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Copywrite Bajazzo

Seniors
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10.10.2006
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Bajazzo

Ich finde, mein Leben passt nicht zu mir. Ich finde mich dynamischer, weiser und vor allem sehr viel besser aussehend.
Dirk schlägt mit den Fingerspitzen gegen den Deckel der Cola-Dose.
„Das wird nix“, sage ich aus meinen schönsten Überlegungen gerissen, aber da höre ich schon das Zischen.
Dirk hängt mit der Schnute über der Dose und braune Brühe rinnt an seinen Fingern entlang auf den karamellfarbenen Boden. Irgendwie trifft er dabei noch die Maus, und der Bildschirmschoner verschwindet zitternd. Auf dem Monitor bohrt sich ein riesiger Schwanz in den behaarten Nikotinpflaster-Hintern eines –
Dirk springt auf, ich wende den Blick zur Seite und sage: „Ich hab dir doch gesagt, das wird nichts.“

„Du musst mir glauben, ich bin nicht-“, sagt Dirk.
„Ja, natürlich.“
„Schwul.“
„Ja, das mein ich.“
„Echt nicht.“
„Keine Frage“, sag ich.
„Also wenn du ne Muschi hättest, dann würde ich dich hier auf der Stelle. Oh“, sagt Dirk.
Ich drehe mich zu ihm. Die Cola hat einen Fleck auf den Teppich getropft. Wenn es doch nur Blut wäre, denke ich.

Wir lehnen am Kopierer, essen und starren auf die gut fünfzig Frauen hinter Glas. Ich beiße in ein Gurkensandwich. Dirk isst etwas, das seine Mundwinkel mit Remoulade beschmieren kann, und sagt: „Donnerstagsgeilheit.“
Ich finde, ich bin subversiver. Ich könnte eine Gurkenscheibe in die Innereien des Kopierers kleben, warten bis sie kompostiert und die Zahnräder mit grünem Schleim beschmiert. Und jede Frau, die dann den Kopierer benutzt, trägt meine Saat, trägt winzige Gurkenschimmelanthraxbazillen auf jeder einzelnen Papierseite in die Welt hinaus.
„Das ist doch ganz klar. Die meisten von denen kriegen’s doch nur einmal die Woche. Entweder von nem Fremden oder von ihrem-“ Dirk sucht ein Wort, das kann Stunden dauern.
„Lebensabschnittsgefährten?“, helfe ich aus.
„Von ihrem Hengst genau! Und wann? Am Samstag. Und am Freitag denken sie schon an den Samstag. Da ist nichts drin. Aber donnerstags, sag ich dir, da sind die Zahnräder schon fast ne Woche ohne Öl. Da geht was.“
Hinter der Scheibe haben sie auch keine Musik, denke ich. Da stehen sie und quatschen oder sitzen und tippen oder telefonieren oder tun, was immer Frauen tun, ganz ohne Musik, nur im Lärm ihrer eigenen Stimmchen und ihres Klapperns. Ein Meer von Köpfen. Dauerwellen, Ponys, Seitenscheitel. Wenig blond, viel braun, kein rot.
„Vielleicht denken sie am Mittwoch auch schon an den Samstag“, sage ich.
„Was? Quatsch“, sagt Dirk. „Du musst dich mal einkriegen. Ist ja nicht zum aushalten mit dir. Du guckst immer so in die Gegend und stierst irgendwohin. Meine Fresse, Mann. Da kriegt man ja ne Gänsehaut“, sagt es und verschlingt den letzten Happen mit gewaltigem Biss. „Ich geh mal die Schlange würgen, pass mir auf die Chicas auf.“

Ich schaue nach links und rechts, knie mich hin und fummel am Papierausgang herum, das Gurkensandwich wie einen Schraubenzieher zwischen meinen Zähnen.
Dann eine Frau in meinem Rücken. Ich spucke das Sandwich aus und lasse es in meine Hand fallen. Wirbel herum und rufe: „Papierstau! Papierstau!“
Bin auf der Höhe von zwei Jeans-Knien und schaue hoch zu einem braunen Gipfel in den Wolken an zwei Mäusebrüstchen vorbei und die Frau schaut mich an und ich denke: Ich sollte dringend aufstehen. Tue es aber nicht.
Sie beugt sich zu mir herunter und flüstert: „Dein Freund. Sag mal, hat der eine Freundin?“
„Schwul“, sag ich.
„Wirklich?“
„Stockschwul.“
Sie rümpft die Nase, fängt sich dann und sagt aus der Mäusebrust mit dem Vollklang einer Walküre heraus: „Hab ich mir gleich gedacht“, dann tippelt sie von dannen.
Ich lehne gegen den Kopierer und reibe meinen Hintern an der warmen Flanke. Dirk stellt sich neben mich, von den Händen tropft noch Wasser: „Na, was war mit der Kleinen? Hat nach mir gefragt, oder? Wollte dass der Dirkster mal nach dem Getriebe schaut, hä? Braucht wohl mal nen Ölwechsel, das Stütchen.“
„Klar“, sag ich und beiß in das Gurkensandwich. „Haben nur von dir geredet.“
„Arsch“, sagt Dirk und geht.

Dann kommt die Chefsekretärin. Dirk nennt sie den Königsfick. Ich finde, sie ist eine Melodie. Ihr Bass ist so laut, dass man ihn im Bauch spüren kann. Wenn sie an mir vorbeigeht, dann sehnt mein Körper ihr nach, wie sich Blumen der Sonne zu wenden. Und ich seufze jedes Mal. Ach, mache ich. Ich muss poetischer werden.
Sie hat einen Mp3-Player am Gürtel ihrer Jeans. Es ist eine ganz eigene Welt. Sie hat einen Soundtrack. Wenn sie sich bückt, macht der Mp3-Player: „Oops“ und wenn sie zornig ist, schreit er: „Exhale“ und wenn sie jemals in einer Verfolgungsjagd wäre, und Frauen wie sie gehören in eine Verfolgungsjagd, dann würde irgendetwas aus einem 30er Jahre Stummfilm dudeln. So ironisch, meine ich.
Sie hat schwarze Haare. Echte schwarze Haare, weit über die Schultern runter, die glänzen wie in einer Multicolor-Werbung und sie hat etwas so leichtes an sich, dass sie, wenn sie nur an mir vorbeigeht, mit den Fingerspitzen nach mir greift wie nach einem Kreisel und mich rotieren lässt. Sie hat dünne Hüftchen und einen mächtigen Hintern. Wenn man sie sieht, weiß man Bescheid. Sie gewährt einen Blick auf eine Wahrheit, zu der man keinen Zugang hat. Man weiß: Es ging in der Geschichte nicht um Land, sondern um sie. Man weiß: Es geht in der Wirtschaft nicht um Geld, sondern um sie. Und man weiß, es geht in der Musik nicht um Noten, sondern um die Melodie.
Wenn man die Chefsekretärin sieht, dann weiß man, warum der Kapitalismus siegt. Marx hätte sich die Haare gerauft, wenn er ihrer gewahr gewesen wäre. Er hätte sein Buch genommen, es in tausend Fetzen zerrissen und geschrien: Das kann nicht allen gehören. Das muss meins sein.
Ich will mich ihr in den Weg werfen, meine Existenz in die Welt herausschreien. Ich will ihr die Zeitung liefern, ihr die Haare kämmen, mit ihrer Mutter schlafen. Ich will, dass sie die Mutter meiner Kinder ist!
Dann macht sie die Tür zum Großraumbüro auf, das ganze Grau der Weiber weicht vor ihr zurück wie Schmutz in einer Werbung für Teppichreiniger. Und ich muss wegsehen, weil ich es nicht mehr ertragen kann.

Ich bin der rote Fleck auf dem schwarzen Schlips meines Chefs.
„Ich weiß gar nicht, woher der Virus schon wieder kommt!“, sagt er. „Sie haben doch gesagt: Sie haben das ein für allemal im Griff!“
Er steht vor seinem Schreibtisch und ich sitze auf seinem Platz, schaue den Rechner an wie ein Kinderarzt einen Jungen, der sich das Bein gestoßen hat, und sage: „Sind Sie auch wirklich von den Seiten weggeblieben?“
„Natürlich!“, sagt er. Mein Chef spricht nur in Ausrufezeichen. Er wirbelt mit der Hand eine riesige Geste in die Luft. Und schreit: „Bringen Sie das einfach in Ordnung! Ich will nichts mehr davon hören!“
„Ooh“, mache ich. „Ich seh schon. Trojaner. Backdoor-Trapdoor-Helix-Attacken. Sogar eine Hydra. Um Gottes willen, Chef. Wo waren sie denn da nur? Haben Sie versucht, das BKA zu hacken?“
Der Chef stürmt aus dem Büro. Ich lehne mich in seinem Sessel zurück. Dann tipp ich ein paar Befehle, damit sich mein kleiner Schatz für drei Tage still verhält und starre auf die Gegensprechanlage, die ins Paradies führt.
Den Rest des Nachmittages hab ich dann frei. Ich schaue aus seinem Fenster und denke: Hm. Ich suche auf Youtube nach einem dreißiger Jahre Verfolgungsjingle, kann aber keinen finden. Ich chatte ein wenig mit jemandem, mit dem ich öfter chatte, und schreibe, man könne unmöglich mit Frauen schlafen, für die man nicht ein Mindestmaß an Sympathie aufbringe. Vor denen man sich schäme. Dann lese ich, was ich geschrieben habe, und denke: Ich bin viel widersprüchlicher.
Ich stelle den Cache des Browsers wieder her, den mein Chef jedes Mal löscht, bevor er mich ruft, schüttle den Kopf und schaue mir normalere Pornos an. Dabei reibe ich mit der linken Hand über die Lederarmstütze des Sessels und hoffe, dass es mir Glück bringt.

Draußen regnet es. Das Vorzimmer ist leer. Die Chefsekretärin hat einen planen Arbeitsplatz. Keine Fotos, keine Pflanzen, und der Rechner ist auch schon heruntergefahren. Dirk sagt: Der Königsfick kann dir mit ihren Beinen das Kreuz brechen. Dirk sagt: Die kann dich leer saugen, bis sie den Mund voll mit Blut hat. Dirk sagt: Die kann schreien, bis dir das Trommelfell zerplatzt.
Ich muss taub werden.

Als ich in unser Büro komme, geht Dirk schon wieder. Er rempelt mich mit der Schulter an und zischt: „Wieder einen Donnerstag versaut.“
Ich reibe mir die Schulter und setze mich an meinen Platz. Ich muss robuster werden.
Der Regen donnert gegen die Scheibe und ich denke: Hm.
Fühle mich trocken und lege die Handflächen von innen gegen das Fenster. Sehr dumm, drinnen ist es ja auch trocken, aber das Fenster lässt sich öffnen und die Klimaanlage saugt einem das Leben raus, finde ich.
„Hallo“, sagt eine Stimme hinter mir. „Sie sind Smidt.“
Ich drücke die Hände gegen die Scheibe.
„Smidt, ich liebe Sie“, sagt die Stimme und es ist eine leise verschüttete Melodie darin. Als würde jemand versuchen, durch eine verstopfte Nase zu atmen. Man kann den Rotz hören. Die Stollen sind verstopft. Verkrustet.
„Ich kenne Sie“, sagt die Stimme. „Ich weiß, was in Ihnen vorgeht. Ich kenne Sie gut, Smidt.“
Ich drehe mich zu ihr herum. Sie hat eine Nase wie wegpoliert. Das ganze Gesicht glatt. Die Brüste irgendwo in einer sackähnlichen Bluse versteckt. Und der Schoß, so weit unten, dass man ihn nicht einmal ahnen möchte.
„Das geht jetzt, glaub ich, zu weit“, sage ich.
„Ich kann dich nach Hause fahren“, sagt sie und es ist ein leiser Ton darin. Man hört nicht, dass sie sich dazu überwinden musste. Man hört keine Angst. Sie hat die Hände entspannt an ihrem Körper liegen. Hat eine leise Melodie in sich. Verschüttet und verrammelt, aber man kann ihn hören.
„Sagen sie das noch mal“, sage ich. „Genau so.“
„Ich kann dich nach Hause fahren“, sagt sie und der Ton schwingt in meinem Ohr. Ein solider Ton, guter Durchschnitt. Eine drei plus.
Sie ist, wer sie ist. Ich stehe ihr zu.
„Sie müssen mich verwechseln“, sage ich. „Sie kommen zehn Minuten zu spät für einen schnellen Fick.“
Sie macht eine lange Pause und dreht das Gesicht von mir weg.
Schließlich: „Dann kann ich Sie nicht nach Hause fahren?“.
„Nein“, sage ich. „Ich warte noch, vielen Dank.“
Sie geht. Ihre Schritte verhallen im Gang.
„Der Spruch mit dem schnellen Fick tut mir leid“, sage ich.

Ich finde, ich passe nicht zu mir.

 

Das Orginal von JoBlack87 findet sich hier: Joker
Ich hab dir das schon mal gesagt und ich sags wieder: Hör auf mich zu stalken!

Hey Susanne!

Dein Titel ist genauso wenig passend wie meiner. Schon mal dafür ein Pluspunkt.

Ich finde mich dynamischer, weiser und vor allem sehr viel besser aussehend.
Ui, was hast du mit meinem Suizid gefährdeten Smidt gemacht? Ich hatte das Gefühl, er wäre zehn Jahre jünger. Aber okay, deine Version, deine Interpretation.
Dirk schlägt mit den Fingerspitzen gegen den Deckel der Cola-Dose.
„Das wird nix“, sage ich aus meinen schönsten Überlegungen gerissen, aber da höre ich schon das Zischen.
Dirk hängt mit der Schnute über der Dose und braune Brühe rinnt an seinen Fingern entlang auf den karamellfarbenen Boden. Irgendwie trifft er dabei noch die Maus, und der Bildschirmschoner verschwindet zitternd. Ein riesiger Schwanz bohrt sich in den behaarten Nikotinpflaster-Hintern eines –
Dirk springt auf, ich wende den Blick zur Seite und sage: „Ich hab dir doch gesagt, das wird nichts.“
? ? ?
Da stehe ich voll auf der Leitung.

Deine Figuren scheinen nicht nur jünger, sie sind auch irgendwie bunter, bisschen lebendiger, bei mir laufen Zombies rum und bei dir essen die sogar was (mit Remoulade!!!) und denken ans Bluten. Die Jimenez ist auch viel weicher und fleischiger und hat sogar einen Mp3player. Deine Angestellten sind ja fast glücklich. :)

Und jede Frau, die dann den Kopierer benutzt, trägt meine Saat, trägt winzige Gurkenschimmelanthraxbazillen auf jeder einzelnen Papierseite in die Welt hinaus.
Wenn doch alle Männer so romantisch wären ... ja, ich hab nur blöde Bemerkungen zu machen, was soll ich dir schon großartig dazu sagen. Ist halt schwierig, die eigene Geschichte so verfremdet zu sehen, und doch einiges wiederzuerkennen und man freut sich dann auch bisschen.

Und hey, dein Dirk ist auch so eine arme Wurst, auch bisschen Karl in jünger, der ist doch eindeutig ein Familientyp, will auch Freitage, damit er sich auf die Samstage freuen kann.

Ein Meer von Köpfen. Dauerwellen, Ponys, Seitenscheitel. Wenig blond, viel braun, kein rot.
Das ist ein schönes Bild, aber das hattest du schon mal verwendet oder? Soll kein Vorwurf sein.
„Ich geh mal die Schlange würgen, pass mir auf die Chicas auf.“
Lol dem würde ich gerne nen Klapps auf den Hinterkopf geben.
die glänzen wie in einer Multicolor-Werbung
Siehst du, sowas mein ich. :)
Das kann nicht allen gehört. Das muss meins sein.
Das ist auch gut.
Ich bin der rote Fleck auf dem schwarzen Schlips meines Chefs.
Ist immer noch besser als: Ich bin der rote Fleck auf dem weißen Slip meiner Chefin. Also wenn Smidt eine Smidta wäre.
Um Gottes willen, Chef. Wo waren sie denn da nur? Haben Sie versucht, das BKA zu hacken?“
Ist ja eigentlich hihi, aber wenn man den Chef mit einer anderen Figur austauschen würde, dann würd er sich nicht mehr um Humor bemühen. Ja, hast den Arschkriecher gut eingefangen, hier 'n Keks für dich.
„Der Spruch mit dem schnellen Fick tut mir leid“, sage ich, als ich allein bin.
Du dachtest, ich laber hier nur rum und will bisschen witzig sein und hab keinen Vorschlag für dich. Aber hier, streich "als ich allein bin" und da könnte er ruhig hören, wie sie den Flur entlang geht. Weil show, don't tell. :
Nein, ernsthaft, ist so ein Gefühl, weil "als ich allein bin" ist nicht nur endgültig, es ist auch bisschen plakativ. Wenn er nämlich sie noch weggehen hört, hat der Leser noch die Hoffnung, die Frau könnte ihn hören und so wie sie gestrickt ist, würde sie glatt zurückkommen.
Du willst ja mit dem vorletzten Satz bisschen die Hoffnung machen, dass Smidt auch anders kann, sich auch ändern könnte, deshalb ... ja.

87

 

Hey Fischfutter,

Dein Titel ist genauso wenig passend wie meiner. Schon mal dafür ein Pluspunkt.
Jo, hatte erst Harlequin, dann dachte ich: Gibt's nen Anpiff wegen Leanachmacherei.

Ui, was hast du mit meinem Suizid gefährdeten Smidt gemacht? Ich hatte das Gefühl, er wäre zehn Jahre jünger. Aber okay, deine Version, deine Interpretation.
Du hast Recht. Es ist halt eine Interpretation; in deiner Geschichte ist er, wie er ist. In der hier wollte ich lieber schauen, wieso er so ist.

Da stehe ich voll auf der Leitung.
Geschüttelte Cola-Dose läuft aus; man klopft auf den Deckel um den Druck zu reduzieren?

Deine Figuren scheinen nicht nur jünger, sie sind auch irgendwie bunter, bisschen lebendiger, bei mir laufen Zombies rum und bei dir essen die sogar was (mit Remoulade!!!) und denken ans Bluten. Die Jimenez ist auch viel weicher und fleischiger und hat sogar einen Mp3player. Deine Angestellten sind ja fast glücklich. :)
Glücklich find ich sie nicht; aber man muss auch nicht immer gleich Zombies aus allen machen, die in einem Büro arbeiten, finde ich. Hier ist der Focus halt auf anderen Dingen, Sex/Pornos und dem Kram. Die Jimenez ist deutlich fleischiger, um einen Gegensatz zu den anderen zu betonen.

Wenn doch alle Männer so romantisch wären ... ja, ich hab nur blöde Bemerkungen zu machen, was soll ich dir schon großartig dazu sagen. Ist halt schwierig, die eigene Geschichte so verfremdet zu sehen, und doch einiges wiederzuerkennen und man freut sich dann auch bisschen.
Jo. Ich kenn das. :)

Und hey, dein Dirk ist auch so eine arme Wurst, auch bisschen Karl in jünger, der ist doch eindeutig ein Familientyp, will auch Freitage, damit er sich auf die Samstage freuen kann.
Ja, er ist auch ein bisschen eklig wie dein Karl.

Das ist ein schönes Bild, aber das hattest du schon mal verwendet oder? Soll kein Vorwurf sein.
Hm, kann sein, war nicht bewußt. Das mit Marx war bewußt geklaut.

Ist immer noch besser als: Ich bin der rote Fleck auf dem weißen Slip meiner Chefin. Also wenn Smidt eine Smidta wäre.
Bitte? :)

Ist ja eigentlich hihi, aber wenn man den Chef mit einer anderen Figur austauschen würde, dann würd er sich nicht mehr um Humor bemühen. Ja, hast den Arschkriecher gut eingefangen, hier 'n Keks für dich.
Danke, ich mag die mit Schokolade obendrauf.

Du dachtest, ich laber hier nur rum und will bisschen witzig sein und hab keinen Vorschlag für dich.
Das mit dem "witzig" hab ich nicht gemerkt. :P

Aber hier, streich "als ich allein bin" und da könnte er ruhig hören, wie sie den Flur entlang geht. Weil show, don't tell. :
Nein, ernsthaft, ist so ein Gefühl, weil "als ich allein bin" ist nicht nur endgültig, es ist auch bisschen plakativ. Wenn er nämlich sie noch weggehen hört, hat der Leser noch die Hoffnung, die Frau könnte ihn hören und so wie sie gestrickt ist, würde sie glatt zurückkommen.
Du willst ja mit dem vorletzten Satz bisschen die Hoffnung machen, dass Smidt auch anders kann, sich auch ändern könnte, deshalb ... ja.
Jau, hab's geändert, leuchtet mir ein.
War mir ein Fest, dich zu kopieren. Nur die Kopierung Nicks, des Fischs, hätte mich noch zufriedener machen können!

Danke dir für Kritik und Vorlage
Q28

 

Hey Quinn,

viel geistreich kann ich hier nicht, ich sags mal gleich vorweg.

Jos Smidt, ein paar Jährchen jünger, aber in seinen Wesenszügen und Erfahrungen doch schon sehr erkennbar, hab ihn durchaus wieder erkannt.
Was mit irgendwie entgangen ist:

Quinn schrieb:
Du hast Recht. Es ist halt eine Interpretation; in deiner Geschichte ist er, wie er ist. In der hier wollte ich lieber schauen, wieso er so ist.

Ich finde, mein Leben passt nicht zu mir. Ich finde mich dynamischer, weiser und vor allem sehr viel besser aussehend.

:D, klar - finden wir doch alle!

Wir lehnen am Kopierer, essen und starren auf die gut fünfzig Frauen hinter Glas.

Wie Zierfische im Aquarium. Da starren Männer auch so schön stundenlang rein ;). Schönes Bild ;).

„Na, was war mit der Kleinen? Hat nach mir gefragt, oder? Wollte dass der Dirkster mal nach dem Getriebe schaut, hä? Braucht wohl mal nen Ölwechsel, das Stütchen.“

Schon furchtbar, diese Donnerstagsgeilheit der Frauen. Geradezu abstoßend!

Ich finde, sie ist eine Melodie (Punkt) Ihr Bass ist so laut,

Ich finde, sie ist eine Melodie Ihr Bass ist so laut, dass man ihn im Bauch spüren kann. Wenn sie an mir vorbeigeht, dann sehnt mein Körper ihr nach, wie sich Blumen der Sonne zu wenden.

Fehlt da ein Wort oder soll das so?
Das wird wohl sein Schicksal ... die er haben will, die kriegt er nicht und ... (die er später haben kann, die will er nicht).

Er hätte sein Buch genommen, es in tausend Fetzen zerrissen und geschrien: Das kann nicht allen gehören. Das muss meins sein.

:lol:

Der Regen donnert gegen die Scheibe und ich denke: Hm.

Ich falle auf die Knie, vor soviel Geist!

Fühle mich trocken und lege die Handflachen von innen gegen das Fenster.

ä

Unterhaltsame Lektüre im Quinnschen Stil. Alles andere hätte mich auch vom Glauben abgebracht.
Hab ich gern gelesen, auch, wenn ich jetzt nicht nächtelang drüber wachliege ;).

Beste Grüße Fliege

 

Hallo Fliege,

Jos Smidt, ein paar Jährchen jünger, aber in seinen Wesenszügen und Erfahrungen doch schon sehr erkennbar, hab ihn durchaus wieder erkannt.
Das freut mich. Ist ja schon immer eine Gratwanderung. Wenn man es zu dicht am Orginal macht, wird es eine Nacherzählung und wenn man es zu weit weg macht, ist es kein Copywrite mehr.

Was mit irgendwie entgangen ist:
Ja, damit meinte ich nur: Bei Jo ist die Figur schon ziemlich tot. Und hier wird eben beleuchtet, warum er so ist: Er hält sich für etwas Besseres. Er hat mehr verdient, als er bekommt.
Das ist auch - Jo hört das nicht gern - der Punkt bei Fight Club - und ich hab Joker schon immer in dieser Tradition gesehen.
Smidt kann sich nicht mit einem Büromäuschen zufrieden geben, wenn diese heiße Braut im Umfeld schwebt.
so wie sich der Erzähler bei Fight Club nicht damit zufrieden geben kann, dass er nur ein Rädchen im Getriebe ist, er muss die Revolution ausrufen. :)

Wie Zierfische im Aquarium. Da starren Männer auch so schön stundenlang rein ;). Schönes Bild ;).
Ja, das freut mich. Es ist natürlich auch ein Überangebot da, fand ich in Jos Geschichte auch so bezeichnend.

Schon furchtbar, diese Donnerstagsgeilheit der Frauen. Geradezu abstoßend!
Ich finde das auch sehr belastend. Man kann Donnerstag kaum noch vor die Tür gehen. Freut mich, dass du das auch so siehst!

Fehlt da ein Wort oder soll das so?
Das soll so, wobei ich da auch nicht wahnsinnig glücklich mit bin.

Das wird wohl sein Schicksal ... die er haben will, die kriegt er nicht und ... (die er später haben kann, die will er nicht).
Ja; das ist für mich auch das spannende an Bürogeschichten, die Hierachien. Er ist nur ein mittelmäßiger Angestellter, aber will natürlich nicht eine andere mittelmäßige Angestellte (die vielleicht sogar noch unter ihm steht), sondern er will das größte und beste, was so auf dem Markt ist. Die Chefsekretärin, die ihn wahrscheinlich nicht mal wahrnimmt.
Bei " a beautiful mind" gibt es da die riesen Szene, wenn eine umwerfende Frau und drei ganz ordentliche in eine Bar kommen, 3 Männer stürzen sich auf die Superfrau und die anderen drei bleiben gekränkt zurück. Besser wäre es: Die Superfrau zu ignorieren und die anderen 3 jeweils zu bearbeiten.
Dafür hat, so behauptet der Film, der gute Mann ja einen Nobelpreis bekommen.

Ich falle auf die Knie, vor soviel Geist!
Ja ... Okay.

Unterhaltsame Lektüre im Quinnschen Stil. Alles andere hätte mich auch vom Glauben abgebracht.
Hab ich gern gelesen, auch, wenn ich jetzt nicht nächtelang drüber wachliege.
Ja, so soll's auch sein.

Danke für deinen Kommentar, wobei du ja als Mitcopywriterin per Knebelvertrag dazu verpflichtet warst :)
Quinn

Hallo Kanlican,

schöne kg
Das ist doch mal ne Aussage.
Vielen Dank dafür
Quinn

Hallo Maria,

wie immer hast du da etwas Flüssiges geschrieben
Erinnert mich an den Satz: Beim Elfmeterschießen hatten wir alle die Hosen voll, aber bei mir lief's ganz flüssig.

Dass Dirk schwul sein soll, kann man kaum glauben, schließlich ist er wie der schlimmste Macho beschrieben. Wahrscheinlich ist er es ja grad deshalb
Ja, man weiß es nicht so recht. Smidt genießt es natürlich auch, ihn da zu ärgern und zu der Frau, die an Dirk interessiert ist, dann sofort zu sagen: "Schwul!"

Ansonsten habe ich eigentlich nichts hinzuzufügen, außer Lob, noch mehr Lob und noch mehr. Mir haben vor allem die kleinen Details gefallen, wie die nassen Hände von Dirk, die Roumullade an seinem Mund und so weiter. Diese winzigen Details, die du in der Geschichte herum gestreut hast, macht das ganze Lebendig.
Danke das freut mich.

Und der vorletzte Satz macht mir Smidt noch sympathischer. Also, von mir kriegst du eine zwei =D Für 1+ reicht es nicht
Ja, das ist natürlich auch in dem Text, dieses hierachische Gliedern von "Partnern".
Und das macht Smidt natürlich mit, obwohl er sich für was besseres hält. Er ist da also wie Dirk in diesem Punkt.

Danke dir für den Kommentar
Quinn

 

Guten Abend,

Ein ordentliches Copywrite, aber begeistert hat es mich nicht. Du hast das Original ziemlich breitgetreten und normalisiert, dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden, aber manchmal bist Du arg ins Faseln geraten oder hast zu viele Normbausteinchen verwendet. Das schwächt Deine Geschichte.
Einfaches Streichen könnte Wunder wirken. Hier hab ich:

„Das wird nix“, sage ich, aus meinen schönsten Überlegungen gerissen, aber da höre ich schon das Zischen.
Dirk hängt mit der Schnute über der Dose und braune Brühe rinnt an seinen Fingern entlang auf den karamellfarbenen Boden. Irgendwie trifft er dabei noch die Maus, und der Bildschirmschoner verschwindet zitternd. Ein riesiger Schwanz bohrt sich in den behaarten Nikotinpflaster-Hintern eines
Hier blicke ich auch nicht durch. Wo kommt der Schwanz her? Ist das die letzte schöne Überlegung? Oder sieht - was Gott verhüten möge - der verschwindende Bildschirmschoner so aus? Ich würd ja den Hintern streichen.
„Du musst mir glauben, ich bin nicht-“, sagt Dirk.
„Ja, natürlich.“
„Schwul.“
„Ja, das mein ich.“
„Echt nicht.“

„Keine Frage“, sag ich.
„Also wenn du ne Muschi hättest, dann würde ich dich hier auf der Stelle. Oh“, sagt Dirk.
Ich drehe mich zu ihm. Die Cola hat einen Fleck auf den Teppich getropft. Wenn es doch nur Blut wäre, denke ich. Von mir aus meins, besser seins.
Das Unterstrichene könnte weg. Später kommt die Frau an den Kopierer, da klärt es sich und hätte ohne die Wiederholung mehr Pep, finde ich.
„Vielleicht denken sie am Mittwoch auch schon an den Samstag“, sage ich.
„Was? Quatsch“, sagt Dirk. „Du musst dich mal einkriegen. Ist ja nicht zum aushalten mit dir. Du guckst immer so in die Gegend und stierst irgendwohin. Meine Fresse, Mann. Da kriegt man ja ne Gänsehaut“, sagt es und verschlingt den letzten Happen mit gewaltigem Biss. „Ich geh mal die Schlange würgen, pass mir auf die Chicas auf.“
Hier auch: Ohne das Unterstrichene fänd ichs besser.
Sie beugt sich zu mir herunter und flüstert: „Dein Freund. Sag mal, hat der eine Freundin?“
„Schwul“, sag ich.
„Wirklich?“
„Stockschwul.“
Das mein ich. Ein Schwulgag ist doch genug pro Dirk und Text.
„Na, was war mit der Kleinen? Hat nach mir gefragt, oder? Wollte dass der Dirkster mal nach dem Getriebe schaut, hä? Braucht wohl mal nen Ölwechsel, das Stütchen.“
„Klar“, sag ich und beiß in das Gurkensandwich. „Haben nur von dir geredet.“
„Arsch“, sagt Dirk und geht.
Ich wünsche mir einen Flummi, den ich auf das Linoleum werfen und ihn auffangen kann. Oder wenigstens eine Zigarette.
Dieser Abschnitt könnte eine dieser neuen und döseligen Van-Nelle-Tabaksbeutel-Kurzgeschichten sein, wenn die etwas versauter wären. Das Unterstrichene ... aber was red ich.
Ich finde, sie ist eine Melodie. Ihr Bass ist so laut, dass man ihn im Bauch spüren kann. Wenn sie an mir vorbeigeht, dann sehnt mein Körper ihr nach, wie sich Blumen der Sonne zuwenden. Und ich seufze jedes Mal. Ach, mache ich. Ich muss irgendwie poetischer sein.
Wenn da stünde: Sie ist wie Musik, dann wäre der Bass darin halt noch besonders erwähnenswert. Aber ein Mensch, der ist wie eine Melodie, ist ganz anders als einer, dessen Bass man besonders hervorhebt. Die beiden Bilder heben sich auf.
Und warum nicht einfach Ich muß poetischer werden? Das mit dem was-werden-müssen kommt später so hübsch wieder.
Wenn sie sich bückt, macht der Mp3-Player: „Oops“ und wenn sie zornig ist, schreit er: „Exhale“ und wenn sie jemals in einer Verfolgungsjagd wäre, und Frauen wie sie gehören in eine Verfolgungsjagd, dann würde irgendetwas aus einem 30er Jahre Stummfilm dudeln. So ironisch, meine ich.
Sie hat schwarze Haare. Echte schwarze Haare, weit über die Schultern runter, die glänzen wie in einer Multicolor-Werbung und sie hat etwas so leichtes an sich, dass sie, wenn sie nur an mir vorbeigeht, mit den Fingerspitzen nach mir greift wie nach einem Kreisel und mich rotieren lässt, um die eigene Achse herum. Sie hat dünne Hüftchen und einen mächtigen Hintern. Wenn man sie sieht, weiß man Bescheid. Sie gewährt einen Blick auf eine Wahrheit, zu der man keinen Zugang hat. Man weiß: Es ging in der Geschichte nicht um Land, sondern um sie. Man weiß: Es geht in der Wirtschaft nicht um Geld, sondern um sie. Und man weiß, es geht in der Musik nicht um Noten, sondern um die Melodie.
Das ist viel zu viel! Das Unterstrichene etc,
Ich will mich ihr in den Weg werfen, meine Existenz in die Welt herausschreien. Ich will ihr die Zeitung liefern, ihr die Haare kämmen, mit ihrer Mutter schlafen. Ich will, dass sie die Mutter meiner Kinder ist!
Dann macht sie die Tür zum Großraumbüro auf und das ganze Grau der Weiber weicht vor ihr zurück wie Schmutz in einer Werbung für Teppichreiniger. Und ich muss wegsehen, weil ich es nicht mehr ertragen kann.
dito. Der Marx, das zurückweichende Grau, dann der Wegsehsatz. Das hätte Blam.
„Ooh“, mache ich. „Ich seh schon. Trojaner. Backdoor-Trapdoor-Helix-Attacken. Sogar eine Hydra. Um Gottes willen, Chef. Wo waren sie denn da nur? Haben Sie versucht, das BKA zu hacken?“
Klassischer Schwachmachklamauk.
Dreißigerjahre-Verfolgungsjingle
So wär das hübsch. Was für ein Geschlecht hat Jingle eigentlich?
Dabei reibe ich mit der linken Hand über die Lederarmstütze des Sessels und hoffe, dass es mir Glück bringt.
Mein Lieblingsatz.
Draußen regnet es. Das Vorzimmer ist natürlich leer. Die Chefsekretärin hat einen planen Arbeitsplatz. Keine Fotos, keine Pflanzen, und der Rechner ist auch schon heruntergefahren. Dirk sagt: Der Königsfick kann dir mit ihren Beinen das Kreuz brechen. Dirk sagt: Die kann dich leer saugen, bis sie den Mund voll mit Blut hat. Dirk sagt: Die kann schreien, bis dir das Trommelfell zerplatzt.
Ich muss taub werden.
Als ich in unser Büro komme, geht Dirk schon wieder. Er rempelt mich mit der Schulter an und zischt: „Wieder einen Donnerstag versaut.“
Ich reibe mir die Schulter und setze mich an meinen Platz. Ich muss robuster werden.
Fühle mich trocken und lege die Handflächen von innen gegen das Fenster. Sehr dumm, drinnen ist es ja auch trocken, aber das Fenster lässt sich öffnen und die Klimaanlage saugt einem das Leben raus, finde ich.
Sie klimpert nicht mit den Augen, sie wiegt die Hüften nicht, sie spricht nicht tiefer als sonst, weil sie gehört hat, dass es wirkt.
aber man kann sie hören.
„Sagen Sie das noch mal“
der Ton schwingt in meinem Ohr. Er klingt ordentlich. Es ist ein solider Ton. Ein guter Durchschnitt. Eine drei plus.
Sie ist, wer sie ist. Ich stehe ihr zu.
Viel zu viel Stakkato, als daß es noch wirkt.
Schließlich noch einmal: „Dann kann ich Sie nicht nach Hause fahren?“.
Das hat sie doch vorher nicht gesagt.

Ich habs mit und ohne das Unterstrichene laut gelesen und fand den Unterschied enorm.

Gruß,
Makita.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Makita,

Ein ordentliches Copywrite, aber begeistert hat es mich nicht. Du hast das Original ziemlich breitgetreten und normalisiert, dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden, aber manchmal bist Du arg ins Faseln geraten oder hast zu viele Normbausteinchen verwendet. Das schwächt Deine Geschichte.
Ja, gut. Das spiegelt auch ein Stück weit die Geschichte wieder, wobei ich es nicht als "breitgetreten und normalisiert" empfunden habe.

Hier blicke ich auch nicht durch. Wo kommt der Schwanz her? Ist das die letzte schöne Überlegung? Oder sieht - was Gott verhüten möge - der verschwindende Bildschirmschoner so aus? Ich würd ja den Hintern streichen.
Nein, das ist der Monitor. Als der Bildschirmschoner verschwindet, wird der Blick darauf freigegeben. Ich hab's deutlicher gemacht.

Das Unterstrichene könnte weg. Später kommt die Frau an den Kopierer, da klärt es sich und hätte ohne die Wiederholung mehr Pep, finde ich.
Ich fand das grade gut, weil der Dialog in meinen Ohren schon richtig was hat.

Dieser Abschnitt könnte eine dieser neuen und döseligen Van-Nelle-Tabaksbeutel-Kurzgeschichten sein, wenn die etwas versauter wären. Das Unterstrichene ... aber was red ich.
Jo, ich hab schon einiges rausgestrichen, nach deinen Anmerkungen. So ein Kommentar zwingt einen natürlich dazu, etliche Vergleiche und Stellen zu hinterfragen. Dabei ist es natürlich so, wenn man sich bei einem Vergleich fragt: Ist der notwendig? Wird man in 99% der Fälle auf die Antwort kommen: Nein, natürlich nicht.
Also ist die Frage: ist er schön? Dient er dem Lesevergnügen, und das ist dann natürlich ein weites Feld. Ich hab einiges gestrichen, grade Vergleiche oder Stellen, die ich eher als mittelmäßig bis schwach empfand, aber bin lang nicht so weit gegangen, wie du es vorschlägst.

Und warum nicht einfach Ich muß poetischer werden? Das mit dem was-werden-müssen kommt später so hübsch wieder.
Ja. D'accord.

Das ist viel zu viel! Das Unterstrichene etc,
Er ist im Überschwang, es ist doch das einzig schöne da, warum soll man ihn nichts ins Schwärmen geraten lassen? Das ist der Mittelpunkt seines Alltags dort.

dito. Der Marx, das zurückweichende Grau, dann der Wegsehsatz. Das hätte Blam.
Ja, ich hab ein bisschen gestrichen, aber es ist doch auch kein Text, der auf "Blam" nun unbedingt aus ist, sondern es ist schon ein plätschernder Text, der beschreibt da den Alltag. Also den Text auf Krawall gebürstet, hat ja Jo schon geschrieben.

Klassischer Schwachmachklamauk.
Hm, der Chef hat halt keine Ahnung vom Computer und Smidt erzählt ihm irgendwas.Ich find das nicht so schlimm. Ist schon eine klamaukige Stelle, aber nicht unerträglich, finde ich.

So wär das hübsch. Was für ein Geschlecht hat Jingle eigentlich?
Männlich, aber wenn man den Jingle vorher rausstreicht, dann verpufft der Satz hier doch.

Viel zu viel Stakkato, als daß es noch wirkt.
Ich hab's ein bisschen abgeschwächt.

Das hat sie doch vorher nicht gesagt.
Richtig. Geändert.

Ich habs mit und ohne das Unterstrichene laut gelesen und fand den Unterschied enorm.
Ja, ich auch. Wobei es den Ton schon deutlich ändert und in der Gesamtheit nicht durchweg zum Besseren. Ich hab jetzt das rausgestrichen, von dem ich glaube, dass es überflüssig war und andere Sachen, die du angemerkt hast, trotzdem drinbehalten. Ich les die Tage nochmal und prüfe, ob sich noch mehr rausstreichen lässt, aber das ist halt immer so eine Sache. Der Text ist natürlich unverdichtet. Und ein unverdichteter Text hat als Angriffsfläche natürlich immer "Fasel/Streichen/Überflüssig", ja.
Ich würde die Geschichte verdichtet nicht erzählen wollen, das passt doch auch weder zum Setting noch zu der Figur; also ich hab einiges rausgestrichen, aber nicht so viel.
Danke dir für die Kritik, die mich dazu gezwungen hat, mich noch einmal kritischer mit dem Text zu befassen
Quinn

 

Hey Quinn!

Ein schönes Copywrite. Wobei mir Smidt bei Jo besser gefallen hat, er war kauziger, extremer. Bei dir ist er so verniedlicht, voller Selbstironie. Deinem Smidt fehlt der Schneid, finde ich, um ihn zu etwas Besonderem zu machen.

Antihelden machen ist nicht leicht, glaub ich. Man muss ja trotzdem bei der Stange bleiben und ihn folgen wollen, auch wenn man weiß, dass er scheitern wird. Das Scheitern muss interessant sein.

So hab ich deine Geschichte wegen der Sprache gemocht, nicht wegen den Figuren. Auch wenn du zu viel schwafelst, stellenweise, und man einiges streichen könnte, gerade da, wo du der Chefsekretärin einen ganzen Absatz an Gedankenbrei spendierst.

Ich mochte das mit den Gurken im Kopierer und den Versuch, alle Welt zu infizieren. Das hat was Narzisstisches und zeigt schön, aus welchem Holz Smidt geschnitzt ist.

Auf dem Monitor bohrt sich ein riesiger Schwanz bohrt in den behaarten Nikotinpflaster-Hintern eines –

Da bohrt immernoch zu viel.

Bis bald,

yours

 

Ein schönes Copywrite.
Ha! Das nehm ich mit!

Wobei mir Smidt bei Jo besser gefallen hat, er war kauziger, extremer. Bei dir ist er so verniedlicht, voller Selbstironie. Deinem Smidt fehlt der Schneid, finde ich, um ihn zu etwas Besonderem zu machen.
Hm, das Orginal würde ich nun auch nicht als "mutig" bezeichnen, extremer ja.

Antihelden machen ist nicht leicht, glaub ich. Man muss ja trotzdem bei der Stange bleiben und ihn folgen wollen, auch wenn man weiß, dass er scheitern wird. Das Scheitern muss interessant sein.
Hm? :) Helden können doch auch scheitern. Kurzgeschichten verlangen normal auch nicht nach Helden, sondern nach Allerweltsfiguren (wohl dann mit überzeichneten Eigenschaften), aber "Held" und auch "Antiheld" scheinen mir mittlerweile fast veraltete Begriffe zu sein in literarischem Zusammenhang, sie wirken sogar eher kontraproduktiv auf mich.

So hab ich deine Geschichte wegen der Sprache gemocht, nicht wegen den Figuren. Auch wenn du zu viel schwafelst, stellenweise, und man einiges streichen könnte, gerade da, wo du der Chefsekretärin einen ganzen Absatz an Gedankenbrei spendierst.
Ich hab ja nach Makita schon viel gekürzt und was da noch steht, hab ich geprüft und halte es für bleibenswert. Schön, dass dir der Stil gefiel.

Danke dir für deinen Kommentar
Quinn

 

Huhu Quinn!

Helden können doch auch scheitern.

Ja natürlich. :)

Ich mein halt, wenn ich mir denke, hey, du bist ein Waschlappen und mich interessiert nicht, wie du morgen versagen wirst, dann ist die Geschichte eben nichts für mich.

Wenn ich mir aber denke, okay, du hast es versucht, aber du bist in die Teergrube gefallen, ...

Oder: Mensch, du bist so ein feiner Kerl, aber alle anderen Leute machen dich immer nur nieder ...

Oder: Junge, du bist ein Schurke! Wie du die Alte gelinkt hast, das war nicht fein! Ich wünschte, du würdest ...

Solche Sachen meine ich. Wenn man ein persönliches Interesse an der Figur entwickelt. Dann wirds interessant. Aber kann ja sein, herrje, dass das nur mir so geht und es mir bei dir nicht gelungen ist. :)

Schönen Abend vom Förmlichen,

yours

 

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