Was ist neu

Copywrite Die Wandlung

Wortkrieger-Globals
Wortkrieger-Team
Monster-WG
Seniors
Beitritt
02.02.2004
Beiträge
3.690

Die Wandlung

Frauke lag im Bett und starrte in die Dunkelheit. Hermann schlief tief und fest neben ihr. Mit einem Zischen zog er die Luft durch den verengten Gaumen ein, mit kratzendem Stöhnen atmete er sie wieder aus. Oh wie Frauke dieses Geräusch hasste. Der Versuch, Ohrenstöpsel zu verwenden, endete mit Platzangst mitten in der Nacht. Hermanns Schnarchen empfand sie danach schon fast als tröstlich.

Frauke drehte sich zur Seite. Weg vom Zischen, weg vom Stöhnen. An ihrem zwanzigsten Hochzeitstag hatte sie sogar den Mut aufgebracht, mit Hermann über getrennte Schlafzimmer zu reden.
„Also mein Büroraum gibt‘s nicht! Aber wenn du im Wohnzimmer auf der Couch schlafen willst, bitte, tu dir keinen Zwang an.“ Damit war das Thema erledigt und der Hochzeitstag auch. Rückenschmerzen waren eindeutig schlimmer als Tagesmüdigkeit und so schlief sie weiterhin neben ihrem zischenden Brummbären, den sie trotz seiner zunehmenden Gleichgültigkeit ihr gegenüber, immer noch mochte, irgendwie.

Hermann wälzte sich hin und her. Bestimmt Blähungen, Ursache der Völlerei zu später Stunde.
‚Sauerkraut und Rippchen liegen halt schwer im Magen.‘ , dachte Frauke.
Sein Stöhnen wurde lauter. Hermann zog die Beine an und sein lautes Seufzen liess Frauke frösteln. In einem plötzlichen Anflug von Mitleid drehte sie sich um, wollte ihm gerade die Hand auf die Schulter legen, da bäumte sich sein Körper auf. Die Decke flog vom Bett, ein Leuchten wie von tausend Kerzen zerriss die Dunkelheit und strahlte von unten gegen Hermanns Rücken. Frauke starrte auf die tanzenden Schatten an der Wand, während unter seinem gekrümmtem Körper ein Höllenfeuer brannte. Von Panik gepackt, rutschte Frauke aus dem Bett und kauerte sich ängstlich an die Wand. Kalter Schweiss bedeckte ihre Stirn. Sie leckte sich die spröden Lippen. Das war nicht real, dachte sie, spürte jedoch die Hitze der Flammen, die unvermindert durch die aufgeplatzten Nähte der Matratze loderten, ohne jedoch den Körper ihres Mannes aufzufressen. Hermann lag jetzt völlig ruhig, mit ausgebreiteten Armen wie des Schöpfers Sohn inmitten der züngelnden Flammen. Frauke musste absurderweise an ihren fünfzigsten Geburtstag denken, an den Tartaren-Hut in diesem viel zu teuren Restaurant, als der Kellner zu viel Sprit nachfüllte und damit fast das halbe Restaurant in Brand steckte.

Mit einem lauten Knall stieg Hermanns Körper in die Höhe. Frauke stiess einen spitzen Schrei aus und konnte nicht glauben, was sie sah. Hermann hing mit nach hinten geworfenem Kopf in der Luft, sein Bauch fing sich an zu dehnen und an seinen Armen bildeten sich goldene Schuppen. Der Pyjama platze auf und mehrere Knöpfe fielen klackernd zu Boden. Die Flammen verwandelten sich in gleissende Lichtstrahlen, als stünden unter dem Bett grosse Bühnenscheinwerfer. Ihr Schlafzimmer war das Theater, Hermann der Star. Frauke war nah dran, die Besinnung zu verlieren. Hermanns Metamorphose ging weiter, sein nun nackter Körper verformte sich an allen Stellen, bildete einen Panzer aus silbernen und goldenen Pailletten, auf der Seite wuchsen ledrige Flügel zur Grösse von Bettlaken. Frauke sah geschockt und fasziniert zugleich, wie Hermann sich in einen riesigen Drachen verwandelte.

Mit lautem Gebrüll schnellte sein hornbesetzter Schädel nach vorne. Ein stinkender Speichelfaden landete auf Fraukes Gesicht, sein heisser Atem strich pulsierend über ihre Haare. Ein Zischen und Brummen, und plötzlich sah sie hinter die Fassade dieses Monsters, erkannte in dessen Augen das menschliche Wesen, dass sie trotz ihrer jahrelangen Reibereien doch immer noch liebte.
„Hermann“, krächzte sie tonlos. „Was passiert mit dir?“
Die Augen des Drachen füllten sich mit Wasser und langsam hob er seine Klaue. Frauke folgte der Bewegung und sah, wie ein gelber missgebildeter Nagel sich schmerzhaft in das weiche Fleisch gebohrt hatte. Später würde sie sich fragen, was wohl passiert wäre, hätte sie ihren Ekel nicht überwunden und den Drang, zu helfen, ignoriert. Sie packte den Nagel des Drachen und befreite ihn mit einem schnellen Ruck . Heftig brüllend warf sich die schuppige Kreatur herum, schwang sich hoch zur Decke und starrte mit wildem Flügelschlagen hinunter auf Frauke, die auf dem Boden zusammengekauert ihr Ende kommen sah.

Doch das Ende kam genauso überraschend, wie der Anfang. Als wenn jemand den Schalter des Projektors umgelegt hätte, lief der Film nun in die andere Richtung. Erst bildete sich aus der hornigen Fratze Hermanns Kopf mit den schütteren Haaren zurück, die Flügel fielen ab und zerstoben in einem Goldregen. Aus den Klauen wurden wieder Hände und Füsse, und auch der Bauch zog sich auf seinen normalen Umfang zurück. Kurz schien Hermann im gleissenden Scheinwerferlicht in der Luft hängen zu bleiben, dann fiel er mit einem Krachen auf die Bettstatt zurück.
Die Flammen züngelten wieder aus den Nähten der Matratze, doch ein lauter, langgezogener Furz von Hermann setzten dem grotesken Schauspiel ein Ende und Fraukes Anspannung zerfiel in lautes Schluchzen in der zurückgekehrten Dunkelheit ihres Schlafzimmers.

Hermann wachte auf und schaltete die Nachttischlampe ein.
„Um Himmels Willen, Frauke.“ Sein Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Verwirrtheit und Staunen.
„Was machst du da am Boden?“, fragte er.
Anscheinend hatte er keine Erinnerung an seinen starken Auftritt als wütender Drache.
„Ich hatte einen schrecklichen … Wadenkrampf“, hörte Frauke sich sagen. „Aber … hat sich bereits gelöst.“ Sie stand auf und zupfte ihr Nachthemd zurecht.
„Na, dann komm doch wieder ins Bett“, brummte er und hob ihr die Decke hoch. Frauke wischte sich die Tränen vom Gesicht und schlüpfte zu ihrem Mann ins Bett. Sie konnte es immer noch nicht fassen, was sie soeben erlebt hatte. Hermann drehte sich um, als wäre nichts gewesen und löschte das Licht.
„Nacht Schatz“, flüsterte er und kurz darauf ging sein Atem regelmässig und ruhig.
Wann hatte er sie das letzte Mal Schatz genannt?
Seit dieser Nacht war Hermann wie verwandelt. Sein lautes Schnarchen hatte aufgehört, seine Berührungen wurden wieder zärtlicher und neuerdings brachte er ihr immer frische Blumen vom Wochenmarkt mit. Frauke hütete sich, Hermann auf dessen Wandlung anzusprechen, schliesslich wollte sie den Zauber nicht zerstören. Die Wahrheit, dass Hermann mit einem Furz den Schlusspunkt in einer der unglaublichsten Geschichten ihres Lebens gesetzt hatte, behielt sie lieber für sich.

 

Hi Dot again,

ja, das ist schon ein abgefahrenes Textchen. Wie er da so hochschwebt, da muss ich natürlich sofort an einen Exorzismus denken und vielleicht ist dieses Bild ja auch nicht so falsch. Obwohl ihm ja nicht der Drache ausgetrieben wird, sondern der Splitter.
Dennoch, so ganz befriedigend fand ich das Teil nicht. Irgendwie hätte mir das Schnarchen mehr zum Drachen passen müssen. Er schnarcht, weil da ein Drache in ihm steckt, der befreit werden muss, also das fände ich stark. So aber geht es ja wieder um den Nagel. Oder um den Magen, weil ja der Furz, das erlösende Moment ist. Das ist mir nicht so ganz ... rund irgendwie, also es bleibt mir ein zu großes Fragezeichen zurück.
Die Handlung, mja, also eigentlich beschreibst du ja nur die Verwandlung und verfeinerst das mit dem Schrecken der Dame. Ja, da hat nicht so die Gewichtung gepasst für mich.

Klingt jetzt negativer als ich es mein, Spaß gemacht hat der Text trotzdem. Aber es fehlt mir hier noch der entscheidende Schliff.

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo maria

Du zeigst mir da ein Problem auf, dass ich währende des Schreibens und Bearbeitens dieser Geschichte gar nicht bemerkt habe. Da es sich um meine erste Copyright Geschichte handelt, wollte ich mich streng an das Original halten, und dem ganzen nur einen neuen Touch verpassen. So drehte ich einfach den Blickwinkel zur Frau, und liess den ganzen mystischen Teil aus ihrer Perspektive erzählen. Hm, dabei fiel wohl der Plot der ganzen Neukonstruktion etwas flach aus.

Die Stelle würde ich streichen, weil ich bis zu dem Punkt noch gehofft habe, der Drache könnte sie wunderbar aufschlitzen xD Es raubt irgendwie die ganze Spannung mMn.
Bei dir wird der Drache und ein Horrorszenario zentraler, als ich es mir vorgestellt hatte. Muss ich mal drüber nachdenken, Danke.

Der Schlusssatz gab mir dann den Rest. Lustig, aber ich finde es grauenhaft.
Argh, vernichtendes Urteil. Aber nun gut, da muss ich durch.

Ja, man merkt wohl, dass mir die Geschichte nicht ganz gefallen hat.
Jup.

Aber ehrlich, den Anfang fand ich nicht schlecht,...
Immerhin, kein Totalverriss.
... nur das mit dem Drachen schmeckt mir einfach nicht.
Hmm, vorhin wolltest du noch, dass er sie aufschlitzt. Aber ich sehe das Problem, und das Original lebt ja auch in der Rubrik 'Seltsam'. ;)

Vielen Dank fürs Lesen und Kritisieren.
Gruss dot

***

Hallo weltenläufer

ja, das ist schon ein abgefahrenes Textchen.
Nehm ich einfach mal als Lob.;)

Obwohl ihm ja nicht der Drache ausgetrieben wird, sondern der Splitter.
Maria hat den Drachen auch schon irgendwie als Fremdkörper gesehen. Interessanter Ansatz, glech den ganzen Drachen auszutreiben. Das sollte ich wohl ins Auge fassen, zumal maria den Drachen ja auch irgendwie als Fremdkörper gesehen hatte.

Die Handlung, mja, also eigentlich beschreibst du ja nur die Verwandlung und verfeinerst das mit dem Schrecken der Dame. Ja, da hat nicht so die Gewichtung gepasst für mich.
Ich glaube zu erkennen, worin der Knackpunkt der Geschichte liegen könnte. Es ist weder richtiger Horror, noch überdreht genug, um Lustig zu wirken. Eine Prise Gesellschaft und ganz gewöhnlicher Alltag, seltsam, seltsam.

Kurz: Durch dem Festhalten an meiner Interpretation des Originals, habe ich der Geschichte wohl zuwenig Eigenständigkeit verliehen.

Aber es fehlt mir hier noch der entscheidende Schliff.
Sieht so aus, weiss aber nicht, ob ich das vor der Deadline noch schaffe.

Vielen Dank fürs Lesen und trotzdem Spass haben.
Gruss dot

 

Hey dotslash,

Wäre ich früher mit meinem Komm um die Ecke gekommen, dann wäre dieser Satz wohl das zentrale Thema gewesen:

Kurz: Durch dem Festhalten an meiner Interpretation des Originals, habe ich der Geschichte wohl zuwenig Eigenständigkeit verliehen.

Ich frag mich, was willst Du erzählen, was soll der Leser daraus mitnehmen, was ist die "Botschaft" des Textes? Da fehlt so eine Art Metaebene. Mir jedenfalls. Copys sollten ja eigenständige Geschichten sein und daran mangelt es hier. Es ist eben Makitas Geschichte, immernoch, ob nun Drache oder filigranes Gebilde.

Die Idee finde ich ja gar nicht so verkehrt. Das die Frau ihn da als Drachen aufsteigen sieht. Aber es passiert eben so aus heiterem Himmel und verschwindet auch wieder so. Die Sache mit dem Zehnagel - die kommt daher ohne jegliche Bedeutung, ohne dass sie für die Frau wichtig oder von Bedeutung ist. Die Frau hat kaum Eigenleben, sie sieht halt ihren Mann da aufsteigen, eben aus der Beobachterperspektive. Sie braucht aber eine eigene, eine Erlebnisebene, wenn man das so will. Einen eigenen Zusammenhang, warum ihr der Mann da nachts als Drache erscheint.

Aber lass mal, ich hänge mich auch gern am Original auf :). Deshalb finde ich Copys auch so schwer und sehr förderlich für die Schreibe.

Wann hatte er sie das letzte Mal Schatz genannt?
Seit dieser Nacht war Hermann wie verwandelt. Sein lautes Schnarchen hatte aufgehört, seine Berührungen wurden wieder zärtlicher und neuerdings brachte er ihr immer frische Blumen vom Wochenmarkt mit. Frauke hütete sich, Hermann auf dessen Wandlung anzusprechen, schliesslich wollte sie den Zauber nicht zerstören.

Das ist verkorkst. Das ist zu billig ;). So einfach kannst Du es Dir nicht machen.

Im ganzen hat der Text schon Unterhaltungswert, aber er steht eben nicht auf eigenen Beinen und braucht das Original, um sich darauf zu stützen. Er läuft nicht allein, wenn Du verstehst, was ich meine.

Wie gesagt, ich habe den Text nicht ungern gelesen (naja, schreiben kannste halt ;) ), nur verschenkt er halt so viel. Und das ist halt so schade daran.

Allerbeste Grüße Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo dotslash!

Ich schwör, Mann: Ich hab die Geschichte schon längst gelesen, mehrfach sogar, nur hatte ich immer zu wenig Zeit für einen langen Kommentar mit ausführlichem Einzelkram, und ich wußte, so einen will ich schreiben. Jetzt hab ich das Problem damit gelöst, Küche und Kinder heute Abend vergammeln zu lassen.

Erstmal möchte ich sagen, daß diese Geschichte prima ohne das Original funktioniert. Da verwandelt sich ein Mann eines Nachts in einen Drachen und zurück, ohne es mitzubekommen. Seine Frau sieht alles mit an, ohne ihm nachher etwas davon zu erzählen, und eine Veränderung bleibt, obwohl nicht klar wird, wie sie mit der Verwandlung in Zusammenhang steht. Der Mann wird ja nicht drachiger, höchstens im allerübertragensten Sinn vielleicht: Er wird ritterlicher, könnte man sagen, um den Drachen irgendwie festzubinden. Aber bei mir hätte es auch etwas anderes sein können, eine Maschine, ein Raumschiff, ein Hai oder etwas grob Metaphorisches wie ein Durakkord. So haben wir beide einen Zufallsdrachen. Aber Drachen sind immer schön.

Im Original ist der Mann allein mit seinem Erlebnis und kann es nicht erzählen, weil es zu groß und zu unerklärlich ist, um mit seinem Auslöser und seiner Auflösung zusammen bestehen zu können. Ohne die würde es aber keinen Sinn mehr ergeben. Die Frau ist bei mir komplett überflüssig, der Held hat kaum Eigenschaften, nur dieses Erlebnis ist wichtig, und daß der Held nie davon erzählen wird. Da hast Du mit Deinen Charakteren viel mehr gemacht. Bei Dir ist die Frau allein mit dem Erlebnis ihres Mannes. Die einzige Verbindung oder Kommunikation, die sie haben, wird nicht erklärt und hinterlässt bei ihm keine Erinnerung. Das ist ein Gedanke, der natürlich komisch tiefsinnig dahergezogen klingt, wenn man bedenkt, daß Deine Geschichte eher humoristisch geschrieben ist. Aber damit brauch ich gar nicht anzufangen. Du schreibst viel in der Humorrubrik, wo ich höchstens Platzreife habe und nur wenig vertragen kann. Immer, wenn mir was zu klamaukig klang, hab ich entschlossen darüber hinweggelesen. :shy:

Als Copywrite macht Deine Geschichte aus Dingen, die nicht wirklich geschehen (wirklich in dem Sinne, daß Zeugen sie sehen könnten), Dinge, die wirklich geschehen, obwohl sie unmöglich sind. Du hast es wörtlich genommen, das ist ein Ansatz, der mir gefällt.

Seltsam war, daß ich wußte, Du würdest diese Geschichte nehmen. Ich hab sogar einen Zeugen. OMG, er wird die Geschichte mit dem Furz nehmen, das hab ich gesagt und mich gefürchtet. Die war ja hier mein Posting Nummer Eins, sozusagen mein Testballon. Und dieser allererste Kommentar dazu, mein erster Kommentar hier ... Meine Güte, was hab ich da dumm geguckt. :silly:


Kritteln muß ich an Deinen Bildern und Beschreibungen. Ich glaube, Du verläßt Dich dabei manchmal zu sehr auf die Routine, was die Präzision, Schlüssigkeit und (Trommelwirbel) Kontextsensitivität behindert. Unten stehn ganz viele Beispiele. Und noch Sachen zu Einzelstellen. Paar Kommafehler hab ich auch noch gefunden.

Oh, wie Frauke dieses Geräusch hasste.
Der Versuch, Ohrenstöpsel zu verwenden, endete mit Platzangst mitten in der Nacht.
Dieser Satz traf mich aus persönlichen Gründen voll ins Rückenmark. Ich hatte als Kind eine Mittelohrentzündung und war ein paar Tage lang fast taub. An die Schlaflosigkeit, die Angst und die Alpträume, die ich deswgen hatte, erinnere ich mich heute noch so deutlich, daß ich beim Lesen sofort eine Gänsehaut hatte.
„Also mein Büroraum gibt‘s nicht!
Mach doch nach mein noch einen Apostroph. Bei gibt's hast Du ja auch einen.
den sie trotz seiner zunehmenden Gleichgültigkeit ihr gegenüber, immer noch mochte, irgendwie.
entweder machst Du das Komma vor immer weg, oder Du machst vor trotz noch eins hin.
sein lautes Seufzen liess Frauke frösteln.
ließ.
ein Leuchten wie von tausend Kerzen
Bei dem Vergleich habe ich ein helles, aber sanftes Licht gesehen, das nicht aufflammte, sondern so an...ging. Und dann ist der Raum, den ein Hohlkreuz beim Aufbäumen macht, nicht so groß, daß darunter ein Licht unterzubringen wäre, wie es tausend Kerzen erzeugen, denn implizit ist der Mindestabstand dieser Kerzen und daß es also tausend Lichtquellen sind. Das ganze Streulicht und Flackern und alles von Kerzen kann man nicht erzeugen, wenn man einen so kleinen Raum hat. Das ist Korinthenkackerei, aber an sowas bleib ich immer hängen und bin pedantisch.
ein Höllenfeuer
Und dann war es plötzlich sowas. :eek:
Das war nicht real, dachte sie
Sie dachte nicht: Das war nicht real, sondern: Das ist nicht real.
Flammen, die unvermindert durch die aufgeplatzten Nähte der Matratze loderten
Hier kommt die Info dazu, daß das Feuer unter der Matratze ist und die Matratze verbrennt. Wäre es auf der Matratze, also zwischen Hohlkreuz und Laken, könnte es nicht durch die Matratze lodern. Die Nähte sind schon aufgeplatzt! Das muß ja stinken wie irre! In einer Minute haben beide eine tödliche Rauchvergiftung!
Frauke musste absurderweise an ihren fünfzigsten Geburtstag denken, an den Tartaren-Hut in diesem viel zu teuren Restaurant, als der Kellner zu viel Sprit nachfüllte und damit fast das halbe Restaurant in Brand steckte.

Hier hatte ich mich endlich damit abgefunden, daß nicht nur Herrmann von den Flammen nicht verzehrt wird. Aber nur, weil die Frau jetzt sowas denkt, anstatt zu ersticken oder Wasser zu holen oder die Decke panisch über die Flammen zu werfen. Aber warum ist dann die Matratze überhaupt aufgeplatzt? Sicher nicht vom Aufbäumen. Das erzähl ich Dir übrigens nur deshalb so überdeutlich, damit Du ahnen kannst, was Pedanten leiden müssen. :)
Frauke stiess einen spitzen Schrei aus
stieß. ß ftw!
Der Pyjama platzte auf
Die Flammen verwandelten sich in gleißende Lichtstrahlen, als stünden unter dem Bett große Bühnenscheinwerfer. Ihr Schlafzimmer war das Theater, Hermann der Star.
Ja, und wo ist die Matratze abgeblieben? Wenn die Strahler unterm Bett stehen und den Mann darüber anleuchten, müssen sie senkrecht nach oben leuchten, und mit all dem Bett und der Matratze kommen sie nicht weit. Das reicht nicht für Lichtstrahlen, nur für tierisch hell unterm Bett, und auf dem Boden wirft jeder Fussel einen krassen Schatten.
Wenn sie von unterm Bett schräg ins Zimmer hochgleißen, gibt das apokalyptische Beleuchtung, aber da, wo der Star ist, ist es am dunkelsten.
Panzer aus silbernen und goldenen Pailletten
Das Bild war mir auch nicht klar. Riesenpanzerpailletten? Oder ganz viele normalwinzige Pailletten, die irgendwie einen Panzer bilden? Ein Panzer aus Pailletten, das klingt wie mit einem Grashalm gefesselt.
Später würde sie sich fragen, was wohl passiert wäre, hätte sie ihren Ekel nicht überwunden und den Drang, zu helfen, ignoriert.
Ok, ich seh ein, daß das eine interessante Frage ist. Aber ich finde, in dieser Form an dieser Stelle ist sie nicht gut eingebaut. Steht so sperrig da: Ekel überwunden, Drang ignoriert ... verstehst Du, was ich meine?
Sie packte den Nagel des Drachen und befreite ihn mit einem schnellen Ruck
Das Bild von der Verletzung ist auch so, daß ich es mir mühsam zusammenreimen mußte. Ein Nagel hat sich in weiches Fleisch gebohrt. Ist der da eingewachsen? Dann könnte man ihn nicht mit einem Ruck befreien, sondern bräuchte erstmal Werkzeug, um entweder die Kralle ab- oder die Haut aufzuschneiden. Hat der Drache sich also gerade erst dumm bewegt und dabei seine mißgebildete Kralle in seinem eigenen Fleisch verhakt? Nur so könnte da so viel Spannung drauf sein, daß sie hängenbleibt. Warum dann aber ein Ruck? Wenn sich was verhakt hat, ist eine vorsichtige, koordinierte Aktion angebracht, sonst reißt die Wunde noch mehr auf. Will sie ihm wehtun?
Heftig brüllend warf sich die schuppige Kreatur herum, schwang sich hoch zur Decke und starrte mit wildem Flügelschlagen hinunter auf Frauke, die auf dem Boden zusammengekauert ihr Ende kommen sah.
Wie hoch ist denn das Schlafzimmer? Flügel von Bettlakengröße (Ehebett) - Wie macht er das? Wenn die Wände davonfliegen oder die Decke sich auflöst, dann will ich das auch sehen.
Doch das Ende kam genauso überraschend kein Komma wie der Anfang.
Als wenn jemand den Schalter des Projektors umgelegt hätte, lief der Film nun in die andere Richtung.
Den Satz würde ich streichen.
Kurz schien Hermann im gleißenden Scheinwerferlicht in der Luft hängen zu bleiben, dann fiel er mit einem Krachen auf die Bettstatt zurück.
Die Flammen züngelten wieder aus den Nähten der Matratze
Da ist plötzlich die Matratze wieder! Erscheint samt Bett in Sekundenbruchteilen und ... schneidet die Lichtstrahlen durch, so daß es dunkel wird, bevor Hermann landet (?), denn dann ist das Licht wieder unterm Bett ... und jetzt kommen Flammen aus den Nähten gezüngelt, aber nicht wieder, sondern erst jetzt, denn vorher hat das Feuer von unten durch die Nähte gelodert! Jetzt brennt es also in der Matratze. Du machst mich irre, Alter. :D
„Um Himmels Willen, Frauke.“

Da mußte ich echt lachen. Endlich mal ein klares Wort nach all der Verwirrung.
keine Erinnerung an seinen starken Auftritt als wütender Drache.

warum stark? Warum wütend?
Frauke hütete sich, Hermann auf dessen Wandlung anzusprechen, schließlich wollte sie den Zauber nicht zerstören. Die Wahrheit, dass Hermann mit einem Furz den Schlusspunkt in einer (wenn schon Schlusspunkt, dann unter) der unglaublichsten Geschichten ihres Lebens gesetzt hatte, behielt sie lieber für sich.
Das ist kaputt formuliert, irgendwie. Der Zauber, das ist seine Wandlung im echten Leben, ja? Seine neue Zärtlichkeit, die Blumen, all das. Darüber spricht sie nicht mit ihm, um den Zauber nicht zu zerstören ... Hm, naja, meinetwegen, es ist zwar dumm von ihr, das nur schweigend hinzunehmen, aber sowas machen Leute ja tatsächlich. Aber die Wahrheit wird so hinter den Zauber gestellt, als sei der Zauber keine Wahrheit oder als ertrüge der Zauber die Wahrheit nicht. Die Wahrheit ist dann aber nur, daß Frauke (oder eben beide) etwas Unglaubliches erlebt haben und es vorbeiging, als/während/weil Hermann furzte. Das wäre schade, denn Wichtig ist, was hinten übrigbleibt, hat mein alter Mathelehrer gern gesagt.

Lieben Gruß,
Makita.

 

Hallo dotslash,

das liest sich alles recht huebsch und ich bin immer gluecklich wenn was irres passiert und das dann schoen bunt und genau beschrieben wird. So schoen das auch alles ist, ich verstehe nicht warum es ist. Es ergibt keinen Sinn. Alles wirkt irgendwie etwas beliebig - vielleicht weil Du das Original nicht gut genug verdaut hast (ich merk grad, das ist eine schlimme Metapher, wenn man sie zuende denkt). Also hast Du Dich irgendwie an den Aeusserlichkeiten des Originals aufgehaengt, ohne ihnen einen neuen, inneren Zusammenhalt zu geben. Zum Beispiel will mir die anfaengliche Brummbaermetapher gar nicht zum Drachen passen. Wenn der Mann sich am Anfang wie ein Drache verhalten wuerde, seine Frau anfaucht und ihr Zigarettenqualm ins Gesicht blasen wuerde, bis er sich dann nachts tatsaechlich in einen Drachen verwandelt und sie irgendwie sein Drachenproblem loest, so dass er sich fortan nicht mehr drachig verhalten muss ... Halt so ein bisschen Kohaerenz, das waere schoen.

lg,
fiz

P.S. Das Problem des nicht verzehrenden Feuers wird uebrigens von Augustinus ganz ausfuehrlich im Gottesstaat behandelt. Im Kapitel zur Hoelle - er begruendet das damit, dass ja auch der Feuersalamander durchs Feuer laufen kann, ohne zu verbrennen. Logisch!

 

Hallo Makita und firefiz

Möchte mich kurz zwischenmelden, da ich die nächstenTage offline bin, verspreche aber, danach noch genauer auf euere Rückmeldungen einzugehen.

Also, danke erstmal fürs Lesen und Gedanken machen.

@Makita

Erstmal möchte ich sagen, daß diese Geschichte prima ohne das Original funktioniert.
So, Makita, das druck ich mir aus, rahme es ein und hänge es mir übers Bett, egal was dotslashs beste Ehefrau von allen dazu sagt. Nein im Ernst, das tut so was von gut.

Ich möchte nach meiner Rückkehr noch detaillierter auf deinen Kommentar eingehen, denn deinen Worten zur Folge lohnt es sich, noch etwas mehr aus dem Text herauszuholen.

Fürs erste nur soviel, und auf diese Bemerkungen freue ich mich immer am meisten: Ich bin, wie es auch im Profil steht, SCHWEIZER und wir haben kein ß(<-habe ich mir von dir ausgeborgt). Aber lieb von dir fürs Raussuchen.:D

@firefitz
Ich verspreche, ich werde mit Hilfe Makitas Anmerkungen dem ganzen noch einen Sinn verpassen. Die Idee, Drache und Hermann in einen besseren , bzw. stärkeren Zusammenhang zu stellen, gefällt mir.

So, jetzt muss ich packen,
bis dann,
dot

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom