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Tom

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24.01.2009
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Tom

Ich saß am Ende des Tisches. An der Stirnseite. Ich war die Neue im Handballverein, seit drei Wochen. Neben mir hockten die anderen Randfiguren der A-Jugend. Über die Mädchen am Tisch wusste ich wenig, nichts über die Jungen. Von der Stirnseite aus schaute ich zu, wie sie sich unterhielten, Bier tranken und Witze rissen.
Das Bier verteilte Tom. Der saß mittendrin und hatte zwei Kästen vor sich unter dem Tisch. Simone zupfte an seinem Shirt oder an seinen Haaren; rauchte, wenn er rauchte, und lachte, wenn er lachte. Tom interessierte sich nicht für Simone, schob ihr nur ab und an ein Bier rüber. Da ich nichts zu reden hatte, beobachtete ich die beiden und schaute Tom dabei ein bisschen zu oft an. Als die Runde anfing sich aufzulösen, rückte ich in die Mitte auf.
„Trinkst du gar kein Bier?“, fragte mich Tom.
„Hab keins“, antwortete ich.
„Blöd, oder?“ Tom grinste.
Ich zuckte gespielt gleichgültig mit den Schultern, zündete mir eine Zigarette an und wich seinem Blick nicht aus, blies meinen Rauch in sein Gesicht. Toms Grinsen verformte sich zu einem schelmischen Lächeln. Dann bückte er sich und schob mir eine Flasche rüber. Eine mit Kronkorken. Die anderen hatte er geöffnet, bevor er sie weiterreichte.
„Danke“, sagte ich und ließ die Flasche stehen.
„Soll ich sie aufmachen?“
Ich inspizierte die Tischkante: Eckig, nicht rund. „Geht schon, nicht nötig“, sagte ich.
Die nächste Stunde unterhielt er sich weiter mit den anderen, blickte noch zwei-, dreimal zu mir rüber und dann griff er sich Simone und sagte: „Lass uns schlafen gehen.“ Dabei schaute er mich an.

Wenige Tage später kam ich ins Zimmer, als Simone im Bett flennte. „Warum behandelt er mich so?“
„Hab ich dir doch von Anfang an gesagt“, antwortete Lisa, die gleichgültig ihre Zeitschrift umblätterte. „Tom ist nicht für Beziehungen. Wenn du mit ihm geschlafen hast, ist vorbei.“
Jetzt nur nichts sagen und die beiden aus dem Gespräch bringen, dachte ich, denn inzwischen wechselten Tom und ich verdächtig oft Blicke.
„Nein, mit uns ist das anders“, schniefte Simone.
Jetzt wurde Lisa doch neugierig und legte die Zeitschrift weg. „Ach? Hat er dir das gesagt?“
„Ich spüre das. Mit uns, das ist nicht so, wie mit euch damals.“
Lisa und ich dachten in diesem Moment bestimmt das Gleiche. Was zum Teufel sie denn spürte? Außer am ersten Abend, als er mit ihr vom Tisch weg ist, ich wäre doch nie auf die Idee gekommen, dass die beiden ein Paar waren.
Lisa schlug ihre Zeitung wieder auf und las. Simone heulte in ihr Kissen und ich ging runter, eine rauchen. Tom kam raus, mit Badehose und Handtuch über den Schultern. Als er mich sah, fragte er: „Kommste mit? Runde schwimmen?“
Kurz überlegte ich, dachte an die heulende Simone, befragte mein Gewissen und antwortete: „Warte kurz. Ich zieh mich um.“

Als wir nach der Schwimmrunde im Gras lagen, sagte Tom: „Ich fahre heute Abend nach Hause. Mit dem Bus um sechs.“
Ich schluckte und fand es wirklich schade. Das wäre doch interessant geworden, das Ganze hier. „Warum musst du nach Hause?“
„Meine Mutter kommt.“
„Ja und?“
„Meine Mutter kommt nicht oft.“
„Ach so.“ Ich wartete, ob er noch was sagen würde. Mehr über seine Mutter und warum sie so selten zu Besuch kam. Aber Tom schwieg. Und nach einer Weile: „Bringst du mich zum Bus?“
Ich schaute ihn mit diesem 'Ich weiß genau was du von mir willst Blick' an.
Und seine Mimik las sich wie: Und? Spielen wir das Spiel jetzt zu Ende?
Ich schwieg, überlegte, und schließlich sagte ich: „Ja.“
Dann redeten wir über Schule und Handball und Zeugs, rauchten und guckten in den Himmel dabei.

Am nächsten Tag rammte mir Simone für Allein-mit-Tom-am-See ihr Knie beim Sprungwurf in den Unterleib und zischte: „Ich weiß alles.“ Das tat echt weh.
Beim nächsten Angriff warf ich ihr dafür den Ball zwischen die Schulterblätter und antwortete im Vorbeilaufen: „Glaub ich nicht.“ Den Rest überließ ich ihrer Phantasie.

Tom und ich saßen in der Straßenbahn. Wir kamen von der Geburtstagsparty seines Bruders und hatten einen richtig guten Abend. Es war irgendwas mit 4.00 Uhr morgens. Der erste Schnee des Jahres berieselte die Stadt. Tom legte den Arm über meine Schulter und zog mich zu sich heran. Sein Kuss schmeckte nach Zigarette und Whisky. Dann nahm er meinen Kopf zwischen seine Hände, schaute mich an und fragte: „Zu mir oder zu dir?“
Seit einem halben Jahr fragte er mich das, und mir fiel es immer schwerer ihn wegzuschicken. Letzte Woche nicht, da hatte er mir von Isabell erzählt. So im Nebensatz. Übrigens, konnte am Freitag nicht, war bei Isabell. Ich hatte genickt und so getan, als ob es mir nichts ausmachen würde. Soll er doch die Isabells. Alle. Solange er wiederkam, mir doch egal. Kannte ich nicht. Isabell und Kathrin und all die.
Aber in diesem Moment, so mit dem Schnee und der Party, mein Kopf an Toms Stirn, seine Finger, die über meinen Rücken spazierten.
„Zu dir“, flüsterte ich.
„Ist das dein Ernst?“
„Nein. Natürlich nicht.“
„Warum? Sag es mir. Ich merk doch -“ Er brach den Satz ab, weil jetzt irgendwas mit Gefühlen hätte kommen müssen und darüber redeten wir nicht. Tom nicht. Und ich auch nicht, bis heute.
„Weil ich nicht will, dass du am nächsten Tag weg bist.“ So, jetzt war es raus. Ich guckte ihn an und sah, wie es in ihm arbeitete. Wartete darauf, dass auch er die nur nicht über Gefühle reden-Regel brach. Nun sag doch endlich was, Tom. Sag, dass es so nicht sein wird. Sag, dass du mich gern hast. Von mir aus, lüg mich auch an. Nein, lüg mich nicht an. Lügen wäre noch schlimmer.
Tom hatte sich zum Fenster gedreht. Ich konnte sein Gesicht im Spiegelbild sehen. Mit seinem Schweigen wusste ich nichts anzufangen. Wusste nicht, was in ihm vorging, ob das jetzt gut oder schlecht war. Die Straßenbahn hielt an meiner Haltestelle, Tom musste noch zwei Stationen weiter. Ich stand auf, drückte den Türöffner und stieg aus ohne mich zu verabschieden. Drehte mich draußen noch einmal um, aber Tom sah nicht mehr aus dem Fenster, er schaute jetzt stur geradeaus.
Ich stand noch unter der Dusche, als es klingelte. Gut, dass meine Eltern nicht zu Hause waren. Das hätte jetzt Ärger gegeben. Besuch, mitten in der Nacht. Als ich die Tür öffnete, stand Tom da. Durchgefroren, weil er die zwei Stationen zurück gelaufen war.
„Wir besuchen meine Mutter“, sagte er. „Jetzt gleich. Wir fahren zum Bahnhof, steigen in den nächsten Zug, besuchen sie, trinken mit ihr einen Kaffee und hauen wieder ab.“
„Jetzt?“
„Ja. Zieh dich an.“
„Geht auch später? Ich kipp um vor Müdigkeit.“
„Okay. Wann soll ich dich abholen?“
Ich lachte und zog ihn in die Wohnung. „Bleib hier. Sonst funkt mir noch 'ne Isabell dazwischen.“
Wir lagen auf dem Sofa, mit Jeans und Shirt und Socken, mein Kopf auf seiner Brust und meine Hand in seinen Haaren. Er stellt mich seiner Mutter vor, dachte ich, bevor ich einschlief, das war praktisch wie: Ich hab dich gern.

Seine Mutter benahm sich überhaupt gar nicht wie eine Mutter. Es fühlte sich eher so an, als besuchten wir eine Bekannte, oder so. Wir saßen in der Küche, tranken Kaffee und rauchten, und als Tom sagte, er hätte Hunger, schaute sie in den Kühlschrank, schloss ihn wieder und gab uns zwanzig Euro. „Holt euch was.“ Dann sagte sie, dass sie jetzt weg müsse, wir sollen den Schlüssel einfach in den Briefkasten werfen. Zum Abschied nahm sie Toms Hand, sagte: „Ich rufe dich an.“ Zu mir sagte sie: „Nett dich kennengelernt zu haben.“
Wir tranken unseren Kaffee aus und ließen die zwanzig Euro auf dem Tisch liegen. Die Rückfahrt über sprach Tom kaum. Er schaute aus dem Fenster und ich hielt ihn dabei fest. Sein Schweigen nahmen wir mit nach Hause, zogen uns aus und schliefen stumm miteinander.

Drei Wochen meldete sich Tom nicht nach diesem Wochenende. Ich hatte versucht ihn anzurufen, hatte ihm eine Mail geschrieben, aber er antwortete nicht.
Endlich kam sein Anruf. Als hätte es die letzten Wochen nicht gegeben, sagte er: „Hab zwei Karten für uns. Konzert in der alten Seifenfabrik.“
„Kann nicht, bin krank“, sagte ich und log nicht einmal. Ich lag im Bett, schüttelte mich oder schwitzte wie blöd. Meine Eltern waren im Skiurlaub. Ich studierte das Fieberthermometer und fragte mich, ab wann ich einen Arzt rufen sollte.
Zwei Stunden später kam Tom. Mit einem Hühnchen, Lauch, Sellerie, Möhren und einem Zettel. „Rezept von Oma.“ Ich schlief, während er kochte, und als ich meinen Suppe löffelte, schmeckte alles nach Pfeffer, irgendwie.
„Wo warst du?“, fragte ich.
„Jasmin“, antwortete er.
Ich war zu schwach, um mir über Jasmin Gedanken zu machen. Er war hier und Jasmin irgendwo.

Im Sommer fuhren wir wieder ins Trainingslager. Unsere abendliche Runde hatte sich vergrößert. Ein Volleyballteam aus Hamburg saß mit uns am Tisch. Milan neben mir. Wir lachten viel. Ab und an trafen sich Toms und mein Blick. Meiner schickte ihm die Botschaft, dass er herkommen soll und nicht so tun, als wäre es ihm egal. Aber Tom kam nicht. Er rauchte und trank und blieb sitzen.
Zwei Abende darauf ging ich mit Milan schwimmen. Als ich zurück an den Tisch kam, zupfte Simone an Toms Shirt und an seinen Haaren. Wenn sie sich eine Zigarette in den Mund steckte, gab Tom ihr Feuer.
Milan griff nach meiner Hand. Tom stand auf und fragte Simone: „Gehen wir?“
Am nächsten Tag strahlte Simone wie eine Katalogbraut. Es tat mehr weh als ihr Tritt vor einem Jahr. Die darauf folgenden Abende verbrachte ich nicht am Tisch, sondern lag mit Milan in einem Ruderboot am Strand und schaute mit ihm in den Himmel. In der letzten Nacht ging ich früh zu Bett. Die Hamburger waren abgereist. Lange vor den anderen versuchte ich einzuschlafen, damit die Zeit schneller verging. Irgendwann am Morgen weckte mich Tom. „Lass uns um den See gehen.“
Wir hakelten unsere kleinen Finger ineinander und liefen los. Kein Wort über Simone oder Milan. Irgendwann zog mich Tom an sich, hielt mich fest und ich sah, dass er was sagen wollte, wartete und als Tom sich entschieden hatte, die Worte für sich zu behalten, flüsterte ich: „Versprich mir, es nie wieder vor meinen Augen zu tun.“ Und Tom versprach es mir.

Zwei Wochen vor der Geburtstagsparty seines Bruders erzählte mir Tom von Linda. So im Nebensatz. Ich nickte und tat so, als ob es mir nichts ausmachen würde. Sollte er doch. Solange er wiederkam.
Auf der Party lernte ich Linda kennen. Tom hatte an diesem Abend keine Zeit für mich. Auch kein Wort. Und ich dachte, Linda, was macht die hier? Was ist aus Toms Versprechen geworden?
Ich betrank mich in der Küche. Sein Bruder schob mir die Hände unter den Pullover. Ich schlang meine Beine um seine Hüften und wir knutschten wie blöd, als Tom Bier holen kam. Kurz darauf war er mit Linda weg.

In den nächsten Tagen und Wochen starrte ich auf mein Handy. Ließ mir von Freunden erzählen, wo sie Tom mit Linda gesehen hatten. Ließ mir erzählen, dass er in jetzt Leipzig studierte. Ließ mir erzählen, dass er nach dem ersten Semester hinschmiss und zurückkam. Ließ mir erzählen, dass Linda jetzt Sarah hieß. Ließ mir erzählen, dass er nach mir fragte. Ließ ihm ausrichten, mir ginge es gut. Aber es war eine verdammt beschissene Lüge.

 

Ich muss leider jetzt arbeiten. Aber die Zeit reicht, um dir zu sagen, dass ich die Geschichte toll finde. Sie löst Gefühle in mir aus, es fühlt sich ziemlich echt an. Wenn ich demnächst Zeit habe, gehe ich genauer drauf ein. Wollte dir nur kurz eine Rückmeldung geben. Für mich passt das alles sehr gut, der Ton, die Figuren, die Handlung. Schön melancholisch. Guter Text, finde ich.

Lollek

 

Hallo Fliege,

eben gelesen. Liest sich flüssig. Irgendwie komme ich aber mit der Protagonistin nicht so ganz klar, die scheint mir recht unentschlossen. Einerseits muss Tom ja ne total geile Sau sein, wenn der die Ischen reihenweise klar macht. Ich finde, das kommt in dem Text nicht so rüber. Der muss doch ein gewisses Charisma haben, eine Erscheinung sein, wenn die Mädels alle auf ihn "hereinfallen". Der wirkt mir, so als prinzipieller Antagonist, zu farblos, ohne Eigenschaften. Was ist an dem toll? Das ist auch so eine Motivation, die ich bei ihr, der Protagonistin, nicht nachvollziehen kann. Die Zeit mit ihm, also die Zeit, die sie gemeinsam verbringen, muss doch wunderschön sein, sonst würde sie sich doch nicht so demütigen lassen, oder? Dieses Besondere, was sie empfindet, das liest man nur so zwischen den Zeilen, da hättest du eventuell ein Exempel statuieren können, ein Beispiel, warum sie immer wieder zurückkommt, oder bzw sich immer wieder be oder ausnutzen lässt.

Der beste Teil ist der Schluss, der ist richtig anrührend, da finde ich, bis du auch ganz nah bei der Erzählerin, da kommt alles durch, diese Verlorenheit, die Verworfenheit, die Verwirrung, wie das alles weitergeht und warum nicht mit ihr, sondern mit Linda.

Ist auch eine Geschichte, die mich sehr an coming-of-age Stories erinnert, wo das emotionale Chaos ja allgegenwärtig ist. Vielleicht ist mir die Erzählerin hier auch zu abgeklärt, die wirkt so neutral Toms Verhalten gegenüber.

Nur meine 5 Cent, so long!

Gruss, Jimmy.

 

Hallo,

ich finde die Geschichte hat so etwas frisch geduschtes, vielleicht weil sie nur zu Anlässen spielt, an denen man sich verabredet und vorher frisch geduscht hat.
Es gibt eine Szene, die ein bisschen raus fällt, vielleicht zwei. Einmal, wenn sie krank ist, und er sie besucht mit Großmutters Suppe. Und ein zweites Mal, wenn er sie mit zur Mutter nimmt.
Ansonsten scheint die Intimität in dieser Geschichte streng reglementiert zu sein. Nachts in einem Boot mit Milan. Da kriegt man den Vibe: das war zu dem Zeitpunkt recht bedeutend, aber auch nicht so richtig. Das ist ja bei der Geschichte eigentlich der Kern, hab ich das Gefühl. Das etwas nur Bedeutung hat, wenn es einen Monat später auch noch "da ist".
Da verbringt man 6 Tage mit einem und guckt in den Nachthimmel und es ist alles nichts wert, wenn man am 7. Tag allein im Bett liegt. Also dieses "Carpe diem"-Konzept, Lebe im Augenblick, das geht den Frauen in deiner Geschichte total ab - das ist ja sowas, was ich auch im Leben sehe, etwas ist nur schön, wenn es im Rückblick Bestandteil von etwas Sinnhaft-Schönem war.
Was bringt's denn, wenn die jungen Frauen da 2 schöne Stunden haben, wenn es ihnen dann von irgendeiner Jasmin madig gemacht wird. Und das kriegt die Erzählerin nicht hin, das kriegt Simone nicht hin, das kriegt die andere in dem Zimmer nicht hin. Schöne Komposition: Die bittere Ex-Freundin (Liegt nicht an mir, ist ein Schwein!), die aktuelle Freundin auf dem absteigenden Ast (Ich krieg den schon hin, bin was besonderes) und die Freundin in spe (Ihr seid doof, ich seh das, ich krieg das für mich geregelt, ich werd den nicht so an mich ranlassen).
Was ich interessant fand an der Geschicte ist das Bedürfnis der Erzählerin es hinter sich zu bringen, die Geschichte jetzt erzählt zu haben. Es gibt zwei, drei schöne Stellen hier, ich mochte vor allem, wenn sie der anderen den Ball in den Nacken haut und sagt: Glaub ich nicht. Tolle Stelle.
Im Prinzip geht es in der Geschichte auch ein Stück, so hab ich das gelesen, um Selbstaufgabe. Um den Mann da zu halten, müsste die Erzählerin vorgeben jemand zu sein, der sie nicht ist. Sie müsste ihn ständig auf Trab halten, ständig unerreichbar sein und doch nahbar, immer eine Attraktion und eine Aufregung. Sie spürt das, denke ich. Sie spürt auch, dass sie ihn mehr will als er sie.
Da ist der letzte Absatz, wenn dann eine auftaucht, die wohl so ist, wie er das mag, schon ganz schön stinkig. Diese Konkurrenz mit anderen Frauen läuft ja ganz im Hintergrund. Das ist verdeckt. Mit Simone kann ich's aufnehmen, mit der anderen auch. Aber irgendwelche Jasmins - wer weiß, wie toll die Frauen sind, davon will sie dann auch nichts hören. Du hast die Sexualität ausgeklammert - ich denke es ist bei den Frauen in der Geschichte auch die Angst, nicht genug Frau für diesen Tom zu sein, um ihn sexuell an sich binden zu können. Aber du hast entscheiden, es nicht in den Fokus zu rücken - wahrscheinlich ist das besser so. Irgendwie kriegt die Geschichte dadurch auch dieses Sterile. Ist es wirklich wichtig, wer der Erzählerin unter den Pulli geht oder mit wem Tom Händchen hält? Die Sexualität und die Intimität sind in der Geschichte schon deutlich getrennt, und es wird beides auch in einen Gegensatz zueinander gebracht und in eine Konkurrenz-Situation gestellt.

Durch diese Erzählform, dass man wirklich das Gefühl hat, die Figur steht hier vor einem ungeöffneten Päckchen mit Gefühlen, an das sie nur mit ganz spitzen Fingern rangehen will, und dann will sie es aber auch hinter sich bringen - das hat mir echt gut gefallen. Paar Mal übertreibst du es stilistisch mit den Auslassungen, da läuft es Gefahr zur Marotte zu werden(paar Konstruktionen stilistisch mal ausdünnen - dieses nachgestellte "Schwierig das" und so, das sind nicht gerade Höhepunkte der deutschen Sprache-), aber insgesamt hat das richtig Zug, hat das richtig Biss. Die Erzählerin ist eine spannende Figur, fand ich. Nicht überzeichnet, nicht unterkühlt, sondern man kann sich da ein eigenes, schönes Bild von ihr machen, fand ich.

Es gibt einen Kritikpunkt. Es ist derselbe wie beim Bild des Tigers: Das
Alter der Protagonistin. Es ist in der Geschichte wohl so auf 16-19 gelegt, ich seh eher Anfang 30jährige vor mir. Das hat in der Mitte der Geschichte bei mir zu Irritationen geführt, weil ich dachte, die benehmen sich aber wie auf einem Schulausflug, bis mir klar wurde, dass es für sie tatsächlich sowas ist. Ich weiß auch nicht, woran das liegt genau, dass ich es so lese. Vielleicht ist das wirklich ein personal bias, eine Voreingenommenheit, ich kann's beim Lesen aber auch nicht abstellen, es ist da. Ich hab's dann für mich zu lösen versucht, indem ich mir vorgestellt habe, da schreibt halt eine dieser ultra-androgynen und alterslosen Mädchen die zwischen 16 und 36 ziemlich genau gleich aussehen so eine Geschichte in einem Rückblick, aber na ja. :)
Da bin ich mal gespannt, was andere dazu sagen, wenn sie was sagen.

Gute Geschichte. Werd ich mich bestimmt noch mal mit beschäftigen.
Gruß
Quinn

 

Hallo Fliege!

Das ist eine Geschichte, die einen Laborversuch macht. Nur die wesentlichen Parameter sind wichtig, da setzt sich die Ich-Erzählerin als Versuchsratte mitten (buchstäblich) ins Geschehen und schaut sich selbst dabei zu, was da passiert, wenn sie sich auch ins Spiel bringt. Sie macht verschiedene Experimente (Verzögerung, Eifersucht erregen) mit Tom, aber letztlich geht auch ihr Versuch negativ aus.
Die Rubrik passt und passt auch wieder nicht: Denn da ist wenig Romantisches oder Erotisches an der Geschichte, folgerichtig gibt es keine Beschreibung von Tom. Es ist nicht wichtig, ob Tom durch irgendwelche Eigenschaften es verdient hat, dass die Frauen so auf ihn abfahren, es ist nicht wichtig, ob er toll aussieht oder Kohle hat oder der beste Spieler usw., es genügt der Erzählerin, dass andere Frauen auf ihn stehen, dass er Macht hat über sie, sie will sich auch an ihm erproben, eben einen Versuch mit ihm machen.

Das ich überhaupt hier bin, verdanke ich Jana
Dass
Sitze an meiner Stirnseite und schauen zu, wie sie sich unterhalten
schaue
zupft ständig an seinem Shirt oder an den Haaren
oder an seinen Haaren ... könnte ja auch sein, dass sie aus Nervosität an ihren eigenen Haaren zupft
Tom grienst mich an.
grinst
und weiche seinem Blick nicht aus, blase meinen Rauch in seine Richtung aus.
auch wegen der Wortwiederholung würd ich das letzte "aus" streichen
Mit uns, das ist nicht so wie es bei dir damals war
Komma: so, wie ...
Ich glaub, Lisa und ich denken das gleiche in diesem Moment
groß: Gleiche
Ich fahre heute abend nach Hause
groß: Abend
Das wäre doch noch interessant geworden, dass ganze hier.
einfaches "das" und groß: Ganze
Ja, schon möglich dass sie starke Gefühle hat, vielleicht gibt sie sie vor sich selbst nicht zu, aber hier mit dem "interessant" zeigt sich eher ihr "wissenschaftliches" Interesse an einem Experiment.
Aber Tom schweigt. Und nach einer Weile: „Und bringst du mich zum Bus?“
Tom beherrscht diese Spielchen ja perfekt, immer probieren, wieweit sich die Frau in seinen Willen fügt. Und sie fügen sich alle.
Ich schau ihn, mit diesem 'Ich weiß genau was du von mir willst Blick', an.
ganz ohne Kommas
Das fühlt sich gut an, dass alles
auch das zweite ein einfaches "das"
Von mir aus, lüge mich auch an. Nein, lüge mich nicht an
lüg
Gut das meine Eltern nicht da sind
Gut, dass ...
denke ich bevor ich einschlafe
Komma: ich, bevor
„Schön das du mich mal wieder besucht hast“
Schön, dass
Ich schlafe während er kocht und als ich meinen Suppe löffle,
Kommas: schlafe, während er kocht, und als ...
Ab und an treffen sich Tom und mein Blick
Toms und mein Blick
Es tut mehr weh, als ihr Tritt vor einem Jahr
ohne Komma
damit die Nacht schnell vorüber geht
zusammen: vorübergeht
dass er nach dem ersten Semester hinschmeißt und zurück kommt.
zusammen: zurückkommt
Auf der Party lerne ich Linda kennen. Tom hat an diesem Abend keine Zeit für mich. Auch kein Wort. Und ich denke, Linda, was macht die hier? Was ist aus Toms Versprechen geworden?
Das ist schon eigenartig: Man sieht sich die Konkurrentinnen ja immer bis in die letzte Haarspitze genau an, die Ich-Erzählerin macht das nicht, Linda ist auch nur eine Versuchsratte, wie der letzte Absatz bestätigt.
In den nächsten Tagen und Wochen starre ich auf mein Handy. Lass mir von Freunden erzählen, wo sie Tom mit Linda gesehen haben. Lass mir erzählen, dass er einen Studienplatz in Leipzig bekommen hat. Lass mir erzählen, dass er umgezogen ist. Lass mir erzählen, dass er nach dem ersten Semester hinschmeißt und zurück kommt. Und dass sich Linda sehr darüber freut.
Er ist offensichtlich auch nicht bei dieser Linda geblieben, ist in eine andere Stadt gezogen, hat diese Linda aber auch am Haken wie alle anderen.

Mir hat die Geschichte auch gut gefallen. Der Stil könnte präziser sein, man hat nicht das Gefühl, dass du diese Knappheit immer im Griff hast. Aber es ist eine Geschichte, die die Mechanik, die solche Typen wie Tom in Gang setzen, ziemlich perfekt beschreibt. Und diese Mechanik wird sozusagen unterm Mikroskop gezeigt, alles andere ist dabei nebensächlich. Im letzten Absatz wird anhand der Geschichte diese Mechanik nur nochmals in nuce gezeigt. Anreizen, fliehen, am Haken hängen lassen.

Bleibt noch die Geschichte mit der Mutter, die auf den ersten Blick ein wenig ein Fremdkörper ist in der Geschichte. Sie ist zu schwach, als das man darin eine psychologische Deutung für Toms Verhalten Frauen gegenüber rauslesen könnte, aber es scheint so, als ob die sich auch nur fallsweise umeinander kümmern.

Gruß
Andrea

 

Hallo Fliege,

peng! Das ist richtig gut! Die vielen Dinge, die nicht gesagt werden und trotzdem da sind, gefallen mir an deinem Stil. Der ist gleichzeitig knapp und gefühlvoll. Schon bei den ersten Sätzen war ich mit der Protagonistin in diesem Handball-Umfeld drin. Dass Tom einfach so alle Frauen bekommt und sich nimmt was sich ihm bietet, so wie andere Leute immer mal wieder ein neues Buch lesen, und die Mädels echte Gefühle für ihn zu haben scheinen - diese Diskrepanz macht das Geschehen interessant. Es kommt ja auch im realen Leben vor, in Beziehungsdingen, dass man den Kopf schüttelt über die Ungerechtigkeiten und die verrückten Dinge, die da passieren.

Die Beschreibungen sind wie meistens bei dir 1A:

Tom legt den Arm über meine Schulter und zieht mich zu sich heran. Sein Kuss schmeckt nach Zigarette und Whisky, aber das stört mich nicht. Dann nimmt er meinen Kopf zwischen seine Hände, schaut mich an und fragt: „Zu mir oder zu dir?“
Seit einem halben Jahr fragt er mich das, und mir fällt es immer schwerer ihn wegzuschicken. Letzte Woche nicht, da hat er mir von Isabell erzählt. So im Nebensatz. Übrigens, konnte am Freitag nicht, war bei Isabell. Ich nickte und tat so, als ob es mir nichts ausmachen würde. Hat es ja auch lange nicht. Soll er doch die Isabells. Alle. Solange er wiederkommt, mir doch egal. Kenne ich nicht. Isabell und Kathrin und all die.

Das Ende ist auch toll. So lapidar. :)

Freundliche Grüße vom

Berg

 

Hallo Fliege!

und so bin ich auf ihren Platz aufgerückt
und so bin ich aufgerückt. Das genügt und klingt besser.

Eine mit Kronkorken. Die anderen hatte er geöffnet, bevor er sie weiterreichte.

„Danke“, sag ich und lass die Flasche stehen, wo sie ist.
„Soll ich sie für dich aufmachen?“
Ich inspiziere die Tischkante und bin erleichtert. Eckig, nicht rund. „Geht schon, nicht nötig.“
Das gefällt mir gut, wie du die beiden charakterisierst. Er beginnt sein Spiel, neckt sie. Daran, dass sie weiß, wie man eine Bierflasche an einem Tisch öffnet, bekommt sie einen Charakterzug verpasst.

Wenn du mit ihm geschlafen hast, ist vorbei.“
ist gewollt, dass da ein es fehlt, oder? Genau wie:
sie konnte nicht mit ins Trainingslager, weil Grippe
Find ich einerseits gut, andererseits passt es nicht so ganz zur Erzählstimme, die man in der restlichen Geschichte hat.

Nein, mit uns ist das anders.“
Jetzt ist Lisa neugierig und legt die Zeitschrift weg. „Ach? Hat er dir das gesagt?“
„Ich spüre das. Mit uns, das ist nicht so, wie es bei dir damals war.“
Das ist gut, aber ich finde, dass du nicht schreiben müsstest: Wie es mit dir damals war. Dass da was war, hat man schon kapiert, und ich finde den Satz ein bisschen komisch, so wie er ist. Würde man das so sagen?

Aber Tom schweigt. Und nach einer Weile: „Und bringst du mich zum Bus?“
Ich schau ihn mit diesem 'Ich weiß genau was du von mir willst Blick' an.
Und seine Mimik liest sich wie: Und spielen wir das Spiel jetzt zu Ende, oder kneifst du?
Ich schweige. Ich überlege. Und schließlich sage ich: „Ja.“
Finde ich echt gut, wie du dich da in die Figuren reindenkst, deshalb gefallen mir deine Texte.

Am nächsten Tag rammt mir Simone für Allein-mit-Tom-am-See ihr Knie beim Sprungwurf in den Unterleib und zischt: „Ich weiß alles.“ Das tat echt weh.
Beim nächsten Angriff werfe ich ihr dafür einen Ball zwischen die Schulterblätter und antworte im Vorbeilaufen: „Glaub ich nicht“, und überlasse den Rest ihrer Phantasie.
Hier auch. Saustarke Szene. Wenig Worte, aber ich sehe die beiden vor mir, kann sogar fühlen, was die beiden fühlen. Na ja, zumindest glaub ich das ...

Was mir an der Geschichte gefallen hat: Da ist nichts Fremdes drin. Ich kenne das alles. Es ist eine Geschichte, die in treffende Worte packt, was wohl jeder irgendwie kennt. Das gefällt mir immer sehr, wenn man über etwas liest, über das man sich selbst schon seine Gedanken gemacht hat. Warum akzeptieren diese Frauen das, was Tom mit ihnen macht? Das geht natürlich auch anders herum, das gleiche passiert auch Männern. Da kann man sich mit identifizieren. Da ist diese Hoffnung, die sie sich selbst macht, da ist viel Schmerz, da ist dieser Typ, der scheinbar unnahbar ist. Aber irgendwann muss ja diese Hülle auch aufbrechen, denkt man, si


Seit einem halben Jahr fragt er mich das, und mir fällt es immer schwerer ihn wegzuschicken. Letzte Woche nicht, da hat er mir von Isabell erzählt. So im Nebensatz. Übrigens, konnte am Freitag nicht, war bei Isabell. Ich nickte und tat so, als ob es mir nichts ausmachen würde. Hat es ja auch lange nicht. Soll er doch die Isabells. Alle. Solange er wiederkommt, mir doch egal. Kenne ich nicht. Isabell und Kathrin und all die.
Ganz tolle Stelle! Da steckt sehr viel drin. Was ist mit der Frau los, fragt man sich. Aber dann fällt einem auf, dass es so echt ist. Sie will das nicht sehen, nicht daran denken. Ich glaube, sie ist verliebt! Ja, das ist doch eigentlich die Erkärung für das alles. Warum lässt sie sich so demütigen, warum hat sie dauernd Hoffnung, obwohl der gesunde Menschenverstand sagt, es wird nix. Sie ist verliebt, und das ist ja ein Zustand, der sich nicht wirklich dadurch auszeichnet, dass die "Betroffenen" logisch denken. Also: Was ist an dem Typ so toll? Das ist hier gar nicht die Frage in der Geschichte. Warum raucht man, wenn man weiß, dass es verdammt schädlich ist? Man tut es trotzdem. So fühlt sich das für mich an, wenn ich es lese.

Ja, ich dachte, dass die Beziehung von Tom zu seiner Mutter irgendwie erklären soll, warum Tom so tickt. Das war für mich aber die schwächste Stelle der Geschichte. Ich spüre, dass du damit etwas Wichtiges sagen willst, es kommt aber nicht an bei mir.

Soll er doch. Solange er wiederkommt.
Auf der Party lerne ich Linda kennen.

Lass mir erzählen, dass er umgezogen ist. Lass mir erzählen, dass er nach dem ersten Semester hinschmeißt und zurückkommt. Und dass sich Linda sehr darüber freut.
Ich würde es ändern: Lass mir erzählen, dass er umgezogen ist. Lass mir erzählen, dass er nach dem ersten Semester hinschmeißt und zurückkommt.
Soll er doch.

Lollek

 
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Hallo Fliege,

Ist eine gute Geschichte. Gefällt mir. Man stellt sich da ein paar Fragen bei dem Text. Die erste ist wohl: Wie schafft man es mit 18 mit einer ganzen Frauenhandballmannschaft zu schlafen? Oder bisschen anders formuliert: Was zeichnet Tom aus, was finden die Frauen an den? Oder: Warum lassen die Frauen das mit sich machen? Ist eigentlich alles dieselbe Frage.
Ich finds auch interessant, da gibt es doch zehn andere Typen in dem Raum, die mit der Erzählerin und ihre Mitspielerinnen schlafen wollen. Die Typen kommen aber gar nicht vor, die werden nicht mal erwähnt, da gibt es wirklich nur das eine Alpha-Männchen und sonst niemanden.

dann greift er sich Simone und sagt: „Lass uns schlafen gehen.“ Dabei schaut er mich an, nicht Simone.

Das sind krasse Alpha-Männchen Moves. Also ich hab das im Kopf auch nicht so richtig zusammen bekommen, ich hab das wie Quinn gelesen zu Beginn, ich dachte, die sind älter als ich, und dann plötzlich waren die jünger als ich. Ist vielleicht auch so … ich weiß, du bist nicht 18, und dann beginnt der Text … ich weiß nicht. Ist jetzt schwer zu sagen. Ist halt schon ein bisschen abgeklärt die Stimmung da, wortkarg natürlich, vielleicht liegts daran. Ich kenn das von Vereinen eher so, da wird gesungen und geschrieen und so …
Ich stell mir auch die Frage, wo da die Männerkonkurrenz für Tom ist, warum es da schienbar nur diesen 18-Jährigen gibt und sonst gar niemand. Ich kenn das halt so, dass schon noch ein paar Ältere irgenwie dabei sind … zum Teil auch wesentlich ältere, und die gucken sich die Frauen natürlich auch an, das ist fast schon ein bisschen kriminell auch. Also mit 18 hat man in einem Handballverein normalerweise keine freie Frauenauswahl, glaub ich, da gibts ne Hierarchie.
Aber gut … das muss man den Frauen einfach glauben jetzt, wenn die sagen, Tom ist hier der absolute Chief, dann ist Tom auch der absolute Chief. Schon wie er das Bier da verteilt und so. In so Gruppen entwickelt sich da natürlich auch eine gewisse Eigendynamik. Und dadurch, dass du uns kaum Details lieferst über Tom, Sieht der gut aus? Bester Spieler? Sonst was? Das lässt fast nur den Schluss zu, dass er das Alpha-Tier dort ist, weil er das Alpha-Tier ist. Die Frauen wollen ihn, weil ihn die Frauen wollen. Wie er dort hingekommen ist, darüber kann man jetzt spekulieren …
Da sein Verhalten, also … der agiert da immer aus einer Haltung absoluter Sicherheit heraus, zumindest was seine Sexualität angeht, der hat da einfach diese Ausstrahlung: Machen wir uns nichts vor, du willst mit mir schafen. Zu mir oder zu dir? Da muss man auch nicht groß reden mit den Frauen dann auch, wenn sie dich eh wollen, weil tja … dann wollen sie dich. Dann kann man auch schweigen, sie auch zappeln lassen. Man verbockts eher noch, wenn man was Doofes sagt. Das sind auch so vertauschte Rollen so ein bisschen. Sonst macht der Mann Tamm-Tamm im Gespräch und Angriff und so. Ich glaub, das wird die Erzähelrin auch eher gewohnt sein. So gehen doch die anderen Jungs im Raum vor, die nie erwähnt werden. Doch jetzt schweigt der Mann.
Und sie denkt sich: Wie jetzt? Was ist das? Du schweigst jetzt nur?
Und er: Ja, ich bin still.
Und sie: Tja … so was. Stille.
Und Tom irgendwann nach fünf Minuten: Ficken?
Und Sie: Okay.
So ist das doch ungefähr. Das Schweigen ist überall. Die Frauen haben da fast Angst vor ihm, die braucht da sechs Monate, um das mit … "ich hätte gern, dass du am Morgen noch da bist" auf den Tisch zu bringen. Ist doch krass.
Also ich hab mir Tom irgendwann mit einem James Dean Blick vorgestellt, du hast das mit der Mutter eingebaut, das soll wohl die Erklärung für sein Verhalten sein, der hat ne kalte Mutter, wurde nicht geliebt, hat jetzt ein Problem mit den Frauen, kann da keine Bindung eingehen. Ungefähr so …
Macht ihn gerade das so mysteriös? Dass er ein bisschen verhärmt ist, bisschen ernster als die anderen Jungs, man spürt da seine sensible Seite, gleichzeitig bleibt er aber emotional unerreichbar. Da hat man dann einerseits die Herausforderung als Frau, gleichzeitig aber auch die Entschuldigung für alles. Also wenn da einer so ungeliebt daherkommt, dann will man vielleicht gerade dort mit Liebe das Eis brechen, und dann auch sexuell natürlich. Bei Frauen frag ich mir immer auch, ob da nicht was Mütterliches mit rein spielt, da spürt man so ne Leere bei dem vielleicht, so ne Melancholie, der ist wie ein Waisenkind, den muss man doch nur fest genug knuddeln, denkt man, und dann wird die Liebe auch erwidert, dann taut er auch ein bisschen auf, dann gehts ihm besser, und wenn man das als Frau dann nicht schafft, dann gibt man sich selbst die Schuld. Das ist so ein emotionales Versagen, wie die Erzählerin da nicht durchkommt, das macht sie richtig fertig.
Ich denk, der hat halt so ein Aura, der Tom, so was Mysteriöses, so was Dunkles, da spürt man es brodeln, aber man kommt halt nicht ran als Frau. Beziehungsweise nur im Bett dann. Da spielt dann auch die Lust wieder ne große Rolle, glaub ich, die Frauen denken: Na, jetzt schweigt er noch ruhig vor sich hin, aber wenn der erst heiß laüft … oh je.
So was spüren Frauen doch irgendwie.
Und wenn so ein Typ dann noch richtig gut aussieht und so Player-Moves drauf hat – das ist natürlich eine gefährliche Mischung. Da kann man schon auch mit 18 ne ganze Handballmannschaft bumsen, wenn man will.


Warte darauf, dass auch er die 'nur nicht über Gefühle reden Regel' bricht. Nun sag doch endlich was, Tom. Sag, dass es so nicht sein wird. Sag, dass du mich gern hast. Von mir aus, lüg mich auch an. Nein, lüg mich nicht an. Lügen wäre schlimmer als dieses Nichts.

Ja, da ist nichts … da ist diese Leere da, das macht sie verrückt, glaub ich.


Ich schlafe, während er kocht, und als ich meinen Suppe löffle, schmeckt alles nach Pfeffer, irgendwie.
„Wo warst du?“, frage ich ihn.
„Jasmin“, antwortet er.

Da ist schon ein bisschen hart auch. Also dass er da nicht irgwann anfängt zu lügen oder zu seufzen so nach dem Motto: Stell doch solche Fragen nicht …
Ich weiß nicht. Ist ein bisschen arg gemein von ihm da, find ich. Ich denke, da lügt man und beide wissen es und dann ist eher okay. So ne Art Respektlüge. Schau, so viel Respekt habe ich noch, ich lüge jetzt.
Natürlich gehe ich fremd, aber nur auf der Couch, niemals in unserem Ehebett. So was in die Richtung.
Aber vielleicht wolltest du gerade das nicht.

Die letzte Nacht muss ich allein verbringen.

Ja … das Alleinsein. Also das mit Milan ist jetzt auch nur so ne Sache, damit man nicht alleine ist. Ist schon traurig irgendwie … all the lonely people. Was man nich allles tut, um nicht allein zu sein.
Also ich glaube, lange single ist die Erzählerin nicht in ihrem Leben, so ist die nicht. Und vielleicht bleibt die gerade deswegen so lange an einem Tom hängen, da ist man anfälliger für so was. Gerade, weil man die Bindung unbedingt haben will. Ist vieleicht allgemein etwas, alleine sein, das fällt Frauen schwerer als Männern. Aber gibt natürlich solche und solche.

„Wir besuchen meine Mutter“, sagt er. „Jetzt gleich. Wir fahren zum Hauptbahnhof, steigen in den nächsten Zug, besuchen sie, trinken mit ihr einen Kaffee und so und fahren wieder zurück.“
„Jetzt? Jetzt gleich?“
„Ja. Zieh dich an.“
„Geht auch morgen? Ich kipp um vor Müdigkeit.“

Und jetzt ist die Frage: Was passiert da, warum will er sie unbedingt der kalten Mutter vorstellen? Was erwartet Tom an der Stelle, und was geht da schief, danach kommt wieder die Stille ... und aus ist es. Weil er sich eigentlich nach der Liebe seiner Mutter sehnt, die, wie er sagt, häufig nicht da ist? Und einen Vater? Da gibts vielleicht keinen. Und dann sieht er die Erzählerin mit der Mutter zusammen … und was auch immer er sich da erhofft hat … der guckt sich das an und es ist nicht eingetreten. Und dann ist er nur noch enttäuscht und er kapselt sich wieder ab. Und wird selbst wieder kalt.

Naja … so hab ichs jetzt gelesen. Habs sehr gern gelesen.

MfG,

JuJu

 
Zuletzt bearbeitet:

du hast das mit der Mutter eingebaut, das soll wohl die Erklärung für sein Verhalten sein, der hat ne kalte Mutter, wurde nicht geliebt, hat jetzt ein Problem mit den Frauen, kann da keine Bindung eingehen. Ungefähr so …
Das ist interessant, ich hab das gar nicht so gelesen, sondern für mich war die Stelle so ein Moment, wenn man ritualisiertes Verhalten, von dem man denkt, es müsse jetzt kommen, es sei angebracht, das gehört sich nun so, ohne Ergebnis durchführt.

Es ist ein Ritual "Wenn es ernst ist, stellt man den Freund/die Freundin den Eltern vor", aber in der Geschichte hier läuft das ins Leere. Ich wär gar nicht auf die Idee gekommen, das jetzt einer "kalten" Mutter in die Schuhe zu schieben, sondern dass in diesem Ereignis, das bedeutungsvoll hätte sein müssen, eben keine Bedeutung liegt.

Es gibt in "Mad Men" eine Szene, da stirbt der Vater eines Mitarbeiters, und der geht zu seinem Mentor dort und sagt, der Vater sei jetzt gestorben und er fühle gar nichts. Aber es werde doch von ihm erwartet, was zu fühlen. Er könne eigentlich jetzt weiterarbeiten. Und der Mentor sagt: Du gehst jetzt nach Hause und trauerst. Das machen Leute so. Und der andere fragt: Das machen Leute also? Und der Mentor wieder: Das ist es, was Leute machen.
Eine der großartigsten Stellen überhaupt in der Serie, weil es den Finger auf den Kern der Geschichte legt "That's what people do" - die normative Kraft der Gesellschaft, der Medien, der Umstände auf den Einzelnen.

Und ich hatte das Gefühl in der Geschichte viel davon zu lesen. Dass die Form, das nach "Außen" alles da ist, aber die Bedeutung fehlt. Das sind halt so "ritualisierte" Handlungen: Du bist mir wichtig, ich mach dir Suppe. Wir sind romantisch, wir liegen nachts am See. Wir gehen einen Schritt weiter, ich stell dich meiner Mutter vor. Du machst mir Suppe, jetzt schlaf ich mit dir.
An den Stationen entlang, wird die Geschichte ja erzählt. Aber es ist - glaub ich - in der ganzen Geschichte doch kein einziger Dialog zwischen Tom und der Erzählerin, der das ganze irgendwie mit Inhalt füllen würde.
Das ist ja das Spannende an der Geschichte.

So, das ist halt so ein Beitrag jetzt, wenn man gleich nach dem Lesen kommentiert und später das Gefühl hat, man hätte noch mehr sagen sollen. ;)
Gruß
Quinn

 

Hi Fliege,

also ich schnurbel seit gestern so um deine Geschichte rum und weiß irgendwie nicht so recht, ob ich das jetzt schreiben soll. Also ob es passt.

Die Geschichte an sich finde ich gut, gut geschrieben, Erzählstimme geil, weil reduziert und so. Im Gegensatz zu einigen Anderen hier dachte ich auch, die seien höchstens 16 Jahre alt, bis die Stelle mit dem Studium kam.
Allerdings machen mich solche Dynamiken, wie du sie hier beschreibst - und die es wohl leider wirklich gibt - immer wütend. Ich weiß auch nicht. Ich hab diese pubertäre Jungs-Mädel-Dynamik nie erlebt, es war immer Mädel-Mädel, und ich muß sagen, also diese ja fast schon Unterwürfigkeit, dieses Buhlen und der Neid, das Verhalten, das Tom da an den Tag legt, das klingt so nach bösem Märchen in meinem Ohr. Ich denk dann immer, meine Güte, Mädels, weshalb um Alles in der Welt tut ihr euch das freiwillig an??? Also ich erinnere mich noch an meine Schulzeit, wo diese Clique da aufm Schulhof rumstand, da gab es auch dieses Alphamännchen, den jede wollte. Also ganz schlimm fand ich das.
Und ich glaube, deshalb hab ich auch nicht wirklich Mitleid mit deiner Prota, also das fällt mir sehr schwer, weil sie es ja auch nicht anders will, ja. Da ist dann so ein stilles Mitspielen mit dabei, ein Wetten, dass ich es schaffe? Und man steht daneben und kann nur den Kopf schütteln, ja? :lol:

Aber das gehört auch zu dem, was Quinn geschrieben hat, dieses Das macht man eben so. Bei diesem blöden Statusgerangel bleibt einem ja auch nicht viel anderes übrig. Und ein Techtelmechtel mit dem Alphatier fällt immer positiv auf einen selbst zurück, das ist im Tierreich eben so. Koste es, ja, koste es, was es wolle. Dabei spielt es gar keine Rolle, wie Tom diesen Status erlangt hat, er wird ihm passiv immer wieder zugesprochen. Und da liegt eben diese Dynamik, mit der ich nichts anfangen kann.

Die Geschichte selbst ist toll geschrieben. Ich mag die Dialoge, und wie du die Figuren mit so wenigen Mitteln charakterisierst. Die Erzählstimme finde ich super. Es liest sich alles irgendwie frisch und neu. Jemand hat geschrieben: frisch geduscht, ich finde, das passt. :)
Und dass ich mit dem Inhalt hadere, liegt an einer Lebenswirklichkeit, die sich mit der deiner Figuren eben nicht so sehr deckt. Also das ist etwas sehr Subjektives. Aber trotzdem klingt es eben für manche Leser wie aus einer anderen Welt, die zwar die ganze Zeit da ist, aber irgendwie unverständlich bleibt. Ist vielleicht auch mal interessant für 'nen Autor.

Gerne gelesen!

PSS

 
Zuletzt bearbeitet:

Vielen lieben Dank erst Mal für die Rückmeldungen. Und es sind so viele. Wenn ich jetzt nicht durchkomme, nicht böse sein, dass hole ich dann die Tage auf. Auf jeden Fall freue ich mich, dass die Geschichte so ankommt, wie sie ankommt. So verschieden und mit all den Fragen und auch all den Antworten, die ihr so schreibt.

Hey Lollek,

... um dir zu sagen, dass ich die Geschichte toll finde. Sie löst Gefühle in mir aus, es fühlt sich ziemlich echt an ... Für mich passt das alles sehr gut, der Ton, die Figuren, die Handlung. Schön melancholisch. Guter Text, finde ich.

Auch wenn Du keine Zeit hattest, wenn so was im ersten Kommentar steht, also, was will man mehr ;). Für mich war das sehr erlösend. Weil ich mir natürlich vor dem posten die Frage gestellt habe, funktioniert das alles, reicht das oder ist es zu minimalistisch, zu eng.

Hallo jimmysalaryman,

ich kann Deinen Einwand gut verstehen. Und ich habe ziemlich bewusst darauf verzichtet, Tom genauer auszumalen. Weil ich glaub, wenn man so einen Typen versucht zu porträtieren, läuft man schnell Gefahr, dass es bei dem Leser schief geht. Weil sich das Bild, was meine Prot. unter einem tollen Typen vorstellt, ja nicht mit dem Bild eines jeden Lesers von tollen Typen decken kann. Also habe ich es vorgegeben. Tom hat dieses Etwas, was Frauen verrückt macht und meine Prot. macht es besonders verrückt. Das ist die Situation, jetzt kann ich die Geschichte von den beiden erzählen. Das dass aber als Leerstelle von Lesern empfunden werden kann, kann ich gut verstehen.

Die Zeit mit ihm, also die Zeit, die sie gemeinsam verbringen, muss doch wunderschön sein, sonst würde sie sich doch nicht so demütigen lassen, oder? Dieses Besondere, was sie empfindet, das liest man nur so zwischen den Zeilen, da hättest du eventuell ein Exempel statuieren können, ein Beispiel, warum sie immer wieder zurückkommt, oder bzw sich immer wieder be oder ausnutzen lässt.

Also, die Bruderparty, er fragt sie ein halbes Jahr lang, hört nicht nach ein paar Wochen auf, sondern bleibt am Ball, er nimmt sie mit zu seiner Mutter, er kocht Suppe für sie, er schaut sie an, wenn er zu einer anderen sagt, gehen wir. Also das alles nimmt sie doch für Argumente, dass sie was besonderes ist. Und genau das will sie doch. Das war ja der Ausgangspunkt. Und irgendwann ist sie verliebt. Und dann ist eh egal. Dann hat man ja seine eigene Sicht auf die Dinge. Und auf die Frage, wie konntest du dich ausgerechnet in den verlieben, ja, wer kann die schon beantworten :). Ist alles sehr "zwischen", ist eine Gradwanderung, gebe ich zu.

Der beste Teil ist der Schluss, der ist richtig anrührend, da finde ich, bis du auch ganz nah bei der Erzählerin, da kommt alles durch, diese Verlorenheit, die Verworfenheit, die Verwirrung, wie das alles weitergeht und warum nicht mit ihr, sondern mit Linda.

Das freut mich.

Ist auch eine Geschichte, die mich sehr an coming-of-age Stories erinnert, wo das emotionale Chaos ja allgegenwärtig ist. Vielleicht ist mir die Erzählerin hier auch zu abgeklärt, die wirkt so neutral Toms Verhalten gegenüber.

Ja, das scheint ein Problem zu sein. Dieses abgeklärte in den Figuren.
Vielleicht sollte die Prot. zwanzig Jahre älter sein und sich an die Zeit mit Tom erinnern. Dann würde es wieder passen. Aber dann hätte ich so einen albernen Rahmen drum, den ich nicht will. Und es ist ja auch recht Gefühlskarg (an der Oberfläche) zwischen den beiden, insofern hoffte ich, es passt. Scheint nicht aufzugehen bei allen Lesern.

Hallo Quinn,

in Deinem Komm gibt es viele Stellen, wo ich innerlich gefeiert hab. Wo ich so dachte, ja genau.

ich finde die Geschichte hat so etwas frisch geduschtes, vielleicht weil sie nur zu Anlässen spielt, an denen man sich verabredet und vorher frisch geduscht hat.
Es gibt eine Szene, die ein bisschen raus fällt, vielleicht zwei. Einmal, wenn sie krank ist, und er sie besucht mit Großmutters Suppe. Und ein zweites Mal, wenn er sie mit zur Mutter nimmt.

Ja, sind ja auch die Stellen, von denen sie zerrt. Wo sie sich aus der Masse herausgehoben fühlt. Das es am Ende doch nicht so ist, sei erst mal beiseite gestellt.

Das ist ja bei der Geschichte eigentlich der Kern, hab ich das Gefühl. Das etwas nur Bedeutung hat, wenn es einen Monat später auch noch "da ist" ... das ist ja sowas, was ich auch im Leben sehe, etwas ist nur schön, wenn es im Rückblick Bestandteil von etwas Sinnhaft-Schönem war.

Ja. Und es zeigt natürlich auch ihre verdrehte Wahrnehmung. Also, das mit Milan, dass ist doch das, was man sich so unter Liebe und Beziehungen vorstellt. Eigentlich sollte sie Milan lieben und glücklich werden. Tut sie aber nicht. Es ist zu einfach. Zehn Jahre später, da wäre Milan der Gewinner. Aber jetzt, ist er halt nur Platzhalter.

Und das kriegt die Erzählerin nicht hin, das kriegt Simone nicht hin, das kriegt die andere in dem Zimmer nicht hin. Schöne Komposition: Die bittere Ex-Freundin (Liegt nicht an mir, ist ein Schwein!), die aktuelle Freundin auf dem absteigenden Ast (Ich krieg den schon hin, bin was besonderes) und die Freundin in spe (Ihr seid doof, ich seh das, ich krieg das für mich geregelt, ich werd den nicht so an mich ranlassen).

Danke und, ja Freudensprünge in mir.

Im Prinzip geht es in der Geschichte auch ein Stück, so hab ich das gelesen, um Selbstaufgabe. Um den Mann da zu halten, müsste die Erzählerin vorgeben jemand zu sein, der sie nicht ist. Sie müsste ihn ständig auf Trab halten, ständig unerreichbar sein und doch nahbar, immer eine Attraktion und eine Aufregung. Sie spürt das, denke ich. Sie spürt auch, dass sie ihn mehr will als er sie.

Klar.

Aber irgendwelche Jasmins - wer weiß, wie toll die Frauen sind, davon will sie dann auch nichts hören. Du hast die Sexualität ausgeklammert - ich denke es ist bei den Frauen in der Geschichte auch die Angst, nicht genug Frau für diesen Tom zu sein, um ihn sexuell an sich binden zu können. Aber du hast entscheiden, es nicht in den Fokus zu rücken - wahrscheinlich ist das besser so.

Die Sexualität habe ich wirklich bewusst rausgenommen. Ob die Frauen da nun das Gefühl haben, ihm nicht zu genügen, weiß nicht, weiß nicht, ob Tom da besondere Ansprüche überhaupt stellt. Aber, die Sexualität teilen sie ja untereinander. Das hebt sie nicht heraus. Auf diesem Zweig, werden sie keine Siege einfahren können. Aber wer schafft es, zu ihm vorzudringen und Intimität herzustellen? Das ist ja das Thema der Geschichte, dass ist, wo die Mädels sich sehen, sehen wollen. Das ist es, was den Reiz an Tom ausmacht. Er ist ne Kampfansage letztlich. Für mich war es jedenfalls so, man kann das natürlich auch anders sehen und lesen, ich will die Lesart nicht aufdrücken. Aber ich freu mich, wenn es wer auch so liest.

Die Sexualität und die Intimität sind in der Geschichte schon deutlich getrennt, und es wird beides auch in einen Gegensatz zueinander gebracht und in eine Konkurrenz-Situation gestellt.

So eben. Und darüber habe ich mich echt richtig gefreut. Das man es herauslesen kann.

Durch diese Erzählform, dass man wirklich das Gefühl hat, die Figur steht hier vor einem ungeöffneten Päckchen mit Gefühlen, an das sie nur mit ganz spitzen Fingern rangehen will, und dann will sie es aber auch hinter sich bringen - das hat mir echt gut gefallen.

Freut mich.

Paar Mal übertreibst du es stilistisch mit den Auslassungen, da läuft es Gefahr zur Marotte zu werden(paar Konstruktionen stilistisch mal ausdünnen - dieses nachgestellte "Schwierig das" und so, das sind nicht gerade Höhepunkte der deutschen Sprache-),

Hehe - ich werde mal versuchen die nicht Höhepunkte auszusortieren. Stecke im Augenblick aber noch zu tief drin. Ist wirklich sehr frisch die Geschichte. Habe die auch nicht zu liegen gehabt, vor dem posten, wie sonst.

aber insgesamt hat das richtig Zug, hat das richtig Biss. Die Erzählerin ist eine spannende Figur, fand ich. Nicht überzeichnet, nicht unterkühlt, sondern man kann sich da ein eigenes, schönes Bild von ihr machen, fand ich.

Und ich würde lügen, wenn ich einfach nur sage, hat mich gefreut. Hat mich ab sowas von gefreut!

Es gibt einen Kritikpunkt. Das Alter der Protagonistin. Es ist in der Geschichte wohl so auf 16-19 gelegt, ich seh eher Anfang 30jährige vor mir. Das hat in der Mitte der Geschichte bei mir zu Irritationen geführt, weil ich dachte, die benehmen sich aber wie auf einem Schulausflug, bis mir klar wurde, dass es für sie tatsächlich sowas ist.

Ich mach das am Anfang noch deutlicher. Wenn A-Mannschaft nicht reicht, dann eben ganz konkret.

Ich weiß auch nicht, woran das liegt genau, dass ich es so lese. Vielleicht ist das wirklich ein personal bias, eine Voreingenommenheit, ich kann's beim Lesen aber auch nicht abstellen, es ist da.

Ich weiß es nicht. Jimmy und JuJu gehen ja in die gleiche Richtung. Vielleicht sollte ich für mich mal festlegen, Finger weg von 18jährigen. Die packst Du nicht. Aber die Geschichte kann nicht mit 30'er Personal spielen. Für mich nicht. Würde ich denen nicht abkaufen.

Ich hab's dann für mich zu lösen versucht, indem ich mir vorgestellt habe, da schreibt halt eine dieser ultra-androgynen und alterslosen Mädchen die zwischen 16 und 36 ziemlich genau gleich aussehen so eine Geschichte in einem Rückblick, aber na ja. :)

So so. Ich sag da jetzt mal nix zu :). Aber Rückblick wäre natürlich tatsächlich eine Möglichkeit, wie auch immer die Erzählerin mit 36 aussehen mag.
Mir kommt grad die Idee, die Geschichte ins Präteritum zu setzen. Weil, die Geschichte wird ja bis zum Ende erzählt. Bis mindestens ein halbes, dreiviertel Jahr nach der Tom-Affäre. Da hat sie natürlich schon einiges reflektiert. Und dann fällt die Vorstellung, die Prot. erzählt von früher auch leichter. Ich denk da mal drüber nach.

Hey Andy,

Das ist eine Geschichte, die einen Laborversuch macht. Nur die wesentlichen Parameter sind wichtig, da setzt sich die Ich-Erzählerin als Versuchsratte mitten (buchstäblich) ins Geschehen und schaut sich selbst dabei zu, was da passiert, wenn sie sich auch ins Spiel bringt. Sie macht verschiedene Experimente (Verzögerung, Eifersucht erregen) mit Tom, aber letztlich geht auch ihr Versuch negativ aus.

Was soll ich sagen, genau so. Danke dafür.

Die Rubrik passt und passt auch wieder nicht: Denn da ist wenig Romantisches oder Erotisches an der Geschichte,

Hab ich auch erst überlegt. Wenn es da zu mehr Einwänden kommt, also ich hänge nicht daran. Ist aber auch so Anti-Geschichte und ich hab mich dann genau deshalb für die Rubrik entschieden. Aber wenn die noch wer hier nicht sieht, wie gesagt, ich hänge nicht dran.

Es ist nicht wichtig, ob Tom durch irgendwelche Eigenschaften es verdient hat, dass die Frauen so auf ihn abfahren, es ist nicht wichtig, ob er toll aussieht oder Kohle hat oder der beste Spieler usw., es genügt der Erzählerin, dass andere Frauen auf ihn stehen, dass er Macht hat über sie, sie will sich auch an ihm erproben, eben einen Versuch mit ihm machen.

Danke für die weibliche Sicht auf Tom. Genau so habe ich ihn nämlich auch gesehen, das heißt, die Mädels in der Geschichte.

Er ist offensichtlich auch nicht bei dieser Linda geblieben, ist in eine andere Stadt gezogen, hat diese Linda aber auch am Haken wie alle anderen.

Nein, ich sehe den auch nicht bei Linda. Ich sehe Linda eher als die neue Prot., die in ein paar Monaten die gleiche Geschichte erzählen kann.

Mir hat die Geschichte auch gut gefallen. Der Stil könnte präziser sein, man hat nicht das Gefühl, dass du diese Knappheit immer im Griff hast.

Danke und ich werde versuchen, die Stellen zu finden. Ich will die nicht haben.

Aber es ist eine Geschichte, die die Mechanik, die solche Typen wie Tom in Gang setzen, ziemlich perfekt beschreibt. Und diese Mechanik wird sozusagen unterm Mikroskop gezeigt, alles andere ist dabei nebensächlich. Im letzten Absatz wird anhand der Geschichte diese Mechanik nur nochmals in nuce gezeigt. Anreizen, fliehen, am Haken hängen lassen.

Freu!

Bleibt noch die Geschichte mit der Mutter, die auf den ersten Blick ein wenig ein Fremdkörper ist in der Geschichte. Sie ist zu schwach, als das man darin eine psychologische Deutung für Toms Verhalten Frauen gegenüber rauslesen könnte, aber es scheint so, als ob die sich auch nur fallsweise umeinander kümmern.

Für mich erfüllt die Szene schon drei Punkte. Zum einen - ja - was du da rausliest. Aber ich will auch der Mutter nicht alles in die Schuhe schieben. Ich denke, sie ist ein Punkt, der Tom geprägt hat. Deshalb ist das auch so schwach gehalten und nicht explizit.
Dann ist sie natürlich wichtig, dass Tom über den Besuch sowas wie Vertrautheit herstellen kann. Es ist ja etwas, was die Prot. für sich als "gut" empfindet. Und dann natürlich der Aspekt, dass es das gar nicht ist, was es zu sein scheint. Es fühlt sich ja auch alles irgendwie komisch an da, nicht so wie erwartet.

Und lieben Dank für die Liste!

Vielen lieben Dank Euch!
Es hat mich wirklich sehr gefreut, all das zu hören. Jeden Leser.

Beste Grüße Fliege

 

Hey Fliege,

ich melde mich auch später wieder - wollte nur mal loswerden, dass ich die Geschichte richtig mochte, finde, sie ist sehr gut geschrieben, konsequent durchgehalten, tolle Figurenzeichnung und das Wichtigste: Die Geschichte unterscheidet sich in dem Ton von deinen sonstigen Fliegen-Geschichten - das ist mal sehr cool, dass du dich das getraut hast und dass dir das auch geglückt ist. Gibt ja Leute, die "Neues" ausprobieren wollen, aber zu vergessen scheinen, dass sie immer noch eine gute Geschichte schreiben müssen. ;)

JoBlack

 

Und weiter gehts. Muss bald arbeiten, weiß nicht, wie weit ich komme.

Hallo Berg,

Ich kann gar nicht viel sagen, außer dass ich mich natürlich über alles sehr gefreut hab, was Du da schreibst. Und ich hab so gedacht, da ist mal wieder eine Beziehungsgeschichte für Berg :). Eine schiefe, aber immerhin Beziehung.

Die vielen Dinge, die nicht gesagt werden und trotzdem da sind, gefallen mir an deinem Stil.

Das freut mich immer, wenn ich das lese. Weil ich setze mich jetzt hier nicht hin und überlege, wie ich was sagen will und wie ich das jetzt zwischen die Zeilen bekomme. Aber am Ende wird es wohl oft irgendwie so und ich denke, gefällt mir.

Dass Tom einfach so alle Frauen bekommt und sich nimmt was sich ihm bietet ... und die Mädels echte Gefühle für ihn zu haben scheinen - diese Diskrepanz macht das Geschehen interessant.

Freut mich.

Es kommt ja auch im realen Leben vor, in Beziehungsdingen, dass man den Kopf schüttelt über die Ungerechtigkeiten und die verrückten Dinge, die da passieren.

Da sagst Du was!

D

as Ende ist auch toll. So lapidar. :)

Lapidar ... Tse :)


Hey Lollek nochmal,

Was die sprachlichen Anmerkungen betrifft, die werde ich bei der Überarbeitung mit auf dem Schirm haben. Ich habe mir das mal für dieses Wochenende vorgenommen. Ich überlege nämlich auch noch über das Präteritum und dann soll das schon in einem Rutsch erfolgen.

Das gefällt mir gut, wie du die beiden charakterisierst. Er beginnt sein Spiel, neckt sie.

Mal unter uns - die Tischszene und ihr abschätzen da gegenseitig, ich mag das auch ;).

Das ist gut, aber ich finde, dass du nicht schreiben müsstest: Wie es mit dir damals war. Dass da was war, hat man schon kapiert, und ich finde den Satz ein bisschen komisch, so wie er ist. Würde man das so sagen?

Es deutlich zu machen, dass es sich dabei um die Ex handelt, finde ich schon wichtig. Fände ich schade, wenn das wer überlesen würde. Ob das so formuliert sein muss, ich setze es mit auf die Liste.

Finde ich echt gut, wie du dich da in die Figuren reindenkst, deshalb gefallen mir deine Texte.

Danke.

Hier auch. Saustarke Szene. Wenig Worte, aber ich sehe die beiden vor mir, kann sogar fühlen, was die beiden fühlen. Na ja, zumindest glaub ich das ...

Ach, so eine Genugtung-Gefühl kennt wohl jeder.

Was mir an der Geschichte gefallen hat: Da ist nichts Fremdes drin. Ich kenne das alles. Es ist eine Geschichte, die in treffende Worte packt, was wohl jeder irgendwie kennt. Das gefällt mir immer sehr, wenn man über etwas liest, über das man sich selbst schon seine Gedanken gemacht hat.

Ich glaube, es gibt viele Leute, denen solche "Verhältnisse" fremd sind, die da einen Bogen drum machen und auch zu recht. Aber wenn man sich in einem Text wiederfinden kann, dann ist man natürlich sehr viel dichter dran, und ich habe hier auch so Texte von Leuten ausgedruckt, die irgendwie für mich dieses Gefühl transportieren.

Da ist diese Hoffnung, die sie sich selbst macht, da ist viel Schmerz, da ist dieser Typ, der scheinbar unnahbar ist. Aber irgendwann muss ja diese Hülle auch aufbrechen, denkt man, sich.

Ja. Einfach nur, ja.

Was ist mit der Frau los, fragt man sich. Aber dann fällt einem auf, dass es so echt ist. Sie will das nicht sehen, nicht daran denken. Ich glaube, sie ist verliebt! Ja, das ist doch eigentlich die Erklärung für das alles. Warum lässt sie sich so demütigen, warum hat sie dauernd Hoffnung, obwohl der gesunde Menschenverstand sagt, es wird nix. Sie ist verliebt, und das ist ja ein Zustand, der sich nicht wirklich dadurch auszeichnet, dass die "Betroffenen" logisch denken.

Da bin ich ganz mit Dir. Danke dafür.

Ja, ich dachte, dass die Beziehung von Tom zu seiner Mutter irgendwie erklären soll, warum Tom so tickt. Das war für mich aber die schwächste Stelle der Geschichte. Ich spüre, dass du damit etwas Wichtiges sagen willst, es kommt aber nicht an bei mir.

Die Stelle würde ich erst mal so lassen, weiß im Augenblick nicht, wie ich die anders drehen sollte. Ich mag sie auch, wie sie ist. Aber Du bist schon der Zweite und ich vergeß das mal nicht.

Ich würde es ändern: Lass mir erzählen, dass er umgezogen ist. Lass mir erzählen, dass er nach dem ersten Semester hinschmeißt und zurückkommt.
Soll er doch.

Linda ist für mich wichtig im letzten Satz vorkommen. Die schließt den Kreis, für mich. Die ist die nächste, die die Geschichte erzählen kann.


Hallo JuJu,

Wie schafft man es mit 18 mit einer ganzen Frauenhandballmannschaft zu schlafen? Oder bisschen anders formuliert: Was zeichnet Tom aus, was finden die Frauen an den? Oder: Warum lassen die Frauen das mit sich machen? Ist eigentlich alles dieselbe Frage.

Das sind jetzt sehr männliche Gedanken, oder? Also weiß nicht, ich würde darüber nie nachdenken, aber vielleicht andere Frauen, mal sehen.

Ich finds auch interessant, da gibt es doch zehn andere Typen in dem Raum, die mit der Erzählerin und ihre Mitspielerinnen schlafen wollen. Die Typen kommen aber gar nicht vor, die werden nicht mal erwähnt, da gibt es wirklich nur das eine Alpha-Männchen und sonst niemanden.

Für sie ja. Über die anderen wird ja nicht geredet. Und expliziet wird erwähnt, dass Tom mit drei Frauen geschlafen hat. Den Rest redet Dir dein Figurenempfinden ein.
Also, als Frau setze ich mich ja einen Tisch und such mir den aus, der mir am interessantesten erscheint und nicht so vier bis fünf. Einen und an dem beißt man sich dann fest. Und Tom ist für sie spannend, der bringt ne Aufgabe mit, die sie lösen will. Für sich erst mal und irgendwann verliert sie die Kontrolle. Also, ich habe das jedenfalls so empfunden. Kann natürlich verschieden sein und ich will darüber auch gar nicht urteilen. Im Gegenteil.

... ich hab das wie Quinn gelesen zu Beginn, ich dachte, die sind älter als ich, und dann plötzlich waren die jünger als ich. Ist vielleicht auch so … ich weiß, du bist nicht 18, und dann beginnt der Text … ich weiß nicht. Ist jetzt schwer zu sagen. Ist halt schon ein bisschen abgeklärt die Stimmung da, wortkarg natürlich, vielleicht liegts daran.

Ich bin auch noch mit der Ergründung der Ursachen beschäftigt. Ich habe darauf keine Antwort parat.

Also mit 18 hat man in einem Handballverein normalerweise keine freie Frauenauswahl, glaub ich, da gibts ne Hierarchie.

Die sind ja unter sich, die A-Mannschaften da. Die älteren sind nicht dabei. Insofern geht das für mich hier in Ordnung.

Das lässt fast nur den Schluss zu, dass er das Alpha-Tier dort ist, weil er das Alpha-Tier ist. Die Frauen wollen ihn, weil ihn die Frauen wollen. Wie er dort hingekommen ist, darüber kann man jetzt spekulieren …

Ja, muss als gegeben genommen werden. Oder auch nicht. Kommt sicher drauf an, ob der Leser da einfach so mitgeht. Ist mir aber auch eigentlich völlig egal, was Tom da auszeichnet. Spielt keine Rolle. Ist nicht wichtig für die Geschichte. In meinen Augen jedenfalls nicht. Soll sich ja auch niemand mit Tom identifizieren können. Weiß nicht mal, ob das wem mit ihr gelingt. Schon speziell, denke ich.

Sonst macht der Mann Tamm-Tamm im Gespräch und Angriff und so. Ich glaub, das wird die Erzähelrin auch eher gewohnt sein. So gehen doch die anderen Jungs im Raum vor, die nie erwähnt werden. Doch jetzt schweigt der Mann.

Und das Tamm-Tamm kann schon wirklich auch nerven. Man kennt das auch. Was neu ist, ist dann eben ein Tom, der in der Ecke steht und wartet.

Und sie denkt sich: Wie jetzt? Was ist das? Du schweigst jetzt nur?
Und er: Ja, ich bin still.
Und sie: Tja … so was. Stille.
Und Tom irgendwann nach fünf Minuten: Ficken?
Und Sie: Okay.

:lol:

Also ich hab mir Tom irgendwann mit einem James Dean Blick vorgestellt, du hast das mit der Mutter eingebaut, das soll wohl die Erklärung für sein Verhalten sein, der hat ne kalte Mutter, wurde nicht geliebt, hat jetzt ein Problem mit den Frauen, kann da keine Bindung eingehen. Ungefähr so …

Ungefähr so …

... gleichzeitig bleibt er aber emotional unerreichbar. Da hat man dann einerseits die Herausforderung als Frau, gleichzeitig aber auch die Entschuldigung für alles. Also wenn da einer so ungeliebt daherkommt, dann will man vielleicht gerade dort mit Liebe das Eis brechen, und dann auch sexuell natürlich. Bei Frauen frag ich mir immer auch, ob da nicht was Mütterliches mit rein spielt, da spürt man so ne Leere bei dem vielleicht, so ne Melancholie, der ist wie ein Waisenkind, den muss man doch nur fest genug knuddeln, denkt man, und dann wird die Liebe auch erwidert, dann taut er auch ein bisschen auf, dann gehts ihm besser, und wenn man das als Frau dann nicht schafft, dann gibt man sich selbst die Schuld. Das ist so ein emotionales Versagen, wie die Erzählerin da nicht durchkommt, das macht sie richtig fertig.

Da hast Du doch die Erklärung auf all deine Fragen ;).

Da spielt dann auch die Lust wieder ne große Rolle, glaub ich, die Frauen denken: Na, jetzt schweigt er noch ruhig vor sich hin, aber wenn der erst heiß laüft … oh je.

Wenn das für Dich hier so läuft, okay. Aber die Sexualität ist für mich hier weniger von Bedeutung. Ich glaube nicht, dass die Frauen denken, ihn über das Bett binden zu können. Sehe ich nicht.


Ja, da ist nichts … da ist diese Leere da, das macht sie verrückt, glaub ich.

Ja.

Ich weiß nicht. Ist ein bisschen arg gemein von ihm da, find ich. Ich denke, da lügt man und beide wissen es und dann ist eher okay. So ne Art Respektlüge. Schau, so viel Respekt habe ich noch, ich lüge jetzt.

Sie verdreht das. Sie leidet zwar, aber sie nimmt das als Vertrauensbeweis. Er lügt mich nicht an. Er ist offen zu mir. Er versteckt sich nicht. Das ist der Punkt, den sie für sich daraus zieht.

Also ich glaube, lange single ist die Erzählerin nicht in ihrem Leben, so ist die nicht. Und vielleicht bleibt die gerade deswegen so lange an einem Tom hängen, da ist man anfälliger für so was. Gerade, weil man die Bindung unbedingt haben will.

:)

Weil er sich eigentlich nach der Liebe seiner Mutter sehnt, die, wie er sagt, häufig nicht da ist? Und einen Vater? Da gibts vielleicht keinen. Und dann sieht er die Erzählerin mit der Mutter zusammen … und was auch immer er sich da erhofft hat … der guckt sich das an und es ist nicht eingetreten. Und dann ist er nur noch enttäuscht und er kapselt sich wieder ab. Und wird selbst wieder kalt.

Mag die Lesart sehr gern.

Habs sehr gern gelesen.

Freut mich natürlich.

Ich muss jetzt ganz schnell los.

Dankeschön!

Grüße Fliege

 

Linda ist für mich wichtig im letzten Satz vorkommen. Die schließt den Kreis, für mich. Die ist die nächste, die die Geschichte erzählen kann.

Ja, ist ganz richtig. Jetzt sehe ich das genauso, hab das gestern überlesen, welche Wirkung das hat. Lass es so, wie es ist. Alles gut.

 

Und jetzt der Rest.

Vorab, ich habe es ins Präteritum gesetzt und finde das gar nicht mal so übel. Auch habe ich ein paar Stellen nachgearbeitet, aber nicht viel.

Quinn nochmal :),

Das ist interessant, ich hab das gar nicht so gelesen, sondern für mich war die Stelle so ein Moment, wenn man ritualisiertes Verhalten, von dem man denkt, es müsse jetzt kommen, es sei angebracht, das gehört sich nun so, ohne Ergebnis durchführt.

Ja, das zieht sich ja auch irgendwie als roter Faden durch die Geschichte. Ist ja nicht nur bei der Mutter so.

Es ist ein Ritual "Wenn es ernst ist, stellt man den Freund/die Freundin den Eltern vor", aber in der Geschichte hier läuft das ins Leere. Ich wär gar nicht auf die Idee gekommen, das jetzt einer "kalten" Mutter in die Schuhe zu schieben, sondern dass in diesem Ereignis, das bedeutungsvoll hätte sein müssen, eben keine Bedeutung liegt.

Das ist ja auch sehr flach gehalten, die ganze Mutterproblematik. Ich wollte ihr auch nicht alles in die Schuhe schieben, nur ein bisschen :).

So, das ist halt so ein Beitrag jetzt, wenn man gleich nach dem Lesen kommentiert und später das Gefühl hat, man hätte noch mehr sagen sollen. ;)

Wenn dann sowas bei raus kommt:

An den Stationen entlang, wird die Geschichte ja erzählt. Aber es ist - glaub ich - in der ganzen Geschichte doch kein einziger Dialog zwischen Tom und der Erzählerin, der das ganze irgendwie mit Inhalt füllen würde.
Das ist ja das Spannende an der Geschichte.

Ich hab da nix dagegen. Echt nicht :).


Hallo Purersternenstaub,

also ich schnurbel seit gestern so um deine Geschichte rum und weiß irgendwie nicht so recht, ob ich das jetzt schreiben soll. Also ob es passt.

Klar passt es!

Die Geschichte an sich finde ich gut, gut geschrieben, Erzählstimme geil, weil reduziert und so. Im Gegensatz zu einigen Anderen hier dachte ich auch, die seien höchstens 16 Jahre alt, bis die Stelle mit dem Studium kam.

Auch wenn es jetzt wieder nicht so ganz passt, aber irgendwie finde ich das tröstlich. Jetzt ist im Rückblick, da sollte das ganze noch mal anders wirken. Mal schauen.

Allerdings machen mich solche Dynamiken, wie du sie hier beschreibst - und die es wohl leider wirklich gibt - immer wütend ... Ich denk dann immer, meine Güte, Mädels, weshalb um Alles in der Welt tut ihr euch das freiwillig an???

Das ist ja durchaus auch die Frage, die im Text aufgeworfen wird. Also, ich bin ganz mit Dir.

Und ich glaube, deshalb hab ich auch nicht wirklich Mitleid mit deiner Prota, also das fällt mir sehr schwer, weil sie es ja auch nicht anders will, ja. Da ist dann so ein stilles Mitspielen mit dabei, ein Wetten, dass ich es schaffe?

Ich glaub nicht, dass ich Mitleid mit ihr wollte, dass das mein Anliegen hier ist. Weil, sie ist ja aktiv dabei, sie wird zu nix gezwungen, sie ist kein "Opfer". Es dauert halt nur etwas mit der Erkenntnis.

Dabei spielt es gar keine Rolle, wie Tom diesen Status erlangt hat, er wird ihm passiv immer wieder zugesprochen. Und da liegt eben diese Dynamik, mit der ich nichts anfangen kann.

Kann ich verstehen, und ich denke, damit bist Du auch nicht allein. Die anderen haben es nur noch nicht aufgeschrieben oder behalten es eben für sich. Wie auch immer.

Die Geschichte selbst ist toll geschrieben. Ich mag die Dialoge, und wie du die Figuren mit so wenigen Mitteln charakterisierst. Die Erzählstimme finde ich super. Es liest sich alles irgendwie frisch und neu.

Das freut mich.
Danke für Deinen Leseempfindungen.


Hey JoBlack,

... wollte nur mal loswerden, dass ich die Geschichte richtig mochte, finde, sie ist sehr gut geschrieben, konsequent durchgehalten, tolle Figurenzeichnung und das Wichtigste: Die Geschichte unterscheidet sich in dem Ton von deinen sonstigen Fliegen-Geschichten - das ist mal sehr cool, dass du dich das getraut hast und dass dir das auch geglückt ist.

Ich bin ein bisschen überrascht. Doch, so fühlt sich dass an. Überrascht und klar erfreut. Das es mal Figuren von mir bei dir schaffen, ich hätte das um 20 Jahre noch vertagt :).

@Lollek

Ja, ist ganz richtig. Jetzt sehe ich das genauso, hab das gestern überlesen, welche Wirkung das hat. Lass es so, wie es ist. Alles gut.

:)

Liebe Grüße an Euch alle
Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Fliege,

eine feine Geschichte, mit einer starken, wirklich sehr interessant konzipierten Titelfigur. Deine Erzählerin verschwindet da so ein wenig in seinem Schatten und bekommt eigentlich keine wirklichen Konturen. So bleibt Tom ohne Gegengewicht. Schadet das der Story? Nein, im Gegenteil, das ist ja genau das, was seinen Charakter ausmacht. Er strahlt, schillert, betört und lässt sich anhimmeln und greift sich aus der Masse der Möglichkeiten immer was, wonach ihm gerade der Sinn steht.

Du beschreibst ihn aber so, dass man sein Handeln nicht wirklich verurteilt, sondern irgendwie das Gefühlt hat, dass dieser Bursche einfach nicht anders kann. Das ist wirklich das sehr gekonnte Entwickeln einer literarischen Figur, die so menschlich und echt wirkt, dass man sie vor sich sehen kann (deine Erzählerin habe ich längst nicht so klar gesehen).

Ja, ich kenne selbst einen Tom, der früher in meinem Lebensraum ähnlich zu Werke ging. An den fühlte ich mich zeitweise erinnert. Heute ist er ein braver Familienvater und hat zwei Töchter - und jetzt schon Bammel davor, dass eine seiner Töchter mal, wenn sie älter ist - an einen Typen wie ihn geraten könnte.

Das, so finde ich, wäre dann auch mal eine schöne Geschichte :-)

Deine hat mir jedenfalls sehr gefallen.

Rick

 

Hi Fliege,

die gefällt mir prima!
Und die Änderung ins Präteritum find ich auch gut, vorher gab es ein paar Stellen, wo ich dachte, sprachlich passt es hier nicht (mir fällt jetzt nur eine Sache ein, da hattest du "Das tat echt weh" damals schon in der Vergangenheit, und nach "Simone rammt mir das Knie" im Präsens klang das komisch).

Das ist ein seltsames Phänomen und gut beschrieben, alle wollen den einen, seine Persönlichkeit ist schon gar nicht mehr wichtig, denn wenn ALLE ihn wollen, dann MUSS was an ihm dran sein, was von allen begehrt wird ist automatisch begehrenswert für jemanden, der neu zu einer Gruppe stößt ... ich frag mich immer, ab wann sowas zum Selbstläufer wird, ob es da so eine kritische Masse gibt "wenn x Personen um Individuum T buhlen, buhlen kurz danach alle Personen um Individuum T".
Und dann noch diese andere Schiene, Tom wandert von Frau zu Frau und automatisch fangen diese "aber ich bin die eine! ich bin was Besonderes und werde ihn halten können!" Spiele an.
Das ist schon irre jedesmal, wenn man das beobachtet. Und hier bei der Prota, das fand ich interessant, die ist ja anscheinend mit offenen Augen in das Spiel gerannt und dachte, sie lässt sich hier nichts vormachen (sie ist die eine, sie ist was Besonderes, sie wird ihn halten ...). Und dann ist es ihr trotzdem über den Kopf gewachsen und sie wurde verletzt.
Normalerweise denke ich: selbst schuld.
Aber ich mochte die Erzählerin ab der Stelle mit dem Bier und der Tischkante gerne ... also, dann tat sie mir doch irgendwo leid am Ende.

Die Stelle mit der Mutter, die manche als "schwach" empfanden, erfüllte für mich eine wichtige Funktion, dadurch mochte ich Tom plötzlich. Immer wenn ich mitkriege, wie sich Eltern erbärmlich gegenüber ihren Kindern verhalten, regt mich das auf. Ich habe auch geschluckt, dass mangelnde Mutterliebe Schuld ist an Toms Verhalten, das kam mir überhaupt nicht flach vor - ich hab aber auch einen Roman im Kopf gehabt, gerade ausgelesen, da kam eine schräge hassenswerte Mutter vor, deine Geschichte hat mich an Figuren aus dem Roman erinnert und ich hab glaube ich etwas von den Romanfiguren in deinen Text projiziert. Deinem Text und meinem Lesevergnügen hat das aber nur gutgetan ;)
Was ich nicht verstanden habe, warum hat Tom die Prota zu seiner Mutter geschleppt? Was versprach er sich davon? Die eine Möglichkeit, die mir in den Kopf kam, will ich lieber nicht zulassen. Nämlich, dass es reine Berechnung war, er ihr Intimität vorgaukeln wollte um sie ins Bett zu kriegen und dann schnell abzuhauen, dass alles geplant war. Das wär mir für Tom dann doch zu psychopathisch.

Jedenfalls: :thumbsup:

 

Hallo Rick,

eine feine Geschichte, mit einer starken, wirklich sehr interessant konzipierten Titelfigur.

Danke, freut natürlich.

Deine Erzählerin verschwindet da so ein wenig in seinem Schatten und bekommt eigentlich keine wirklichen Konturen. So bleibt Tom ohne Gegengewicht. Schadet das der Story? Nein, im Gegenteil, das ist ja genau das, was seinen Charakter ausmacht. Er strahlt, schillert, betört und lässt sich anhimmeln und greift sich aus der Masse der Möglichkeiten immer was, wonach ihm gerade der Sinn steht.

Mir ist das gar nicht so bewusst gewesen, erst jetzt, wo es so schwarz auf weiß dasteht. Aber cool :).

Du beschreibst ihn aber so, dass man sein Handeln nicht wirklich verurteilt, sondern irgendwie das Gefühlt hat, dass dieser Bursche einfach nicht anders kann.

Das ist ein sehr schönes Lob.

Ja, ich kenne selbst einen Tom, der früher in meinem Lebensraum ähnlich zu Werke ging. An den fühlte ich mich zeitweise erinnert. Heute ist er ein braver Familienvater und hat zwei Töchter - und jetzt schon Bammel davor, dass eine seiner Töchter mal, wenn sie älter ist - an einen Typen wie ihn geraten könnte.

Wir kennen jetzt aber nicht denselben Tom, oder? Die scheint es doch häufiger zu geben, als gedacht :).

Deine hat mir jedenfalls sehr gefallen.

Schön.


Hey Möchtegern,

die gefällt mir prima!

Irgendwie - also, da muss doch auch wer - ich denk immer, aber jetzt und dann ist doch schön :).

Und die Änderung ins Präteritum find ich auch gut, ...

Das ist sehr erleichternd zu hören. Mein gefühl und Lesergefühl gehen ja nicht immer gleiche Wege.

... ich frag mich immer, ab wann sowas zum Selbstläufer wird, ob es da so eine kritische Masse gibt "wenn x Personen um Individuum T buhlen, buhlen kurz danach alle Personen um Individuum T".

Gute Frage :).

Und dann noch diese andere Schiene, Tom wandert von Frau zu Frau und automatisch fangen diese "aber ich bin die eine! ich bin was Besonderes und werde ihn halten können!" Spiele an.

Wenn es funktioniert, dann ist sowas eben verdammt gut fürs Ego. Nur meistens wird das Risiko unterschätzt. Ich glaub, das sind so die Mechanismen, die da reinspielen, mMn.

Aber ich mochte die Erzählerin ab der Stelle mit dem Bier und der Tischkante gerne ... also, dann tat sie mir doch irgendwo leid am Ende.

Hehe. Wegen der Tischkante. Sehr schön. Dann darf sie Dir auch am Ende leid tun, keine Frage.

Die Stelle mit der Mutter, die manche als "schwach" empfanden, erfüllte für mich eine wichtige Funktion, dadurch mochte ich Tom plötzlich.

Das ist ja toll, dass das so für Dich funktioniert hat, auch wenn Du mit dem Buch und so. Aber ich denke auch, dass er an dieser Stelle einmal wirklich menschlich und verletzbar wirkt. Dieses Schweigen im Zug danach, kommt ja nicht, weil er gut drauf ist oder so.

Was ich nicht verstanden habe, warum hat Tom die Prota zu seiner Mutter geschleppt? Was versprach er sich davon? Die eine Möglichkeit, die mir in den Kopf kam, will ich lieber nicht zulassen. Nämlich, dass es reine Berechnung war, er ihr Intimität vorgaukeln wollte um sie ins Bett zu kriegen und dann schnell abzuhauen, dass alles geplant war. Das wär mir für Tom dann doch zu psychopathisch.

Also, in meiner Vollversion von Tom, spielt da ein anderes Motiv rein. Und da war es tatsächlich - naja da hatte sie die Chance tatsächlich für ihn die Andere zu werden. Ganz kurz nur, bis er wieder seine Mutter vor Augen hatte. Aber da ich die Lesarten hier für sehr spannend halte und auch zur Geschichte und Tom passend, egal wie sie ausfallen, mag ich die Szene eigentlich auch nicht verstärken.

Danke Euch beiden sehr für die Rückmeldung.
Liebe Grüße Fliege

 

Hallo Fliege,

ich vergaß noch einen ganz wichtigen Punkt bei meiner Kritik zu deiner KG, den ich unbedingt noch erwähnen möchte. Dieser Punkt wurde auch schon in einer anderen Kritik angesprochen.

Die Szene mit dem Besuch bei Toms Mutter war stark und verschaffte der Handlung eine besondere Wendung. Tom erhielt dadurch mehr Hintergrund und ich als Leser konnte ihn besser einordnen.

Dieser kurzer Schlenker ist der Blick, auf eine ganz andere wesentliche Geschichte in deiner Geschichte, nämlich die Geschichte von Tom und seiner Mutter. Du erzählst diese Geschichte nicht, gibst mir als Leser aber durch die Miniepisode genügend Hinweise, um mir sehr viel dazu selbst denken und spekulieren zu können.

Und durch diesen Kunstgriff bekommt die Figur Tom Fleisch auf die Rippen. Das hat mir (auch) gut gefallen!

Rick

 

Hey Fliege,

Ich saß am Ende des Tisches. An der Stirnseite. Ich war die Neue im Handballverein, seit drei Wochen. Neben mir hockten die anderen Randfiguren der A-Jugend, männlich und weiblich. Dass ich überhaupt hier war, verdankte ich Jana, Linksaußen Position, sie konnte nicht mit ins Trainingslager, weil Grippe, und so war ich aufgerückt. Hatten ja alles schon gebucht, bevor ich überhaupt in die Mannschaft gekommen bin.
Das mag ich an ihr. Sie ist realistisch genug, sie kennt ihren Platz in der Gruppe und macht sich nichts vor, sie ist die Neue, aber nicht die aufregend Neue, sondern eine der Randfiguren. Das ist stilistisch auch ne coole Idee, sie sitzt an der Stirnseite, also am Rande - und dann noch vermischt mit der Position im eigentlichen Spiel, da ist sie auch nur Linksaußen.
Sie ist vielleicht bisschen abgeklärt und abgekühlt für ihr Alter, ihre Denkweise ist eher die einer Frau, die sich nichts vormacht. Sie wäre auch nicht sauer gewesen, wenn die Mannschaft ohne sie gefahren wäre, weil sie nichts erwarten darf, hat ja bis jetzt nichts für die Mannschaft gemacht, weil sie die Neue ist.
Das sieht man auch an ihrem Verhalten zu Tom, da ist sie auch eher strategisch. Weiß genau, sie wird wie die anderen links liegen gelassen, wenn sie mit ihm schläft, hält sich nicht für etwas Besonderes - glaubt nicht wie die anderne, sie könnte ihn zähmen. (Das ist auch wieder shcon viel zu erwachsen gedacht von ihr) Daher auch der Verzicht auf Sex mit dem Typen, den sie am meisten begehrt.
„Trinkst du gar kein Bier?“, fragte mich Tom.
„Hab keins“, antwortete ich.
„Blöd, oder?“ Tom grinste mich an.
Ich zuckte gespielt gleichgültig mit den Achseln, zündete mir eine Zigarette an und wich seinem Blick nicht aus, blies meinen Rauch in seine Richtung.
Tom und Jerry. Dieses Hin und Her. Ich mags.
„Warum musst du nach Hause?“
„Meine Mutter kommt.“
„Ja und?“
„Meine Mutter kommt nicht oft.“
„Ach so.“ Ich wartete, ob er noch was sagen würde. Mehr über seine Mutter und warum sie so selten zu Besuch kam.
Ja, aber da war klar, okay, das ist wieder einer dieser Figuren, die aufgrund eines gestörten Verhältnisses zu Mutter keine richtigen Beziehungen zu Frauen aufbauen können - wenn die Frau, die dafür verantwortlich ist, sich um ihn zu kümmern, nicht da ist, wenn er sie braucht, also sein (Ur)vertrauen zerbricht - dann glaubt er jede Frau wäre wie seine Mutter (siehe Hamlet) und Tom generalisiert das in dem MOment und voila - da hast du diese ausgelutschte psychologische Erklärung für sein Verhalten.
Ich finde es gut, dass die Mutter und sein Verhältnis nicht näher beschrieben werden, das ist nicht das Thema der Geschichte - außerdem reflektiert ihr Nichtdasein in der Geschichte ihr Nichtdasein für Tom.
Seit einem halben Jahr fragte er mich das, und mir fiel es immer schwerer ihn wegzuschicken. Letzte Woche nicht, da hatte er mir von Isabell erzählt. So im Nebensatz. Übrigens, konnte am Freitag nicht, war bei Isabell. Ich hatte genickt und so getan, als ob es mir nichts ausmachen würde. Soll er doch die Isabells. Alle. Solange er wiederkam, mir doch egal. Kannte ich nicht. Isabell und Kathrin und all die.
Aber in diesem Moment, so mit dem Schnee und der Bruderparty, mein Kopf an Toms Stirn, seine Finger, die über meinen Rücken spazierten.
Das ist so ein Verhalten, das ich niemals bei Frauen verstehen werde. Sie spielt voll die Märtyrerin in dem Moment. Solange er wiederkommt. In dem Moment, da verhält sie sich wie eine von Toms Opfern - sie ist sowas von die Nächste. Die denkt sie ist was Besonderes - dass er immer wieder zu ihr zurückkommen wird.
Nun sag doch endlich was, Tom. Sag, dass es so nicht sein wird. Sag, dass du mich gern hast. Von mir aus, lüg mich auch an. Nein, lüg mich nicht an. Lügen wäre schlimmer als dieses Nichts.
Das war auch wieder so ein Moment, wo sie ihre für sie vorgesehene Rolle verlässt und dann sowas wie wahre Gefühle offenbart. Sie ist nicht kühl, ihr ist das alles nicht so egal, wie sie es gerne hätte. Es tut ihr weh und der ganze Mist.
Mir gefällt das hier an dieser Stelle stilistisch nicht so. Wenn Figuren so vorwurfsvoll werden und hier ist das schon fast zu plakativ gemacht - der Leser hat es doch längst gecheckt, wozu also dieser Appel?

Das Ende ist nur folgerichtig. Sie hat ihn nicht gezähmt, hat sich dann doch etwas vorgemacht und kriegt die Quittung dafür.

Ich habs schon gesagt, mir gefällts, dass du was Neues ausprobiert hast.

Und ich wusste gar nicht, dass ich deine Charaktere nicht mag. Danke fürs Sagen. :P Aber die hier mochte ich, also auch den Tom. Da hast es übrigens ganz gut gemacht, dass du nicht versucht hast ihn zu beschreiben - das wär in die Hose gegangen, weil sich dann so eine Erwartungshaltung beim Leser aufbaut - so ist er ne weiße Fläche, in die der Leser seinen eigenen Tom projizieren kann.
Bis dann!

JoBlack

 

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