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Copywrite Brüderchen und Schwesterchen

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13.02.2008
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Brüderchen und Schwesterchen

Da war ein Geschwisterpaar und nichts in der Welt vermochte es zu trennen. Karl war ein wackerer Bursche, ein Zimmermannsgeselle mit Haaren so blond und Zähnen so weiß, dass die Mädchen der umliegenden Dörfer die Köpfe zusammensteckten und zu tuscheln begannen, wenn er sein Schwesterchen auf starken Schultern über den Jahrmarktsplatz trug, wenn seine wohlgezielten Schüsse jede Tontaube zerschellen ließen, wenn er rote Seidenblumen gewann und in Maries Zöpfe flocht. Marie war ein fügliches Kind mit schwarzem Haar und flinken, nachtdunklen Augen. Sie war von zarter Statur, so zart, dass sie häufig fieberte und von Nachtmahren geplagt wurde. Karl wachte dann an ihrem Bett, wrang wieder und wieder die Wickel aus und vertrieb die Schatten, die drohten, sie in die Tiefe zu ziehen.

Wenn Karl an den hellsten Tagen des Jahres seinen Kopf durchs Fenster der Stube streckte und „Mariechen, Mariechen“ rief, ließ Marie das Flickzeug fallen, löste in Windeseile den Knoten ihrer Schürze und sprang zu ihm hinaus. Die Mutter schüttelte den Kopf, doch sie lächelte, denn niemand konnte Karl etwas abschlagen. Wenn der Vater am Abend zürnte und auf den Tisch hieb, dass der irdene Krug darauf in die Höhe sprang, lachte Karl nur und sprach, es gebe diese Tage, da sei es eine Sünde zu arbeiten. An diesen Tagen strichen Bruder und Schwester durch mannshohe Sonnenblumenfelder, die flüsterten und wogten, wenn der Wind darüber pfiff. Karl lupfte Marie in die Höhe, damit sie die untersten Äste der mächtigen Eiche fassen konnte, und folgte ihr mit mühelosem Sprung und Zug. Sie klommen weit hinauf in die Krone, um das gesamte Tal zu überblicken, das sich unter ihnen ausbreitete wie ihr Königreich.
Doch immer wieder zog es Karl zu dem murmelnden Bächlein, das weiter im Tal zum Fluss und hinter der Stadt zum reißenden Strom mit Untiefen und brodelnden Schnellen wurde, der fremde Königreiche durchfloss und schließlich ins tosende Meer mündete, dort wo große Schiffe ihre Anker lichteten, wo sie Segel setzten, um Neuland zu entdecken und Welten zu umrunden. Karl lief mit dem Bach um die Wette, sprang hurtig wie eine Gams von Stein zu Stein, fing Fischlarven im Schilf. Doch Marie grauste es vor dem fließenden Wasser. Sie konnte nicht schritthalten mit ihm. Sein Glucksen, sein Strömen, sein Sprudeln waren ihr ungeheuer. Sie zauderte, getraute sich nicht, darin herumzutollen. Eines Tages hatte der Bach Karls Mütze mit sich davongetragen.
Marie liebte vielmehr den Bergsee, der still und spiegelnd umkreist von zerklüfteten Felsen lag, ohne Zulauf und ohne Ablauf, dessen Ufer ihre Füße mit seinem Schlick umkoste, dessen bittere Kälte ihr den Atem raubte, bis sie in lauere Wasser vorstieß. Die Mutter warnte immer, der See sei tückisch, was er einmal verschlungen habe, gebe er nie wieder zurück. Doch Marie scherte sich wenig darum. Hier ruhte ihr Schatz.
Karl hatte viele Monate in der Stadt gearbeitet. Dort bauten sie dem Ratsherrn ein prächtiges Haus, dessen Giebel selbst zur Gartenseite Schnitzereien trug, Pfauen und Reben, und an dessen Decken Karl selbst auf einer Leiter nicht reichen konnte, um die Kassetten mit dunklem Öl zu tränken. Marie wurden die schweigsamen Abendessen und klammen Nächte, die sie allein im Alkoven durchwachte, lang. Häufig lag sie krank. Als Karl endlich zurückkehrte, zog er teure Salben und Tinkturen für die Mutter aus der Kiepe, Tabak für den Vater. Mariechen müsse er wohl vergessen haben, foppte er. Dann zog er die schrundige Hand abermals hervor. Ein winziger Goldring prangte auf dem obersten Glied des kleinen Fingers. Der Schmied hatte das vorgelegte Klümpchen zwischen Daumen und Zeigefinger gerollt, es gewogen und den Kopf geschüttelt. Das sei gerade genug für einen Puppenring. Da lachte Karl. Dann werde es für Mariechen gerade recht sein. Der Vater war außer sich, schalt Karl einen Flauskopf und Toren und hätte ihn wohl noch am selben Abend windelweich geprügelt, wenn nicht die Mutter so inständig für ihn gebeten hätte.
Und ebendieses Kleinod war Marie eines Tages im See vom Finger gerutscht und funkelnd in die grüne Tiefe gesunken. Karl zögerte keinen Augenblick. Er tauchte und tauchte hinab in die Dunkelheit des Sees, der sich über ihm schloss, als sei er nie geteilt worden. Marie trat unterdessen Wasser und bebte bis in die Zähne. Da schoss Karl wieder hinauf, sprühte glitzernde Tropfen. Er schnaufte und prustete. Und auf dem obersten Glied des kleinen Fingers trug er den Puppenring, der seinerseits das Licht gefangen hatte. Als er mit Marie ans Ufer stieg, weinte sie bitterlich. Er legte ihr den Ring in die zitternde Hand und schloss ihre Finger darum. Da warf sie ihn sogleich in den See zurück, holte aus und warf soweit sie nur konnte. Sie fürchtete so sehr, den Ring abermals zu verlieren. Hier im See würde sie ihn immer sicher wissen. Karl küsste ihren nassen Scheitel. Der See war nun ihre Schatztruhe.
So verbrachten die Geschwister die hellsten Tage des Jahres, an denen es eine Sünde gewesen wäre zu arbeiten. Und nichts in der Welt vermochte sie zu trennen.

Doch eines Tages, es war im Mai, rief Karl sein „Mariechen, Mariechen“. Er wollte ihr etwas zeigen. Sie warf sogleich den Lumpen fort, mit dem sie Sand auf die Dielen scheuerte, und sprang geschwind zu ihm hinaus in die Sonne. Sie bettelte, doch er wollte ihr nichts verraten, zog sie schweigend hinauf zum Bach. Dort sprang er behende auf einen umspülten Findling. Ein junger Baum hatte hier, inmitten des Baches Wurzeln geschlagen und war alsbald von einer Ranke, einem Schmarotzer, umschlungen worden. So war das Bäumchen wulstig und verdreht gewachsen. Marie fand es garstig und krumm. Doch Karl zog sein Beil aus dem Gürtel, hieb den Spross nahe der Wurzel ab und befreite ihn aus seiner drangvollen Umarmung. Nun habe sein Stenz ihn gefunden, erklärte er Marie. Nun wolle er endlich auf die Walz gehen. Zuvor solle Marie ihm jedoch ihren Namen in den Stenz schnitzen, damit er sie in den langen Jahren der Trennung immer bei sich tragen könne. Er führte ihre Hand, denn Marie konnte weder schreiben noch schnitzen. Heiße Tränen rannen ihre Wangen hinab. Karl küsste sie fort. Er müsse doch hinaus aus dem Dorf, müsse sein Glück in der Welt versuchen, würde ihr seidene Bänder und französische Borten senden. Sie möge ihm doch bitte wieder gut sein. All das scherte Marie indes wenig. Sie war untröstlich. Da zog er sie weiter hinauf, zum See, um ihre Schatten zu vertreiben. Als sie bloß im Schlick standen, wehte ein Ostwind über sie hinweg, kräuselte die sonst so stillen Wasser wie die Haut der Geschwister. Karl kraulte, plantschte und pfnauste, überschwänglicher als je zuvor. Doch Marie kroch bald ans Ufer zurück, zog die Beine an die Brust und beobachtete den Bruder, der doch niemals von ihr scheiden sollte. Sie sah ihn kraulen, sah ihn springen und stieben. Sah ihn untergehen. Etwas hatte ihn gepackt und zog ihn unerbittlich in die Tiefe. „Mariechen, Mariechen.“ Sie möge ihm doch bitte den Stenz reichen, damit er sich daran herausziehen könne. „Mariechen, Mariechen.“ Doch Marie saß unbewegt, barg schließlich ihr Gesicht in der Schürze. So harrte sie. Es platschte und spritzte, es rief und bettelte. „Mariechen, Mariechen.“ Und Stille legte sich über den See.
Der Stenz bog sich und ächzte. Marie musste all ihre Kraft aufwenden, bis er schließlich fasernd zerbarst. Sie vergrub ihn gewiss einen Klafter tief im Schlamm.

Von nun an besuchte Marie den See allein. Tagaus tagein saß sie zu seinen Ufern und wisperte mit seinen Wassern. Nicht wenige, die raunten, der Abschied des geliebten Bruders habe ihr den Verstand geraubt. So zogen die Tage und Wochen ins Land, bis eines Abends, es war einer der grimmigsten Winter seit Menschengedenken, März bereits, doch Kälte und Düsternis wollten und wollten nicht weichen, drangen in jeden Winkel der Hütten, woben sich um die Dörfler und verzurrten sie zu gekrümmten Menschenbündeln, an diesem Abend rief der Vater Marie zu sich. Hunger und Gram hatten von seinem Gesicht gezehrt, hatten Furchen und Höhlen geprägt wie im Bett eines versiegten Baches. Sie wisse doch um ihre Lage, die schwindenden Kräfte des Vaters, die Last der Pacht. Die Sendung des Sohnes sei noch immer nicht eingetroffen. So habe er sie als Dienstmagd in die Stadt verdingen müssen. Die Base werde sie abholen, sobald der Pass wieder gangbar sei. Marie nickte folgsam.
Nächtens schlich sie aus der Kammer. Kein Kienspan glomm in der Stube. Bloßfüßig trat sie in den Neuschnee hinaus, bloßfüßig stieg sie zum See hinan. Der Mond stand hoch und voll. Marie betrat den See, hob die tauben Füße nicht an, sondern glitt über sein Eis, bis zur Mitte. Dort sank sie auf die Knie, schob und rieb mit beiden Händen den Schnee vom Eis, schmiegte ihre Wange daran und streckte schließlich alle Glieder von sich. Unter ihrem Atem schmolz das Eis, wurde durchsichtig wie ein Flor. Darunter erblickte sie Karl. Er lächelte und seine Zähne blitzten, wie der Ring, den er auf dem obersten Glied des kleinen Fingers trug. Sie würde sich zu ihrem Schatz hinabtauen. Nichts in der Welt vermochte Marie vom See, nichts in der Welt vermochte sie von Karl zu trennen.

 
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So, zu Schwupsens Original geht es hier lang. Und den Stenz findet ihr hier, bzw. vielleicht findet er euch.
"durchsichtig wie ein Flor" ist ein Zitat aus HC Andersen: Das kleine Maedchen mit den Schwefelhoelzern

 
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Hey feirefiz,

das ist wunderschön. Und schaurig. Und traurig. Und märchenhaft. Und ... also, ich habe so ein bisschen Rubrikneid, ehrlich gesagt. Aber nun gut, es ist eine Copy und soll es auch bleiben.

Tja, fizsche Detailliebe kann man der Geschichte wirklich nicht absprechen und sie ist so voll davon und auch so voll von der Liebe, die Du deinen Figuren entgegenbringst und, ja, ich mag die Geschichte eben. Ich kann und will auch gar nicht mit Kritik kommen, habe eh keine. Und ich habe das Original gelesen. Jawohl, ich habe mich kurz hinter die schwere Tür der Horrorrubrik getraut. Also, ich trag mal so ein paar fizsche Lieblinge zusammen, als Ersatzliste für Kritik :).

Wenn der Vater am Abend zürnte und auf den Tisch hieb, dass die irdenen Schüsseln darauf in die Höhe sprangen,

An diesen Tagen strichen Bruder und Schwester durch mannshohe Sonnenblumenfelder, die flüsterten und wogten, wenn der Wind darüber pfiff.

Ein junger Baum hatte hier, inmitten des Baches Wurzeln geschlagen und war alsbald von einer Ranke, einem Schmarotzer, umschlungen worden. So war das Bäumchen wulstig und verdreht gewachsen. Marie fand es garstig und krumm.

Sie sah ihn kraulen, sah in springen und stieben. Sah ihn untergehen. Etwas hatte ihn gepackt und zog ihn unerbittlich in die Tiefe. „Mariechen, Mariechen.“ Sie möge ihm doch bitte den Stenz reichen, damit er sich daran herausziehen könne. „Mariechen, Mariechen.“ Doch Marie saß unbewegt, barg schließlich ihr Gesicht in der Schürze und knetete ihren Rocksaum. So harrte sie. Es platschte und spritzte, es rief und bettelte. „Mariechen, Mariechen.“ Und Stille legte sich über den unbewegten See.
Der Stenz bog sich und ächzte. Marie musste all ihre Kräfte aufwenden, bis er schließlich fasernd zerbarst. Sie vergrub ihn gewiss einen Klafter tief im Schlamm.

Das ist so furchbar schrecklich schön traurig!

... doch Kälte und Düsternis wollten und wollten nicht weichen, drangen in jeden Winkel der Hütten, woben sich um die Dörfler und verzurrten sie zu gekrümmten Menschenbündeln, ...

Nächtens schlich sie aus der Kammer. Kein Kienspan glomm in der Stube. Bloßfüßig trat sie in den Neuschnee hinaus, bloßfüßig stieg sie zum See hinan. Der Mond stand hoch und voll. Marie betrat den See, hob die tauben Füße nicht an, sondern glitt über das Eis, bis zur Mitte. Dort sank sie auf die Knie, schob und rieb mit beiden Händen den Schnee vom Eis, schmiegte ihre Wange daran und streckte schließlich alle Glieder von sich.

Das geht hier ja zu wie bei Andersen. Oh je, oh weh.

Ja. So kann es gehen, wenn man sich von den Vorlagen frei macht. Glückwunsch!
Und Empfehlung, ist klar.

Beste Grüße Fliege

 

Liebe fiz,

flog dir schon ein Lobgesang unter dein stilvolles Schauermärchen, so kann auch ich dir nur lobsingen, vielleicht in einer anderen Melodie. Meine geliebte Auflistung von Textstellen bleibt aus, weil du diese verträumte Schönheit klar und sauber heraus gearbeitet hast, ich finde nichts, woran mein Auge stolpern könnte. Das „hieb“ vielleicht oder die vielen Adjektive, aber nein, die müssen da stehen, sind auch nicht einfältig und einfallslos, die gehören da hin, stören an keiner Stelle, ohne sie würde etwas fehlen. Ich kenne viele Geschichten, bei denen eine derart beschreibliche Vielfalt total schräg und billig klingt, aber nicht hier. Ein einziges Zitat zu deinem Stil:

Ein junger Baum hatte hier, inmitten des Baches Wurzeln geschlagen und war alsbald von einer Ranke, einem Schmarotzer, umschlungen worden. So war das Bäumchen wulstig und verdreht gewachsen. Marie fand es garstig und krumm. Doch Karl zog ein kleines Beil aus dem Gürtel, hieb den Spross nahe der Wurzel ab und befreite ihn aus seiner drangvollen Umarmung.
Deine Geschichte fließt und ich weiß nicht, an wen mich dieser Stil erinnert, der so natürlich daherkommt, ein bisschen altertümlich auch. Ein Funke Fontane steckt da drin, würde ich behaupten. So ganz ohne Pause, aber nie eilig, liest sich das. Und: „drangvolle Umarmung.“ Das mag ich sehr!

Es ist eine kleine Geschichte, grandios und einfach zugleich mit „Brüderchen und Schwesterchen“ betitelt, eine Erzählung von einem unzertrennlichen Geschwisterpaar und dazwischen eine „Ringparabel“. Lieber liegt der Ring, das sich um den Finger gewundene Gold, am Grunde des Sees, als am Finger selbst – bloß verlieren, bloß weg sein darf er nicht. An der Stelle frag ich mich, ob das der Bruder so leicht wegsteckt, wenn er nach diesem Puppenring taucht und sie den Ring ja doch wieder hineinschmeißt, ein leises Widerwort wäre hier nicht schädlich, glaube ich. Vielleicht versteht der Bruder diesen Akt des Sich-nicht-trennen-könnens als Trennung, der Ring fliegt fort, dabei bleibt er. Der Bruder will sich ja lösen und man sieht in den Dingen, die geschehen, gern die Dinge, die geschehen sollten. Und so ungefährlich, beinah harmlos wird das Schreckliche erzählt. Der Bruder darf nicht von ihr scheiden; und doch lässt sie es zu, als er in der Schatztruhe ertrinkt. Nur fortgehen darf er nicht. Diese kindliche Unschuld – trotzdem kann ich ihr das nicht verzeihen. Eiskalt, wie sie ist, bezweifle ich auch, dass sie zu ihrem Bruder hinabtauen wird.

In ihrer Kürze eine herrliche Erzählung. Dieser subtile Horror in einem glänzenden Stil verpackt.

Hat mir sehr gut gefallen!

Die Schnelligkeit deiner kopierenden und umdichtenden Finger sind auch nicht zu verachten.

Beste Grüße
markus.

PS: Vielleicht später noch etwas zur Kopierleistung.

 
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Hallo Fliege und Markus,

da sag ich erstmal "pfuh!". "Pfuh", weil mir das Schreiben der Geschichte total viel Spass gemacht hat - deshalb gings ja auch so schnell - aber auch, weil so ne Art Geschichten echt immer ne Gratwanderung ist. Da nicht in Kitsch oder peinliches Altertuemeln zu verfallen, ist schwierig. Es ist halt ein Kunstmaerchen und ein Stil-Pastiche, das wird ja nicht generell als Gipfel guten Geschmacks angesehen, wie Neogotik oder son Schoener-Wohnen-Barock. Also vor solchen Vorwuerfen habe ich mich am meisten gefuerchtet, aber vielleicht kommen die ja noch ;)

Und jetzt der Reihe nach:

Frau Fliege

Und ... also, ich habe so ein bisschen Rubrikneid, ehrlich gesagt.
Was meinst Du? Wolltest Du auch eine Horrorvorlage haben? Dann haettest Du doch Phaenotyp kopieren koennen :D

das ist wunderschön. Und schaurig. Und traurig. Und märchenhaft.
Ja, Schoen mit ner Prise Fies, das ist so mein Ding. Ich hab meiner Mutter erzaehlt, dass ich ein Maerchen schreiben will, hat sie nur abgewinkt und gemeint, jaja, mit Fies natuerlich. Als ich noch gemalt habe, waren meine Bilder auch immer so.

Das geht hier ja zu wie bei Andersen. Oh je, oh weh.
Ha, ich hab tatsaechlich an das "Kleine Maedchen mit den Zuendhoelzern" gedacht beim Schreiben. Gelesen hab ich aber erst nachher nochmal. Die Assoziation hatte ich schon bei Schwupsens Einstieg. Ich fand das einfach ein sehr starkes Bild, wie das Maedchen auf dem zugefrorenen See erfriert, auch sehr eindruecklich beschrieben. Deshalb hab ich das als Ausgangspunkt gewaehlt. Ich hoffe auch, die Horrorrubrik hat Dich nicht allzusehr verstoert.

Und vielen lieben Dank fuer die Empfehlung. Da freu ich mich echt drueber. Die zieh ich mir als dickes Fell gegen moegliche Kitschvorwuerfe an :)

Hallo Markus,

Das „hieb“ vielleicht oder die vielen Adjektive, aber nein, die müssen da stehen, sind auch nicht einfältig und einfallslos, die gehören da hin, stören an keiner Stelle, ohne sie würde etwas fehlen. Ich kenne viele Geschichten, bei denen eine derart beschreibliche Vielfalt total schräg und billig klingt, aber nicht hier.
Das freut mich sehr, dass Du das so siehst. Das war naemlich auch sowas, wo ich Bedenken hatte, dass das schlecht ankommen koennte. Es gibt hier im Forum ja starke Vorbehalte gegen Adjektive, die natuerlich auch ihre Gruende haben. Aber man muss das natuerlich flexibel handhaben, je nach Textsorte. Und hier musste es hin, fand ich.

Deine Geschichte fließt und ich weiß nicht, an wen mich dieser Stil erinnert, der so natürlich daherkommt, ein bisschen altertümlich auch. Ein Funke Fontane steckt da drin, würde ich behaupten.
Wenn dann aber ganz ganz tief vergraben. Weiter an der Oberflaeche kommt Zsusa Bank, von der ich mir ganz bewusst abgucken wollte, lange Saetze zu schreiben, die aber unverschachtelt und fluessig zu lesen sind. Fuer das Altertuemliche habe ich mir eine Liste gemacht, mit all den klangvollen, vom Aussterben bedrohten Worten, die ich in meine Normalgeschichten nicht unterbringen kann. Dann hab ich versucht jedes gewoehnliche Wort durch ein besonderes, selteneres zu ersetzen. Mit den Verben habe ich mir am meisten Muehe gegeben. Es ist im Grunde genommen eine Wichsvorlage fuer Leute, die auf unregelmaessige Verben abgehen. :D Das habe ich auch Schwupsens Vorlage zu verdanken, weil sie mich drauf gebracht hat in der dritten Person und im Praeteritum zu erzaehlen. Da klingen die Verben schon ganz anders. Dabei wollte ich es aber eben auch nicht zu gestelzt klingen lassen. Deshalb ist mir das sehr wichtig, dass Du meinst, dass es sich trotzdem fluessig und natuerlich liest.

An der Stelle frag ich mich, ob das der Bruder so leicht wegsteckt, wenn er nach diesem Puppenring taucht und sie den Ring ja doch wieder hineinschmeißt, ein leises Widerwort wäre hier nicht schädlich, glaube ich. Vielleicht versteht der Bruder diesen Akt des Sich-nicht-trennen-könnens als Trennung, der Ring fliegt fort, dabei bleibt er. Der Bruder will sich ja lösen und man sieht in den Dingen, die geschehen, gern die Dinge, die geschehen sollten.
Das hab ich mich auch gefragt. Also ich haette meiner Schwester ja an den Haaren gezogen. Aber dann dachte ich, so einer ist Karl nicht, Karl ist ein Maerchenbruder und Maerchenbrueder duerfen uebermenschlich gut sein. In einer Normalgeschichte waere Karl ne eindimensionale Figur, aber fuer ein Maerchen brauchts solche Typen. Den modernen Aspekt bringt dann eher Marie ein.
Deine tiefenpsychologische Lesart gefaellt mir sehr. Vielleicht werde ich den Text minimal anpassen, damit diese Lesart besser zugelassen wird.

Eiskalt, wie sie ist, bezweifle ich auch, dass sie zu ihrem Bruder hinabtauen wird.
hehe. Es ist immer ein Vergnuegen zu lesen, wie sehr Du Dich in GEschichten hineindenkst und auf ihre Symbolik einlaesst. DA kann sich jeder von Dir Kommentierte nur beschenkt fuehlen.

Vielen Dank Euch beiden,
fiz

 

Ich noch mal.

Was meinst Du? Wolltest Du auch eine Horrorvorlage haben? Dann haettest Du doch Phaenotyp kopieren koennen :D

Nee, das meinte ich nicht. Ich meinte die Kinderrubrik. Mir hat früher das Herz geblutet, wenn gute Jugendgeschichten nicht bei Jugend geparkt wurden. Bei Kindern ist ja noch trauriger, aber es gibt auch keine Geschichte, die da auch passen würden, insofern muss ich da nicht viel traurig sein. Und klar, dass hier ist eine Copy und gehört hier hin, aber ein bisschen Rubrikneid habe ich eben doch.

Ha, ich hab tatsaechlich an das "Kleine Maedchen mit den Zuendhoelzern" gedacht beim Schreiben.

Ich auch beim lesen.

Und vielen lieben Dank fuer die Empfehlung. Da freu ich mich echt drueber. Die zieh ich mir als dickes Fell gegen moegliche Kitschvorwuerfe an :)

Ich weiß nicht. Wer jemals versucht hat ein Märchen zu schreiben, der weiß, wie dünn das Eis ist, über das man geht. Und ein gutes Märchen halte ich für die Königsdisziplin. Danach kommen gute Kindergeschichten und Satiregeschichten. Und dann der Rest. Ist jetzt sicher subjektiv, aber ja, sieht leicht aus, ich finde es sau schwer.

Gute Nacht, Fliege

 

Mann, Mann, Mann ...

vielleicht hätte ich die Runde besser nicht mitmachen sollen, denn fand ich schon Flieges Copy richtig gut, so haut mich das hier fast um. Boah, das ist so dermaßen dicht geschrieben, ich bin wirklich platt. Wie kriegt man denn diesen leicht angestaubten Stil so flutschig hin, ganz großes Kompliment. Der Text war für mich dieser reißende Fluss selbst, hat mich geschnappt, mit sich gezogen und völlig erschöpft irgendwo wieder ausgespuckt. Ich mein, das Ende war natürlich absehbar (das Original habe ich nicht gelesen, bin jetzt aber wild drauf), aber es kommt ja mehr (zumindest für mich) auf das wie an und das finde ich hier echt meisterlich umgesetzt. Wenn da gar nichts anderes mehr im Hinterstübchen abläuft beim Lesen, nur noch die Geschichte da ist, also wow. Das passiert selten, aber das gibt es. Hier war es bei mir zumindest so. Bin da womöglich auch ein leichtes Opfer für, dieses märchenhafte, das Thema, das sind so Sachen, die mich berühren. Kitsch? Der Gedanke kam mir beim Lesen gar nicht. Wahrscheinlich kommt noch wer und pflückt dir das Ding auseinander, derjenige wird sicher recht haben, dass es da noch ne Menge zu feilen gibt (irgendwie ist ja nie irgendwas wirklich fertig), aber will gar nicht nach irgendwelchen Sachen suchen, weil ich die Geschichte so genossen habe. Entweder ploppt mit Kritik beim Lesen auf oder ich bin plötzlich am Ende des Textes und ... gebe einfach mal ein Danke mit auf den Weg, weil ich den Text schlicht und einfach mit Genuss lesen konnte, ohne dass da dieser Nörgler in mir irgendwas findet, das mich rauskickt.

grüßlichst
weltenläufer

 

Hi feirefiz,

nachdem du schon ein paar sehr positive Rückmeldungen bekommen hast, kannst du meinen Leseeindruck bestimmt wegstecken: ich fand's sprachlich derart aufgesetzt und verkünstelt, ich hab gestern drei Anläufe gebraucht, um überhaupt durch den Text zu kommen. Das liest sich, als hättest du absolut jeden Satz krampfhaft auf "alt" getrimmt. Und dir war auch völlig egal, ob die altertümelnden Begriffe und Konstruktionen irgendwie zeitlich und geographisch zusammenpassen oder nicht, egal ob das gerade ein Soziolekt ist oder nicht, eher so ein "oh ja, das klingt alt, das nehm ich". Im ersten Absatz hab ich ncoh gedacht, die Geschichte soll im Heute spielen (wegen Tontaubenschießen und Seidenblumengewinnen), aber wenn man in dem Text auch noch mit Kienspänen die Stube heizt, hmmm, wohl doch nicht. Also ist es wohl eine Phantasiewelt. Okay, natürlich kann man das machen, auch das Erfinden eines eigenen Sprachmixes etc. Aber das trägt eben dazu bei, das ich dachte, der ganze Text ist nur künstlich. Künstlich, nicht kunstvoll. Sätze wie "Häufig lag sie siech" fand ich schon unfreiwillig komisch und musste lachen. Das hat dann natürlich die Atmosphäre für mich kaputtgemacht und ich konnte das Schaurige nicht mehr genießen.
Also Sprache fand ich mies und krampfig, wessen Sprache soll das denn sein? Deine ist es jedenfalls nicht.

Sie warf sogleich den Lumpen fort, mit dem sie Sand auf die Dielen scheuerte,
Wozu sollte man Sand auf die Dielen scheuern? Ist es nicht eher so, dass sie die Dielen mit Sand gescheuert hat?

Marie kroch bald ans Ufer zurück, zog die Beine an die Brust und beobachtete den Bruder, der doch niemals von ihr scheiden sollte. Sie sah ihn kraulen, sah in springen und stieben. Sah ihn untergehen. Etwas hatte ihn gepackt und zog ihn unerbittlich in die Tiefe. „Mariechen, Mariechen.“ Sie möge ihm doch bitte den Stenz reichen, damit er sich daran herausziehen könne. „Mariechen, Mariechen.“ Doch Marie saß unbewegt, barg schließlich ihr Gesicht in der Schürze und knetete ihren Rocksaum. So harrte sie.
Also zwischen den beiden kursiven Stellen hat sie sich irgendwann mal angezogen? Oder war sie mit Rock und Schürze schwimmen?

Gut gefallen hat mir, wie die beiden durch die unterschiedlichen Lieblingsgewässer charakterisiert wurden, wie Karl das schnell dahinfließende, sich verändernde Bächlein mochte, und Mariechen den immer gleichen, stillen, tiefen See.
Und der plot ist auch gut, wie grausam sie da ist, wie sie ihn lieber in ihrer Schatztruhe weiß, als ihren Bruder auf Wanderschaft gehen zu lassen, weg von ihr. Niederträchtiges, eigensüchtiges, böses Mariechen. :)

Also: guter Kern, Umsetzung gefiel mir überhaupt nicht. Ich hätte nicht gedacht, dass ich dir das mal schreibe, normalerweise finde ich deine Sprache ganz große Klasse, aber hier eben, nee, hier war das einfach nur unnatürlich.
Ich hab gerade ein bisschen schlechtes Gewissen, dass ich ausgerechnet hier kommentiere, die meisten anderen deiner Texte (ich glaube, ich kenn alle) aber nicht, und bei den anderen sind so tolle Sachen bei (Rübezahl zB ist einer meiner ganz großen Lieblinge).
Tja, Pech gehabt, der hier ist halt gerade aktuell :schiel:

 
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Hallo Weltenlaeufer,

Wie kriegt man denn diesen leicht angestaubten Stil so flutschig hin, ganz großes Kompliment. Der Text war für mich dieser reißende Fluss selbst, hat mich geschnappt, mit sich gezogen und völlig erschöpft irgendwo wieder ausgespuckt.
Das freut mich natuerlich sehr, dass der Text Dich so gepackt hat. Dass es fuer Dich gerade auch stilistisch nirgends gehakt hat und Du einfach nur lesen konntest. Das finde ich manchmal selbst schade hier im Forum, dass man Texte selten einfach nur geniesst, sondern immer mit einem imaginaeren Rotstift liest. Nicht weil die alle so schlecht waeren, sondern weil man es einfach so gewohnt ist. Umso schoener, wenn es hier fuer Dich anders war.

Ich mein, das Ende war natürlich absehbar (das Original habe ich nicht gelesen, bin jetzt aber wild drauf), aber es kommt ja mehr (zumindest für mich) auf das wie an und das finde ich hier echt meisterlich umgesetzt.
Ja, auf Ueberraschungseffekte kam es mir auch wirklich nicht so an. Eher auf innere Geschlossenheit. Allein durch die Spiegelungen und Andeutungen wird ja vieles vorweggenommen, aber das war mir auch wichtig hier, so als Maerchenmerkmal.

Also vielen Dank fuer Deinen Kommentar und Dein Lob,

fiz

Hey Moechtegern,

da bin ich fast ein bisschen erleichtert, dass der erste, der sagt, dass er die Sprache mies findet, das auf so freundliche Weise tut. Ich kann nicht behaupten, dass mich Deine Kritik ueberrascht (s.o.). Und ich kann dem auch nicht wirklich was entgegensetzen, weil ja letztlich um Geschmackempfinden geht. Wahrscheinlich ist das echt so ein love or hate Ding. Ich mach mich da schon drauf gefasst.
Es ist halt ne Kunstsprache und natuerlich ist die kuenstlich auf alt getrimmt. Krampfhaft wuerd ich nicht sagen, weil ich mich mit der Sprache zu wohl gefuehlt habe - also sie hat sich nicht fremd angefuehlt. Ich denke auch, dass man mich trotz aller Verfremdung darin noch wiedererkennt. Aber was sich fuer den Schreiber muehelos anfuehlt, muss sich fuer den Leser ja nicht muehelos oder schmerzfrei lesen.
Zur Auswahl der Woerter, weil Du sagst so wahllos alt ohne Ruecksicht auf Region und Zeit. Ich haette den Text sehr gerne dialektal gefaerbt - aber das waere noch schlimmer geworden, weil ich echt keinen Dialekt spreche. Deshalb habe ich mich bemueht ueberall Hochdeutsch zu bleiben. Nur beim Pfnausen, da konnte ich nicht anders, das wollte ich unbedingt drinhaben. Ansonsten hab ich drauf geachtet, dass es einfache Worte sind, nichts hochgestochenes, nichts allzu Klischeehaftes wie "holde Maid" oder "mich duenkt". Aber hey, es ist ne Kunstsprache, daran gibt es nichts zu deuteln. Quinn hat ja nebenan, bei Brass, auch sowas archaisch gefaerbtes versucht. Ich fand's spannend, weils fuer mich auch zum Text passte. Aber schwierig ist es ohne Frage. Ich hab fuer diese Geschichte die Sprache so gewaehlt, weil ich eben ein Maerchen haben wollte, mit richtiger Maerchenstimme, weil auch Schwupsens Vorlage in so einer unbestimmten Vorzeit angesiedelt ist. So'n Stil ist dann aber auch immer ne Spur ironisch, man zitiert so Sprechweisen und Topoi - anders kriegt man das als moderner Autor glaub ich nicht hin. Aber ich faende es schade, wenn man solche Experimente gar nicht versuchen wuerde, nur weil es notwendig zu einem artifiziellen Text fuehrt. Aber vielleicht meinst Du das ja auch gar nicht, dass man es gar nicht erst versuchen sollte, sondern nur, dass ich klaeglich am Versuch gescheitert bin :D
Es ist aber nicht so, dass ich Deine Kritik nur zur Kenntnis nehme und die Schultern zucke. Ich werde schon nochmal durchgehen und gucken, wo ich vielleicht zu dick aufgetragen habe, das "siech" rausschmeissen, weil es auch nicht so gut zu "sie" passt. Aber fuer Dich werden so kleine kosmetische Korrekturen es wahrscheinlich nicht mehr rausreissen.

Aber immerhin, der Plot und die Gewaessersymbolik haben Dir gefallen. Das freut mich schon. Und ueber einen Verriss, der in ein umfassendes Lob des Restwerkes muendet, kann man eh nicht so ungluecklich sein.

Also vielen Dank!

fiz

 

Hallo fiz

Wenn ich meine Geschichten hätte sortieren müssen nach der Wahrscheinlichkeit, mit der sie kopiert würden, wäre "Tiefe Wasser" bestimmt ganz weit unten gelandet. Auch wenn mir die Idee dieses Sees nach wie vor gefällt, finde ich meine Umsetzung ... hm, vielleicht ein wenig umständlich :).

Also, erstmal zu deinem Text selbst:

Ich muss zugeben, ich stehe auf Märchen. Ich mag die Geschichten, die Sprache und die Idee, die sie vermitteln. Deine Geschichte hat mich nicht so sehr an ein typisches Märchen erinnert, das mag an dem düsteren Thema liegen und natürlich auch daran, dass ein Happy-End fehlt.

Nichtsdestotrotz, die Sprache hat mir bis auf wenige Ausnahmen sehr gut gefallen. Aber auch hier hatte ich nicht das typische Märchen vor Auge, sondern eher so etwas wie Schlafes Bruder, vielleicht hast du das gelesen, da fand ich die Sprache wunderschön und das spielt auch in etwa derselben Zeit, wie ich diesen Text hier einordnen würde.

Einige Begriffe musste ich googeln, Stelz und auch Walz. Dann bringst du auch immer wieder so Sachen wie

sah in springen und stieben

(ihn)

oder auch

plantschte und pfnauste

was ich zwar nicht kannte, aber auch nicht ergooglet hab, weil ich dir einfach mal glaube dass es diese Worte gibt und ich den Kontext aus dem Zusammenhang erschliessen konnte. Ist vermutlich irgendein Dialekt oder ein inzwischen ausgestorbenes Wort. Bei Schlafes Bruder hab ich auch nicht alles gekannt. Diese Wörter geben dem Text in meinen Augen eine stimmige Atmosphäre.

Sie fürchtete so sehr, den Ring abermals zu verlieren. Hier im See würde sie ihn immer sicher wissen.

Das finde ich eine grandiose Idee, zunächst ist der Einfall zwar abwegig, aber ich finde es nicht unwahrscheinlich, dass ein kleines Mädchen so denkt. Es geht ihr nicht so sehr darum, den Ring am Finger zu tragen, als vielmehr darum, ihn nicht zu verlieren, im Sinne von nicht mehr zu wissen, wo er ist. Dieses Konzept dann auf ihren Bruder anzuwenden, offenbart schon einen psychopatischen Geist. Wenn ich nichts mehr von meinem Bruder habe, soll auch kein anderer etwas von ihm haben - aber im Gegensatz zu allen anderen weiss ich noch, wo er sich aufhält.

Dieser Gedanke kam mir beim Lesen, ganz konsequent umgesetzt habe ich ihn nicht gefunden, weil auch alle anderen wissen, dass er im See ist:

Die Eltern, die Nachbarn, alle im Dorf mieden fortan den See.

Das ist eine Kleinigkeit, besser gefallen hätte es mir hier, wenn sein Verschwinden für die anderen ein Rätsel geblieben wäre.

Das Ende hat mir auch gut gefallen, da greifst du das Bild auf, mit dem meine Geschichte beginnt, das Mädchen auf dem Eis, das in den See hinunterschaut. Im Gegensatz zu meinem Mädchen sieht sie den Ring, ein Gänsehaut-Garant wäre hier noch gewesen, wenn sie den Bruder gesehen hätte. Im Wasser treibende Leichen eigenen sich hervorragend für so etwas, aber mit diesem Bild würdest du aus dem klassischen Märchen-Schema natürlich wieder ausbrechen, und man kann sich als Leser das Bild ja auch selbst denken.

Noch ein paar Textstellen:

Da war ein Geschwisterpaar und nichts in der Welt vermochte es zu trennen.

Dieses "Da war ein Geschwisterpaar... " gefällt mir nicht, es erinnert an eine schlechte Übersetzung des englischen "There was ..." was eigentlich mit "Es gab ..." übersetzt werden müsste. Wenn schon märchenhaft, warum dann nicht gleich "Es war einmal ein Geschwisterpaar ..."

wrang wieder und wieder die Wickel aus und vertrieb die Schatten, die drohten, sie mit sich in die Tiefe zu ziehen.

Ich finde, jedes "sich", das man streichen könnte, sollte man auch streichen. So wie dieses hier.

dass die irdenen Schüsseln darauf in die Höhe sprangen,

"irdenen" finde ich übertrieben, was willst du damit sagen, dass sie aus Erde (Lehm oder so) gemacht sind oder von dieser Welt sind? Würde ich streichen. Ebenso das "darauf".

lachte Karl nur mit seinen weißen Zähnen und sprach,

klingt schräg - man lacht ja nicht mit den Zähnen.

Sie würde sich zu ihrem Schatz hinabtauen.

Das hat mir sehr gut gefallen.

Nun zur Kopierleistung:

Ich hab die Geschichte angefangen zu lesen und hatte bestimmt schon anderthalb Absätze gelesen, da war mir immer noch nicht klar, welche Geschichte eigentlich die Vorlage bildet. Als ich dann deinem Link gefolgt bin, dachte ich echt jetzt?

Die Grundidee meiner Geschichte war ja, dass der See Wünsche erfüllt und gleichzeitig diejenigen, die diesen Wunsch geäussert haben, ins Verderben stürzt. Bei deiner Umsetzung hast du das insofern eingefangen, als dass auch ein Wunsch des Mädchens erfüllt wird: ihr Karl geht nicht weg. Und auch das stürzt das Mädchen letzten Endes ins Verderben, wenn ich mir den letzten Absatz anschaue. Aber während bei meiner Geschichte der See das treibende Element ist - ich erinnere an Novaks Bezeichnung Seevieh :) - ist es bei dir das Mädchen. Ob der See jetzt wirklich "eingreift" oder nur als ausführendes Element von Marie dient, ist für mich nicht ganz klar geworden. Ich sehe es aber eher so, dass Marie hier für den Tod ihres Bruders verantwortlich ist, vor allem auch wegen der Szene mit dem Ring und den Parallelen dann mit ihrem Bruder. Ob sie jetzt noch in irgendeiner Form von dem See manipuliert wurde, kann zwar sein, dafür habe ich aber keinen Anhaltspunkt in deiner Geschichte gefunden.

Nichtsdestotrotz, ich meine das jetzt nicht schlimm oder so. Ist für mich alles im grünen Bereich. Mir gefällt gut, dass wesentliche Punkte übereinstimmen und dass deine Geschichte in gewisser Weise da endet, wo meine beginnt :)

Also insgesamt gesehen hast du dich in meinen Augen an eine eher schwierige Geschichte rangetraut, deren Idee aber kreativ und sprachlich interessant neu ausgearbeitet. Ich habe diesen Text auch deshalb gern gelesen, weil es von dieser Art nicht sehr viele im Forum gibt.

Viele Grüsse,
Schwups

 

Ich nochmal,

Aber vielleicht meinst Du das ja auch gar nicht, dass man es gar nicht erst versuchen sollte, sondern nur, dass ich klaeglich am Versuch gescheitert bin
Ja, ich meine letzteres. Ich will mich nciht hinstellen als jemand, der grundsätzlich gegen solche Experimente ist. Aber hier war es mir echt zu viel, weil ich den Eindruck hatte, absolut jeder Satz sollte extravagant sein.
Ich hatte beim Lesen so ein komisches Gefühl, als hättest du manche Sätze und Wörter durch ein Babelfish-Programm gejagt (Deutsch-Märchen/Märchen-Deutsch) oder sowas. Das hatte ich erst nicht schreiben wollen, weil das zu sehr nach Polemik klingt, aber jetzt muss ich es doch noch schreiben, denn ich hab mir alle Komms durchgeguckt und hab jetzt das gesehen:
Fuer das Altertuemliche habe ich mir eine Liste gemacht, mit all den klangvollen, vom Aussterben bedrohten Worten, die ich in meine Normalgeschichten nicht unterbringen kann. Dann hab ich versucht jedes gewoehnliche Wort durch ein besonderes, selteneres zu ersetzen. Mit den Verben habe ich mir am meisten Muehe gegeben. Es ist im Grunde genommen eine Wichsvorlage fuer Leute, die auf unregelmaessige Verben abgehen.
Da hab ich heftig nickend vor dem Bildschirm gesessen und gedacht: Ja! Genau das ist es, genauso liest sich das!
Ich sach ja: bemüht. Konstruiert. Nicht du. Du hast einen Text von dir genommen und den Vokabel für Vokabel "übersetzt" in was anderes. In ein Konstrukt mit lauter "besonderen" "seltenen" Worten. Also wenn das nciht verkrampft ist, was dann?

Aber ich geb auch gern zu, dass ich nicht das beste Publikum bin für sprachliche Akrobatik.
Ich hab mich auf Quinns Brass auch nur sehr zögerlich eingelassen, wobei der bei mir besser funktioniert hat, weil das Besondere da Satzrhythmus und Melodie waren. Den Wortschatz fand ich erst in zweiter Linie bemerkenswert, und eben nicht so zwanghaft auf besonders und selten gebürstet.
Aber das ist mal ein interessanter Vergleich, Brass und dein Text, darüber werde ich nachdenken.

Naja und letztendlich: Beide Texte haben ja auch ihre glühenden Fans, ist wohl tatsächlich viel Geschmackssache.
Also: nicht kirre machen lassen.

LG, MG

PS: Häufig lag sie siech - für mich störend das doppelte "sie/sie(ch)", aber auch das "häufig/siech". Ich komm aus einer Ecke, wo man "ig" als "ich" liest: "häufich/siech". Also, klingt einfach insgesamt schräg. ;)

 
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Hey Schwups,

freut mich, dass es Dir insgesamt gefallen hat. Freut mich auch, dass Du erst so spaet gerafft hast, welcher Text da eigentlich kopiert werden soll :D Also "Tiefe Wasser" hat mich eben gerade wegen des Seemotivs und der starken Eingangsszene sofort angesprochen. Damit wollte ich unbedingt was machen. Und weil ich ich bin, hab ich da dann immer auch den Anspruch, was recht eigenes draus zu bauen. Ein Motiv, dass ich noch uebernommen habe war das Amulett im See, das Heiligste da reinzuwerfen.

Die Grundidee meiner Geschichte war ja, dass der See Wünsche erfüllt und gleichzeitig diejenigen, die diesen Wunsch geäussert haben, ins Verderben stürzt. Bei deiner Umsetzung hast du das insofern eingefangen, als dass auch ein Wunsch des Mädchens erfüllt wird: ihr Karl geht nicht weg. Und auch das stürzt das Mädchen letzten Endes ins Verderben, wenn ich mir den letzten Absatz anschaue. Aber während bei meiner Geschichte der See das treibende Element ist - ich erinnere an Novaks Bezeichnung Seevieh - ist es bei dir das Mädchen. Ob der See jetzt wirklich "eingreift" oder nur als ausführendes Element von Marie dient, ist für mich nicht ganz klar geworden. Ich sehe es aber eher so, dass Marie hier für den Tod ihres Bruders verantwortlich ist, vor allem auch wegen der Szene mit dem Ring und den Parallelen dann mit ihrem Bruder. Ob sie jetzt noch in irgendeiner Form von dem See manipuliert wurde, kann zwar sein, dafür habe ich aber keinen Anhaltspunkt in deiner Geschichte gefunden.
Mir war es wichtig, dass in meinem Text das Boese nicht so im Uebernatuerlichen verortet wird, sondern in den Figuren ("Das Boese in uns"). Ich hab das auch extra so ein bisschen offen gelassen, ob das ein ganz natuerlicher Ertrinkungstod ist, oder ob es da tatsaechlich etwas gibt, das Karl hinabzieht, weil Marie es sich so wuenscht.

Wenn ich nichts mehr von meinem Bruder habe, soll auch kein anderer etwas von ihm haben - aber im Gegensatz zu allen anderen weiss ich noch, wo er sich aufhält.
Dieser Gedanke kam mir beim Lesen, ganz konsequent umgesetzt habe ich ihn nicht gefunden, weil auch alle anderen wissen, dass er im See ist:
Also in meinem Kopf ging es Marie gar nicht darum, Karl fuer sich allein zu haben, sondern schlicht darum, dass er da ist (wenn auch im See). Deshalb ist es eigentlich nicht wichtig, ob andere auch wissen, wo er liegt.

Im Gegensatz zu meinem Mädchen sieht sie den Ring, ein Gänsehaut-Garant wäre hier noch gewesen, wenn sie den Bruder gesehen hätte. Im Wasser treibende Leichen eigenen sich hervorragend für so etwas
Ich weiss, denn bei Deiner Vorlage hatte ich an dieser Stelle ein Grausen. Fuer meine Geschichte wollte ich es aber ein bisschen stiller - auch der Tod im See ist ja vergleichsweise dezent dargestellt. Ich hatte schon ueberlegt, ob sie Karl sieht, aber wenn, dann haette er sie eh nur angelaechelt - weil das ja gewissermassen Maries Perspektive auf ihn ist. Sie denkt ja nicht ueber ihn als Wasserleiche, sondern einfach als Bruder, der jetzt nur halt im See aufbewahrt wird.

Nichtsdestotrotz, die Sprache hat mir bis auf wenige Ausnahmen sehr gut gefallen. Aber auch hier hatte ich nicht das typische Märchen vor Auge, sondern eher so etwas wie Schlafes Bruder, vielleicht hast du das gelesen, da fand ich die Sprache wunderschön und das spielt auch in etwa derselben Zeit, wie ich diesen Text hier einordnen würde.
Freut mich, dass fuer Dich der Stil gepasst hat. Tatsaechlich habe ich an des Schlafes Bruder gedacht. Aber das ist so ewig her, dass ich den gelesen hab, damals als er halt neu war, und ich konnte mich nur noch daran erinnern, dass es so ne dialektale und altertuemelnde Kunstsprache war, die mir gut gefallen und gruselige Atmosphaere gemacht hat. Aber an die Umsetzung konnte ich mich gar nicht erinnern. Deshalb wollte ich das Buch nochmal auf Amazon kaufen um nachzulesen, aber dann war der Text schon fertig. Genau wie bei dem "Maedchen mit den Schwefelhoelzern". Da bin ich auch erst nach dem Posten zu gekommen, das nochmal nachzulesen.

Einige Begriffe musste ich googeln, Stelz und auch Walz.
Ja, das ist halt Zimmermannsfachsprache. Auf den Stenz bin ich gestossen, als ich Walz recherchiert hab. Den kannte ich auch noch nicht. Aber ich hab mich so gefreut. Was fuer ein tolles Motiv, dachte ich, dass der da so umschlungen waechst und sich sein Herrchen selbst aussucht.

Dieses "Da war ein Geschwisterpaar... " gefällt mir nicht, es erinnert an eine schlechte Übersetzung des englischen "There was ..." was eigentlich mit "Es gab ..." übersetzt werden müsste. Wenn schon märchenhaft, warum dann nicht gleich "Es war einmal ein Geschwisterpaar ..."
Ich wollte halt eine Variante von "es war einmal". Ich hatte, "Es gab einmal" erwogen, aber dann war das Schlichtere mir lieber.
Deine Detailanmerkungen waren sehr hilfreich, hab ich griesstenteils uebernommen. "irdene Gefaesse" sind einfach Toepferware. "irden" fand ich schon als Kind cool. DAs kam im Koenig Drosselbart vor, wo er der oberflaechlichen Tussi immer so in den Verkaufsstand geritten ist. Dann will sie immer tausend Klafter tief im Boden versinken. :D Das wuerd ich ungern rausruecken.


Vielen Dank fuer Deinen Kommentar und natuerlich fuer die inspirierende Vorlage :)

fiz


Hallo Moechtegern,

Ich sach ja: bemüht. Konstruiert. Nicht du. Du hast einen Text von dir genommen und den Vokabel für Vokabel "übersetzt" in was anderes. In ein Konstrukt mit lauter "besonderen" "seltenen" Worten. Also wenn das nciht verkrampft ist, was dann?
Ja, das liest ich von der Beschreibung her vielleicht etwas technisch. Aber vielleicht hast Du einfach auch eine recht romantische Vorstellung davon, wie die anderen Texte, die, die Dir gefallen, einfach so aus mir herausgesprudelt sind. Sind sie naemlich nicht. Wie gesagt war dieser Text im Verhaeltnis einer, mit dem ich mich echt leicht getan habe. Also bei jedem meiner Texte ist es so, dass ich nach dem ersten Schreibdurchgang nochmal druebergehe, versuche mir klar zu werden, in welche Richtung ich eigentlich will und das dann zu verstaerken. Das heisst dann, dass ich mich bei jedem Satz, jedem Wort eigentlich, frage, ob das so zum Ton der Geschichte, zum Erzaehler passt, ob's da nicht was Passenderes gibt. Und jedes Mal frage ich mich auch, ist das neu, ist das originell, kann man da statt eines Standardverbs vielleicht ein besonderes waehlen. Und in diesem Fall war das halt so, dass diese Ueberarbeitung in Richtung eines altetuemlichen Sprachstils ging. Nach Deiner Definition ist mein Schreiben also eigentlich immer "verkrampft" und gesucht. Fuer mich fuehlt sich das, besonders bei diesem Text, nicht so an. Die Sprache war mir nicht fremd. Das ist so ein Rumschrauben, an dem ich generell Spass habe. Also der Prozess hat sich bei diesem Text eigentlich kaum von meinen Standardtexten unterschieden - was natuerlich nicht heissen soll, dass Du das Ergebnis deshalb nicht trotzdem doof finden kannst. Von meiner urspruenglichen Wortliste hab ich dann auch hoechtens 10 Prozent verwenden koennen - das war mehr so zum Einstimmen.
Es war auch nicht so, dass ich den Text einmal normal geschrieben und ihn dann "uebersetzt" haette. Ich hab den so runtergeschrieben und da waren die meisten Archaismen schon drin, weil die mir nahe lagen und ich in der Stimme drin war. Bei der Ueberarbeitung hab ich dann einfach geguckt, steht da noch irgendwo ein klangloses, ein "anachronistisches" Wort, das ich durch ein huebscheres ersetzen koennte. Hab da vielleicht 7 Ersetzungen vorgenommen.
Und weil ich auch in meinen anderen Texten immer nach Worten suche, die ein bisschen besonders sind, gehoeren viele dieser Archaismen auch tatsaechlich zu meinem aktiven Schreibwortschatz: flink, flugs, hurtig, wogen, stieben, lupfen, klimmen, tosen, bersten, zehren, bergen (mag ich besonders). Also fuer mich sind das jetzt keine muehsam herangekarrten Fremdworte, sondern Lieblingsworte, die mir ganz nahe und eigen sind. Es sind auch alles ganz einfache, bescheidene Worte. Hier treten sie natuerlich in einer anderen Frequenz auf, als in meinen anderen Geschichten - das ist wahrscheinlich der Unterschied, der Dich gestoert hat. Dazu kommen ein paar Sachen, die man so in einer modernen Geschichte tatsaechlich nicht untergebracht kriegt: so wie wacker, fueglich, Nachtmahr, Base und eben das vermaledeite siech (Hab ich hier gestrichen, werde es aber aus trotz in die naechste moderne Geschichte einfuegen). Aber von der "Cousine" mochte ich diese Menschen einfach sprechen lassen (seh grad ich hab hier automatisch "mochte" statt "wollte" geschrieben, ist also auch mein aktiver Wortschatz ;)).
Das schreib ich jetzt auch nicht, um Dich umzustimmen, was mir ohnehin nicht gelingen wird, sondern nur um zu sagen, dass der Schreibprozess fuer mich tatsaechlich nicht so gezwungen war, wie das Ergebnis sich fuer Dich liest.
Ich waere auch jedem Kommentator dankbar, der den Finger auf bestimmte Stellen legt und sagt, hier, dieses Wort, das ist zu dick aufgetragen. Also zu so kleinen Aenderungen bin ich bereit, aber der Text wird sicher nie so aussehen, dass er Dir gefaellt. Ich will halt, dass er altertuemlich klingt und schoene altmodische Worte enthaelt, nur moeglichst nicht unfreiwillig komisch oder aufgesetzt.

Ich hab mich auf Quinns Brass auch nur sehr zögerlich eingelassen, wobei der bei mir besser funktioniert hat, weil das Besondere da Satzrhythmus und Melodie waren. Den Wortschatz fand ich erst in zweiter Linie bemerkenswert, und eben nicht so zwanghaft auf besonders und selten gebürstet.
Ja, ich meinte diesen Vergleich auch nur im allgemeinsten Sinne, als Versuch, Sprache so leicht altertuemlich zu toenen. Alles andere, Umsetzung und Intention sind ja grundverschieden. Quinn ironisiert diese Sprechweise auch mehr, denke ich. Wobei fuer mich allein ein Wort wie "wacker" in einem modernen Text auch schon ein Augenzwinkern ist. Und es ist auch sicher so, dass man ueber ungewoehnliche, moeglicherweise gar unbekannte Worte eher stolpert, dass die staerker verfremden, als bestimmte Sprachrhythmen. Aber ich wuerde auch nicht sagen, dass die Archaisierung sich bei mir auf das Vokabular beschraenkt. Ich hab mal spasseshalber versucht, ob ich durch das Ersetzen der "Sonderwoerter" einen Text schaffen koennte, der Dir gefallen wuerde - als Moechtegern Geschenkedition - aber das altertuemliche war tatsaechlich zu tief drin, auch im Sprachduktus, mit den langen Perioden, den indirekten Reden, den Redundanzen. Es ist eben kein normaler Text, in dem ich ein paar alte Woerter verstreut habe. Der ist schon von Grund auf anders geschrieben. Auch inhaltlich uebrigens.
Find ich aber insgesamt ein echt interessantes Diskussionsthema, wie man solche Texte schreiben kann. Was da welchen Effekt hat, wo die Grenzen liegen. Gerade beim Maerchen ist es spannend, denn das ist ja so ne Gattung, die das Stilpastiche schon von anfang an eingeschrieben hat. Also man wird kein Maerchen in schriftlicher Form finden, das irgendwie in einer "natuerlichen" Sprache verfasst ist. Das war ja schon bei den Romantikern so, dass die Kunstmaerchen so auf "naiv, einfach, volkstuemlich" getrimmt haben. Also schon damals waren die fake-altertuemelnd.

Ist uebrigens ne lustige Erfahrung, mal fuer meinen Stil verrissen zu werden. Sonst ist das ja meistens das einzige, was meine spannungsarmen Texte rettet :D

Also danke nochmal fuers Nachtreten ;).

fiz

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo fiz!

Doch immer wieder zog es Karl zu dem murmelnden Bächlein, das weiter im Tal zum Fluss und hinter der Stadt zum reissenden Strom mit verderbenbringenden Untiefen und brodelnden Schnellen wurde, der fremde Königreiche durchfloss und schließlich ins tosende Meer mündete, dort wo große Schiffe ihre Anker lichteten, wo sie Segel setzten, um fremde Kontinente zu erforschen und Welten zu umrunden
Da war es mir doch zu viel. Aber ich gehe davon aus, dass dir das bewusst ist. Du hast drübergelesen, um die Endfassung zu schreiben, wieder und wieder, und du wusstest, jemand wird genau über diese Stelle meckern, aber du hast dich entschieden, es so zu lassen. Warum solltest du also jetzt was rausnehmen, weil ich es zu viel finde? Ich weiß es nicht.

Häufig lag sie krank
hast es schon rausgenommen. Gut so.

Dann zog er die schrundige Hand abermals hervor
Ich lerne in jedem deiner Texte mindestens ein neues Wort. Und meistens sind die echt schön. Hier auch. Danke

Er wollte ihr etwas zeigen. Sie warf sogleich den Lumpen fort, mit dem sie Sand auf die Dielen scheuerte, und sprang geschwind zu ihm hinaus in die Sonne.
geschwind würd ich hier streichen. bzw. lieber ersetzen durch eines deiner originellen Wörter

Nummer 2

pfnauste
Das gibts aber nicht wirklich, das ist dein Wort, oder? Doch: Es gibt das Wort, hab nachgesehen. Trotzdem: Es sieht einfach so was von falsch aus.
ZITAT fiz Ich hatte schon ueberlegt, ob sie Karl sieht, aber wenn, dann haette er sie eh nur angelaechelt - weil das ja gewissermassen Maries Perspektive auf ihn ist.
Das wäre ein wunderbarer Moment für mich gewesen. Gänsehaut. puuh. So muss ich sagen, ich gebe Schwups Recht, ich hab auch gedacht, dass es schöner gewesen wäre, wenn alle Familienmitglieder davaon ausgegangen wären, Karl sei auf der Walz. Dann wüsste nur das Schwesterchen, wie unsinnig das Warten auf seine Rückkehr ist und man hätte noch diesen Film im Kopf, wie sie sich mit diesem Geheimnis fühlen muss. So war ich bisschen enttäuscht, als ich dann las, dass alle den See mieden und so.

Lollek

 

Hey Lollek,

mich deucht, Du drueckst Dich um eine abschliessende Stellungnahme zum Kontroversthema. Aber gut, ich lasse mich auch gerne schonen. :D

Da war es mir doch zu viel. Aber ich gehe davon aus, dass dir das bewusst ist. Du hast drübergelesen, um die Endfassung zu schreiben, wieder und wieder, und du wusstest, jemand wird genau über diese Stelle meckern, aber du hast dich entschieden, es so zu lassen. Warum solltest du also jetzt was rausnehmen, weil ich es zu viel finde? Ich weiß es nicht.
Aeh ja, das heisst bei mir aber nichts. Ich kann hundertmal durch eine Geschichte lesen und dann steht da hinterher trotzdem noch "in" statt "ihn" und doppeltes "fremd". Also kann man ruhig meckern und sagen. Und ich bin in solchen Kleinigkeiten auch meist sehr kompromissbereit. "verderbenbringend" zum Beispiel, das war mir immer schon ein bisschen ein umstaendliches Wort. Das ist jetzt weg. Grundsaetzlich hast Du aber recht, die Adjektivfuelle ist gewollt. Und auch, dass das hier so feststehende Kollokationen sind:maechtige Eiche, murmelndes Baechlein, reissender Strom, tosendes Meer. Wann darf man sowas schonmal ungestraft schreiben? Hier dachte ich, dass solche Verbindungen so das Gefuehl von Vertrautheit erwecken sollten, wie alte Bekannte aus Kindertagen, die man schon ewig nicht mehr gesehen hat.

geschwind würd ich hier streichen. bzw. lieber ersetzen durch eines deiner originellen Wörter
ich finds aber ein schoenes Wort, :shy: so lautmalerisch. Da steckt der flatternde Rock doch schon drin.

Aber hier:

Das wäre ein wunderbarer Moment für mich gewesen. Gänsehaut. puuh.
Guck mal. Ist schon drin. Von meinen eigenen Worten lasse ich mich gerne ueberzeugen. :)

So muss ich sagen, ich gebe Schwups Recht, ich hab auch gedacht, dass es schöner gewesen wäre, wenn alle Familienmitglieder davaon ausgegangen wären, Karl sei auf der Walz. Dann wüsste nur das Schwesterchen, wie unsinnig das Warten auf seine Rückkehr ist und man hätte noch diesen Film im Kopf, wie sie sich mit diesem Geheimnis fühlen muss. So war ich bisschen enttäuscht, als ich dann las, dass alle den See mieden und so.
Also Geheimnis hat sie ja auch so genug, finde ich. So nen kleinen Mord. Dieses Alternativende, dass die anderen nicht Bescheid wissen, ist mir selbst nicht eingefallen. Aber es muss ja auch einen Grund geben, dass der Vater Marie wegschickt. Und dass dieser Grund ausgerechnet der Tod des Bruders und Ausfall des Ernaehrers ist, das schien mir eine ganz schoene tragische Ironie. Aber warte, ich hab da eine Idee...

lg,
fiz

 

Der Mond stand hoch und voll. Marie betrat den See, hob die tauben Füße nicht an, sondern glitt über sein Eis, bis zur Mitte. Dort sank sie auf die Knie, schob und rieb mit beiden Händen den Schnee vom Eis, schmiegte ihre Wange daran und streckte schließlich alle Glieder von sich. Unter dem Eis lächelte Karl zu ihr hinauf. Seine Zähne blitzten, wie der Ring, den er auf dem obersten Glied des kleinen Fingers trug. Sie würde sich zu ihrem Schatz hinabtauen. Nichts in der Welt vermochte sie vom See, nichts in der Welt vermochte sie von Karl zu trennen.
ich würde noch schreiben, wie das Eis langsam von Maries Atem durchsichtiger wird, das hätte doch was, oder? ´Dann sieht sie Karl, sehr schön, wie er lächelt und den Ring trägt,ja, aber ich würde dann schreiben: zu ihren Schätzen hinabtauen. Obwohl, ein Schatz kann ja auch viele Dinge beinhalten mmhh. Auf jeden Fall ist es doch kein Problem, wenn du das Ende ändern willst. Der Versorger ist eben einfach weg, es gibt kein Handy, man weiß nichts.

Ja, ich drücke mich um eine abschließende Stellungnahme. Ich habe noch nicht das Gefühl zum Text gefunden bzw. die Worte zum Gefühl.

Lollek

 
Zuletzt bearbeitet:

ich würde noch schreiben, wie das Eis langsam von Maries Atem durchsichtiger wird, das hätte doch was, oder?
Ja, das waer was. Nehm ich. Voll das Teamwork hier.

Auf jeden Fall ist es doch kein Problem, wenn du das Ende ändern willst. Der Versorger ist eben einfach weg, es gibt kein Handy, man weiß nichts.
Pfff, Lollek, ist doch alles schon laaaaange fertich. Kannst Du in Ruhe lesen und Worte zum Gefuehl entwickeln.

Vielen Dank,
fiz

PS:

Obwohl, ein Schatz kann ja auch viele Dinge beinhalten
Genau. Oder ich geb Moechtegern den Rest und schreib "Hort". :D

PPS: jetzt hab ich von Andersens Zuendholzmaedchen "durchsichtig wie ein Flor" geklaut. Noch ein altertuemlicher Wortstachel :D

 

Heyho feirefiz,

es hat für mich etwa bis zur Mitte des Textes gedauert, bis ich mich an den Stil gewöhnt hatte bzw. bis ich fand, dass er zu der Geschichte passt - so ist das eine hübsche Schauermär. Sind ja auch typische Märchensymbole und Thematik: Fluss/See, Ring, die weite Welt gegen ewige Treue.

Zum Ende hin wird der Text besser für mich. Vielleicht weil sich dann alles zusammen fügt, vielleicht weil der Text am Anfang etwas überlastet ist. Also die Details sind gut und schön getroffen, aber zusammen mit dem Stil hatte ich erst das Gefühl von übertriebener Farbenpracht. Also ein bisschen zuviel Fokus auf die Atmosphäre und zu wenig auf den Fortgang der Geschichte. Aber das meiste wird ja wieder aufgegriffen und daher liegt es vielleicht mehr an mir als der Geschichte. Nur im ersten Absatz, da könnte man dieses Schönlingzeug streichen. Das führt aus der Geschichte raus, da ist mal nicht nur Karl, Marie, die Eltern und die anonyme Welt, sondern da kommen halt "echte" Konkurrentinen. Und die verschwinden halt sang und klanglos wieder. Hier könntest du vielleicht stärker beim Geschwisterpaar bleiben. Nicht das es so schlecht wäre;).

Eines Tages hatte der Bach Karls Mütze mit sich davongetragen.
Das ist super. Hier schwingt die ganze Verlustangst mit, das ganze bedrohliche von fließendem Wasser. Schön danach auch der See als Gegensatz. Wobei ich ja Bäche lieber mag als Seen. :D

Der See war nun ihre Schatztruhe.
Du hast diese Motivwiederholung aus den Märchen wirklich gut getroffen und diese Vertauschung vom guten ins schlechte. Also erst ist es ja eine nette, wenn auch vielleicht auch kindische Idee mit dem Ring im See, aber dann wird's ja angenehm schaurig.

Nichts in der Welt vermochte sie vom See, nichts in der Welt vermochte sie von Karl zu trennen.
Vielleicht etwas viel, du hast das schon oft genung gesagt und sogar den Beweis geliefert. ;)

Ich hab übrigens weder die Originalgeschichte gelesen, noch die anderen Kommentare, kann also sein, dass ich Sachen wiederholt habe und Dinge gelobt, die gar nicht von dir sind. :D

War gut zu lesen.

Gruß,
Kew

 

Hey Kew,

Zum Ende hin wird der Text besser für mich. Vielleicht weil sich dann alles zusammen fügt, vielleicht weil der Text am Anfang etwas überlastet ist. Also die Details sind gut und schön getroffen, aber zusammen mit dem Stil hatte ich erst das Gefühl von übertriebener Farbenpracht. Also ein bisschen zuviel Fokus auf die Atmosphäre und zu wenig auf den Fortgang der Geschichte. Aber das meiste wird ja wieder aufgegriffen und daher liegt es vielleicht mehr an mir als der Geschichte.
Hm ja, ich bin noch am Rumdenken. Andererseits wie gesagt, das wird alles wieder aufgegriffen hinterher. Klar, das weiß man am Anfang noch nicht, wenn man es zum ersten Mal liest. Aber es ist ja auch insgesamt kurz. 2 Seiten. Ich hatte eigentlich das Gefühl, dass da jede Szene ihre Berechtigung hat: Vorstellung der Geschwister, gemeinsame Freude, Fluss vs. See. Und die Trennung dräut ja im Hintergrund. Also da jetzt noch zu kürzen. Puh! Ich schließ es nicht aus. Vielleicht mit etwas mehr Distanz zum Text. Aber im Moment bin ich noch trotzig und denk mir, wenn man nicht mal ne halbe Seite da ne Atmosphäre und ne Figurenkonstellation aufbauen darf ... ;) Aber nee, ist mir schon wichtig, solche Lesereindrücke zu hören.

Nur im ersten Absatz, da könnte man dieses Schönlingzeug streichen. Das führt aus der Geschichte raus, da ist mal nicht nur Karl, Marie, die Eltern und die anonyme Welt, sondern da kommen halt "echte" Konkurrentinen. Und die verschwinden halt sang und klanglos wieder. Hier könntest du vielleicht stärker beim Geschwisterpaar bleiben. Nicht das es so schlecht wäre.
Ich verstehe was Du meinst. Das öffnet den Rahmen da etwas. Und sonst bleibt der sehr eng. Das mit dem Schönling ist mir eigentlich wichtig, weil Karl halt so ein Zimmermannsmärchenprinz sein soll. Ich hab auch ein bisschen an die Brüder Löwenherz gedacht. Der edle, edle Jonathan mit seinen geraden Beiden und der kleine, kränkliche Krümelkarl. Ich wollte auch schon so ein bisschen andeuten, dass da die Trennung droht. Ist ja eh schon durch das Beschwören der Unzertrennlichkeit din. Aber ich dachte mir, wenn er da so von den Dorfmädchen bestaunt wird, fragt man sich vielleicht, wie lange es noch Marie sein wird, der er die Blumen ins Haar flicht. Und dann kommt die Kränklichkeit von Marie. Der Leser sollte halt ahnen, dass diese Gemeinsamkeit da gefährdet ist. Dass sich Krankheit und Mädchen letztendlich als falsche Fährten entpuppen, hmm. Muss ich noch drüber nachdenken, ob mich das stört.

Vielleicht etwas viel, du hast das schon oft genung gesagt und sogar den Beweis geliefert.
Ich weiß. Aber ich wollte gerne diese Schleife zum Beginn. Und dieses Wiederholen ist für mich auch sowas Märchenhaftes. Da würd ichs sonst eher in der Mitte irgendwo rausnehmen. Ich guck mal.

Das ist super. Hier schwingt die ganze Verlustangst mit, das ganze bedrohliche von fließendem Wasser. Schön danach auch der See als Gegensatz. Wobei ich ja Bäche lieber mag als Seen.
Ja, so war's gedacht. Ich mag Bäche auch lieber :)

Ich hab übrigens weder die Originalgeschichte gelesen, noch die anderen Kommentare, kann also sein, dass ich Sachen wiederholt habe und Dinge gelobt, die gar nicht von dir sind.
Nein nein, die Geschichte ist schon recht weit vom Original entfernt. Kann man auch selbstständig lesen.

Vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich denk da noch drüber nach.

lg,
fiz

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe feirefiz,

ich gebe zu, ich bin ein wenig zwiegespalten, was den Text betrifft.

Ich war nicht sofort drin in der Geschichte. Es hat ein bisschen gedauert, bis ich mich sprachlich darauf eingelassen habe. Nach ungefähr einem Drittel hattest du mich aber, und ab da konnte ich die Sprachmelodie der Geschichte durchaus genießen.

Was mir sofort gut gefallen hat, ist die Geschichte. Eine altmodische, poetische Schauermär, die sich toll am Langenfeuer einer Berghütte erzählen lässt. Die Handlung der Geschichte ist in ihrer klare Einfachheit wirklich schön.

Zusammen gesetzt ergeben altertümliche Spache und Story durchaus ein rundes Bild ab.
Kompliment dafür...

Aber... ;) (ja, ja, ein aber kommt auch...)

...merkwürdigerweise ist es genau, dass was mich stört. Ich glaube, der Text hätte anders erzählt mehr Potenzial als Geschichte.
Die altertümliche, konsequent beibehaltene (Respekt dafür), durchaus beeidruckende Sprache überdeckt für meinen Geschmack zu sehr den Inhalt.
Die schöne Farbe (toll anzusehen) übertüncht den eigentlichen Kern, das Herz. Ich kann es gerade nicht anders ausdrücken, aber ich würde mir wirklich wünschen, wenn du mit dir selbst noch einmal ein Copywrite machst, und die Geschichte anders erzählst.
Es muss gar nicht unbedingt neumodischer, moderner sein, aber vielleicht ein kleines bisschen weniger distanziert vielleicht - aus einer anderen Erzählperspektive.

Ich möchte betonen, dass ich hier auf wirklich hohem Niveau jammere, die Geschichte ist absolut lesenswert, so wie sie ist.
Aber vielleicht weißt du, was ich sagen will... ;)

Ein paar Kleinigkeiten noch:

Sie war von zarter Statur, so zart, dass sie häufig fieberte und von Nachtmahren geplagt wurde.
Den Satz enpfinde ich als unrund. Die zarte Statur rechtfertigt das Fiebern, aber nicht die Alpträume. Wäre schlüssiger, wenn sie zart von Statur und Gemüt wäre...

...und „Mariechen, Mariechen“ rief, liess Marie das Flickzeug fallen
trotz Rechtschreibreform muss es ließ heißen...

Wenn der Vater am Abend zürnte und auf den Tisch hieb, dass der irdenen Krug darauf in die Höhe sprangen,...
ich gebe zu, es klingt altertümlich ;), aber entweder müssen es mehrere Krüge sein, oder es sprang nur einer

und hinter der Stadt zum reissenden Strom mit Untiefen
reißenden... oder ist es Konzept, dass du kein ß benutzt... weil altertümlicher (und irgendwie ja auch neumodischer) :p

Dort bauten sie dem Ratsherren ein prächtiges Haus,
ich würde dem Ratherrn schreiben, alos das e weglassen (ist bloß ne Kleinigkeit)

Dort sprang er behende auf einen umspülten Findling
Das ist sprachlich in dieser Geschichte wirklich witzig, weil es nach alter Rechtsschreibung wirklich behende heißt,und der Text soll ja alt wirken... wenn du es nach neuer Rechtschreibung richtig haben willst, muss es allerdings behände heißen.


Sehr gern gelesen.

LG svg

 

Hallo svg,

freut mich, dass Du schliesslich doch noch reingefunden hast.

Ich glaube, der Text hätte anders erzählt mehr Potenzial als Geschichte.
Die altertümliche, konsequent beibehaltene (Respekt dafür), durchaus beeidruckende Sprache überdeckt für meinen Geschmack zu sehr den Inhalt.
Die schöne Farbe (toll anzusehen) übertüncht den eigentlichen Kern, das Herz. Ich kann es gerade nicht anders ausdrücken, aber ich würde mir wirklich wünschen, wenn du mit dir selbst noch einmal ein Copywrite machst, und die Geschichte anders erzählst.
Es muss gar nicht unbedingt neumodischer, moderner sein, aber vielleicht ein kleines bisschen weniger distanziert vielleicht - aus einer anderen Erzählperspektive.
Also fuer mich war es gerade der Reiz, da maerchenhaften Inhalt und altertuemliche Sprache so aufeinander abzustimmen. Ich hatte ja angefangen in so einem normaleren Fizton aus der Sicht des Maedchens zu schreiben. Und das hat mich dann echt gelangweilt. Ein weiterer Grund war, dass ich gerade diese Distanz in der Erzaehlperspektive haben wollte, um die maerchenhafte Einfachheit der Geschichte nicht zu stoeren. Also ich wollte eben nicht Figureninnensicht und Psychologie und den ganzen Krams, der mir sonst immer so wichtig ist.
Also weniger Farbe, mehr Kargheit, damit koennte ich mich noch eher anfreunden als mit weniger Distanz.
Es ist ja auch ein Experiment, in gewissem Sinne. Da ist immer die Gefahr, dass der Autor das mehr geniesst als der Leser. Moechtegern meinte ja auch, er findet meinen Stil sonst immer gut nur hier nicht. Aus meiner Perspektive ist es aber auch so, dass ich mal was Neues ausprobieren will, auf die Gefahr hin, dass es bei vielen nicht so gut ankommt, wie das erprobte Zeugs. Und wenn dann dabei ein Text rauskommt, wo der Leser erstmal stutzt, weil es ihm fremd ist, und er sich dann reinfindet und auch mag, ist es fuer mich eigentlich schon gut gelaufen. Und ich freu mich auch, wenn Schwups sagt, dass es auf jeden Fall ein Text ist, der fuer das Forum ungewoehnlich ist. Da nehm ich dann auch in Kauf, dass einige sich dran stossen.
Also an den Einzelheiten der Umsetzung feile ich weiter, aber die Kopie aus einer anderen Perspektive ueberlasse ich einem zukuenftigen Copywrite-Partner.

Zu den Kleinigkeiten:

Den Satz enpfinde ich als unrund. Die zarte Statur rechtfertigt das Fiebern, aber nicht die Alpträume.
Ich hatte mir das so gedacht, dass das Fieber die Albtraeume rechtfertigt.

reißenenden... oder ist es Konzept, dass du kein ß benutzt... weil altertümlicher (und irgendwie ja auch neumodischer)
Nee, das hat den ganz pragmatischen Grund, dass ich auf einer umlautlosen Tastatur schreibe und mich da so dran gewoehnt hab, obwohl ich Word zum schreiben auf Deutsch umstelle.

wenn du es nach neuer Rechtschreibung richtig haben willst, muss es allerdings behände heißen.
Nee, dann nehm ichs lieber raus. Das sieht ja garstig aus.

Vielen Dank fuer Deinen Kommentar. Auch wenn ich da ein bisschen stur bleibe, ich nehm das alles auf und es wirkt in mir.

lg,
fiz

 

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