Was ist neu

Beerdigt

Mitglied
Beitritt
22.11.2008
Beiträge
18
Zuletzt bearbeitet:

Beerdigt

Schläfrig öffnete ich meine Augen. Alles war dunkel. Als ich nach dem Lichtschalter tasten wollte, stieß mein Hand an eine Wand mit dünnem Samtbeschlag direkt neben mir. Panik schoss in mir hoch und ergriff jedes meiner Körperteile. Fünf Zentimeter über meinem Kopf ging ebenfalls eine Wand entlang. Holz, vermutete mein geschockter Verstand. War es ... ich meine konnte es ... ein Sarg? Bitte nicht! Ich schrie und schlug wild um mich. Mit voller Kraft wuchtete ich mich gegen die Decke. Nichts bewegte sich. Erst beim zweiten Mal öffnete sich der Deckel schlagartig. Jemand schien den Verschluss geöffnet zu haben.
Erschöpft von der Anstrengung blieb ich sitzen und sah mich um. Zwei Dutzend erschrockene Augen starrten mich an. Ich starrte zurück. Nicht eines der bleichen Gesichter kam mir bekannt vor. Dort standen zumeist ältere Damen mit altmodischen Hüten und schwarzen Röcken. Mir dämmerte langsam, dass dies eine Trauergesellschaft sei und wir uns, ich schaute mich um, tatsächlich auf einem Friedhof befanden. Oh, Gott. War das etwa meine Beerdigung? Ein kühler Wind spielte mit meinen Haaren und brachte Bewegung in die Trauergäste. „Brigitte, du lebst ja.“, brachte eine schwarzverschleierte Frau endlich trocken heraus.
Brigitte?, dachte ich. Ich hieß nicht Brigitte. Erneutes Panikgefühl ließ mich an mir herunter gucken. Mir stockte der Atem und mein Herz setze ein paar Schläge lang aus. Ich schaute auf einen dicklichen, faltigen und fleischigen Altfrauenkörper. Entsetzt wandte ich mich ab. Tausend Fragen hinderten meinen Verstand am Denken.
Irgendjemand holte mich aus der Grube. „Danke“, murmelte ich, als ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte. „Brigitte? Ich bin’s dein Bruder Jörg!“ Ein graumelierter Bart piekste mich am Ohr. „Jörg?“, Soweit ich wusste hatte ich keinen Bruder namens Jörg.
„Wer bin ich?“, krächzte ich schließlich. „Oh nein,“ stöhnte ein Damenbart rechts von mir, „jetzt ist sie nicht nur untot, sondern auch noch demenzkrank.“ Das Kaffeekränzchen dahinter schien sich von dem Schock erholt zu haben und sich prächtig zu amüsieren. Eine Antwort bekam ich nicht.
Während wir langsam dahinschlichen, ich kannte das Ziel nicht und konnte nur gestützt durch meinen „Bruder“ humpeln, ordnete ich meine Gedanken. Gestern bin ich achtzehn Jahre alt geworden. Soweit ich weiß, habe ich nicht zu viel getrunken, obwohl mir abends der Kopf ziemlich schwer war. Der „Geburtstagsmix“ der Wirtin war wohl doch etwas hochprozentiger. Ich bin gegen dreiundzwanzig Uhr ins Bett gegangen und sofort eingeschlafen. Mir wollte einfach nicht einfallen, wann ich in diese Lage gekommen sein musste. Das war doch kafkaesk! Auf alle Fälle durfte ich mir nicht anmerken lassen, wer ich wirklich bin. Schreckliche Bilder von Irrenhäusern, weißbekittelten Frauen und langen Spritzen erschienen in meinem verwirrten Geist. Sei, wofür sie dich halten, sagt ich mir. Nebenbei musste ich aber unbedingt herausbekommen, wo mein eigentlicher, junger Körper abgeblieben war.
Ich sammelte meine Kräfte und fragte die mir am nächsten gehende schwarze Schleife im gefärbten Haar: „Wo gehen wir hin?“ „Essen,“ war die knappe Auskunft. Danke, dacht ich ironisch. Ich versuchte es bei Jörg: „Wohin gehen wir?“ „Zum Italiener. Wir haben für die Trauerfeier gebucht.“ „Italiener,“ sagte ich, „eine gute Wahl für meine Beerdigung.“ Hinter mir hüstelte der Damenbart von vorhin: „Brigitte, du hasst es italienisch zu essen. In deinem letzten Willen stand, dass du uns verbietest deine Beerdigung beim Italiener zu zelebrieren.“ Shit. Bleib ruhig, sagte ich mir. Glücklicherweise kam mir die Hornbrille entgegen: „Vielleicht hat der Scheintod, oder wie man es nennen soll, gewisse Veränderungen gebracht. Möglich wäre es doch,“ schüchtern lächelte sie in die Runde. Der Damenbart bedachte sie mit einem verächtlichen Blick. Ich lächelte ihr dankbar zu und hoffte meine erste Verbündete gefunden zu haben. Den Rest des Weges legten wir schweigend zurück.
Kurz vorm Italiener ließ ein kalter Wind uns erschauern. Willkürlich schaute ich in die Richtung aus der der Wind kam. Eine weitere Trauergesellschaft ging müden Schrittes den Weg von der Kirche zum Friedhof entlang. Vier kräftige Männer im ersten Drittel des Zuges trugen einen Sarg. „Da scheint jemand wirklich gestorben zu sein,“ murmelte ich. „Durchaus. Das ist das Mädchen, das gestern in deiner Bar ihren Geburtstag gefeiert hat und mit der du dein Gift geteilt hast, Brigitte. Das Gift, dass du für deinen Selbstmord gemischt hattest.“ Der Damebart wurde von allen Seiten wütend angeblickt und gepufft, ob des gelüfteten Geheimnisses.
Oh, ich bin also ein Selbstmörderin. Nein, nicht ich, korrigierte ich mich, Brigitte. Wer wohl das Mädchen ist, dass Brigitte mit in den Tod nehmen wollte? Und warum? Langsam kam der Trauerzug mit dem Mädchen näher. Jörg zupfte mich am Ärmel und zischte: „Schnell rein, wenn die dich sehen!“ Dann würde ich höchstwahrscheinlich des Mordversuchs angeklagt werden, beendete ich den Satz in Gedanken. Gerade als ich mich von dem Anblick losreißen wollte, erstarrte ich. Direkt hinter dem Zug ging meine Mutter! „Mama“, röchelte ich heiser, „Mami!“ Inzwischen begann auch der Rest des Kaffeekränzchens mich in das Restaurant zu ziehen. Schlagartig wurde mir alles klar. ES hatte wieder zugeschlagen. Jeder ist ihm machtlos ausgeliefert. Diesmal aber nicht! Ich konnte mich aber nicht mehr bewegen. Papa ging neben Mama. Eben rutschte eine Rose vom Sarg. Meine Mutter bückte sich sie aufzuheben. Unsere Blicke begegneten sich. Mama!, formte ich mit meinen Lippen. Ihre Augen weiteten sich, aber nicht, weil sie ihre Tochter erkannte, nein, die Mörderin ihrer Tochter. Ich streckte meine Hand aus. Ich wollte alle am weitergehen hindern. Meine Mutter sollte mich trösten. Mein Körper sollte nicht begraben werden. Ich bin nicht tot, wollte ich rufen. In diesem Augenblick umfing mich wohltuende Schwärze.
Als ich blinzelnd meine Augen zu öffnen versuchte, war alles schwarz. Ich tastete rechts von mir. Suchte ich einen Lichtschalter? Ich wusste es nicht, irgendwas, was mir verriet wo ich bin. Doch meine Hände tasteten nur Samt. Nein, stöhnte ich. Nicht schon wieder. Bitte nicht. Ich war zu schwach um zu schreien. Langsam versucht ich mich zu drehen. Meine Seite stieß an etwas hartes über mir. Ich holte tief Luft. Mein Kopf schmerzte. Langsam betastete ich meinen Körper. Ich erfühlte das Armband, das mir meine Großmutter zum achtzehnten Geburtstag geschenkt hatte. Wenigstens war das mein Körper. Ich lächelte schwach. ES hatte mir einen Streich gespielt. Nun würde alles gut werden. Leise drangen Stimmen zu mir vor. Ein ohrenbetäubendes Summen in meinem Kopf hindert mich am Verstehen. Es fühlt sich an, als hätte ich einem mordsmäßigen Kater. Wo bin ich?, wisperte ich ohne Hoffung auf Antwort. In der Ferne hörte ich eine Turmuhr zwölf mal schlagen. Mit jedem Schlag wurde das Summen in meinem Kopf leiser und mein Geist leichter. Sanft schwebte ich aus meinem samtbeschlagenen Gefängnis. Ganz leiste hörte ich hinter mir die Stimme meiner Mami: „Leb wohl, geliebte Tochter.“

 

Salve Zebi,

erst mal herzlich willkommen im Club der lebenden Kritiküsse.
In Deinem Erstling kombinierst Du zwei klassische Motive der seltsam-morbiden Literatur: lebendig beerdigt worden zu sein, und den Köpertausch.
Die msetzung hat mir im großen und ganzen gefallen, ein paar kleine Meckereien zu Form und Inhalt kann ich dir dennoch nicht ersparen.

Erst mal ist der Mittelblock relativ lang; am Bildschrim ist das schwer lesbar. ein paar Absätze mehr, vor allem ein Absatz nach jeder wörtlichen Rede bringt Abhilfe.
Außerdem schreibt man Zahlen, solange sie keine zeilenlangen Dimensionen annehmen, in literarischen Texten aus.

Als ich nach dem Lichtschalter tasten wollte, stieß mein Hand an eine Holzwand mit dünnem Samtbeschlag direkt neben mir.
Woher weiß sie, dass unterm dem Samt Holz ist?
Massives Eichenholz, stellte mein geschockter Verstand fest.
Und noch dazu Eiche? Ohen was zu sehen? Und bestimmt ohne Schreinerlehre, wo man Hölzer unterscheiden lernt ...
War es.. ich meine konnte es..
Jeweils 3 Punkte, und ein Auslassungszeichen davor.
Mit voller Kraft wuchtete ich mich gegen die Decke und siehe da, der Deckel öffnete sich.
Normalerweise sind Särge verschraubt. Sie könnte einfach Rabatz schlagen, und der Sarg wird geöffnet. Kommt vom Endeffekt aufs gleiche raus, und ist plausibler.
Zwei Dutzend erschrockener Augen
erschrockene
Mir dämmerte langsam, dass dies eine Trauergesellschaft war
Ich heiße nicht Brigitte.
entweder in Anführungszeichen setzen, oder in Vergangenheitsform - Tempuswechsel ist nicht gerechtfertigt.
Ein graumelierter Bart stakste mich am Ohr.
Staksen kenne ich als Synonym für steif und unsicher gehen.
„Oh nein,“ stöhnte ein Damenbart rechts von mir, „jetzt ist sie nicht nur untot, sondern auch demenzkrank.“
:lol:
Gestern bin ich 18 Jahre alt geworden. Soweit ich weiß, habe ich nicht zu viel getrunken, bin gegen 23 Uhr ins Bett gegangen und sofort eingeschlafen.
Ins Präteritum setzen.
Das ist doch kafkaesk! Auf alle Fälle darf ich mir nicht anmerken lassen, wer ich wirklich bin.
Wieder ein unmotivierter Tempuswechsel! Darauf musst Du echt mehr achten!
Schreckliche Bilder von Irrenhäusern, weißbekittelten Frauen und langen Spritzen erschienen in meinem verwirrten Geist
Und wiede mal muss die Psychiatrie der Inbegriff des Bösen sein :rolleyes:.
Sei, wofür sie dich halten, sagte ich mir.

Die Reaktionen der Trauergäste finde ich dafür, dass da eben jemand "von den Toten auferstanden" es, unglaubwürdig kaltchnäuzig. Ich würde jedes extreme Gefühl erwaren: Jubel, Panik, Zorn, Hysterie, aber nicht so n cooles: naja, machen wir halt weiter im Programm.
Ich sammelte meine Kräfte und fragte kein Komma die mir am nächsten gehende schwarze Schleife im gefärbten Haar:
ab und zu mal ein Körperteil als Personifikation für die Gesammtfigur zu setzen ist ja ganz witzig, aber bei Dauergebrauch wirkt dieses Stilmittel so, als habest Du Dir über Deine Figuren keine Gedanken machen wollen.
Kurz vorm Italiener ließ ein kalter Wind uns erschauern. Willkürlich schaute ich in die Richtung aus der der Wind kam. Eine weitere Trauergesellschaft ging müden Schrittes die Straße entlang. Vier kräftige Männer im ersten Drittel des Zuges trugen einen Sarg.
Die Leiche wird normalerweise auf dem Friedhofsgelände aufgebahrt, und nicht durch die halbe Stadt geschleppt - verleg die Szene also einfach auf den Friedhof.
„Durchaus. Das ist das Mädchen, mit der du dein Gift geteilt hast, Brigitte. Das Gift, dass du für deinen Selbstmord gemischt hattest.“
Jetzt kommt der Ultrameckerer:
Warum vergiftet Brigitte ein ihr unbekanntes junges Mädchen an deren Geburtstag? Warum nimmt das Mädchen das Gift, reflektiert aber später, es sei ganz gewöhnlich zu bett gegangen? Keine Übelkeit, keine Sehstörungen, Gleichgewichtsprobleme, keine Selbstmordgedanken, kein Gedanke an die komischeAlte, die auf ihrem Geburtstag auftaucht und mit den Gläsern hantiert ...
Nene, so einfach kommst Du nicht weg!
Ich weiß es nicht, irgendwas, was mir verrät wo ich bin
Und noch so ein Tempuswechsel ...

An der Stelle würde mich auch interessieren, warum der Geist des Mädchens es schafft, die alte Frau wiederzubeleben, nicht aber ihren eigenen Körper. Was aus Brigitte wird, nachdem der Mädchen-Geist sie wieder verlassen hat - fällt sie mit einem mal tot um? Und vor allem, wenn der Mädchen-Geist zwischen den Körpern hin und her springt, wo ist der Brigitte-Geist.

Anyway, eine nette Geschichte. Zu meinen Meckerchen kann ich nur sagen: Prüfe alles, und das Gute behalte ;).

Viel Spaß beim Überarbeiten, Schreiben und Kommentieren anderer Geschichten wünscht

Pardus

 

Hallo Pardus,

Du kritisierst gerne, oder? Das habe ich schon beim Lesen anderer Geschichten festgestellt...;)

Dass mit den Abschnitten seh ich ein, hab es auch sofort geändert, ebenso die ungerechtfertigten Tempuswechsel. Mit den Zeitformen hatte ich schon immer Probleme, in jeder Sprache... meinst Du es wäre besser alles ins Präsens zu setzen, so eine Art „erlebte Rede“ daraus zu machen?
Zu den Zahlen: Meiner Meinung nach schreibt man nur die Zahlen bis zwölf aus, alles drüber kann als Nummer stehen bleiben... hast aber insofern recht, dass es besser aussieht.

Warum soll ich das:
"Gestern bin ich 18 Jahre alt geworden. Soweit ich weiß, habe ich nicht zu viel getrunken, bin gegen 23 Uhr ins Bett gegangen und sofort eingeschlafen."
Ins Präteritum setzen?

Zu meinen auf markante Merkmale reduzierte Personen: ich hab das nicht gemacht um witzig zu sein, sondern um die Distanz darzustellen, die „ich“ zu den Trauergästen hat und um dessen merkwürdige und undurchdringliche Aura zu wahren. Die Persönlichkeiten und Identitäten der Tanten sind nicht wichtig. Das einzige, was ich machen könnte, die Personen auf den Damenbart und die Hornbrille zum Beispiel beschränken. Ich seh ja ein, dass es eventuell zu viele sind. Ich denk noch mal drüber nach ;o)

Bist du mit dem Weg von der Kirche zum Friedhof einverstanden?

Woher willst Du wissen, dass der Geist der alten Frau nicht auch in einer anderen Leiche gelandet ist? Vielleicht ist der Geist des Mädchens auch noch Lebenswilliger, die Frau hat Selbstmord begangen, hatte also mit dem Leben abgeschlossen ... vielleicht hatte das die alte auch mit ihrem Gift bezweckt, eine Art Zaubertrank? Oder aber, die anderen Trauergäste waren in einen Komplott verwickelt, vielleicht sind sie ja auch Profikillerinnen und deswegen auch nicht so überrascht ... ich hab noch sehr viele Deutungsmöglichkeiten für meine Geschichte parat ;o)

Danke trotzdem für Deine Kritik :)
lg Zebi

 

Salve Zebi,

die vielen Vielleichts befriedigen mich leider nicht.
Natürlich kann man sich allerlei Gedanken machen, wieso die Geschichte so abgelaufen ist; warum die alten Tanten wissen, dass Brigitte das Mädchen mit umgebracht hat. Warum sie es gleichmüig hinnehmen, dass dies auf telekinetischem weg geschehen sein muss ...

Aber jede Interpretation braucht einen Aufhänger im Text selbst. Etwas, das Du andeutest, ohne es bis ins letzte Detail auszuführen. Dieser Aufhänger ann gerne mehrere Interpretationsmöglichkeiten eröffnen, aber da sein muss er. Und das lieferst Du nicht.
Da muss also noch was nachkommen.

Zum Weg sag ich nur noch einmal: die Leiche wid nicht durch die Stadt geschleift. Die "Kapelle" auf dem Friedhof heißt in der Regel "Aussegnungshalle". Kirchen selbst gibt es dort nicht, stell Dir mal das Gedränge vor, für jede Denomination eine, und dann noch ne Moschee, einen Hindutempel, eine Synagoge - da hats ja keinen Platz für Gräber mehr :D.

Das mit der Zeit ist völlig wurscht - zumindest meines Erachtens nach.

Du kritisierst gerne, oder?
Ich bin penibel, besserwisserisch, rechthaberisch und altklug. Irgendwo muss ich mich ja ausleben können.

Shalom, Pardus

 

Hallo Zebi,
die Geschichte hat was; könnte ein Lehrstückchen für Klaustrophobiker sein...wenn sie nicht zur Mitte hin ins (gewollt?) Humoreske abglitte. Mir kommt es vor, als könntest du dich nicht entscheiden, in welches Genre diese Geschichte nun gehört. Mir würde sie als echte Gruselstory am besten gefallen. Den zum Teil flapsigen Ton empfinde ich als Spannungskiller.
"..Oh, ich bin also eine Selbstmörderin.."
"..nicht nur untot, sondern auch demenzkrank.."
".. der Damenbart neben mir.."
Keine dieser Äußerungen erscheint mir denkbar angesichts einer solchen Situation.
LG,
Jutta

 

Hallo Jutta,

es soll ja gerade grotesk sein. Ich finde meine Antworten durchaus passend. ;o) Gerade die "Unschockiertheit der Personen" soll ja mitthematisiert werden und macht einen wesentlichen Teil meiner Geschichte aus. Ich muss zugeben eines meine Vorbilder, gerade im Bezug auf diese GEschichte, ist Franz Kafka, obwohl ich an ihn nie heranreichen werde ...

Nun zu Pardus:
ich hab die Geschichte noch mal komplett überarbeitet. Ich hoffe meine Interpretationsansätze gefallen Dir nun besser. Du hattes nämlich recht, es war vieles zu ungewiss, zu verschwommen ...

Frohe Weihnachten euch, die ihr meine Geschichte gelesen habt ;o)

Zebi

 

Salve Zebi,

tatsächlich hat Deine Geschichte durch die Überarbeitung gewonnen. Wobei ich mich nun frage: wer oder was ist ES? Wenn die Prota ES so gut kennt und selbverständlich benennt, soll sie ihr Wissen auch mit mir teilen.
Und warum hat Brigitte das Mädchen auch umgebracht? schusseligkeit? Absicht? Wie kann überhaupt eine alte Frau, die nur noch auf ihren tattrigen Bruder gestützt zu gehen vermag, eine Bar schmeißen?

Und auch die Trauergäste würde ich detaillierte beschreiben. Wenn man sich in einer unbekannten Situation wiederfindet, ist es das erste, das man sich orientiert, sprich umsieht, warnimmt, wo man eigentlich ist und was los ist.

Ansonsten ist es schön, dass Du Kritik ernst nimmst und an Deinen KGs arbeitest - da weiß man als Kritikus, dass sich die Mühe lohnt.

Gruß und gute Zeit, Pardus

 

Hallo Zebi,

die Geschichte hat mir in ihrer Seltsamkeit recht gut gefallen. Es ist schoen gruselig, in so einem Altfrauenkoerper aufzuwachen. Das Ende kommt mir mit der Rueckkehr in den eigenen Koerper auch rund vor. Der Schluss ist poetisch, bis auf die Abschiedsworte der Mutter. Dieses ominoese ES braucht die Geschichte meiner Meinung nach nicht, lass doch die Dinge einfach geschehen und das Maedchen sich wundern.

Mir sind noch ein paar Kleinigkeiten aufgefallen. Ich denke auch, dass die Geschiche einfacher zu schreiben und eindringlicher waere, wenn Du sie ins Preasens setzen wuerdest.

Als ich nach dem Lichtschalter tasten wollte, stieß mein Hand an eine Wand mit dünnem Samtbeschlag direkt neben mir.
Als ich nach dem Lichtschalter tastete... Das "wollen" ist unnuetzt. "Anschalten wollte" wuerde noch Sinn machen, aber hier sucht sie den schalter ja schon.
Die genaue Identifikation des Samtbeschlags scheint mir aufgrund der Desorientierung unglaubwuerdig. Da muesste sie zumindest aktiv fuehlen und denken, um das herauszufinden.

Holz, vermutete mein geschockter Verstand.
Diese Abspaltung des Verstandes leuchtet mir nicht ein, warum nicht einfach "vermutete ich"?

War es ... ich meine, konnte es ... ein Sarg?
Solche Stellen wuerden im Praesens besser rueberkommen.

Ich schaute auf einen dicklichen, faltigen und fleischigen Altfrauenkörper.
Aus der Beschreibung koennte man viel mehr machen. Dicklich und fleischig ist ausserdem redundant.

Tausend Fragen hinderten meinen Verstand am Denken.
Hier schon wieder. Wer ausser dem Verstand, soll denn sonst denken?

Ein graumelierter Bart piekste mich am Ohr.
Der pieksende Bart ist schoen, aber das Graumelierte kann das Ohr nicht sehen.

Soweit ich wusste, hatte ich keinen Bruder namens Jörg.

Gestern bin ich achtzehn Jahre alt geworden.
Theoretisch muesstest Du hier in die vollendete Vergangenheit. Kannst Du Dir aber sparen, wenn Du direkt im Praesens erzaehlst.

Sei, wofür sie dich halten, sagte ich mir.

Nebenbei musste ich aber unbedingt herausbekommen, wo mein eigentlicher, junger Körper abgeblieben war.
he he

Ich sammelte meine Kräfte und fragte die mir am nächsten gehende schwarze Schleife im gefärbten Haar:
Das mit dem pars pro toto hast Du schon beim Damenbart. Ich wuerd das nicht wiederholen.

Glücklicherweise kam mir die Hornbrille entgegen
dito, obwohl Hornbrille besser ist, als Schleife im gefaerbten Haar.

Der Damebart wurde von allen Seiten wütend angeblickt und gepufft, ob des gelüfteten Geheimnisses.
wuerd ich streichen. das wird ja aus der Geste klar.

Wer wohl das Mädchen ist, dass Brigitte mit in den Tod nehmen wollte?
das

Dann würde ich höchstwahrscheinlich des Mordversuchs angeklagt werden
kann weg.

Ich wollte alle am Weitergehen hindern.

Ich wusste es nicht, irgendwas, was mir verriet, wo ich bin.
wo ich war

Meine Seite stieß an etwas Hartes über mir.
Vielleicht kannst Du das Koerperteil, das da gestossen wird, genauer definieren.

lieben Gruss, bin schon gespannt aufs Deine Kopie
feirefiz

 

Hey Zebi!

Ich bin diesmal total unkonventionell und lese erst die Geschichte und dann die Kritiken.

Schläfrig öffnete ich meine Augen. Alles war dunkel. Als ich nach dem Lichtschalter tasten wollte, stieß mein Hand an eine Wand mit dünnem Samtbeschlag direkt neben mir. Panik schoss in mir hoch und ergriff jedes meiner Körperteile. Fünf Zentimeter über meinem Kopf ging ebenfalls eine Wand entlang. Holz, vermutete mein geschockter Verstand.
Diesen ganzen Absatz könnte man streichen und durch einen Anfangssatz, der Interesse weckt beginnen, wie: Ich befand mich in einem Sarg, als ich aufwachte/ Ich wachte auf und befand mich in einem Sarg. Etc, etc.
War es ... ich meine konnte es ... ein Sarg?
Nee, sag es doch einfach. Die Geschichte ist eh in der Vergangenheitsform geschrieben, was sollen die Blödelein.
Oh, Gott. War das etwa meine Beerdigung?
Entweder ist deine Prota. blöd oder saublöd.
Ein kühler Wind spielte mit meinen Haaren und brachte Bewegung in die Trauergäste.
Sie befindet sich in einem Sarg und erwähnt das Wetter?
Erneutes Panikgefühl ließ mich an mir herunter gucken.
Ich erkenne da den Zusammenhang nicht. Wenn man Panik hat, guckt man an sich herunter?
mein Herz setze ein paar Schläge lang aus.
Jetzt ist sie wieder tot. Dabei mochte ich sie gar nicht.
Tausend Fragen hinderten meinen Verstand am Denken.
Sie fragt sich so viel, dass sie nicht denken kann? Haha.
Da fehlt 'n Adjektiv, sowas wie 'vernünftig'
Das war doch kafkaesk!
Hihi ... ernsthafte Frage: Darf man das auch in der Literatur verwenden?
Bisher habe ich den Begriff nur in der Sekundärliteratur gelesen.
Oh, ich bin also ein Selbstmörderin. Nein, nicht ich, korrigierte ich mich, Brigitte. Wer wohl das Mädchen ist, dass Brigitte mit in den Tod nehmen wollte? Und warum?
Den Beruf Detektivin kann die sich aber abschminken.
ES hatte wieder zugeschlagen. Jeder ist ihm machtlos ausgeliefert.
ES? Meinst du den ES? Meinst du Pennywise ES?

Okay, zu Ende gelesen, die Idee ist super, die Umsetzung grottig. Aber das kann man lernen. Das mit dem Darmenbart/Hornbrille etc. kann man machen, macht die Prota. aber nicht gerade sympathisch.
Wie die Prota. an das Gift gelangt ist, bleibt für mich auch irgendwie ein Rätsel, also wenn die Brigitte die Barkeeperin ist und sich umbringen will - dann kann ich nicht glauben, dass sie auch noch eine 18jährige mit sich nehmen möchte - das war aber auch nicht Absicht - oder? Es ist für mich einfach unglaubwürdig, dass eine Selbstmörderin ihre Giftflasche mit der Wodkaflasche verwechselt. Das wäre dann ein blöder Fehler, der nächste blöde Fehler wäre dann es dem Mädel zu geben, der dritte blöde Fehler wäre dann es nicht zu merken, um sowas wie einen Arzt zu rufen.
Soviel konzentrierte Blödheit kann's nicht in einer einzigen Person geben. (Obwohl wir sind bei Seltsam, hier ist nichts unmöglich. :D)

JoBlack

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom