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Immer wenn es regnet

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23.01.2007
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Immer wenn es regnet

Im Trockenen eine Bank wie eine Wippe, an der Wand ein Bonbonautomat, bald kommt der Bus. Die Kleine versteckt die Fäuste in den Taschen, Zöpfe winden sich auf ihrem Rücken.
Er sieht zu ihr, seine Hände kleben feucht. Er nimmt sie aus den Taschen und fühlt Kälte. Schweiß sticht in seinen Rücken. Dumpfe Gerüche steigen von den Achseln auf und dringen in seine Nase.
Die Kleine geht zum Bonbonautomaten und wirft etwas hinein. Dreht am Griff, er rührt sich nicht, sie langt fester zu, die Knöchel weiß, sie verzieht den Mund. Zöpfe neigen sich zur Seite, der Automat steht unbeweglich wie eine Klippe. Die Kleine seufzt.
Er beobachtet, schluckt, steht auf. Nähert sich, durchquert einen Regenwald, feuchter Dampf schlägt ihm entgegen, Schweiß fließt auf seiner Stirn, ein Tropfen löst sich und fällt. Große Augen sehen alles. Er streckt die Hand, berührt den Automaten, packt den Griff, spannt sich und dreht. Ein Bersten, ein Dröhnen. Dann: Ein Bonbon fällt der Kleinen in die Hand. Es ist rot. Sie packt es aus und lutscht.
Vom Vordach fällt Morgenregen und bildet einen Vorhang. Im Trockenen eine Bank wie eine Wippe. Die Kleine versteckt die Fäuste in den Taschen, Zöpfe winden sich auf ihrem Rücken. Ihre Lippen sind noch rot. Er will etwas sagen, sucht nach Worten, schweigt. Der Bus kommt, er steigt ein. Winkt ihr zu: Bis morgen.

 

hallo Yours, ehrlich gesagt..hm...:confused:ich hab den Sinn des Textes nicht so ganz kapiert. Wolltest du etwas phädophiles andeuten (wegen roter Lippen am Ende/Doppeldeutung ???) ? Ich konnte dem Text auf jeden Fall keinen tieferen Sinn entnehmen. Vieleicht muss ich ihn noch ein paarmal durchlesen, bis bei mir ein Groschen fällt (kommt bei mir auch schon mal vor :dozey:)

 

Ich als Vater, geschieden, eine Tochter, lese da was ganz anderes draus. So oder so sind es traurige Bilder, die in ihrer Kürze ganz schön wirksam sind. Aber würde auch gern erst Mal auf eine Erklärung warten.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Engelchen!

Ich wollte mal einen leisen Text schreiben und schauen, ob er ankommt. Ich muss zugeben, der ist lange, lange, lange eingekocht worden und ... naja, vielleicht hat er dabei auch den Geschmack verloren. :)

Ich guck mal, ob noch wer was anmerkt, sonst schreib ich halt ne Erläuterung. Oder so.

Danke dir für den Kommentar.

Edit: Oh Webby ... ja, die Bilder sind traurig. Mal sehen, ob noch wer was anmerkt.

yours

 

Vielleicht sollte man den Text auch nicht erläutern und jeder nimmt sich einfach raus, was er ihm/ihr bedeutet. Mir macht er wässrige Augen. ;)

 

Das fände ich ... wunderschön. So sollte es eigentlich auch sein, dass man sich etwas rausnimmt. Was einem etwas sagt.

 

Das ist keine Geschichte, sondern nur deren Anfang: Der Mann weiß um seine Pädo-Neigung, kann aber der Versuchung nicht widerstehen. Er hilft dem Mädchen – und hat damit die erste Kontaktaufnahmen geschafft. Er hat jetzt einen Vertrauensvorschuss, doch ob er den für seine Zwecke missbrauchen wird, weiß man nicht. Auf jeden Fall ist er nicht zufällig da, wäre es anders, müsste der Titel anders heißen.

Natürlich kann man den Text auch anders interpretieren: Er ist vielleicht der Vater des Kindes, das ihn jedoch nicht kennt - Grund unbekannt.

Möglich sind noch andere Versionen.

Fazit: Keine Geschichte, sondern ein Rätsel - dafür ist kg.de nicht da.

 

Salve yours,

Dein Text gefällt mir. Er könnte in der Tat der Anfang einer längeren Geschichte sein, kann aber auch sehr gut für sich stehen.

Du schaffst, was viele andere Kürzesttexte, die ich hier im Forum gelesen habe, nicht erreichen: die ganzen Geschichten, Deutungen, die sein könnten, entstehen in meinem Kopf. alle sind möglich, alle gehen aus den Bildern und Gefühlen hervor, die Du malst bzw. weckst (der schmerzhaften Sehnsucht des Mannes und das Mädchen, das im Augenblick nur an den Bonbons interessiert scheint).

Natürlich haben solche Texte, die vieles offen lassen, eine Berechtigung auf KG.de - es wäre vermessen, zu behaupten, wir würden dafür keine Plattform bieten.

LG, Pardus

 

Hast Recht, Pardus, meine Bemerkung war vielleicht zu hart, aber ich hasse Beliebigkeit.

 

Was ist denn falsch daran, einen Text einfach nur mal wirken zu lassen? Weder wird der Text dadurch beliebig, noch zu einem Rätsel. Vielleicht sollte man sich als Leser auch mal etwas freier machen, nicht nur als Autor. Und damit meine ich zum Beispiel auch, dass man nicht immer gleich bei der Mann/Mädchen-Kombination in die Pädo-Richtung interpretiert, so kann man jedem Text die Unschuld nehmen, was ich ganz schön arm finde.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Yours Truly,

Die ersten Kommentare auf Deinen Text gelesen, dann machte sich der Verdacht breit, dass da jetzt bald eine Erklärung kommt, also nicht weitergelesen, denn ich möchte Dir meinen ersten Eindruck mitteilen:

Der Held der Geschichte darf für einen kurzen Moment ein Held sein, der sogar einen Regenwald durchquert. Sonst scheint er – durch ganz kurze Einschübe wie “dumpfe Gerüche aus seinen Achseln" – der Antiheld. Vielleicht ein Bettler oder Alkoholiker, muss aber nicht sein, egal. Er begeht eine Heldentat, das erfreut ihm den Tag. Sonst ist er einsam. Vielleicht macht er dasselbe jeden Tag (“bis morgen”), wenn die Kleine aus der Schule kommt, oder “immer wenn es regent”. Das könnte dann der Höhepunkt des Tages sein, muss aber auch nicht sein. Einmal ist genug, trotzdem gefällt mir die Anspielung.

Ganz kurz schlich sich der Hintergedanke an was sexuelles ein – verschwand aber gleich wieder. Der Text spricht von ganz anderen Gefühlen, für mich.

Die Sprache ist von einer poetischen Simplizität, die mir sehr gut gefällt. Einfache Worte, sehr treffend gewählt. Da könnt ich jetzt fast jeden Satz zitieren. Es liest sich sehr schön, für mich passt alles zusammen.

Sehr gut gefiel mir der Anfang “Im Trockenen eine Bank wie eine Wippe”, - schönes Bild, obwohl ich sie mir eigentlich nicht so recht vorstellen kann, die Bank oder auch gerade deswegen - und auch die Wiederholung des Satzes. Auch den Titel finde ich sehr gelungen, tja wie gesagt, von Anfang bis zum Ende.

Schön und trauig, diesen Moment miterleben zu dürfen. Danke, dass Du ihn mit uns teilst.

Hm, hm, jetzt die restlichen Komms gelesen, und es kam ja doch keine Erklärung daher, irgendwie dachte ich dabei auch “besser so”. Da muss ich Webmaster zustimmen. Und auch Pardus’ zweiten Absatz könnte ich zitieren. Da ich aber doch hauptsächlich für den Autor hier meinen Senf dazugebe, lasse ich ihn trotzdem stehen. Wer den Text unvoreingenommen lesen will, macht’s hoffentlich so wie ich und liest ihn vor den Kommentaren.

Hoffe, obiges ist Dir nützlich.

Liebe Grüße

Elisabeth

 

Hi yours!

Interpretation ist Sache des Lesers, nicht des Autors. So finde ich, dass sich die Geschichte schon auch als Kampf mit pädophilen Neigungen liest / lesen kann. Solte das nicht deiner Intention entsprechen, sei froh: Eine Deutungsweise mehr tut keinem Text schlecht.

Zur Form: Für mich ist das eine Bilderbuchkurzgeschichte. Offener Angang, offener Schluss, Vieldeutigkeit etc. OK. Nicht schlecht. Aber auch nicht herausragend. Vor allem sprachlich. Die Wiederholungen sind mir zu penetrant und bedeutungschwanger für die Kürze des Textes, als dass er mich packen kann. Ich merke, man will mich manipulieren. Aber die Idee zur Geschichte ist gut.

Gruß
Kasimir

 

Hallo yours!

Dein Text ruft Melancholie hervor, lässt mich damit dann aber im Regen stehen. Ich kann sie nicht verarbeiten, kann nur warten bis sie sich von selbst auflöst.
Nun, jetzt ist es soweit und ich versuche, aus dem Inhalt schlau zu werden. Ich hätte das wohl besser lassen sollen.

Immer wenn es regnet treffen die beiden sich an der Haltestelle, weil der Mann bei trockenem Wetter mit dem Rad fährt. Sie treffen sich also nur sporadisch.
Der Mann möchte mit dem Mädchen gern ins Gespräch kommen, weiß aber nicht wie. Die Chance, das gemeinsame Abenteuer am Automaten, verstreicht und alles ist wie vorher; das Mädchen hat die Fäuste in den Taschen, der Mann weiß nichts zu sagen und die Bank, wie eine Wippe, also ein Gerät, das zu Gemeinsamkeit einlädt, bleibt nur eine Bank im Trockenen, ein Zufluchtsort vor dem Regen.
Am Ende winkt der Mann und denkt, bis morgen. Er ist krank und wird die nächsten Tage nicht mit dem Rad fahren. Vielleicht ändert sich dadurch etwas.

Fazit: Als Stimmungsbild gefällt und wirkt der Text, aber als Geschichte ist er einfach zu offen. Ich lasse mich von einem Autor lieber etwas mehr an die Hand nehmen.

Liebe Grüße

Asterix

 

Hey yours!

Kann mich Kasimir eigentlich anschließen, die Geschichte ist viel zu allgemein gehalten.
Das kann ein Verwandter oder ein Fremder sein. Er könnte aus pädophilen Gründen bei ihr sein oder weil er sie liebt (das andere ;P).

Er will etwas sagen, sucht nach Worten, schweigt. Der Bus kommt, er steigt ein. Winkt ihr zu: Bis morgen.
Da dachte ich: Ja, der muss also mit ihr irgendwie verwandt sein, oder ein Bekannter, die kennen sich, sonst würde sie nicht da sein, aber das hilft mir auch nicht weiter, es kann sein, dass ihr Bus nach seinem kommt, das schließt auch die Pädophilie nicht aus.
Keiner der Sätze schließt irgendwas aus und jeder kann das daraus lesen, was er will.
Bei "sie lutscht" denkt man, dass es vielleicht deutlich wird, aber nein, warum darf man denn nicht sowas sagen, was soll man statt dessen sagen?
Was jedoch Pädophilie ausschließen könnte, wäre die Rubrik, Alltag, ist das Alltag? Das wäre traurig, aber ich glaube, du würdest es dann in Gesellschaft posten. Oder du wolltest es so offen lassen. Tja, ist mir leider zu offen.

Mir gefällt der Text nicht, weil er bei mir gefühlsmäßig nix auslöst, weil ich eben nicht weiß, worum es da eigentlich geht.
Ich muss das aber wissen, wenigstens in Ansätzen.
Der Stil gefällt mir auch nicht. Bedeutungsschwanger beschreibt es schon am besten. Im negativen Sinne, sorry.

JoBlack

 

Hallo

Minimalistische Texte sind normalerweise nicht mein Ding, dennoch will ich mich mal darauf einlassen und miträtseln.

Mein erster Verdacht war natürlich auch Pädophilie. Allerdings lässt sich dieser nicht wirklich festmachen – wenn man von der Tatsache absieht, dass ein älterer Mann Gefühle für ein Mädchen hegt. Welche Gefühle das sind kann ich jedoch nicht beantworten.

Mein zweiter Verdacht war, dass der Mann der Vater des Mädchens ist. Eine Tatsache, die dem Mädchen nicht bekannt ist.
Tag für Tag kommt der Mann, setzt sich auf die Bank und wartet auf seine Tochter. Doch nur bei Regen setzt sich die Kleine dazu, da die Bank im Trockenen liegt(? – hab ich so verstanden aufgrund des Titels)
Als das Mädchen eines Tages mit einem Bonbon-Automaten kämpft, bietet sich dem Mann eine Chance seiner Tochter näher zu kommen. Doch der Moment, wo er etwas zu ihr sagen könnte verstreicht und als der Bus kommt steigt der Mann niedergeschlagen ein und hofft auf den nächsten Tag.

eine Bank wie eine Wippe

Das Bild habe ich erstmal nicht verstanden, bis ich die Wippe als das Auf-und-Ab der Gefühle verstanden hab, die der Mann durchleidet. Das Gefühlschaos entsteht sobald der Mann die Kleine sieht, wie sie auf ihren Bus wartet.

der Automat steht unbeweglich wie eine Klippe

Das Bild erschließt sich mir leider nicht – auch nach längerem Nachdenken. Stören tut mich jedenfalls der Reim Wippe-Klippe-Wippe (Der Begriff Wippe taucht im Text ja zweimal auf, was mir auch nicht gefällt)

Alles in allem, favorisiere ich meinen zweiten Verdacht, allerdings fehlen die Indizien. Fakt ist nur, dass der Mann Gefühle für das Mädchen hegt, welcher Art die sind, bleibt dem Leser verborgen. Fazit: Miträtseln hat Spaß gemacht, aber die minimalistische Art gefällt mir immer noch nicht, zumal der Text keine Emotionen bei auslöst.

Viele Grüße

Mothman

 

he yours, mir gefällt der text, weil er nicht das gefühl vermittelt, dass der autor hier unbedingt etwas sagen will. man kann mitdenken, interpretieren, es aber ebenso gut sein lassen, denn hier wird genug andres geboten.
dein erster satz z.b. ist wie eine gelungene gedichtzeile: der sinn erschließt sich mir nicht, aber der satz bleibt im gedächtnis und man klopft ihn häufiger auf seine bedeutungen ab... denn irgendwo da muss ein schatz liegen, warum sollte er sonst so leuchten?
ich find, allein das ist schon ne ganze menge für so nen kurzen text, aber auch die automaten-szene ist richtig gut - farbenfrohes kopfkino! mich erinnerts übrigens an kurzfilme, in denen alles mögliche grell, vergrößert und stumm in szene gesetzt wird - da schwingt auch viel bedeutung mit, aber manchmal ahnt man, dass der regisseur mit dieser wirkung nur spielt. schön bunt und knackig, gern gelesen...
Kubus

 

Hi yours!

Eigentlich wurde ich immer ärgerlicher, je länger ich las. Das ist auch mein Ding nicht, wenn der Text so weit interpretierbar ist. Wenn er beinahe bis zur Beliebigkeit zu dehnen geht.

Aneinanderreihung von Beschreibungen, dachte ich bei mir. Mehr ist das nicht. Kein tieferer Sinn.

Nun, das mag stimmen, aber der letzte Satz reißt alles raus, finde ich. Durch diesen Satz bekommt das Ganze für mich dann doch einen Sinn, einen Grund, einen Anfang und ein Ende.

Und so sollte es doch sein, bei einer guten Kurzgeschichte. Dass einem der Sinn des Stückes erst mit dem letzten Satz aufgeht.


Hat mir gefallen, sehr schön.


Schöne Grüße von meiner Seite!

 

Hej Yours,

bei diesem Text bin ich hin und hergerissen, obwohl er so kurz ist, oder vielleicht gerade deshalb. In das Wenige, das passiert, kann man viel hineinlegen.

Ein Pädophiler, klar, das war auch meine erste Annahme. Aber nur kurz, am Ende wusste ich doch nicht mehr, was für für eine Beziehung der Mann zu dem Mädchen haben soll.

durchquert einen Regenwald, feuchter Dampf schlägt ihm entgegen,

Das Bild finde ich schön, kann ich mir gut vorstellen. Aber dann muss es im Sommer passieren, denn feuchten Dampf gibt's im November eher nicht ;).

Also, ich bin zwiegespalten. Auf der einen Seite gefällt's mir gut, auf der anderen hätte ich gerne mehr gewusst über die Beziehung der beiden.

Liebe Grüße
Giraffe

 

So, dann mal los:

Hallo Dion!

Danke dir für deine Rückmeldung. Ja, er nimmt Kontakt auf und das fällt ihm schwer - aus welchem Grund auch immer. Auch das Helfen fällt ihm schwer. Spannend finde ich, dass du, wie auch viele andere Leser, hier einen Pädo siehst. Mir war klar, dass man das herauslesen kann, aber dass gleich der erste Kommentar in die Richtung zielt, fand ich erstaunlich.

Das ist kein Rätsel, es ist eine Geschichte. Sie beschreibt nur einen ganz kleinen Augenblick, vielleicht eine halbe Minute, mehr nicht. Aber es passiert etwas in dieser Szene. Und deshalb ist es eine Geschichte. Es verändert sich was.

Klar ist es unkonkret. Ich habe versucht, rein den inneren Ablauf darzustellen, die Gefühle kenntlich zu machen.


Hallo Pardus!

Du schaffst, was viele andere Kürzesttexte, die ich hier im Forum gelesen habe, nicht erreichen: die ganzen Geschichten, Deutungen, die sein könnten, entstehen in meinem Kopf. alle sind möglich, alle gehen aus den Bildern und Gefühlen hervor, die Du malst bzw. weckst (der schmerzhaften Sehnsucht des Mannes und das Mädchen, das im Augenblick nur an den Bonbons interessiert scheint).

Danke dir für dein Lob, das freut mich sehr. Schön, dass der Text bei dir funktioniert hat. Man kann den Text auch als Kippbild sehen, wie das Bild der Frau und des jungen Mädchens: Man kann immer nur eine Seite sehen, aber nie beide. Allerdings wollte ich Beliebigkeit vermeiden. Gefühle sind manchmal ambivalent - mal so, mal so, mal beides.

Schön, dass du auch die zwei Sehnsüchte gesehen hast. Die zwei Schmerzen in dem Text. Freut mich, dass ich das vermitteln konnte.


Und hallo nochmal, Webby!

Das ist ein Text, den man mit dem Herzen lesen muss. Mich hat ... überwältig, was du geschrieben hast. Mit einer solchen Reaktion habe ich nicht gerechnet. Aber auch ich habe Kinder, mit denen ich momentan nicht zusammenlebe. Leider. Aber es ist, wie es ist.

Danke dir sehr für deine Kommentare.


Hallo Elisabeth!

Der Held der Geschichte darf für einen kurzen Moment ein Held sein, der sogar einen Regenwald durchquert. Sonst scheint er – durch ganz kurze Einschübe wie “dumpfe Gerüche aus seinen Achseln" – der Antiheld. Vielleicht ein Bettler oder Alkoholiker, muss aber nicht sein, egal. Er begeht eine Heldentat, das erfreut ihm den Tag. Sonst ist er einsam. Vielleicht macht er dasselbe jeden Tag (“bis morgen”), wenn die Kleine aus der Schule kommt, oder “immer wenn es regent”. Das könnte dann der Höhepunkt des Tages sein, muss aber auch nicht sein. Einmal ist genug, trotzdem gefällt mir die Anspielung.

Er traut sich auch, ein Held zu sein. Das ist die Schwierigkeit für ihn. Er hätte ja auch einfach warten können. Das Problem ignorieren. Sich denken, er würde vielleicht zu sehr stinken. Ja, mag sein, dass er vor sich selber und vor dem Mädchen in diesem Moment zum Helden geworden ist. Für einen Augenblick. Aber was bietet das Leben Schöneres als Augenblicke? Tage vergehen, Wochen, Monate - aber Augenblicke bleiben.
Ganz kurz schlich sich der Hintergedanke an was sexuelles ein – verschwand aber gleich wieder. Der Text spricht von ganz anderen Gefühlen, für mich.

Das ist schon im Text. Aber es ist eine kindliche Art von Sexualität, auf beiden Seiten. Vorsichtig, eigentlich darf man es nicht als Sexualität bezeichnen, weil das Wort so sumpfig ist. Vielleicht ... Sehnsucht nach Kontakt. Nicht körperlich. Nach Verbindung, irgendwie.

Die Sprache ist von einer poetischen Simplizität, die mir sehr gut gefällt. Einfache Worte, sehr treffend gewählt. Da könnt ich jetzt fast jeden Satz zitieren. Es liest sich sehr schön, für mich passt alles zusammen.

Danke dir! Das freut mich sehr, da ich in der Art zu schreiben noch recht ungeschickt bin, finde ich zumindest. Daher finde ich es schön, sehr schön, wenn es funktioniert hat.

Schön und trauig, diesen Moment miterleben zu dürfen. Danke, dass Du ihn mit uns teilst.

Darum ging es mir: Einen Moment zu teilen. Hinzusehen, was passiert. Ohne Wertung, nur beschreiben.

Danke dir sehr für deinen Kommentar!


Hallo Kasimir!

Zur Form: Für mich ist das eine Bilderbuchkurzgeschichte. Offener Angang, offener Schluss, Vieldeutigkeit etc. OK. Nicht schlecht. Aber auch nicht herausragend. Vor allem sprachlich. Die Wiederholungen sind mir zu penetrant und bedeutungschwanger für die Kürze des Textes, als dass er mich packen kann. Ich merke, man will mich manipulieren. Aber die Idee zur Geschichte ist gut.

Ja, es ist schon ein Bilderbuch. Nur Eindrücke, Gefühle, kleine Handlungen. Das ist in Realität schnell passiert, und ein Außenstehender hätte es sicher nicht einmal bemerkt.

Für mich waren die Wiederholungen wichtig, um einen Kreis zu bilden. Die Kamera zeigt die Szene, sozusagen, dann sieht man die Charaktere, und am Ende wieder die Szene. Dann geht er, steigt in den Bus. Vielleicht hätte man das nicht so bedeutungsschwanger schreiben sollen. Und: Ja, das ist schon Manipulation, klar. Es soll ja etwas wecken oder zumindest anrühren. Klar mag das nicht jeder.

Danke dir für deinen Kommentar!


Hallo Asterix!

Fazit: Als Stimmungsbild gefällt und wirkt der Text, aber als Geschichte ist er einfach zu offen. Ich lasse mich von einem Autor lieber etwas mehr an die Hand nehmen.

Ich sehe, dass du versucht hast, die Geschichte zu interpretieren. Ich glaube, dass das der falsche Zugang ist. Mir ist klar, dass das nicht der Geschmack von jedem ist, aber diese Geschichte mit einem Thesaurus zu lesen führt nicht zum Ziel. Zumindest meiner Meinung nach. Ich stelle mir eine Szene vor und schaue, welche Bilder in meinem Kopf kommen. Die Wippe war für mich Unsicherheit. Gleichgewicht, bis sich einer rührt. Die Hände sind in den Taschen warm. Und er holt sie raus, als er aufsteht, wagt sich in die Kälte. Wagt sich raus. Er macht etwas. Aber das kommt so, wenn ich schreibe, und ich kann nur hoffen, dass es wirkt.

Schade natürlich, dass es das bei dir nicht getan hat. Aber trotzdem vielen Dank für deinen Kommentar!


Hallo Jo!

Mir gefällt der Text nicht, weil er bei mir gefühlsmäßig nix auslöst, weil ich eben nicht weiß, worum es da eigentlich geht.
Ich muss das aber wissen, wenigstens in Ansätzen.
Der Stil gefällt mir auch nicht. Bedeutungsschwanger beschreibt es schon am besten. Im negativen Sinne, sorry.

Ja, stellenweise ists schon recht blumig. Oder ... naja. Schmetterlinge eben. Bedeutungsschwanger, das klingt so ungeboren, so als würde ich da was extrem Rundliches reinsetzen, aber nicht sagen, obs nun ein Junge oder ein Mädchen wird.

Alltag deswegen, weil es eine Alltagsszene ist. Das passiert ganz oft. Genau das.

Danke auch dir für deinen Kommentar!


Hallo Mothman!

Mein erster Verdacht war natürlich auch Pädophilie. Allerdings lässt sich dieser nicht wirklich festmachen – wenn man von der Tatsache absieht, dass ein älterer Mann Gefühle für ein Mädchen hegt. Welche Gefühle das sind kann ich jedoch nicht beantworten.

Es ist alles im Text, um daraus Pädophilie zu machen. Das rote Bonbon, das sie "lutscht", die Tatsache, dass das Mädchen als "die Kleine" bezeichnet wird. Klar, das weckt schon Assoziationen. Interessant, dass das so gesehen wird, finde ich. Manchmal, wenn ich auf einem Spielplatz auf meine Kinder warte, frage ich mich, ob andere Mütter mich als Pädo sehen - alleine auf einem Spielplatz und augenscheinlich ohne Kinder. Man hört ja so viel in den Nachrichten und so.

Aber es muss nicht so sein. Er kann ihr auch einfach nur helfen wollen.

Mein zweiter Verdacht war, dass der Mann der Vater des Mädchens ist. Eine Tatsache, die dem Mädchen nicht bekannt ist.

Das ist ein schöner Gedanke. Er hilft ihr, und sie weiß nicht weshalb. Nur er weiß es, aber er kann/darf es nicht sagen. Seine Geste, ihr zu zeigen: Er ist da.

Vielleicht ist es so.

Doch der Moment, wo er etwas zu ihr sagen könnte verstreicht und als der Bus kommt steigt der Mann niedergeschlagen ein und hofft auf den nächsten Tag.

Ja - es ist viel Verzweiflung im Text. Sagen konnte er es nicht, aber zeigen konnte er es. Wer weiß, ob sie es verstanden hätte?
Das Bild habe ich erstmal nicht verstanden, bis ich die Wippe als das Auf-und-Ab der Gefühle verstanden hab, die der Mann durchleidet. Das Gefühlschaos entsteht sobald der Mann die Kleine sieht, wie sie auf ihren Bus wartet.

Ui, genau. Ja! Daran dachte ich beim Schreiben. Es ist stabil, solange niemand sich rührt. Veränderung erzeugt Instabilität. Freut mich sehr!

Das Bild erschließt sich mir leider nicht – auch nach längerem Nachdenken. Stören tut mich jedenfalls der Reim Wippe-Klippe-Wippe (Der Begriff Wippe taucht im Text ja zweimal auf, was mir auch nicht gefällt)

Wippe - Klippe, stimmt. Das könnte ich nachbessern.

An einer Klippe zerschellen Schiffe. Das war mein Bild. Untiefen, Brecher, Strömungen. Es ist das Kap, das man umschiffen muss, so viele sind schon gescheitert.

Miträtseln hat Spaß gemacht, aber die minimalistische Art gefällt mir immer noch nicht, zumal der Text keine Emotionen bei auslöst.

Vielleicht sollte ich doch wieder etwas lauter schreiben. Das ist schwer, den richtigen Ton zu treffen. Oder die Lautstärke.

Danke dir sehr für deinen Kommentar!


Hallo Kubus!

dein erster satz z.b. ist wie eine gelungene gedichtzeile: der sinn erschließt sich mir nicht, aber der satz bleibt im gedächtnis und man klopft ihn häufiger auf seine bedeutungen ab... denn irgendwo da muss ein schatz liegen, warum sollte er sonst so leuchten?

Das klingt gut, da musste ich schmunzeln. Ja, aber du hast Recht, man kann, wenn man mag, auch etwas kindlicher lesen und neugierig, und sehen, was sich dahinter verbirgt. Man kann entdecken ohne zu wissen, es schimpft jemand, wenn man falsch abbiegt.

mich erinnerts übrigens an kurzfilme, in denen alles mögliche grell, vergrößert und stumm in szene gesetzt wird - da schwingt auch viel bedeutung mit, aber manchmal ahnt man, dass der regisseur mit dieser wirkung nur spielt.

So etwas hatte ich auch im Kopf, genau. Kurz, knapp und groß, und danach spürt man was, vielleicht.

Danke dir sehr für deinen Kommentar! Und natürlich dafür, dass es bei dir funktioniert hat.


Hallo Hanniball!

Am Anfang dachte ich schon ... oh je, was kommt jetzt? Und dann ... aaah, danke. Schön, dass ich die Kurve doch noch gekriegt hab. Das ist ja immer gefährlich, sonst fliegt man raus und das tut dann weh und wird teuer.

Danke dir sehr für deine Rückmeldung!


Hallo Giraffe!

Das Bild finde ich schön, kann ich mir gut vorstellen. Aber dann muss es im Sommer passieren, denn feuchten Dampf gibt's im November eher nicht

Ich war mir unsicher, wie das ankommt. Insofern fand ichs spannend, dass bis zu dir niemand auf die Temperatur eingegangen ist. Denn: Er nimmt ja auch die Hände aus den Taschen und spürt die Kälte. Es ist schon kalt, zumindest wollte ich das. In einer früheren Version gabs auch Dampfwolken, wenn er atmete. Oder sind die noch drin? Ich weiß es gerade nicht. Ich wollte durch den Kontrast ausdrücken, dass ihm heiß wird.
Wobei ich zugeben muss, dass mir das vielleicht nicht ganz ideal gelungen ist.

Also, ich bin zwiegespalten. Auf der einen Seite gefällt's mir gut, auf der anderen hätte ich gerne mehr gewusst über die Beziehung der beiden.

Ja, viel ist im Text. Konkreter wäre es gegangen, wenn ich die Dinge bezeichnet hätte oder den Text läger gemacht hätte. So stehen nur die Gefühle drin, die Minihandlungen. Schade, dass ich dich mit dem Text nicht gewinnen konnte, aber danke dir trotzdem für deine Rückmeldung!


So, euch allen noch einen schönen Donnerstag! Und bis bald,

yours

 

Hab jetzt nicht die anderen Kommentare gelesen... aber hab da die ganze Zeit an einen Pädophilen denken müssen. Der Schweiß, das rote Bonbon an dem sie lutscht...
bildreicher kleiner Text, irgendwie interessant

mfg,

JuJu

 

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