Trockener Stil
eigentlich finde ich ein unterforum wie dieses total spannend. schade, dass hier so wenig los ist, wo doch die diskussion über bestimmte dinge sehr inspirierend sein kann. ich habe heute folgenden beitrag gelesen:
"Ein paar Dialoge habe ich auch vermisst. Die würden die Geschichte einfach auflockern und nicht so trocken rüberkommen lassen. Ja, sie würden auch Atmosphäre schaffen."
was ist gegen einen trockenen stil, der schnell zur sache kommt und sich aufs wesentliche beschränkt, einzuwenden? warum sollte man zum beispiel eine figur beschreiben und mit adjektiven belegen, wenn ein bild der figur sich auch allein aus ihren handlungen und sprechakten ergeben kann? unten ein beispiel für eine geniale erzählung, deren schluß absolut trocken und deshalb so genial ist.
ich kann mir vorstellen, dass diese erzählung, wäre sie neu und würde hier von einem unbekannten autor vorgestellt werden, zerrissen oder zumindest unbeachtet geblieben wäre. wobei der autor allein schon damit probleme hätte, in welche rubrik er den text einordnen soll. humor? seltsam? philosophisches? sonstige? fantasy/märchen (soll ja 'ne fabel sein)?
Franz Kafka, Kleine Fabel»Ach«, sagte die Maus, »,die Welt wird enger mit jedem Tag. Zuerst war sie so breit, daß ich Angst hatte, ich lief weiter und war glücklich, daß ich endlich rechts und links in der Ferne Mauern sah, aber diese langen Mauern eilen so schnell aufeinander zu, daß ich schon im letzten Zimmer bin, und dort im Winkel steht die Falle, in die ich laufe.« - »Du mußt nur die Laufrichtung ändern«, sagte die Katze und fraß sie.