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Copywrite Setz die Segel, Matrose

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24.01.2009
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Setz die Segel, Matrose

In roter Bluse und hellem Rock, wie eine Boje, stand ich im Eingang der Bar; festgekettet, damit der Sturm mich nicht davontrug.
Drei Jahre, fünf Monate und eine Woche - in dieser Zeit hatte ich etliche Szenarien entworfen, wie das Wiedersehen mit Sebastian aussehen könnte. Dieses war nicht dabei. Neben der Theke gab es Palmen und Strandkörbe, die durch indirektes Licht in Szene gesetzt wurden; an den Wänden hingen Fotos von Stränden mit kleinen Preisschildern und in Nischen langweilten sich bunte Fische in Aquarien. Sebastian saß in einem dieser monströsen Korbsessel, wie ein Stück Treibholz, das man vergessen hatte fortzuräumen.
Er lächelte, als er mich sah und ich löste meinen Griff vom Türrahmen, trieb auf ihn zu und als wir uns umarmten, waren wir darauf bedacht, uns dabei so wenig wie möglich zu berühren. Sein Atem streifte meinen Nacken, und seine Fingerkuppen brannten auf meinem Rücken.
„Setz die Segel, Matrose! Abenteuer erwarten uns“, flüsterte er mir zu. Das hatte er meinem Großvater geklaut, der damit unsere „Kreuzfahrten“ auf dem Bodden eingeleitet hatte. Es war mein Zeichen, den Choke zu ziehen, den Motor anzureißen und Gas zu geben.

Wenn Sebastian die Ferien in unserem Reetdachdorf verbrachte, begleitete er Großvater und mich in unserem kleinen Boot. Großmutter füllte Malzkaffee in die Thermoskanne, packte Schinkenbrote ein und steckte uns Kindern Karamellbonbons in die Tasche. Manchmal fuhren wir zu Großvaters Freund und während die Männer auf den Bürgermeister und das neue Ferienheim schimpften, räuberten Sebastian und ich am Ufer entlang, bauten Piratenbehausungen unter ausgespülten Wurzeln, verbuddelten unsere Schätze im Sand und malten Karten, damit wir sie später wiederfinden würden.
Fuhren wir angeln, musste ich für Sebastian die Regenwürmer auf- und die Fische von seinem Haken friemeln, weil er ihnen nicht weh tun wollte. Großvater zog ihn damit immer auf, aber Sebastian reagierte nicht auf seinen Spott. Wortlos hielt er mir Pose und Haken hin und ich löste die Fische, warf die kleinen zurück ins Wasser und die großen ins Netz.

Daran dachte ich, als Sebastian mich in den Arm nahm und in diesem Moment roch er nach Tang, Fisch und Malzkaffee.
Wir setzten uns, studierten die Karte, bestellten und suchten nach Themen, wie einst nach unseren Schätzen.
„Was macht der Job?“, fragte ich.
„Hab die Firma gewechselt.“
„Und?“
„Nur die Firma gewechselt. Nicht mehr. Nicht weniger. Und bei dir?“

Die Kellnerin stellte die Gläser zwischen uns. Ich nippelte an meinem Strohhalm und kaute auf den Früchten. Wir schauten den Fischen zu, schwammen mit ihnen im Kreis. Wenn sich unsere Blicke trafen, hielten wir es nicht aus und rührten statt dessen das Eis in unseren zu schnell geleerten Gläsern.

Nach dem Abitur ging ich für ein Jahr als Au-Pair nach Irland. Sebastian besuchte mich in den letzten drei Wochen und wir reisten durchs Land. Als wir die Kirchenglocken in Cork leuteten, schickten wir mit jedem Schlag Wünsche über die Stadtdächer, die alle mit „wir“ begannen.
Ein Jahr später unterschrieben wir unseren ersten gemeinsamen Mietvertrag. Die Stufen im Treppenhaus klagten, wenn man sie betrat. Die Tapete in den Zimmern pellte sich von den Wänden, Kabel für Fernsehen und Telefon hingen wie Wäscheleinen durchs Wohnzimmer. Einzig der schnörkelige Kachelofen im Schlafzimmer hatte nichts von seinem Glanz eingebüßt. Dass er nicht funktionierte, erschien uns nebensächlich.
Die Duschkabine, die ich auftrieb, zelebrierten wir wie unseren ersten Jahrestag und seine kindliche Freude über jedes Möbelstück, das ich platzierte, ließ mich nicht zur Ruhe kommen, bis die Wohnung zu uns passte.

„Die panschen“, behauptete Sebastian. „Eis und Pfefferminze packen die in die Gläser, und am Rum sparen die.“
Ich überlegte, ob ich sein Lächeln erwähnen sollte. Noch zwei Drinks und es wird zu einem Dauergrinsen anwachsen.
„Dabei kann dieses Grünzeugs doch unmöglich billiger sein. Da steckt doch keine Logik dahinter!“
Sein Blick zog mich aus. Fraß mich auf. Ich versteckte meine Scham, meine Unsicherheit und meine Erregung hinter der Karte. Hielt sie vor mein Gesicht, wie einen Schutzschild. 'Nur reden. Sich mal treffen und plaudern. Unverbindlich.' Darauf hatten wir uns geeinigt, als er mich anrief. Und es war mir in diesem Augenblick egal. Ich wollte meine Hand ausstrecken, wollte Sebastian am Arm berühren, mit meinen Fingern das Muster auf seinem Pullover nachzeichnen, wollte ...
„- nicht miteinander schlafen. Versprich es mir“, holten mich Sebastians Worte ein, zogen mich wie Blei hinab und für einen Moment verlor ich die Orientierung. Ich schluckte es wie salziges Wasser, nickte mechanisch, hörte meine Stimme „ja, versprochen“, sagen und ließ die Karte sinken.

Wir starrten nicht mehr einvernehmlich auf die Aquarien. Sebastian wurde unruhig. Trank schneller. Strich sich durchs Haar oder kratzte sich, zog den Pullover erst aus und sogleich wieder an; schließlich sprang er auf und stieß dabei so heftig gegen den Tisch, dass die Gläser umstürzten. Er kniete sich auf den Boden, um die Scherben aufzusammeln. Die Kellnerin kam. Mit Kehrblech und Handfeger. Ich verlangte die Rechnung, legte Sebastian meine Hand auf die Schulter und flüsterte: „Komm.“
„Der hat genug“, stellte die Kellnerin fest, als sie mir das Wechselgeld herausgab.
Ich nahm seine Hand. Sie blutete. Er hatte sich verletzt. Ich zog ihn raus, winkte ein Taxi heran und gab seine Adresse an. Er legte seinen Kopf auf meinen Schoss und grinste. 'Doch ein bisschen zu viel Rum', dachte ich und brachte ihn nach Hause, in seine Wohnung, in sein Bett.

In der Nacht weckten mich seine Hände. Sanft strichen sie über meinen Rücken, über die Schultern, über meine Arme. Ich rührte mich nicht, wollte nicht, dass er aufhörte, krallte meine Finger ins Laken. Genoss die Kreise, die er nun um meine Brust, auf meinem Bauch, auf meinen Oberschenkeln zog. Als er meinen Slip zur Seite schob, drehte ich mich um, schaute ihn an. Das Lächeln war fort. Wieder dieser Moment. Und diesmal hielten wir ihn fest, gaben nach und versanken ineinander.

Zwei Jahre war ich damit beschäftigt, Sebastian glücklich zu machen, nahm jede erdenkliche Rolle ein; Prinzessin, Krankenschwester, Geliebte, Verwalterin, Zuhörerin, Punchingball. Gingen wir ins Kino, überließ ich ihm die Wahl des Filmes. Ich hörte seine Musik, ging mit seinen Freunden aus, freute mich über die Urlaubsorte, zu denen er mich brachte, schaute Boxen. Ich wurde Sebastian.

Hinter der Scheibe am Flughafen stand Sebastian und formte aus Daumen und Zeigefinger Herzen, umarmte mich symbolisch, schlug mit der flachen Hand den Puls auf seiner Brust nach, während ich auf mein Gepäck wartete. Zwei Wochen war ich mit meiner Seminargruppe in der Ukraine, sammelte Gesteinsproben für die nun folgende Analyse. Ich streckte die Arme nach ihm aus, gestikulierte wild, bis sich das Band endlich in Bewegung setzte. Koffer und Taschen wurden hinuntergestemmt und fortgeschleppt. Irgendwann erblickte ich meinen Rucksack, den Schlafsack daran festgezurrt. Ich sah die Bilder, die auf meiner Kamera gespeichert waren. Unsere Gruppe, wie wir Hirsebrei kochten, das Gebirge, die improvisierten Wäscheleinen nach dem Gewitter, die Marktfrauen mit ihrem Gemüse, Vieh und kratzenden Schafswollsocken, die Wodkaflaschen und das Feuer in den eisigen Nächten. Ich griff nicht zu, ließ den Rucksack auf dem Band, schaute ihm nach, wie er in der Luke verschwand, um auf der anderen Seite wieder aufzutauchen. Runde um Runde brachte ich es nicht fertig, seine Reise zu beenden.
„Komm endlich!“, rief Vera, mit der ich das Zelt geteilt hatte, dann verschwand sie in der Menge, die sich durch den schmalen Ausgang drückte.
Ich drehte mich um, sah Sebastian, der mich fragend anschaute, zuckte mit den Schultern, hob mein Gepäck vom Band, drängte hinaus, in Sebastians Arme und suchte über seine Schultern nach meinen Reisegefährten, die sich in der Halle verloren.

Als ich am Vormittag erwachte, schlief Sebastian. Das Verlangen, mit ihm zu frühstücken, den Tag mit ihm zu verbringen und abends seine kalten Füße an meinen Waden zu spüren, zog mich in einen Strudel, wirbelte mich umher und spuckte mich in die Monate zurück, in denen ich versucht hatte, Sebastian und mich glücklich zu machen.

Ich saß auf dem Boden im Flur. Abzählreime vor mich hinmurmelnd: Geh ich oder bleib ich.
„Nun zieh sie schon an“, flüsterte Sebastian mir ins Ohr.
„Und du? Was machst du?“
„Ich schau bei Martin vorbei.“
„Und wenn ich lieber mit dir zu Martin kommen will?“
„Du hast eine Stunde für die Theaterkarten angestanden. Und jetzt willst du mit mir und Martin Krieg spielen?“ Er lächelte, wuschelte mir durchs Haar und wandte sich ab.
Ich blieb mit meinen Schuhen im Flur sitzen, starrte sie eine Weile an und warf sie schließlich gegen die Wand.

Wir quälten uns über ein paar Monate; erst kämpfend, später ermüdet und schließlich resignierend. Irgendwann dazwischen hörten wir auf, miteinander zu schlafen - zu lachen - zu streiten - den anderen zu fragen, wie der Tag war.

Sebastian fuhr nicht mit zum Geburtstag meines Großvaters. „Ich muss lernen. Und du bist da nicht allein. Du kennst doch alle.“ Mit diesen Worten schob er mich samt Blumenstrauß aus der Wohnung.
Alle waren sie da. Die Familie, die Nachbarn, sogar der Bürgermeister erschien zum Gratulieren. Die Männer in Sakkos, die Frauen in Röcken oder Kleidern, Tellergeklapper, Stimmengewirr, stickige Luft. Auf das leere Gedeck neben mir legte ich ein Stück Apfelkuchen, goss Kaffee ein und verrührte ein Stück Zucker. 'Für Sebastian', dachte ich und kam mir im selben Moment albern vor. Als die Kellnerin später fragte, ob sie nun abräumen dürfe, nickte ich, zog mich an und ging nach draußen, hinunter zum Strand, wo Kinder auf dem Eis schlitterten. Ich schaute ihnen vom Ufer aus zu, bis fortgingen. Erst als ich auch ihre Stimmen nicht mehr hören konnte, nahm ich Anlauf, rutschte, stolperte und fiel. Durchgefroren und mit schmerzenden Steißbein humpelte ich zurück, bestellte mir an der Bar einen Grog und erzählte jedem, der danach fragte, dass Sebastian mitten in den Prüfungen steckte.
Zum Abendessen nahm ich nicht meinen Platz an der Tafel ein, sondern blieb an der Theke stehen. Als meine schwangere Cousine ihre aufgeblähten Brüste an mir vorbeitrug, wünschte ich, sie würden platzen und sah sie in Fetzen über dem Spanferkel landen.
Ich weiß nicht, wie oft meine Mutter mich fragte, ob mit mir bestimmt auch alles in Ordnung sei, ich wirke so angespannt. Ob ich nicht mit ihr tanzen wolle, jetzt, wie die anderen es taten, so wie wir es früher taten. Ich verwies auf mein schmerzendes Hinterteil, ging auf die Toilette und kehrte nicht in den Festsaal zurück. Auf der Autobahn zählte ich die LKW, die ich überholte, hielt zwei Mal für einen Becher Kaffee an, drehte die Musik laut und entschuldigte mich in Gedanken bei meiner Familie.
Sebastian war nicht zu Hause. Seine Bücher lagen offen auf dem Esstisch, ein angebissenes Stück Pizza dazwischen. Eine volle Kaffeetasse. Auf dem Badezimmerboden sein Handtuch und das Shirt, das er heute Vormittag getragen hatte.
Im Bett lauerte ich auf das Geräusch seiner Schlüssel und als er unter die Decke kroch, stellte ich mich schlafend. Kein Wort, keine Hand die mich zu erreichen versuchte. Es interessierte ihn nicht, dass ich hier war. Warum ich hier war. Er zuckte im Schlaf, als ich packte, was in Rucksack und Tasche passte. Mein Handy warf ich in den Müll, nahm die Autoschlüssel und zählte die LKW auf der Autobahn.

Ich flüchtete aus dem Bett, suchte hastig meine Sachen zusammen; bemüht leise und darauf konzentriert, ihn nicht anzuschauen, nicht seinen Atem zu hören, nicht nach dem T-Shirt auf dem Boden zu greifen.

 

Hallo!

den Schock zu ziehen
Choke – und ganz am Anfang „Boje“ ist weiblich, wie eine Boje, macht mich wahnsinnig


und der Pfeiffe meines Großvaters
Na, Frau Moderatorin, durch das ganze Konjunktiv-Gerede unsicher geworden? :)
Pfeife mit einem „f“


„Und?“ Ich nicht. Habe nicht mehr vom Ufer aus zugeschaut, wie die Sonne Nebelschwaden über das Wasser trieb.
Geht es in der Geschichte darum, eine Trennung zu gewinnen?

Der Backofen beherbergte eine heitere Truppe von Keimen und Bakterien.
Das hat man schon öfter gelesen, man erwartet, dass es kommt, und es kommt genau so, wie man es erwartet. Und mit „man“ meine ich nur mich.

„Dabei kann dieses Grünzeugs doch unmöglich billiger sein. Da steckt doch keine Logik dahinter!“
Weniger Alkohol pro Drink bedeutet die Gäste bestellen mehr, um auf ihren Wohlfühl-Pegel zu kommen.

Hm! Die Geschichte zerfällt in zwei Teile. Der erste ist plastisch und zeigt das Wiedersehen und es ist in der Schwebe, wie die beiden zu einander stehen. Man spürt nur das Unangenehme einer Trennung. Das fand ich schon eine aufregende Situation, aber Martin ist irgendwie .. .das ist auch schwer. Als Leser mitzubekommen, warum der Protagonist in die und die Figur verliebt ist. Meistens muss man dann dem Erzähler blind vertrauen, ist halt verliebt. Hier ist es auch so, was liebt sie an ihm? Nur diese ganzen Begleiterscheinungen.Sie liebt es, Salz und Tang zu riechen, weil sie ihn liebt. Aber sie liebt ihn nicht, weil er nach Salz und Tang riecht. Das ist natürlich immer ein schweres Thema: Warum liebt man wen? Aber ich finde es als Leser schön, das nachzuvollziehen. Idealerweise möchte ich mich ja auch in die Figur verlieben, wenn die Identifikation hoch genug ist. Oder ich möchte sie gerade nicht lieben. Ich möchte als Leser für die „love-Interest“ meiner Hauptfigur irgendeine, möglichst starke Emotion haben. Und hier bei Martin … der ist zwar da, aber ich hab keine Bindung zu ihm.
Und es ist auch je länger sie dort sitzen, desto mehr schwindet die Spannung. Der Text hat ma Anfang dieses wunderbare Bild, dass sich die Fische im Aquarium langweilten. Und es ist fast so, als entspräche der Text dann diesem Bild. Die beiden sitzen da und können gar nichts miteinander anfangen, sobald einer anfängt, von seinem Leben zu erzählen, merkt der andere, das er nicht mehr Teil davon ist, und dann verleztt man sich, und das geht alles nicht, als oschweigen sie und – fast – aus Langeweile ,oder einfach damit etwas passiert, landen sie dann im Bett.
Ich finde psychologisch ist die Geschichte schon sehr interessant, es ist nur schwer, das in starke Worte zu kleiden, weil es auch etwas erbärmliches ist. Es wird im zweiten Teil der Geschichte dann genau gesagt, was mit der Erzählerin los ist. Sie ist geradezu süchtig nach Martin, aber sie sich dessen bewusst.
Die Szene, wenn sie eigentlich ins Theater will und hat sich hübsch gemacht, aber dann merkt sie, dass sie das gar nicht will, sondern lieber völlig hohl nur das Anhängsel dieses Freundes wäre. Das ist Martin Opitz: Ich weiß nicht, was ich will. Ich will nicht, was ich weiß. Im Sommer ist mir kalt, im Winter ist mir heiß.
Daran hab ich gedacht in der Szene. Und das ist alles etwas, für das Martin gar nichts kann, er ist fast wie so ein fernes Star-Idol, wie Brad Pitt, der einfach vergöttert wird, ob er nun will oder nicht.
Was die Erzählerin fertig macht, ist nicht ihre Situation, sondern das Wissen um diese Situation. Das sieht man im zweiten Teil, sie findet nur Erfüllung in dieser geistlosen Hingabe, in diesem „Nur-da-sein“ für den anderen, aber sie weiß immer, dass ihr das nicht reichen sollte und dass ise auch glücklicher sein kann, wenn sie das macht, was sie will.
Was mir nicht klar ist, ist die Position von Martin. Wie er das sieht, er hat da ja fast seine persönliche Stalkerin. Die auf ein Fingerschnipsen von ihm, sofort zu ihm zurückkehrt. Das ist das Interessante an der Struktur, die Geschichte fängt eigentlich schon am Ende an, die Beziehung ist vorbei und es ist schon Gras über die Sache gewachsen, und entwickelt sich wieder zurück in den Abhängigkeitsstatus. Die Geschichte dreht die Zeit eigentlich wieder zurück, wie in jeder anständigen Sucht, gibt es kein Ende und kein Anfang, sondern es ist immer ein Kreis.

Zur Bewertung der Geschichte. Ich würde nicht sagen, dass die Geschichte vollständig gelungen ist, sie fängt so an, das plastisch zu beschreiben und dann sinkt sie so dahin. ;) Das ist eigentlich auch schön, es passt dann zur Erzählerin. Sie will nicht mehr gefallen, sondern sie ist dann auch ganz erbärmlich und zählt das alles auf und ist auch ein wenig freudlos. Es bleibt aber dabei, dass man einige der „verbrauchten“ Bilder durch frischere hätte ersetzen können. Mit der Wohnung, dem Herd, die Verben werden dann bisschen schwächer, es sind zu viele Bilder auf einmal, aber das ist auch schwierig.
Es ist eine Geschichte, die, denke ich, gut darin ist, das darzustellen, was sie darstellen möchte. Aber sie dient jetzt nicht gerade dazu, den Leser wirklich zu fesseln oder mitfühlen zu lassen, sondern sie gewährt einen kritischen Blick auf die Erzählerin.
Noch was Böses: Die Geschichte beantwortet auch die Frage, warum Frauen Sex und Liebe nicht trennen können. Also der Sex hier, oder der Stellenwert davon, ist auch gruselig. Sex als Waffe, dann heißt es: Aber heute nicht, versprich es, aber sobald er sie sieht, trinkt er solange, bis es okay ist, mit ihr zu schlafen, und sie will aber auch nicht mit ihm schlafen, sondern nur weil sie bei ihm ist und dann fehlt es ihr aber auch. Aber sie stellt es so hin, als könne sie gar nichts dafür! Huch, ich lag halt die Nacht neben dir, wer hätte denn ahnen können, dass du als Aufforderung empfindest, mit mir zu schlafen! Gruselig!

Die Frau ist ein Junkie, und dieser Typ ist ihre Droge. Wenn einer sagen würde: Die Geschichte ist eine Analogie auf Crack! Man könnte weise nicken und sagen: Ja, stimmt.

Woah! Laber-Kritik, ich hab die Geschichte von weltenläufer nicht mehr so im Kopf ,vielleicht hätte ich deine jetzt ganz anders kritisiert, wenn ich die andere noch mal gelesen hätte

Quinn

 

Hallo Quinn,

und ganz am Anfang „Boje“ ist weiblich, wie eine Boje, macht mich wahnsinnig

Ein peinlicher Vertipper.

Pfeife mit einem „f“

Und der ja wohl noch viel peinlicher!

Geht es in der Geschichte darum, eine Trennung zu gewinnen?

Nö. Macht das den Eindruck, dieser Gedankenfetzen? Bei mir war eher so der Gedanke - was ist bei Dir von unserer Beziehung noch da? Fährst Du da manchmal noch hin und denkst an mich/uns? Ich versuche, das alles weit weg von mir zu halten. So eher die Intention.

Und es ist auch je länger sie dort sitzen, desto mehr schwindet die Spannung.

Das ist nicht gut. Man fragt sich als Leser nicht, was da zwischen denen ist oder war und wartet auf die Aufklärung, warum die beiden sich da so anstellen? Das hab ich eigentlich gehofft.

Ich finde psychologisch ist die Geschichte schon sehr interessant, es ist nur schwer, das in starke Worte zu kleiden, weil es auch etwas erbärmliches ist. Es wird im zweiten Teil der Geschichte dann genau gesagt, was mit der Erzählerin los ist. Sie ist geradezu süchtig nach Martin, aber sie sich dessen bewusst.

Das hat mich jetzt aber gefreut. Überhaupt habe ich mich sehr über Deine Interpretation gefreut. Wenn ich bei Dir auch nicht die Spannung und die kraft halten konnte, so scheint es mir doch gelungen, meine Geschichte zu erzählen.

Das ist Martin Opitz: Ich weiß nicht, was ich will. Ich will nicht, was ich weiß. Im Sommer ist mir kalt, im Winter ist mir heiß.

Kannte ich nicht. Aber trifft es sehr gut. Hätte ich es gekannt, hätte ich daran auch gedacht.

Was mir nicht klar ist, ist die Position von Martin.

Das muss ich wohl kaufen. Das ist bei den Copys für mich immer ein riesen Problem. Ich hänge mich zu sehr an den Vorlagen auf. Und über Sebastian hat weltenläufer geschrieben, da habe ich mich halt auf "sie" konzentriert und ihn vernachlässigt. Das gebe ich zu. Ich kann da so schlecht einschätzen, wie viel Sebastian von Nöten ist.
Für meine Variante habe ja drinnen, dass er ihre Zuwendung ja braucht und auch genießt. Das fängt mit dem angeln an, führt sich über die Wohnung fort - da muss sie ständig ran - und er dankt es ihr eben und bringt sie damit ja in diesen Teufelskreis. Also für mich ist es ein Typ, der eben gern nimmt, sich dafür aber sehr anständig bedankt. Er mag es eben betuttelt zu werden. (Das ist jetzt von mir da so reingeschrieben - das wird im Original nicht erwähnt.)
Das irgendwann der Punkt kommt, wo das umschlägt, ja klar - aber vielleicht fällt dass ja mit ihrer Erkenntnis zusammen und ab da ist eh alles anders und die Beziehung fängt an zu zerbrechen. Er unterstützt sie ja auch darin, ihr Ding zu machen. So weit meine Gedanken beim Schreiben dazu.

Das ist das Interessante an der Struktur, die Geschichte fängt eigentlich schon am Ende an, die Beziehung ist vorbei und es ist schon Gras über die Sache gewachsen, und entwickelt sich wieder zurück in den Abhängigkeitsstatus. Die Geschichte dreht die Zeit eigentlich wieder zurück, wie in jeder anständigen Sucht, gibt es kein Ende und kein Anfang, sondern es ist immer ein Kreis.

Das hat mich so gefreut!

Zur Bewertung der Geschichte. Ich würde nicht sagen, dass die Geschichte vollständig gelungen ist, sie fängt so an, das plastisch zu beschreiben und dann sinkt sie so dahin. ;) Das ist eigentlich auch schön, es passt dann zur Erzählerin.

Ist das jetzt gut oder schlecht? Ich werde daraus nicht schlau ...

Es bleibt aber dabei, dass man einige der „verbrauchten“ Bilder durch frischere hätte ersetzen können. Mit der Wohnung, dem Herd, die Verben werden dann bisschen schwächer, es sind zu viele Bilder auf einmal, aber das ist auch schwierig.

Das ist wohl eindeutig nicht gut. Aber erst bemängelst Du, dass die Bilder zum Ende hin weniger werden und nun sind es zu viele - was denn nu? Verbrauchte ersetzen und Verben überprüfen - da versuche ich mich in jedem Fall noch mal dran. Das entnehme ich eindeutig aus Deiner Kritik :).

Es ist eine Geschichte, die, denke ich, gut darin ist, das darzustellen, was sie darstellen möchte. Aber sie dient jetzt nicht gerade dazu, den Leser wirklich zu fesseln oder mitfühlen zu lassen, sondern sie gewährt einen kritischen Blick auf die Erzählerin.

Und das, obwohl ich mich so bemüht habe, die Rückblicke szenisch zu halten. Das hab ich dann wohl verbockt.

... ich hab die Geschichte von weltenläufer nicht mehr so im Kopf ,vielleicht hätte ich deine jetzt ganz anders kritisiert, wenn ich die andere noch mal gelesen hätte.

Ich finds gut. So kritisierst Du die Geschichte, wie sie da steht. Soll ja eigenständig funktionieren. Im Idealfall.

Ja, vielen Dank. Sind doch ne Menge Punkte drin, über die ich mir einen Kopf machen sollte. Deine Lesart macht mich jetzt aber nicht so unglücklich.

Woah! Laber-Kritik,

Hehe. Mach mal ruhig :) Ich finds spannend.

Dank Dir!

 
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Hallo Fliege,

die Geschichte ist hübsch, aber schwächelt. Ich kann nicht genau sagen, woran, aber ich kann drumrumlabern und auf Verständnis hoffen.

Das Original hat ja vor allem haufenweise Symbolik, die dauernd reingrätscht, als sei es ihre heilige Pflicht, und dann Kurven fährt. Das hält die Geschichte in einem Schwebezustand.
Beim Lesen Deines Copywrites hatte ich den Eindruck, als hättest Du beim Schreiben vor allem das im Gepäck gehabt und der Perspektivwechsel wär Dreingabe.
Ich hab schon nach den ersten Sätzen geglaubt, daß Du Dich in weltenläufers Geschichte reingekniet hast, und da ich das für besonders wichtig bei diesem Spiel halte, hat es mich natürlich gefreut.
Die Mischung, Deine Geschichte, las sich seltsam, fühlte sich an, als seien die verschiedenen angerissenen Geschichten, Symbole und Bilder haltlos, oder nee, besser, als müsse ich Leser haltlos durchfließen.
Von den Wasserbildern fand ich diese Hin- und Herblende symptomatisch:

Wir schauten den Fischen zu, schwammen mit ihnen im Kreis. Worte lösten sich in Luft auf und stiegen als Blasen an die Oberfläche.
Ihr macht das ja nicht gleich mit den Bildern und habt, glaubich, ganz unterschiedliche Auffassungen von Pflicht- und Kürteil beim Schreiben.
Boah, ich glaube, das könnte man viel besser auf den Punkt bringen, aber Nebenstrang ...

Du hast das Ankerbild in ein Segelsetzbild gedreht, das ist schlau und ist ein guter Montagepunkt für den Perspektivwechsel. Für den spricht natürlich auch, daß weltenläufers Held einen Filmriß hat; den hätte man allerdings kreativer füllen können. Filmriß des Helden ist für ein Copywrite ja fast wie ein Stück rohes Fleisch in den Käfig geworfen. :D

Viele Bilder sah ich irgendwie nicht. Dabei seh ich Deine Bilder normal immer sehr gut. Vor allem ging mir dieser Pfeifenseemann nicht ins Hirn, überhaupt kein Seemann, Bodden hin oder her. Ich sah die Helden nicht als Strandkinder, nicht im Boot, nicht als dort weggezogen, nicht in der anderen Wohnung, aber auch nirgendwo anders angekommen ... ja, ich weiß auch nicht. Selbst die Gegenwartsbilder waren so vage ... Immer war es schon wieder vorbeigeflossen, und ich mußte mich am Kopp kratzen.

In diesem Moment roch Sebastian nach Tang, Fisch und der Pfeife meines Großvaters. Wir setzten uns und er nahm den Duft mit auf seine Seite des Tisches.
Das zum Beispiel ... In welchem Moment? Ist das eine Überleitung: Damals roch er ... jetzt setzt er sich, und bei ihm sind ihre Erinnerungsbilder? Klar, denn damals wars ja ein Boot und kein Tisch ... Oder riecht er akut nach Tang und Pfeife? Aber wieso nach der Pfeife ihres Großvaters? Was muß ich mir denn da alles an den Haken friemeln? :confused:

Aber hey, ganz ähnlich hat sich das Original angefühlt. :)

Hier hab ich noch:

Er lächelte, als er mich sah, und ich löste mich, trieb auf ihn zu, und als wir uns umarmten, waren wir darauf bedacht,
Damit sich der Satz gut liest, würde ich diese Kommas alle setzen, obwohl nur das erste Pflicht ist.
Sein Atem streifte meinen Nacken, und seine Fingerkuppen brannten auf meinem Rücken.
Auch hier keine Pflicht, aber gliedert den Satz besser.
Das „Setz die Segel, Matrose!
'Kreuzfahrten'
Wie, waren das etwa nur sogenannte Kreuzfahrten? Ich kann ja sogenannte Gänsefüßchen nicht leiden. Mut zur echten Kreuzfahrt, würd ich sagen. Muß ja nicht alles auf dem Bodden der Realtität :sealed:
still zu halten
Darf er nicht quatschen oder nicht wackeln? Falls b): Zusammenschreiben.
Ich nippelte
:lol: Extrapunkt für dieses Wort. Nachdem Du es im Text verbessert hast, wird es hier verewigt sein.
an meinem Strohhalm, kaute auf den Früchten, und Sebastian tat es mir gleich.
entweder das Komma, damit sie nicht erst an Früchten und Sebastian kaut, oder den zwoten Satzteil weg. Tat es mir gleich, das klingt eh so ... hrgn.
Wenn sich unsere Blicke trafen, verrieten sie uns und aus Verlegenheit schauten wir wieder in das Aquarium, oder rührten das Eis in unseren zu schnell geleerten Gläsern.

Der Satz ist kaputt. Verratende Blicke, das Aquarium, das gerade in weltenläufer-Symbolik-Überblendung verwendet wurde, wird überstrapaziert, komische Kommata und dann noch dieser Einschub am Ende ... Ich würd den ganzen Satz streichen.
Der Backofen beherbergte eine heitere Truppe von Keimen und Bakterien.
Das paßt nicht zum anderen, denn den Backofen versauen Mieter, während das andere beschreibt, wie diese erstbeste Wohnung aussah. Wenn da schon ein Backofen drinwar, was ungewöhnlich ist, dann ist das halt der total versaute Backofen der Vormieter. So klingt es für mich, als ziehen die in eine runtergekommene Wohnung ein und bringen einen vergammelten Backofen mit.
ein Chemielabor auf den Herd angesetzt hatte, hatte Sebastian für mich gekocht.
Herd=Kombi aus Herd und Backofen, ja? Oben Platten, unten Klappe. Also: Untendrin ist es vergammelt, obendrauf setzt sie die chemische Keule ein, und der alte, eingebaute Kachelofen ist nicht mehr in Betrieb. Das ist eine vertrackte Ofenlage, auf die ich da meine Korinthen kacke!
bis alles an und in dieser Wohnung zu uns passte.
warum nicht einfach bis die Wohnung (zu) uns passte?
„Die panschen“, behauptet Sebastian. „Eis und Pfefferminze packen die in die Gläser, und am Rum sparen die.“
Ich überlegte, ob ich sein Lächeln erwähnen sollte. Noch zwei Drinks und es wächst zu einem Dauergrinsen.
Am Anfang, bei dem Bojenbild und dem Sturm, hab ich mirs ja noch verkneifen können. Aber jetzt muß ich Dich auf die Tempuswechsel hinweisen.
wie ein Schutzschild.
Einen Schutzschild. Sonst muß ich da lustige Bilder sehen.
als er mich anrief, um uns für heute zu verabreden.
Er rief an und verabredete beide! Der hat's drauf.
Versuchte, der Erregung Herr zu werden, wollte nicht, dass seine Hände aufhörten, Kreise zu ziehen.
Mein Atem entzog sich meiner Kontrolle.
Schnell weg damit! :D
Ich nahm jede erdenkliche Rolle ein, von der ich glaubte, dass er sie brauchte.
Das auch. Klingt schräg und ist unnötig.
Ging ich mit ihm in die kleine Pizzeria am Stadtpark, beneidete ich die Mädels, die im Kino Popcorn schaufelten.

Das versteh ich nicht.
„Du hast eine Stunde für die Theaterkarten angestanden. Und jetzt willst du mit mir und Martin Krieg spielen?“ Er lächelte, wuschelte mir durchs Haar und wandte sich ab.
Ich blieb mit meinen Schuhen im Flur sitzen, starrte sie eine Weile an und warf sie schließlich gegen die Wand.
Aus mir unbekannten Gründen gefällt mir diese Stelle am besten. So ganz abseits der Restgeschichte, was keine Wertung darstellt, hat mich die mitgenommen.
Ich flüchtete aus dem Bett, suchte hastig meine Sachen zusammen, schlüpfte in Bluse und Rock; bemüht leise und darauf konzentriert, ihn nicht anzuschauen, nicht seinen Atem zu hören, nicht nach dem T-Shirt auf dem Boden zu greifen.
Das T-Shirt am Schluß hat mir gefallen.

Lieben Gruß,
Makita.

 
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Ist das jetzt gut oder schlecht? Ich werde daraus nicht schlau ...
Weiß ich auch nicht, das ist eben von der Geschichte und wie du sie anpackst keine Geschichte, bei der man als Autor brillieren kann. Das wollte ich damit sagen.
Aber so Geschichten und Stoffe gibt's einfach, das kann dir - denke ich mal - jeder sagen. Du kannst nicht bei jeder Geschichte ein Feuerwerk abbrennen, dass der Leser denkt: Woah, die Fliege! Meine Fresse! Was für Farben!
Hier hast du ja eine Erzählerin in einem ganz matten Zustand. Es gibt dann zwei Möglichkeiten, entweder man sagt: Ich erzähle die Geschichte so, dass Form Inhalt folgt, und die Aussage des Textes widergespiegelt wird - und dann kann man eben nicht brillieren. Oder man sagt: Ich erzähl das jetzt anders, und lös die Form vom Inhalt. Dann ist da, zumindest für mich, oft ein Beigeschmack.
Das wollte ich damit einfach sagen. Die Erzählerin hier kann weder vor Lebensfreude übersprudeln und vor Phantasie (so Erzähler werden gern genommen), noch kann sie in zartbitterer Melancholie versinken (das ist die andere Art Erzähler, die gern genommen wird). ;)

Das ist wohl eindeutig nicht gut. Aber erst bemängelst Du, dass die Bilder zum Ende hin weniger werden und nun sind es zu viele - was denn nu?
Ja, da hab ich wieder rumgelabert. Ich meinte fast dasselbe wie Makita. Lieber wenige, starke Bilder, als dass sich viele schwächere gegenseitig auf den Zehen stehen. Es springt dann stark gegen Ende, da gibst du einem Bild zwei Zeilen, vier Zeilen, da geht's vom Zelt in den Flughafen und ins Kino und Theater und auf die Treppe. Das hab ich einfach nur gemeint.

Gruß
Quinn

 

Hallo Makita,

die Geschichte ist hübsch, aber schwächelt.

Hübsch fand ich sie eigentlich schon. Jedenfalls mochte ich die Ideen, die ich darin verarbeitet habe, dass sie nach hinten raus aber nicht wirklich funktioniert entnehme ich Deinem und Quinns Kommentar und der Sprachlosigkeit der Anderen. Oder die freundliche Zurückhaltung, wie man es vielleicht besser benennen sollte.

Das Original hat ja vor allem haufenweise Symbolik, ...
Beim Lesen Deines Copywrites hatte ich den Eindruck, als hättest Du beim Schreiben vor allem das im Gepäck gehabt und der Perspektivwechsel wär Dreingabe.

Da ist sicher was dran. Das hat mich damals sehr angesprochen. Und ich weiß nicht, wie oft ich das Original gelesen habe, bevor ich die Geschichte als solche für mich übersetzt hatte. Erst lese ich einen hübschen Text, der sich so hinter Bildern versteckt, und wenn man lange genug draufgeschaut hat, bekamen sie Beine und entwickelten eine ganz eigene Dynamik. Also mir ging es so. Das fand ich sehr spannend.

Die Mischung, Deine Geschichte, las sich seltsam, ...

Ja, ich wollte da bewusst zwei Gegenpole von Erzählstimmen setzen. Eine symbolische und eine entspannte, direktere. Aber seltsam klingt nach missglückt.

... daß weltenläufers Held einen Filmriß hat; den hätte man allerdings kreativer füllen können. Filmriß des Helden ist für ein Copywrite ja fast wie ein Stück rohes Fleisch in den Käfig geworfen. :D

Wahrscheinlich :) Und ich habe es halt liegengelassen. War mir für meine Protagonistin nicht wichtig genug. Ihr kam er recht, da muss man nicht weiter drüber reden. Geschenke nimmt man oft so selbstverständlich an :).

Viele Bilder sah ich irgendwie nicht.

Da steht es doch jetzt auf den Punkt gebracht. Und dann kann der Text auch nicht funktionieren.

Das zum Beispiel ... In welchem Moment? Ist das eine Überleitung: Damals roch er ... jetzt setzt er sich, und bei ihm sind ihre Erinnerungsbilder? Klar, denn damals wars ja ein Boot und kein Tisch ... Oder riecht er akut nach Tang und Pfeife? Aber wieso nach der Pfeife ihres Großvaters? Was muß ich mir denn da alles an den Haken friemeln? :confused:

Oh je. Eigentlich viel simpler. Die beiden umarmen sich und schon bei dieser ganz zarten Berührung holen sie die "schönen" Erinnerungen ein. Und dann setzen sie sich und so eine komische Stimmung kommt auf, als ob der Tisch zwischen ihnen wie eine Barriere ist, und schwups ist der Duft (die heftigen Erinnerungen) wieder ein Stück weit weg. So eigentlich. Falsch angepackt, würde ich mal sagen.

Hier hab ich noch:

Nehme ich ja immer gern. Ich mach es mir hier gleich ein bisschen schön. Und dann geh ich die Liste in aller Ruhe durch, versuche ein wenig zu entzerren und auszumisten, zu retten, was vielleicht noch zu retten ist.

Er rief an und verabredete beide! Der hat's drauf.

lol

Das T-Shirt am Schluß hat mir gefallen.

Mir auch.

Danke für die Entsorgungs- und Versteh-ich-nicht-Liste. Da weiß ich jetzt halt, was konkret nicht funktioniert. Ich hätte hier buntes Rätseln und auf gut Glück Versuche unternommen. Kommata und Zusammenschreib sowieso.

Lieben Gruß Fliege


Hey Quinn,

und Danke für die Rückmeldung.

Weiß ich auch nicht, das ist eben von der Geschichte und wie du sie anpackst keine Geschichte, bei der man als Autor brillieren kann. Das wollte ich damit sagen.

So, jetzt hat es auch die Fliege begriffen.

Aber so Geschichten und Stoffe gibt's einfach, das kann dir - denke ich mal - jeder sagen. Du kannst nicht bei jeder Geschichte ein Feuerwerk abbrennen, ...

Verstehe! Aber beim Copywrite bin ich in erster Linie Egoist. Da versuche ich mich an Erzählstimmen, Figuren, Plots - die ich sonst nie angepackt hätte. Und normalerweise funktionieren sie eben am Ende auch nicht. Aber unterm Strich ziehe ich für mich daraus immer einen Vorteil. Weil die Kritiken mir dann sagen, woran ich arbeiten muss.

Das wollte ich damit einfach sagen. Die Erzählerin hier kann weder vor Lebensfreude übersprudeln und vor Phantasie (so Erzähler werden gern genommen), noch kann sie in zartbitterer Melancholie versinken (das ist die andere Art Erzähler, die gern genommen wird). ;)

Und ich verweigere mich zutiefst, ihr eine der beiden Erzählstimmen aufzubürden. Selbst auf die Gefahr hin, damit nicht punkten zu können. Aber ich käme mir wie eine Verräterin vor.

Lieber wenige, starke Bilder, als dass sich viele schwächere gegenseitig auf den Zehen stehen.

Das würde ich aber schon gern aus der Welt schaffen. Das scheint mir wichtig und richtig, daran nochmal zu arbeiten.

Lieben Gruß Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Fliege,

ich finde, Du hast das Original schon sehr listig umgeschrieben. Finde ich sehr gut, wenn man sich beim Copywrite nicht nur mit dem Plot, sondern auch mit dem Stil des anderen Textes auseinandersetzt, das irgendwie kommentiert. Also, dass die da jetzt tatsaechlich in der Seefahrerkulisse sitzen finde ich brilliant :D Das kann man natuerlich nur goutieren, wenn man die Texte nebeneinanderhaelt. Diese Wassermetaphern werden ja auch sonst entmetaphorisiert - mit dem echten Aquarium und dem echten Seefahreropa. Also diesen Ebenenwechsel finde ich besser gelungen als die eigentlichen Metaphern in Deinem Text. Also nicht grundsaetzlich, aber manche humpeln echt noch ein bisschen.

z.B.

In roter Bluse und hellem Rock, wie eine Boje, stand ich im Eingang der Bar; festgekettet, damit der Sturm mich nicht davonträgt.
Ich versteh den Vergleich natuerlich, aber man muesste das doch anders formulieren, denn Bojen tragen ja weder Bluse noch Rock. Und das "festgekettet" ist auch ein bisschen seltsam, weil mir nicht klar wird, welchen unmetaphorischen Umstand das bezeichnet. Vielleicht eher: hielt mich am Tuergriff fest, damit mich der Sturm nicht davontruege.

Neben der Theke gab es Palmen und Strandkörbe, die durch indirektes Licht in Szene gesetzt wurden; an den Wänden hingen Fotos von Stränden mit kleinen Preisschildern und in Nischen langweilten sich bunte Fische in Aquarien.
Sebastian saß in einem dieser monströsen Korbsessel, wie ein Stück Treibholz, das man vergessen hatte fortzuräumen.
hehe, das ist eine schoene Beschreibung. Nur der letzte Halbsatz, der lenkt ab.

Das „Setz die Segel Matrose! Abenteuer erwarten uns“, das er mir zuflüsterte, hatte er meinem Großvater geklaut, der damit unsere 'Kreuzfahrten' auf dem Bodden eingeleitet hatte.
Vielleicht eher: "Setz die Segel Matrose! Abenteuer erwarten und" fluesterte er mir zu. Das hatte er meinem Grossvater geklaut etc.

In diesem Moment roch Sebastian nach Tang, Fisch und der Pfeife meines Großvaters.
Fands ich auch ein bisschen verwirrend. Vielleicht: Auch jetzt roch Sebastian ...

Worte lösten sich in Luft auf und stiegen als Blasen an die Oberfläche.
Das ist mir zu 1:1 weltenlauferisch. Das liest sich nicht fliegisch, auch nicht Fliege feat. Weltenlaeufer, wenn Du verstehst, was ich meine.

Nachdem ich ein Chemielabor auf den Herd angesetzt hatte, hatte Sebastian für mich gekocht.
Das haut irgendwie nicht hin, das Chemielabor selbst kann nicht auf den Herds angesetzt werden - da treibts die Metonymie zu wild.

„Die panschen“, behauptete Sebastian. „Eis und Pfefferminze packen die in die Gläser, und am Rum sparen die.“

„... nicht miteinander schlafen. Versprich es mir“, holten mich Sebastians Worte ein, zogen mich wie Blei hinab und für einen Moment verlor ich die Orientierung. Ich schluckte es wie salziges Wasser, nickte mechanisch, hörte meine Stimme „ja, versprochen“, sagen, ließ die Karte sinken, umkrallte sie und pumpte Luft in meine Lungen.
Das unterbricht ihre Gedanken natuerlich schon schoen, aber ich weiss nicht, ob Du hier weltenlaeufers Satz nicht ganz zitieren solltest. Das ist vielleicht schwer zu verstehen, wenn man den nicht kennt. Das mit dem Blei und dem salzigen Wasser ist uebrigens eine schoene Subtilisierung von Weltenlaeufers Metaphern. Aber: "Ich pumpte Luft in meine Lungen" hoert sich seltsam an.

In der Nacht weckten mich seine Hände. Sanft tasteten seine Finger über meinen Körper. Ich rührte mich nicht. Versuchte der Erregung Herr zu werden, wollte nicht, dass seine Hände aufhörten Kreise zu ziehen. Mein Atem entzog sich meiner Kontrolle. Die Kreise wurden kleiner, näherten sich ihrem Zentrum.
Ich schaute ihn an. Das Lächeln war fort. Wieder dieser Moment. Und diesmal hielten wir ihn fest, kosteten ihn aus, gaben nach und versanken ineinander.
Das ist mir eine nachvollziehbare Situation. Allein, mit dem Zentrum der Kreise und dem versinken, bin ich nicht ganz gluecklich. Das schrappt ziemlich haarscharf ... obwohl es natuerlich wichtig ist, die Wasserthematik irgendwie reinzubringen. Uebrigens auch am Morgen danach, da fehlt sie irgendwie. Da koennte ein Auftauchen, oder so ...

Und noch was Grundsaetzliches: Erst dachte ich, die Darstellung der Beziehung sei vielleicht zu verkuerzt, dass ich die beiden nicht richtig zu packen kriege. Aber jetzt glaube ich, dass mir da einfach ein paar Sachen nicht zusammen passen. Sie verliert sich in der Beziehung, geniesst es, ein eigenstaendiger Mensch zu sein, wenn sie weg ist. Vermisst ihn aber auch. Er wird ja auch eindeutig als sehr abhaengig gezeichnet. sie macht ihm die Wuermer auf den Haken und die Fische ab, sie kauft die Moebel, sie ist ihm all diese Rollen. Das passt mir alles zusammen, macht ein Bild. Aber da ist sie wie die Aktive, die Gestalterin, da passt mir nicht rein, dass sie einfach so zu Sebastian wird. Dass sie sich seinen Eigenheiten anpasst, sie ausgleicht ok, aber das ist fuer mich nicht die selbe Sache. Gerade als Verwalterin u. Krankenschwester ist sie ja eher sein Gegenbild. Ist natuerlich auch ne Art von Selbstverlust, wenn sie ihre Identitaet so ueber ihn definiert, aber was anderes als seine Identitaet zu uebernehmen. Ich merk grad, ich kann es nicht gut erklaeren, aber ich krieg diese beiden Seiten einfach nicht unter eine Frau. Zuerst scheint mir Sebastian als Schluffen, dem man sagen muss, wo's langgeht und dann folgt sie ihm wie ein Dackelchen - das verwirrt mich.

Ach so ja, und ich habe nicht so richtig verstanden, worum es in der Theaterszene geht.

Ja, na ja, aber insgesamt hat es mir gut gefallen!

lg,
fiz

 

Hallo feirefiz,

ich finde, Du hast das Original schon sehr listig umgeschrieben ... Also, dass die da jetzt tatsaechlich in der Seefahrerkulisse sitzen finde ich brilliant :D

Dafür bedanke ich mich brav :).

Also diesen Ebenenwechsel finde ich besser gelungen als die eigentlichen Metaphern in Deinem Text. Also nicht grundsaetzlich, aber manche humpeln echt noch ein bisschen.

Hhmm. Scheint so, als würde ich mir da selbst im Weg rum stehen.

Ich versteh den Vergleich natuerlich, aber man muesste das doch anders formulieren, denn Bojen tragen ja weder Bluse noch Rock. Und das "festgekettet" ist auch ein bisschen seltsam, weil mir nicht klar wird, welchen unmetaphorischen Umstand das bezeichnet.

Aber Bojen sind doch rot-weiß und festgekettet. Ich grüble schon die ganze Zeit, wie man das besser formuliert bekommt, aber so recht hatte ich noch keine Idee. Behalte es aber auf dem Schirm.

Vieles aus Deiner Liste hab ich umgesetzt, weil ich es dann wohl doch richtig und gut fand. Nur hier:

Das unterbricht ihre Gedanken natuerlich schon schoen, aber ich weiss nicht, ob Du hier weltenlaeufers Satz nicht ganz zitieren solltest. Das ist vielleicht schwer zu verstehen, wenn man den nicht kennt.

hoffte ich eigentlich, mit dem vorweggenommenen Telefonat - naja, dass die beiden halt in diesem Moment das selbe denken, und sie sich entscheidet - was solls, und er daran eben festhält. Weiß nicht, wie es wirkt, wenn man das Original nicht kennt. Ich bin da noch am zaudern.

Allein, mit dem Zentrum der Kreise und dem versinken, bin ich nicht ganz gluecklich.

Ist für mich aber sehr wichtig. Muss ich auch noch auf die Liste setzen - weiter nach Formulierung suchen.

Uebrigens auch am Morgen danach, da fehlt sie irgendwie. Da koennte ein Auftauchen, oder so ...

:) ich hab es nicht wirklich mehr reinbekommen. Auch noch so ein Ding, wo mir auf die Schnelle nix einfällt.

Sie verliert sich in der Beziehung, geniesst es, ein eigenstaendiger Mensch zu sein, wenn sie weg ist. Vermisst ihn aber auch ... Aber da ist sie wie die Aktive, die Gestalterin, da passt mir nicht rein, dass sie einfach so zu Sebastian wird. Dass sie sich seinen Eigenheiten anpasst, sie ausgleicht ok, aber das ist fuer mich nicht die selbe Sache.

Dann liegt es vielleicht doch an der verkürzten Darstellung. Für mich passt das alles ganz gut zusammen. Jede Sucht macht am Anfang Spaß und je häufiger und intensiver, wird aus Spaß eben Ernst und fordert seinen Preis. In ihrem Fall eben die Selbstaufgabe.

Ach so ja, und ich habe nicht so richtig verstanden, worum es in der Theaterszene geht.

Nicht? Sie sitzt da mit ihrem Problem, mach ich das eine, bin ich nicht glücklich, mach ich das andere, auch nicht. Und aus Wut über sich selbst wirft sie die Schuhe an die Wand. Ich fand das ganz logisch.

Also scheinbar gibt es da im Text noch reichlich Lücken. Auf der anderen Seite zeigt mir Quinn aber, dass man es versteht. Ja mal schauen, was mir nach der Schadensbegrenzung von heute noch so einfällt.

Ich danke Dir dolle.
Lieben Gruß Fliege

 

Sie sitzt da mit ihrem Problem, mach ich das eine, bin ich nicht glücklich, mach ich das andere, auch nicht. Und aus Wut über sich selbst wirft sie die Schuhe an die Wand. Ich fand das ganz logisch.

Also scheinbar gibt es da im Text noch reichlich Lücken. Auf der anderen Seite zeigt mir Quinn aber, dass man es versteht.

hmmm ja, hab das jetzt nochmal so mit Interpretation nachgelesen und ja, jetzt ist mir klar, was da stattfindet. Ist auch nicht so kompliziert eigentlich. Ausrede: Ich konnte das wohl gar nicht verstehen, weil mir das so krass vorkommt, diese Sucht. Dazu ist mir der gesamte Text zu wohltemperiert - es stimmt auch, was Quinn sagt, dass man nicht so ganz versteht, was jetzt an dem Typ so faszinierend sein soll. Und mir stand wohl auch im Weg, dass ich die Frau da erst so anders eingeschaetzt habe, so selbststaendig und tonangebend, dass ich das Umkippen nicht richtig akzeptieren konnte.

Also vielleicht doch zu kurz :D

 

Hey feirefiz,

Also vielleicht doch zu kurz :D

Ja, denke ich inzwischen auch. Deshalb hab ich mal ein bisschen was nachgelegt, gerade hier:

dass ich das Umkippen nicht richtig akzeptieren konnte.

Ob das nun besser und deutlicher ist, weiß ich zwar nicht, aber auf jeden Fall hab ich es diesmal ganz fliegisch geschrieben. Und wenn ich noch eine Idee hab, dann wandle ich noch einen Satz in eine Szene. Ich glaub, das gefällt mir :).

Lieben Gruß

 

He Fliege,

ist ja mein erstes Mal, dass ich am copy-spiel teilnehme, deshalb finde ich es unheimlich spannend, was du aus meiner Geschichte gemacht hast.
Habe gleich mal gewühlt, denn ich hatte da noch was in Erinnerung, und siehe da:

Gibt es eigentlich schon ein Copy, zu ihrer Sicht des Abends?
Nicht, dass ich es schreiben wollte. Aber lesen :!
schriebst du vor 2 Jahren unter Eine höhere Ebene. So hast du das copy also doch geschrieben - und ich durfte es lesen :D

So ganz unbefangen kann ich deinen Text wahrscheinlich nicht beurteilen, aber ich finde ihn in seiner Gesamtheit gelungen.
Beim ersten Lesen (Tag der Einstellung) war ich mir nicht so eins, ob ich denn die Anziehung zwischen den beiden nachvollziehen kann, aber nach dem zweiten Lesen (heute), finde ich es stimmig. Entweder hast du noch mal etwas gefeilt, oder es ist eben ein Launen-Ding. Letztlich bleibt das abstrakt, was die beiden aneinander (nicht)finden, aber auf das Original geschielt, ist auch dort dieses Band ja etwas sehr nebulöses, eben eine nicht greifbare höhere Ebene.
Leider ist die Realität ja voll von Pärchen, die die Gegenwart nur durch die Highlights der Vergangenheit am leuchten (zu) halten (versuchen). So gesehen, passt das durchaus.

Die beiden können einen ja im Prinzip nur leid tun. Das, was sie da machen, wirkt mehr wie ein Pflicht, wie etwas, das man eben noch mal tun muss, um wirklich sicher zu sein, dass es auch aus ist, dass die Vergangenheit wirklich Vergangenheit ist. Eigentlich überflüssig, denn sie wissen es schon im Voraus. Was nur zeigt, wie verzweifelt sie sind, dass sie sich das noch mal antun müssen.
Ist schon insgesamt bedrückend. Man steigt so beim lesen ein: bereits die Bar versucht ja künstlich einen Eindruck des Strandlebens zu erwecken und ist damit ein prima Setting, für dieses "falsche Spiel". Leben deswegen kursiv, weil hier ja eigentlich kein Leben stattfindet, beide sind seltsam passiv, Sebastian schon allein wegen der Assoziation mit angespültem Treibholz. Dann sitzt er auch noch ein einem monströsem Sessel, was ihn klein macht und irgendwie auch die Furcht vor der Situation einfängt.
Und man wird mit dem selben Gefühl entlassen: Sie flüchtet, darf ihn dabei nicht mal ansehen. Von Befreiung, die ja auch hätte eintreten können, ist hier nichts zu spüren. Es bleibt also bedrückend. Gut eingefangen.

Spannend finde ich, dass du dir das copywrite inhaltlich als auch stilistisch zu Herzen genommen hast. Dadurch sind die Text ziemlich nah beieinander, ohne dass ich das Gefühl hatte, du hättest einfach nur abgekupfert. Du hast ganz andere Wasser-Metaphern gefunden und ziemlich starke wie ich finde. Das Treibholz zum Beispiel, oder das Kreiseziehen der Fische/ das Rühren im Getränk.
Die Passage mit dem Austausch der Neuigkeiten, das hat mir auch gefallen.
Obwohl dieser Satz

„Sabine ist schwanger und Jutta hat sich einen Hund gekauft.“
doch vielleicht ein bisschen zu plump ist? Also, meine, wer würde das so sagen? Ohne Sarkasmus?

Sehr gerne gelesen
grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Fliege, ich hab Deine Geschichte erst jetzt nach der Überarbeitung gelesen und fand sie cool. Zu Beginn etwas langsam, es dauerte bis ich hineingezogen wurde, aber am Ende: traurig, schön… „Schön“ passt eigentlich nicht zu der Handlung, zum KG-Ende, aber ich bin ein alter Fan von Erinnerung an gemeinsames Scheitern…

Ich kannte und mochte die Vorlage bereits bevor ich Deinen Text gelesen habe, dadurch machte es noch mehr Spaß.
Dieser Perspektivwechsel, die gleiche Story aus der weiblichen Sicht, auf andere Weise gelungen, das, so lerne ich gerade, ist auch etwas, was den Reiz dieses Copywrites ausmacht… Spannend, spannend.

Manche der Bilder u Symbole hab ich erst aus den Kritiken, die ich überflogen habe, erschlossen; hatte überlegt, ob sie ggf. knapper, deutlicher serviert werden sollten, aber es liegt wohl nur an meiner nicht ausreichend eingehenden Leseweise…

Für mich ist die Sache nach diesen beiden Texten (Orig. und Cw.) nicht erledigt. Ich will mehr wissen über die beiden! Was war da noch!? Was wird noch kommen!? So ein Nachbrennen einer Geschichte gelingt nicht oft..!

Beste Grüße, T.

 

Hallo weltenläufer,

ist ja mein erstes Mal, dass ich am copy-spiel teilnehme, deshalb finde ich es unheimlich spannend, was du aus meiner Geschichte gemacht hast.

Und ich kann Dir gar nicht sagen, wie beruhigend ich Deinen Kommentar empfand. War mir nämlich wichtig, Dich nicht zu verärgern.

Habe gleich mal gewühlt, denn ich hatte da noch was in Erinnerung, und siehe da:
Gibt es eigentlich schon ein Copy, zu ihrer Sicht des Abends?
Nicht, dass ich es schreiben wollte. Aber lesen!
schriebst du vor 2 Jahren unter Eine höhere Ebene. So hast du das copy also doch geschrieben - und ich durfte es lesen :D

Hehe. Hatte ich auch noch im Kopf. Fand ich damals wirklich spannend, was das wohl für eine Frau sein mag, die sich mit ihrem Ex nach Jahren trifft, der Abend läuft völlig daneben, er sturzbesoffen und trotzdem wacht sie da morgens bei ihm auf. Das sie ihn noch liebt fällt aus, weil sie ja abhaut.
Frage - was ist die Motivation der Frau, mit ihm mitzugehen und mit ihm zu schlafen? Große Frage war das. Darin lag für mich der Reiz, mich mit dieser Geschichte zu befassen und eine glaubhafte, weibliche Hauptrolle zu finden.

So ganz unbefangen kann ich deinen Text wahrscheinlich nicht beurteilen, ...

Kann ich auch nie :), also bei Kopies von meinen Geschichten ...

Entweder hast du noch mal etwas gefeilt, oder es ist eben ein Launen-Ding.

Sicher ein Stück von beiden. Aber ich hab schon nachgelegt.

Man steigt so beim lesen ein: bereits die Bar versucht ja künstlich einen Eindruck des Strandlebens zu erwecken und ist damit ein prima Setting, für dieses "falsche Spiel". Leben deswegen kursiv, weil hier ja eigentlich kein Leben stattfindet, ... , Sebastian schon allein wegen der Assoziation mit angespültem Treibholz. Dann sitzt er auch noch ein einem monströsem Sessel, was ihn klein macht und irgendwie auch die Furcht vor der Situation einfängt.

Das hat mich sehr gefreut.

... ohne dass ich das Gefühl hatte, du hättest einfach nur abgekupfert.

Abschreiben hab ich mir irgendwann abgewöhnt. Ich glaube nach meiner letzten schriftlichen Prüfung :). Aber das wäre auch zu billig gewesen. Dafür hätte ich mich geschämt.

Du hast ganz andere Wasser-Metaphern gefunden und ziemlich starke wie ich finde. Das Treibholz zum Beispiel, oder das Kreiseziehen der Fische/ das Rühren im Getränk.

Danke.

Die Passage mit dem Austausch der Neuigkeiten, das hat mir auch gefallen.
Obwohl dieser Satz doch vielleicht ein bisschen zu plump ist? Also, meine, wer würde das so sagen? Ohne Sarkasmus?

Ja, darüber hab ich auch schon nachgedacht. Aber ich wollte eben, das dieses Gespräch wirklich als beendet ankommt. Ich behalte es im Kopf. Will eh noch mal ran.

Sehr gerne gelesen

Wie mich das freut!


Hey maria,

Da ich ein Fan von deinen KGs bin, ist es nicht fair, dass ich deine Geschichte beurteile xD Gut, mir gefällt sie.

:lol:

Du bringst Ruhe hinein. Du sorgst dafür, dass deine KGs wie ein schlichter Traum wirken ... Ich mag diese schlichte ARt, diese Ruhe. Es ist nie zu kompliziert und vor allem niemals langatmig oder langweilig.

Wow! Und äh, Danke und äh - ich werde rot.

Bei mir ist alles dabei: Panik, Angst, Furcht, Action.

Das ist das Schöne an Deinen Geschichten und so was, kann ich soo gar nicht. Das wäre die totale Bauchlandung, wenn ich das versuchen würde. Echt.

So wie deine Prot habe ich am Ende auf etwas gehofft. Ich glaube, auf ein HappyEnd oder vielleicht auf einen verzweifelten letzten Versuch für die Beziehung. Doch da kam nur eine Flucht und diese Flucht ruiniert mMn die KG.

Ja, ich habe da wohl etwas zu viel weggenommen, habe aber im Kopf eine Szene, die das deutlicher machen soll, als dass sie gar keine andere Wahl hat, als abzuhauen. Das es für sie nur diesen einen Weg gibt. Daran bastle ich derzeitig noch.

Ja ich weiß, die Maria ist wieder mal total verliebt, aber mir hätte es anders viel besser gefallen.

Schon klar :).

Ich dachte wirklich, Du wirst wieder Paff und Wuahaha vermissen. Freut mich, wenn ich Dich anderweitig entschädigen konnte.


Hallo T Anin,

schön das Du hier vorbeigeschaut hast. Freut mich sehr.

... ich hab Deine Geschichte erst jetzt nach der Überarbeitung gelesen und fand sie cool.

Das freut mich, da bin ich doch gleich noch mehr motiviert.

Zu Beginn etwas langsam, es dauerte bis ich hineingezogen wurde, aber am Ende: traurig, schön…

Manche der Bilder u Symbole hab ich erst aus den Kritiken, die ich überflogen habe, erschlossen; hatte überlegt, ob sie ggf. knapper, deutlicher serviert werden sollten, aber es liegt wohl nur an meiner nicht ausreichend eingehenden Leseweise…

Ey, mach Dich mal nicht so klein hier. Ich kann mir gut vorstellen, das es an mir liegt. Wäre jetzt natürlich spannend zu wissen, was sich Dir nicht erschlossen hat, aber ich will ohnehin noch was nachlegen. Zumindestens an der Stelle, an der sie nicht mit und nicht ohne ihn sein kann. Da schwebt mir noch eine Szene vor.

Für mich ist die Sache nach diesen beiden Texten (Orig. und Cw.) nicht erledigt. Ich will mehr wissen über die beiden! Was war da noch!? Was wird noch kommen!? So ein Nachbrennen einer Geschichte gelingt nicht oft..!

einfach nur :)

Lieben Dank Euch Dreien. Es war mir wirklich eine Freude. Und Motivation.

Frühlingsgrüße Fliege

 

Hallo Fliege!

Ich hab die Kommentare der anderen nicht gelesen, deswegen kanns passieren, dass ich bereits gekautes wiederkäue, aber was solls. Die Geschichte hat in mir den Drang geweckt zu kommentieren, also bitte. :D

Vorweg muss ich sagen, ich mag die Geschichte. Sie ist wunderbar dynamisch, liest sich frisch, trotz des Themas, es gibt keine Punkte, an denen man ins Stocken kommt und die Figuren sind lebendig.
Aber sie schwelgt ein bisschen zu sehr in der Vergangenheit, die beiden Erzählebenen sind mir nicht ausgeglichen genug. Der kursive Teil ist wunderbar plastisch und toll erzählt, aber der Rest (eigentlich eher ab der zweiten Hälfte der Geschichte) wirkt auf mich mehr oder weniger wie ein Skelett, das nur dazu da ist, die Erzählstruktur irgendwie aufzufrischen. Weil chronologisch erzählt wäre es ja doch nur die Geschichte einer Beziehung, die traurig endet. Das soll jetzt gar nicht abwertend klingen, ich finde Beziehungsgeschichten super solange die Charaktere gelungen sind und das sind sie auf jeden Fall! Bis auf ... Ich meine nur, dass die Handlungsmotivation der Protagonistin hauptsächlich über ihre Erinnerung an die Vergangenheit mit Sebastian definiert wird und nicht über die Personen, die sie und er jetzt sind. Dreieinhalb Jahre sind ja doch eine ganz schöne Zeit.

Paar Sachen noch:

dass man vergessen hatte fortzuräumen.
das
Er lächelte, als er mich sah und ich löste meinen Griff vom Türrahmen, trieb auf ihn zu und als wir uns umarmten, waren wir darauf bedacht, uns dabei so wenig wie möglich zu berühren.
Gut!
„Setz die Segel, Matrose! Abenteuer erwarten uns“, flüsterte er mir zu.
Das ist ein bissl kitschig, oder? :) Also auch der Titel wieder (ich glaub ich wühle da in einer alten Wunde).
steckte uns Kindern Karamelbonbons in die Tasche.
Karamell
warf die Kleinen zurück ins Wasser und die Großen ins Netz.
die kleinen ... die großen (weils sich auf die Fische bezieht)
hielten wir es nicht aus und rührten satt dessen das Eis
statt
Ich überlegte, ob ich sein Lächeln erwähnen sollte. Noch zwei Drinks und es wächst zu einem Dauergrinsen.
Den Tempuswechsel versteh ich nicht. Gehört da nichn Konjunktiv?
krallte meine Nägel ins Laken.
Komisches Bild. Jetzt hat die so ultralange künstliche Fingernägel in meinem Kopf. :) Würde da Finger draus machen, immerhin sind die Nägel nur Beiwerk.
die Marktfrauen, mit ihrem Gemüse
Komma weg?
„Schatz. Nun zieh sie schon an“
Oh Mann. Besteht die Möglichkeit, auf das "Schatz" zu verzichten? Nur eine persönliche Abneigung, das ist keineswegs ein ernstzunehmender Einwand, ich weiß, aber ... nee.
sogar der Bürgermeister erschien zum gratulieren.
Gratulieren
in Röcken oder Kleidern, Tellergklapper,
Tellergeklapper
Ich schaute ihnen vom Ufer aus zu bis fortgingen.
zu, bis sie fortgingen.
und mit schmerzenden Steißbein
schmerzendem
über dem Spannferkel landen.
Spanferkel
und das Shirt, das er heute Vormittag trug.
getragen hatte
keine Hand die mich zu erreichen versuchten.
versuchte
Grad fällt mir auf, was das eigentlich für ein sinnloser Plural ist. Also ich sag das auch, ich glaub fast jeder sagt das, aber das s ist ja eigentlich überflüssig, oder?

Liebe Grüße,
strudel

 

Hallo apfelstrudel,

Vorweg muss ich sagen, ich mag die Geschichte. Sie ist wunderbar dynamisch, liest sich frisch, trotz des Themas, es gibt keine Punkte, an denen man ins Stocken kommt und die Figuren sind lebendig.

Na das ist doch schon mal was! Das war nicht immer so :).

Aber sie schwelgt ein bisschen zu sehr in der Vergangenheit, die beiden Erzählebenen sind mir nicht ausgeglichen genug.

Dagegen kann ich wohl nix sagen. Es ist einfach so, dass diese Copy seit dem Einstellen ca. doppelt so lang geworden ist. Und ich habe den kursiven Teil gezogen, während ich beim anderen gestrichen habe. Und da Du die Erste bist, die nach all den Veränderungen nun den Text gelesen hat, ist mir Dein Kommentar auch so wichtig. Also, inzwischen habe ich plastische Figuren und man kommt nicht mehr ins Stolpern, aber dafür habe ich ein Ungleichgewicht. Mann, Mann. Ich werde hier nie fertig.

... aber der Rest (eigentlich eher ab der zweiten Hälfte der Geschichte) wirkt auf mich mehr oder weniger wie ein Skelett, das nur dazu da ist, die Erzählstruktur irgendwie aufzufrischen.

Oh. Das ist jetzt nicht gut. Der Rest ist eigentlich die Copy, sollte es jedenfalls sein. Ich habe ein Skelett daraus gemacht :(.

Weil chronologisch erzählt wäre es ja doch nur die Geschichte einer Beziehung, die traurig endet.

Ja sicher. Aber ich wollte erreichen, dass dieses Wiedersehen die Beziehung nochmal im Schnelldurchlauf wiederspiegelt. So ein Treffen nach Jahren könnte ja auch anders ausgehen.

Ich meine nur, dass die Handlungsmotivation der Protagonistin hauptsächlich über ihre Erinnerung an die Vergangenheit mit Sebastian definiert wird und nicht über die Personen, die sie und er jetzt sind.

Ja, klar. Sie definiert sich ja irgendwann in der Beziehung auch nur noch über Sebastian. Das ist das tragische an der Figur. Und in dem Augenblick, wo sie das erkennt, ist es ihr unmöglich, glücklich zu sein. Nicht mit ihm und nicht ohne ihn, einen Teil ihrer Persönlichkeit verrät sie immer. Und an dieser Faszination die von ihm ausgeht, hat sich auch nichts geändert. Aber sie ist halt gefährlich für sie, es hat sich über die Jahre bei ihr nichts verändert und der einzig mögliche Ausweg ist eben, ganz auf ihn zu verzichten. So jedenfalls meine Absicht und unter diesem Aspekt, finde ich es eigentlich okay.

Paar Sachen noch:

Vielen Dank! Manches war mir tatsächlich peinlich.

Das ist ein bissl kitschig, oder? :)

Echt? Meine Schmerzgrenze ist dann wahrscheinlich etwas tiefer als Deine.

Also auch der Titel wieder (ich glaub ich wühle da in einer alten Wunde).

Ich hab mich dran gewöhnt. Ich setz es auf die Liste.

Oh Mann. Besteht die Möglichkeit, auf das "Schatz" zu verzichten? Nur eine persönliche Abneigung, das ist keineswegs ein ernstzunehmender Einwand, ich weiß, aber ... nee.

Ich hänge nicht dran. Und da ich den anderen Kitsch belasse, soll er ruhig fort.

Hat mich wirklich gefreut. Schon allein aus dem Aspekt heraus, dass es nach der Überarbeitung nochmal gelesen und kommentiert wurde. Und Listendank - ganz großen!

Liebe Grüße Fliege

 

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