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Cajun

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08.01.2002
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Cajun

Krachend zerbrach der gefrorene Block Alligatorenfleisch auf der Holzkante des Tresens. Er zerteilte sich in mehrere Stücke, die in der schwülen Hitze des Saloons langsam über das blank gescheuerte Holz rutschten. Bevor sie vom Tisch fallen konnten, wurden sie geschwind in eine Schüssel geschoben.

"Du wirst nochmal eines Tages das ganze Mobiliar zertrümmern", bemerkte Jim, der an dem Tresen auf einem hohen,wackeligen Holzhocker sitzend träge zusah. Sein massiger Hintern ragte prall über die Ränder der Sitzfläche. Die Jeans war so weit nach unten verrutscht, dass sie einen Blick auf seinen speckbepackten Rücken bis hin zur Poritze freigab.

Maman Lafitte lachte heiser krächzend und wischte sich mit dem grauen Lappen, mit dem sie eben noch den Tresen getrocknet hatte, den glänzenden Schweiß von ihrer braunen Stirn.

"Jimmyboy, die Leute erwarten ihren Gatorburger mit nem richtigen Stück Alligator dazwischen und nicht diese Hundekacke von durchgemahlenem Bröselfleisch. Alligator schmeckt nur, wenn er angefroren gebraten wird."


Jim rutschte auf seinem Hocker unbehaglich hin und her bis er ihn steifbeinig verließ, um sich rechts am Tresen vorbei durch eine quietschende Holztür zum Klo zu begeben.
Hinter dem Haus schwoll ohrenbetäubender Lärm an, als wollte jemand das Blockhaus mit der Kettensäge zerlegen.
"Das wird Marvin sein, ich höre seinen Hund kläffen", sagte Jim vom Klo zurückgekehrt.
Er ruckelte sein Hosenbund zurecht und bewegte sich unschlüssig in Richtung Tresen. Dann steuerte er in watschelndem Gang den hinteren Teil des Blockhauses an.
Maman Lafitte folgte ihm und öffnete eine Holztür, die zu einem hinter dem Haus liegenden Bootssteg hinaus führte.
Vor ihnen breitete sich die Sumpflandschaft des Blackfork Bayou aus. Eine schwarze, glatte Wasserfläche, aus der Mangrovenwurzeln und zersplitterte Baumstümpfe ragten.
Das Gebiet war durchsetzt von schilfbewucherten versteckten Kanälen und größeren Tümpeln, an deren Ufern die kahlen mit Spanish Moss behangenen Bäume aussahen, als seien sie die Kulisse für einen Horrorfilm.
"Bonjour Maman", grinste Marvin schelmisch, der breitbeinig in seinem flachen Airboat stand. Die Rotorblätter am Bootsheck drehten sich langsamer werdend in dem metallenen Käfig. Ein weißes Stück Flokati wuselte auf dem Holzsteg lautstark kläffend hin und her.
"Bob, zurück ins Boot und Platz!", übertönte Marvins Stimme das Gebell, das daraufhin für zwei Sekunden aufhörte, um dann unbeirrt fortzufahren. Marvins rechter Arm langte in den Flokati und zog ihn ins Boot. In das Gewinsel fuhr ein deutliches "Aus!" und auf der Stelle war es ruhig.

"Hat ein Opossum bei dir am Haus gerochen, sonst dreht er nicht so auf", kommentierte Marvin, während sein muskulöser Arm das Fellbündel fest im Griff hatte.
"Schau her, Maman, was ich dir mitgebracht hab, der schwamm mir direkt vor den Bug."
"Jesses Marvin, der hat ja Ausmaße, was soll ich mit so einem Riesenalligator? Der ist doch nur zäh."
Die vordere Hälfte des flachen Blechbootes war ausgefüllt mit dem riesigen Leib eines schlammigdunklen Alligators, der halb gekrümmt auf der Seite liegend den Blick auf seinen schmutzig weißen Bauch frei gab. Seine spitzen Zähne bleckten seitlich heraus und die wuchtigen Pranken befanden sich direkt vor Marvins Füßen.

"Macht nichts, Maman, ich zerleg ihn dir in kleine Stücke, machst wieder deinen berühmten Alligator-Jamba draus und mach ihn schön scharf. Jim und ich mögen es scharf, nicht wahr, Jim?"
Marvins Gesicht verzog sich zu einem vieldeutigen Grinsen. Jim blickte prüfend auf den Alligator.
„Solche Biester gibt es nur im Little Caillou Creek, Jack’s Gebiet. Bist du dort gewesen?"
Marvin bleckte die Zähne. "Und wenn?"
"Jesses, Marvin, du handelst uns allen einen Haufen Ärger ein, wenn das einer aus Jack’s Creek ist", schalt Maman Lafitte, während sie Marvin verschwörerisch zuzwinkerte und anfing, zu kichern.
"Dies ist ein freies Land, Maman", Marvin schob schmunzelnd seine Baseballkappe nach hinten, "wir Akadier haben keine Grenzen."

Marvin griff hinter sich und wuchtete einen Akkordeonkasten aus dem Boot.
"Nimm das mit rein, Jim, ich fahr den Alligator zerlegen und komme dann wieder."
Jim steckte seine Hand in den Ledergriff des Kastens und hob ihn an.
"Okay, bis nachher, Marv, sei pünktlich zum fais dodo."

Marvin startete den Motor, die Propeller begangen sich zu drehen. Maman Lafitte beeilte sich, zur Tür zu gelangen, da der aufbrausende Winddruck ihren Rock und die Schürze aufgeplustert und hochgeschlagen hatte.
Sie prallte gegen einen Mann, der breitbeinig in der Tür stand und finster dem davon brausenden
Blechboot nachschaute.
Seine in schwarzes Leder gekleidete Gestalt überragte Maman um Kopfeslänge und sein pechdunkles Haar hatte er zu einem Zopf zusammengebunden, was ihm das Aussehen eines Indianers verlieh.

"War das Marvin mit einem Alligator?" Sein Blick fixierte einen Punkt in den Sümpfen, als könnte er dort die Antwort lesen.
"Jesses, die Gatorburger, ich muss mich sputen, um sechs ist die Hölle los", krächzte Maman Lafitte und zwängte sich an ihm vorbei, um in den Saloon zu gelangen. Die braune Hautfarbe ihrer kreolischen Abstammung verhinderte, dass man sehen konnte, wie ihr Gesicht rot anlief.

"Hi, Jack", beladen mit dem Akkordeonkoffer, den Jim mit beiden Händen angepackt und wie einen Schild vor seinen massigen Bauch gehoben hatte, schob er sich durch die Tür, so dass Jack beiseite treten musste.
"Tag, Jim. Das ist Marvins Akkordeon?" Jacks Gesichtsmuskeln spannten sich an.
"Ja", antwortete Jim, ohne eine Miene zu verziehen und Jack anzublicken. Beide betraten den Saloon. Jim stellte das Akkordeon seitlich an den Rand der Bühne. Dort war sein Schlagzeug aufgebaut und ein paar schlichte Holzstühle standen verstreut herum. Dann setzte er sich auf seinen Hocker am Tresen und sah Maman Lafitte zu, wie sie geschäftig in der winzigen Küche werkelte.

Jack, dessen Banjo in eine zerschlissene Wolldecke gehüllt war, packte sein am Tresen angelehntes Instrument am Hals und schob es auf einen der Bühnenholzstühle. Danach schlüpfte er durch die hintere Tür zum Bootssteg hinaus.
Maman Lafitte und Jim warfen sich bedeutungsvolle Blicke zu.
"Das wird Ärger geben", orakelte Maman, "das geht nicht gut, Marvin hätte das nicht tun dürfen." Jim nickte.
"Manchmal ist mir Jack unheimlich", Maman blickte verstohlen zur Tür, durch die Jack verschwunden war.
"Immer taucht er lautlos aus dem Nichts auf und blickt so finster drein. Angeblich sollen seine Vorfahren ja aus Spanien kommen, aber ich wette, Jim, der hat so sicher indianisches Blut in sich wie ich kreolisches."
Jim schwieg und starrte vor sich hin. Die stickige, flirrende Luft des Saloons machte ihn schlapp. Jims Schweigen ließ auch Maman verstummen. Sie hätte gerne weiter geplaudert, aber Jims Kopf war bereits nach vorne gesackt und er hatte die Augen geschlossen. Maman lächelte. Ausgerechnet das trägeste Bandmitglied war Schlagzeuger.

Eine ganze Weile später erwachte Jim, stieg ungelenk vom Barhocker und wühlte aus seiner Hosentasche ein Schlüsselbund hervor.
"Ich fahr jetzt in die Stadt und hol John ab, brauchst du noch was?"
"Nein, hab alles", antwortete Maman, ohne aufzublicken, während sie ein Ei nach dem anderen am Rande einer Schüssel aufschlug und den Inhalt hineingleiten ließ.
"Beeil dich, wenn du zurück kommst, kannst du den ersten Gatorburger probieren", schäkerte sie und blickte Jims Gang hinterher, der dem eines Grizzlys ähnelte.

Marvin hatte mit seinem Airboat den Blackfork Bayou bereits verlassen. Der Weg zu seiner Holzhütte, die sich am Ufer des Cocodrie Swamp befand, führte ihn durch ein Labyrinth von Wasserläufen, deren schilfbewucherte Ufer ihm keinen Blick in die Sumpflandschaft frei gaben. Obgleich Marvin jeden der Flussläufe kannte, musste er sich konzentrieren, um nicht falsch abzubiegen. Ständig veränderte die Vegetation mit dem Wechsel der Jahreszeit das Aussehen des Weges. Als erwache er gleich zu Leben, lag der Alligator bedrohlich direkt vor ihm mit seiner breiten abgerundeten Schnauze. Die seitlich herausstehenden Reißzähne, deren Enden wie Lanzen spitz zuliefen und deren Stümpfe verfärbt waren wie verfaultes Moos, flößten nicht nur Bob, der gebührenden Abstand zu dem Ungetüm hielt, Respekt ein. Nur seine gebrochenen milchigen Augen passten nicht zu der Bedrohlichkeit einer schlafenden Bestie.

Marvin ärgerte sich, dass er wegen dem hohen Gewicht des Alligators gezwungen war, langsamer als gewohnt zu fahren. Er wollte seinen Bootsmotor nicht überlasten.
Der schwarzgepanzerte Schwanz des imposanten Ungetüms, der über dem Bug hing, drückte im Wasser zusätzlich gegen die Fahrt. In dem Swamp, den er gerade durchfuhr, war das Gewässer flach und klar und man konnte den algigen Grund erkennen. Die unter Wasser befindlichen Wurzeln der Mangrovenbäume schimmerten dunkel hervor, so dass Marvin keine Mühe hatte, mit seinem Boot auszuweichen.

Das Wasser verfärbte sich jedoch rasch, als er in den Cypris Swamp einbog. Mit seinem Boot zerteilte er den hellgrünen Algenteppich, der in den letzten warmen Apriltagen ungehindert hatte wuchern und sich ausbreiten können. Darunter gab der Flusslauf keinen Blick mehr auf den Grund, sondern nur noch in tiefste Schwärze frei.

Marvin manövrierte konzentriert das Boot, stets nach aus dem Wasser herausragenden Baumstümpfen Ausschau haltend. Cypris Swamp war Alligatorengebiet und überall dort, wo der grüne Algenteppich keine geschlossene Decke mehr bildete, suchte er in den Lücken nach verdächtigen Anzeichen.
Fünfzig Meter voraus ragte ein Stück Treibholz aus dem Wasser, aber bevor er erfassen konnte, dass sich gleich dahinter ein zweites Stück aus dem Wasser geschoben hatte, war der Alligator auf das Boot zugeschnellt und hatte mit einem gewaltigen Satz und mit weit aufgerissenem Maul seine Zähne in den Schwanz des toten Alligators gerammt.
Und dann ging alles ganz schnell. Bob bellte mit sich überschlagender Stimme, das Boot hob sich seitlich hoch, während der Alligator seine riesige Beute auf der anderen Bootsseite in den Fluss zerrte, sodann kippte das Boot um und die noch sekundenlang sich drehenden Rotorblätter schaufelten in ihrem Käfig kräftig im Wasser weiter und drehten das Boot auf den Kopf.
Marvin war im letzten Moment abgesprungen und versuchte sich zu orientieren, nachdem er aus dem Wasser aufgetaucht war.
Der Fluss war an dieser Stelle zu tief, um noch stehen zu können. Ein paar Meter von ihm entfernt kämpfte der Alligator mit seiner Beute. Das Wasser gurgelte, als er mehrfach die Todesrolle machte, um ein Stück vom Schwanz abzutrennen. Starr vor Schreck sah Marvin dem Schauspiel zu. Als der Alligator erneut seine Beute angriff und das ungestüme Bündel der sich drehenden Alligatoren gefährlich näher auf ihn zu schwamm, fuhr Leben in ihn und er kraulte mit ungelenken, platschenden Armen in Richtung Ufer, um sicheren Abstand zu gewinnen.
Am Uferrand jaulte Bob. Hin und her gerissen zwischen Panik und Beschützerinstinkt floh er hinein ins grüne Dickicht und zurück zum Fluss und war, nachdem Marvin das Ufer erreicht hatte, ein verrückt um sich selbst drehendes, nasses Bündel Fell.

Marvin versuchte, sich aus dem Fluss zu ziehen, aber der weiche Uferrand gab keinen Halt. Er griff nach Pflanzen, um sich an ihnen festhalten zu können, doch der sumpfige Boden gab ernüchternd schnell ihre Wurzeln frei. Er blickte sich nach dem Alligator um, als einen halben Meter vor ihm eine schwarze Maulspitze vorbeiglitt. Ein schlammiges Stück Treibholz mit zwei glühenden Reptilienaugen, das ihn wie durch ein Wunder nicht beachtet hatte und Ziel auf etwas anderes nahm.
Marvin griff wild rudernd in die Uferböschung, grub seine Hände nach Halt suchend tief in den Morast und strampelte immer wieder mit den Armen versinkend, bäuchlings hinauf.

Erschöpft und heißen Atem röchelnd saß er auf morastig nachgebender Erde und versuchte fieberhaft, seine Gedanken zu ordnen. Er kannte die Gegend gut und wusste, dass ein Fortkommen über das Sumpfland nicht möglich war. Keine hundert Schritte und er würde für immer versinken.
Es gab nur einen Weg, den über das Wasser mitten durch das Gebiet der Alligatoren hindurch, die sich jetzt im Frühjahr paarten. Die Zeit, in der sie ihre Rivalen bekämpften und reizbarer waren als sonst.

‚Was mach ich mit Bob?’, grübelte er. ‚Wie schaff ichs, da durch zu schwimmen?‘ Zitternd vor Erregung und Nässe stand der Hund neben ihm. Beide blickten sie auf das schwarze Wasser, in welchem der Alligator gerade einen weiteren Teil von seiner Beute wegriss. Plötzlich war ein lautes Zischen zu hören, gleich einer Riesenschlange, die warnend ihre Ankunft mitteilt und sie schreckten hoch.
Der zweite Alligator war auf die Beute zugeschwommen und teilte mit seinen Zischlauten unmissverständlich mit, dass mit ihm nicht zu spaßen sei.
Gebannt beobachteten Marvin und Bob das Schauspiel der beiden Rivalen. Sie trieben wie knorrige verwitterte Baumstämme beinahe unbeweglich im Fluss und versuchten einander mit kurzen hartklingenden Zischtönen von der Beute zu vertreiben. Als dieses Kräftemessen keinen Unterlegenen hervorbrachte, schwammen sie mit aufgerissenen Mäulern aufeinander los und die peitschenden Schwanzschläge trieben Wellen ans Ufer.

'So lange sie kämpfen, sind wir nicht in Gefahr', dachte Marvin erleichtert und schlug nach einer gegen sein Ohr sirrenden Mücke und kurz danach auf seinen Unterarm, weil dort eine weitere zustechen wollte.

"Hier bist du", sagte unvermittelt eine Stimme zu Marvin, der völlig entgeistert in Jacks Gesicht schaute. Jack befand sich in einem Kanu und reichte Marvin das Ende seines Paddels hin
"ich ahnte, dass was nicht stimmt, dein Boot war nicht mehr zu hören." Marvin ergriff das Paddelende und zog damit das Kanu ein Stück weit an das durchgeweichte Ufer.
"So lange sie abgelenkt sind und kämpfen", sagte Jack mit Blick auf die Alligatoren, "sollten wir die Gelegenheit nutzen und abhauen. Dein Boot kriegen wir eh nicht vom Kanu aus wieder flott."
Mit seinem zweiten Paddel sicherte er das Kanu, dass es nicht umkippen konnte, als Marvin hineinstieg.
"Danke!", sagte Marvin als er Platz genommen hatte und auch Bob hineingesprungen war.
Vorsichtig schoben sie sich vom Ufer weg und glitten lautlos aus dem Cypris Swamp hinaus.


Nach einer halben Stunde legten sie an dem Holzsteg des Hauses von Maman Lafitte an und betraten den Saloon, der sich zu diesem Zeitpunkt deutlich mit Gästen gefüllt hatte.
"Jesses, Marvin! Wie siehst du aus?" Erschrocken blickte Maman zuerst in Marvins, dann in Jacks Gesicht.
"Erzähl ich dir später, Maman, Jack hat mir grad das Leben gerettet."
"Hier, trinkt erst mal", Maman hatte beiden ein Glas mit Whiskey auf den Tresen gestellt. "Ich such dir schnell was zum Anziehen raus, Marvin, so schlammverkrustet kannst du nicht auf die Bühne."

Von dort erklangen die ersten Töne einer Fidel, die John spielte. Er war das älteste Bandmitglied.
Mit zusammengekniffenen Augen stand er auf der Bühne und seinem verwittertem Gesicht konnte man die achtzig Jahre ansehen. Angestrengt versuchte John in dem Lärmwirrwarr des Saloons, seine Fidel zu stimmen. Sein schmaler Körper wirkte klapprig und zerbrechlich und seine Hosenbeine schlackerten. Wenn er jedoch die Fidel anhob, sie sich zwischen Wange und Schulter klemmte und den Bogen führte, dann verwandelte er sich in ein lebensprühendes Energiebündel, dessen sehnige Arme den Eindruck vermittelten, er könnte unermüdlich aufspielen.

Jack trank seinen Whiskey zügig aus. Er eilte auf die Bühne, zog sein Banjo aus der Wolldecke und begann, zusammen mit John, Geige und Banjo aufeinander abzustimmen. Marvin, mit einem T-Shirt und einer viel zu weiten Hose von Maman bekleidet, die er faltenschlagend mit einem Hosengürtel zusammenhielt, packte sein Akkordeon aus.
Es wirkte altertümlich mit seinen abgewetzten, perlmuttglänzenden Tasten und Knöpfen, als hätten es die ersten Siedler in die Bayous gebracht. Doch er entlockte dem Korpus einen warmen, dunklen Klang, der aufhorchen ließ. Die Töne erinnerten an die Kinderzeiten auf dem drehenden Karussell.

Der Saloon war nun brechend voll. Überall roch es nach Mamans Gatorburgern und Bier und der Tabakqualm mischte sich zwischen das angeschwollene Stimmengewirr.

John trat ans Mikrophon, klopfte prüfend dagegen und räusperte sich verlegen. Danach sagte er, wie stets in all den Jahren, nur einen Satz:
"Bonsoir Mesdames et Messieurs, laissez les bons temps rouler."

Er verneigte sich tief, klemmte seine Fidel zwischen Wange und Schulter und zog den Bogen bedächtig über die Saiten. Die Gäste hatten für die Dauer eines tiefen Atemholens aufgehört, zu lärmen als sie die wehklagenden Geigentöne hörten. Jack untermalte mit seinen banjoblechernen Akkorden Johns Melodie und kurz darauf setzte Jim am Schlagzeug mit ein und Marvin zog im Takt mit.
Wie es seit Jahren Tradition war, spielten sie als erstes Stück einen Two-Step. Sofort zog es die ersten Paare auf die Freifläche direkt vor der Bühne.
Im Laufe der Nacht fand man in dem ganzen Saloon keine Person, die nicht zu den Klängen der Cajunmusik getanzt hätte. Da gab es die Polka, die den groben Holzdielen polternde Laute entlockte, wenn schwere Cowboystiefel auf ihnen hüpften, oder die Walzer, die so schnell getanzt wurden, dass man selbst im schummrigen Licht des Saloons die Schweißflecken unter den Achseln der Hemden und Kleider erkennen konnte. Selbst Maman, die unermüdlich Tabletts mit Bier und Gatorburgern auf ihrem Kopf balancierend durch die Tanzpaare bugsierte, ließ es sich nicht nehmen, jeweils auf dem Rückweg kräftig ihre Hüften schwingend inmitten ihrer schwitzenden Gäste mitzutanzen.


Gegen zwei Uhr nachts schlug Maman Lafitte gegen eine wuchtige Gusseisenpfanne und verkündete, dass in einer Viertelstunde der Saloon geschlossen würde. Die Gäste und die Musiker folgten dieser Aufforderung widerspruchslos.

Marvin, Jack und John packten ihre Musikinstrumente in Jims Van. Er hatte angeboten, jeden nach Hause zu fahren.
"War, wie immer 'nen gutes Konzert", sagte John mit seiner alten heiseren Stimme, die auch nicht klarer klang, wenn er sich zuvor räusperte.
"Ja, haben wir gut gemacht." Jim nickte bekräftigend.

Jack baute sich plötzlich vor Marvin auf, dann holte er aus und streckte ihn mit einem Faustschlag gegen sein Kinn nieder.
Während sich Marvin sein Kinn reibend und seine blutige Lippe leckend aus dem staubigen Boden hochrappelte stand Jack breitbeinig über ihm.
"Das wollte ich schon seit heute Nachmittag tun. Wage es nicht, jemals wieder in meinem Creek 'nen Alligator zu wildern!"

 

Oh je...das wird ja immer mehr an Arbeit, die ich dieser Story widmen muss. ;) Aber das werd ich gerne tun.

Euch beiden Ernst und Woltochinon zunächst vorweg herzlichen Dank für die konstruktive Kritik und die Verbesserungstipps.
Ich werde in den nächsten Tagen dran gehen und alles umsetzen, da ihr (leider) fast ausnahmslos richtig liegt mit euren Kritikpunkten.


@Ernst

Ich verstehe was du meinst. Und ich räume ein, dass ich an manchen Stellen der Story wirklich sehr bemüht war, viel reinzupacken, um sie zu verdichten, aber im Grunde genommen genau das Gegenteil damit erreicht hab. Ich danke dir, dass du es mir so deutlich aufgezeigt hast.
Ich sehe mich zwar nicht in der Lage die ganze Geschichte umzuarbeiten, aber deine einzelnen Punkte werde ich zum Anlass für Verbesserungen nehmen.


@Woltochinon

puh...auch du hast ja noch eine ungeheure Menge an Punkten aufgezeigt, die ich verbessern muss, wie schon oben geschrieben, werd ichs auch gerne tun.
Danke für die vielen Gedanken, die du dir zu dieser Geschichte gemacht hast.
Ich weiß das sehr zu schätzen.

Ein kleiner Punkt sei noch erwähnt, den du vielleicht falsch verstanden hast: Akadier und Arkadier. Es sind tatsächlich Akadier, die dort wenigstens zum Teil in den Sümpfen von Louisiana leben. Ich habs auch gleich im Anhang an meine Geschichte im Glossar miterwähnt gehabt, aber nicht ganz vollständig. Dort steht nur die Entstehung des Namens Akadien.
Hier findest du einen wirklich schön beschriebenen Abriss des Ursprungs des Namens und der Hintergründe.
http://www.tu-dresden.de/sulcifra/quebec/acadie/keinsofernes.html
Das ursprüngliche Akadien lag nämlich am St. Lorenz-Strom und war das Land, welches die ersten französischen Siedler, die aus der sog. Alten Welt rübergesegelten, besetzten. Von dort wurden sie aber später vertrieben und landeten (zum Teil) eben in dem heutigen Cajungebiet, also dem Handlungsort meiner Geschichte.

Dein Hinweis, dass ich noch mehr von der Schwüle und den Begleiterscheinungen beschreiben soll, lässt mich etwas erröten, weil ich nun erstmal nachprüfen muss, ob im April auch solch ein Wetter vorherrscht. Ich selbst war nur im Dezember dort, es war durchaus noch warm, aber keine schwüle Hitze. Zur Not muss ichs in eine wärmere Jahreszeit verlegen. Weil sich aber im April die Alligatoren paaren und sie deswegen gefährlicher als sonst sind, hatte ich diese Zeit gewählt.

Wie ich den Figuren noch mehr Charakter durch Darstellung und sprachliche Eigenheiten einhauchen soll, weiß ich momentan nicht so recht. Ich verstehe gut, was du meinst. Da fehlt mir, so vermute ich, das Können.


Das Problem meiner Geschichte ist, dass ich auf drei Ebenen zu kämpfen hatte, ich wollte Atmosphäre einer fremden Region darstellen und dem Leser helfen, die Gegend vor seinen Augen entstehen zu lassen, ich wollte einen halbwegs lesbaren Plot entwickeln, denn es sollte sich ja nicht in einer Landschaftsbeschreibung erschöpfen und ich wollte ein Stückchen gelebte Lebensfreude zeigen: Essen, Musik, Tanzen, Beisammensein.
Könnte ich kreativer schreiben, wäre es insgesamt wohl verdichteter, spannender und lebendiger geworden. Aber ich geb nicht auf, es kann ja vielleicht bei der nächsten Geschichte besser werden. :)

Nochmals euch beiden lieben Dank.
Liebe Grüße

elvira

 

Liebe lakita!

Deine Geschichte hat mir vor allem wegen der starken, bildhaften und eine starke Atmosphäre erzeugenden Beschreibungen gut gefallen, mit denen Du gleich vom ersten Satz weg beeindruckst. Der Ausschnitt aus dem Leben der Protagonisten ist interessant gewählt, weil er Rivalität und Zusammengehörigkeitsgefühl schön vereint. Hat mir also recht gut gefallen! :)

Und so im Großen hab ich da auch nichts zu bemängeln. Nur bei den anderen Kommentaren hab ich noch was gefunden:

lakita schrieb:
"Tag, Jim. Das ist Marvins Akkordeon?" Jacks Gesichtsmuskeln spannten sich an.
"Ja", antwortete Jim, ohne eine Miene zu verziehen und ohne Jack anzublicken.
… Seine Frage ist also schlicht dämlich.
Der Meinung bin ich nicht. Laß Dir Deine Geschichte erklären :D: Die Frage ist doch rein rhetorisch, schon vom Satzbau mehr eine Feststellung als eine Frage – damit macht Jack bereits deutlich, daß er weiß, daß Marvin in seinem Gebiet gewildert hat, wahrscheinlich wäre sonst nicht bloß sein Instrument da … Also die Frage bitte drinlassen!

Und dann hab ich da noch ein paar Kleinigkeiten für Dich: :)

»Mit einem lauten Krachen brach der gefrorene Block Alligatorenfleisch über der Holzkante des Tresens entzwei.«
– Toller Einstieg! Kannst Du höchstens noch verbessern, indem Du ihn um ein Wort schneller machst: Mit lautem Krachen

»Er zerteilte sich in mehrere Stücke, die langsam in der schwülen Hitze des Saloons über das blank gescheuerte Holz rutschten.«
– Ebenso guter zweiter Satz! Das würde ich aber so umdrehen: die in der schwülen Hitze langsam über …

»der an dem Tresen auf einem hohen wackeligen Holzhocker sitzend abschätzig zusah.«
– hohen, wackeligen Holzhocker

»Seine Jeans war so weit hinten verrutscht,«
– sollte wohl »nach hinten« heißen, ich würde aber »nach unten« richtiger finden

»Er ruckelte sein Hosenbund zurecht«
– seinen Hosenbund

»Hinter dem Haus schwoll ohrenbetäubender Lärm an, als wollte jemand mit der Kettensäge den rückwärtigen Teil des Blockhauses zerlegen.«
– »den rückwärtigen Teil« könntest Du streichen, und dann würde ich das Blockhaus mit der Kettensäge vertauschen: »als wollte jemand das Blockhaus mit der Kettensäge zerlegen.« Um die Wiederholung von »Haus« wegzukriegen, könntest Du auch z. B. »Bei den hinteren Fenstern kam ohrenbetäubender Lärm herein« schreiben.

»Eine schwarze glatte Wasserfläche,«
– schwarze, glatte Wasserfläche

»Das Gebiet war durchsetzt von schilfbewucherten versteckten Kanälen und größeren Tümpeln, an deren Ufer die kahlen …«
– Mehrzahl: an deren Ufern

»als seien sie die Filmstudioausstattung für einen Horrorstreifen.«
– wie wär’s mit »Kulisse« statt »Filmstudioausstattung«? Ansonsten würde aber auch »Ausstattung« reichen

»Ein weißes Stück Flokati wuselte auf dem Holzsteg hektisch lautstark kläffend hin und her.«
– »hektisch« würde ich streichen, es ist auch damit gesagt, daß er lautstark kläffend hin- und herwuselt

»und die wuchtigen krallenbepackten Pranken befanden sich direkt vor Marvins Füssen.«
– wuchtigen, krallenbepackten Pranken (würde aber »krallenbepackten« streichen)
– Füßen

»Marvin griff hinter sich und wuchtete einen Akkordeonkasten heraus.«
– klingt fast wie ein Zaubertrick; wo hat er den Akkordeonkasten herausgewuchtet?

»"Ok, bis nachher, Marv, sei pünktlich zum fais dodo."«
– entweder »Okay« oder »O. k.«

»seine massige Erscheinung trat so vor Jack, dass dieser beiseite treten musste.«
– wie wärs mit »zur Seite treten«?

»Sie prallte gegen einen Mann, der sich breitbeinig in die Tür gestellt hatte und finster dem davon brausendem Blechboot nachschaute.«
– dem davonbrausenden (- zusammen) Blechboot

»Beide betraten sie den Saloon.«
– das »sie« kannst Du streichen

»Jim stellte das Akkordeon an den Rand der seitlich gelegenen Bühne.«
– kürzer: stellte das Akkordeon seitlich an den Rand der Bühne.

»"Manchmal ist mir Jack unheimlich", Maman blickte verstohlen zur Tür durch die Jack geschlüpft war, "immer taucht er lautlos aus dem Nichts auf«
– … unheimlich.“ Maman blickte verstohlen zur Tür, durch die Jack geschlüpft war. "Immer …

»während sie ein Ei nach dem anderen am Rande einer Schüssel aufschlug und den Inhalt hinein gleiten ließ.«
– zusammen: hineingleiten

»führte ihn durch ein unübersehbares Gewirr menschenleerer Wasserläufe,«
– ich denke, Du meinst »unüberschauberes«
– daß es da menschenleer ist, geht eigentlich aus der Schilderung hervor, das mußt Du nicht extra erwähnen

»Als erwache er gleich zu Leben lag der Alligator bedrohlich direkt vor ihm mit seiner breiten abgerundeten Schnauze.«
– Leben, lag

»flössten nicht nur Bob, der gebührenden Abstand zu dem Ungetüm hielt, Respekt ein.«
– flößten (langer Selbstlaut)

»dass er wegen des hohen Gewichtes des Alligators gezwungen war,«
– hier kannst Du auch »wegen dem hohen Gewicht« schreiben

»Mit seinem Boot zerteilte er den hellgrünen aufschwimmenden Algenteppich,«
– hellgrünen, aufschwimmenden

»stets nach aus dem Wasser rausragenden Baumstümpfen Ausschau haltend.«
– da Du auch sonst nicht so abgekürzt erzählst, würde ich hier doch »herausragenden« schreiben

»Marvin war im letzten Moment vom Boot gesprungen«
– da gerade vom Boot die Rede war, würde hier auch »im letzten Moment abgesprungen« reichen

»und das ungetüme Bündel der sich drehenden Alligatoren gefährlich näher auf ihn zu schwomm, fuhr Leben ihn«
– ich nehme an, Du meintest »ungestüme«
– schwamm
– fuhr Leben in ihn

»und er kraulte mit ungelenken platschenden Armen in Richtung Ufer,«
– ungelenken, platschenden

»Hin und her gerissen zwischen Panik und Beschützerinstinkt, floh er hinein ins grüne Dickicht«
– den Beistrich brauchst Du nicht

»ein verrückt um sich selbst drehendes nasses Bündel Fell.«
– drehendes, nasses

»ein schlammiges Stück Treibholz mit zwei glühenden Reptilienaugen vorbei glitt.«
– zusammen: vorbeiglitt

»Erschöpft und heißen Atem röchelnd sass er auf sumpfig nachgebender Erde und versuchte fieberhaft seine Gedanken zu ordnen.«
– saß … fieberhaft, seine (

»Die Zeit, in der sie ihre Rivalen bekämpften und reizbarer und aggressiver waren.«
– da würde ich noch ein »als sonst« anhängen

»‚Was mach ich mit Bob?’ grübelte er, ‚wie schaff ichs da durch zu schwimmen?‘«
– Bob?’, grübelte er.Wie schaff ich’s, da

»teilte mit seinen Zischlauten unmissverständlich mit, dass mit ihm nicht zu Spaßen sei.«
spaßen (Verb)

»die sich mit Zischlauten von der Beute zu vertreiben versuchten.«
– äh, wie? :susp:

»Als dieses Kräftmessen keinen Unterlegenen erbrachte, gingen sie mit aufgerissenen Mäulern auf einander los.«
– wäre für »hervorbrachte« statt »erbrachte«
– zusammen: aufeinander

»Dein Boot kriegen wir eh nicht vom Kanu aus wieder flott".«
– flott.“

»Mit seinem zweiten Paddel sicherte er das Kanu, dass es nicht umkippen konnte, als Marvin hinein stieg.«
»"Danke!", sagte Marvin als er Platz genommen hatte und auch Bob hinein gesprungen war.«
– zusammen: hineinstieg, hineingesprungen

»"Hier, trinkt erstmal", Maman hatte beiden ein Glas mit Whiskey eingeschenkt und die Gläser auf den Tresen gestellt, "ich such dir schnell …«
– auseinander: erst mal (mal steht für einmal)
– erst mal.“ Maman … gestellt.Ich such …

»Er stand mit zusammen gekniffenen Augen auf der Bühne«
– zusammen: zusammengekniffenen

»Angestrengt versuchte John durch das Lärmwirrwarr des Saloons hindurch, seine Fidel zu stimmen.«
– wieso hindurch? Die Fidel hat er ja bei sich, also würde ich eher schreiben, daß er es neben dem Wirrwarr versucht hat.

»Wenn er jedoch die Fidel anhob, sich zwischen Wange und Schulter klemmte und den Bogen führte,«
– ich wäre da eher für »sie zwischen Wange und Schulter klemmte« oder »sie sich …«

»und begann zusammen mit John, Geige und Banjo auf einander abzustimmen.«
– begann, zusammen mit John, Geige und Banjo aufeinander (zusammen)

»Doch er entlockte den abgewetzten matt perlmuttglänzenden Tasten und –knöpfen einen warmen dunklen Klang,«
Knöpfen einen warmen, dunklen

»weil die Töne sie an die Kinderzeiten auf dem drehenden Karussel erinnerten.«
– Karussell

»Jack untermalte mit seinen banjoblechernen Akkorden Johns Melodie«
– mit seinem banjoblechernen Akkordeon

»und kurz darauf zogen Jim am Schlagzeug und Marvin im Takt mit.«
– war das Schlagzeug denn nicht im Takt?

»Da gab es die Polka, die den groben Holzdielen polternde Laute entlockte, wenn schwere Cowboystiefel auf ihnen hüpften oder die Walzer, die so schnell getanzt wurden, dass man selbst im schummrigen Licht des Saloons die dunklen Schweißränder unter den Achseln der Hemden und Kleider erkennen konnte.«
– hüpften, oder
– würde eher von Schweißflecken als von -rändern reden, da man ja nicht einen Rand schwitzt, sondern eben die ganze Stelle einen nassen Fleck bildet, der sich vielleicht nach dem Trocknen in Form eines Salzrandes zeigt, was aber während des Tanzens nicht der Fall sein wird.

»"Ja, haben wir gut gemacht", nickte Jim bekräftigend.«
– Er nickt diese Worte? Morsend, langes Nicken, kurzes Nicken? ;)

»Während sich Marvin, sein Kinn reibend und seine blutige Lippe leckend aus dem staubigen Boden hochrappelte«
– entweder vor und nach der Ergänzung, oder gar keinen der beiden Beistriche: (,) sein Kinn reibend und seine blutige Lippe leckend(,)

»stand Jack breitbeinig über ihm:
"Das wollte ich …«
– Wieso der Doppelpunkt?


Liebe Grüße,
Susi :)

 

Liebe Susi,

boah...bin mal wieder beeindruckt von deinem Fleiss und deinem riesigen Geschenk sich dieser Geschichte zu widmen und alle Verbesserungsmöglichkeiten und Fehler rauszusuchen.

DANKE ! Fühle dich herzlichst umarmt und geknuddelt. Soooooooo viel Mühe. Bin richtig verlegen deswegen.

Und ebenfalls lieben Dank für dein Lob und, dass du mir meine eigene Geschichte erklärst. :lol: Du siehst es richtig, aber Ernst auch. Im Grunde genommen ist dies ein sehr eindrucksvolles Beispiel dafür, dass Männer und Frauen anders auf Äusserungen reagieren. Während Ernst sofort die Überflüssigkeit Jacks Frage erkannte, denn das war sie im Prinzip ja, hast du gleich gefühlvoller tiefer geblickt und Jacks Frage richtig gedeutet.
Erstaunlich, was ein und derselbe Satz bei zwei Leuten Unterschiedliches auslösen kann und wieder mal ein tolles Beispiel dafür, weshalb KG so wertvoll ist.

Deine Verbesserungsvorschläge werde ich alsbald zusammen mit denjenigen von Ernst und Woltochinon in die Geschichte reinarbeiten.

Nochmals lieben herzlichen Dank für Alles


und lieben Gruß
Elvira

 

Hallo lakita,
Ich habe die Geschichte schon kurz nachdem du sie hereingestellt hast gelesen. Dann habe ich sie mir ausgedruckt und bin darin versunken. Ich wollte dir eine Kritik schreiben, Zeitnot hielt mich ab, aber Woltochinon und Häferl haben bereits herausgefiltert, was ich auch umformulieren würde. So bleibt mir nur noch zu sagen, dass deine Geschichte für mich einen enormen Unterhaltungswert hatte, den ich nicht oft finde. Danke dafür. :)

Lieben Gruß
Goldene Dame

 

Wow...

Hallo Goldene,

das ist ja ein richtig dickes Lob...ich freue mich darüber sehr und danke dir für deine freundlichen Worte. :)

Die sind mir nun höchster Ansporn die von Ernst und Woltochinon und Häferl aufgeführten Verbesserungspunkte in die Tat umzusetzen. Hoffentlich finde ich noch vor Jahresende die Zeit dazu...aber willig bin ich ...ohne Ende. ;)

Nochmals lieben Dank und komm gut ins neue Jahr, am besten ohne Kater...grins...ich hab schon einen, ich weiß genau wie das ist. :D

Lieben Gruß
lakita

 

Hi lakita,

Die sind mir nun höchster Ansporn die von Ernst und Woltochinon und Häferl aufgeführten Verbesserungspunkte in die Tat umzusetzen. Hoffentlich finde ich noch vor Jahresende die Zeit dazu...aber willig bin ich ...ohne Ende.
Die Geschichte ist es wert. :)
Nochmals lieben Dank und komm gut ins neue Jahr, am besten ohne Kater...grins...ich hab schon einen, ich weiß genau wie das ist.
Komm Du auch gut ins neue Jahr ...
Hast du am Neujahrstag nach dem Katerfrühstück auch immer soviele Haare im Mund? :Pfeif:

Lieben Gruß
Goldene Dame

 

hello lakita,

ein schönes rundes Bild lieferst Du da ab, ich kann mir Situation und Umgebung gut vorstellen. Allerdings formulierst Du für meinen Geschmack eine Spur zu behäbig (z.B. mit Infinitivkonstruktionen wie 'er versuchte zu...'), das nimmt leider an schnellen Stellen Tempo aus der Geschichte. Hab' mich gut unterhalten.

Noch dies:

'Mit einem lauten Krachen...' - gibt es auch leises Krachen?

'Sie wurden geschwind in eine Schüssel geschoben, bevor sie vom Tisch zu fallen drohten' - bevor sie vom Tisch fielen, denn zu fallen drohen taten sie schon länger.

'...hinter dem Haus liegenden Bootssteg und zum Wasser hinaus führte.' - das mit dem Wasser hat angesichts des Stegs eine gewisse Logik. ;-)

'Jack beeilte sich, seinen Whiskey auszutrinken. Er eilte...'

'John trat ans Mikrophon, klopfte dagegen, um zu prüfen, ob es angeschaltet war...' - Warum wohl sonst sollte er dagegen klopfen? Auch so was meine ich mit 'behäbig'.

Viele Grüsse vom gox

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo lakita,

dir ist eine unterhaltsame und sehr stimmungsvolle Gesichte gelungen. Am Anfang kommt sie allerdings nicht so richtig in Fahrt, und ich habe mir überlegt, woran das liegen könnte.

Nach meinem Empfinden sind speziell deine Anfangssätze etwas umständlich. Ich kann eigentlich nur beispielhaft verdeutlichen, was ich damit meine:

Mit einem lauten Krachen brach der gefrorene Block Alligatorenfleisch über der Holzkante des Tresens entzwei. Er zerteilte sich in mehrere Stücke, die langsam in der schwülen Hitze des Saloons über das blank gescheuerte Holz rutschten. Sie wurden geschwind in eine Schüssel geschoben, bevor sie vom Tisch zu fallen drohten.

Wie findest du es so: Krachend zerbrach der gefrorene Block Alligatorenfleisch auf der Holzkante des Tresens. Er zersplitterte in mehrere Stücke, die in der schwülen Hitze des Saloons langsam über das blank gescheuerte Holz rutschten. Bevor sie vom Tisch fallen konnten, wurden sie geschwind in eine Schüssel geschoben.

Zitat: bemerkte Jim, der an dem Tresen auf einem hohen wackeligen Holzhocker sitzend abschätzig zusah.

Abschätzig im Sinne von geringschätzig finde ich in diesem Zusammenhang nicht passend. Eigentlich, so verstehe ich es jedenfalls, müsste doch die Spezialität von Maman Laffite, die Gatorburger, auch von Jim geschätzt werden, so dass er deren Zubereitung vielleicht eher gelangweilt (weil er es schon zu oft beobachtet hat) oder fasziniert (weil es ihn immer wieder aufs neue beeindruckt) verfolgen könnte.

Zitat: Jim schickte sich an, mit dem Akkordeonkoffer einzutreten und seine massige Erscheinung trat so vor Jack, dass dieser beiseite treten musste

Vorschlag: Jim wollte mit dem Akkordeonkoffer beladen ins Innere des Saloons und mit seiner massigen Gestalt drängte er Jack zur Seite. Oder so ähnlich.

Zitat: "Ja", antwortete Jim, ohne eine Miene zu verziehen und ohne Jack anzublicken

Ein "ohne" könntest du streichen

Zitat: Später rutschte er vom Barhocker

Das Zusammenspiel Barhocker/rutschte benutzt du meines Erachtens zu häufig, da müsstetst du vielleicht etwas ändern

Zitat: Marvin missfiel, dass er wegen des hohen Gewichtes des Alligators gezwungen war,

Warum kann er sich nicht einfach nur schlicht und ergreifend darüber ärgern. Missfiel liest sich etwas gestelzt.

Mir gefiel die Geschichte auch wegen der ungewöhnlichen Umgebung, die durch deine Beschreibung deutlich vor meinen Augen entstand. Das kommt glaubwürdig und fachkundig rüber.

Der Ablauf der Ereignisse ist klug gewählt und wird in einem angemessenen Rhythmus erzählt. Der pointierte Schluss ist ausgesprochen gelungen, wirkt entspannt und lakonisch.

Mir hat es Spaß gemacht, deine Geschichte zu lesen.

Ich wünsche dir einen guten Rutsch jenseits jeglicher sumpfiger Bodenverhältnisse.

Grüße von Rick

 

Hach du meine Fresse...vom Großmeister der guten Kurzgeschichte persönlich eine Kritik und dann noch nicht mal eine vernichtende. Ich suchte grad den :rotwerd:-Smilie, gibts scheinbar nicht, nagut, nehm ich den: :shy:


Lieber Rick,

herzlichen Dank fürs Lesen, Loben und Kritisieren und Verbesserungsvorschläge unterbreiten. Uff...jetzt hab ich nen Haufen Arbeit, die ich aber gerne verrichte, wenn ich denn endlich mal dazu komme.

Ich werde dir und den anderen gerne per PM ne Meldung machen, wenn ich meinen Job getan hab. Auf jeden Fall bin ich ziemlich stolz darauf, dass du dich dieser Geschichte angenommen hast, denn von deinen Geschichten halte ich mächtig viel. Bevor es so klingt, als wollte ich mich reinschmeicheln, sag ich nur mal schlicht: DANKE !

Lieben Gruß
lakita

 

Ok, ich hoffe, es ist mir nun niemand gram, dass ich soooo lange benötigt habe, alles Verbesserungsvorschläge und Tipps reinzuarbeiten und alle Fehler rauszukloppen, aber JETZT endlich bin ich damit durch.

Ich möchte mich nochmals ganz herzlich bei allen bedanken, die mitgeholfen haben.
Ich hab sogar eure Hinweis aufgreifend, selbst ein paar Fehler in den Formulierungen ausgemerzt, die noch gar nicht bemängelt worden waren, also naja wie sag ichs ;) ich hab auch sogar ein bisschen dazu gelernt.

Lieber Ernst:
ich habe bis auf drei Punkte sämtliche deiner Verbesserungsvorschläge aufgegriffen.
Hier hab ichs gelassen:

und er kraulte mit ungelenken platschenden Armen in Richtung Ufer
du hattest gemeint, das Kraulen nicht zu ungelenk und platschend passt.
Ich denke schon. Hast du mal in einem Schwimmbad mitterlebt was manche Schwimmer für eine Kraultechnik haben? Sie platschen und es sieht höchst ungelenk aus. Ich wollte damit auch nur zum Ausdruck bringen, dass Marvin so aufgeregt ist, dass es ihm egal ist, wie sein Schwimmstil ausschaut, er bewegt sich nur irgendwie schnell ans Ufer.
Ich wollte nicht nur kraulen schreiben, das erschien mir zu geordnet.

dessen Gäste für die Dauer eines tiefen Atemholens aufgehört hatten, zu lärmen
auch das hab ich gelassen, weil ichs genauso kenne. Alles lärmt und es ist laut, aber in dem Moment, wo alle merken, die Musik fängt endlich an, bricht der Lärm für einen Moment ab, um danach dann wieder anzuschwellen.

Jack baute sich plötzlich vor Marvin auf,“
auch das lass ich, weil sich Jack wirklich plötzlich dort aufbaut, immerhin hat er die ganze Zeit nicht vergessen, dass Marvin ihm einen Alligator abgejagt hat und obendrein das Tier auch noch im Creek verloren gegangen ist.

In einem weiteren Punkt bin ich mir leider gar nicht sicher, ob ich nicht durch Veränderung des Satzes wiederum Bockmist geschrieben habe, nämlich diesen Satz

Der Tabakqualm mischte sich dazwischen und das Stimmengewirr war zu einem undefinierbaren Brei an Lauten angeschwollen

verändert in :

Überall roch es nach Mamans Gatorburgern und Bier und der Tabakqualm mischte sich zwischen das angeschwollene Stimmengewirr.
Ich hoffe, es geht kein Aufschrei durch die Autorengemeinde, weil sich Tabakqualm nicht zwischen Stimmengewirr mischen kann, ich denke aber es geht. :shy: Oder?


Lieber Woltochinon:

auch deine Hinweise habe ich bis auf einen umgesetzt, indem ich z.B. zwei Müchen und etwas Trägheit hinzu gebastelt habe, damit mehr drückende Hitze und Mücken dabei sind ;), und ich hab den vorbei schwimmenden Alligator, der Marvin nicht wahrnimmt zum Wunder erklärt :D

Am Ende deiner Hinweise schreibst du, dass Marvin ja schon spielt. Das stimmt aber nicht, denn ich habe nur allgemein vorher beschrieben, wie sein Akkordeon aussieht und wie es klingt, wenn er spielt.


Liebes Häferl,

auch deine Hinweise habe ich bis auf einen alle ganz brav umgesetzt, denn sie waren ja alle ohne Frage berechtigt.
Diesen hier hast du missverstanden:

Jack untermalte mit seinen banjoblechernen Akkorden Johns Melodie«
– mit seinem banjoblechernen Akkordeon

Und dann noch eine kurze Erklärung, falls das überhaupt ne Frage von dir war:
die sich mit Zischlauten von der Beute zu vertreiben versuchten.«
– äh, wie?
Die Alligatoren warnen sich mit Zischlauten, bedrohen einander auf diese Weise und versuchen den Rivalen zunächst mit dieser ansich ja praktischen Methode zu verscheuchen. So ähnlich wie die Katzen eben fauchen, bevor sie, wenns nix nützt, mit den Krallen zuschlagen.

Lieber gox,

du bemängelst ja schon seit geraumer Zeit standardmäßig meine standardmäßig wiederkehrenden behäbigen umständlichen Formulierungen. Ich fürchte, diesen Trend wirst du auch in diesem Jahr 2007 weiter im Auge bei mir behalten müssen, denn mir scheint fast, es handelt sich um eine Berufskrankheit.
Ich habe die Geschichte versucht in dieser Hinsicht zu glätten, wobei ich ja jede Menge tatkräftige Hilfe von dir und all den anderen hatte und ich gelobe in Zukunft meine Texte auch auf solche faux pas hin zu überprüfen. Das Blöde ist nur, dass ichmanchmal betriebsblind bin und meine Formulierungen schon sehr flott ( als Gegensatz zum vorgeworfenen behäbig) finde.
Ich hab noch viel zu lernen und wie du vielleicht entdecken wirst, auch deine Tipps beachtet und umgesetzt.


Lieber Rick,
auch deine Formulierungen (gucksma auf die ersten Zeilen ;) ) hab ich gern übernommen. Überhaupt könntest du gerne weiterhin so meine Texte bearbeiten und auf Vordermann bringen. :D
Was mir gut bekommen ist, ist, dass du mir es erklärt hast und anhand der Beispielsätze auch noch demonstriert hast, wie es besser klingen kann.
Das war hilfreich.


Uff...ich möchte nochmals jetzt am Ende, nachdem ich all diese Korrekturen vorgenommen haben EUCH ALLEN GANZ HERZLICH FÜR EURE MÜHE DANKEN ! Ich...ach ich weiß eigentlich kein anderes Wort für DANKE als DANKE. :)

Liebe Grüße
lakita

 

hallo elvira,
ich habe jetzt nochmals in ruhe deine letzte version (18.01.07) durchgelesen. vielleicht haben sich einige "fehler" durch das wiederholte überarbeiten eingeschlichen......oder haben wir nur unterschiedliche ansichten zu stilfragen?

hier die details:

[Krachend zerbrach der gefrorene Block Alligatorenfleisch auf der Holzkante des Tresens. Er zerteilte sich in mehrere Stücke, /QUOTE] -wenn ein ganzes zerbricht, gibt es automatisch "mehrere stücke".....kannst also diesen satzteil weglassen.

"Du wirst nochmal eines Tages das ganze Mobiliar zertrümmern",
-NOCHMALS weglassen.

die zu einem hinter dem Haus liegenden Bootssteg und zum Wasser hinaus führte.
- ein bootssteg ist immer am wasser.

"Bonjour Maman", grinste Marvin schelmisch, der breitbeinig am Heck seines flachen Airboats stand. Die Rotorblätter am Bootsheck
- zweimal HECK

[QUOTEEin weißes Stück Flokati wuselte auf dem Holzsteg lautstark kläffend hin und her.
"Bob, zurück ins Boot und Platz!", übertönte Marvins Stimme das Gekläffe, ]

- gleich im nächsten satz wird wieder GEKLÄFFT

[der halb gekrümmt auf der Seite liegend den Blick auf seinen schmutzig weißen Bauch frei gab./QUOTE] "der halb gekrümmt auf der Seite lag und den blick auf........"
Marvin startete die Propeller
- startete den MOTOR


Maman Lafitte und klemmte sich an ihm vorbei,
- ZWÄNGTE sich an ihm vorbei (klemmen würde ja heissen, dass sie NICHT vorbeikommt!)

Jim schwieg und starrte vor sich hin. Die stickige, flirrende Luft des Saloons machte ihn träge. Jims Schweigen ließ auch Maman verstummen. Sie hätte gerne weiter geplaudert, aber Jims Kopf war bereits nach vorne gesackt und er hatte die Augen geschlossen. Maman lächelte. Ausgerechnet das trägeste Bandmitglied war Schlagzeuger.
- zweimal TRÄGE

Darunter gab der Flusslauf keinen Blick mehr auf den Grund, sondern nur noch in tiefste Schwärze frei.
-ich bezweifle, dass man durch einen geschlossenen algenTEPPICH hindurchsehen kann

Bob kläffte wie verrückt
- zwei absätze tiefer wieder VERRÜCKT

Er blickte sich nach dem Alligator um, als einen halben Meter vor ihm ein schlammiges Stück Treibholz mit zwei glühenden Reptilienaugen vorbeiglitt. Ein schwarzes Stück Maulspitze,
- zweimal STÜCK

Erschöpft und heißen Atem röchelnd saß er auf sumpfig nachgebender Erde und versuchte fieberhaft, seine Gedanken zu ordnen. Er kannte die Gegend gut und wusste, dass ein Fortkommen über das Sumpfland
- zweimal SUMPF

Er verneigte sich tief, klemmte seine Fidel zwischen Wange und Schulter und zog den Bogen bedächtig über die Saiten.
- drei zeilen später wieder ZOG

Im Laufe der Nacht gab es in dem ganzen Saloon keine Person, die sich nicht zu den Klängen der Cajunmusik bewegt hätte. Da gab es die Polka,
- zweimal GAB

herzliche grüße und sorry, ich wollte nicht pingelig sein....
ernst

 

Hallo lieber Ernst,


danke für dein wiedermaliges Anschauen und Überarbeiten der Geschichte. :kuss:
Langsam hab ich bloß das Gefühl, ich sollte wirklich mit dem Schreiben aufhören, ich packs scheinbar nicht, endlich mal eine Geschichte zu schreiben, die nicht mit einer irre langen Fehler- und Korrekturlliste einher geht. Und wenn ich dann ganz stolz meine alles sei bestens, kommt nochmal ne lange Liste. Das ist irgendwie frustrierend und ernüchtert mich sehr. :sad:


Soweit ich deiner Meinung bin, denn in manchen Teilen kann ich dir zwar vom Verstand, aber nicht von meinem Gefühl her folgen, habe ich die Fehler beseitigt.

Du musst dich nicht dafür entschuldigen, dass du pingelig bist. Ist halt ein Charakterzug an dir und er führt ja auch dazu, dass du sehr viele Punkte an meinen Texten findest, die verbesserungsbedürftig sind.
Ist schon ok. :)
Auf jeden Fall danke ich dir ganz herzlich für die viele Zeit, die du mir schenkst, indem du dir meine Texte vorknüpfst.

Krachend zerbrach der gefrorene Block Alligatorenfleisch auf der Holzkante des Tresens. Er zerteilte sich in mehrere Stücke,
Da geb ich dir unumwunden Recht, dass man "mehrere Stücke" weglassen könnte, aber genau das widerstrebt mir sehr. Frag mich nicht wieso, ist nur ein Gefühl.

Du wirst nochmal eines Tages das ganze Mobiliar zertrümmern
Nein, auch hier möchte ich das Wort nicht entfernen. So redet Jim.

Mit seinem Boot zerteilte er den hellgrünen Algenteppich, der in den letzten warmen Apriltagen ungehindert hatte wuchern und sich ausbreiten können. Darunter gab der Flusslauf keinen Blick mehr auf den Grund, sondern nur noch in tiefste Schwärze frei.
Ich hab damit gar nicht sagen wollen, dass man durch einen Algenteppich durchblicken kann, sondern, an den Stellen, an denen Marvin mit dem Boot den Teppich zerteilt hat. Ich möchte das deswegen so stehen lassen.

Er verneigte sich tief, klemmte seine Fidel zwischen Wange und Schulter und zog den Bogen bedächtig über die Saiten.

- drei zeilen später wieder ZOG

Ja, aber diesesmal zog es die Paare aufs Tanzparkett. Ich möchte das nicht ändern und empfinde es auch nicht als frevelhaft bzw. schlechten Schreibstil hier eine Wortwiederholung zu verwenden. Es tut mir aufrichtig leid, wenn ich grad in so einem Punkt nicht folgen mag, weil es vermutlich deutlich macht über wie wenig Gefühl ich verfüge, um gute Texte schreiben zu können. Ich würde auch bei aller Anstrengung so einen Punkt wie diesen nie selbst entdecken, weil mir die Einsicht fehlt, es als Mangel zu betrachten.

Bei deinen bisherigen Punkten und überhaupt zu allen, zu denen ich nichts erwidert habe, verstehe ichs und gelobe, zukünftig besser aufzupassen bei der Textüberarbeitung.

Auch dir allerherzlichste liebe Grüße aus Hamburg
elvira

 

Hallo Lakita,

ich habe eine alte Geschichte von Dir entdeckt, zu der es wahrscheinlich nicht mehr viel zu sagen gibt. Trotzdem wollte ich eine kurze Anmerkung machen. Dieser Text ist von der Art Kurzgeschichten, wie ich sie als Kind und Jugendlicher verschlungen habe. Ein wichtiger Punkt dabei war immer, dass mich so eine Erzählung an fremde, exotische Orte führen sollte.

In Deiner Geschichte sind es die Everglades von Louisiana - eine merkwürdig ambivalente Location, halb Sehnsuchtsort, halb grüne Hölle. Ich fand diese Gegend schon immer faszinierend, und Deine Geschichte passt wunderbar dazu.

Die Sprache und die von Dir verwendeten Bilder sind mir manchmal einen Tick zu niedlich, aber insgesamt funktioniert das alles. Der Plot wirkt angenehm rund, das Ende befriedigt sowohl als gelungene Auflösung der Ereignisse, als auch hinsichtlich der Botschaft bzw. des Subtextes.

Ich finde das wirklich eine gelungene Geschichte. Vielen Dank dafür!

Gruß Achillus

 

Alligator schmeckt nur, wenn er angefroren gebraten wird.

Große Güte,

wie lang das her ist! Suchte da nicht noch Horst Krause in der Rolle des Schulze den Blues, spielte David Lindley immer noch „Petit fleur“ (erhielt trotz furchtbaren frz. kein Einreiseverbot der Grande Nation), The Wild Magnolia grölten Iko Iko (oft unterstützt von Willy Deville und Consorten, Prof. Longhair und Dr. John - und wie sie alle heißen pflegten Mardi Gras und der kleine Friedel war noch nicht auf Kurzgeschichten.de gestrandet …

Wa lakota, lakita,

schön, dassAchillus ein wenig Archäologie – erfolgreich, wie ich finde – betrieben hat und mit Dear uns nach Arkadien entführt, dem Lande der Glückseligen und einer Geschichte über Solidarität und konsequenten Haltungen.

Alles schon gesagt? Nicht so ganz, wenn auch Trivialerem

… auf einem hohen,[...]wackeligen Holzhocker …

Hier irritierte mich die „Poritze“ [‘po:ritsə], weil ich wohl dem Gericht noch Porree beigab. Ach, qatsch, man sollte mich Albert nennen ...
Die Jeans war[en] so weit nach unten verrutscht, dass sie einen Blick auf seinen speckbepackten Rücken bis hin zur Poritze freigab[en].
Die Jeans ist Plural zum jean, dem Baumwollstoff.

Jim rutschte auf seinem Hocker unbehaglich hin und her[,] bis er ihn steifbeinig verließ, ...

... und größeren Tümpeln, an deren Ufern die kahlen[,] mit Spanish Moss behangenen Bäume aussahen, …
Marvin startete den Motor, die Propeller began[n]en sich zu drehen.
Ausgerechnet das träg[...]ste Bandmitglied war Schlagzeuger.
Eine ganze Weile später erwachte Jim, stieg ungelenk vom Barhocker und wühlte aus seiner Hosentasche ein[en] Schlüsselbund hervor.
Marvin ärgerte sich, dass er wegen de hohen Gewicht[(e)s] des Alligators ...

..., war das Gewässer flach und klar und man konnte den algigen Grund erkennen.
Gibts „algig“?

Die unter Wasser befindlichen Wurzeln der Mangrovenbäume schimmerten dunkel hervor, so dass Marvin keine Mühe hatte, mit seinem Boot auszuweichen.
Vllt. eleganter „Die Wurzeln der Mangroven schimmerten dunkel aus dem Wasser, so ...“

"Hier bist du", sagte unvermittelt eine Stimme zu Marvin, der völlig entgeistert in Jacks Gesicht schaute. Jack befand sich in einem Kanu und reichte Marvin das Ende seines Paddels hin[.
"I]ch ahnte, dass was nicht stimmt, ...

Die Gäste hatten für die Dauer eines tiefen Atemholens aufgehört, zu lärmen[,] als sie die wehklagenden Geigentöne hörten.
Das erste Komma kannstu übrigens durch einfaches Möbelrücken einsparen „Die Gäste hatten für die Dauer eines … Atemholens zu lärmen aufgehört, ...“

Gegen zwei Uhr nachts schlug Maman Lafitte gegen eine wuchtige Gusseisenpfanne und …
Besser „gusseiserne Pfanne“

"War, wie immer 'nen gutes Konzert", sagte ...
‘nen Konzert?

Während sich Marvin sein Kinn reibend und seine blutige Lippe leckend aus dem staubigen Boden hochrappelte[,] stand Jack breitbeinig über ihm.

Danke, für die Anregung zu einer sicherlich leckeren Mahlzeit. Schau‘n wir mal.

Gern gelesen vom

Friedel

 

Lieber Achillus,

boah, das ist ja schon gefühlte 100 Jahre her mit dieser Geschichte. ;)
Umso mehr freu ich mich, dass du sie ausgegraben hast. Und ich danke dir für dein freundliches Feedback.
Das ist immer die Crux mit den sog. alten Geschichten. Sicherlich würde ich heute einige Formulierungen in dieser Geschichte patenter und geschliffener aufs Papier bringen (können) und die Frage stellt sich dann immer, ob man die "alten" Geschichten verändern und verbessern soll oder nicht.

Ich bin in diesem Punkt höchstgespalten zwischen entweder so stehen lassen (natürlich Friedrichard gilt das nicht für die Fehler!) und nicht mehr dran rühren und dazu stehen, dass man früher noch viel mehr Fehler begangen hat oder glätten und schleifen und je nach eigenem Erfahrungsschatz immer wieder auf den neuesten Stand bringen.
Manchmal möchte ich zu meinen frühen Babys stehen und manchmal bin ich die strenge Mutter, die nicht aufhören kann, zu erziehen.

So geht es mir also mit dieser Geschichte.

Trotzdem und völlig davon losgelöst, freue ich mich darüber, dass sie nach all den Jahren noch Beachtung gefunden hat. Dafür danke ich dir, Achillus.


Und dir lieber Friedrichard danke ich ebenfalls für deine Kritik und das Fehlerraussuchen. Sobald ich die Zeit dafür nehmen kann, werde ich selbstverständlich überarbeiten. Gar keine Frage.

Ach und lecker? Ich habe vor etlichen Jahren Alligatorenburger mal probiert und fand das weißliche Fleisch erstaunlich fade. Ich glaube, man versäumt nix, wenn man diese Mahlzeit auslässt, zumal es für den Alligator auch viel bekömmlicher ist. :D


Euch beiden herzliche Grüße und lieben Dank

lakita

 

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