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Diskussionsthread zu: Der erste Satz

Seniors
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Diskussionsthread zu: Der erste Satz

Ich habs mir ja schon gedacht, dass es wundervolle Anfangssätze gibt. Aber ich muss gestehen, ich bin immer wieder überrascht, wie geradezu genial manche 1. Sätze klingen/aussehen. Bin schwer beeindruckt.

Eine Userin brachte mich auf eine Frage, die ich an euch weiterreiche:

Ist es so, dass ein gelungener Anfangssatz auch ein kräftiges Indiz für einen gelungenen Roman, eine gelungene Geschichte ist?
Gilt sozusagen der "Lehrsatz": Gelungener 1. Satz = gelungener Roman?

Und umgekehrt gefragt, sind unterdurchschnittliche oder eben normal durchschnittliche Anfangssätze ein Hinweis auf die restliche Durchschnittlichkeit des Folgenden?

Also Lehrsatz: Ein durchschnittlicher Roman fängt mit einem durchschnittlichen Anfangssatz an?

Ich möchte diesen Thread nicht mit dieser Diskussion verwässern, sondern denke, diese Fragen gehören exakt dazu.

Ich möchte auch noch einen Vorschlag machen:

Wie wäre es, wenn wir den Satz des Monats wählen?

Es sind so viele wundervolle Sätze hier zu lesen.
Ich habe im Moment keinen Plan, wie das technisch abläuft, ich fürchte, ich werde mir dann die Mühe machen müssen, die gesamten in einem Monat mitgeteilten Sätze in eine Abstimmung zu geben. Vielleicht ist es gar nicht so arg viel Arbeit. Mal sehen, was ihr dazu meint. Bei überwiegender Zustimmung könnten wir das versuchen und dann schauen, ob es uns allen gut gefällt so eine Art Meinungsbild um den 1. wundervollsten Satz im Monat zu haben.
Und natürlich könnte man dann auch den besten 1. Satz des Jahres wählen, keine Frage. ;)


Für mich ist das ja nicht nur die Bewunderung gegenüber diesen Autoren, die mich antreibt, sondern ich möchte auch daraus für mich etwas ziehen, nämlich die Erkenntnis, wie so ein gelungener 1. Satz ausschauen könnte, wenn ich ihn schreibe.

Ich möchte also meine Sinne für sowas schärfen und bin davon überzeugt, so manch anderem geht es ähnlich.

Genug geredet/geschrieben ... ihr seid nun dran: eure Meinung bittschön zu meinen Vorschlägen. :)

Lieben Gruß an alle, die bisher teilgenommen haben und
ein herzliches Willkommen an alle, die noch teilnehmen werden und dies hier grad lesen.

lakita

 

Ist es so, dass ein gelungener Anfangssatz auch ein kräftiges Indiz für einen gelungenen Roman, eine gelungene Geschichte ist?
Schön wäre es, wenn.
Leider habe ich schon einige Bücher gelesen, bei denen das Engagement des Autors nach den ersten zwanzig, dreißig Seiten merklich nachließ. Nach dem Motto: "Jetzt hab ich den Leser in die Geschichte hineingezogen, nun wird er das Buch schon nicht mehr weglegen.", oder schlimmer noch: "Jetzt wird er es wohl gekauft haben."

Andererseits habe ich meinen Bestand an Lieblingsbüchern durchgeblättert, und nur sehr wenige konnten mit einem gelungenen ersten Satz aufwarten. Da hing der Köder dann erst im zweiten oder dritten Satz ;).

 

Ist es so, dass ein gelungener Anfangssatz auch ein kräftiges Indiz für einen gelungenen Roman, eine gelungene Geschichte ist?
Gilt sozusagen der "Lehrsatz": Gelungener 1. Satz = gelungener Roman?
Da kann ich Pardus Beitrag nur bestätigen.

Ich möchte auch noch einen Vorschlag machen:

Wie wäre es, wenn wir den Satz des Monats wählen?

Gute Idee. Meine Unterstützung hast und hättest du.

 

Ist es so, dass ein gelungener Anfangssatz auch ein kräftiges Indiz für einen gelungenen Roman, eine gelungene Geschichte ist?
Gilt sozusagen der "Lehrsatz": Gelungener 1. Satz = gelungener Roman?
Nein, der erste Satz ist gerade bei Spannungsschreibern auch eine Auslage, wie ein Schaufenster. Spannungsbücher werden oft erst angeblättert, bevor sie spontan gekauft werden (in Bahnhofsbuchhandlungen, kurz vor einer Zugfahrt, klassisches Beispiel) und dort entscheidet ein erster Satz dann darüber, ob der Autor mit dem Buch Geld verdient oder nicht.
Ein Satz wie "Ich würde meine Mutter ja erwürgen, aber dazu müsste ich sie anfassen" ist ein Paukenschlag, der die Aufmerksamkeit des Lesers erregt; ob er die auch rechtfertigen kann, hat mit dem ersten Satz nichts zu tun, sondern dort ist dann das ganze Orchester gefragt.


Und umgekehrt gefragt, sind unterdurchschnittliche oder eben normal durchschnittliche Anfangssätze ein Hinweis auf die restliche Durchschnittlichkeit des Folgenden?
Na ja, "Ilsebill salzte nach" wurde zum besten deutschsprachigen Romananfang überhaupt gewählt. Es zeigt auch, dass man sehr unterschiedliche Vorstellungen von durchschnittlichen Sätzen haben kann.

Also Lehrsatz: Ein durchschnittlicher Roman fängt mit einem durchschnittlichen Anfangssatz an?
Nein, weil der erste Satz aus Marketinggründen ein viel stärkeres Gewicht hat, da wird viel getrickst, das ist wie mit Wonderbras, man will den Leser zum Weiterlesen anregen. Ein guter Anfang verkauft das Buch, ein gutes Ende das nächste.

Das gilt auch für kurzgeschichten.de, wenn ich da einen saft- und kraftlos hingenuschelten Eingangssatz habe, der sich nichtmal die Mühe macht, so zu tun, als buhle er um meine Aufmerksamkeit, starten der Text und ich gleich auf einem schlechten Fuß.

Was Jynx weiter schreibt, da erinner ich mich an den Lehrsatz von Fontane, dass der erste Satz, das erste Kapitel, die Geschichte in einer Nußschale ist, bei richtiger Konzeption. Das ist ein sehr kluger Satz, der den Autor zu einer strengen Komposition zwingt, der aber heutzutage fast ausschließlich mißachtet wird.

Gruß
Quinn

 
Zuletzt bearbeitet:

Zitat:

"Gilt sozusagen der "Lehrsatz": Gelungener 1. Satz = gelungener Roman?"

Wenn es so einfach wäre ...

"Watership Down", ein erfolgreiches und von der Kritik gelobtes Buch fängt ganz simpel an: "Die gelben Schlüsselblumen waren verblüht." Mit solch Naturbeschreibung geht es weiter, abgesehen davon, dass ungezüchtete Sclüsselblumen immer gelb sind ...
(Genaugenommen besteht der Anfang aus einem Äschylus-Zitat: Chor: Warum wehklagst du so, wenn nicht bei einem Bild des Schreckens? Packend, stimmt's?)

Medienberichte oder der Klappentext beeinflussen den Kauf eines Buches heutzutage mindestens genauso stark wie eine Leseprobe des ersten Satzes, des ersten Kapitels. Wenn ein Buch nach dem ersten Satz dreihundert Seiten Langeweile verbreitet, wird es niemand weiterempfehlen.

Die Fragestellung könnte man auch auf den Buchtitel (die Covergestaltung) erweitern. (Hier im Forum spielt der Titel wahrscheinlich eine größere Rolle als beim Buch, mangels Cover und Vorabrezensionen).

Gruß,

Woltochinon

 

Hm, wenn es ein Buch mal in meine Hand geschafft hat (Titel, Cover oder Autor hat mich angesprochen), dann lese ich den Klappentext, aber gebe nicht viel drauf, weil ich weiß, dass das nur Werbung ist.

Dann lese ich den ersten Absatz und anschließend blättere ich und schaue, ob mir die Dialoge und die Szenenbeschreibungen gefallen. Zunächst am Anfang, weil man da sehen kann, wie Personen eingeführt werden. Dann in der Mitte, da sollte es spannend sein. Oder anders als am Anfang. Ich will sehen, ob es anders ist als am Anfang und ob mir das Anderssein gefällt.

Meistens lege ich es dann zurück. :)

Aber wenn es mir das nächste Mal wieder ins Auge fällt, dann kaufe ich es. Wenn es Glück hat.

Für mich ist der erste Satz daher nicht wichtig. Und ich verstehe auch nicht, warum deshalb so viel Aufwand getrieben wird.

 
Zuletzt bearbeitet:

Leider finde ich partout nicht raus, wer das sagte, aber: ein Autor (eine Autorin) entscheidet sich beim Kauf eines Buches ausschließlich nach dem ersten Satz.
Ich fand die Idee totspannend, und betreibe das (erweitert auf den zweiten, max. dritten Satz) seit über 10 Jahren. Dann fälle ich eine Vorabentscheidung, und lese mittig nochmal quer, kaufe oder leihe aus. Es gibt von inzw. hunderten Büchern nichtmal fünf, bei denen die Regel nicht aufgegangen wäre. Gefallen mir die ersten 3 Sätze nicht, gefällt mir innen im Buch auch nicht mehr. Für mich funktioniert das also hervorragend.

Einen thread mit Abschlußsätzen (evt. dann mit spoiler Warnung) würde ich allerdings viel interessanter finden, als eine Abstimmung über beste erste Sätze. Vllt mit etwas zeitlichem Abstand zu diesem.

Jedenfalls war das eine phantastische Idee, lakita :). Hab schon viele tolle Sachen im thread gelesen, und finde es oft gerade reizvoll, nicht den Rest zu kennen.

 

ich möchte auch daraus für mich etwas ziehen, nämlich die Erkenntnis, wie so ein gelungener 1. Satz ausschauen könnte, wenn ich ihn schreibe.
Wahrscheinlich wird es schwer zu definieren sein, was das ist: Ein gelungener Satz oder ein gelungener Roman.

Ich bin eine notorische Den-ersten-Satz-Leserin.
Wenn ich beschreiben sollte, warum ich bestimmte Sätze gelungen finde und andere nicht, dann würde ich es mit einem gespielten Akkord vergleichen. Der sagt für sich genommen auch nichts über den Rest des Stückes aus, andererseits beeinflusst er natürlich das gesamte Dahinter oder trägt es sogar schon in sich. Ein einfacher Akkord kann Aufschluss darüber geben, wie gut jemand sein Instrument beherrscht. Und er bewirkt nebenbei, dass bestimmte Emotionen in mir ausgelöst werden und je nachdem, wie ich gestimmt bin, passt das dann zusammen oder nicht.

Darauf würde ich achten, wenn ich einen für mich gelungenen ersten Satz schreiben wollte.

 

Ich habe schon den Eindruck, dass ein guter Anfang ein wichtiges Zeichen für eine gute Geschichte ist. Trotzdem habe ich noch nie ein Buch aufgrund des ersten Satzes gekauft oder geliehen. Ich will mir doch nicht die Lust verderben, mich nach dem Kauf zuhause sofort aufs Bett zu legen und das ganz frische Buch von ganz vorne ganz langsam aufzublättern und die ersten Sätze langsam auf der Zunge zergehen zu lassen. Und danach kann ich dann wenns spannend wird wieder wie ein Schnellzug weiterlesen.
Im Laden oder in der Bibliothek wähle ich ein Buch aufgrund Titel, Cover, anschliessend Klappentext, und dann wenns thematisch noch im Rennen ist, schlage ich es in der Mitte auf und lese ca eine halbe Seite. Wenns spannend geschrieben ist, hats eine Chance.

Also ich stimme bei, dass der erste Satz (die ersten Sätze) ganz wichtig sind, sind aber bei mir absolut kein Kauf-Kriterium.

Die Wahl des ersten Satzes des Monats würde mir gefallen.

Liebe Grüsse,
Siiba Bulunji

 

Die Idee des Illusionisten ist hervorragend. :thumbsup:

Wenn einem Leser ein genialer Einstiegssatz auffällt, meldet er ihn. Ich denke, dass im Monat höchstens eine Handvoll zusammenkommen wird. Und zwischen diesen wird dann abgestimmt. Der Erste Satz des Gewinners wird dann in hauchzartes Blattgold.gif gewandet.

Das macht echt mehr Sinn als über die besten ersten Sätze von bereits gedruckten Autoren abzustimmen.

Ich kümmere mich darum und werde dann einen neuen Thread eröffnen und hier dann eine Info geben. Ich gehe mal davon aus, dass der 1. Wettbewerb im Januar 2010 startet also im Februar die 1. Abstimmung erfolgt.

 

Hm, ich befürchte, das wird Autoren dazu anspornen, ihr Engagement auf den ersten Satz zu verlagern. Bin dafür, auch den Rest der Geschichte in die Wertung einzubeziehen, sagen wir fifty-fifty.

 

Zitat floritiv:

"Hm, ich befürchte, das wird Autoren dazu anspornen, ihr Engagement auf den ersten Satz zu verlagern. Bin dafür, auch den Rest der Geschichte in die Wertung einzubeziehen, sagen wir fifty-fifty."

Dann können wir gleich einfach die 'Geschichte des Monats' küren, unter Berücksichtigung aller schriftstellerischen Techniken.

"Hm, ich befürchte, das wird Autoren dazu anspornen, ihr Engagement auf den ersten Satz zu verlagern."

Da stimme ich dir zu: Es könnte etwas 'zwanghaftes' Entstehen, dabei ist der 'besondere erste Satz' nur eine Option - genau wie 'Show don't tell' nicht bedeutet, dass 'tell' generell etwas ungünstiges ist. Manchmal finde ich es nervtötend wenn man bei der Lektüre eines Textes merkt, welcher Griff in die schriftstellerische Trickkiste gerade getätigt wird: Aha, der 'Eyecatcher'-Anfang, dann etwas Action, bevor dem Leser langweilig wird ein neuer Mord, brutaler als der vorherige usw.

Trotzdem stimme ich Jynx zu:

"dem ersten Satz etwas mehr Aufmerksamkeit zu gönnen, ist gar nicht verkehrt."

Zumindest wenn es nicht dabei bleibt und die Angelegenheit als Option gesehen wird, nicht als obligatorisches Qualitätsmerkmal.

 

Das ist auch ein Problem der Website hier, dass zu sehr auf die Ästhetik einzelner Sätze geachtet wird und zu wenig auf Dinge, die zum Beispiel zur Struktur des Schreibens gehören. Es wäre für die Autoren hier sehr viel vorteilhafter, man würde mal die Figur des Monats küren oder den stärksten Spannungsbogen, den schönsten Aufbau, als sich immer nur an einzelnen Sätzen oder Absätzen hochzuziehen. Das führt auch zu nichts, es ist als würde sich ein Sportler im Training nur auf eine einzige Muskelgruppe spezialisieren, wenn man für die Ausübung des Sports doch den ganzen Körper braucht.
Zu mal es hier im Monat vielleicht ein halbes Dutzend Geschichten gibt, die für so einen Wettbewerb überhaupt in Frage kämen.

 

Hallo Quinn,

dein Vorschlag gefällt mir gut. Ich habe doch öfters den Eindruck das Originalität (im Spannungsaufbau, der Themenwahl, der stilistischen Umsetzung) nicht so hoch bewertet wird, wie sie es verdient.


Woltochinon

 

Jynx, es fällt mir einfach auf, dass es in den Kritiken zum Beispiel, zumindest bei denen, die über das hinausgehen, was auch eine Deutschlehrerin, in der 3. Klasse bei einem Aufsatz anmerken würde oder reinem Fabulieren zu Inhalt und "Weltanschauung" der Geschichte, also sogar, wenn eine Kritik über das Klein-Klein hinausgeht, es dann spätestens am Stil hängenbleibt. Über Sachen wie Struktur, Konflikt, Spannungsbogen, Figuren wird hier so gut wie nie gesprochen, und dabei sind gerade das die Dinge, die zu einem Schreiben für mehr als den Schubkasten wirklich notwendig sind und die unabdingbar zu einer Weiterentwicklung als Schreiber gehören. Man kann jahrelang schöne Sätze aneinanderreihen, ohne irgendwelche Fortschritte zu erzielen.

Deshalb les ich hier mit Bauchschmerzen, dass dann ausgerechnet wieder so etwas in diesem Fahrwasser in den Mittelpunkt gerückt werden soll: "Der erste Satz." Natürlich ist der wichtig, aber das ist schon etwas, das zur Kür gehört. Das kann ein Sahnehäubchen auf einer Geschichte sein. Das Forum sollte sich verstärkt mit dem ganzen Kuchen beschäftigen, nicht nur mit den Rosinen in ihm.

 

Meinstens, wenn ich Kritiken schreibe, achte ich auch sehr auf die Satzzusammenstellung - auf den Text. Allerdings versuche ich zumindest, auch auf die Figuren einzugehen und auf den Aufbau insgesamt.

Und, andersrum, wünsche ich mir auch Kritiken, die bei meinen Geschichten auf den Aufbau eingehen. Und auf die Geschichte.

Denn: Wie man Sätze aneinanderreiht, bekomme ich mittlerweile hin, denke ich. Aber ich bin furchtbar mies, wenn es darum geht, komplexe Plots zu entwerfen.

Ich finde also Figuren, Plots und den Aufbau ganzer Geschichten auch sexyer als erste Sätze. :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Ein sehr interessanter Thread!
Außer der wirkungsvollen Formulierung des ersten Satzes ist es für mich auch eine Frage des Anfanges überhaupt. Nehmen wir an, ich wollte ein Tennismatch von Boris Becker beschreiben, vielleicht sein letztes Wimbledon-Match. Mit der Frage des ersten Satzes ist unmittelbar die Frage des Einstieges verknüpft: auf der Hinfahrt, in der Umkleide, in der letzten Umarmung mit einer Freundin, beim ersten Aufschlag, beim ersten Patzer...wo fange ich an? Wenn eine Kurzgeschichte so ist wie das Schwimmen einer Strecke von 25 Metern, kann ich dann damit anfangen, daß der Protagonist seinen Zeh prüfend in das Wasser taucht (ich weiß, ich fange gern so an)?

Beispiele:

Als der Wagen hielt, brummte der Motor noch eine Weile; draußen wurde irgendwo ein großes Tor aufgerissen, Licht fiel durch das zertrümmerte Fenster in das Innere des Wagens, und ich sah jetzt, daß auch die Glühbirne an der Decke zerfetzt war; nur ihr Gewinde stak noch in der Schrauböffnung, ein paar flimmernde Drätchen mit Glasresten.
Heinrich Böll: Wanderer, kommst du nach Spa...

Flughafen. Das Licht ist scheußlich, ich mag keine großen Gebäude.
Peggy Parnass: Blindflug - Höhenflug, erschienen in: Gudula Lorez: Sandgeflüster. Erotische Reisegeschichten.

Schon klar: eine gewisse Dichte erzeugt Böll auch, aber für unsere Zeit ist es auch sehr anstrengend, solche Sätze zu lesen, von den unpassenden Übertreibungen mal abgesehen (eine Glühbirne zerfetzt nicht, sie ist kein Lappen, eher zerspringt sie). Peggy Parnass hat für soviel drumherum keine Zeit, hat sie in ihrem ganzen Leben nie gehabt.

Genauso anregend, wie es ist, hier im Forum die ersten Sätze zu lesen, ist es auch, die letzten Sätze zu lesen. Viele Geschichten werden besser, wenn man genau den wegläßt.

 

Ich sehe diesen Wettbewerb als Spiel und Spaß. Brächte halt etwas neuen Schwung auf die Seite.

@ Quinn

Jynx, es fällt mir einfach auf, dass es in den Kritiken zum Beispiel, zumindest bei denen, die über das hinausgehen, was auch eine Deutschlehrerin, in der 3. Klasse bei einem Aufsatz anmerken würde oder reinem Fabulieren zu Inhalt und "Weltanschauung" der Geschichte, also sogar, wenn eine Kritik über das Klein-Klein hinausgeht, es dann spätestens am Stil hängenbleibt. Über Sachen wie Struktur, Konflikt, Spannungsbogen, Figuren wird hier so gut wie nie gesprochen, und dabei sind gerade das die Dinge, die zu einem Schreiben für mehr als den Schubkasten wirklich notwendig sind und die unabdingbar zu einer Weiterentwicklung als Schreiber gehören. Man kann jahrelang schöne Sätze aneinanderreihen, ohne irgendwelche Fortschritte zu erzielen.

Dem kann ich nur zustimmen. ABER: siehe obigen Satz.

 

Genauso anregend, wie es ist, hier im Forum die ersten Sätze zu lesen, ist es auch, die letzten Sätze zu lesen. Viele Geschichten werden besser, wenn man genau den wegläßt.

Spannend finde ich auch, dass oft der erste Satz im zweiten Absatz viel besser ist als der am Anfang der Geschichte.

 

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