbares Thema einfach.

Die Bildsprache ist gewaltig, dazu der Kontrast des fast schäbigen Lokals, alles prägt sich glasklar ein und steigert kontinuierlich die Spannung.
Schön, wenn die Geschichte so bei dir ankam.

Mir hat sehr gut gefallen, dass die Obsession des Restaurantkritikers durch die Beschreibung der Geschmäcker erotische Ausmaße ausnimmt, und als Nicole infiziert wird, ist es schon zu spät, na klar! Ich habe erstaunlich wenig Mitleid mit ihr, bin eher froh, nicht in dieser Küche gelandet zu sein.
Jau, Nicole, die Arme.

Der einzige Krtikpunkt ist für mich das Ende, dass mich zu sehr an Süßkind erinnert,
Ja, das ende ... Süßkind klar, ich hatte und hab einfach keine bessere Idee für ein Ende, wenn mir was einfällt, ändere ich das noch.

Danke dir für deine Kritik

Hallo Strudel,
auch dir danke für die Empfehlung.

Ich hab keine Ahnung, ob Molekularküche tatsächlich so lecker ist, aber das ist auch egal. Das ist wieder so eine Geschichte, die sämtliche Sinne anspricht, da sind tolle Bilder, Geräusche, Geschmacksexplosionen, das ganze Setting ist super. So minimalistisch das Thema und auch der Ort ist, an dem sie sich da befinden, so voll ist die Geschichte von Reizen, da schwirrt einem richtig der Kopf vom Lesen.
/verneig; freut mich sehr

Die Figuren sind super. Klar, Nicole soll man hassen, und ich tu das auch, besonders in dieser Schuh-Szene da. Da frag ich mich aber auch, wieso der Kerl nicht den Arsch hat, ihr mal Paroli zu bieten, aber okay, er ist halt ruhiger. Nur in mir schreits an der Stelle, du spielst die Reize da echt clever aus.
Der Typ ist ein Fußabstreifer und wahrscheinlich ist Nicole deshalb so geworden.

Danke dir für deine Hinweise zum Text, wobei ich mich dagegen straübe, Adverben durch Adjektive zu ersetzen. Adverbfetzen klingt so toll!

Danke dir
Quinn

Hey Salem,
ja, ich denke es ist wirklich so, wie du schreibst. Der Höhepunkt liegt im Mittelteil und in dem schwelenden Konflikt zwischen Nicole und dem Erzähler und der Charakterisierung. Plotmäßig ... jo ... und klar, während sie da essen, das bringt die Geschichte jetzt nicht wahnsinnig voran, halt eine Steigerung.
Also ich kann das gut nachvollziehen, was du schreibst, die Spannung funktioniert halt ausschließlich über die Atmosphäre und die kann nicht für alle ziehen, fürchte ich.

Danke dir für deine Kritik
Quinn

Hallo yours,

Du wechselst das Bühnenbild, und plötzlich wirken die Personen fremd, wie aufgeklebt und nicht zum Gesamtbild passend, als hätte man Legofiguren mit Playmobil kombiniert, als hätte man romantische Figuren in einen Sumpf voller Schlangen gestellt.
Hm , also das kann ich nicht sehen.

Das kann aufgehen, wenn die Personen sich in die Umgebung integrieren, wenn es Konflikte gibt, wenn der Wechsel nachvollziehbar ist. Du aber wechselst das Genre, von einer Romanze zu Horror, und das kommt, zumindest bei mir, nicht flüssig rüber.
Also eine Romanze ... Nicole ist ein Störkörper für ihn, seit dem ersten Absatz.

Der Konflikt, die lästig gewordene Beziehung, ist plötzlich nicht mehr wichtig. Warum? Erst am Ende dann erinnert man sich daran, dass die beiden eigentlich nicht sehr harmonisch miteinander auskommen und vielleicht landet sie ja beim Koch unten. Vielleicht aber auch nicht. Es wirkt so beliebig, wie schnell hingeworfen.
Das seh ich auch nicht so, der Konflikt dominiert die erste Hälfte der Geschichte deutlich, bis sie dann essen, da ist für den Konflikt kein Platz mehr, weil der Rest zu "groß" ist. Und gegen Ende verschwindet Nicole einfach, sobald der Erzähler aufsteht. Da ist sie aus den Augen, aus dem Sinn. Sehr zur Freude des Erzählers.
Und natürlich fährt sie nicht mit ihm zurück. ;)

Danke dir für deinen Kommentar
Quinn

Hallo Mike,

Da ist z. B. die erste Szene, die Autofahrt. Du führst die Personen ein und charakterisierst sie ein wenig, ok, aber die Szene ist für meinen Geschmack zu universell, könnte zu jeder beliebigen Geschichten gehören. Ich würde beispielsweise die Anfahrt zu diesem Restaurant näher beschreiben, wo es liegt, wie man dort hinkommt, um so ein wenig mehr Atmosphäre aufzubauen und die Szene besser in die Geschichte zu integrieren.
Nee, also ehrlich nicht. Damit kannst du mich ja jagen ,bevor ich da anfange mit Landschaftsbeschreibungen muss schon schweineviel passieren. Die Atmosphäre soll hier durch den Konflikt zwischen den beiden Figuren entstehen, am Rande wird das mit dem Restaurant erwähnt, ja, aber es steht nicht im Mittelpunkt der Geschichte. Dass sich aus dem Konflikt der beiden Figuren auch eine andere Geschichte (aber sicher nicht eine beliebige) ergeben könnte, ja, klar.

Im Restaurant werden die Figuren dann plötzlich Nebensache, austauschbar, die gespannte Beziehung ist zwar vorhanden, spielt aber eigentlich keine weitere Rolle. Ich hätte mir irgend eine Verknüpfung von den Ereignissen im Restaurant und der Persönlichkeit der beiden gewünscht.
Ich seh das nicht so. Ich weiß auch nicht, wie man das sehen kann, nur wenn man halt von dem ganzen Essenskram gelangweilt ist, dass man dann sich ausblendet ... gut. Aber sonst. Da ist Konflikt bis sie essen, und dann noch bevoer er aufsteht. Und das spielt, na logo, ne große Rolle für die Geschichte.

Gut fände ich: Personen + Handlung => Höhepunkt
Bei dir sehe ich eher: Personen, Handlung, Höhepunkt
Ja, das kann ich verstehen. War jetzt auch nicht der wahnsinnige Spannungs-Fokus drauf, ganz klar. Mir waren andere Sachen wichtig. Dass er - wie später einer schreibt - nur zu gern, die Möglichkeit nutzt, sie loszuwerden, ohne sich die eigenen Hände schmutzig zu machen, halte ich für ein angemessenes Resultat aus der Geschichten-Schilderung.

Danke dir für deinen Kommentar
Quinn

Hallo Cerb,
ich hab als Kind die John-Sinclair-Romane verschlungen. Deshalb das Ende.

Ich verstehe es, wennman die Geschichte bis dahin wirklich so bombastisch gut findet, dass das Ende dann abfällt. Ich geh dann auch noch mal drüber, da komm ich wohl nicht drumrum. Schön, dass es dir sonst gut gefallen hat.

Gruß
Quinn

Hey Krilliam,

freut mich, dass ich dem Expertenauge gerecht wurde, ich hab tatsächlich im Vorfeld der Geschichte auch darüber nachgedacht, dass mir dann so eine Phantasie-"So stellt sich Klein-Quinn das vor"-Küche von dir um die Ohren geschlagen wird.

Der eigentliche Horror liegt für mich in dieser Nicole und dem Drama was aus hoffnungsvollen Beziehungen so werden kann.

Insgesamt aber wirklich gut

Jau, das freut mich sehr.
Danke dir für den Kommentar
Quinn

Hallo odrees,

Sehr gerne gelesen, toller Stil, sehr tiefgehende Beschreibungen, die im Kopf tolle Bilder produzieren. Auch die Charaktere sind so herausgearbeitet, dass ich, wir in den Vor-Postings auch schon beschrieben, die Figuren mochte, bzw. verabscheute.
Jau, freut mich sehr, Ende schau ich mir noch mal an, wobei ich das nichts versprechen kann.

Danke dir
Quinn

Hey Perdita,

Natürlich hasst man als Leser Nicole. Mir war das stellenweise fast ein bisschen zu dick aufgetragen - als wolltest du unbedingt hundertprozentig sicher gehen, dass der Leser sie nun aber auch wirklich kein bisschen leiden kann. Mir persönlich ist der Erzähler eigentlich genauso unsympathisch. Zum Beispiel die Schuhszene - klar ist Nicole ein Biest, aber er ist in meinen Augen nicht viel weniger schuld. So was lässt man einfach nicht mit sich machen. So ein passiver Waschlappen!
Ja, die Schuhszene genau. Es ist halt so eine Aktion-Reaktion-Nummer, um so schwächer der Mann rüberkommt und um so mehr Boden er preisgibt, um so dominanter und biestiger wird Nicole.

Der Schluss ist insofern auch folgerichtig - klar ist dem das angenehm, dass der Koch in von der lästigen Zicke befreit, so kommt er drum herum, an dieser völlig verkorksten Beziehung zu arbeiten oder sie eben zu beenden, dann müsste er ja Klartext reden und handeln. Und nebenbei springt ja noch eine stehende Reservierung für ihn raus, er wird also noch was von Nicole haben, ohne ihre Anwesenheit ertragen zu müssen
Genau! Ich hätte es nicht besser formulieren können. ;)

Freut mich sehr, dass die Geschichte bei dir so ankam, danke für die Kritik
Quinn

Hey Black,

da finde ich die Damaskus-Nummer besser, die hier ist natürlich bildreicher, dafür sind die Protagonisten auch total unsympathisch und ich hätte sie beide gern tot gesehen.
Du kannst doch nicht immer meine Protagonisten umnieten!

Ja, auch ich finde, du hast das mit Nicole übertrieben. Besonders die erste Stelle: Uuuuuh, blablabla. Da musste ich echt an Ben Stiller in Voll auf die Nüsse denken, total kindisch. Wenn eine Frau, oder überhaupt ein Erwachsener sich so verhält, müsste man ihn aus dem fahrenden Auto schmeißen.
Jaaaaaaaa, okaaaaay. Das Uuuuh ist dick aufgetragen. ;)

Und der Kerl ist doch die totale Null-Nummer, so ein Ja-Sager, eine Lusche, aber seine Figur ist dir gut gelungen, sie müssen ja nicht immer sympathisch sein, was ich aber toll gefunden hätte, wäre, wenn Nicole eine wirklich sympathische Frau wäre, und wenn sie trotzdem umgekommen wäre, das wäre bitter.
Ja! Das wär gut gewesen. Entweder essen oder die perfekte Liebe. Jetzt wo du's sagst, muss ich meine eigene Geschichte copywriten. Weil es dann natürlich schon, eine ganz andere Geschichte gewesen wäre, anderer Ton. Boah, nun wurmt es mich, dass ich selbst die Idee nicht mal in Betracht gezogen habe.

Und du hast die nervige Stimme weggelassen, gut!
Bah! Verunsichere mich nicht!

Danke dir für den Kommentar, erstaunlich gut :)
Quinn

 

@ Perdita:

Der Schluss ist insofern auch folgerichtig - klar ist dem das angenehm, dass der Koch in von der lästigen Zicke befreit, so kommt er drum herum, an dieser völlig verkorksten Beziehung zu arbeiten oder sie eben zu beenden, dann müsste er ja Klartext reden und handeln. Und nebenbei springt ja noch eine stehende Reservierung für ihn raus, er wird also noch was von Nicole haben, ohne ihre Anwesenheit ertragen zu müssen

Also wenn ich die Wahl hätte zwischen einem tollen Essen und einem Beziehungsgespräch, dann wüsste ich auch, was ich nehmen würde *kicher*

So schnell verdirbt mir nichts den Appetit *smile*
enigma

 

Ey, langsam müsste doch der Doofste kapiert haben, dass mir die etymologische Dingenskirchen hier meiner Titel sowas von am Arsch vorbeigeht.
Völlig durchgeknallter Kram, lass dich doch mal ... nee, das sag ich jetzt nicht. ;)

 

Hallo Quinn,

Diese Geschichte ist genial. :huldig: Danke für dieses ausgezeichnete Lesevergnügen.

LG
Goldene Dame

 

Hallo Quinn!

Wenn sie schläft, ist sie ein fleischgewordener Diminutiv.
falsches Geschlecht und auseinander: Fleisch gewordenes Diminutiv
„Notgeiler Bock“, sagt sie und zieht ihre Beine ein.
zieht ihre Beine an - würd ich besser finden
„Warum hab ich mich noch mal breitschlagen lassen, mitzukommen?
ohne Komma
Ich schaue nach rechts herüber
weg: herüber
Eine Tür wie zu einem Mietshaus, im Rahmen Holz und in der Mitte ein schäbiger Glasbaustein.
hm, wie soll das denn aussehen? Die Tür hat einen Glasbaustein in der Mitte? So ein klobiges Ding? Sehr ungelenk beschrieben.
Eine der Lampen zu unserer linken wechselt von rot zu grün
groß: Linken
sagen die Adverben in meinem Kopf
Adverbien
umgeben vom zartesten Weich.
besser: von zartestem Weich
„Lassen Sie mich herunter!“, rufe ich noch
hinunter
die der Meister-Koch verdeckt
warum nicht einfach: Meisterkoch?
Bei ihrem nächsten Besuch wird es tatsächlich perfekt sein
groß: Ihrem

Also eins muss schon mal ganz klar gesagt werden, die Stelle, wo sie essen, das ist wirklich erstklassig! Und das Ganze ist doch auch erstklassig erzählt, auch die Dialoge und wie die persönliche Beziehungssituation der beiden sich perfekt in die Geschichte einpasst.

Die Frauen schreien gegen die Knebel zwischen ihre Zähnen. Nadeln beißen in ihre Körper, Flüssigkeit läuft durch Röhren in eine Apparatur, die der Meister-Koch verdeckt. Ihre Augen blinzeln, vielleicht wollen sie mir morsen, aber ich sehe nur T-T-T-T-T-T. Was seht ihr da, ihr göttlichen Zutaten? Was erblicken eure Augen da? Ist es Euer Wesen? Eure Essenz?
Aber hier wird bereits zu viel gesagt. Cerb hat recht, des Horrorteils hätte es nicht bedurft, oder das hätte etwas subtiler sein müssen, da wolltest du nur möglichst schnell fertig werden, scheint mir. Es müsste absurder sein, nicht so grausam direkt mit den Frauen am Rad, die ihre "Essenz" abgeben, was für eine plumpe Rache für derartige Gourmets.
Ich finde die Figur der Nicole nicht übertrieben, was in der ganzen Geschichte mitschwingt, ist doch so sexuelle Unzufriedenheit von beiden Seiten. Sie reagiert ja immer sehr heftig auf Berührungen seinerseits, die sie sich noch dazu nur einbildet. Frauen verhalten sich nur dann so biestig, wenn ihnen sexuell was fehlt. ;) Naja, sie hätten da bei ihrem gemeinsamen Mahl wieder zusammenfinden können und wären total harmonisch geworden und DANN, aus dieser Liebe, hätte der Koch vielleicht die Essenz für sein traumhaftes Essen genommen, natürlich hätte er sie beide dafür töten müssen, um in der Rubrik zu bleiben. Aber der Schlussteil wird dem Essensteil leider überhaupt nicht gerecht, da hätte noch ein absurder Höhepunkt kommen müssen, gib deiner Fantasie eine Chance. ;)

Tolle Geschichte mit einem Minuspunkt!

Gruß
Andrea

 

Hallo Quinn!

Ich muss schon neidgelb zugeben, dass ich an der Story gehangen habe! Beim ersten Abschnitt war ich mit im Auto und habe die vergiftete Atmosphäre gespürt, die zwischen diesem Paar herrscht.

Im Hauptteil habe ich zunächst gar nicht den Mund zugekriegt ob der exquisiten Sachen, die es zu bestaunen gab, reichhaltig und überbordend.

Und im Schluss musste ich dann ein wenig grinsen und zu mir selbst sagen: Siehste, doch nicht so perfekt.
Wie ich im Überfliegen mitbekam, hast du schon reichlich Prügel einstecken müssen für die Wendung. Und auch ich wollte auf dich einschlagen. Je länger ich drüber nachdenke, finde ich diesen Schluss sogar ein bißchen elegant. Und frag mich nicht, warum. Bis jetzt weiß ich es selbst noch nicht. Aber mir beginnt der Schluss zu gefallen.
Obwohl du tatsächlich etwas weniger Klischees hättest einarbeiten brauchen. Im Keller, die Gestalt, die die Apparatur verdeckt, usw.
Aber, wie gesagt: gleich nach dem Lesen fand ich diese Lösung plump, aber sie gefällt mir immer besser.

Der Dialog zu Beginn ist ausgefeilt und gut beobachtet. Ich fand im Endeffekt zu viel Liebesmüh für den Rest der Story. Du hättest wenig detailiert beschreiben müssen, wie es zwischen den Beiden zugeht, das hätte ausgereicht, um zu funktionieren.

Die Beschreibung der Exquisitäten war natürlich exquisit. Nicht viele machen sich diese Mühe und beschreiben so en detail. Du hast die Sachen beim Namen genannt und das lohnt die Mühe. Häufig hilft man sich ja mit Allgemeinheiten, wo du detailliert aufzählst. Sehr schön!

Alles in Allem hat's mir sehr gut gefallen.


am Straßenrand fallen Bäume an mir vorbei

Mit dem Bild hatte ich etwas Mühe, wie wärs mit stürzen?


und mir darüber hinaus Sex in Aussicht gestellt, richtig guten, schwitzigen, fast schon brünstigen Sex.

Das ist erstens überflüssig und darüberhinaus noch gegensätzlich zu dem, was später gesagt wird.


Schöne Grüße von meiner Seite!

 

Hey Andrea,

Adverbien
Klingt nicht!

Also eins muss schon mal ganz klar gesagt werden, die Stelle, wo sie essen, das ist wirklich erstklassig! Und das Ganze ist doch auch erstklassig erzählt, auch die Dialoge und wie die persönliche Beziehungssituation der beiden sich perfekt in die Geschichte einpasst.
Freut mich.

Aber hier wird bereits zu viel gesagt. Cerb hat recht, des Horrorteils hätte es nicht bedurft, oder das hätte etwas subtiler sein müssen, da wolltest du nur möglichst schnell fertig werden, scheint mir.
Ihr könnt doch nicht jedesmal, wenn ein Ende nicht passt, sagen, ich hätte schnell fertig wollen werden. ;) Wenn sie mies anfängt und gut aufhört, sagt ja auch keiner: Du wolltest wohl schnell anfangen.

Es müsste absurder sein, nicht so grausam direkt mit den Frauen am Rad, die ihre "Essenz" abgeben, was für eine plumpe Rache für derartige Gourmets.
Wie Rache?

Ich finde die Figur der Nicole nicht übertrieben, was in der ganzen Geschichte mitschwingt, ist doch so sexuelle Unzufriedenheit von beiden Seiten. Sie reagiert ja immer sehr heftig auf Berührungen seinerseits, die sie sich noch dazu nur einbildet. Frauen verhalten sich nur dann so biestig, wenn ihnen sexuell was fehlt.
Es ist kein Wunder, wenn die Leute meinen, ich würd nur übers Ficken schreiben, wenn alles so gelesen wird. :)

Naja, sie hätten da bei ihrem gemeinsamen Mahl wieder zusammenfinden können und wären total harmonisch geworden und DANN, aus dieser Liebe, hätte der Koch vielleicht die Essenz für sein traumhaftes Essen genommen, natürlich hätte er sie beide dafür töten müssen, um in der Rubrik zu bleiben.
Jaa, das hat Jo ja auch schon vorgeschlagen, und es wäre wohl definitiv eine bessere Geschichte geworden, wär was für ein Copywrite, hm? ;)

Aber der Schlussteil wird dem Essensteil leider überhaupt nicht gerecht, da hätte noch ein absurder Höhepunkt kommen müssen, gib deiner Fantasie eine Chance.
Ich guck mal, aber normalerweise, wenn ich mit einer Geschichte fertig bin, schließ ich sie auch kreativ ab, also dann nochmal rein zu gehen und mir ein neues Ende auszudenken oder da neue Bilde raufzubeschwören, das geht echt nur sauschwer. Eine der ersten Geschichten von mir hier (mit der asiatischen Hure), da wart ich heute noch auf eine Idee für ein besseres Ende, und die ist zwei Jahre alt. Da geht einfach nichts mehr.

Danke dir für deine Anmerkungen, die arbeite ich noch ein; freut mich, dass dir die Geschichte ganz gut gefallen hat
Quinn

Hallo Goldene Dame,
was soll man da groß sagen? Danke. Macht mich stolz.
Quinn

Hey Hanniball,

Und im Schluss musste ich dann ein wenig grinsen und zu mir selbst sagen: Siehste, doch nicht so perfekt.
Nee, ist es auch nicht. Die Geschichte plustert sich durch den Geschmacksteil in der Mitte halt ein wenig auf.

Wie ich im Überfliegen mitbekam, hast du schon reichlich Prügel einstecken müssen für die Wendung. Und auch ich wollte auf dich einschlagen. Je länger ich drüber nachdenke, finde ich diesen Schluss sogar ein bißchen elegant. Und frag mich nicht, warum. Bis jetzt weiß ich es selbst noch nicht. Aber mir beginnt der Schluss zu gefallen.Wie ich im Überfliegen mitbekam, hast du schon reichlich Prügel einstecken müssen für die Wendung. Und auch ich wollte auf dich einschlagen. Je länger ich drüber nachdenke, finde ich diesen Schluss sogar ein bißchen elegant. Und frag mich nicht, warum. Bis jetzt weiß ich es selbst noch nicht. Aber mir beginnt der Schluss zu gefallen.
Im Prinzip hat meine Intention Perdita oder so schon erklärt. Der Erzähler lässt sich halt rumschubsen und für ihn ist das ein Happy-End, das durch ein "leichtes" Opfer der nächste Besuch sogar noch besser werden wird.
Was hier stört und als billig empfunden wird, war von mir mystischer und eindrucksvoller gedacht, tatsächlich als Moment der Erhabenheit und da vergeigt es ein Ich-Erzähler einfach und ich als "Ich muss so schreiben wie der Ich-Erzähler", ich kriege es da nicht gebacken, gleichzeitig die "Erhabenheit" des Moments für ihn darzustellen UND dem Leser noch zu zeigen, was er da genau sieht.
Mit einem Erzähler, der aus der Figur raus kann, wäre das wesentlich leichter gewesen. Und so kommt: Boah, schon so oft da; albern; Süsskind; igitt.
Okay, ich kann da noch ein bisschen rumdoktorn klar, aber viel wird da in den Begrenzungen nicht zu machen sein, ich seh nicht ganz wie. Vielleicht bin ich dafür auch einfach nicht gut genug.

Der Dialog zu Beginn ist ausgefeilt und gut beobachtet. Ich fand im Endeffekt zu viel Liebesmüh für den Rest der Story. Du hättest wenig detailiert beschreiben müssen, wie es zwischen den Beiden zugeht, das hätte ausgereicht, um zu funktionieren.
Ach ja, die Szene kriegt halt so viel Liebesmüh, wie gerade da ist. Ist doch klar: Als Autor, wenn einem die Szene selbst gefällt, bleibt man gerne noch länger drin; und der Konflikt zwischen den beiden soll ja auch bis zur Hälfte tragen, wo sonst nicht viel passiert.

Die Beschreibung der Exquisitäten war natürlich exquisit. Nicht viele machen sich diese Mühe und beschreiben so en detail. Du hast die Sachen beim Namen genannt und das lohnt die Mühe. Häufig hilft man sich ja mit Allgemeinheiten, wo du detailliert aufzählst. Sehr schön!
Anders macht das für mich auch keinen Sinn, also da dann mit dem großen Besen drüber zu gehen und zu murmeln: Wir aßen die absonderlichsten Köstlichkeiten und unsere Geschmackssinne explodierten ... da hätte man die Geschichte nicht schreiben dürfen.
Klar, war schon bei der Konzeption der Geschichte für mich diese Passage die Herausforderung und auch die Hauptmotivation - das gebe ich offen zu -, da mal richtig Material zu haben, um in die Vollen zu gehen. Die Beziehung zwischen den beiden fand ich dann noch spannend und eben das "Erhabene" am Schluss, das unironisch, wirklich Große. Die Ehrfurcht auch.
Aber man sieht ja, es gefällt vielen schon nichtmal das in der Mitte oder die Beziehung zwischen den beiden wird als irreleavant abgetan, das ist halt immer schwer, sowas zu schreiben. Vielleicht grad unter Horror. Ich glaub, früher oder später muss ich einsehen, dass mir Horror nicht liegt.

Danke dir für deinen Kommentar, auch deine Anmerkungen arbeite ich noch ein
Quinn

 

Großartig!
Mann, Quinn, das ist echt eine Delikatesse, dieses Teil. Wirklich, ich habe mich von vorne bis hinten großartig unterhalten gefühlt. So viele starke Ideen in dem Text. Das mit den Adverbien finde ich gelungen umgesetzt. Wohl dosiert, nicht überreizt.
Den Einstieg finde ich meisterhaft. Diese Beschreibung des Perfekten Moments, diese Verzierung desselbigen mit fragilen Begrifflichkeiten, dieses sanfte Aufpusten der Seifenblase – und dann das anschließende Zerplatzen. Das ist saumäßig gut eingefangen, der folgende Dialog zeichnet schön scharf deine Charaktere, macht die Rollen deutlich. Schön bissig, aber glaubhaft.
Die Bitterkeit zwischen deinen Personen gibt einen wunderbaren Kontrast zu den im Vordergrund stehenden Delikatessen ab, verstärkt den Geschmack sozusagen.
Gelungen auch deine Wiederaufnahmen wie das Morsen mit dem TTTT.

Bei dem Kellner bin ich mir nicht so sicher. Der ist arg klassisch geworden. Zumindest diese tote Augen würde ich streichen. Das ist ein bisschen abgedroschen. Der Kellner würde auch so unheimlich genug wirken, denke ich (auch hier wieder ein schöner Kontrast: weiße Räume, schwarzer Diener)

Wir fahren schweigend, sie tippt mit ihren zweiwöchentlich manikürten Fingernägeln gegen die Fensterscheibe. Sie weiß, dass ich das hasse
Das sieht merkwürdig aus. Wahrscheinlich eher mit Bindestrich?!

„Tiffy?“, rate ich halbherzig, ernte ein „Pah!“ und lauteres Fingertippen.
Damit ich etwas anderes höre als das Tippen, denn das Tippen macht mich wahnsinnig, fange ich an zu sprechen:
Würde ich rausnehmen. Das ist ja schon klar, da will der Autor zu sehr erinnern. Wirkt auch so.

Nichts“, sag ich und dreh mich um, weil ich den Kellner kommen höre. Früher hätte ich ihr eine Freude gemacht und irgendeine absurde Zahl genannt
das passt nicht, werden doch alle geräusche verschluckt
wie wärs, wenn er ihn kommen sieht?!

Wir laufen durch eine menschenleere Küche und ich bombardiere den Kellner mit Fragen:
Das Wort ist mir aufgestoßen. Klingt für das gehobene Vokabular und in der Situation unangemessen


Ich sehe einen Politiker aus der Zeitung, so einen jungen Dicken, verzückt seine Geliebte anstarren und einen von den Ärzten, glaube ich. Oder ist das Campino? Eine Frau füttert einen Mann zwischen ihren Brüsten. Ein alter Mann isst alleine.
Ist das ein Gag, den ich nicht verstehe?
Ansonsten würde ich es streichen. Das wirft aus dem Text. Bisher kann das irgendwie überall spielen, hat einen wunderbar losgelösten Charakter. Mit dem Erwähnen der bekannten Namen verwirrst du nur, wirfst plötzlich einen Anker aus, der nicht passen will, steuerst aus dem leicht surrealen Fluss raus, zeigst aber nicht, wohin du willst …

Also, sehr gerne gelesen. Auch die Auflösung gefällt mir sehr gut. Lässt natürlich etwas an Süßkinds Parfum denken, von wegen Filterung der Essenz, aber du hast das auf deine ganz eigene Weise umgesetzt. Hut ab.

Grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Weltenläufer,

Großartig!
Mann, Quinn, das ist echt eine Delikatesse, dieses Teil. Wirklich, ich habe mich von vorne bis hinten großartig unterhalten gefühlt. So viele starke Ideen in dem Text. Das mit den Adverbien finde ich gelungen umgesetzt. Wohl dosiert, nicht überreizt.
Schön. Ist natürlich wirklich ein schönes Gefühl, wenn ein Text genau so ankommt, wie man es sich vorgestellt hat.

Den Einstieg finde ich meisterhaft. Diese Beschreibung des Perfekten Moments, diese Verzierung desselbigen mit fragilen Begrifflichkeiten, dieses sanfte Aufpusten der Seifenblase – und dann das anschließende Zerplatzen.
Jau, sie killt halt jede Poesie, weil sie auch nur vom Äußeren hineinpasst, also die Füße an der Windschutzscheibe - das ist ja schon "schön", finde ich, nur wenn sie dann aufwacht halt nicht mehr.

Bei dem Kellner bin ich mir nicht so sicher. Der ist arg klassisch geworden. Zumindest diese tote Augen würde ich streichen. Das ist ein bisschen abgedroschen. Der Kellner würde auch so unheimlich genug wirken, denke ich (auch hier wieder ein schöner Kontrast: weiße Räume, schwarzer Diener)
Ja, das stimmt, der ist schon klassisch, ich hatte an der Stelle ein wenig Angst, das es so gar kein Horror ist. ;)

Ist das ein Gag, den ich nicht verstehe?
Ansonsten würde ich es streichen. Das wirft aus dem Text. Bisher kann das irgendwie überall spielen, hat einen wunderbar losgelösten Charakter. Mit dem Erwähnen der bekannten Namen verwirrst du nur, wirfst plötzlich einen Anker aus, der nicht passen will, steuerst aus dem leicht surrealen Fluss raus, zeigst aber nicht, wohin du willst …
Gut, ich verstehe, dass man das so sehen kann, vielleicht hab ich es da übertrieben, muss ich noch mal drüber gehen - wie auch über deine anderen Anmerkungen.

Also, sehr gerne gelesen. Auch die Auflösung gefällt mir sehr gut. Lässt natürlich etwas an Süßkinds Parfum denken, von wegen Filterung der Essenz, aber du hast das auf deine ganz eigene Weise umgesetzt. Hut ab.
Danke dir, das motiviert ungemein.
Quinn

 

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