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Copywrite Das Ende der Jugend

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06.09.2008
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Das Ende der Jugend

Ein lautes Tuten erfüllte den abgedunkelten Raum. Andreas Häusler stürzte durch die Tür in seine Praxis. Es war früh am Morgen und seine Sprechzeit hatte erst vor ein paar Sekunden begonnen. Er beugte sich über den Empfangstresen, fischte nach dem Hörer des Telefons und beendete so das aufdringliche Quäken.
„Praxis Doktor Häusler, was kann ich für sie tun?“
„Ich habe es wieder getan“, drang die unsicher klingende Stimme an sein Ohr. Andreas schaltete nicht sofort. Er war noch nicht ganz wach.
„Wer ist denn da?“
Im gleichen Moment wusste er jedoch wer dran war, ohne die Antwort zu hören. Es konnte nur Markus sein. „Kommen sie Doc. Sie kennen mich doch mittlerweile.“
Das war nur zu wahr. Andreas kannte den Patienten nicht nur, er ging ihm überhaupt nicht mehr aus dem Kopf.
„Entschuldigen sie, es ist noch früh. Was ist denn passiert?“
„Ich habe es wieder getan.“
„Sie haben ein Kind angesprochen?“
„Sie war zehn, ich hatte sie auf elf geschätzt. Mir haben ihre Beine gefallen.“
„Wir haben, soweit ich mich erinnern kann, abgesprochen, dass Sie den Bus benutzen. Wissen Sie noch warum?“
„Ja ... klar.“
„Und, was war der Grund für diese Absprache?“
„Weil der Bus meistens voll ist, und der Bahnhof oft leer.“
„Warum haben Sie sich nicht daran gehalten?“
„Ich wollte ja mit dem Bus fahren, aber sie ist die ganze Zeit vor mir gelaufen. Mir haben ihre Beine so gefallen.“

***

Später am gleichen Tag saß Andreas in seinem Büro und arbeitete am Computer. Er hielt einen Moment inne und rieb sich die Schläfen. Er sah abgespannt aus. Seine müden Augen starrten angestrengt auf den Bildschirm, der im dunklen Raum unangenehm grell leuchtete. Jemand klopfte an die Tür.
„Herein.“
Das hübsche Gesicht einer jungen Frau schob sich herein.
„Hey.“
Andreas lächelte erleichtert. Der einzige Anblick, der ihn immer glücklich machen konnte, war der seiner Frau Laura.
„Hey. Wie wars‘?
„Schön. Mama hat sich gefreut die Kinder mal wieder zu sehen. Sie meinte wir besuchen sie zu selten.“
„Ja, ich weiß. Aber Jan und Lisa haben auch nicht ständig Lust bis nach Ingolstadt zu fahren. Wir haben ihr schon so oft gesagt, sie sollte in die Nähe ziehen. Das wäre viel einfacher.“
„Du kennst sie doch, sie will eben nicht weg von zu Hause.“
„Ja ich weiß.“
Andreas erhob sich aus seinem Stuhl und umarmte seine Frau. Dann gab er ihr einen Kuss und flüsterte: „Schön, dass du wieder da bist.“
Laura wirkte ein wenig überrascht von so viel Zärtlichkeit, genoss es aber und legte den Kopf auf Andreas Schulter. „Ich bin auch froh wieder zu Hause zu sein.“

***
Andreas hatte es seit langer Zeit endlich geschafft, sich einen Abend für seine Familie freizuhalten. Er stand am Grill im Garten. Die Kinder Lisa und Jan spielten im hinteren Teil des Gartens. Besser gesagt: Lisa ärgerte ihren kleinen Bruder, bis dieser wütend nach seiner Mutter schrie. Doch die stand am Zaun und unterhielt sich mit einer Nachbarin.
„Lisa, jetzt hör doch auf. Ihr könnt euch schon mal die Hände wasche, es gibt sowieso gleich Essen.“
Dann wandte sie sich wieder der Nachbarin zu. Sie redeten sehr leise und Laura warf hin und wieder einer verstohlenen Blick in Andreas Richtung.
„Manchmal muss er eben mehr an sich selbst denken“, fuhr die Nachbarin fort. „Ich weiß ja, dass er nur helfen will. Aber du kannst mir doch nicht erzählen, dass du ein gutes Gefühl dabei hast, wenn dieser Typ dauernd in eurem Haus ist. Eure Kinder spielen sieht.“
Laura schwieg. Die Nachbarin hatte recht. Wenn sie könnte, würde sie Andreas verbieten diesen Mann jemals wieder in ihr Haus zu lassen. Aber sie konnte nicht. Sie wusste, wie wichtig ihm sein Beruf war und wie wichtig es ihm war, gerade den Problemfällen zu helfen. Denen, um die sich sonst niemand kümmern wollte.
„Natürlich ist mir nicht gerade wohl dabei. Aber ich vertraue Andi. Er würde unsere Kinder niemals gefährden.“
„Nicht bewusst. Aber wie soll er denn verhindern, dass dieser Mann sich eure Kinder merkt. Sie irgendwann vielleicht auf dem Schulweg abfängt. Andreas überwacht ihn ja nicht rund um die Uhr.“
In diesem Moment kam Andreas zu den beiden Frauen an den Zaun und die Nachbarin verstummte schnell.
„So, ich muss dann auch rein. Hat mich gefreut Laura. Du wirst schon wissen, was du tust.“
Mit diesen Worten verschwand sie eilig in ihrem Haus und Andreas sah ihr verdutzt nach.
„Sowas, wobei hab ich euch denn gestört?“
„Ach nichts.“

***

Das lautstarke Telefonat, das Andreas führte, konnte man durch die Praxistür noch im ganzen Erdgeschoss des Hauses hören. Laura warf aus der Küche immer wieder besorgte Blicke in die Richtung.
Andreas lief aufgebracht im Raum auf und ab. In einer Hand hielt er den Telefonhörer mit der anderen raufte er sich die Haare.
„Entweder, Sie befolgen die Ratschläge, die ich Ihnen gebe, oder ich muss Sie unter formelle Beobachtung stellen.“
„Ich bemühe mich ja.“
„Sie sind wieder mit der Bahn gefahren.“
„Es wird nicht wieder ...“
„Ach, hören Sie doch auf. Es wird nicht wieder vorkommen. Wie oft habe ich das gehört. Seien Sie doch froh, dass der Staat solche Menschen wie Sie noch fördert. Ich könnte auch Besseres mit meiner Zeit anfangen.“
„Ich will doch bloß ...“
„Sie sollten sich endlich einmal im Klaren darüber sein, dass Sie ein potentieller Straftäter sind."


***

„Andi, ich muss mit dir reden.“
Die Kinder waren an diesem Samstag bei einem Geburtstag und Andreas freute sich über die ruhigen Stunden mit seiner Frau. Doch sie klang alles andere als glücklich.
„Was ist denn los?“
Sie hockte sich ihm gegenüber, im Schneidersitz auf die Couch. Ihr Gesicht wirkte älter als sonst. Als hätte sie einige Nächte schlecht geschlafen.
„Es geht um deinen Patienten.“
„Welchen?“
„Du weißt schon, den Pädophilen.“
Andreas seufzte. Er hatte befürchtet, dass dieses Thema früher oder später zur Sprache kommen würde. Laura redet einfach drauf los: „Versteh mich nicht falsch. Ich gebe dir keine Schuld. Ich weiß, dass du nur helfen willst. Aber ich weiß einfach nicht wieso. Ich muss dir ganz ehrlich sagen: mir wäre wohler bei dem Gedanken, jemanden wie ihn für immer wegzusperren.“
Andreas hob die Augenbrauen in Erstaunen. „Wirklich?“
„Ja wirklich.“
Sie seufzte ebenfalls und setzte neu an. „Ich weiß, du siehst immer das Beste in deinen Patienten. Und ich hab dich immer unterstützt. Aber niemand kann mir garantieren, dass sich deine Patienten wirklich ändern wollen.“
„Immerhin kam er ja zu mir um sich helfen zu lassen.“
„Ja schon. Aber trotzdem: das ist mir zu wenig! Und wenn er erstmal ein Kind vergewaltigt hat, ist es doch zu spät.“
Laura war aufgestanden. Andreas griff nach ihrer Hand und versuchte sie zu beruhigen. Doch sie hatte zu lange geschwiegen. Sie musste ihm endlich ihr Herz ausschütten.
„Ich will diesen Menschen einfach nicht mehr in meinem Haus haben! Tür an Tür mit unseren Kindern. Wer weiß, wie genau er Lisa jeden Tag ansieht. Wer weiß, ob er schon längst ihren Schulweg kennt und weiß wo er sie abfangen kann!“
Eine Träne lief Laura über die Wange. Andreas senkte demütig den Kopf. „Was soll ich denn tun?“
„Ich weiß es doch auch nicht!“
„Wenn ich ihn nicht behandele…Ich würde mir nie verzeihen, wenn ihm ein Kind zum Opfer fällt, nur weil ich ihn als Patienten abgelehnt habe.“
„Aber es sind unsere Kinder! Manchmal musst du einfach an dich und deine Familie denken!“
In diesem Moment ertönte das Telefon aus der Praxis. Laura funkelte wütend die Tür an. „Heute ist Wochenende, verdammt!“
„Ich muss da rangehen.“ Andreas sprang auf und schloss eilig die Tür auf.
„Na toll, und wiedermal bin ich nicht so wichtig, wie irgendein Patient!“
„Laura, versteh doch: Vielleicht ist es ein Notfall.“
Er hatte das Telefon erreicht und den Hörer abgehoben.
„Doc, können wir reden?“
„Und deine eigene Familie darf nie ein Notfall sein!“, rief Laura wütend aus dem Nebenzimmer.
Andreas versuchte schuldbewusst Markus am Telefon wieder abzuwimmeln. Er hatte jetzt wirklich Wichtigeres zu klären. „Ich habe jetzt keine Zeit für Sie. Ihr Termin ist am Montag. Ich bin nicht Ihr persönlicher Seelsorger.“
„Aber ...“
„Halten Sie sich an die Regeln und es ist gut.“
„Ich bin gerade ziemlich beschissen ...“
„Ihnen noch einen schönen Samstag.“

***

Am frühen Morgen standen zwei Männer in Uniform vor Andreas Haus. Er öffnete ihnen und bat sie herein. „Wie kann ich ihnen helfen? Ist etwas passiert?“
Einer der beiden Polizisten hatte einen Notizblock gezückt und sah Andreas erwartungsvoll an.
„Sie sind der behandelnde Arzt von Markus Schleier, richtig?“
Andreas Bauch verkrampfte sich. „Ja der bin ich.“
Die beiden Beamten sahen aus, als hätten sie heute etwas Verdorbenes zum Frühstück gegessen.
„Wann hatten sie das letzte Mal Kontakt zu Herrn Schleier?“
„Gestern Nachmittag. Wieso?“ Andreas konnte sich die Frage selbst beantworten und doch hoffte er, noch überrascht zu werden.
„Nun, es gab da einen Vorfall, gestern Abend. Sagt ihnen der Name Tina Seifert etwas?“
Der Beamte hielt Andreas ein Foto hin. Ein junges Mädchen mit einem verschmitzten Lächeln. Andreas schluckte hart. Er wusste, dass er versagt hatte. Er war schuld, er allein hätte die Chance gehabt dieses Unglück zu verhindern. Das würde er sich nie verzeihen!

 

Zum Original von Cerberus81 gehts hier lang.

Ich sag erstmal garnicht viel dazu. Bin gespannt auf euer Urteil. Ich freu mich auch immer wenn sich der ein oder andere besonders pingelig mit sprachlichen Kleinigkeiten beschäftigen möchte ;)

 

Hallo Wurschteltier!

Ein lautes Tuten

das aufdringliche Quäken.

Tut es nu tuten oder tut es quäken?

Kommen sie Doc.

Komma nach "sie".

„Herein.“
Das hübsche Gesicht einer jungen Frau schob sich herein.

2 x "herein".

Andreas erhob sich aus seinem Stuhl und umarmte seine Frau.

Der Stuhl kann eigentlich weg. :)

Er stand am Grill im Garten. Die Kinder Lisa und Jan spielten im hinteren Teil des Gartens.

Garten .. Garten ...

Andreas griff nach ihrer Hand und versuchte sie zu beruhigen. Doch sie hatte zu lange geschwiegen. Sie musste ihm endlich ihr Herz ausschütten.

Das klingt so ... pathetisch. Ist nicht gut. Lass sie es tun, aber sage nicht, dass sie es tun muss.

So, Wurschteltier. Ich weiß nicht. Mir gefällt es nicht. Klar, ist Copywrite, und du hast dir ein schweres Thema ausgesucht, aber so, wie du es schreibst, steht natürlich Andreas und sein Familykonflikt im Mittelpunkt. Es hätte ebensogut um ein Wertpapiergeschäft gehen können, das er verpasst. Dadurch, dass du den Schwerpunkt so verlagert hast, wirkt alles unpassend. Ich frage mich, warum der Patient in der Erzählung auftaucht, wenn es doch eigentlich um ihn nur am Rande geht.

Sprachlich wirkt es stellenweise etwas unbeholfen, aber das sind Sachen, die sich geben, wenn du mehr schreibst. Vor allem diese Sachen hier sind korrigierwürdig:

Er wusste, dass er versagt hatte. Er war schuld, er allein hätte die Chance gehabt dieses Unglück zu verhindern.

Hier gehst du aus seinem Kopf raus und gibst ihm die Schuld. Direkter wäre gewesen: "Oh mein Gott", dachte er, "und ich hätte es verhindern können!".

So. Dann mal: Weitermachen. :)

Schöne Grüße,

yours

 
Zuletzt bearbeitet:

Guten Abend, Wurschteltier!

Mir hat Deine Geschichte nicht wirklich gefallen. Viele Dialoge wirken bemüht und ein wenig abgedroschen. So kam keine Spannung auf (obwohl ich Deine Geschichte vor dem Original las).
Auch finde ich vieles unglaubwürdig. Okay, er hat diesen schwierigen Patienten, und ich habe nicht recherchiert, aber kann das sein, daß ein Arzt duldet, daß ein pädophiler Patient jeden Tag (laut Gartenzaungespäch) zu seinem Haus kommt? Und kommt die Polizei zum Arzt und fragt, ob er den Namen eines Verbrechensopfers kennt, weil der Täter sein Patient war? Hm. Hm!
Viele Sachen könntest Du streichen, weil sie überflüssig sind. Einige hat yours angesprochen, es gibt noch mehr, vor allem in den Dialogen zwischen Andreas und seiner Frau, auch in den Passagen zwischen der wörtlichen Rede. Manche kommen daher wie Mehl, das man in die Soße kippt. Das gibt keine bessere Soße, nur mehlig wird sie eben, und man wird schneller satt.

Hier habe ich eine dieser berühmten Fehlerlisten:

was kann ich für Sie tun?
drang die unsicher klingende Stimme an sein Ohr
Sowas finde ich schlimm. Das ist wie "Du Arsch!", knallte er die Tür hinter sich zu. Oder: "Liebst du mich gar nicht mehr?", sah sie ihn flehentlich an.
wusste er jedoch, wer dran war
„Kommen Sie, Doc.
Der einzige Anblick, der ihn immer glücklich machen konnte, war der seiner Frau Laura.
Rosa Watte! Außerdem Halbkitsch, denn der Anblick seiner Kinder müßte ihn ja auch glücklich machen, als guten Arztromanarzt.
Mama hat sich gefreut, die Kinder mal wieder zu sehen. Sie meinte, wir besuchen sie zu selten.
nicht ständig Lust, bis nach Ingolstadt zu fahren
Das ganze Gerede über die Mama, muß das sein? Das ist doch ein ... Textstrecker.
„Ja, ich weiß.“
„Ich bin auch froh, wieder zu Hause zu sein.“
Andreas hatte es seit langer Zeit endlich geschafft
Klingt unrund. Entweder "seit langer Zeit zum ersten Mal (etc) geschafft", oder "nach langer Zeit"
Ihr könnt euch schon mal die Hände waschen
Laura warf hin und wieder einen verstohlenen Blick in Andreas Richtung
Andreas braucht diesen schauerlichen Genitivapostroph: Andreas' Richtung.
Sonst handelt es sich um Andrea, wenn man in Andreas Richtung schaut.
Wenn sie könnte, würde sie Andreas verbieten, diesen Mann jemals wieder in ihr Haus zu lassen
Da ist man machtlos, als Arztfrau, deren Anblick das einzige ist, was den Arzt glücklich macht. Versteh ich nicht.
„Natürlich ist mir nicht gerade wohl dabei. Aber ich vertraue Andi. Er würde unsere Kinder niemals gefährden.“
Ganz furchtbare rosa Watte! Vertraut sie Andi jetzt oder nicht? Das schlimme daran ist: So unüberlegt reden Weiber am Gartenzaun wirklich. Aber das will ich nicht lesen, geb ich offen zu.
In einer Hand hielt er den Telefonhörer, mit der anderen raufte er sich die Haare
„Entweder kein Komma Sie befolgen die Ratschläge
Sie hockte sich ihm gegenüber kein Komma im Schneidersitz auf die Couch
Laura redet einfach drauf los
überflüssig und in falscher Zeit: Sie redete
Ich muss dir ganz ehrlich sagen: Mir wäre
"Ich muß dir ganz ehrlich sagen" finde ich auch gruselig.
Andreas hob die Augenbrauen in Erstaunen
das Erstaunen würde ich weglassen und den Satz nach den Augenbrauen beenden.
„Ja, wirklich.“
„Immerhin kam er ja zu mir, um sich helfen zu lassen.“
Ja, schon
Wer weiß, ob er schon längst ihren Schulweg kennt und weiß, wo er sie abfangen kann
„Wenn ich ihn nicht behandele…Ich würde mir nie verzeihen
Abstand zwischen Wörtern und ..., nur 3 Pünktchen.
Übrigens auch ein schauerlich melodramatischer Satz.
bin ich nicht so wichtig kein Komma wie irgendein Patient!
Andreas versuchte schuldbewusst Markus am Telefon wieder abzuwimmeln.
Schuldbewußt kannst du streichen.
Wie kann ich ihnen helfen?
Sagt ihnen der Name Tina Seifert etwas?
Ihnen groß.
Andreas Bauch
wieder den Apostroph des Teufels setzen: Andreas' Bauch.
Er wusste, dass er versagt hatte. Er war schuld, er allein hätte die Chance gehabt dieses Unglück zu verhindern. Das würde er sich nie verzeihen!
Hier trittst Du nochmal ganz feste aufs Melodrampedal. Dabei war das mit dem Nie-verzeihen-können doch schon vorher zu viel.

Das Thema ist schwierig, und die Geschichte wird ihm nicht gerecht, obwohl ich sehe, was Du gemeint hast. Es war auch mutig, Dich da ranzuwagen.
Mein Hauptproblem ist, daß mir durch den vielen Kitsch und die logischen Brüchigkeiten sowohl der Arzt als auch seine Frau derart unsympathisch sind und auf den Senkel gehen, daß ich am liebsten den einen mit der andern verdreschen würde. Aber so soll das ja gerade nicht wirken! Da sitze ich ratlos.
Ich empfehle dringend, die Soße zu binden, was heißen soll: Kürzen und würzen, das ganze Mehl rausnehmen, das Melodram weg. Schwierig, das seh ich ein, denn die wichtigsten Passagen hast Du von Cerberus 1:1 übernommen.
Das soll jetzt kein Verriß sein, ich sehe an Deinen Texten, daß Du noch auf der Suche nach Deinem Stil bist, außerdem, wie gesagt: Schwieriges Spiel und schwieriges Thema. Also bitte nicht den Kopf hängen lassen, nur weil ich so eine Meckerziege bin.

Liebe Grüße und einen schönen Abend!
Makita.

 

Hallo Wurscheltier,

hm ja, hm ja. Grundsaetzlich fand ich die Idee, Cerberus' Geschichte aus der Sicht des Psychiaters zu schildern gut. Aber dann laesst Du Dir irgendwie reihenweise die wirklichen Konflikte, die man haette ausschlachten koennen, durch die Lappen gehen. Wie behandelt man als Vater von zwei Kindern einen potentiellen Triebtaeter mit professioneller Neutralitaet? So ein Gemisch aus Vernunft und Abscheu darzustellen, waere sicherlich eine anspruchsvolle Aufgabe. Die Frage, wie man mit nicht straffaellig gewordenen Paedophilen umgehen soll wird zwar im Gespraech oberflaechlich angerissen, aber nicht so, dass man als Leser irgendwie ins Gruebeln kommt.
Tatsaechlich ist der einzige Konflikt, dass Andreas keine Zeit fuer seinen Patienten hat, weil sein Privatleben Aufmerksamkeit fordert. Das hat mit Kindesmissbrauch speziell nichts zu tun. Da koennte man auch eine Geschichte ueber einen Psychiater schreiben, der seinen Selbstmordpatienten vergisst, weil seine Frau ihn ins Bett zerrt.
Hinzu kommen so Logikfragen wie: Warum behandelt er ihn Zu Hause? Darf er mit seiner Frau ueberhaupt ueber Patienten sprechen? Hat er die rechtliche Handhabe seinen Patienten unter formelle Bewachung zu stellen? Warum kommt die Kripo zu ihm?
Und dann, und das wiegt fuer mich am schwersten, ist der Text unheimlich farblos. Die Dialoge sind lahm und die Figuren sind irgendwie nichtsig, so lauwarm.

Das hübsche Gesicht einer jungen Frau schob sich herein.
urks. Das kann ich jetzt nicht erklaeren. Da kann ich eben nur "urks" sagen.

Mein Rat: Insgesamt straffen, erkennbare Individualitaet in die Figuren stopfen und die Konfliktschrauben anziehen.

lg
feirefiz

 

Hui, Langsam gewöhne ich mich an das viele Kritik schlucken.
Was soll ich sagen, ihr habt ja so recht! Es ist echt schwierig, wenn ich den Text nicht selbst geschrieben hätte, wäre er mir vermutlich auch zu kitschig gewesen. Ich muss einfach noch viel üben.
Aber ich danke euch wirklich für die ehrliche Kritik. Das ist das einzige was hilft!

@feirefiz: Ich befürchte Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich hab mich irgendwie vor dem Konflikt, den ich eigentlich so spannend fand und der mich dazu gebracht hat das copywright zu schreiben, gedrückt. Und nur drum herum geschrieben. Vielleicht weil ich im Laufe des Schreibens gemerkt habe, dass ich den Konflikt doch nicht so gut beurteilen kann wie ich dachte. Aber ich werd mich mal ein bisschen in die Recherche reinhängen und versuchen mehr rauszuholen.

@Makita: Danke für deine Kritik aber auch für die aufbauenden Worte am Schluss. So was tut auch immer gut. Und natürlich ist mir klar, dass eine Kritik (egal wie schlecht) nie böse gemeint ist.

@Makita + yourstruly: Danke auch für die viele Mühe mit den ganzen Kleinigkeiten. Die werden natürlich verbessert.

Ich weiß nicht, wie schnell ich dazu komme, den Text zu überarbeiten (da das wohl dem Zeitaufwand einer neuen Geschichte entsprechen dürfte!). Nehmte es mir nich tübel, wenn sich nicht sofort was tut. Aber ich bleib dabei!


liebe Grüße

Sigi

 

Aloha!

Es ist sicher eine gute Idee, die Angelegenheit auch aus der Perspektive des Arztes und seiner Familie zu betrachten und das bot sich ja auch geradezu an. Allerdings machst Du es Dir damit ganz und gar nicht einfacher, denn im Gegensatz zum Original, in dem es um den Pädophilen und sein ganz ureigenstes Problem geht, resultieren daraus die bei der Familie des Arztes entstehenden Konflikte. Zwangsläufig sind dies mehrere: Das zwanghafte Verhalten des Arztes, dessen Helfersyndrom so offenkundig ist, dass er seine fachliche Ader völlig vernachlässigt. Die Frau des Arztes, die in erster Linie vielleicht nicht glücklich ist, dass die Praxis sich im Wohnhaus befindet und die – mit Rücksicht auf die gemeinsamen Kinder – ganz und gar nicht erbaut über einen gewissen Klienten ist. Ist es die Variante, dass er nur den Pädophilen zu Hause behandelt und ansonsten seine Praxis anderenortes hat, entsteht ein noch höheres Konfliktpotenzial, denn auf der einen Seite muss der Doc sich ja auch selbst die Frage stellen, warum er das so macht und nicht anders, denn er kann ja scheinbar doch sehr barsch mit seinem Klienten umgehen …

All dies entsteht als Bild durch die kurzen Anrisse, die Du gibst, aber Du löst nichts davon auf, vergisst mitunter sogar den Leser und huschst zum nächsten Abschnitt.
Beispiel:

… Mir haben ihre Beine so gefallen.“
Keine Reaktion mehr, kein Kommentar, einfach Schluss … Das hat mir ganz und gar nicht gefallen, weil es mich mit einem „Und sonst passiert da jetzt nichts weiter?“ zurücklässt.

Die Konversation aus dem Original einzubauen halte ich für eine gute Lösung, sie zu übernehmen ist aber weder notwendig, noch scheint mir dies sinnvoll. In der vorliegenden Version setzt dies gar – bis zu einem gewissen Punkt – die Kenntnis des Originals voraus. Wesentlich mehr Spannung würde entstehen, wenn Du Dich auf die offensichtliche Konversation beschränkst und lediglich die wörtliche Rede des Arztes wiedergibst. In der Zeit, in der der Klient ‚spricht’ kannst Du den Doc das Gesicht verziehen, auf und ab wandern oder sich Notizen machen lassen. Ich habe es zwar nur überflogen, aber aus der Konversation, garniert mit bestimmten Hinweisen auf die Problematik des Pädophilen, dessen Problem ja gar nicht im Vordergrund Deiner Geschichte steht, würde die Leserin ausreichend einweihen.

In dem Zusammenhang musst Du Dir dann auch darüber im Klaren sein, dass Du die gesammelten Probleme des Docs und seiner Familie angehst und auswalzt, die in dem Zusammenhang mit der Behandlung ganz bestimmter Kunden entstehen. Riesige Baustelle, aber damit dann auch eine große Herausforderung und – deshalb sitzen wir ja alle mit daran – irgendwann auch eine riesige Geschichte.


„Entweder, Sie befolgen die Ratschläge, die ich Ihnen gebe, oder ich muss Sie unter formelle Beobachtung stellen.“
Das kann er zwar sagen, es ist aber als Arzt in mehrerlei Hinsicht unprofessionell. Zum einen wird er kaum auf informelle Beobachtung zurückgreifen, weil das unsinnig wäre. „Formell“ ist also Unsinn. Er kann ihn sicher jederzeit in die geschlossene Psychiatrie einweisen, die Form der Kontrolle und Beobachtung ist von einem Gerichtsbeschluss abhängig. Wenn er freiwillig bei dem Arzt vorstellig wurde, wäre zu klären ob es eine Meldepflicht seitens des Arztes gibt – vermutlich ist dem aber nicht so.


Unter der Maßgabe, dass die Polizei/Staatsanwaltschaft bei dem Täter eine Visitenkarte (oder nur eine Telefonnummer) des Arztes findet, ist es keineswegs utopisch, dass man dort aufläuft und Fragen stellt. Ob der Doc das Opfer kennt ist in diesem Zusammenhang allerdings kaum Bestandteil der Befragung, könnte aber durchaus irgendwann zum Abschluss auch kommen. Sinnvoll und hilfreich für die Ermittlungen wäre es sicher nicht, selbst wenn er das Opfer gekannt hätte. Was die Ermittlungsbehörde herauszufinden versucht, hängt von der mir nicht ganz klaren Vorgeschichte ab:

1. Der Täter ist bereits bekannt, denn immerhin scheint ja mindestens auch eine weitere Person eine Vermutung oder mindestens ein Vorurteil zu haben. Das würde bedeuten, dass die Behörde so oder so im Bilde ist, wer den Mann behandelt.
2. Der Täter ist den Behörden nicht bekannt und dann könnte die Befragung auch durchaus in die Richtung gehen, dem Arzt sehr deutlich eine Mitverantwortung zu unterstellen. Ob das rechtliche Konsequenzen hätte, lassen wir mal außen vor …

Fazit:
So wie die Geschichte da steht, ist sie leider wenig überzeugend. Riesige Baustelle halt, aber natürlich auch, wenn Du Dich auf das „Monumentalbauwerk“ einlassen und beständig dran arbeiten möchtest, sehr hilfreich. Also ans Werk.

shade & sweet water
>x<

 

@xadhoom: Toll, dass du dir so viel Zeit genommen hast die Geschichte so genau auszuloten. Deine Kommentare sind teilweise auch ein wenig erbaulich, und bestätigen mich darin, unbedingt an dieser Geschichte weiterzuarbeiten.
Vielen Dank!!

 

Hallo wurschteltier,

ich bin durchaus mit xadhoom einer Meinung, dass deine Erzählperspektive auch sehr wichtig war. Des weiteren halte ich deinen Text für eine würdige Erweiterung des Originals.
Was Fehler betrifft, sind mir hauptsächlich fehlende Kommata aufgefallen, die ich jetzt aber nicht ausführlich besprechen werde.
Ich glaube zwar nicht, dass meine Tipps wirklich hilfreich sind, versuche es aber dennoch. Du verlierst dich am Anfang sehr in den Details des Arbeits- und Familienleben des Arztes, was an sich nicht schlecht wäre, leider aber dir selbst und deiner Geschichte keinen Gefallen tut. Besser fände ich es, wenn anfangs ein paar Details weniger, gegen Ende aber mehr Details zu dem Konflikt und der Hin- und Hergerissenheit des Doktors zwischen Familie, Beruf und Ethik stünden.
Übrigens: wirklich wunderbar hat mir die Nachbarin, die Ängste streut, gefallen. Ich wohne meistens neben solchen Personen.

lg
lev

 

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