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Mundart als literarisches Mittel

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16.06.2002
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Mundart als literarisches Mittel

Seavas meine liabn Havara vom Forum!

Ich wollte nur eine Diskussion bezüglich Mundart als literarisches Ausdrucksmittel lostreten. Wie haltet Ihr es eigentlich damit?

Verwenden wir Mundart nur, um einen gewissen Menschentypus zu karikieren, also eine Art kabaretistischen Text zu schreiben, oder ist es tatsächlich eine Möglichkeit sich literarisch auszudrücken.

Ich habe mir überlegt, zu versuchen, eine Erzählung rein in Mundart zu schreiben, da ich der Ansicht bin, daß die Mundart eine grundlegende kulturelle Wurzel des Individuums darstellt, die es verdient gepflegt zu werden, auch in Schriftform.

Natürlich hat dann der Text nur für eine bestimmte Region Bedeutung. Denkt Ihr andereseits nicht auch, daß jener, der seine kulturellen Wurzeln kennt, sich damit beschäftigt, und daher sich seiner selbst bewußter ist, dann offener und respektvoller anderen, fremden, Kulturkreisen gegenübertritt?

Oder denkt Ihr, daß das in Scheuklappenpatriotismus münden kann!

Sollten Autoren sich in einer Zeit der globalen Amerikanisierung mehr den regionalen kulutrellen Wurzeln zuwenden, sie versuchen intensiver zu pflegen, um sie zu bewahren?

Meiner Ansicht nach, sollten wir uns diesen Fragen stellen. Ich habe mir in letzter Zeit viele Gedanken darüber gemacht. Die Vielfalt innerhalb der Deutschen Sprache emfinde ich persönlich als ausgesprochen faszinierend, als erhaltenswert.

Ich habe das Gefühl, daß das zunehmende Auftreten von Rassismus in ganz Europa darauf zurückzuführen sein könnte, daß viele Menschen Angst davor haben, ihre Wurzeln zu verlieren, und daß man mit der vermehrten Zuwendung zur Mundart in der Literatur einen Beitrag dazu leisten kann, sie zu erhalten, um der kulturellen Entwurzelung entgegenzuwirken. Jemand, der selbstbewußt seine Kultur pflegt, sie als schön und erhaltenswert empfindet, hat es nicht notwendig, aus einem Minderwertigkeitsgefühl heraus, andere Menschen aufgrund ihres Andersseins abzulehnen. Im Gegenteil, aus diesem kulturellen Selbstbewußtsein, kann er dann dem anderen mit ehrlicher Neugier und Respekt begegnen.

Das ist halt meine Theorie. Würde mich interessieren, was Ihr davon haltet.

auf eine angeregte Diskussion freut sich

Echnaton

 

Dazu ein kurzer Auszug aus den Regeln zum Geschichten veröffentlichen:

Geschichten bitte ausschließlich auf Deutsch (wobei wir hiervon natürlich deutsche Dialekte nicht ausschließen).
Das Problem ist, dass derartige Geschichten oft nur von einer Minderheit zu verstehen sind, speziell deutschsprachige Dialekte (also nicht "deutsche Dialekte). Wir tun uns wesentlich leichter, sächsisch, bayerisch oder hessisch zu verstehen, als zB österreichisch [darauf sprichst Du ja sicher am ehesten an]).
Deswegen gibt es die Regel, dass eigentlich Dialekte aus unseren Nachbarländern eher nicht verwendet werden sollen. Hat nichts mit Patriotismus oder Rassismus zu tun (wer mich kennt, weiss das auch), sondern ganz simpel mit Sprachbarrieren, die auch eher nicht abgebaut werden können.

 

Oh Webmaster!

Aber darüber diskutieren wird man ja darüber dürfen! Ich verpreche hoch und heilig, es mit Mundart nicht zu übertreiben! Ehrenwort! Ich habe das Diskussionsthema nicht als rein östrerreichisches angerissen, sondern allgemein. Ich delektiere mich im Freundeskreis hier auch an der Berliner Schnauze und kann nicht genug davon kriegen!

nichts für ungut!

Echnaton

 

Dafür gibt's ja jetzt "Experimente". Die dortige Mundartgeschichte ist zwar zu verstehen, aber schwer zu lesen.
Ich persönliche finde Mundarten, gleich welcher Art ziemlich interessant, aber mehr als eine kurze Glosse würde ich nicht lesen wollen. Eine durchschnittlich lange kg auf österreischich auf keinen Fall. Da würde in meinem Kopf von der story nicht viel übrig bleiben, weil ich so sehr auf die Sprache achten müßte.

Prinzipiell interessiert es mich aber schon, vor allem Jiddisch (ok, das schreibt man anders, oder?). Auch ein holländischer Text kann sehr interessant zu lesen sein, weil es auch nicht viel mehr als ein deutscher Dialekt ist. Jedenfalls ist es für mich - geschrieben - genauso verständlich wie Schweizerdeutsch.

Das einzige Problem sehe ich in lächerlichen Dialekten. Wie man die objektiv definieren kann, weiß ich nicht, aber die Erfahrung zeigt, daß die meisten Menschen da ähnliches empfinden. Die drei grausamsten Dialekte (gesprochen) in Reihenfolge: Sächsich, Schweitzerdeutsch, Schwäbisch. Einen Text oder Vortrag in diesen Dialekten könnte ich niemals ernst nehmen. Vielmehr würd' ich nur noch vor Lachen am Boden liegen.
Beim Österreischichen oder Saarländischen hab' ich dagegen gar keine Probleme. Hört sich seltsam an, auch lustig, aber nicht lächerlich.

Woran das liegt, weiß ich nicht, aber jemand der in Dialekten schreibt, kann nicht viel mehr machen als Satiren. Alles andere paßt nicht, besonders bei den drei aufgezählten Totlachdialekten.

 
Zuletzt bearbeitet:

Auch ein holländischer Text kann sehr interessant zu lesen sein,
Gebrauchsanleitungen les ich prinzipiell auf Holländisch. Ist viel lustiger! :)

Und was das Wienerische betrifft, ist es doch eh klar, daß nicht oft jemand in dem Dialekt schreibt, aus den von Falk erwähnten Gründen. Ein ernster Text in Wienerisch wäre unernst. Und wir Wiener sind doch alle sehr ernst - zumindest in den Geschichten... meistens...;)

 

Die drei grausamsten Dialekte (gesprochen) in Reihenfolge: Sächsich, Schweitzerdeutsch, Schwäbisch. Einen Text oder Vortrag in diesen Dialekten könnte ich niemals ernst nehmen. Vielmehr würd' ich nur noch vor Lachen am Boden liegen.
Boah... Wat für ne idiotische Aussage! :xxlmad: Das nehme ich persönlich und verteidige hiermit meine geliebten Großeltern! :ak47:

 

ad Falk: meiner Ansicht nach gibt es keine lächerlichen Dialekte. Sächsisch kenn ich ehrlich gesagt nicht. Schwäbisch find ich total süß! Sympathisch. Schwitzerdütsch finde ich interessant, auch wenn ich es kaum verstehe wenn es schnell gesprochen wird. Da bin ich in Zürich öfters danebengestanden. Wenn Dich Jiddish interessiert, erkundige Dich ob es in Deiner Stadt nicht einen Kurs gibt. Hier in Wien kann man das am jüdischen Bildungsinstitut lernen, ist Teil der Österr. Volkshochschulen. Das gibt es in Deutschland sicher auch! Da mußt Du allerdings das hebräische Alphabet lernen, was am Anfang zwar nicht schwer ist, hat auch nur 22 Buchstaben, 24 mit den Soffits, den Schlußformen! Allerdings gilt Jiddish als eigene Sprache. Ich hab mit Hebräisch begonnen und dann, aus Zeitmangel, das Handtuch geworfen. Ist sehr schwierig zu erlenen, zumal es eine semitische Sprache ist und gänzlich andere Strukturen aufweist, als unsere indogermanischen Sprachen. Du mußt z.B. Verben femminin und maskulin konjugieren, z. B ani medaber (ich lerne, das sagt ein Mann) ani medaberet (ich lerne, das sagt eine Frau) und so geht's munter weiter. Vor allem bei dem nicht unbedeutenden Satz "ich liebe Dich!" Mußt Du höllisch aufpassen, damit Du nicht die falschen Formern erwischst, da könnte es zu peinlichen Situationen kommen. Ahäm! Ferner kennt das Hebräische Alphabet keine Vokale, was die Sache auch nicht erleichtert.

ad Häferl: wer hat in Wien schon jemals etwas wirklich ernst gemeint - kuderlachprust! Mag sein, daß der Dialekt nur zu humoristischen, satirischen kabaretistischen Texten geeignet ist. Vielleicht noch zur Lyrik (H.C. Artmann). In Dialogen. Drahts den Regan o, i wü heit fuatgeh!

 

@Echnaton
Soweit mir bekannt, ist das Jiddische eine germanische Sprache, und müßte somit eine ähnliche Struktur wie das Deutsche haben. Ich glaube, wir meinen da etwas unterschiedliches! Mir geht es da eher um diesen deutschen Dialekt, seltsame Wörter und komischer Satzbau, aber immer noch deutsch. So wie die "Rabbis" in "Snatch", falls du den Film kennst.

@Häferl
Stimmt, Gebrauchsanweisungen und Packungsaufschriften (am liebsten die Zutatenliste) lesen sich klasse auf holländisch. Das seltsame ist bloß, daß du einen Holländer nie verstehen wirst, wenn er spricht. Das ist nur noch Kauderwelsch. Umgekehrt funktioniert es seltsamerweise. Jeder Holländer, auch die, die nicht Deutsch gelernt haben, versteht dich als Deutschen so halbwegs. Seltsam.

@Ponch
Tut mir Leid für deine Großeltern, aber mach' dir nix draus, mein Vater kommt aus Dresden! :D
Schau dir nur mal einschlägige Comedysendungen an. Die Dialekte in den Sketchen sind fast immer die genannten drei. Ist einfach viel komischer als langweiliges Rheinhessisch :)

@Kris
Was ist Allemanisch? Also, wo spricht man das? Und wie hört sich das an?

 

Nur ganz kurz meinen Senf zu der Diskussion:
Gegen wienerischen Dialekt habe ich nichts, verstehe keine einzige Mundart und lese solche Texte deswegen sowieso nicht. :D
Aber wo wird dann die Grenze gezogen? Sind dann alle deutschsprachigen oder -ähnlichen Dialekte ok? Auch skandinavische Sprachen kann man gelesen recht gut verstehen.
Ich meine, wenn Wienerisch in Ordnung geht, müssten eigentlich auch alle Schweizer und Österreicher Mundarten in das Regelwerk integriert werden. Dann ist es zum Niederländischen und Dänischen auch nicht mehr weit.

Ich denke zwar nicht, dass wir in Zukunft dann mit solchen Geschichten überschwemmt werden würden, aber trotzdem ist es schwer eine klare Grenze zu ziehen.
Daher ziemlich verständlich, dass momentan nur Dialekte aus Deutschland ok sind.

Ugh

 

Ich meine, wenn Wienerisch in Ordnung geht, müssten eigentlich auch alle Schweizer und Österreicher Mundarten in das Regelwerk integriert werden. Dann ist es zum Niederländischen und Dänischen auch nicht mehr weit.
Danke, jetzt brauche ich das ja nicht mehr zu schreiben. Genau aus diesem Grunde gilt die Regel weiterhin. Von mir aus kann gern mal die eine odere andere Geschichte in "nachbarländischem Dialekt" (und damit meine ich nicht polnisch, französisch usw.) in Experimente veröffentlicht werden. Aus den "normalen" Rubriken werden diese Geschichten bitte weiterhin herausgehalten.

Ihr könnt gern weiter darüber diskutieren, ist kein Problem, aber meine Entscheidung ist hiermit gefallen und gilt. (Außer Heiko ist völlig gegensätzlicher Meinung und wir diskutieren das doch noch)

Nix für ungut, aber es wäre sonst unfair anderen Dialekten gegenüber, die dann wirklich nur noch zwei Leute verstehen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Also dann hat es ja doch Sinn, weiterzudiskutieren, denn wenn Heiko... ;)

Ich denke, es sollte sich doch nach einer gewissen Mehrheit richten. Es ist ja nicht so, daß gerade viele Finnen oder auch nur Schweizer da wären, aber es sind viele Österreicher hier, insbesondere viele Wiener und Oberösterreicher, was das Argument ad absurdum führt. Es gibt viele Leser auf kg.de, die es verstehen.

 

Susi: nein, Deine Argumentation ist falsch. Es heisst kurzgeschichten.de. Dann könnte ich auch sagen: 80% der User auf kg.de können gut englisch, also lassen wir auch englische Geschichten zu.
Abgelehnt. Die Geschichten bleiben aus den normalen Rubriken raus!

Aber mir ist gerade etwas eingefallen, was ich morgen einrichten werde:

Es wird eine Rubrik "Mundart" geben, in der alle deutschsprachigen Dialekte, also auch österreichisch, verwendet werden dürfen. Ich denke, das ist ein fairer Kompromiss.

 

Kannst Du Dich noch an die Schweizer Invasion erinnern? ;)
Und jetzt mal ganz blöd ausgedrückt: Wenn die Ösis unbedingt österreichische Geschichten veröffentlichen wollen, es gibt doch sicher auch Literaturseiten mit der Endung .at, oder?

Ugh

 

Jup, kurzgeschichten.at

 

Hehe, wer soll denn diese Rubrik moderieren??? Also ich nicht...

 

Wenn ich die Argumente aus diesem Thread (Was wir wollen und sollen) vonwegen Sprachen vermischen sich usw., mit den Argumenten hier gegenüberstelle, kann ich mich nur am Kopf kratzen...

 

Ähm, nach Lesen der vorigen Seite nix mehr... :)

Las nur von ...at, und dachte, Mirko will uns auf eine österreichische Seite verweisen... (hatte vorhin nicht die Zeit, alles nachzulesen, sorry)

 

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