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Die Nummer gegen Kummer

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12.07.2005
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Die Nummer gegen Kummer

Es war einer dieser besonders ekelhaften Mittwochabende. Der Himmel war pechschwarz, ein Gewitter gigantischen Ausmaßes zog über die Stadt. Ein Sturm peitschte, wie ich ihn noch nie zuvor erlebt hatte. Ich hatte es mir mit einer Kanne Kakao auf dem Sofa bequem gemacht, als plötzlich das Telefon klingelte.

Ich wußte nicht, wer anrief. Ich wußte nur, daß es jemand war, der seelischen Beistand brauchte. Vor einem Jahr hatte ich bei der Telefonseelsorge als fürsorglicher Tröster und Retter in der Not angefangen. Ich hatte immer die Nachtschicht, so auch heute. Nachts erzählen dir die Menschen viel mehr als tagsüber. Sie kehren ihr innerstes nach außen, ihre Seele wird ein offenes Buch. Es ist nicht der Voyeurismus, der mich das machen läßt. Es ist aber auch nicht das Bedürfnis, Menschen helfen zu wollen. Es ist auch nicht das Geld, da dieser Job ehrenamtlich ist. Ich weiß nicht, was es ist, aber ich bin gern der einsame Tröster in der Nacht.
Wer bei der Telefonseelsorge zu dieser Nachtzeit anrief, wurde automatisch zu meinem Apparat umgeleitet. Ich war auf das übliche Programm gefaßt: Trennung, Vergewaltigung, Tod eines Bekannten, Suizidversuch. Doch was dann folgte, hatte ich beim besten Willen nicht erwartet.

Nachdem das Telefon ein paar Mal gebimmelt hatte, hob ich den Hörer ab und meldete mich mit der üblichen Floskel.
"Telefonseelsorge, schönen guten Abend. Dieser Anruf ist kostenfrei. Sollten Sie Schwierigkeiten haben, die sich innerhalb dieses Gespräches nicht klären lassen, werden wir Ihnen Adressen von Organisationen durchgeben, bei denen Sie persönliche Hilfe erhalten. Mein Name ist Maike, wie kann ich Ihnen helfen?"
Mittlerweile kann ich diesen Satz abspulen wie ein Tonband. Ich bemerkte erst jetzt ein leises Zischen in der Leitung, das mir unangenehm auffiel.

"Ich hab das Gas aufgedreht." Die Stimme klang männlich, vielleicht Ende Zwanzig. Sie war warm, freundlich, ein bißchen verzweifelt, aber nicht hoffnungslos.
"Seit wann läuft es schon?" fragte ich leise.
"Seit einer Stunde." Das Zischen in der Leitung verstummte. "Jetzt habe ich es abgedreht."
"Wo sind Sie gerade?" wollte ich wissen.
"In der Küche", antwortete er. Wieder in diesem freundlichen Tonfall - es war die Tonart, die wildfremde Menschen schlagartig zu Freunden machen kann.
Ich erkannte die Situation. Er stand in seiner Küche, mit großer Wahrscheinlichkeit war nun die ganze Wohnung voll mit Gas. Nur der Kühlschrank mußte anspringen, und er flog mitsamt seiner Habe in die Luft. Grausam.
"Wie heißt du?", fragte er mich plötzlich.
"Ich bin Maike. Ich kann dir helfen", antwortete ich routiniert. "Und wer bist du?"
"Tommy. Aber mir kann keiner mehr helfen. Sie hat mich verlassen."
Mein anfängliches Erstaunen wich allmählich. Nur eine Beziehungskrise. Ich befand mich jetzt wieder in gewohnten Gewässern, wußte, was zu tun war.
"Wer hat dich verlassen?", fragte ich weiter.
"Na, sie. Acht Jahre waren wir zusammen. Und jetzt - alles ist wie weggewischt. Tot."
Er hustete, behielt aber die ganze Zeit über seine liebevolle Stimme.
"Wie hieß sie denn?" Ich begann wie schon tausendmal zuvor, alles zu erfahren, was wichtig war.
"Katja."
Bevor ich etwas entgegnen konnte, fuhr er fort. "Ich hab mich nicht immer ganz astrein benommen, aber deswegen hätte sie doch nicht gehen müssen..." Dieser Satz klang verständnislos, trotzig, beinah beleidigt. Das Gespräch begann interessant zu werden. Ich lehnte mich zurück, zündete mir eine Zigarette an und war gespannt auf seine Geschichte.

"Inwiefern hast du dich nicht ganz astrein benommen?" hakte ich nach.
Ich hörte ein leises Prusten, das vor Überheblichkeit nur so strotzte. Die Antwort ertönte trotzdem ich der runden, weichen, sympathischen Stimme.
"Ihr Frauen habt ein Problem: Ihr seht alles viel zu eng. Ihr laßt den Männern nicht die Freiheiten, die sie haben und brauchen. Es ist für uns nun mal ein Unterschied, ob wir Pils oder Weizen trinken. Ob wir Borussia Fulda oder Borussia Dortmund mögen. Ob wir die WM gucken oder die EM. Das ist für euch Weiber alles das gleiche. Das merkt ihr nicht mal mehr. Nur brauchen wir Männer mehr, als ihr es uns geben könnt."
"Aha", machte ich. Der Regen donnerte gegen die Scheiben. "Und wie hast du dir das besorgt, was du gebraucht hast?"
"Ich habe es mir genommen."
"Was hast du dir genommen?"
"Was Männer halt so brauchen ab und zu."
"Wir reden aber nicht von Fußball, oder?"
"Nein."
"Sondern?"
Stille.
Schließlich preßte Tommy es raus. Zögerlich, aber bestimmt: "Das Körperliche eben."
Langsam wurde mir klar, was ich da für einen Kerl in der Leitung hatte.
"Und wie hast du dir das Körperliche genommen, was du so dringend gebraucht hast?", forschte ich nach.
"Ich habe Katja gezwungen. Zwei-, dreimal", sagte Tommy.
Ich atmete tief durch. Meine schlimmsten Befürchtungen wurden soeben bestätigt.
"Was hast du ihr angetan?", fragte ich weiter.
"Ich habe sie geschlagen! Nicht nur einmal! Weil sie nicht akzeptieren konnte, daß auch ich Bedürfnisse habe! Was hätte ich tun sollen? Ich hatte ein Recht darauf, wie es jeder Mann hat!" polterte Tommy los.
Ich mußte mich schwer zusammenreißen bei dem, was ich da hörte.
"Wie schwer hast du sie verletzt?" fragte ich, langsam wütend werdend.
"Keine Ahnung. Nichts wildes. Schürfwunden. Blaue Augen, vielleicht ein Jochbeinbruch. Ein, zweimal ein gebrochener Arm." Er klang ruhig und gefaßt, als wären solche Gewalttaten in einer Beziehung völlig normal.
"Und diese Schlampe hat mich jetzt einfach verlassen! Was bildet sich diese dumme Kuh eigentlich ein?" brüllte er los. Seine Stimme klang auf einmal gar nicht mehr warm und freundlich.
Ich erinnerte mich an damals. Ich entschied mich zu etwas, das ich seitdem nie bereut habe.
"Beruhige dich erstmal", sagte ich.
"Ich versuchs ja!" rief Tommy. "Aber diese dämliche Tussi hat mich wegen nichts und wieder nichts verlassen!"
"Ich weiß. Wir versuchen jetzt gemeinsam eine Lösung zu finden, OK? Steck dir erstmal eine Zigarette an, dann wirkt gleich alles viel entspannter", schlug ich vor.
"Ja... ja, du hast recht." gab er zu.

Ich vernahm durch die Muschel das typische Geräusch, das entsteht, wenn man mit einem Feuerzeug eine Flamme entzündet. Dann für einen Sekundenbruchteil einen infernalischen Lärm. Nicht lange. Einen Wimpernschlag lang etwa. Dann war in der Leitung nur noch Rauschen.

Er war genau so ein Schwein wie Frank. Der Frank, dem ich es zu verdanken hatte, daß ich auf dem rechten Auge blind war. Es hatte Frank nicht mehr gereicht, mich zu verprügeln. Und ich bin mir sicher, auch Tommy hätte das Verprügeln irgendwann nicht mehr gereicht.
Unaufhörlich raste das Unwetter über die Stadt hinweg.

 

Kummernummer

Hey Cruzha!

Also, an und für sich ist die Geschichte ja ganz nett, aber drei Dinge sind mir negativ aufgefallen.

Erstens empfinde ich die Beschreibung des Wetterzustandes in dieser Geschichte unnötig. Klar, du versuchst eine unbequeme Atmosphäre zu erschaffen, mir jedoch käme die Geschichte um einige Stellen gekürzt mindestens genauso interessant vor.

Zweitens musst du wohl eingestehen, das die Geschichte dem Leser erst in den letzten Sätzen etwas neues gibt. Ich mein, bevor die Pointe kommt, schilderst du ganz einfach nur irgend ein Seelsorgergespräch, welches man sich jeden Freitag bei Domian anhören könnte, oder?

Drittens, die Pointe an sich überrascht zwar und bringt den Leser zum Schmunzeln. Jedoch ist sie meiner Meinung nach völlig unrealistisch. Den Anrufer beschreibst du zwar als Vergewaltiger und schlechten Menschen, aber so verrückt, dass er den Vorschlag der Frau am anderen Ende annimmt, kommt mir der Kerl dann doch noch lange nicht vor. Überhaupt, warum hat er das Gas überhaupt aufgedreht? Wollte er das Haus abfackeln? Wenn ja, dann hat man sowas im Hinterkopf, man achtet auf mögliche Geräte, die Funken schlagen könnten oder auf den Herd und auf alles mögliche und ein Feuerzeug ist schon relativ offensichtlich für den Selbstmord geeignet, den der Kerl aber nicht vorhatte, oder? Denn sonst würde er wohl eher in die Kirche gehen um seine Beichte abzulegen, als eine Seelsorgerin anzurufen und somit tritt wieder meine Frage auf: Warum hat er das Gas überhaupt aufgedreht :confused:

Alles in Allem hat mir deine Geschichte jedoch trotzdem ganz gut gefallen, die Pointe war für meinen Geschmack zwar zu unrealistisch, aber hat mich dennoch zum Schmunzeln angeregt und hat die Qualität deiner Geschichte doch noch angehoben :thumbsup:

In diesem Sinne,

Robert S.

 

Hallo Robert,

danke für den Kommentar.
Das mit dem Gewitter hab ich mal geändert. Warum der Mann das Feuerzeug zündet? Ich wollte ihn so darstellen, dass er während des Gesprächs immer nervöser wird und am Ende sich gar nicht mehr erinnert, in einer Gaswolke zu stehen. Er hält die Zigarette für eine gute Idee zur Beruhigung, und so nimmt das Unheil seinen Lauf.

Die Pointe ist vielleicht ZU originell, aber es geht ja in dem Text ja nicht nur um Tommy, auch um Maike.

Gruß

 

Hallo Cruzha,

Projektionen in der Seelsorge sind nie gut. ;) Was mich an der deiner Protagonistin störte, war, dass sie sich keine Gedanken darum machte, ob der Mann in einem Mehrfamilienhaus wohnte, bevor sie ihm den tötlichen Ratschlag gab.
Was für mich leider nicht rüberkam, war die von dir beabsichtige immer größer werdende Hektik in Tommy. Eher schien er mir im Laufe des Gespräches immer cooler. Hassiger zwar auf alle Frauen, aber eben auch cooler.
Nun weiß ich nicht um die Ausbildung in Gesprächsführung bei solchen Telefonseelsorgen, könnte mir aber vorstellen, dass ich an Meikes Stelle eher auf diesen allgemeinen Hass eingestiegen wäre. Das ist, wenn sie da schon ihre Vergangenheit in das Gespräch projizierte natürlich schwer möglich.
Tommy aber die Gelegenheit zu geben, einfach nur die Taten darzustellen, ohne ihn dabei mit Teilen von sich zu konfrontieren, erscheint mir nicht ganz realistisch, auch wenn wir als Leser natürlich dadurch einen besseren Eindruck von ihm bekommen.
Dass sein Frauenbild, seine Verachtung, seine Einsichtslosigkeit nicht thematisiert wird, liegt natürlich an der Voreingenommenheit der Geschichte. Sie funktioniert nach einem klar aufgeteiltem Gut/Böse Prinzip.
Dass es Schmerz ist, der Tommy zu dem macht, was er ist, dass es das tiefe Gefühl ist, nie zu bekommen, was ihm zusteht, vernachlässigt zu werden, und dass er darauf mit völlig unadäquatem Zorn reagiert, gewalttätig wird, das kann man nur aus der Tatsache herauslesen, dass er überhaupt anruft und partnerschaftliche Liebe quasi als ihm zustehendes Menschenrecht proklamiert.
In sofern ist mir deine Geschichte etwas zu sehr auf diese Pointe hingebügelt.
Desto schlimmer Tommys Renitenz, um so weniger wird die stellvertretende Selbstjustiz der Seelsorgerin in Frage gestellt. Schließlich kann ihren Hass jeder verstehen.
Ich hoffe, dass sich trotzdem genügend Leser fragen, ob Meikes Verhalten richtig war.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo sim,

danke für deine Ausführungen.

Ich muss gestehen, ich kenne mich mit Telefonseelsorge absolut nicht aus, habe diese Art der psychologischen Betreuung also nur oberflächlich für meine Erzählzwecke mißbraucht.
Von daher ist es natürlich möglich, dass sich eine ausgebildete Seelsorgerin erstmal um den Anrufer kümmert, anstatt ihre eigenen Erfahrungen in die Unterhaltung reinzutragen.

Die Figur Tommys hast du schön umrissen und nicht nur seine böse Seite herausgestellt. Das war auch meine Absicht, schließlich existieren Gut und Böse hier in beiden Charakteren. Denn trotz alldem, was Tommy getan hat: Es stellt sich doch die Frage, wie weit Maike gehen darf. Ist das, was sie getan hat, Mord? Oder Selbstjustiz? Wer von uns hätte in so einer Lage genauso reagiert?

Natürlich kann man Tommys Einsichtslosigkeit und Hass noch weiter ausführen, Maikes Vergangenheit auschmücken etc. Das hätte meiner Meinung nach aber den Rahmen gesprengt. Es ging mir um diese eine Situation, nackt und ungeschmückt. Natürlich kann man aus diesem "Rohgerüst" mit Geduld und Geschick eine lange Geschichte machen, mit genug Background und Charakterstudien. Aber das hätte mE den Rahmen gesprengt, ich war mit Länge und Umfang eigenlich zufrieden.

Gruß

 

Hallo!
Kurzer Kommentar in der Mittagspause ;)

Story: Einfach Stark! Gute Idee!
ciao

 

hallo cruzha,

Ich muss gestehen, ich kenne mich mit Telefonseelsorge absolut nicht aus, habe diese Art der psychologischen Betreuung also nur oberflächlich für meine Erzählzwecke mißbraucht.
das wird in deinem text deutlich. es ist aber nicht günstig, eine geschichte in einem thema zu verfassen, ohne vorher zu recherchieren.
in der telefeonseelsoge gibt es keine grossen psychologischen gespräche. der seelsorgende hat eigentlich die eine aufgabe, den anrufer zum reden zu bringen. reden hilft. die meisten ernsthaften selbstmordabsichten, die verhindert wurden, wurden durch reden verhindert. und nicht selten war es die telefonseelsorge. übrigens, die meisten gespräche finden zwischen 14 und 16 uhr statt *smile*. tagsüber sind es die vielen alleinstehenden alten menschen. aber ab 14 uhr kommen die kids mit ihren spassanrufen, weil die nummer ja kostenfrei ist.

ja, telefonseelsorgende sind ausgebildet. die telefonseelsorge bildet selber aus. ziel dieser ausbildung ist die identifizierung mit seiner vergangenheit, seine eigenen schwächen erkennen und einen weg finden, mit diesen umzugehen. nur wer mit seinem selbst im reinen ist, kann den belastung der fremden probleme entgegenstehen.
wäre die ausbildung bei maike erfolgreich gewesen, hätte sie tommy nicht getötet. damit genau das nicht passiert, ein telefonseelsorgender hat schon eine grosse verantwortung, gibt es diese ausbildung, die mindestens 1 jahr dauert.
jetzt kannst du dir überlegen, ob ich das alles weiss, weil ich dazu einen bezug habe, oder ob ich das recherchiert habe. ich denke, für eine gute geschichte sollte eine recherche eine fleisspflichtarbeit sein, besonders bei solchen sensiblen themen.

der andere dicke kritikpunkt ist deine nachinformation. es ist sehr ungeschickt, dem leser für das nähere verständnis etwas hinterher zu werfen. was maike selbst erlebt hat, liesse sich doch in einer parallelerzählung mitnehmen. parallelerzählung und erzählung treffen in der pointe zusammen.

der letzte dicke punkt wurde von meinen vorrednern schon ausführlich aufgegriffen. maike hat gerade einen mord an vielleicht vierzig menschen verübt. das ist ganz schön überzogen. sie ist auch noch wiederholungstäter. bei dem ernsten inhalt ist diese pointe unangemessen. natürlich wirkt sie, aber nur bei oberflächlicher betrachtung. der einzige stil, der diese pointe erlaubt, ist satirisch. aber dazu müsstest du den ganzen stil in deiner geschichte ändern.
der erzählstil ansonst ist gut und flüssig.
im einzelnen möchte ich folgende textbezüge zitieren:

Sie kehren ihr innerstes nach außen,

"innerstes" gross

Es ist nicht der Voyeurismus, der mich das machen läßt.

gewagt! besser "Sensationslust"

Ich war auf das übliche Programm gefaßt: Trennung, Vergewaltigung, Tod eines Bekannten, Suizidversuch.

einsamkeit

"Telefonseelsorge, schönen guten Abend. Dieser Anruf ist kostenfrei. Sollten Sie Schwierigkeiten haben, die sich innerhalb dieses Gespräches nicht klären lassen, werden wir Ihnen Adressen von Organisationen durchgeben, bei denen Sie persönliche Hilfe erhalten. Mein Name ist Maike, wie kann ich Ihnen helfen?"
im leben nicht! die ansprache ist zu lang! zwar ist das das angebot - aber ich gehe nicht davon aus, dass irgendwo dieser nüchterne spruch aufgesagt wird.

Inwiefern hast du dich nicht ganz astrein benommen?" hakte ich nach.
ein komma vor "hakte"

Die Antwort ertönte trotzdem ich der runden, weichen, sympathischen Stimme.
"ich" >> "in"

Ich hatte ein Recht darauf, wie es jeder Mann hat!" polterte Tommy los.
vor "polterte" ein komma

Nichts wildes.

"wildes" gross

Was bildet sich diese dumme Kuh eigentlich ein?" brüllte er los.

vor "brüllte" ein komma

fazit: die geschichte muss wirklich überarbeitet werden, wenn sie lesbar werden soll. dazu gehört
1) recherche. du kannst die telefonseelsorge anrufen und fragen
2) die nacherklärungen in den verlauf der geschichte einflechten
3) das ausmass des mordes reduzieren. im gespräch könnte vielleicht herauskommen, dass er einsam auf einem hausboot herumschippert - aber ich habe echt probleme, einen guten inhalt dafür zu finden, der unschuldige menschen verschont.

sorry

barde

 

Barde schrieb:
hallo cruzha,


das wird in deinem text deutlich. es ist aber nicht günstig, eine geschichte in einem thema zu verfassen, ohne vorher zu recherchieren.
in der telefeonseelsoge gibt es keine grossen psychologischen gespräche. der seelsorgende hat eigentlich die eine aufgabe, den anrufer zum reden zu bringen. reden hilft. die meisten ernsthaften selbstmordabsichten, die verhindert wurden, wurden durch reden verhindert. und nicht selten war es die telefonseelsorge. übrigens, die meisten gespräche finden zwischen 14 und 16 uhr statt *smile*. tagsüber sind es die vielen alleinstehenden alten menschen. aber ab 14 uhr kommen die kids mit ihren spassanrufen, weil die nummer ja kostenfrei ist.

ja, telefonseelsorgende sind ausgebildet. die telefonseelsorge bildet selber aus. ziel dieser ausbildung ist die identifizierung mit seiner vergangenheit, seine eigenen schwächen erkennen und einen weg finden, mit diesen umzugehen. nur wer mit seinem selbst im reinen ist, kann den belastung der fremden probleme entgegenstehen.
wäre die ausbildung bei maike erfolgreich gewesen, hätte sie tommy nicht getötet. damit genau das nicht passiert, ein telefonseelsorgender hat schon eine grosse verantwortung, gibt es diese ausbildung, die mindestens 1 jahr dauert.
jetzt kannst du dir überlegen, ob ich das alles weiss, weil ich dazu einen bezug habe, oder ob ich das recherchiert habe. ich denke, für eine gute geschichte sollte eine recherche eine fleisspflichtarbeit sein, besonders bei solchen sensiblen themen.


Das geht mir alles schon zu weit. Für mich fällt sowas unter Phantasie, Freiheit des Autors. Ich will Geschichten schreiben und keine Reportagen!

der andere dicke kritikpunkt ist deine nachinformation. es ist sehr ungeschickt, dem leser für das nähere verständnis etwas hinterher zu werfen. was maike selbst erlebt hat, liesse sich doch in einer parallelerzählung mitnehmen. parallelerzählung und erzählung treffen in der pointe zusammen.

OK, ist aber für mich weitaus schwieriger zu realisieren.

der letzte dicke punkt wurde von meinen vorrednern schon ausführlich aufgegriffen. maike hat gerade einen mord an vielleicht vierzig menschen verübt. das ist ganz schön überzogen. sie ist auch noch wiederholungstäter.

Vielleicht, vielleicht auch nicht. Mord? Das wurde in diesem Zusammenhang schon öfter diskutiert. sim schrieb: "Schließlich kann ihren Hass ja jeder verstehen." Wiederholungstäter? Wie kommst du darauf?

1) recherche. du kannst die telefonseelsorge anrufen und fragen
2) die nacherklärungen in den verlauf der geschichte einflechten
3) das ausmass des mordes reduzieren. im gespräch könnte vielleicht herauskommen, dass er einsam auf einem hausboot herumschippert - aber ich habe echt probleme, einen guten inhalt dafür zu finden, der unschuldige menschen verschont.

Es wird nicht recherchiert - nicht bei sowas! Die Freiheit nehme ich mir ganz feist heraus! Siehe oben: Ich will keine Reportage schreiben, sondern eine Geschichte. Und was heißt Ausmaß? Nirgendwo steht im Text was von einem Mehrfamilienhaus - alles hätte, wenn und könnte. Nur mit der Nacherklärung gebe ich dir recht, das muß besser werden.

 

dich bei den punkten zu überzeugen, die du kathegorisch ablehnst, hat keinen sinn. aber den teil, den du verbessern möchtest, dabei helfe ich dir gerne.

Er war genau so ein Schwein wie Frank. Der Frank, dem ich es zu verdanken hatte, daß ich auf dem rechten Auge blind war. Es hatte Frank nicht mehr gereicht, mich zu verprügeln. Und ich bin mir sicher, auch Tommy hätte das Verprügeln irgendwann nicht mehr gereicht.
es geht um diesen inhalt. den müssen wir verteilen.
es gibt schon einen aufhänger in der geschichte:

Es ist aber auch nicht das Bedürfnis, Menschen helfen zu wollen. Es ist auch nicht das Geld, da dieser Job ehrenamtlich ist. Ich weiß nicht, was es ist, aber ich bin gern der einsame Tröster in der Nacht.
vergessen wir ",aber ich bin gern der einsame Tröster"

Ich weiß nicht, was es ist. Vielleicht deshalb, weil mich die Sorgen anderer Menschen ablenken.

das wäre der erste hinweis

Mittlerweile kann ich diesen Satz abspulen wie ein Tonband.

Mittlerweile kann ich diesen Satz abspulen wie ein Tonband und brauche ihn nicht mehr aus der Begleitmappe abzulesen, was erholsam ist für mein gesundes Auge.

das ist der 2.

Langsam wurde mir klar, was ich da für einen Kerl in der Leitung hatte.

Langsam wurde mir klar, was ich da für einen Kerl in der Leitung hatte, und ich fühlte ein unangenehmes Brennen in meinem Gesicht.

"Wie schwer hast du sie verletzt?" fragte ich, langsam wütend werdend.

"Wie schwer hast du sie verletzt?" ,fragte ich, langsam wütend werdend und stützte müde meinen Kopf in die Hände, wobei ich das starre Auge in die Innenflächen bettete.

Seine Stimme klang auf einmal gar nicht mehr warm und freundlich.

Seine Stimme klang auf einmal gar nicht mehr warm und freundlich, eher verachtend, so wie Franks.

Ich erinnerte mich an damals. Ich entschied mich zu etwas, das ich seitdem nie bereut habe.

dieser moralische einwurf ganz weg, sondern jetzt die katze aus dem sack lassen.

Da war sie wieder, meine Vergangenheit. In mir schmerzten alte Wunden wie Flammen in einer Hölle, die niemals lang genug her sein kann, solange es Sadisten seines Schlages gibt. Und meine Stimme klang lieblich wie der Frieden den Tommy braucht, als ich zu ihm sprach: "Beruhige dich ..."

das sind jetzt so spontan die ideen, die ich dazu habe. vielelicht inspirieren sie dich.

bis dann

barde

 

Wow klasse Geschichte..ich dachte zum Schluss selbst nicht mehr an die Gaswolke :) Von daher hat mir der Schluss wirklich gefallen. Dieser Tommy ist aber auch ein Arsch...

 

Ich persönlich habe mich einfach nur durch deine Geschichte unterhalten gefühlt - nicht mehr, nicht weniger.
Natürlich - so schrieben ja sim, barde und S.H. schon, gibt es Logiklöcher und von mir aus kann man dir auch mangelnde Recherche vorwerfen (ich nicht, da ich mich in dem BEreich ebenfalls nicht auskenne), aber wie schon gesagt, eine kurzweilige Geschichte, die ich gerne gelesen habe. Auch, wenn ich zuerst einen etwas anderen Plot erwartet habe, als Tommy vom aufgedrehten Gas sprach (im Sinne von "Sieben").

Wie gesagt, unterhaltsame Geschichte mit schöner Atmosphäre, aber auch Logiklöchern (aber selbst das große StarWars-Universum hat welche ;) ).

cu_chris

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich war beeindruckt.

Doch war ich.

Gut fand ich:
Deine Fähigkeit dich in die Situation einzufühlen, besonders die Darstellung der Dynamik des Gesprächs. (ohne Recherche eine beachtliche Leistung)
Stylistisch (ausser den paar Kommas, mein Gott, wir sind hier nicht im Klassenzimmer) war ich überzeugt. Dein Stil ist flüssig und gut lesbar.

Ich finde allerdings auch, dass du die Hinweise zum Background der Protagonistin lieber vor der Pointe einstreuen solltest (darauf gehe ich jetzt nicht näher ein, wurde ja schon zu genüge getan).
Und um der Sache noch mehr Tiefe zu geben, könntest du eben die Logik-Kritiken mancher Leser nutzen (Stichwort 'Mehrfamilienhaus'). Benutze einfach ein paar dieser Ideen um noch mehr scharfe Wendungen und vielleicht eine überraschende Moral/Denkanstoß zum Thema Selbstjustiz daraus zu machen?
Besonders die Sache mit der einjährigen Ausbildung würde ich mit aufnehmen, nach dem Motto: 'Egal wie sehr man versucht den Menschen psychisch zu stützen und stabil zu machen, es kann trotzdem zu unerwarteten Rückfällen kommen' (jetzt kommt der Steven King Fan in mir durch ;-)
Nun ja, vielleicht war das hilfreich?

Ich denke du hast ja die Geschichte hier reingesetzt um Anregungen zur Überarbeitung zu bekommen. Nimm am besten Kommentare in diesem Forum als das, nicht mehr und nicht weniger.
(Unter diesem Gesichtspunkt lohnt es sich eher, zum Bespiel Sachen zu lesen wie Steven Kings 'On Writing' oder Strunks 'Elements of Style'.)

Und noch ein Wort zu manchen Kritikern:
Seine Meinung zu äußern, besonders hier, sollte nichts mit destruktivem Verreissen zu tun haben.
Ihr sollt ja Niemanden in Watte packen, oder Unfähigen Honig ums Maul schmieren, aber versucht euch vorzustellen es ist eure Geschichte.
Schreiben ist etwas sehr Persönliches und verdient, selbst bei berechtigter Kritik, Respekt und überlegte Worte.

 

hallo,

dies ist die erste geschichte, die ich auf dieser seite lese, und deshalb kann ich leider noch nicht so richtig mitreden, da ich nicht weiß, was "der standard an qualität" hier ist.
und trotzdem kann ich leider nur sagen, dass mir deine geschichte nicht so wirklich zugesagt hat. einfach ausgedrückt: gute idee, schlechte umsetzung.
tut mir leid, aber mit deinem stil kann ich nicht viel anfangen...wenn du den allerdings ein bisschen verbesserst, wird es sicher eine gute geschichte.

 

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