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Copywrite Über den Dingen

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19.02.2006
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Über den Dingen

Normalerweise lasse ich mich nicht zu verwegenen Taten hinreißen. Mut ist eine feine Sache, doch grenzt sie mir zu sehr an Dummheit.
Wie eng Mut und Dummheit tatsächlich beieinander liegen, erfahre ich im Augenblick in Form von Wechselbädern aus frieren und schwitzen. Und ich kann mich nicht einmal fragen, weswegen ich mich auf diese Narretei eingelassen habe. Die Antwort flammt dort unten auf ihrem roten Handtuch und starrt zu mir hoch.
Bewundert Sarah jetzt meinen Mut, oder findet sie diese Wette einfach nur albern? Wahrscheinlich durchschaut sie das Ganze als das, was es ist: ein Prahlen und Protzen unter Männern. Unter Jungs, würde sie vermutlich zu ihren Freundinnen sagen und dann würde sie lachen und recht haben.
Moment, wenn sie das durchschaut, dann rümpft sie doch bestimmt die Nase, weil ich mich an diesem Macho-Spielchen beteilige. Würde ich nicht besser dastehen, wenn ich ausschere, nicht mitmache?
Ja, verdammt, damit würde ich ihr sicher imponieren. Dumm nur, dass ich bereits auf der Leiter bin und gerade den Einser passiere. Jetzt umzukehren, das wäre noch leichter zu durchschauen. Da müsste ich nicht mal so zittern, wie ich es augenblicklich tue. Angst ist etwas, das man wirklich riechen kann. Ich zumindest kann das. Allerdings bilde ich mir nur wenig auf dieses Talent ein, denn mit zuverlässiger Regelmäßigkeit nehme ich diesen Duft an mir selbst wahr. Eine Art süßlicher Schweißgeruch.
Pervers eigentlich. Hätte Angst etwas Süßes an sich, wäre ich der süßeste Junge der Schule. Dann müsste ich mich auf Wetten dieser Art nicht einlassen, um ein Mädchen zu beeindrucken.
Frauen sollen viel empfindlichere Sinne als Männer haben. Warum hat Sarah also nicht meine Angst wahrgenommen und irgendwas gesagt, was mich aus dieser Situation gerettet hätte? Sie könnte immer noch was sagen. Tut sie sogar. Allerdings nicht zu mir. Sie spricht mit Dustin, diesem Arsch, der die Wette erst angezettelt hat. Dustin, der keine Gelegenheit verpasst, seinen Waschbrettbauch zu präsentieren. Im Winter zieht er sich im Klassenraum so dramatisch seinen Pullover aus, dass immer das T-Shirt mitgezerrt wird und alle Muckies zum Vorschein kommen. Hat Sarah das auch durchschaut? Zumindest schaut sie hin. Wie jetzt auch. Mit freiem Oberkörper liegt er lässig auf der Seite, einen Ellenbogen ins Gras gestemmt, mit den Händen zerpflückt er Grashalme.
In bester Hollywood-Manier lächelt die Sonne auf diese Szene herab. Bisher war ich nur Kameramann, nun bin ich immerhin schon Stuntman. Und dieser Sprung wird mich aus den Credits in die Handlung katapultieren. In die Hauptrolle an Sarahs Seite.
Was die beiden sagen, kann ich nicht hören, aber Sarahs Lachen perlt zu mir hoch. Ich liebe dieses Lachen. Für dieses Lachen erklimme ich sogar die Sprossen zum Schafott.
Mit jeder weiteren Sprosse, die ich umfasse, werden meine Hände feuchter. Und meine Füße. Ich schwöre, ich kann den Schweißfilm auf meinen Fußsohlen spüren. Und natürlich kann ich den Schweiß riechen, selbst über den penetranten Chlor-Geruch hinweg. Er riecht nach Dummheit und Angst. Wenig Mut. Süß eben. Es kann nicht mehr lange dauern, bis ich auf einer der metallenen Sprossen ausrutsche. Wie das wohl aussehen würde? Plötzlich rutscht der Held ab, noch bevor er den Balkon erreicht hat.
Das Gelächter wäre mir sicher, aber immerhin wäre ich dann fein raus. Hinkend könnte ich unmöglich auf den Zehner. Vielleicht sollte ich absichtlich abrutschen? Ich blicke nach unten. Und erschrecke. Aus dieser Höhe ist schon alles zu spät. Das wären mindestens ein paar gebrochene Knochen.
Wenn ich wüsste, dass Sarah mich jeden Tag im Krankenhaus besuchen, mich gesund pflegen würde, dann nähme ich sogar dieses Opfer auf mich. Aber es ist Klausurenzeit. Selbst wenn sie wollte, könnte sie nicht ständig bei mir sein. Und ich würde meine Klausuren auch verpassen. Also weiter aufwärts.
Ich habe den Dreier erreicht. Das Wasser bewegt sich kaum, ist unnatürlich still. Wie ein Raubtier, das getarnt und bewegungslos auf seine Beute lauert.
Ich habe mal gehört, dass einem Kerl die Wampe geplatzt ist, weil er mit einem Bauchklatscher vom Zehner ins Wasser gekommen ist. Wie Beton soll die Wasseroberfläche sein, wenn man falsch eintaucht.
Endlich schaut Sarah wieder zu mir hoch. Obwohl Dustin weiterhin auf sie einquatscht, was mich diebisch freut. Ich grinse und beinahe hätte ich gewunken. Aber wie peinlich sieht das denn aus?
Eigentlich auch egal, die ganze Aktion ist peinlich. Aber immerhin, das rechne ich mir hoch an, versuchte ich der größten Peinlichkeit zu entkommen, indem ich nicht nach Dustin springe. Wahrscheinlich macht der vom Zehner auch noch einen Salto oder sowas. Danach mit einer Arschbombe zu imponieren, ist schwer. Also bin ich zuerst zum Turm. Mittlerweile frage ich mich, ob das eine gute Idee gewesen ist. Vielleicht hätte Dustin ja einen Rückzieher gemacht, oder er wäre abgerutscht - und ich hätte mich gar nicht erst beweisen müssen?
»Hätte-hätte, liegt im Bette«, sagt meine Mutter immer, also klettere ich weiter, passiere den Fünfer.
Was würde ich dafür geben, jetzt in meinem Bett zu liegen. Die Probe hinter mir zu haben, Sarah für mich gewonnen. »Mein Held«, würde sie sagen, neckend. Und dann würde sie mich küssen. Mit diesen unglaublich sinnlichen Lippen würde sie mich küssen. Und ihr Duft, reiner süßer Duft, der keinen Hauch von Angst in sich trägt, würde meine eigene Furcht zerstäuben.
Wie oft ich mich mit diesem Bild in den Schlaf gerubbelt habe. Und wie stets bei diesem Bild, bekomme ich einen Ständer. Nehmen die Peinlichkeiten denn gar kein Ende? Ich habe schon eine extra Badehose unter meiner Shorts, dennoch beult es sich im Schritt verdächtig aus.
Ich packe die Griffe fester und verdopple mein Tempo. Das verdoppelt auch die Angst und Angst ist immer ein treuer Gehilfe bei einer unerwünschten Erektion.
Von unten jubelt es, ich kann deutlich Sarahs anfeuernde Rufe vernehmen und Dustins pflichtschuldiges Mitgrölen - und für einen Moment ist alles ganz einfach. Ich atme die frische Luft ein, mein Herz schlägt kräftig, durchflutet mich mit Adrenalin.
Als ich die Plattform vom Zehner betrete, wird mein Körper schlagartig zu Gummi. Die Luft schmeckt nicht mehr frisch, sondern eisig, lähmt meine Lungen. Ich keuche. Und was ist das plötzlich für ein Wind? Es fühlt sich an, als schlage er mit Fäusten nach mir, als wolle er mich packen und über das Geländer schleudern.
Mit einem Mal wird mir das Ausmaß meiner Torheit klar und mir ist kotzübel. Habe ich das alles nur auf mich genommen, um mich jetzt hier oben zu übergeben? Eine erniedrigende Vorstellung. Oder könnte ich es noch so lange zurückhalten, bis ich sprang? Würde ich im Flug kotzen? Würde ich meine Kotze überholen? Wie war das noch mal mit der Masse und so? Scheiß-Physik, wahrscheinlich würde ich nach oben kotzen, während ich fiel. Wow, was für ein Abgang.
Das Bild bringt mich zum Kichern. Ein schrilles Kichern. Vielleicht ein Anflug von Wahnsinn. Ist in dieser Situation vermutlich das Beste. Das vergleiche ich jetzt mal mit einem Berserker: Irgendein Schalter im Gehirn wird umgelegt, übermenschliche Kräfte werden für die Schlacht freigesetzt und erst lange danach spürt man die Erschöpfung und den Schmerz. Einmal »Geronimo!« brüllen und springen!
Mit seltsam tauben Gliedern mache ich einen Schritt nach vorn. Und noch einen. Bis ich am Rand stehe.
Von hier oben sieht alles erschreckend klein aus. Selbst das Becken unter mir wirkt winzig. Ich würde mich sehr anstrengen müssen, um nicht daneben zu springen, um nicht auf dem Beton zu zerschmettern, um nicht meine Gedärme wie Spaghetti zu verspritzen ...
Sarahs Handtuch sticht wie ein Blutfleck aus dem Grün der Wiese. Ist das ein Omen?
Für einen Moment verschwimmt mein Blick und ich muss die Augen zusammenkneifen, um das Schwimmbad wieder scharf zu bekommen. Ich atme gezwungen tief ein und wieder aus. Ein und wieder aus. Und dann überkommt mich die Erkenntnis: Nicht die Dinge erscheinen so klein, sondern ich erfahre augenblicklich meine wahre Größe. Ja, genau so ist es, anscheinend habe ich diesen Perspektivenwechsel gebraucht, um zu erkennen, dass ich über den Dingen stehe. Über dieser armseligen Wette. Über das-mich-beweisen-müssen. Über Dustin. Danke für diese Lektion. Einmal verbeugen und rückwärts die Leiter runterklettern ...
Nur - warum zittern mir bei dieser Erkenntnis so sehr die Knie?
Sarah ist aufgestanden und winkt mit beiden Armen, feuert mich an.
Stehe ich auch über Sarah?
Sie winkt mich zu sich, in ihre Arme, eindeutig.

Ich springe.

 

Hallo weltenläufer

Erst habe ich das Original gelesen, dann deine Kopie.
oder anders ausgedrückt: Erst die Skizze, dann die ganze Wahrheit. ;)

Hat mir sehr gut gefallen, wie du auf Basis von apfelstrudels bereits hübschem Schlaglicht, eine schöne und solide Liebesgeschichte über die gesellschaftlichen Spielchen und Zwänge heranwachsender Jugentlicher erzählt hast.

Ich bin nicht sicher, aber ich glaube das hier war der einzige Patzer:

Ja, genau so ist es, anscheinend habe ich habe diesen Perspektiv[en]wechsel gebraucht, um zu erkennen, dass ich über den Dingen stehe.

Schön, dieses Wechselbad der Gefühle, die Vernunft kämpft mit dem Stolz, und zum Schluss versetzt die Liebe dem Verstand einen Schups.

Sehr gerne gelesen, oft geschmunzelt, wiedererkennungswertvoll.
Lieben Gruss, dot

 

He Dotslash,

danke für deine Rückmeldung.

Hat mir sehr gut gefallen, wie du auf Basis von apfelstrudels bereits hübschem Schlaglicht, eine schöne und solide Liebesgeschichte über die gesellschaftlichen Spielchen und Zwänge heranwachsender Jugentlicher erzählt hast.
Erst wollte ich mich einer anderen Geshcichte von strudel widmen, aber damit habe ich mich ganz schön gequält. Als ich auf der Suche nach einer Variante auf Kopfsprung gestoßen bin, hatte ich sofort das copy vor Augen. Schön, wenn ich das Bild weitergeben konnte.

Ein besseres Prädikat als wiedererkennungswertvoll kann ich mir gar nicht wünschen. *strahl*

Die Fehlerleins sind behoben. Meine Güte, wie oft ich diesen Text gelesen habe und trotzdem ...

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo weltenläufer,

hat mir insofern gut gefallen, als dass Du aus apfelstrudels "Jugendwerk" eine Jugendgeschichte gebastelt hast. Hätte mir noch besser gefallen, wenn Du die Geschichte so geschrieben hättest, als dass sie auch gut in Jugend stehen hätte können und Dein Prot. nicht so psychoanalytisch rüberkommen würde. Wenn er seine Angst da nicht so reflektieren würde, sondern sie halt in seinem Verhalten ablesbar wäre. Aber so sind sie halt, die weltenläuferischen Helden :). Immer wenn ich Deinem Helden einen 16jährigen abkaufen konnte, hat sie mir gut gefallen und immer, wenn Du ausgebrochen bist, wirkte sie ein wenig fremd. Aber das ist natürlich jetzt eine sehr individuelle Sicht- und Wunschweise der Geschichte.

Thema finde ich gut. Die Angst, die Mutproben, das Ausprobieren und imponieren - alles was in dieser Zeit des Heranwachsen eben von Bedeutung ist.

Ich gehöre nicht zu den Menschen, die sich zu irgendwelchen verwegenen Taten hinreißen lassen. Mut ist eine feine Sache, doch grenzt sie mir zu sehr an Dummheit.
Wie eng Mut und Dummheit tatsächlich beieinander liegen, erfahre ich im Augenblick in Form von Wechselbädern aus frieren und schwitzen. Und ich kann mich nicht einmal fragen, weswegen ich mich auf diese Narretei eingelassen habe.

Ich weiß nicht, ich hatte mich schwer mit diesem Einstieg.

... , aber Sarahs Lachen perlt zu mir hoch. Ich liebe dieses Lachen. Für dieses Lachen erklimme ich sogar die Sprossen zum Schafott.

Sarahs Lachen perlt? Dazu hab ich kein Bild im Kopf. Und sogar, könnte man sogar streichen :).

Ich grinse und beinahe hätte ich gewunken. Aber wie peinlich sieht das denn aus?

:)

Die Luft schmeckt nicht mehr frisch, sondern eisig, lähmt meine Lungen. Ich keuche.

Ich könnte auch gut ohne kursiv.

Würde ich im Flug kotzen? Würde ich meine Kotze überholen?

:D

Das vergleiche ich jetzt mal mit einem Berserker: Irgendein Schalter im Gehirn wird umgelegt, übermenschliche Kräfte werden für die Schlacht freigesetzt und erst lange danach spürt man die Erschöpfung und den Schmerz.

Will mir gar nicht so recht dazwischen.

Selbst das Becken unter mir wirkt winzig. Ich würde mich sehr anstrengen müssen, um nicht daneben zu springen, ...

Hehe, an solche Gedanken kann ich mich auch gut erinnern.

Und dann überkommt mich die Erkenntnis: Nicht die Dinge erscheinen so klein, sondern ich erfahre augenblicklich meine wahre Größe. Ja, genau so ist es, anscheinend habe ich diesen Perspektivenwechsel gebraucht, um zu erkennen, dass ich über den Dingen stehe. Über dieser armseligen Wette. Über das-mich-beweisen-müssen.

Echt? So helle ist er in diesem Moment, da er über dem Abgrund schwebt? Wow.

Sie winkt mich zu sich, in ihre Arme, eindeutig.

Das ist wieder schön.

Ja, ich bin auch nie gern vom Zehner gesprungen. Ich habe es gehasst. Scheiß Studienordnung. Da gab es nicht mal wenn, den ich hätte damit beeindrucken können! Auf jeden Fall hab ich mich an manchen Stellen wiedergefunden im Kampf um die Stufen.

Ich hab sie schon gern gelesen, trotz der Anmerkungen. Das ist für mich B-Notenabstrich :).

Beste Grüße Fliege

 

He Fliege,

Aber so sind sie halt, die weltenläuferischen Helden
hm, entweder doof, weil immer dasgleiche oder gut, weil wiedererkennungswert.
Aber hastr natürlich recht, das mach ich sehr gern, einfach, weil ich das am besten kann, denke ich. Und weil ich sowas selbst sehr gern lese.

Immer wenn ich Deinem Helden einen 16jährigen abkaufen konnte, hat sie mir gut gefallen und immer, wenn Du ausgebrochen bist, wirkte sie ein wenig fremd. Aber das ist natürlich jetzt eine sehr individuelle Sicht- und Wunschweise der Geschichte.
öhm, dashabe ich nicht verstanden. Kaufst du hier ab, breche ich aus? Was ist die Sicht- und Wunschweise? *aufschlauchsteh*

Thema finde ich gut. Die Angst, die Mutproben, das Ausprobieren und imponieren - alles was in dieser Zeit des Heranwachsen eben von Bedeutung ist.
das freut mich, wenn das so kompakt daherkommt, das Wichtige, meine ich :)

Ich weiß nicht, ich hatte mich schwer mit diesem Einstieg.
genau in die Wunde getroffen :heul:
damit habe ich mich auch schwer getan. Den EInstieg habe ich etliche Male umgeschrieben. DIe Kg war schon viel früher fertig, aber der Einstieg hat mir nach jedem neuen Versuch nicht passen wollen. Mit dieser Version war ich jetzt eigentlich ganz zufrieden ... mennö

Die Luft schmeckt nicht mehr frisch, sondern eisig, lähmt meine Lungen. Ich keuche.
Ich könnte auch gut ohne kursiv.
hab echt einen schreck bekommen, dachte, die Stelle wäre in der KG in kursiv :lol:
ich finde dieses Lähmen eigentlich ganz passend ...

Das vergleiche ich jetzt mal mit einem Berserker: Irgendein Schalter im Gehirn wird umgelegt, übermenschliche Kräfte werden für die Schlacht freigesetzt und erst lange danach spürt man die Erschöpfung und den Schmerz.
Will mir gar nicht so recht dazwischen.
hm, finde, das passt ganz gut. Der Schalter im Hirn, der Vergleich mit der Schlacht, Augen zu und durch, Geronimo.

Echt? So helle ist er in diesem Moment, da er über dem Abgrund schwebt? Wow.
das ist ja eine Erkenntnis, die die Feigheit diktiert, und ja, das überkommt einen dann schon mal

Auf jeden Fall hab ich mich an manchen Stellen wiedergefunden im Kampf um die Stufen.
jetzt kannst du ja hochfliegen ;)

Ich hab sie schon gern gelesen, trotz der Anmerkungen. Das ist für mich B-Notenabstrich
:kuss:

grüßlichst
weltenläufer

 

öhm, dashabe ich nicht verstanden. Kaufst du hier ab, breche ich aus? Was ist die Sicht- und Wunschweise? *aufschlauchsteh*

Naja, ich hätte ja ne richtige Jugendgeschichte gut gefunden, so eine mit 'nem richtigen Halbstarken. Konsequent geschrieben. Mögen viele der Autoren hier nicht, weiß ich, seh ich an der Jugendrubrik :).
Und dazu passen eben die Reflexionen nicht unbedingt immer. Klar, reflektieren die auch, aber manchmal klingt es mir zu erwachsen. Und diese Stellen mochte ich halt weniger. Da, wo ich nicht wirklich glaubte, es mit einem 16jährigen zu tun zu haben.

Der Anfang: Das ist ein tell-beginn. Versuch es mit einem show ;).

Kommst jetzt wieder runter vom Schlauch?
Grüße Fliege

 

Hi weltenläufer!

Es bedeutet nicht automatisch über den Dingen zu stehen, wenn man hoch oben ist. Der Titel gefällt im Rückblick sehr. Die Situation mit ihren fiesen Fallstricken ist nachvollziehbar beschrieben. Das ist ja schon klassisch: Freibad, Turmspringen, ein noch nicht mit allen Wassern Gewaschener, das Mädchen und der sportliche Widersacher. Alles geschieht unter Beobachtung, es gibt nach dem ersten Schritt auf die Leiter keinen Weg mehr zurück, ab dann ist er selbst sein größter Feind. Die Widerstände sind fantasievoll ausgemalt, und auch, was ihn dazu bewegt, weiterzugehen. Schlucken musste ich bei seinem Gedanken, eine Arschbombe zu machen. Wer kein Pro ist, sollte bei der Höhe besser versuchen, eine halbwegs vernünftige Kerze hinzukriegen.

Mich wundert, dass du ihn so jung gemacht hast. Auch Ältere lassen sich auf solche Kindereien ein, wenn der ein paar Jährchen mehr hätte, wären seine Reflektionen glaubhafter. Ja, und der Anfang! Ürx. Klingt so nach Rückblick auf dem Sterbebett ... Junge, komm mal näher, ich erzähl dir mal was über Mut und Dummheit, hör gut zu ... :)

Also gern gelesen, trotz der schon von Fliege genannten Hauptschwierigkeiten. Gutes Handwerk. Ein bisschen vermisse ich so funkenschlagendes Zeug wie die Wahnstories!

Kubus

 

He fliege,*

Hast mich wieder runtergeholt vom Schlauch ;)*
Konsequent finde ich das ganze schon, aber ich versteh jetzt, was du meinst.*
Ja, und der Anfang, da werd ich mich noch mal ransetzen. Vielleicht braucht es da auch gar kein Intro.*
Danke für deine nochmalige Rückmeldung.*


Hi Kubus,*

Schön, wenn dir der Titel gefallen hat. Perfekt hätte ich den Titel gefunden, der leider schon dem original vorbehalten ist. Aber hiermit bin ich auch zufrieden.*

Deine "Zusammenfassung" liest sich großartig. Immer ein starkes Gefühl, wenn man merkt, dass die Intention auf der anderen Seite ankommt.*

"Schlucken musste ich bei seinem Gedanken, eine Arschbombe zu machen. Wer kein Pro ist, sollte bei der Höhe besser versuchen, eine halbwegs vernünftige Kerze hinzukriegen. "
Da habe ich auch länger überlegt, ob ich nicht Kerze nehme, aber letztlich habe ich mich lieber für den kleinen gag entschieden.*

Okay, auch dir gefällt der Einstieg nicht. Wie gesagt, da gehe ich noch mal*Rüber, vielleicht braucht es gar kein Intro.*

"Ein bisschen vermisse ich so funkenschlagendes Zeug wie die Wahnstories! "
Ist immer ein bisschen gemein, wenn man von einem Autor was bestimmtes erwartet, da hat man es dann echt schwer, Erwartungen nich zu enttäuschen. Vielleicht sollte ich nie wieder so wahnstories schreiben, um aus der Schublade rauszukommen - aber das schaff ich eh nich :D ;)*

Vielen dank fürs lesen, hat mich gefreut

Grüßlichst
Weltenspringer*

 

Hallo weltenlaeufer,

also, hmmm, ich denke ueber diesen Text koennte man schon noch so ein- bis fuenfmal drueberbuegeln, bis er schoen flutscht. Die Situation ist klassisch und es sind ein paar schoene Stellen drin, der Wind der mit Faeusten schlaegt, die ueberholende Kotze. Aber einiges wie der Gummivergleich ist eben nicht so stark und insgesamt holterdipoltert es doch noch an einigen Stellen, nicht nur am Anfang. Obwohl ich direkt gedacht habe:

Ich gehöre nicht zu den Menschen, die sich zu irgendwelchen verwegenen Taten hinreißen lassen.
puh, das ist kein guter Einstieg. Und wenn es schon mit Reflexion einsteigen soll, vielleicht eher: "Normalerweise lasse ich mich nicht zu verwegenen Taten hinreissen" oder "Verwegenheit steht mir eigentlich nicht" oder was weiss ich, was Flotteres halt.
Und dann kommt diese leicht gekuenstelte Konstruktion mit Inversion von Subjekt und Praedikat da im Nebensatz:
Mut ist eine feine Sache, doch grenzt sie mir zu sehr an Dummheit.
Ja, das nur als Beispiel. Meine Augen sind brennmuede, sonst wuerde ich den ganzen Text durchforsten. So bleibt es jetzt erst mal nur beim Eindruck, dass dieser Text entschlackt und gebuegelt gehoert.

Hinzu kommt, dass mich so viel Reflektiererei schnell muede macht (zumal wenn ich eh schon muede bin :D). Ich glaub das ist recht klassisch, wie Du das hier aufbaust, dass so ein Moment der extremen Anspannung ewig langgezogen wird (also quasi aaaaaaaaaaaaaaaaapfelstruuuuuuuuuudel) und dann auch noch die ganze backstory als Rueckblende mit reingequetscht wird. Fuer mich ist das allerdings nicht so richtig was. Anstatt ihn die zehnte Variation von "ich habe Angst, was fuer ne bloede Aktion" denken zu lesen, waere ich lieber dabei, wie er in die Situation reingeraet. Also in Jetzt-Zeit unten mit Sarah im Freibadparadies, bis der doofe Dustin dazukommt und alles zerstoert. Aber, wie gesagt, das ist meine persoenliche Abneigung gegen Vordenkerei und persoenliche Vorliebe fuer sinnliches Mittendrin und selber denken.

liebe Gruesse,
fiz

 

Hi Fiz,

bis auf den Anfang fluscht es meinem Empfinden nach eigentlich ganz gut. Also wenn es mit wachen Augen ;) immer noch holpert, wäre ich für einige Stellen dankbar, ich bin da zu betriebsblind.
Der Einstieg, ja, das rockt noch nicht so recht. Ich habe jetzt mal deinen Vorschlag übernommen. Ist etwas besser, aber das ultimative ist es auch noch nicht. Ich werde wachsam bleiben, vll kommt mir ja noch die Zündende Idee unter.

Ich glaub das ist recht klassisch, wie Du das hier aufbaust, dass so ein Moment der extremen Anspannung ewig langgezogen wird
ewig klingt negativ, das darf natürlich nicht sein. Ansonsten finde ich das hochziehen sehr reizvoll.

Aber, wie gesagt, das ist meine persoenliche Abneigung gegen Vordenkerei und persoenliche Vorliebe fuer sinnliches Mittendrin
ich kann mich mit beidem anfreunden, habe habe beim Schreiben eindeutig ein faible fürs Refletierende

Danke für deine Rückmeldung
grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo, ich kann mich an die Geschichte von apfelstrudel noch ziemlich genau erinnern, weil ich sie nicht mochte und leavictoria sie toll fand.
Ich hatte die Geschichte ungefähr so verstanden, wie du sie jetzt interpretierst.
Mir wurde erklärt, in der Geschichte gehe es eben nicht um den Typen, der am Beckenrand sitzt, sondern allein um das Mädchen auf dem Sprungbrett. Und dass sie mit sich selbst in Einklang ist, wenn man so will. Das Genießen der Situation.
Ich fand das damals, eine ziemlich doofe Ausrede, um so ein Textchen zu schreiben. :)

Grade eben habe ich nochmal strudels Text gelesen, und heute denke ich, er ent-banalisiert etwas. Überhöht und feiert ein eigentlich profanes Ereignis. Das tut er, indem er völlig ohne Worte auskommt eigentlich. Er macht das nur mit Bildern, er gibt über Symbole wieder, was in dem Mädchen auf dem Sprungbrett los ist.
Und du nimmst das jetzt und machst das genaue Gegenteil. Der Akt wird komplett zerdacht. Und mit jeder Sprosse kommt dann was zu, und es wird neurotisch, es wird ein neurotischer Teenager, wie er in - Verzeih - jedem Teenie-Film aufdacht, seit 30 Jahren, und noch in den TV-Serien.
Michael J. Fox hat die gespielt, Justin Long und Shia LaBoeuf spielen die gerade wieder. Wenn sie cool sind, haben die in ihrer Tendenz, etwas zu Tode zu denken, noch etwas Smartes und werden zu Super-Kontreulleren, denen alles gelingt, wenn nicht dann werden die zu handlungsunfähigen Neurotikern.

Ich verstehe den Ansatz des Textes einfach nicht. Also Strudel hat ja genau das, was man erwarten würde, nicht gemacht und vermieden. Und du erzählst konventionell. Da macht jemand eine Teenager-Mutprobe, um jemandem zu imponieren, ist sich aber der Idiotie dieser Mutprobe voll bewusst. Es ist fast wie im Rückblick erzählt. Und dann zieht es sich leider ein bisschen.
Das ist nichts gesagt über deine schriftstellerischen Fähigkeiten, der Text hat eine Struktur, er hat auch ein paar gute Ideen, er ist ja auch solide geschrieben und alles, aber warum bringt man sich als Autor in die Situation, soetwas schreiben zu müssen? Da ist doch nichts zu gewinnen. Der Text in der Konzeption kämpft doch vom ersten Satz an auf verlorenem Posten?
Es ist völlig abgegrastes Terrain. Man hätte da noch was machen können, wenn es völlig kippt, irgendetwas fast Surreales passiert, aber da ist ja nichts.


Also wo Strudels Text nur aus Bildern bestand, besteht deiner nur aus Worten. Ich kann's nur noch mal sagen: Mir leuchtet der Gedankengang dahinter nicht ein.

Gruß
Quinn

 

Moin Weltenläufer,

diese Geschichte hat mir Spaß gemacht. Ich war dabei, habe das alles gefühlt und auch nicht mehr Bilder gebraucht, weil man ja weiß, wie die Welt sich mit jeder Stufe verändert, wenn man auf einen Sprungturm geht. Auch die Schwimmbadgeräsche, Gerüche, Wahrnhemungen, kenne ich und mir hat diese Reflexionsebene sehr gut gefallen. Vielleicht wars nicht immer auf der Jugendlichenebene, aber es gibt eben auch unterschiedlich entwickelte Jugendliche. Deshalb lass ich das durchgehen, hatte keine Probleme damit, mir den Prot vorzustellen, zumal ich mich selbst auf der Leiter vorstellte ...

Da ich tatsächlich keine Teeniefilme und auch keine Serien anschauhe, empfinde ich die Geschichte vllt, frischer als andere.

Was mir nicht so gut gefallen hat: Der Anfang.

Bewundert Sarah jetzt meinen Mut, oder findet sie diese Wette einfach nur albern?
So könntest du einsteigen und würdest bloß gewinnen, glaub ich. Auch ansonsten könnten ein paar Denkereien raus, damit es zügiger die Treppe hinauf ginge


Grüße

herrlollek

 

Hi Quinn,

ich kann mich an die Geschichte von apfelstrudel noch ziemlich genau erinnern, weil ich sie nicht mochte und leavictoria sie toll fand.
ja, die gute Lea ... ;)

Mja, zur Frage der Erzählabsicht ... Also, so wie du das schreibst, kann ich deine Frage bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehen. Das ist jetzt hier natürlich nichts Neues und relativ eng gebunden, aber darin sehe ich nichts Verwerfliches. Ich gehöre nicht zu denen, die als Leser immer den Kick des Neuen brauchen. Letztlich will ich unterhalten werden und wenn das ein simpler Plot schafft, weil er spritzig daherkommt oder mich mit netten Ideen/Bildern erfreut, einen Wiedererkennungswert hat, Reflektionen auslöst, oder was anderes, das mich im weitesten Sinne unterhält, dann finde ich das nicht weniger gut, als eine innovative Story. Für mich ist es viel mehr die Aufbereitung als der Inhalt. Sonderpunkte gibt es natürlich für Innovation auf beiden Ebenen, - die aber nicht zu Lasten der Unterhaltung gehen dürfen. Also ich will mich nicht in irgendetwas reinkrampfen, nur weil da eine geile, vll neuartige Idee hinter steckt.
Von daher sehe ich den verlorenen Posten hier nicht.
Deine Horror-Story zB, die ist ja auch simpel und in etlichen Varianten schon erzählt worden, aber ich fand sie einfach gut, weil sie prächtig unterhalten hat.
Das, was ich bisher als Reaktionen erhalten habe, zeigt mir, dass meine Intention auch von anderen geteilt wird. Gedankenspirale eines Jugendlichen, in der man sich selbst wiederfinden kann, die zum Schmunzeln einlädt und mit einem Sprung aus diesem Korsett heraus endet.
Keine Geschichte für die Ewigkeit, aber, wenn man sich drauf einlassen möchte, eine nette Reise in die Vergangenheit.
Vor einem Monat oder so lief Zurück in die Zukunft im TV - und ich bin tatsächlich dran hängen geblieben ;)

Danke dir für deinen Kommentar, ganz besonders natürlich fürs Bescheinigen des Handwerks. Immer wieder ein Gewinn von dir zu hören.


Hi Lollek,

schön, wenn du die kleine Reise mit antreten konntest.

Vielleicht wars nicht immer auf der Jugendlichenebene, aber es gibt eben auch unterschiedlich entwickelte Jugendliche. Deshalb lass ich das durchgehen, hatte keine Probleme damit, mir den Prot vorzustellen, zumal ich mich selbst auf der Leiter vorstellte
besser kann ich ja gar nicht wegkommen. So soll das sein. :)

Da ich tatsächlich keine Teeniefilme und auch keine Serien anschauhe, empfinde ich die Geschichte vllt, frischer als andere.
Mit Serien kenne ich mich auch gar nicht aus, habe ich aber auch noch nie als Verlust empfunden

Was mir nicht so gut gefallen hat: Der Anfang
Die von dir vorgeschlagene Stelle hatte ich im ZUge meiner Überarbeitung auch schon am Anfang stehen. Aber das gefiel mir auch nicht, weil ich da das Gefühl hatte, noch mehr nachschieben zu müssen.
WIe gesagt, noch warte ich auf die zündende Idee. Danke für den Vorschlag. UNd für deinen Kommentar :)

grüßlichst
weltenläufer

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo weltenläufer!

Schwierig genug, eine anständige Kritik auf ein Copywrite im Allgemeinen zu schreiben, wenn dann noch eine eigene Geschichte kopiert wurde ... Hab mich lange gedrückt, aber neulich bin ich bei youtube durch Zufall auf "Mr. Bean goes to the swimming pool" gestoßen, da dachte ich, jetzt musst du endlich mal diese Geschichte kommentieren. :p

Ich mach mal Textkram, da kommt man immer so gut ins Labern:

Für dieses Lachen erklimme ich sogar die Sprossen zum Schafott.
Mit jeder weiteren Sprosse, die ich umfasse, werden meine Hände feuchter. Und meine Füße. Ich schwöre, ich kann den Schweißfilm auf meinen Fußsohlen spüren. Und natürlich kann ich den Schweiß riechen, selbst über den penetranten Chlor-Geruch hinweg. Er riecht nach Dummheit und Angst. Wenig Mut. Süß eben. Es kann nicht mehr lange dauern, bis ich auf einer der metallenen Sprossen
"Sprossen" wird mir da ein bisschen zu oft wiederholt.
dass Sarah, mich jeden Tag im Krankenhaus besuchen
Komma weg
Mittlerweile frage mich,
frage ich mich
Das Bild bringt mich zum Kichern.
So viele Assoziationen an dieser Stelle. :D Die finde ich ganz gut, vielleicht, weil das eine so natürliche Reaktion ist.
Eigentlich verwunderlich, denn obwohl die Gedanken des Erzählers nachvollziehbar und logisch verkettet sind und vielleicht auf literarische Weise das Angstgefühl eines 16, 17-jährigen wiedergeben, ist die Geschichte für mich sehr künstlich. Der Erzähler wirkt ja doch sehr ruhig und geordnet. Das beschriebene Gefühl ist Angst, aber das transportierte Gefühl ist ... ja, was überhaupt? Dadurch, das alles so minutiös aufgearbeitet wird, gehen die Emotionen, die ich mit der ganzen Handlung verbinden würde, verloren. Zappelig sein, Herzklopfen haben, eigentlich an gar nichts und wenn überhaupt nur wirres Zeug denken, sich wie ferngesteuert bewegen, sich kurz vorm Springen aber nicht überwinden können ... Naja, keine Ahnung.
Übrigens ist es jetzt lange genug her, dass ich offen darüber sprechen kann: Ich stand erst einmal auf nem 5-Meter-Brett, da war ich 10 oder 11, und oh Mann ... ich bin tatsächlich wieder runtergeklettert, nachdem ich vielleicht 5 Minuten da oben stand und einfach nicht springen konnte. :D
Und dann überkommt mich die Erkenntnis: Nicht die Dinge erscheinen so klein, sondern ich erfahre augenblicklich meine wahre Größe. Ja, genau so ist es, anscheinend habe ich diesen Perspektivenwechsel gebraucht, um zu erkennen, dass ich über den Dingen stehe. Über dieser armseligen Wette. Über das-mich-beweisen-müssen. Über Dustin. Danke für diese Lektion. Einmal verbeugen und rückwärts die Leiter runterklettern ...
Nur - warum zittern mir bei dieser Erkenntnis so sehr die Knie?
Ja und das ist für mich völlig unglaubhaft. Das nehm ich dem Erzähler nicht nur deswegen nicht ab, weil er Schüler ist. Ich würde das denke ich gar keinem Erzähler abnehmen. Da bricht ein bisschen zu sehr (jetzt kommt das böse Wort) der Autor für mich durch, der eine bestimmte Intention verstanden haben will. Sowas ist natürlich immer verlockend zu schreiben, aber ich finde, man sollte sich von solchen vorgekauten Reflektionen entfernen.

Als Fazit kann ich dir nur sagen, was andere vor mir glaub ich auch schon geschrieben haben. Handwerklich gut, aber für meine Begriffe eine sehr, fast schon zu klassische Kurzgeschichte, die sich ein bisschen auf der sicheren Seite bewegt. Oder es zumindest glaubt. ;) Dieser in die Länge gezogene Moment hat schon seinen Reiz, aber als Stilmittel ist für mich dieses Erzählzeit > erzählte Zeit bei dieser Geschichte eher fehl am Platz, weil es mit einer Geordnetheit einhergeht, die ich mit dem beschriebenen Moment einfach nicht verbinden würde. Ich hoffe, das ist einigermaßen nachvollziehbar.

Viele Grüße,
strudel

 

Hi Strudel,

"Sprossen" wird mir da ein bisschen zu oft wiederholt.
ja, da war ich auch noch nicht so 100% zufrieden mit, aber auch nach dem x-ten mal Umstellen und streichen blieb es dabei, dass ich um die 3x nicht rumkomme.

Schade, dass bei dir ein gekünstelte Eindruck aufkommt. Dann versagt die Geschichte natürlich. :(
Hm ... ich sagte ja schon, dass der Titel des Originals für das copy noch besser als zum Original passen würde. Findet alles im Kopf statt, hier wird eben alles zerdacht. Blöd, wenn das für dich nicht zusammenpasst.

Da bricht ein bisschen zu sehr (jetzt kommt das böse Wort) der Autor für mich durch, der eine bestimmte Intention verstanden haben will. Sowas ist natürlich immer verlockend zu schreiben, aber ich finde, man sollte sich von solchen vorgekauten Reflektionen entfernen.
hm, also ich lese sowas eigentlich ganz gern. Zumal, wenn es wie hier nicht biederernst, sondern mit einem Augenzwinkern geschrieben wird.

Okay, hat also bei dir nicht funktioniert. Weswegen das so ist, hast du mir zumindest verständlich gemacht.

Danke dir für deine Antwort. Muss jetzt los :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo weltenläufer!

Hätte Angst etwas Süßes an sich, wäre ich der süßeste Junge der Schule. Dann müsste ich mich auf Wetten dieser Art nicht einlassen, um ein Mädchen zu beeindrucken.

Hehe.

Nehmen die Peinlichkeiten denn gar kein Ende? Ich habe schon eine extra Badehose unter meiner Shorts, dennoch beult es sich im Schritt verdächtig aus.

Boah, der ist schon cool. Und das auf dem Weg zum Zehner. Wenn er dabei einen Ständer hinbekommt, dann klappt auch der Sprung.

Das verdoppelt auch die Angst und Angst ist immer ein treuer Gehilfe bei einer unerwünschten Erektion.

Aah. Oh. Really?

Oder könnte ich es noch so lange zurückhalten, bis ich sprang?

Springe. Oder spränge. Oder springen würde. Oder was auch immer.

Scheiß-Physik, wahrscheinlich würde ich nach oben kotzen, während ich fiel.

Wieder.

Also das hat mir insgesamt schon gefallen. Stellenweise wars zu weitschweifend, diese Selbstreflektion, und wenn man das Original kennt, kommts einem bisschen aufgeblasen vor. Aber du hast schöne Bilder drin und ich bin mit deinem Helden die Leiter hochgeklettert. Ganz am Ende dann steht das Engelchen neben ihm und sagt ihm: Nee, schau, du hast es ja eh erreicht jetzt. Du musst nicht mehr springen.
Aber das Teufelchen winkt von unten rauf, von ihrem blutroten Handtuch aus, und winkt ihn zu sich.
Hübsch. Ja, man muss schon ab und an ein bisschen Teufelei in sein Leben lassen.

Allerdings würd ich gerne einen Kamm nehmen und den Text kämmen. Manche Stellen sind ZU verzwirbelt, da bremsen die Worte beim Lesen.

Hier zum Beispiel:

Warum hat Sarah also nicht meine Angst wahrgenommen und irgendwas gesagt, was mich aus dieser Situation gerettet hätte? Sie könnte immer noch was sagen. Tut sie sogar. Allerdings nicht zu mir. Sie spricht mit Dustin, diesem Arsch, der die Wette erst angezettelt hat. Dustin, der keine Gelegenheit verpasst, seinen Waschbrettbauch zu präsentieren. Im Winter zieht er sich im Klassenraum so dramatisch seinen Pullover aus, dass immer das T-Shirt mitgezerrt wird und alle Muckies zum Vorschein kommen. Hat Sarah das auch durchschaut? Zumindest schaut sie hin. Wie jetzt auch. Mit freiem Oberkörper liegt er lässig auf der Seite, einen Ellenbogen ins Gras gestemmt, mit den Händen zerpflückt er Grashalme.
In bester Hollywood-Manier lächelt die Sonne auf diese Szene herab. Bisher war ich nur Kameramann, nun bin ich immerhin schon Stuntman. Und dieser Sprung wird mich aus den Credits in die Handlung katapultieren. In die Hauptrolle an Sarahs Seite.

Das könnte man kürzen in das hier:

Warum hat Sarah also nicht meine Angst wahrgenommen und irgendwas gesagt, was mich aus dieser Situation gerettet hätte? Sie könnte immer noch was sagen. Tut sie sogar. Allerdings nicht zu mir. Sie spricht mit Dustin, diesem Arsch, der die Wette erst angezettelt hat.
In bester Hollywood-Manier lächelt die Sonne auf diese Szene herab. Und dieser Sprung wird mich in die Hauptrolle an Sarahs Seite katapultieren.

Bis bald!

yours

 

Hallo yours,

Boah, der ist schon cool. Und das auf dem Weg zum Zehner. Wenn er dabei einen Ständer hinbekommt, dann klappt auch der Sprung.
klappt ja auch :D

Ja, auch ein nettes Bild mit Engelchen und Teufelchen. So kann mans auch sehen. Allerdings könnte es genauso umgekehrt sein. :drool:

Ja, man muss schon ab und an ein bisschen Teufelei in sein Leben lassen.
oder eben Nietzsche: Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können.

Springe. Oder spränge. Oder springen würde. Oder was auch immer.
das klänge ja so furchtbar ... da muss ich erstmal drüber dächten

Mit deiner Kürzung bin ich nicht einverstanden. So ein kleines Schlaglicht sollte schon auf Dustin geworfen werden.

Danke fürs Lesen und Schmunzeln und Verbesserungsvorschläge :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hi Weltenläufer

Das Original ist ja recht kurz, eindringlich und schnell gelesen – eine Augenblicksgeschichte sozusagen. Wie lang dann so ein Augenblick werden kann, wenn man den Turm eines 10-Meter Sprungturms erklimmt, hast Du echt wunderbar rübergebracht. Es gab da sogar ein, zwei Momente, wo ich beim Lesen selber schwitzige Hände bekam! Von daher: Hut ab, Monsieur!


Für dieses Lachen erklimme ich sogar die Sprossen zum Schafott.
Mit jeder weiteren Sprosse, die ich umfasse, werden meine Hände feuchter.

Ist die einzige Stelle im Text, über die das Auge gekratzt ist. Vielleicht magst du die Sprossen beim Schafott durch was anderes ersetzen. ‚Stufen’ vielleicht?

Ich habe mal gehört, dass einem Kerl die Wampe geplatzt ist, weil er mit einem Bauchklatscher vom Zehner ins Wasser gekommen ist.

Schöner Satz! Und, ja das sind genau die Gedanken, die auch mir in den Sinn kommen würden, wenn ich da nach oben klettern müsste.

Sarahs Handtuch sticht wie ein Blutfleck aus dem Grün der Wiese. Ist das ein Omen?

Das hier fand ich auch hübsch. Besonders der Verweis auf das Omen.


Hat mir insgesamt sehr gut gefallen. Vor allem weil Du dieses Höhenangstgefühl in mir ausgelöst hat. Auch sonst konnte ich gut mitleiden. Schließlich sind wir in solche Männlichkeitsfalle ja alle schon mal getappt und wer hätte es nachher nicht bereut. Au Backe!

Herzliche Grüße

Mothman

 

Hi Mothman,

na, das ist doch ein Kommentar zum Einrahmen. Vielen Dank dafür. Feuchte Hände und Schwindelgefühl, wenn ich das auslösen konnte, habe ich ja mehr erreicht, als ich zu hoffen wagte.
Es scheint, wir haben da ähnliche Erfahrungen gesammelt ;)

grüßlichst
weltenläufer

 

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