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Copywrite Gedankenkrank

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12.11.2008
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Gedankenkrank

Als Nicole mich betrog, brach meine Welt zusammen. Ich möchte nur zu gerne glauben, dass sie gezwungen wurde. Ich male mir aus, sie sei unter Drogen gesetzt worden. Bestimmt wurde sie erpresst. Vielleicht belüge ich mich selbst.
Wir hatten einen schlimmen Streit damals, als Nicole das erste Mal verschwand. Zwei Tage war sie fort. Um mich zu bestrafen, glaubte ich. Als sie wieder zurückkehrte, war ich viel zu glücklich, um Fragen zu stellen.
Wie sehr ich sie damals geliebt habe.
Ich muss blind gewesen sein. Blind und dumm. Alle Zeichen waren da, nur ich habe sie nicht gesehen. Ihre Heimlichtuerei, wenn sie mit ihren Freundinnen telefonierte, zum Beispiel.
»Das sind Frauengespräche. Die langweilen dich nur, Schatz.«
»Lade deine Freundinnen doch mal ein, ich würde sie gerne kennenlernen.«
»Ach weißt du, so ein Haufen Hühner und du als Hahn ... Dass würde nicht gut gehen. Hinterher spannt dich mir noch eine aus.«
Damit war das Thema erst einmal vom Tisch. Ihre gelegentlichen Wochendausflüge mit ihren »Hühnern«, die offensichtliche Gelöstheit, wenn sie zurück kam; ich mochte nicht glauben, es sei mehr als nur eine Frauenfreundschaft. Auch wenn ich jedes Mal Angst um sie hatte.
Doch etwas veränderte sich im Laufe der Zeit. Sie wurde immer abweisender zu mir. Sie zog sich zurück. Sie verstand mich nicht mehr. Wir gerieten wieder und wieder in Streit, manchmal nur wegen Kleinigkeiten. Aber ich liebte sie immer noch mehr als alles andere. Ich wollte nicht wahrhaben, dass sie mich nicht mehr liebte. Selbst als sie mich Spinner und paranoid nannte, wollte ich sie weiter lieben.
Dann habe ich ihren Verrat entdeckt.
Dass sie mich auslachte, als ich ihr von den Beoabachtern vor unserem Haus erzählte, konnte ich ihr verzeihen. Sie war manchmal so naiv. Zumindest glaubte ich das. Dass sie mich wahnsinnig nannte, als ich die Wände zum Schutz vor den Spionstrahlen mit Alufolie bekleben wollte, schrieb ich ihrer momentanen Situation zu. Sie hatte wieder einmal einen negativen Schwangerschaftstest. Ich brachte es nicht übers Herz ihr zu erzählen, dass ein Kind uns zu einem leichten Ziel machen würde. Deshalb hätte ich sie nie geschwängert.
Als sie jedoch einen hysterischen Anfall bekam, nachdem ich den Sender aus meinem Arm geschnitten hatte, verriet sie sich. Ein harmloser Mückenstich sei das doch gewesen. Sie flehte mich an, mit ihr ins Krankenhaus zu kommen. Mich behandeln zu lassen, nicht nur am Arm. Sie wurde immer aufgeregter, je mehr ich mich dagegen wehrte. Sie bedrängte mich, endlich Hilfe anzunehmen. Sie log mir sogar vor, ihre Ausflüge seien heimliche Treffen mit einem Mann gewesen.
»Du weißt es doch schon seit langem. Deshalb hast du dir auch diese Schwachsinnsgeschichten einfallen lassen. Spionstrahlen. Beobachter. Pah!«
Ich sollte mit ihr darüber sprechen, statt meinen Arm aufzuschlitzen. Alles würde gut werden, wenn ich nur Hilfe annehmen wollte. Sogar von ihrem angeblichen Geliebten wolle sie sich lossagen, wenn ich nur ins Krankenhaus mit ihr käme.
Sie weinte und schrie und wurde immer verzweifelter, weil ich mich so beharrlich weigerte, ihr zu glauben. Aber meine Gedanken wurden immer klarer, je länger der Sender nicht mehr in mir war. Ich erkannte die Wahrheit. Dass Nicole für sie arbeitete. Meine Nicole. Die Liebe meines Lebens. Sie hatte mich verraten! Sie hatten sie mir genommen.
Als ich sie tötete, habe ich geweint wie ein kleines Kind. Ich musste es tun, auch wenn etwas in mir mit ihr starb. Ich darf nicht zulassen, dass sie wieder Kontrolle über mich erlangen; denn ich werde die bestrafen, die uns das angetan haben. Ich habe ihre Zentrale entdeckt. Sie tarnen es als Einkaufszentrum. Die Bombe ist fast fertig, und morgen werde ich Rache nehmen. Ich schreibe alles auf, damit die Welt die Wahrheit erfährt. Ich werde es an eine Zeitung schicken, der ich zutraue, noch eine eigene Meinung zu haben. Nicht wie die gleichgeschalteten und von ihnenkontrollierten Massenmedien. In denen wird man berichten, ich sei ein Verblendeter gewesen. Ein Verzweifelter. Ein Irrer.
Ihr werdet es besser wissen.

 

Copywrited wurde: Gnadenlos paranoid von Chris Hunter

Da ist es also: Mein erstes copywrite. Und dann gleich ein zweifaches Experiment. Einerseits habe ich zum ersten Mal die Geschichte eines anderen Autors neu erzählt, und ich bin schon sehr auf das Urteil des Autors gespannt. Andererseits habe ich zum ersten Mal eine Geschichte rein aus Dialog bestehend geschrieben. Ich hoffe, ich habe nicht zu viel gewagt ...

 

Hallo Dave!

Hmm, die letzte Paranoia/Alien-Geschichte war die von weltenläufer, die ich auch nicht so gut fand, aber die hatte noch das gewisse Etwas. Das hier ist mir zu wenig. Der Prot. erinnert mich arg an Homer Simpson, ich kann ihn nicht ernst nehmen und auch als der Polizist meint, er wäre einer von ihnen, also wenn alle so vorgehen würden, dann gäbe es eindeutig weniger Wahnsinnige auf der Welt. ;D
Nuja, die Nummer konnte mir nix bieten, ich konnte nichts damit anfangen, tut mir Leid. Das Original kenne ich nicht, aber die CW-Geschichte muss auch für sich stehen, und das hier ist mir zu langweilig und das Thema ist schon sehr ausgelutscht. Hmmm.

JoBlack

 

Hey Dave,

mich hat es auch nicht umgehauen. Man könnte es in drei Sätzen ebenso sagen, alles andere ist eigentlich nur Bläh.

Hm, man hätte den Protagonisten nehmen können und ihn in eine Geschichte setzen, das wäre vielleicht mehr gewesen.

Gut, ich gehe. Ich habe erst einmal erfahren, was ich wissen wollte. Aber verstehen werde ich Ihresgleichen nie.

Wer bitte sagt denn so etwas? :)

Schöne Grüße,

yours

 

Guten Abend, Dave Nocturn!

Das ist alles recht & schön, liest sich auch flüssig, begeistert mich aber trotzdem nicht, und zwar aus folgendem Grund:
Das Original bedient Klischees, die zwar nicht von ungefähr kommen, trotzdem aber wohlbekannt und schon unendlich oft bedient worden sind. Dafür ist es ganz kurz und läßt eben den Helden spinnen, wobei seine Taten ans Licht kommen.
Du hast das Ganze gestreckt, sonst nichts. Die Form der Geschichte verändert und ihren Rahmen erweitert, ohne jedoch etwas hinzuzufügen, das den neuen Rahmen ausfüllen könnte. Jetzt ist sie zu lang und zu dünn, ein zerlaufendes Schlückchen Rührteig auf einem Riesenbackblech. Die zweite Person und der Rahmen sind unglaubwürdig und wirken nicht. Und so wirken auch die Geständnisse des Helden nicht, eigentlich wirkt gar nichts, und für einen humoristischen Text hat es nicht genug Biß.

„Was macht Sie so sicher, ich sei einer von „denen“? Können Sie sie ... sehen, spüren, Telepathie, oder so was? Und wer sind „die überhaupt?“
Das Unterstrichene könnte in jedem Fall weg. Die Gänsefüßchen in den Gänsefüßchen auch. Das Fette wäre die einzig logische Frage in dieser Situation, wollte ich nicht annehmen, daß die in dem Stil schon seit Stunden labern, ohne weiterzukommen.

Damit fängt der Braten schon an zu riechen. Welcher Polizist würde so fragen? Ich meine: Der Mann wird wegen verdächtigem Zeugs im Kofferraum befragt und erweist sich nach wenigen Minuten als durchgeknallt. Da verfährt die Exekutive Gewalt völlig anders und nimmt ihn mit zu irgendeinem Fachmann, zum Arzt, zum Drogentest, erstmal, um die Fahrtüchtigkeit festzustellen. Daß er sich nicht dort, sondern in einer Verhörzelle etc. befindet, wird hier deutlich:

Diese Elektroschocker sind ganz schön heftig, was? Haben Sie Sehstörungen oder Herzbeschwerden? Soll ich einen Arzt rufen?“
Dann kommen also Stück für Stück dieselben Sachen ans Licht wie im Original, aber warum hat der Verhörende überhaupt nach der Frau gefragt? Wenn der Held in Zusammenhang mit dem Verschwinden der Frau (oder der anderen Personen, die er befreit hat) im Verdacht stehen würde, warum brauchts dann den Dünger? Die Bombe, gut, aber ... ach, zwischendurch ein wenig leichte Musik:
was Sie mit fünfhundert Kilo
Wahrscheinlich ist in der Lampe ein Hypnosestrahler
Die ist doch viel zu glatt für eine echte Wand.
„Ich ... habe ... gesagt, LASSEN SIE MEINE FRAU DA RAUS!“
Nur der Tod spricht in Großbuchstaben.
„Ja, klar. Damit ihr mir eure Psychodrogen
einflößen könnt.
falscher Umbruch
„Vielleicht seid ihr doch nicht so weit kein Komma und traut eurer eigenen Technik nicht.
zu eurer Zentrale gefahren. Dieser als Einkaufzentrum getarnte Gehirnwaschmaschine
Passte alles zusammen. Und schwuppskein Abstand: Der Zugriff.“
Ganz besonders furchtbare Stelle übrigens! :)

Und dann der Schluß!

„Nein, natürlich nicht. Aber Sie brauchen dringend professionelle Hilfe.“
„Ich brauche keine Hilfe. Ich bin nicht verrückt. Sie haben doch zugegeben, dass es euch gibt. Ich bin müde. Gehen Sie jetzt.“
„Gut, ich gehe. Ich habe erst einmal erfahren, was ich wissen wollte. Aber verstehen werde ich Ihresgleichen nie. Auf Wiedersehen. Schlafen Sie gut. Und träumen Sie nicht von irgendwelchen Augen oder so.“
Also, das ist so schreck-lich verkehrt alles, so unglaubwürdig, wie dieser Mensch mit dem Helden redet. Das ganze Gespräch ist eine Farce, aber hier wird es vollends unmöglich. Trotzdem glaube ich immer noch nicht, daß das beabsichtigt war. Vielleicht bin ich ja auch blind.

Liebe Grüße!
Makita.

 

Salve dave,

im Großen und Ganzen, genauso wie im Kleinen und geteilt kann ich mich der Kritik der Vorredner nur anschließen - bedaure.
Teilweise sehe ich es der in meinen Augen wenig prickelnden Vorlage geschuldet.

Ins Gewalttätige umschlagende Paranoia ist tatsächlich ein wenig abgenudelt. Paranoia ohne Gewalt böte eine literarisch weniger bemühte Option. Oder aber, die Paranoia in ihren subtilen Anfängen zu schildern.
Eine reine Dialoggeschichte finde ich persönlich wenig geeignet für diesen Stoff. Denken, reden, Gefühle und Handeln darzustellen bietet viel mehr Möglichkeiten, den Bruch zwischen Realität und Wahrnehmung zu erzählen, die Verschleierungstaktiken, um den eigenen Wahn zu bemänteln, die Versuche, sich selbst mit der Realität wieder in Übereinstimmung zu bringen ...

Aber das sind andere Geschichten. Du hast diese hier erzählt, und die, tut mir Leid, rockt nicht.

Kannst ja, wenn Du magst (und nicht zu verbissen an gerade dieser Geschichte hängst) die Option des zweiten Schusses wählen. Ich glaube, keiner reißt Dir deswegen den Kopf ab, GD hat ja auch Gnade gefunden :).

LG, Pardus

 

Hallo Sam, Jo, yours, Makita, Pardus,

und danke für eurer offenes Feedback. Insgeheim hatte ich solche Reaktionen schon etwas be(ge)fürchtet.
Dennoch habe ich den Versuch gerne unternommen, da er mich vieles gelehrt hat:

-Die Schwankungsbreite der Qualität meiner Arbeiten ist immer noch sehr groß. :bonk:
-Auch wenn es flüssig zu lesen ist (danke Makita, auch fürs Fehlerfinden), reiner Dialog ist offensichtlich nicht gerade meine Stärke :(
-Die Ideen anderer Autoren in ein neues Gewand zu kleiden, ist unglaublich schwer. Also eher "Finger weg", zumindest für mich.:hmm: Ich werde mich mal in den Grübelwinkel verziehen und über einen zweiten Schuss nachdenken.
-Das Copywrite ist offensichtlich sehr beliebt. :thumbsup: Daher hoffe ich, ich habe euch nicht zu doll enttäuscht. Bin allerdings jetzt natürlich auf eure Geschichten gespannt. :naughty:
War nur Spass :).
Natürlich freue ich mich auf eure Geschichten, um zu sehen, wie man es besser macht.

Nur der Tod spricht in Großbuchstaben.
Und bevorzugt bei Terry Pratchett :)

Zitat:
Gut, ich gehe. Ich habe erst einmal erfahren, was ich wissen wollte. Aber verstehen werde ich Ihresgleichen nie.
Wer bitte sagt denn so etwas?
Das war der erbärmliche Versuch, den Leser ins Grübeln zu bringen, ob der Polizist vielleicht doch ... :(

Fazit:
Es war eine sehr interessante Erfahrung für mich. Ob ich noch einmal versuche, weiß ich nicht. Obwohl es mich fuchst, es besser zu machen.

Ich hoffe nur, Chris ist nicht all zu böse über die Verwurstung des Originals.

Lieben Gruß
Dave

 

Hallo Dave,

ich hab eigentlich nix Neues beizutragen. Schoen waere vielleicht gewesen, wenn Du an irgendeiner Stelle Zweifel geweckt haettest, ob der Typ wirklich verrueckt ist. So guckt man bequem von oben auf so einen zappelnden Ich-bin-nicht-irre-Irren. Das hat wenig Dynamik. Drastische Kuerzungen koennten auch helfen.

Die Dialoge ueberzeugen nur teilweise als gesprochene Sprache

Nicht bevor ich weiß, was Sie mit fünfhundert Kilo Zucker-Dünger-Gemisch in Ihrem Auto wollten, als wir Sie geschnappt haben.

Hier zum Beispiel ist es schon zu lang und der unterstrichene Abschnitt kann eh weg. Dass sie ihn geschnappt haben ist ja offensichtlich.

lg
fiz

 

Hallo fiz,

wie schon vorher geschrieben, die Erfahrung war lehrreich. Ob ich noch mal ein copywrite machen würde, weiß ich nicht. Vielleicht bin ich beim nächsten Mal weiter und gefestigter in meiner schriftstellerischen Entwicklung (mann, war das geschwollen :) ).

Danke fürs Lesen und das feedback.

lg
Dave

 

Aloha!

Versuchst Du, mit dem zu punkten, was Dir in „Dämonenfrust“ so gut gelungen ist? Konversation … Faktisch hast Du des Autors Aufgabe übernommen und der Geschichte mehr Fleisch hinzugefügt. Ob das nun Copywrite ist oder nicht, lass ich gerade mal außen vor, da mir dergleichen in meine ersten Copywrite auch unterlaufen ist, aber dem Ganzen fehlt die Dynamik. Obendrein gibt es keine Hintergründe, keine Anhaltspunkte zum Szenenbild. Wer führt die Befragung durch? Polizei? Psychologe? Hinweise auf Folter! Wo spielt sich das denn ab?

Das Thema selbst ist so ausgelatscht, dass Du schon was wirklich Neues auftischen darfst. Kein leichtes Los, dass Du Dir da aufgeladen hast, aber ich denke schon, dass Du das auch ausgereifter hinbekommst. Das kann – gerade hier im Copywrite – durchaus zur „Zangengeburt“ werden, kann und darf auch ein wenig dauern, verursacht Arbeit … Es lohnt sich.

Was haben wir hier? Ein ausgelutschtes Thema, zwei Charaktere, die sich jeweils auszutricksen versuchen. In der Rubrik Alltag müsste ich Dir rechtsstaatliche Prinzipien um die Ohren hauen, in der Rubrik SciFi oder Phantastik Beliebigkeit.

shade & sweet water
>x<

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo xadhoom,

Versuchst Du, mit dem zu punkten, was Dir in „Dämonenfrust“ so gut gelungen ist? Konversation …
a) danke für das Kompliment und b)es war Experiment. Eine Geschichte nur im Dialog erzählt. Wieder ein Schritt mehr auf meinem Weg, allerdings eher zur Seite. :)
Das ausgelutschte Thema ist in der Tat ein Problem. Wirklich Innovatives fällt mir dazu nicht ein. Ob ich das bis zum Rundenende hinkriege... keine Ahnung.
Ich habe eine 2. Version der Geschichte geschrieben, fast parallel. Auch hier erzähle ich nur nach, allerdings geraffter. In der Hoffnung, dies helfe der Dynamik (die auch im Original nicht vorhanden ist) und den Wahnsinn des Prot, sagen wir mal, etwas bedrückender macht, da er sich schneller entfaltet.
Daher (und falls es nicht gegen die Regeln ist), hier mal die 2. Version.
Wobei sie mir persönlich auch nicht besser vorkommt als die erste Variante.
____________________________________________________________

 

Hallo zusammen,

zum Nachdenken angeregt durch xadhooms letzten Kommentar habe ich beide Versionen der Geschichte nochmals auf mich wirken lassen. Ich habe daraufhin beschlossen -vermutlich gegen jede Boardregel- die alte Version gegen die neue Version auszutauschen. Denn, entgegen meiner ersten und spotanen Äußerung gegenüber xads Kommentar, im Nachgang gefällt mir die zweite Version doch etwas besser. Sie ist straffer und hat einen Twist, der Spekulation zuläßt. Ob sie auch wirklich besser ist, vermag ich nicht zu entscheiden. Für mich ja. Aber für euch?
Den Anspruch gut zu sein kann sie sicherlich nicht erheben.

Dave Nocturn

 

Aloha … erneut!

Hysterische Konversation, die noch dazu – real nachvollziehbar - völlig aus dem Ruder läuft. Wenn Du voraussetzt, dass bestimmte Hintergründe bekannt sind, ist der Einstieg gut: Mit einem Erdbeben beginnen und dann langsam steigern, wie die Filmemacher so gern sagen.

Das war allerdings kein Erdbeben, dafür ist die Nummer steigerungsfähig und –bedürftig. Wir erfahren so gut wie nichts bis hin zu gar nichts über die Charaktere und ihre Intentionen und für sich alleine ohne Kenntnis des Originals bzw. was an Idee dahinter steckt, ist dies allenfalls ein wirrer und nichtssagender Auszug aus etwas, dass vielleicht irgendwann einmal eine Geschichte sein möchte.

Ja, es kann lästig sein, Dinge zu überarbeiten. Bei anderen Geschichten lässt Du Dich ja auch gerne bitten. Nichts, was ich nicht auch hinter mir habe … Aber die Nummer hier ist unter aller Würde. Selbst die Konversation wirkt an einigen Stellen gestelzt.

»Was... Warum hast du ein Messer in der Hand? Hast du damit... Ich dachte, du hättest nur einen Mückenstich. Komm, ich fahre dich ins Krankenhaus. Die Wunde muss versorgt werden.«
Soll das hier eine Oper werden? So redet kein Mensch in der angedachten Situation. Versetz Dich mal in die jeweilige Lage und spiel die Szene aus beiden Perspektiven durch. „Warum hast du ein Messer in der Hand?“ Oder doch eher „Heh! Ganz ruhig. Was soll der Scheiß?“ Vielleicht auch ohne Fäkalsprache, aber in einer Bedrohungssituation von dem Kaliber verhält man sich anders. Mit Ausnahme von Bat-Girl vielleicht …

Es mangelt mir ferner an Absätzen, auch wenn der Text recht kurz ist.

So absurd es klingt, kommt Dein Irrer/Verwirrter nicht glaubwürdig rüber.


Dinge, die mir auffielen:

»Was... Warum hast du ein Messer in der Hand?
-> Was … (Da sich die Auslassung auf ganze Worte und nicht Teile bezieht, stehen die drei Punkte getrennt vom vorangehenden Wort.)

Hast du damit...
-> damit … (s.o.)

»Als wenn du das nicht wüßtest.
-> wüsstest

»… Oder... hilfst du ihnen etwa freiwillig?«
-> Oder … (s.o.)

»… Ich habe Euch durchschaut.
-> euch (Mehrzahl und kein Majestätsplural..)

Doch sie wollten mich weiter unter Kontrolle halten. Ich bin gefährlich für sie.
-> halten. Ich (Leerzeichen zu viel.)

Weil mich Nicole doch verlassen hätte. Und weil ich mal aus der vermüllten Wohnung raus müsste. Und mich waschen.
-> so oder so/sowieso
-> hätte und ich … raus müsse.
-> Körperhygiene war auch eines ihrer Anliegen.

Einer war als Postbote verkleidet. Einer sogar als Polizist.
-> Der andere als

Sie haben nur eine Schwäche: Zucker. Deshalb tragen sie auch oft diese Regenmäntel und Regenschirme.
Logik: Gerade hast Du uns verkauft, dass Dein Prot das Alien ist. Wie um alles in der Welt kommt er darauf, dass Menschen sich vor Regen schützen, um ihre Schwäche Zucker zu verbergen?

Und nutzen Light-Produkte.
Mann!

Bis sie eine von ihnen wurde.
Sie wurde menschlich?

Bis sie mich verraten hat. Ich habe sie erlöst.
-> hat. Ich (Leerzeichen zu viel.)

shade & sweet water
>x<

 

Aloha!

Geht doch. ;) Meiner Meinung nach die beste Lösung bisher. Wir haben Charaktere, die präsent sind und Hintergrundinformationen abseits reiner Konversation. Die Überarbeitung wertet Deine Erzählung m.E. schon deutlich auf.


Dinge, die mir auffielen … diesmal mit Kümmelspaltung:

Wir hatten einen riesigen Streit damals, als Nicole das erste mal verschwand.
-> massiven/ausufernden … („riesig“ steht eher für bildlich groß.)

Ihre Heimlichtuerei, wenn sie mit ihren >Freundinnen< telefonierte, zum Beispiel.
Ich bin schon grundsätzlich kein Freund der »« als Anführungszeichen, empfinde sie aber nicht als störend. Meines Wissens existieren zu den aus dem frankophonen Sektor stammenden Zeichen über den Beginn der wörtlichen Rede keine Äquivalente für die nicht-wörtliche Rede bzw. darin hervorzuhebende Teile. Dazu mag sich dann bitte mal jemand auslassen, der mit diesbezüglichem Lektorat vertraut ist. In der Zwischenzeit rege ich an, die besonders betonten Worte schlicht kursiv zu stellen.

»Das sind Frauengespräche, die langweilen dich nur, Schatz.«
-> Frauengespräche. Die

Und damit war das Thema erst einmal vom Tisch.
-> Damit

Ihre gelegentlichen Wochendausflüge mit ihren >Hühnern<, die offensichtliche Gelöstheit, wenn sie zurück kam.
-> Einfache Anführung kursiv?
-> Der Satz ist nicht komplett.

… , es sei mehr als nur eine Frauenfreunschaft.
-> Frauenfreundschaft

Sie wurde immer abweisender zu mir. Sie entzog sich mir. Sie verstand mich nicht mehr.
-> Wiederholung: sie (Ich akzeptiere, dass dies stilistisch so gewollt sein kann.)
-> Wiederholung: mir (Das kann man umstellen.)

Ich wollte nicht wahr haben, dass sie mich nicht mehr liebte.
-> wahrhaben

Selbst als sie mich Spinner und paranoid nannte, …
-> mich „Spinner“ und „paranoid“ nannte (Zitate in Anführung oder kursiv - wie zuvor die "Hühner".)

Doch dann habe ich ihren Verrat entdeckt.
-> Nicht zwingend, aber der Satz rechtfertigt ein Ausrufezeichen.

Das sie mich auslachte, …
-> Dass

Das sie mich wahnsinnig nannte, …
-> Dass

…, dass ein Kind uns zu einem zu leichten Ziel machen würde.
-> einem leichten

… , nach dem ich den Sender aus meinem Arm operiert hatte, verriet sie sich.
-> nachdem
-> „operiert“ klingt fachmännisch, ich tendiere zu „geschnitten“

Sie flehte mich an, mit ihr ins Krankenhaus zu kommen.
-> einen Arzt aufzusuchen.

Deshalb hast du dir auch diese Schwachsinnsgeschichten einfallen lassen. Spionstrahlen. Beobachter. Pah.«, keifte sie mich an.
-> Da vor dem Endzeichen der wörtlichen Rede nur Frage- oder Ausrufezeichen stehen können, wenn der Beisatz mit einem Beistrich folgt, muss entweder zwangsläufig ein Ausrufezeichen her oder der Satz umgestellt werden.

Und ich erkannte die Wahrheit.
-> (Absatz!) Dann erkannte ich ...

Nicole für arbeitete für sie.
-> Nicole arbeitet

Doch ich werde die bestrafen, …
-> Doch ich (Leerzeichen.)

Nicht wie die gleichgeschalteten und von ihnen kontrollierten Massenmedien.
-> „ihnen“ hervorheben


shade & sweet water
>x<

 

Hallo xadhoom,

vielen Dank für den Kommentar und die "Kleinarbeit". Ich werde mich morgen mit den Fehlern/Verbesserungen auseinandersetzen, da ich heute dazu nicht mehr kommen werde.

Kursiv nehme ich nicht so gerne. Man gerät leicht in den Ruf "Comic Style" zu verwenden. Aber ich gebe dir Recht, die Hervorhebung tut Not.

Es freut mich, dass diese Version auf dem richtigen Wege ist, obgleich ich so ganz glücklich noch nicht bin. Vielleicht will ich auch nur viel zu viel.
Bin gespannt, ob einer der anderen Copywriter noch einen Kommentar abgibt.

Mich freut auf jeden Fall, dass du dir immer wieder die Mühe machst, diese (wie auch die anderen Geschichten) kritisch zu lesen und Anmerkungen zu machen. Hab vielen Dank dafür.

lg
Dave

 

Hey Dave!

Die Geschichte wird ja immer wieder hochgespült, darum hab ich sie jetzt einfach nochmal gelesen. :)

Vielleicht wurde sie erpresst. Vielleicht belüge ich mich nur selbst.

Das ist so ein unreiner Reim, und er wäre besser gar keiner.

Wir hatten einen riesigen Streit damals

Streichen. Streit ist immer groß.

Um mich zu bestrafen, glaubte ich damals.

Streichen. "glaubte" ist ja schon in der Vergangenheit.

Als sie wieder zu mir zurückkehrte(Komma) war ich viel zu glücklich

wenn sie mit ihren >Freundinnen< telefonierte

Das wäre kursiv nicht so schräg, das hat xad ja schon angemerkt.

Frauenfreundschaft

wahr haben

Ich kann mich ja mit so etwas nicht an freunden. Zu sammen?

Dass sie mich auslachte

Dass sie mich wahnsinnig nannte

nach dem

nachdem

Pah.«, keifte sie mich an.

Weg damit.

dass sie wieder Kontrolle über mich erlangten.

Ich habe ihre Zentrale entdeckt. Sie tarnen sie als Einkaufszentrum.

Also mittlerweile gefällt es mir richtig gut. :)

yours

 

Hallo yours,

vielen Dank für das nochmalige Lesen und den ausführlichen Kommentar.

Ich habe deine und xadhooms Hinweise eingearbeitet.

Grundsätzlich bin ich froh, dass ich auf einem guten Weg bin. Allerdings bin ich immer noch nicht wirklich zufrieden. Mir fehlt einfach die Distanz zur Geschichte, um wirklich an eine weitere Bearbeitung zu denken. Oder ich will einfach nur zu viel.

Danke nochmals euch beiden.

lg
Dave

 

Salve Dave,

im Gegensatz zur ersten Version gefällt mir an dieser, dass die beginnende Paranoia in eine Handlung eingebettet wird.

Allerdings geht es mir in der KG selbst noch immer zu schnell, vom Anfang der Krankheit bis zu Selbstverstümmelung, Mord und Bombenbau. Gut, das Original gibt letzteres vor, und in den Gedanken eines Prots lassen sich vieleJahre in wenige Zeilen quetschen; dennoch, der erste Teil Deiner Copy, als der Prot sich auf dem Grat zwischen Realität und Wahn bewegt, und selbst der Leser nicht genau weiß, was gehauen und gestochen wird, gefiel mir besser als die zweite Hälfte. Er bringt einem Denken und Fühlen eines Paranoiden auf subtile Weise nahe - das Suchen nach Zeichen, das vermeintliche, allmähliche "klar werden". Auf dieser Ebene könnte sich nach meinem Geschmack die ganze Geschichte bewegen, und nur leise andeuten, welches Ende alles nehmen wird. Das wäre Grusel pur!

Auf jeden Fall ein dickes Lob an Dich, dass Du die KG so gründlich überarbeitet hast.

LG, Pardus

 

Aloha!

Soweit es mich betrifft, hat der Text durch die bisherigen Überarbeitungen beständig gewonnen. Auf der einen Seite empfinde ich die Form hektisch, auf der anderen Seite aber passend zur Paranoia. Die verdrehte Logik erschließt sich mir jetzt einfacher, was nicht daran liegt, die Nummer jetzt schon oft gelesen zu haben. Da ist ansatzweise eine natürliche Entwicklung zu erkennen, aber das spontane Umschwenken der holden Angetrauten will mir noch nicht so recht ins Konzept passen. Grundsätzlich bleibe ich aber dabei: Der Text hat so schon deutlich gewonnen!


Dinge, die mir auffielen:

Ihre gelegentlichen Wochendausflüge mit ihren >Hühnern<, …
Die Guillemets gibt es auch in der einfachen Form. Ich schlage vor, diese an Stelle der mathemtischen Zeichen zu verwenden oder – wie weiter unten im Text – kursiv zu schreiben.

Sie wurde immer abweisender zu mir. Sie zog sich zurück. Sie verstand mich nicht mehr. Wir gerieten immer öfter in Streit, manchmal nur wegen Kleinigkeiten. Aber ich liebte sie immer noch mehr als alles andere.
Wiederholung: immer

shade & sweet water
>x<

 

Hallo zusammen!

@Sam s.
Vielen Dank, dass du der Bitte um einen zweiten Kommentar gefolgt bist, was auch für Pardus gilt.
Das das Thema ausgelutscht und ihm wenig Neues abzugewinnen ist, dem stimme ich zu. Ich bin vielleicht auch nicht der Richtige, dies zu versuchen.
Obgleich ich den Dreh, das Fremdgehen der Frau mit der Paranoia des Prot zu verquicken, gar nicht schlecht (wenn auch nicht innovativ) fand. :)
Das die Geschichte handwerklich in Ordnung ist, ist zumindest beruhigend.
Dein Rat, sich auf die Geschichte zu konzentrieren, statt das Handwerk in den Vordergrund zu stellen. ist sicherlich folgenswert. Macht aber nur Sinn, wenn das Handwerk beherrscht wird. Und von echter Beherrschung meinerseits mag ich nicht sprechen. (Das ist kein fishing for compliments, ich meine das ernst.)

@Pardus
Danke für das nochmalige Kommentieren und das Lob.
Ich verstehe, was du mit der Geschwindigkeit meinst, und sie ist sicherlich dem Original geschuldet (was sagt eigentlich der Originalautor?). Ob eine Verlangsamung der Geschichte gut täte, weiß ich nicht. Ich fürchte dann zu sehr ins Fabulieren zu geraten und die Geschichte "totzusschreiben".
Das dich die Überarbeitung dennoch einigermaßen überzeugen konnte, ist für mich ein wichtiger Wegweiser, ebenso wie Sams Hinweis auf das Handwerk.

@xadhoom:
Auch dir Dank für das erneute Komentieren und das Lob. Auch dies ist für mich aus vielen Gründen ein wichtiger Wegweiser. Das Umschwenken der Prota ... ja, hier stimme ich dir zu. Wie in einem der letzten Kommentare angemerkt, bin ich selber mit der Geschichte immer noch nicht zufrieden.

Vielen Dank euch allen. Eure Mühe und die Kommentare bedeuten mir viel.

lg
Dave

 

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