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Copywrite Tschüs, Kathi ...

Lev

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06.02.2007
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Tschüs, Kathi ...

Tschüs, Kathi, und stell mir nix an!

Während ich die Stiegen hinuntersteige, Kathi's Abschiedskuss als wohlig warme Erinnerung spürend, höre ich, wie sie absperrt. Mich aussperrt. Zumindest habe ich in letzter Zeit den Eindruck, dass das so ist. Auch, wie sie mich taxiert, als überlege sie sich etwas. Sie wird mir doch nix anstellen?
Ich muss grinsen. Immer dieser blöde Spruch. Wie oft wollte ich mir den schon abgewöhnen? Irgendwann einmal war er locker gemeint, ich fand das irgendwie witzig. Doch heute ist er nur mehr leere Phrase, Gewohnheit - möglicherweise. Gewohnheit? Na, hoffentlich nicht! Sieben Jahre sind doch kein ernstzunehmender Zeitraum. Oder? Obwohl ... Irgend etwas ...

*

"Alle Neune!"
Der Kerl aus der Buchhaltung springt herum, als hätte er zu viele verbotene Substanzen zu sich genommen. In seiner Begeisterung stößt er mein Bierglas um, während er von seinem eigenen einen viel zu großen Schluck nimmt. Ein paar Mädels, vermutlich Praktikantinnen, kichern pflichtschuldig, während einer der Betriebsräte dem glücklichen Kegler gratulierend auf den Rücken klopft.
Ich hingegen beseitige die Sauerei auf meinem Platz.
Was mach ich eigentlich hier?
Anfangs war es immer lustig gewesen. Wir waren nur wenige, doch im Laufe der Zeit sind diese Kegel-Sauna-Abende zum Firmenereignis geworden, an dem alle teilhaben wollten. Vom geselligen Kegeln keine Spur mehr, von entspannten und anregenden Gesprächen in der Sauna schon gar nicht.
Heute protzen die werten Kollegen um die Gunst der jungen Praktikantinnen und so manch Mitarbeiter nutzte die Chance zum Seitensprung. Schlimm finde ich, dass die Frauen um keinen Deut besser sind. Wahrscheinlich lauter Fälle von spontanem Freiheitsdrang. Gut, Freiheit ist wichtig. Auch mir selbst. Das liebe ich so an Kathi. Niemals hat sie etwas dagegen, wenn ich einmal fort will - zum Kegeln oder sonst wohin. Immer lässt sie es zu.
Ach, Kathi! Wie viel schöner wäre es doch, wenn wir uns gerade jetzt daheim zusammenkuschelten - am besten mit wenig bis gar nichts an. Haut an Haut. Miteinander. Ineinander.
Ein barscher Zuruf von Müller reißt mich zurück ins Hier. Na gut, wenn's sein muss. Mach' ich halt auch "Alle Neune".

*

Du schläfst schon. Schade. Obwohl ich immer todmüde bin, wenn ich vom Kegel-Sauna-Wahnsinn heimkehre, plaudere ich noch gern ein paar Worte mit dir. Es hat und gibt mir etwas Vertrautes.
Aber ich verstehe dich. Auf was sollst du schon warten? Der Büroklatsch interessiert dich noch weniger als mich. Und mit mir ist auch nicht mehr anzufangen.
Es hat aber auch etwas Gutes, wenn du bereits schläfst. So kann ich dich ungeniert betrachten. Ein klein bißchen Voyeur sein.
Wie immer verwickelt ins Bettzeug, der Atem geht tief, aber unregelmäßig. Hey Süße, du wirst doch nicht schlecht träumen! Ich sehe schon, wir müssen reden. Unbedingt! Irgend etwas beschäftigt dich, beunruhigt dich. Liegt es an mir? An dir? Habe ich etwas falsch gemacht? Ja, wir müssen reden - am besten gleich morgen.
Einen Blick gönne ich mir noch - auf deine Brüste und die sich deutlich abzeichnenden Brustwarzen, die mich so heiß machen und dich auch, wie ich nur zu gut weiß. Ein kleiner Gutenachtkuss und leise sage ich:
"Tschüs, Kathi, bis morgen."

*

"Hmmm ... Kathi ... guten Morgen", murmle ich, als du neben mir hochschreckst. Vielleicht lächle ich ja auch, bevor mich der Schlaf wiederhat.

*

"Tschüs, Kathi, und stell mir nix an!"
Schon wieder habe ich es gesagt. Ein schneller Kuss von mir, um meine Betretenheit zu kaschieren. Durch meine wirren Gedanken dringt deine Antwort.
"Kann sein, dass ich nicht da bin, wenn du wiederkommst."
Was? Obwohl ich nicht will, fallen mir viel zu schnell Worte aus meinem Mund.
"Wo gehst du denn hin?"
Was tue ich da bloß? Ich könnte an meinen eigenen Worten ersticken. Was will ich bitte darstellen? Cerberus? Das hast du nicht verdient.
"Ich weiß es noch nicht. Ich will einfach mal wieder raus. Irgendwohin."
Meine Chance! Ich kann das wieder hinbiegen!
"Dann wünsch ich dir viel Spaß, ... aber pass auf dich auf, hörst du?"
Shit! Wieder im Ton daneben. Gut gemacht, Herr Oberlehrer!
"Ja ja, ist schon gut. Geh schon, sonst kommst du zu spät."
Ich bekomme einen Kuss und umarme dich, fester als notwendig und ärgere mich. Spielte da nicht ein mitleidiges Lächeln um deine Lippen? Ich starre die mittlerweile geschlossene Tür an und schlucke.
"Tschüs, Kathi, und ... äh."

*

Verdammt! Verdammt, verdammt! Mein Selbstärger kennt keine Grenzen. Wie konnte ich mich nur so blöd gebärden? Was für ein Teufel hat mich dabei geritten?
Kathi muss mich für einen kompletten, hochgradig eifersüchtigen Vollidioten halten. Als nächstes suche ich wahrscheinlich noch geheime Tagebücher oder blonde Haare.
Unter dem hämischen Gejohle der gegnerischen Mannschaft versenke ich bereits die dritte Kugel, ohne auch nur einen Kegel zum Zittern gebracht zu haben.
Was sollte das? Hat mir Kathi nicht immer Vertrauen geschenkt, mir meine Spinnereien und Freiheiten gelassen? Ich ticke bereits aus, wenn sie einmal, ein einziges Mal, ihren Abend ohne mich auswärts genießen will. Was soll sie denn schon groß machen? Mit einer Freundin Kaffee trinken und schmutzige Witze erzählen oder sich im Kino eine romantische Komödie ansehen. Weiter wird nichts sein. Nicht Kathi!
Nein! Aus! So geht das nicht! Ich werde meinen Fehler ausbügeln! Ich gehe jetzt sofort nach Hause und warte auf sie. Ich werde Blumen kaufen und Champagner und reden werden wir. Endlich. Ich wollte das doch sowieso schon. Wo ich doch gespürt habe, dass ihr irgendetwas Sorgen macht. Und ich? Ich Narr! Gehe kegeln! Warum eigentlich? Weil ich es schon ewig mache? Keine gute Ausrede. Ich gehe!

*

Blumen! Was für eine Schnapsidee, um diese Zeit Blumen zu kaufen! Die einzigen Blumen zur Zeit hatten diese herumschwärmenden Rosenverkäufer, wobei dieses tiefgefrorene Zeug nicht einmal eine Blattlaus hervorlocken würde.
Aber den Champagner habe ich. Tankstellen haben einfach alles! Außer Blumen natürlich.
Aber vorerst muss ich mich einmal orientieren. Keine Ahnung, wo ich bin. Ich halte Ausschau nach Bekanntem, bis ich bei einer Frau hängenbleibe, die gerade aus dem Fenster sieht, allerdings nur kurz, dann zieht sie ihr Typ vom Fenster weg. Wenn mich nicht alles täuscht, flackern da Kerzen im Hintergrund. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Ein Romantiker. Obwohl - eigentlich gar nicht so schlecht, hin und wieder.
Ah, da - ein Straßenschild. Alles klar. Kenn' mich wieder aus. So! Heimwärts!
Seltsam. Diese Frau da - am Fenster. Die Bluse erinnert mich an jene blaue, leicht transparente, die Kathi trug - damals, als wir uns kennenlernten.
Blödsinn! Bei dem Licht ... Ich glaube, ich habe Sehnsucht nach dir.

*

Wo bleibt sie nur so lange? Ich hoffe, es ist nichts passiert. Ach, Schwachsinn! Verplaudert hat sie sich! Sonst gar nichts!
Wo sie nur bleibt? Ich könnte ihre Freundinnen anrufen.
Schon bin ich beim Telefon. Hör auf! Mach dich nicht lächerlich! Was willst du denn sagen? 'tschuldigung, ist Kathi bei dir? Was sollen die Weiber von mir denken? Dass ich nicht mehr Herr meiner Sinne bin? Oder dass ich unbedingt heraushängen lassen will, dass ich Kathi's Herr bin?
Ich muss mich ablenken. Fernsehen. Ein Kanal folgt dem anderen. Ich bleibe bei einer Nachrichtensendung hängen. Es wird gerade von einem tödlichen Unfall berichtet. Meine Kehle wird eng und ich schalte schnell weiter. So habe ich "Tschüs, Kathi, ..." nie gemeint.
Ah, ein Film aus den Fünfzigern. Seicht, amüsant, harmlos. Gerade das Richtige für mich.

*

Ein sanftes Streicheln weckt mich. Ich lächle, denn an dem frischen Seifengeruch merke ich, dass du da bist, dass du wahr bist. Obwohl ...?
Zu frisch ... Egal, du bist da und du wirkst erleichtert. Du freust dich scheinbar ehrlich auf mich. Das macht mich glücklich. Ich umarme dich, spontan und fest - schon wieder - und will gar nichts Genaues wissen.

*

Nackt liegst du neben mir und schläfst. Du bist ganz entspannt, wirkst gelöst, auf alle Fälle glücklicher als zuletzt.
Ich kann mich nicht mehr erinnern, wann wir uns ausgezogen und niedergelegt haben. Ich weiß nicht, wo du warst - nicht einmal, wo ich war. Es ist egal. Du bist hier neben mir und schön wie immer.
Ach was, noch schöner.
Ich beginne, dich sanft am Bauch zu streicheln, rund um deinen Nabel zu spielen - mit dem festen Vorsatz, ihn auch noch mit der Zunge zu erforschen - als du langsam erwachst. Deine Zehen streicheln meine Füße und du schmiegst dich an mich, während meine Hände deinen Körper erforschen.
Du rollst dich auf meinen Brustkorb und presst deinen Kopf auf ihn, als wolltest du so zu meinem Herzen durchtauchen.
Ich massiere dich in der wahnwitzigen Hoffnung, dich zum Schnurren zu bringen. Doch du hast anderes vor. Zärtlich saugst du an meinen Brustwarzen.
Manchmal kannst du ein richtiges Luder sein, weißt du das?
Aber ich will das Heft nicht aus der Hand geben. Wie du mir, so ich dir. Die Brustwarzen sollen es also sein, hm?
Oh, Kathi! Ich weiß, was du vorhast. Dein schlängelndes Abwärtsrutschen sagt mir alles. Im Normalfall habe ich da gar nichts dagegen. Doch heute ist kein Normalfall.
Schwungvoll wende ich die Verhältnisse und nun bin ich es, der am Weg nach unten ist. Meine Finger sind treue Diener meiner genau so wie deiner. Sie bewachen den Weg, den meine Zunge nimmt.
Ich beobachte dein Gesicht, nehme jedes Zucken war, genieße, was ich sehe. Deine Augen verschleiern, schließen sich und ein Stöhnen jagt durch deinen Körper. Was auch immer war, was auch immer sein wird, im Moment bin ich ausschließlich glücklich.
Doch du gibst nicht auf. Deine Hand übernimmt die Regie. Ich lasse es zu, lasse dich führen und mich gleichzeitig fallen. Ich greife mir gerade noch die Decke, ziehe sie über uns und weiß:
Heute wird es kein "Tschüs, Kathi" geben.

 
Zuletzt bearbeitet:

Tja, da is' er nun mein bescheidener Beitrag zum Copywrite.
Der Link zum hervorragenden Original von Häferl

Denn die Freiheit ist unteilbar


Danke an Häferl für die Hilfestellung beim korrekten Verlinken.

lg
lev

 
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Hallo Lev,

erstmal Schimpf und Schande ueber dich fuer dies

Kathi's
:peitsch:
Fuer diesen Apostroph muss ich doch glatt zum erstenmal den Peitschensmiley zuecken.

Während ich die Stiegen hinuntersteige, Kathi's Abschiedskuss als wohlig warme Erinnerung spürend, höre ich, wie sie absperrt.
Ich mag ja keine Partizipialkonstruktionen. Ich mach immer "und". Das moegen andere wiederum nicht.

Ich muss grinsen. Immer dieser blöde Spruch. Wie oft wollte ich mir den schon abgewöhnen? Irgendwann einmal war er locker gemeint, ich fand das irgendwie witzig. Doch heute ist er nur mehr leere Phrase, Gewohnheit - möglicherweise. Gewohnheit? Na, hoffentlich nicht! Sieben Jahre sind doch kein ernstzunehmender Zeitraum. Oder? Obwohl ... Irgend etwas ...
oder vielleicht ... oder auch nicht ... oder etwa doch. Klar ist das ein Denkprozess, aber hier ist mir zu viel hin und her drin. Ich faend es auch logischer, wenn aus der einstmals witzigen Phrase mittlerweile Ernst geworden waere, weil er spuert, dass etwas nicht stimmt.

Der Kerl aus der Buchhaltung springt herum, als hätte er zu viele verbotene Substanzen zu sich genommen.
Da koennte es schon ein etwas schmissigerer Vergleich sein.

Heute protzten die werten Kollegen um die Gunst der jungen Praktikantinnen
protzen

Niemals hatte sie etwas dagegen, wenn ich einmal fort wollte - zum Kegeln oder sonst wohin.
hat - will

Wie viel schöner wäre es doch, wenn wir uns gerade jetzt daheim zusammenkuscheln
Konjunktiv: zusammenkuschelten

Kathi muss mich für einen kompletten, hochgradig eifersüchtigen Vollidioten halten.
"komplett" wuerd ich streichen

Die Brustwarzen sollen es also sein, hä?
"hae" klingt mir komisch. Ich wuer "hm?" schreiben.

Ich weiss nicht, ob Du Dir einen Gefallen getan hast, hier die Geschichte aus der Sicht des Mannes zu erzaehlen, denn da er ja nichts von dem Betrug weiss, hoechstens ahnt, ist es sehr schwer diese noch ungeformten Misstrauensgefuehle darzustellen. Du hast es versucht, indem er immer gedanklich einen Schritt vor und dann wieder zurueck macht: vielleicht ... ne, doch nicht. Das nutzt sich allerdings ueber die Dauer des Textes ab und reicht nicht an die Intensitaet in Haeferls Text heran. Das noch unbestimmte Unbehagen des Protagonisten erreicht mich nicht, es bleibt alles zu vage und wirkt irgendwie zu lose gestrickt. Was mir auch etwas fehlt, sind die Bilder. Der Kegelabend und die Umgebung bleiben relativ blass, alles spielt sich im Kopf des Protagonisten ab, und auch dort ist alles halbgar.

lg
feirefiz

 
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Hallo Lev!

Mir hat es sehr Spaß gemacht, die männliche Rolle zu meiner Geschichte zu lesen! Allerdings fällt es mir sehr schwer, sie »neutral« zu lesen, weshalb ich nicht wirklich beurteilen kann, wie gut sie für sich allein stehen kann. Aber ich glaube schon, daß sie das recht gut kann. Hier ist es eben ein Mann, der Veränderungen an seiner Frau bemerkt und daraufhin beginnt, sich Gedanken über seine Ehe und sein Verhalten als Mann zu machen.

Mich aussperrt. Zumindest habe ich in letzter Zeit den Eindruck, dass das so ist.
Da mußte ich schmunzeln, weil ich an sowas gar nicht gedacht hatte. Eigentlich sperrt sie nur zu, damit zu ist. Da sieht man wieder mal, wie verschieden manches empfunden werden kann. War aber meine Ungenauigkeit – ich hätte sie ja den Schlüssel noch abziehen lassen können.
Aber Dein Protagonist darf das selbstverständlich so auffassen und sich seine Gedanken machen – das Leben ist ja auch voller Mißverständnisse. :)

Ein paar Mädels, vermutlich Praktikantinnen, kichern pflichtschuldig, während einer der Betriebsräte …
Na sowas – und Kathi vertraut darauf, daß es sich um reine Männerabende handelt! :lol:

bis ich bei einer Frau hängenbleibe, die gerade aus dem Fenster sieht, allerdings nur kurz, dann zieht sie ihr Typ vom Fenster weg. Wenn mich nicht alles täuscht, flackern da Kerzen im Hintergrund.
[…]
Diese Frau da - am Fenster. Die Bluse erinnert mich an jene blaue, leicht transparente, die Kathi trug
Wenn man die Szene nicht aus meiner Geschichte kennt, stört das sicher nicht, so gesehen ist es für Deine Geschichte eigentlich egal. Wenn man sie aber kennt, wirkt es seltsam, daß er sie nicht erkennt, wo er sonst alles so genau sieht. Und wenn sie am Schluß so frisch gewaschen riecht, könnte ich mir vorstellen, daß der neutrale Leser noch einmal an diese Stelle denkt, dann aber keine Bestätigung findet, weil der Protagonist seine Frau eben erkennen müßte.
Entweder würde ich da noch einfügen, daß er ihr Gesicht nicht sieht, weil die Haare davorhängen oder so, oder ich würde sie ganz weglassen, was auch feirefiz’ Vorschlag, ein wenig zu kürzen entsprechen würde.

Der Titel, »Tschüs, Kathi …« ist glaub ich nicht so der Reißer, so könnte die Geschichte genausogut von einem Begräbnis handeln. ;-) Ich würde den Satz, »Tschüs, Kathi, und stell mir nix an!«, entweder komplett verwenden oder etwas ganz anderes.


Der Rest wie immer der Reihe nach – schreck Dich nicht wegen der Länge, das meiste sind nur Vorschläge für den Feinschliff, die Du annehmen kannst oder auch nicht. ;) Kann sein, daß sich das eine oder andere wiederholt, was schon feirefiz genannt hat, da ich die Liste schon gestern getippt hab.

»Während ich die Stiegen hinuntersteige, Kathi's Abschiedskuss als wohlig warme Erinnerung spürend, höre ich, wie sie absperrt.«
– Kathis Abschiedskuss an den Beginn gestellt (auch z. B. als »Ich spüre noch Kathis Abschiedskuss …«) wäre meiner Meinung nach ein viel schönerer Einstieg als »Während ich die Stiegen hinuntersteige«, und »steige« würde ich eher bei einer Leiter verwenden. ;-)

»Doch heute ist er nur mehr leere Phrase, Gewohnheit - möglicherweise. Gewohnheit? Na, hoffentlich nicht! Sieben Jahre sind doch kein ernstzunehmender Zeitraum. Oder? Obwohl ... Irgend etwas ...«
– Da hab ich das Gefühl, Du wolltest unbedingt die sieben Jahre hineinpressen. Eigentlich sind sie aber gar nicht so wichtig oder es findet sich vielleicht auch eine andere Stelle, wo sie besser hinpassen. Auch das »Na, hoffentlich nicht!« wirkt irgendwie unnatürlich. Vielleicht eine etwas andere Richtung einschlagen? Wie wärs z. B. mit sowas wie: »… leere Phrase, Gewohnheit … Gewohnheit? So wollten wir doch nie werden. Das haben wir ja an unseren Eltern immer kritisiert. Aber irgendwie …«

"Alle Neune!"
Der Kerl aus der Buchhaltung springt herum, als hätte er zu viele verbotene Substanzen zu sich genommen. In seiner Begeisterung stößt er mein Bierglas um, während er von seinem eigenen einen viel zu großen Schluck nimmt.
Das finde ich sehr gelungen! Da ist richtig Bewegung drin.
»Alle Neune« verwendest Du gleich zweimal, aber eigentlich sagt das hier doch keiner. Alle neun sind eine »Sau« und wenn nur die in der Mitte stehenbleibt, ist es ein »Kranzl«. – Wir sollten mal am Stammtisch kegeln gehen. ;)

Ich hingegen beseitige die Sauerei auf meinem Platz.
Was mach' ich eigentlich hier?
Das ist ein sehr schöner Übergang vom Geschehen zum Gedachten. Aber das Apostroph bei »mach« brauchst Du nicht.

»Anfangs war es immer lustig gewesen. Wir waren nur wenige, doch leider, im Laufe der Zeit sind diese Kegel-Sauna-Abende zum Firmenereignis geworden, an dem alle teilhaben wollten.«
– »leider« würde ich streichen, das brauchst Du nicht, weil es aus dem Sinnzusammenhang herauszulesen ist: Anfangs war es immer lustig gewesen. Wir waren nur wenige, doch im Lauf der Zeit …
Der darauf folgende »Vom geselligen Kegeln«-Satz gefält mir aber wieder sehr.

»Heute protzten die werten Kollegen um die Gunst der jungen Praktikantinnen und so manch verdienter Mitarbeiter nutzte die Chance zum Seitensprung.«
– würde die jungen Praktikantinnen durch »Mitarbeiterinnen« ersetzen und statt »so manch verdienter Mitarbeiter« einfach nur »so mancher«, es ist ja schon von den werten Kollegen die Rede (und es ist anzunehmen, daß er damit nicht die Lehrlinge meint ;-)).

Schlimm finde ich, dass die Frauen um keinen Deut besser sind. Wahrscheinlich lauter Fälle von spontanem Freiheitsdrang.
I find des supa. :D Da ich meine Geschichte kenne, mußte ich hier natürlich lachen. (Was aber nicht negativ gemeint ist!)

»Ist es doch eine der Eigenschaften Kathi's, die ich so an ihr liebe. Niemals hatte sie etwas dagegen,«
– Wie wärs mit einem einfachen »Das liebe ich so an Kathi: Niemals …«?

»Ach, Kathi! Wie viel schöner wäre es doch, wenn wir uns gerade jetzt daheim zusammenkuscheln«
– entweder »zusammenkuschelten« oder »zusammenkuscheln würden/könnten«, aber da er sie in Gedanken direkt anspricht, könntest Du ja auch schreiben: Wieviel schöner wäre es, jetzt daheim mit dir zu kuscheln …
– gefühlsmäßig würde ich »Wieviel« in dem Fall zusammenschreiben (bin jetzt zu faul zum Nachschlagen).

»Obwohl ich immer totmüde bin, wenn ich vom Kegel-Sauna-Wahnsinn heimkehre, plaudere ich noch gern ein paar Worte mit dir. Es hat und gibt mir etwas Vertrautes.«
– todmüde
– das würde ich eher auf die Situation beziehen, statt der allgemeinen »immer«-Formulierung: Obwohl ich todmüde vom Kegel-Sauna-Wahnsinn komme, würde ich gern noch ein paar Worte mit dir plaudern. Deine vertraute Stimme hören.

»Der Büroklatsch interessiert dich noch weniger als mich selbst.«
– »selbst« ist überflüssig

»Und mit mir ist auch nicht mehr wirklich etwas anzufangen.«
– »nicht mehr viel anzufangen«?

»Es hat aber auch etwas Gutes, wenn du bereits schläfst. So kann ich dich ungeniert betrachten. Ein klein bißchen Voyeur sein.«
– würde er das wirklich so denken, nach sieben Jahren, oder würde er sie ganz einfach betrachten?

»Hey Süße, du wirst doch nicht schlecht träumen!«
– hm, ich weiß nicht: nach sieben Jahren »Hey Süße« … öhm. Ist er noch von den Kollegen wortschatzinfiziert? ;-)

»Ja, wir müssen reden - am besten gleich morgen.
Einen Blick gönne ich mir noch - auf deine Brüste und die sich deutlich abzeichnenden Brustwarzen, die mich so heiß machen«
– Ich weiß nicht, ob Männer sich immer so Regieanweisungen geben wie »Einen Blick gönne ich mir noch« – vielleicht denken sie deshalb so langsam? :D
Also ich würde das rausnehmen und von »gleich morgen« direkt zu den Brüsten gehen, auch ohne Zeilenumbruch. Ein Gedanke und ein Blick, die brauchen kein »gönne ich mir noch«, oder hat er die Augen zu und beschließt, sie kurz aufzumachen? ;-)

»"Hmmm ... Kathi ... guten Morgen" murmle ich, als du neben mir hochschreckst. Vielleicht lächle ich ja auch, bevor mich der Schlaf wiederhat.«
– Beistrich nach »Morgen“«
– Über das »Vielleicht« könntest Du auch nochmal nachdenken, warum ist es ein Vielleicht?

Durch meine wirren Gedanken dringt deine Antwort.
"Kann sein, dass ich nicht da bin, wenn du wiederkommst."
Was? Obwohl ich nicht will, fallen mir viel zu schnell Worte aus meinem Mund.
"Wo gehst du denn hin?"
Was tue ich da bloß? Ich könnte an meinen eigenen Worten ersticken. Was will ich bitte darstellen? Cerberus? Das hast du nicht verdient.
"Ich weiß es noch nicht. Ich will einfach mal wieder raus. Irgendwohin."
Meine Chance! Ich kann das wieder hinbiegen!
"Dann wünsch ich dir viel Spaß, ... aber pass auf dich auf, hörst du?"
Shit! Wieder im Ton daneben. Gut gemacht, Herr Oberlehrer!
:thumbsup:

»Ich bekomme einen Kuss und umarme sie, fester als notwendig und ärgere mich. Spielte da nicht ein mitleidiges Lächeln um deine Lippen?«
– entweder würde ich im ersten Satz das »sie« durch ein »dich« ersetzen, oder im zweiten das »deine« durch »ihre«.

Unter dem hämischen Gejohle der gegnerischen Mannschaft versenke ich bereits die dritte Kugel, ohne auch nur einen Kegel zum Zittern gebracht zu haben.
Immerhin scheint er geradeaus gekegelt zu haben und nicht an die Bande. :-D

Ich gehe jetzt sofort nach Hause und warte auf sie.
Jetzt wird oba scho recht a Waserl aus eam … ;-)

»Wo ich doch gespürt habe, das ihr irgendetwas Sorgen macht.«
– dass

»Aber vorerst musste ich mich einmal orientieren.«
– muss

Wo sie nur bleibt? Ich könnte ihre Freundinnen anrufen.
Schon bin ich beim Telefon. Hör auf! Mach dich nicht lächerlich! Was willst du denn sagen? 'tschuldigung, ist Kathi bei dir? Was sollen die Weiber von mir denken? Dass ich nicht mehr Herr meiner Sinne bin?
Herrlich!

»Ein Kanal folgt dem Anderen.«
– dem anderen

»Ich bleibe bei einer Nachrichtensendung hängen, wo gerade von einem tödlichen Unfall berichtet wird.«
– die »wo«-Formulierung könntest Du vielleicht noch vermeiden, vielleicht »es wird gerade von einem tödlichen Unfall berichtet«?

Ah, ein Film aus den Fünfzigern. Seicht, amüsant, harmlos. Gerade das Richtige für mich.
Auch eine der Stellen, die mir so richtig gefallen haben!

Obwohl ...?
Zu frisch ...
So eine gute Nase hat ihm Kathi offenbar nicht zugetraut, wenn er doch selbst nach Rauch und Bier stinkt. So ein Hund!

»und will gar nichts genaues wissen.«
– nichts Genaues

»Ich weiß nicht, wo du warst - nicht einma, wo ich war.«
– einma + l

»Die Brustwarzen sollen es also sein, hä?«
– das »hä?« finde ich grauslich, sorry.

»Ich beobachte dein Gesicht, nehme jedes Zucken war, genieße, was ich sehe. Deine Augen verschleiern, schließen sich und dein Stöhnen jagt durch deinen Körper.«
– wahr
– statt »dein Stöhnen« würde ich »ein Stöhnen« schreiben, da Du ja dann eh »durch deinen Körper« schreibst

»ziehe sie über uns und weiß.
Heute wird es kein "Tschüs, Kathi" geben.«
– besser mit Doppelpunkt nach »weiß«


Liebe Grüße,
Susi :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Ho feirefiz

erstmal Schimpf und Schande ueber dich fuer dies :peitsch:
Fuer diesen Apostroph muss ich doch glatt zum erstenmal den Peitschensmiley zuecken.

Ja - schlag mich!
Nee, manchmal bin ich altmodisch und apostrophiere noch in solchen Fällen. Angeregt wurde ich hier dadurch, dass die Geschichte schon 2002 gepostet wurde.


Konjunktiv: zusammenkuschelten

Aber gerne doch. Nein, im Ernst. Bei diesem blöden Wort bin ich ziemlich gehangen. Ich hab's mal so, mal so probiert, doch wirklich gefallen hat mir keine Version.
Habe ich geändert, nebst einigen anderen Sachen, die du vorgeschlagen hast.

"hae" klingt mir komisch. Ich wuer "hm?" schreiben.

Und das ist mir jetzt wirklich peinlich. Tippfehler, behaupte ich mal.
(Hä, sind das jetzt Brustwarzen oder was?)

Ich weiss nicht, ob Du Dir einen Gefallen getan hast, hier die Geschichte aus der Sicht des Mannes zu erzaehlen, denn da er ja nichts von dem Betrug weiss, hoechstens ahnt, ist es sehr schwer diese noch ungeformten Misstrauensgefuehle darzustellen. Du hast es versucht, indem er immer gedanklich einen Schritt vor und dann wieder zurueck macht: vielleicht ... ne, doch nicht. Das nutzt sich allerdings ueber die Dauer des Textes ab und reicht nicht an die Intensitaet in Haeferls Text heran. Das noch unbestimmte Unbehagen des Protagonisten erreicht mich nicht, es bleibt alles zu vage und wirkt irgendwie zu lose gestrickt. Was mir auch etwas fehlt, sind die Bilder. Der Kegelabend und die Umgebung bleiben relativ blass, alles spielt sich im Kopf des Protagonisten ab, und auch dort ist alles halbgar.

Du hast Recht, aber auch wieder nicht.
Es ist bei so einer Geschichte generell die Position des Mannes die schlechter darzustellende. Ich hatte übrigens drei Versionen (teilweise bereits aufgeschrieben), die alle anders (und das komplett) verlaufen wären.
Letztendlich war die gewählte diejenige, welche noch am nähesten am wirklich intensivem Text von Häferl war.
Wobei die von dir kritisierte Halbgarheit im Kopf des Prot durchaus eine beabsichtigte ist.

Aber ich muss auch zugeben, dass ich mit ärgeren Schelten gerechnet habe. Aber was nicht ist, kann ja noch kommen.

Hallo Gecopywritete!

Auch von deinen Anregungen habe ich einige übernommen. Danke dafür.

Ein paar Kleinigkeiten noch:

Die Fensterszene passt schon so. Es ist erstens sehr wohl erwähnt, dass es zu dunkel ist, um Genaues zu erkennen und zweitens will ich mich gar nicht so genau festlegen, ob es wirklich Kathi ist, die er sieht oder ob ihm da nicht seine Sehnsucht, die beginnende Paranoia und was weiß ich noch einen Streich spielt.
Außerdem sieht man doch nur, wie genau ich deinen Text gelesen habe, oder?

Die sieben Jahre finde ich auch nicht gut, fand ich schon bei deinem Original nicht gut, aber jetzt waren sie mal da und darum sind sie auch bei mir.

Die Voyeur-Geschichte. Tja, Susi, da siehst du mal, dass auch du nicht alles über unsere Gedanken und Taten weißt. ;)

Hey Süße: Gut, kann so sein, wie du sagst aber auch so wie ich sage. Wir in Wien verwenden diesen Begriff doch sowieso eher für Tortenstücke und nicht für Frauen, oder?

Danke euch beiden fürs Lesen und Kritisieren.

lg
lev

 

Hey Lev!

Ich sags mal gleich vorneweg: Ich mag solche Geschichten nicht.
Die Erzählweise, dass sich alles ausschließlich im Kopf abspielt, das hat mich ja dazu gebracht das Original nur zur Hälfte zu lesen, und auch hier hätte ich fast abgebrochen, das wäre aber dir gegenüber unfair gewesen.
Na ja, es ist aber auch ein reines Wiederholen, wenn man da nur die Geschichte lassen würde, wäre da eigentlich keine Geschichte, es sind nur Gedankengänge und nicht mal denkenswerte. ;)
Dieses: Sie stellt was an, verdammt, bin ich misstrauisch, ich Idiot, oh, sie hat sich heute verändert, ob sie was anstellt, nein, du Idiot, was soll sie schon anstellen! Das ist für mich pubertär - ein bisschen Homer Simpson. :D
Ich konnte mich auch überhaupt nicht mit den Figuren identifizieren, okay, muss ja nicht immer sein, aber wenigstens Sympathien empfinden muss drin sein. Na ja, es hat mich ziemlich kalt gelassen.
Ich hab mich wirklich durch deine Geschichte durchgequält.

Zusammenfassend: Sowohl sprachlich als auch plot-technisch konnte mich nichts vom Hocker hauen.
Sorry, ich hätte dir echt gerne was Anderes geschrieben. :shy:

JoBlack

 

Hallo Jo,

danke für deinen erfrischenden Kommentar. Und natürlich fürs Lesen respektive Durchquälen.
:thumbsup: Passt!

lg
lev

 

Hallo Lev,

was soll ich sagen, es wurde alles irgendwie schon genannt. Ich kann mich im Prinzip feirefiz und Jo anschließen. Die Geschichte macht auf mich trotz des Themas einen sehr biederen Eindruck, hauptsächlich wegen der Sprache und wegen des Erzählers. Der hat auf mich ziemlich, naja, verklemmt und spießig gewirkt. Ich muss zu den Figuren irgendeine Bindung aufbauen können, sei das jetzt Sympathie oder Antipathie, aber dein Erzähler ist mir irgendwie gleichgültig geblieben. Das kann auch daran liegen, dass es an der Geschichte nichts zu erleben gibt.
Außerdem fand ich den Perspektivwechsel in Bezug auf Kati störend. Guckst du hier:

Du schläfst schon. Schade. Obwohl ich immer todmüde bin, wenn ich vom Kegel-Sauna-Wahnsinn heimkehre, plaudere ich noch gern ein paar Worte mit dir.
Hier noch "du".
Kathi muss mich für einen kompletten, hochgradig eifersüchtigen Vollidioten halten. Als nächstes suche ich wahrscheinlich noch geheime Tagebücher oder blonde Haare.
Und jetzt? Ist ziemlich unsauber, das Ganze, würde ich überarbeiten und mich für eine Perspektive entscheiden. Diese direkte Anrede des Lesers (obwohl ja Kathi gemeint ist) mögen glaub ich nur wenige, aber mich würde es hier nicht stören. Es stört mich allgemein nicht, ich fühl mich eh nie angesprochen. :D

Liebe Grüße
strudel

 

Hallo apfelstrudel,

soll mir bloß keiner unbeantwortet bleiben. Hab' halt zugewartet und gehofft, dass noch wer schreibt. Ist wohl nicht so.

Danke für Lesen und Kritik. Ich persönlich finde den Perspektivenwechsel nicht so gegeben wie von dir geortet, gräme mich aber nicht sonderlich. Probiert habe ich es und was will man/frau mehr?

lg
lev

 

Ich persönlich finde den Perspektivenwechsel nicht so gegeben wie von dir geortet
Das ist keine Meinung, sondern ne Tatsache. ;) Kannst du von mir aus ja machen, dann muss ich auch den Zweck sehen. Tu ich hier aber nicht.

 

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