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Copywrite Lug und Trug

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10.11.2003
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Lug und Trug

Lug und Trug

Bérénice schaute auf das iPhone, das auf ihrem Schreibtisch lag, dann durchs Fenster in den Garten. Sie hatte Lust, hinauszugehen und sich im Pool etwas abzukühlen, aber es wurden Gäste erwartet. Der Tisch unter dem großen Sonnenschirm war schon gedeckt, doch ihre Mutter ging noch einmal um die Sitzgruppe. Prüfend. Die Vase mit den Feldblumen musste etwas mehr in die Mitte gestellt werden, da und dort die Abstände zwischen den Stühlen einander angeglichen und der Stand der kunstvoll zu Vögeln gefalteten Servietten nochmals überprüft, auf dass ein Windstoß sie nicht so leicht umstieße.
Dabei regte sich schon den ganzen Tag kein Lüftchen, und es war nicht zu erwarten, dass sich das bis zum Eintreffen der Gäste ändern würde. Es war nur heiß, in der Sonne sogar drückend. Und doch trug ihre Mutter ein Kostüm. Ein leichtes natürlich, aber schon aufgrund des engen Schnitts weit davon entfernt, bequem zu sein oder gar luftig wie ein Sommerkleid.
Oder wie ein Bikini, den Bérénice trug. Oder vielmehr bis eben getragen hatte. Denn jetzt saß sie nackt da und betrachtete wieder das iPhone. Ein Geschenk ihrer Eltern für die guten Noten im Deutsch. Dabei war es diesmal wirklich leicht gewesen: Das Tempus in der Literatur heute. Ein Kinderspiel: Präsens, Präteritum und Konjunktiv II, alles kein Problem. Der Lehrer war beeindruckt, wie sie den Unterschied zwischen Imperfekt und Präteritum erklärte oder vielmehr nicht erklärte. Weil es praktisch keinen gibt. Alles nur eine Sache der Definition, nicht wahr?
Sie stand auf. Sie sollte duschen und sich anziehen, aber sie hatte keine Lust dazu. Sie wusste ja, wer kommen würde. Leute wie ihre Eltern. Höflich und leise, immer kontrolliert. Es war, als liefen sie immer mit angezogener Handbremse herum. Aus ihren Mündern kamen auch bei solchen Gelegenheiten nur wohlgeformte Wörter. Makellos wie ihre Kleidung. Oder wie ihre Körper. Kein Gramm Fett. Nirgends.
Sie schaute an sich herunter, fasste sich an die Brüste. Da hätte sie sich schon ein wenig mehr Fett gewünscht. Und der Hintern? In den Scheiben des Bücherschranks sah sie nur ein blasses Abbild ihres Körpers, trotzdem drehte sie sich einmal langsam um ihre Achse. Der Hintern war knabenhaft klein, der Bauch flach und die Hüften noch schmal. Die Umwandlung zur Frau hätte schon längst abgeschlossen sein müssen, aber ihr Körper schien noch zu zögern. Ob Männer sie trotzdem anziehend fanden? Sie schloss die Augen und versuchte sich an deren Blicke zu erinnern. Ja, da waren schon welche darunter, die es vor Jahr und Tag nicht gegeben hatte. Blicke, die langsam von oben nach unten und wieder zurück glitten und an manchen Stellen eindeutig länger verweilten. Selbst ihr Vater hatte sie schon so angesehen.
Das iPhone erzitterte. Sie sprang zum Tisch, sah sich die Meldung an.
„Ja!“
Auf der Stelle machte sie kehrt, lief zum Schrank und zog schon getragene Unterwäsche an. Und das, ohne vorher zu duschen. Normalerweise beides eine Unmöglichkeit, aber heute war das anders, heute war Sauberkeit out, ja die Stunde verlangte nach noch nie Dagewesenem: nach Schweiß. Aus den Tiefen des Kleiderschranks fischte Bérénice die wie ausgewaschen wirkenden und vorne extrem zerrissenen Jeans, die sie seit Tagen vor der Putzfrau versteckt hielt, sonst wären sie schon längst in der Reinigung. Dazu zog sie ein tiefblaues T-Shirt an. Blau war ihre Lieblingsfarbe. Es harmonierte mit ihren blauen Augen und bildete zugleich einen schönen Kontrast zu ihren langen blonden Haaren. Vorm Spiegel stehend zerzauste sie ihre Haare ein bisschen, schlüpfte dann in Zehenschlappen und lief die Treppe hinunter. Wo sie ihre Mutter traf.
„Wo willst du hin? Und in diesem Aufzug!“
„Muss zu Marie-Estelle. Mathe.“
„Jetzt? Du weiß doch, dass gleich die Schillings kommen!“
„Ja. Aber dafür braucht ihr mich nicht.“
„Der Titus ist aber auch dabei.“
„Titus? Und wenn schon. Mathe ist wichtiger.“
„Ah, seit wann denn das?“
„Seit … seit heute … Tschüüüss!“
Sie drehte sich im Gehen halb um und winkte zum Abschied ihrer Mutter zu, die sie noch mit schwachem „Aber Bérénice …“ aufzuhalten versuchte. Sie achtete nicht darauf und beschleunigte ihre Schritte sogar. Dass sie nun auf Titus verzichten musste, ärgerte sie zwar, aber sie hatte es Marie-Estelle versprochen, mit ihr auf eine außergewöhnliche Geburtstagsparty zu gehen.

„So kannst du nicht zu Smiley gehen!“, sagte Marie-Estelle, als sie sich gemeinsam auf den Weg machten.
„Nicht? Ich hab doch extra die schmutzigste Jeans angezogen …“
„Es sind nicht die Jeans – es sind deine Titten.“
„Meine … was?“
„Deine Titten. Hast schon richtig gehört.“
„Und … und was stimmt mit denen nicht?“
„Du muss sie zeigen. Das heißt: Der BH muss weg.“
„Weg?“
„Exakt. Wenn du wie eine Prolo aussehen willst, dann muss du darauf verzichten.“
„Verstehe ich nicht. Heutzutage tragen alle einen BH.“
„Nein, nicht alle. Die Prolotöchter haben’s noch nicht geschnallt, dass man ohne BH früher oder später einen Hängebusen bekommt.“
„Na ja, die Jennifer trägt schon einen …“
„Jennifer ist eine Ausnahme. Und die bestätigt die Regel.“
„Nein, Ausnahmen widersprechen der Regel. Hast du selbst mal gesagt.“
„So? Meinetwegen. Aber Fakt ist: Die werden dich so nicht für eine der ihren nehmen.“
„Und wenn schon!“
„Wie du willst. Als Ersatz könntest du wenigstens deinen Bauchnabel zeigen.“
„Aber das ist doch out!“
„Nicht bei denen.“
„Boah! Was muss ich noch alles tun?“
„Saufen!“
„Saufen? Was saufen?“
„Alles. Alles, was dir vorgesetzt wird.“
„Und was trinken die so?“
„Meistens Bier.“
„Ich mag doch kein Bier!“
„Wird dir nichts anders übrig bleiben, Schätzchen.“
„Haben die auch Weißbier?“
„Manchmal.“
„Hoffentlich haben sie’s heute. Das kann ich gerade noch trinken. Sonst sterbe ich.“
„Es wird schon nicht so schlimm werden.“
„Mann, bin ich aufgeregt! Hautkontakt zu echten Prols! … Sind wir bald da?“
„Sind schon. Da im Hinterhof ist es. Riechst du nichts?“
„Doch … es riecht feucht … nach moder … die haben hier wohl schon lange nicht mehr gelüftet …“
„Quatsch. So riecht Patchouli.“
„Patschouli?“
„Ja. Das Zeug dient der Tarnung.“
„Tarnung?“
„Es überdeckt Haschgeruch. Angeblich.“
„Toll, diese Tarnung: Wir tarnen uns und sie tarnen sich auch.“
„Tja, so sind die Zeiten: Nur Lug und Trug. Überall. Sogar einer aus deiner Sippe, der Freiherr …“
„Schweig! Den kennen wir nicht mehr.“
„Okay, okay. Wir sind ohnehin da.“
„Mann, wie finde ich das? Da gibt’s ja keine Möbel!“
„Wozu auch. Eine Matratze ist alles, was du hier brauchst. Sonst gibt’s Abschürfungen am Kreuz.“

 
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Guten Abend, Dion,

wenn ich gewußt hätte, welchen Mist Du bauen würdest, dann hätte ich feirefiz nicht so zusammengestaucht.

Das hat mir gar nicht gefallen. Du verwendest das Original, das es Dir am allerleichtesten macht, wie einen Stichwortgeber. Entwirfst ein paar beliebige, uninspirierte und sehr gewöhnliche Szenen für den Nachmittag vor Smileys Party und bringst darin allerhand Tand und eitel Kleinkram unter ... ich war richtig enttäuscht. Wenn es schon kein gelungenes Copywrite ist, könnte es wenigstens eine gute Geschichte sein ... Aber nein. Sie ist nicht spannend, nicht erschreckend, nicht sexy, nicht lustig, nicht böse, nicht eindringlich, nicht leicht, nicht wahr und nicht schön. Ich wußte nicht, was ich damit sollte. In Wahl, Umsetzung und Ausführung hast Du nach meinem Empfinden alles verschenkt. Und ich hatte mich so darauf gefreut, was Du wohl schreiben würdest! Ach, ach & ach, Dion! Einen Eimer Asche. :crying:

Hier, ich will an den Symptomen herumdoktern:

Sie hatte Lust, hinauszugehen und sich im Pool etwas abzukühlen
noch einmal um die Sitzgruppe.
nochmals überprüft, auf dass ein Windstoß
weit davon entfernt, bequem zu sein
Dabei war es diesmal wirklich leicht: Das Tempus in der Literatur heute. Ein Kinderspiel: Präsens, Präteritum und Konjunktiv II, alles kein Problem. Der Lehrer war beeindruckt, wie sie den Unterschied zwischen Imperfekt und Präteritum erklärte oder vielmehr nicht erklärte. Weil es praktisch keinen gibt. Alles nur eine Sache der Definition, nicht wahr?
Eine ganz schwache Stelle. Nicht nur, daß ich am Anfang das Plusquamperfekt vermisse. Der Exkurs hier ist mißglückt. Auch im Hinblick auf die Geschichte. Ein Mädchen in ihrem Alter (die Umwandlung zur Frau hätte schon längst abgeschlossen sein müssen, wie es später heißt) hat das doch längst in der Schule durchgenommen. Das ist Unterstufe für hohere Töchter.
selbst wenn leidenschaftlich diskutierend.
Ein scheußliches ... Dings.
Auf der Stelle machte sie kehrt, lief zum Schrank und zog schon getragene Unterwäsche an.
Die hat ihre Dreckwäsche im Schrank?
Und das, ohne vorher zu duschen.

:rolleyes:
heute war Sauberkeit out, ja, die Stunde verlangte nach noch nie Dagewesenem: Nach Schweiß.
So ein Blödsinn. Schweiß? Noch nie dagewesen! Das glaubt der kleine Leser nicht.
wie ausgewaschen wirkenden
Wie hab ich mir das vorzustellen?
Dazu zog sie ein tiefblaues T-Shirt an. Das Blau war ihre Lieblingsfarbe. Es harmonierte mit ihren blauen Augen und bildete zugleich einen schönen Kontrast zu ihren langen blonden Haaren.
Schlageralarm! :sick:
„Muss zu Marie-Estelle. Mathe.“
„Jetzt? Du weiß doch, dass gleich die Schillings kommen!“
„Ja. Aber dafür braucht ihr mich nicht.“
„Der Titus ist aber auch dabei.“

Du übertreibst es echt mit der Klischeereiterei. Klar gibt es keine Übertreibungsgrenze, aber ich seh schon die ganze Zeit keinen Grund für diese Übertreiberei und bekomme auch keine Belohnung dafür, deswegen will ich sie anprangern.
„So kannst du nicht zu Smiley gehen!“, sagte Marie-Estelle, als sie sich gemeinsam auf den Weg machten.
Kurz, ja, kurz hab ich hier noch einmal Hoffnung geschöpft. Aber ich sah auch, daß Dir nur mehr wenige Zeilen blieben, um die zu rechtfertigen.
Hast‘
Mach doch das Ding da weg. Braucht doch keiner.
„Nein, nicht alle. Die Prolotöchter haben’s noch nicht geschnallt, dass man ohne BH früher oder später einen Hängebusen bekommt.“
„Na ja, die Jennifer trägt schon einen …“
„Jennifer ist eine Ausnahme. Und die bestätigt die Regel.“
„Nein, Ausnahmen widersprechen der Regel. Hast du selbst mal gesagt.“
„So? Meinetwegen.
Da ist doch auch so ein Exkurs versteckt mit der Ausnahme und der Regel da, und die beiden Figuren werden immer schwerer zu ertragen.
„O nein! Ich mag doch kein Bier!“
„Wird dir nichts anders übrig bleiben, Schätzchen.“
„Haben die auch Weißbier?“
„Manchmal.“
„Hoffentlich haben sie’s heute. Das kann ich gerade noch trinken. Sonst sterbe ich.“
„Es wird schon nicht so schlimm werden.“
Immerhin ein Anknüpfungspunkt an die grauenhafte Pointe des Originals, ohne die das Original den Anfang einer schönen Geschichte darstellen könnte, wäre da nicht die grauenvolle Pointe.
Hautkontakt zu echten Prols! … Sind wir bald da?
Ich hätte gern Hautkontakt zu echten Prots gehabt.
Riechst du nichts?“
„Doch … es riecht feucht … nach moder … die haben hier wohl schon lange nicht mehr gelüftet …“
„Quatsch. So riecht Patchouli.“
„Patschouli?“
„Ja. Das Zeug dient der Tarnung.“
„Tarnung?“
„Es überdeckt Haschgeruch. Angeblich.“
Toll, diese Tarnung: Wir tarnen uns und sie tarnen sich auch.“
„Tja, so sind die Zeiten: Nur Lug und Trug. Überall. Sogar einer aus deiner Sippe, der Freiherr …“
„Schweig! Den kennen wir nicht mehr.“

„Okay, okay. Wir sind ohnehin da.“
„Mann, wie finde ich das? Da gibt’s ja keine Möbel!“
„Wozu auch. Eine Matratze ist alles, was du hier brauchst. Sonst gibt’s Abschürfungen am Kreuz.“
Den Schluß will ich nochmal extra anprangern. Der ist so doof, dem gehört der Arsch verhauen. Noch ein mißratener Exkurs, die Heldinnen versinken vollends in nichtsbedeutender Unglaubwürdigkeit, und ich frage mich: Wen wolltest Du hiermit bestrafen? Dich, den Autor oder den Leser? Aber wir waren doch alle gut und haben immer brav aufgegessen und nicht mit vollem Mund gesprochen ... Warum hast Du das getan?

Ratlos,
Makita.

P.S. Es besteht immer noch die Chance, daß ich den kryptischen, experimentellen Aspekt und Meta-Meta-Ansatz übersehen habe, der mich völlig aus den Latschen gehauen hätte, und daß den jetzt ein anderer findet.

 
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Du verwendest das Original, das es Dir am allerleichtesten macht, wie einen Stichwortgeber.
Ich habe mir das Original nicht gezielt ausgesucht, sondern die neueste Geschichte C.Seltsems genommen - und ich behaupte hier frech, meine Geschichte ist besser als das Original. Weil es eine Aussage gibt, das Original aber außer Pointe nichts anzubieten hat.

Entwirfst ein paar beliebige, uninspirierte und sehr gewöhnliche Szenen für den Nachmittag vor Smileys Party und bringst darin allerhand Tand und eitel Kleinkram unter ... ich war richtig enttäuscht.
Verwechselst du nicht hier was? Eitel sind meine Heldinnen, das stimmt, aber dafür bin ich nicht verantwortlich: So sind die nun mal.

Wenn es schon kein gelungenes Copywrite ist, könnte es wenigstens eine gute Geschichte sein ... Aber nein. Sie ist nicht spannend, nicht erschreckend, nicht sexy, nicht lustig, nicht böse, nicht eindringlich, nicht leicht, nicht wahr und nicht schön.
Ich finde sie schön und wahr und böse und lustig und zumindest teilweise spanend – oder wusstest du gleich, wohin die Reise gehen würde? Aber sie ist tatsächlich nicht erschreckend und auch nicht sexy, aber das muss eine Geschichte auch nicht sein.

Und ich hatte mich so darauf gefreut, was Du wohl schreiben würdest!
Da kann man nichts machen, Makita, denn ich schreibe Geschichten nicht, damit sie dir gefallen – sie müssen mir gefallen.

Der Exkurs hier ist mißglückt. Auch im Hinblick auf die Geschichte. Ein Mädchen in ihrem Alter (die Umwandlung zur Frau hätte schon längst abgeschlossen sein müssen, wie es später heißt) hat das doch längst in der Schule durchgenommen. Das ist Unterstufe für hohere Töchter.
Klar ist das kinderleicht – deswegen haben wir ja in unserem Thread Präsens oder Präteritum? 54 Beiträge in 5 Tagen geschrieben, nicht wahr?

Die hat ihre Dreckwäsche im Schrank?
Zu dem Zeitpunkt ist das noch nicht klar, warum dem so ist, aber spätestens bei der Hose hätte es gei dir klingeln müssen. Doch weit gefehlt, du fragst:
Wie hab ich mir das vorzustellen?
Muss ich, Mann, dir, Frau, das tatsächlich erklären? Okay – es sind Jeans, bei denen durch häufiges Waschen die Farbe ausgewaschen wurde. Obwohl solche Hosen nur so aussehen, als ob sie sehr häufig getragen und x-Mal gewaschen worden sind (und damit die Illusion vermitteln, durch das häufige Waschen zerrissen worden zu sein), dürfen sie nur chemisch gereinigt werden, weil sonst die Löcher immer größer würden und die Hose sehr schnell unbrauchbar. Die schmutzige Unterwäsche und Jeans mussten von Prot wegen der geplanten Teilnahme an der Unterschicht-Geburtstagparty versteckt werden, weil die Jeans sonst von der Putzfrau in die Reinigung gebracht würden – steht alles da. Das wiederum offenbart das Denken eines Teil des Adels: Die Unterklasse wird mit Schmutz assoziiert, was in diesem Fall (Smileys Wohnung) auch zutrifft – jedenfalls der C. Seltsems Geschichte nach, auf die ich mich beziehen muss.

Schlageralarm! :sick:
Hast du schon einmal gesehen, wie sich Stephanie zu Gutenberg kleidet? Nein? Dann schau mal nach, da findest du bestimmt das Blau der Protagonistin.

Du übertreibst es echt mit der Klischeereiterei.
Wieso? Dinge werden zum Klischee, weil sie häufig auftreten. Deshalb: Auch höhere Töchter haben Schwierigkeiten mit Mathe, sind aber dagegen gut im Deutsch – weil in deren Kreisen mehr darauf geachtet wird als woanders. Ich habe es aufgeschrieben, um gerade das deutlich zu machen.

Da ist doch auch so ein Exkurs versteckt mit der Ausnahme und der Regel da, und die beiden Figuren werden immer schwerer zu ertragen.
Du meinst, weil das von der Ausnahme, die der Regel widerspricht, von dir ist? :D

Den Schluß will ich nochmal extra anprangern. Der ist so doof, dem gehört der Arsch verhauen. Noch ein mißratener Exkurs, die Heldinnen versinken vollends in nichtsbedeutender Unglaubwürdigkeit, und ich frage mich: Wen wolltest Du hiermit bestrafen? Dich, den Autor oder den Leser?
Sie versinken in der Unglaubwürdigkeit? Weit gefehlt, das Ganze ist dem wahren Leben entnommen – das Schlagwort dazu heißt: Slumming.

Danke dir für die Mühe, die du dir gemacht hast mit einer für dich enttäuschenden Geschichte.

PS: Die Schreib- und Grammatikfehler werde ich noch berichtigen - jetzt gibt's erst mal Fußball.

 
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Hallo,


Die Vase mit den Feldblumen musste etwas mehr in die Mitte gestellt werden, da und dort die Abstände zwischen den Stühlen einander angeglichen und der Stand der kunstvoll zu Vögeln gefalteten Servietten nochmals überprüft, auf dass ein Windstoß sie nicht so leicht umstieße.
Der Satz ist grammatikalisch sinnlos, nach dem ersten Komma. Die weiteren Glieder tun so, als hätten sie eine Konstruktion, an der sie dran hingen, aber die haben sie gar nicht. Da muss irgendwie rein: „Nun galt es“ oder eine Passivkonstruktion, aber so geht das nicht, da fehlt irgendwie ein „werden“. Es ist auch ein lahmer Anfang … also Sie will a, aber b. Und die Mutter macht a, aber b. Und dann beschreibt man so leblos Gegenstände und Vorrichtungen.
Da ist doch gar keine Dynamik, kein Leben drin.
In Geschichten findet sich im ersten Satz am besten schon das Ungleichgewicht, das den Text in Bewegung setzen wird, der Antrieb des Textes.

Und doch trug ihre Mutter ein Kostüm. Ein leichtes natürlich, aber schon aufgrund des engen Schnitts weit davon entfernt, bequem zu sein oder gar luftig wie ein Sommerkleid.
Ja, ist immer ein schönes Spiel, wenn man merkt: Der Anfang zieht nicht richtig. Wann könnte man den Text anfangen lassen, um das Interesse des Lesers zu wecken.
Hier: „Und doch trug ihre Mutter ein Kostüm.“ Da ist dieses Ungleichgewicht, das sichtbare, starke, das poetische. Sie hatte Lust, schwimmen zu gehen, aber es wurden Gäste erwartet … zieht für mich nicht.

für die guten Noten im Deutsch.
In Deutsch. Im Deutsch-Unterricht zwar, im Fach Deutsch, das wäre alles logisch und richtig, aber man sagt „In Deutsch“.

Der Lehrer war beeindruckt, wie sie den Unterschied zwischen Imperfekt und Präteritum erklärte oder vielmehr nicht erklärte.
Das wird nie behandelt, weil man die Schüler damit völlig wahnsinnig machen würde.

Aus ihren Mündern kamen auch bei solchen Gelegenheiten nur wohlgeformte Wörter. Makellos wie ihre Kleidung. Oder wie ihre Körper. Kein Gramm Fett. Nirgends.
Sehr seltsam. Es gibt sicher unter Besserverdienenden einen Trend zur gesunden Ernährung und zum Sport, aber die sind ja auch alle nicht mehr Mitte 20, wenn die eine erwachsene Tochter haben. Das lädt zu Widersprüchen ein.
Die Spitzen unserer Gesellschaft sind auch heute noch dick – oder zumindest entsprechen sie nicht einem völlig körperfettfreien Bild.

In den Scheiben des Bücherschranks sah sie nur ein blasses Abbild ihres Körpers, trotzdem drehte sie sich einmal langsam um ihre Achse. Der Hintern war knabenhaft klein, der Bauch flach und die Hüften noch schmal.
Das ist übrigens eine verpönte Technik, den Protagonisten über einen Blick in den Spiegel zu beschreiben, dafür würdest du in einem creative-writing-Kurs, der was auf sich hält, gesteinigt werden. Da hängt auch eine ellenlange Erklärung dran, warum das blöd ist. Hauptsächlich, weil man es schon eine Millionen mal gelesen hat.

Ob Männer sie trotzdem anziehend finden?
Fanden, indirekter Fragesatz erfordert indirekte Rede und die erfordert Konjunktiv I
Er fragte mich, ob es mir gut gehe.

Ja, da waren schon welche darunter, die es vor Jahr und Tag nicht gegeben hatte
„Jahr und Tag“ – veraltete Form. Vielleicht noch regional gebräuchlicher, das weiß ich nicht. Aber es scheint mir zu dem Mädchen nicht zu passen.

Selbst ihr Vater hatte sie schon so angesehen.
Da musste ich lachen. ;)

sonst wären sie schon längst in die Reinigung gebracht worden.
Der Satz ist überflüssig, das wär nicht schlimm, aber es ist auch hässlich. „wären … gebracht worden“ – gruselig!

Das Blau war ihre Lieblingsfarbe.
Richtiger. Dieses Blau, Demonstrativpronomen, sie zeigt darauf, während sie es sagt

schlüpfte dann in Zehenschlappen
Bitte? Nie gehört. Flip-Flops?

Die werden dich so nicht für eine der ihren nehmen.
Wer spricht denn so? Fürwahr, man wird dich für einen der ihren nehmen! Shakespeare, oder was?

„O nein! Ich mag doch kein Bier!“
Das ist wirklich so schlecht, dass es schon wieder komisch ist.
Was trinken die?
Bier
(riesige Manga Augen) O NEIN! (Zeitlupe auf den Mund) Ich mag doch kein Bier! (dramatische Musik, etwas zerspringt)

„Tja, so sind die Zeiten: Nur Lug und Trug. Überall. Sogar einer aus deiner Sippe, der Freiherr …“
„Schweig! Den kennen wir nicht mehr.“
Wie schlecht!

Der Text ist so richtig Goldene-Blatt-mäßig. So wie sich Frauen beim Friseur ausmalen, wie die Royals leben, malst du dir hier aus, wie irgendwelche fiktiven Internats-Mädchen reden, die Töchter der oberen Zehntausend. Ich glaube, das einzige, was ich dem Text abnehme, ist, dass der Typ dort Titus heißt. Da würde ich sagen: Ja! Titus!

Das ist so diese Phantasie-Welt, dass Frauen in Machtpositionen mit Bahnhofspennern poppen wollen, das ist dieser Gedanke hier hochgepusht. Aber so ohne Grundlage. Assi ist das neue chic. Und dann warum? Das erklärt der Text nicht. Weil es grade „in“ ist … tjo, das muss man glauben. Das ist leider auch keine vernünftige Figurenmotivation, das ist einfach nur: Das muss man halt glauben. Die Figur möchte das, weil die Figur das möchte.

Mal als Beispiel: Wenn ich in einer Geschichte schreibe: Die Mädchen aßen gerne zum Abend ein halbes Schwein, weil das in war. Werden die Leute mit dem Finger auf mich zeigen und sagen: Was bist du denn für ein Depp, du hast ja gar keinen Plan.
Wenn ich aber in einer Geschichte eine Szene habe, in der die Mädchen alle ein halbes Schwein essen, das Fleisch von den Knochen pulen, sich um die Schnauze streiten und danach mit aufgeblähten, nackten Bäuchen dort sitzen - dann ist die Glaubwürdigkeit da, dann haben die Leute das selbst "erlebt" und sind eher bereit, das als "fiktive Wahrheit" zu akzeptieren.
Deshalb glauben Leute auch Dinge, die sie mit den "eigenen Augen" im Fernsehen sehen eher als Dinge, die sie nur lesen und sich vorstellen müssen.

Was ist das denn immer für eine Motivation. Also ehrlich, wenn man wirklich so etwas schreiben wollte, diese Idee dann müsste man das viel seriöser aufbauen. So ist das einfach eine Karikatur und man sieht genau, welche Themen, dir da gerade auf dem Herz lagen, und welche du loswerden wolltest.

Seriös aufgebaut würde dieser Text bedeuten: Eine junge Frau zeichnen, ihr Umfeld zeigen, zeigen, was sie daran stört (in einer Szene nämlich), nach einem Ausweg suchen lassen, dann die Freundin einführen und sie dort dann dieses Ding erleben lassen.
Das wäre eine Geschichte, da könnte man sich eigene Gedanken dazu machen, da würde man auch solche absurden Sachen eher glauben. Hier dieser Text ist unglaubwürdig, weil du nichts zeigst, sondern nur behauptest. Der ganze Text ist ein Botenbericht. In der ersten Hälfte, geht es um ein Dinner mit irgendwelchen Leuten, die man nicht zu sehen bekommt. Und in der zweiten Hälfte geht es um eine Party, die auch nicht innerhalb des Textes stattfindet. Der Text verspricht also zweimal, gleich gehe es los, um dann zu Ende zu sein. Das ist eine Mogelpackung.

Ich glaube alle Probleme, die dieser Text hat, das Unausgegorene der Ideen und die Unglaubwürdigkeit der Figuren, wäre gelöst, wenn man ihn „richtig“ erzählen würde, hier mit diesen 5, 6 Szenen. Das wäre natürlich auch viel anstrengender zu schreiben. Jetzt ist der Text einfach eine Ansammlung von Ideen und Ansichten und das kennt man halt schon aus den Meta-Beiträgen.

Ich glaube tatsächlich, deine Art zu denken und so eine Situation zu sehen, auch das Schamlose oder Tabulose, in deinem Schreiben, befähigt dich, hervorragende Geschichten zu schreiben, die wirklich zum Nachdenken und zum Diskurs einladen. Auch hier wäre der Stoff für eine starke Geschichte drin, in Ansätzen ist er ja zu erkennen, aber: Der Haken bei der Sache. So etwas erfordert immer Mühe. Die muss man nunmal investieren. Die Gedanken für sich genommen, nur das "Gerüst" so einer Geschichte, das wirkt immer platt und lädt dazu ein, als Quatsch abgetan zu werden. Also ich sehe hier das Skelett einer farbenfrohen, drallen und drastischen Geschichte, mit Generationskonflikt und Klassenkampf und alles, aber es muss halt auch einer schreiben, da muss einer halt Zeit und Arbeit investieren. Und das passiert hier nicht.

Ich glaube deshalb ist Makita auch so enttäuscht.

Gruß
Quinn

 

Zitat aus der Geschichte: „Das Tempus in der Literatur heute. Ein Kinderspiel: Präsens, Präteritum und Konjunktiv II, alles kein Problem. Der Lehrer war beeindruckt, wie sie den Unterschied zwischen Imperfekt und Präteritum erklärte oder vielmehr nicht erklärte. Weil es praktisch keinen gibt. Alles nur eine Sache der Definition, nicht wahr?“

Makita: „Der Exkurs hier ist mißglückt. Auch im Hinblick auf die Geschichte. Ein Mädchen in ihrem Alter (die Umwandlung zur Frau hätte schon längst abgeschlossen sein müssen, wie es später heißt) hat das doch längst in der Schule durchgenommen. Das ist Unterstufe für hohere Töchter.“

Quinn: „Das wird nie behandelt, weil man die Schüler damit völlig wahnsinnig machen würde.“

Diese Urteile sind so was von gegensätzlich, dass es richtig weh tut. Aber immerhin hat das auch was Gutes: Es demonstriert die Entschlossenheit, den vorliegenden Text schlecht zu finden – irgendeine Kritik wird schon passen, nicht wahr?

Das tut sie auch, Quinn. Manchmal. Die Kritik habe ich auch beachtet und Dinge entsprechend korrigiert. Aber du begehst den gleichen Fehler wie Makita: Du wusstest bis gestern nicht, das es slumming gibt bzw. was es bedeutet und trotzdem erdreistest du dich zu schreiben:

„Das ist so diese Phantasie-Welt, dass Frauen in Machtpositionen mit Bahnhofspennern poppen wollen, das ist dieser Gedanke hier hochgepusht. Aber so ohne Grundlage. Assi ist das neue chic. Und dann warum? Das erklärt der Text nicht. Weil es grade „in“ ist … tjo, das muss man glauben. Das ist leider auch keine vernünftige Figurenmotivation, das ist einfach nur: Das muss man halt glauben. Die Figur möchte das, weil die Figur das möchte.“

Ein Text muss nichts erklären, sondern zeigen. Das tut dieser Text, nirgendswo wird was erklärt, sondern nur gezeigt, wie bestimmte Personen leben, denken, tun. Ich hatte vor 20 Jahren eine Zeitlang Kontakt mit einer Gräfin, war ab und zu bei ihr eingeladen und weiß daher sehr wohl, wie diese Leute ticken: Das Wie ist wichtiger als das Was. Das bedeutet: Das Essen konnte miserabel sein, Hauptsache es war dem Schein nach teuer und perfekt präsentiert. Auf Menschen übertragen: Die Umgangsformen und damit das Bild (der Schein), das einer von sich gibt, sind entscheidend – das war übrigens auch einer der Gründe, warum ein adeliger Blender zu seinem summa cum laude Doktor kommen konnte (siehe auch die Seite 3 der heutigen Süddeutschen Zeitung).

Ich will mich jetzt aber nicht länger verteidigen, denn meine Geschichte weist tatsächlich Schwächen auf. Ich habe zu viel vorausgesetzt und für selbstverständlich gehalten. Und ich hätte mehr Aufwand treiben müssen beim Zeigen der unterschiedlichen Welten. Es genügt offenbar nicht, die Mutter der Heldin trotz Hitze ein Kostüm tragen zu lassen und den schon gedeckten Tisch selbst zu kontrollieren. Und ich muss zeigen, warum die noch jugendliche Tochter mit Hilfe ihrer Freundin aus dieser Welt ausbrechen und sich zumindest zum Spaß unters einfache Volk mischen will.

Mit anderen Worten: Ich muss slumming erklären, ohne das Wort zu benutzen. Ich habe es zwar auch bisher in der Geschichte nicht benutzt, aber auch zu wenig dafür getan, das Eigentliche der Geschichte zu transportieren. Ich habe, wie du, Quinn, richtig sagst, zu wenig Aufwand getrieben, dachte, mit den wenigen hingeworfenen Szenen sei es getan: Es fehlt die Glaubwürdigkeit, weil es an Tiefe fehlt.

Ich weiß jetzt noch nicht, ob ich die Geschichte überarbeiten werde. Eigentlich habe ich keine Lust dazu. Die Lust zum Schreiben hatte ich schon vorher nicht, dachte aber, sie durch die Herausforderung, eine beliebige Copywrite-Geschichte schreiben zu müssen, zu bekommen. Aber wie man sieht, kann man nichts erzwingen.

In diesem Sinne danke ich dir für die offene Kritik.

 
Zuletzt bearbeitet:

In diesem Sinne danke ich dir für die offene Kritik.
Und ich danke dir dafür, dass ich zwei Stunden* meines Lebens damit verschwenden durfte, dir zu erklären, warum der Text handwerklich in meinen Augen nicht funktioniert, wenn ich hätte wissen müssen, dass es dir piepegal ist, sondern es dir nur um das Thema und deine Ansichten ging. :)
Eigentlich schreibst du also keine literarischen Texte, sondern kleidest Thesen in literarische Fetzchen, um dann eine Diskussion auszulösen über die Themen, die dir am Herzen liegen. Dafür gibt es sicher auch einen Namen. Propagandaliteratur oder so.

*Na ja, gut, das war gelogen. Es war nur eine Stunde oder so.

 

Und ich danke dir dafür, dass ich zwei Stunden meines Lebens damit verschwenden durfte, dir zu erklären, warum der Text handwerklich in meinen Augen nicht funktioniert, wenn ich hätte wissen müssen, dass es dir piepegal ist, sondern es dir nur um das Thema und deine Ansichten ging. :)

Na ja, gut, das war gelogen. Es war nur eine Stunde oder so.

Was willst du noch? Ich habe die Kritik doch angenommen!

 

Ich weiß jetzt noch nicht, ob ich die Geschichte überarbeiten werde. Eigentlich habe ich keine Lust dazu. Die Lust zum Schreiben hatte ich schon vorher nicht, dachte aber, sie durch die Herausforderung, eine beliebige Copywrite-Geschichte schreiben zu müssen, zu bekommen. Aber wie man sieht, kann man nichts erzwingen.
Damit ist alles gesagt. Warum hast Du das nicht gesagt, anstatt die Geschichte zu schreiben?

 

Damit ist alles gesagt. Warum hast Du das nicht gesagt, anstatt die Geschichte zu schreiben?
Nein, damit ist nicht alles gesagt, sondern nur etwas zu meiner Motivation, beim Copywrite mitzumachen.

 

Und jetzt kommt der Neue und findet wieder alles gut.


Leute wie ihre Eltern. Höflich und leise, immer kontrolliert. Es war, als liefen sie immer mit angezogener Handbremse herum.

Ein Lob für den Satz mit der Handbremse!

„So kannst du nicht zu Smiley gehen!“, sagte Marie-Estelle, als sie sich gemeinsam auf den Weg machten.
„Nicht? Ich hab doch extra die schmutzigste Jeans angezogen …“
„Es sind nicht die Jeans – es sind deine Titten.“
„Meine … was?“
„Deine Titten. Hast schon richtig gehört.“
„Und … und was stimmt mit denen nicht?“
„Du muss sie zeigen. Das heißt: Der BH muss weg.“
„Weg?“

:lol: für das t-weglassen beim musst, das zieht einen sprachlich wunderschön in die Abgefucktheit des Gesprächs rein


Also, mir gefallen diese Geschichten gerade in der Kombination, für sich allein weiß ich nicht so recht, aber die Wahl für das CW erscheint mir damit wirklich gelungen.
Habe zunächst C.Seltsems Pointengeschichte gelesen und über Smiley gegrinst. (das Ende war natürlich eine Leser-Ohrfeige, aber je länger ich darüber nachdenke, desto witziger finde ich es gerade dadurch; das ist ein Smiley-Würdiges Ende… Ihr erwartet etwas.. Aber am Ende führt ja doch alles zu nichts… Auf dumme, aberne Weise. Ein Ende wie die Figur)
Und durch Dions Story wird daraus mehr, eine weitere Dimension. Die Geschichte läuft auf die gleiche unmögliche Pointe zu (dafür schon mal Respekt, auf so einen Quatsch zuzuschreiben), aber das merkt man zunächst nicht, bis es immer klarer wird. Und alles auf sprachlich hohem Niveau. Und schließlich vergoldet es das Ende von C.S. Geschichte dadurch, dass Smiley nicht eine weitere Facette an Lächerlichkeit hinzugefügt wird, sondern er unbewusst zum Strafenden der Unterschichtstouristen wird.
(Vielleicht kenne ich noch zu wenig Texte derjenigen, die hier wie Dion schon lange schreiben, so dass ich auch nicht mit überhöhten Erwartungen herangehe; ist halt ein CW)
Eine echte Gegenkritik kann ich im Übrigen nicht liefern und dafür gibt’s ja auch keinen Grund…, aber vielleicht traut sich der ein oder andere nicht, sich hier positiv zu äußern, nachdem etwas zweimal so fundiert verrissen wurde. Denn damit würde man ja seine eigene Leserinkompetenz zur Schau stellen. Ich zieh entsprechend blank. Dafür sind wir Neuen doch da…
Mir hats gefallen.

 
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aber vielleicht traut sich der ein oder andere nicht, sich hier positiv zu äußern, nachdem etwas zweimal so fundiert verrissen wurde
Hm, nee. Trifft fuer mich nicht zu, dass ich nicht antworte, weil ich mich nicht traue, was Positives zu sagen. Ich finde Quinn und Makita haben schon alles gesagt, was ich dazu denke: Das Geschichtsmaentelchen um den Kaffeekranzbeitrag ist arg fadenscheinig, die Dialoge und mit ihnen die Figuren unglaubwuerdig, weil eindeutig zum Sprachrohr der didaktischen Intention des Autors degradiert, und die Darstellung des Adels an sich auch eher klischeehaft (ok, authentisch abgeleitet vom Umgang mit einer Graefin vor 20 Jahren). Wo das Original von liebvollen und lebendigen Details sowie Charakteren nur so wimmelte, die an die Pointe vielleicht verschwendet waren, kommt hier irgendwie erzaehlerische Lustlosigkeit dafuer aber Botschaft mit dem Holzhammer rueber. Der Austausch danach war dann auch so unerquicklich, dass ich mir dachte: warum soll man sich hier noch aeussern? Zumal der Autor selbst sagt, dass er wahrscheinlich kein Interesse mehr an der Geschichte hat. Da er bisher auch keine der Geschichten seiner Mitspieler kommentiert hat, hab ich mich hier auch nicht wirklich verpflichtet gefuehlt.
Jetzt hab ich mich doch geaeussert, aber nur, um nicht der schweigend positiv bewertenden Mehrheit zugeschlagen zu werden.
Zu der Debatte ueber Praeteritum und Imperfekt hab ich auch nichts beizutragen - Ich empfand es bloss als blasses Fuellsel, ein Kaffekranzbeitrag im Kaffekranzbeitrag.

lg,
fiz

Ach so, bevor noch Missverstaendnisse aufkommen. Mit unglaubwuerdig meine ich nicht, dass ich die Moeglichkeit von "slumming" in der Realitaet anzweifele, sondern dass mir das als Figurenmotivation hier nicht lebhaft und glaubhaft gemacht wurde. Dazu ist es zu kurz und zu plakativ. Aber auch das wurde schon gesagt und vom Autor selbst eingeraeumt.

 

Ich will noch was klar stellen, weil es mir sonst keine Ruhe lässt.

Makita sagt

Ein Mädchen in ihrem Alter (die Umwandlung zur Frau hätte schon längst abgeschlossen sein müssen, wie es später heißt) hat das doch längst in der Schule durchgenommen. Das ist Unterstufe für hohere Töchter.
Damit meint sie die Zeiten im Deutschen. Das ist 5. und 6. Schuljahr. Da paukt man Grammatik und die Fachbegriffe.

Ich sage:

Das wird nie behandelt, weil man die Schüler damit völlig wahnsinnig machen würde.
Damit meine ich den Unterschied zwischen Imperfekt und Präteritum. Ich habe in meiner Schulzeit den Begriff "Imperfekt" im Deutsch-Unterricht nie gehört.

Wenn man jemanden darum bittet, den Unterschied zwischen Imperfekt und Präteritum zu erläutern, wird er kapitulieren. Man wird arme Schüler nicht in die Situation bringen, soetwas tun zu müssen.
Da müsste man für ein und die selbe Sache zwei Wörter einführen, dann sagen, dass man nur eins davon verwendet, weil das andere veraltet ist. Dann sagen, dass das heute veraltete, auch noch eine Funktion hat, die man aber nie und nimmer brauchen wird, weil das, was es beschreibt, etwas ist, das man nur in anderen Sprachen braucht.
Und dann bittet man die Schüler, das Gesagte wieder zu vergessen und den zweiten Begriff aus ihrem Gedächtnis zu streichen, weil es sie sonst verwirren würde.
Und dann möchte man hören, was der Unterschied zwischen Begriff I und II ist.

Ich versuche seit Wochen einen schönen Vergleich zu finden, um diese Idiotie deutlich zu machen. Mir fällt aber einfach keiner ein.
Das ist als würde ich dir sagen, dass der Vokativ von Stefan Steffe ist, wir im Deutschen aber keinen Vokativ haben und es völlig unsinnig ist, darüber zu reden, ich es aber weiterhin tue in der Hoffnung, dass dein Kopf irgendwann explodiert.

So viel zu der Debatte über "Präteritum" und "Imperfekt". :)

 

Hallo Dion,

mir reicht das irgendwie nicht. Du führst diese Prinzessinnen ein und schickst sie verkleidet auf die Party, und dann ist die Geschichte aus. Warum? Klar, ich kenn das Original, und du hast wohl die Vorgeschichte des Mädchens erzählt. Trotzdem: Für mich ist das keine Geschichte so, sondern nur eine Einleitung.

Die ist allerdings okay. Klingt bisschen nach Groschenromanintro. Da würde sie dann auf der Party DEN Kerl kennenlernen und würde ihn auf der Stelle heiraten. Sie küssen sich. Aber ihre Mutter ... neee, niemals, Kind, niemals! Also schleicht sie sich immer verborgen aus dem Haus, immer mit der gleichen, kaputten Jeans.

Und dann passiert etwas - vielleicht wird die Jeans gewaschen. Oder DER Kerl sieht sie im Fernsehen. Whatever. Die Mutter hat natürlich dafür gesorgt.

Tja, und am Ende dann heiraten sie. Für immer.

Hehe, sehe gerade, die anderen haben dir Ähnliches kommentiert. :)

yours

 
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Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Also, mir gefallen diese Geschichten gerade in der Kombination, für sich allein weiß ich nicht so recht, aber die Wahl für das CW erscheint mir damit wirklich gelungen.
Danke, T Anin, das tut meinem Schreiberherz gut: Ich sehe das, o Wunder, genauso.

Und durch Dions Story wird daraus mehr, eine weitere Dimension. Die Geschichte läuft auf die gleiche unmögliche Pointe zu (dafür schon mal Respekt, auf so einen Quatsch zuzuschreiben), aber das merkt man zunächst nicht, bis es immer klarer wird. Und alles auf sprachlich hohem Niveau. Und schließlich vergoldet es das Ende von C.S. Geschichte dadurch, dass Smiley nicht eine weitere Facette an Lächerlichkeit hinzugefügt wird, sondern er unbewusst zum Strafenden der Unterschichtstouristen wird.
Danke, genau das wollte ich erreichen: Nicht die C.Seltsem Story noch mal bzw. anders schreiben, sondern eine weitere dazu stellen, in der der vermeintlich so coole Smiley in einem anderen Licht erscheint, ohne jedoch das direkt zu sagen.

Mir hats gefallen.
Das freut mich – wenigstens einer, der gegen den Strom schwimmt. Das ist die vielgerühmte Ausnahme, die aber laut Makitas Theorie – sie hat sie einmal in Chat geäußert –, nicht die Regel bestätigt, sonder ihr widerspricht.

Ich finde Quinn und Makita haben schon alles gesagt, was ich dazu denke: Das Geschichtsmaentelchen um den Kaffeekranzbeitrag ist arg fadenscheinig, die Dialoge und mit ihnen die Figuren unglaubwuerdig, weil eindeutig zum Sprachrohr der didaktischen Intention des Autors degradiert, und die Darstellung des Adels an sich auch eher klischeehaft (ok, authentisch abgeleitet vom Umgang mit einer Graefin vor 20 Jahren).
Das Problem mit Klischee ist: Beschreibt man etwas, was der Realität entspricht, die alle zu kennen glauben, dann ist das ein Klischee, und beschreibt man etwas, was die Mehrzahl der Leser nicht kennt, dann wird das als unglaubwürdig bezeichnet – nur bei Geschichten, die auf ungewohnte Weise allgemein Bekanntes erzählen, kann dieser Vorwurf (Klischee oder Unglaubwürdigkeit) nicht kommen.

Da er bisher auch keine der Geschichten seiner Mitspieler kommentiert hat, hab ich mich hier auch nicht wirklich verpflichtet gefuehlt.
Jetzt hab ich mich doch geaeussert, aber nur, um nicht der schweigend positiv bewertenden Mehrheit zugeschlagen zu werden.
Das ist wahrhaft eine Motivation par excellence, eine Kritik zu schreiben.

Mit unglaubwuerdig meine ich nicht, dass ich die Moeglichkeit von "slumming" in der Realitaet anzweifele, sondern dass mir das als Figurenmotivation hier nicht lebhaft und glaubhaft gemacht wurde. Dazu ist es zu kurz und zu plakativ. Aber auch das wurde schon gesagt und vom Autor selbst eingeraeumt.
Ja, das ist wahr. Ich habe in dieser Geschichte zu wenig Zeit und Mühe investiert, um dem Leser das Phänomen slumming - und damit die Motivation der Protagonistin, auf Smileys Party zu gehen - näher zu bringen.

Damit meine ich den Unterschied zwischen Imperfekt und Präteritum. Ich habe in meiner Schulzeit den Begriff "Imperfekt" im Deutsch-Unterricht nie gehört.

Wenn man jemanden darum bittet, den Unterschied zwischen Imperfekt und Präteritum zu erläutern, wird er kapitulieren. Man wird arme Schüler nicht in die Situation bringen, soetwas tun zu müssen.
Da müsste man für ein und die selbe Sache zwei Wörter einführen, dann sagen, dass man nur eins davon verwendet, weil das andere veraltet ist. Dann sagen, dass das heute veraltete, auch noch eine Funktion hat, die man aber nie und nimmer brauchen wird, weil das, was es beschreibt, etwas ist, das man nur in anderen Sprachen braucht.
Und dann bittet man die Schüler, das Gesagte wieder zu vergessen und den zweiten Begriff aus ihrem Gedächtnis zu streichen, weil es sie sonst verwirren würde.
Und dann möchte man hören, was der Unterschied zwischen Begriff I und II ist.

Was du, Quinn, hier wortreich zu erklären versuchst, habe ich in meiner Geschichte mit zwei Sätzen erklärt:

„Der Lehrer war beeindruckt, wie sie den Unterschied zwischen Imperfekt und Präteritum erklärte oder vielmehr nicht erklärte. Weil es praktisch keinen gibt.“]

Und auch hier zeigt sich: Weil du den Begriff Imperfekt im Deutschunterricht nie gehört hast, darf auch niemand sonst es gehört haben, und wenn einer wie ich es in einer Geschichte doch behauptet, ist das ein Kritikpunkt.

Dazu fällt mir nur ein Spruch ein, der so anfängt: „Was der Bauer nicht kennt …“

Vielen Dank euch allen für das Interesse an meiner Geschichte.

Für mich ist das keine Geschichte so, sondern nur eine Einleitung.
Ja, die Geschichte geht in C.Seltsem Geschichte weiter.

Die ist allerdings okay. Klingt bisschen nach Groschenromanintro. Da würde sie dann auf der Party DEN Kerl kennenlernen und würde ihn auf der Stelle heiraten. Sie küssen sich. Aber ihre Mutter ... neee, niemals, Kind, niemals! Also schleicht sie sich immer verborgen aus dem Haus, immer mit der gleichen, kaputten Jeans.

Und dann passiert etwas - vielleicht wird die Jeans gewaschen. Oder DER Kerl sieht sie im Fernsehen. Whatever. Die Mutter hat natürlich dafür gesorgt.

Tja, und am Ende dann heiraten sie. Für immer.

Ging hier deine Fantasie mit dir durch? Oder liest du nur viele Groschenromane? Egal, ich bin nicht dafür verantwortlich.

Deshalb: halte dich bitte an Fakten, wenn du eine Geschichte kommentierst. Aber immerhin scheinst du, sie gelesen zu haben – ich danke dir dafür.

PS: Habe deine „Kritik“ zunächst wohl übersehen. War aber keine Absicht, nur Unaufmerksamkeit.

 

Dreist. Wirklich dreist.
Nanu, Quinn, warum so empfindlich? Wer hart austeilt wie du - Beispiel:
Eigentlich schreibst du also keine literarischen Texte, sondern kleidest Thesen in literarische Fetzchen, um dann eine Diskussion auszulösen über die Themen, die dir am Herzen liegen. Dafür gibt es sicher auch einen Namen. Propagandaliteratur oder so.
-, sollte auch einstecken können!

 

Hallo Dion

Ich habe erst deine Geschichte gelesen, dann C.Seltsems Original, mit der Erkenntnis zwei Teile einer Geschichte in der falschen Reihenfolge gelesen zu haben. ;)

In einem Kommentar (- ich glaube Rick war's -) zu C.Seltsems Teil, steht, dass die Geschichte in zwei Teile zerfällt:
1. Die Vorgeschichte
2. Die Pointe

Das empfinde ich bei deiner Geschichte genauso, im ersten Teil wird Bérénice eingeführt, kurz ihr güldenes Umfeld beleuchtet und die Vorbereitung auf ihre Flucht in die Gosse inszeniert. Hat mir eigentlich gefallen.

Dann folgt der zweite Teil, vollständig als Dialog gehalten, was durchaus seinen Reiz haben kann, nur ist er hier leider etwas arg banal ausgefallen, steht im krassen Kontrast zum Eingangstext und trägt die Geschichte nicht (mehr). Ich würde mir wünschen, du könntest den Dialog straffen,
zum Beispiel:

„Boah! Was muss ich noch alles tun?“
„Saufen!“
„Saufen? Was saufen?“
„Alles. Alles, was dir vorgesetzt wird.“
„Und was trinken die so?“
„Meistens Bier.“
„Ich mag doch kein Bier!“
„Boah! Was muss ich noch alles tun?“
„Saufen!“
„Und was?“
„Jede Menge Bier.“
„Ich mag doch kein Bier!“​
und zum Ende hin wieder in die Erzählform zurück finden, um einen die Geschichte abrundenden Schluss zu setzen.
Denn wie bereits an anderen Stellen mehrfach angemerkt, der Text funktioniert nicht für sich alleine, sondern nur in Zusammenhang mit dem Original. (Da nehme ich aber gerne auch meinen Besen und kehre vor der eigenen Tastatur, hrhr)

Und diese Selbstkritik fand ich am aussagekräftigsten:

Dion schrieb:
Ich habe zu viel vorausgesetzt und für selbstverständlich gehalten. Und ich hätte mehr Aufwand treiben müssen beim Zeigen der unterschiedlichen Welten. Es genügt offenbar nicht, die Mutter der Heldin trotz Hitze ein Kostüm tragen zu lassen und den schon gedeckten Tisch selbst zu kontrollieren. Und ich muss zeigen, warum die noch jugendliche Tochter mit Hilfe ihrer Freundin aus dieser Welt ausbrechen und sich zumindest zum Spaß unters einfache Volk mischen will.
Genau, dazu hätte ich, vor allem in der zweiten Hälfte, mehr Substanz erwartet.

Textmex:

Die Vase mit den Feldblumen musste etwas mehr in die Mitte gestellt werden, da und dort die Abstände zwischen den Stühlen einander angeglichen[Komma] und der Stand der kunstvoll zu Vögeln gefalteten Servietten nochmals überprüft werden, auf dass ein Windstoß sie nicht so leicht umstieße.
Obwohl's schon angemeckert wurde, ein simples Umstellen von 'werden' genügt, ähm, glaube ich.

Das iPhone erzitterte. Sie sprang zum Tisch, sah sich die Meldung an.
„Ja!“
Das "Ja!" wirkte auf mich, trotzdem sie ja nur die Meldung liest, als würde sie einen Anruf entgegen nehmen. -> "Klasse!"

Gruss,
dot

 

Ich habe erst deine Geschichte gelesen, dann C.Seltsems Original, mit der Erkenntnis zwei Teile einer Geschichte in der falschen Reihenfolge gelesen zu haben. ;)
Falsche Reihenfolge? Vielleicht.

… im ersten Teil wird Bérénice eingeführt, kurz ihr güldenes Umfeld beleuchtet und die Vorbereitung auf ihre Flucht in die Gosse inszeniert. Hat mir eigentlich gefallen.
Freut mich.

Dann folgt der zweite Teil, vollständig als Dialog gehalten, was durchaus seinen Reiz haben kann, nur ist er hier leider etwas arg banal ausgefallen, steht im krassen Kontrast zum Eingangstext und trägt die Geschichte nicht (mehr).
Schade.

Ich würde mir wünschen, du könntest den Dialog straffen,
zum Beispiel: …
Ja, könnte ich. Wäre aber typisch männliche Rationalität. Die hier nicht wirken darf. Leider. Du weißt: Frauen neigen nun mal zum Schwatzen – sie können sich stundenlang über nichts unterhalten. Um das zu schaffen, müssen sie jedes Stichwort mehrmals umwälzen. Das war auch hier der Fall. Wenigstens angedeutet.

Danke fürs Lesen und Kommentieren.

 

Hallo Dion

Hab Deine Geschichte jetzt schon mehrfach gelesen, bin mir aber noch immer unschlüssig was ich damit anfangen soll.
Ich mein klar, ist ein Copyright. Aber irgendwie bin ich doch ein wenig ratlos.
Aber gut, mit dem Original, seinerzeit gelesen und noch so halbwegs im Kopf, kann und konnte ich auch nicht so wahnsinnig viel anfangen. Eine Pointengeschichte, wie man sie auf die eine oder andere Weise mal in seiner Jugend erlebt hat und mit der man in geselliger Runde für ein paar Lacher sorgen kann - Die in Form ein KG für mich jedoch weniger gut funktioniert hat.
Bei Deiner Geschichte hingegen hatte ich das Gefühl über Lücken zu stolpern.

Am Anfang beginnst Du mit einer recht ausführlichen Beschreibung vom Umfeld und der pubertierenden Bérénice. Aber dann wird es recht schnell vage. Die Eltern bleiben ein bloßes stereotypes Bild, ein blasses Wohlstandsklischee. Die Freundin Marie-Estelle ist noch blasser und obwohl sie ja eine wesentliche Rolle spielt, erfährt man nur ihren Namen. Und dann wird die Geschichte sogar noch kärger.
Ein Dialog wie aus einer Drehbuchanweisung und auch der bleibt uninspiriert.
Dabei hat die Geschichte eine Aussage, die sogar im Titel steht. Lug und Trug, oder Schein ist wichtiger als Sein etc.
Nicht unbedingt neu, aber doch aktuell. Da kann man schon eine beißende, ätzende Gesellschaftskritik schreiben, aber die sollte man auch spüren, so dass es weh tut. Bei Dir wirkt die Aussage wie hingeworfen - wie ein Stück trocken Brot, dass sogar Enten ablehnen würden. Und dann verwässerst Du das noch, in dem Du nicht auf den Punkt kommst, sondern noch so ein paar Sätze nachwirfst. Wenn denn die Geschichte schon so abrupt enden soll, dann hätte ich nach diesem Satz aufgehört:

„Schweig! Den kennen wir nicht mehr.“

Das hier würde ich streichen:
„Okay, okay. Wir sind ohnehin da.“
„Mann, wie finde ich das? Da gibt’s ja keine Möbel!“
„Wozu auch. Eine Matratze ist alles, was du hier brauchst. Sonst gibt’s Abschürfungen am Kreuz.“
Die Aussage, dass sie ankommen, spielt keine Rolle, da danach nichts mehr passiert. Oder habe ich da etwas falsch verstanden? Ist es für die Geschichte doch relevant, dass es bei den Prols keine Möbel bzw. nur Matratzen gibt? Also wenn ja, dann habe ich das nicht kapiert. Allerdings bin ich sowieso der Meinung, dass da noch mehr fehlt und Du der Geschichte noch mindestens zwei Seiten gönnen solltest.

Ansonsten, wie angedeutet, fand ich die Geschichte viel zu brav. Außerdem funktioniert (für mich) die Kritik nicht, wenn man ein Klischee mit einem anderen Klischee zu entlarven versucht. In dem Fall hat es mich sogar etwas geärgert bzw. ich war auch ein wenig enttäuscht, da ich bei manchen Diskussionen, viel mehr Herzblut von Dir lesen konnte und das bei ganz ähnlichen Thematiken.
Erhofft hätte ich mir eine Geschichte a’la Chuck Palahniuk. Da bleibt kein Auge trocken, da ätzen sich die Worte wirklich in die Seele.


Hier noch eine Stelle, die mir gut gefallen hat:

Es war, als liefen sie immer mit angezogener Handbremse herum.

Und dann ein paar Sätze, die ich merkwürdig fand:
Aus ihren Mündern kamen auch bei solchen Gelegenheiten nur wohlgeformte Wörter. Makellos wie ihre Kleidung. Oder wie ihre Körper. Kein Gramm Fett. Nirgends.
Das mit „kein Gramm Fett“ versteht man (ich) glaub ich falsch. Da meint man zu lesen, dass ihre Ausdrucksweise so gesund und nahrhaft ist, wie ein Apfel – sinnlos!
Wohingegen gemeint ist, dass ihre Worte so nichtssagend sind, wie ein Bild von einem Apfel nahrhaft ist … na ja, irgendwie so. Keine Ahnung, mir will jetzt auch nichts Gescheites einfallen.

Viele Grüße

Mothman

 

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