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Learning to fly

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22.09.2006
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Learning to fly

Lindsay Allen stand abseits am Rand des Gehsteigs und spähte durch die Menge der vorbeiströmenden Schüler. Die Teenager waren allein oder in Gruppen unterwegs, zu Fuß, als wilde Horde auf Fahrrädern, die ganze Breite der schmalen Straße in Besitz nehmend. Die Luft war erfüllt von ihrem Stimmengewirr, von vereinzelten Rufen und dem Gejohle, das wie Kampfgeschrei in Lindsays Ohren klang.
Im Pulk der Radfahrer erblickte sie Megan Carrs widerspenstigen, blonden Haarschopf.
Feine Strähnen wehten um die mit schwarzem Samt bespannte Reiterkappe, die sie anstelle eines Helms trug. Lindsay wandte sich ab und fischte eine Zigarette aus der zerdrückten Schachtel in ihrer Jackentasche. Sie schirmte ihr Gesicht mit einer Hand ab, zündete das Ding an und wünschte sich, sie könne in der Menge untergehen.
„Hey Lindy. Lindy Allen!“ Megan brachte das Fahrrad neben der Klassenkameradin zum Stehen. „Hat dein Typ dich versetzt, oder wartet er diesmal an ner anderen Ecke? Ist doch dein Lover, oder?“
„Hi Meg.“ Lindsay füllte sich den Mund mit Rauch und blies ihn in die Luft. Mit dem Inhalieren klappte es noch nicht so, und Lindsay wusste auch nicht, ob sie das überhaupt wollte.
Sie trug die gleiche Schuluniform wie Megan, nur waren die Ärmel von Megans dunkelroter Wolljacke hochgeschoben, und die weiße Bluse soweit aufgeknöpft, dass man das Tal zwischen ihren Brüsten sehen konnte. Sie sieht darin aus wie eine Diva, dachte Lindsay, deren eigene Uniform sie einschnürte wie ein Korsett. Sie nahm die Tasche auf, die zwischen ihren Beinen stand, und setzte sich in Bewegung.
„He! Warte doch!“ Megan ließ sich auf ihrem Rad langsam neben Lindsay herrollen. „Kannst es doch sagen. Ich find’s toll. Bist ja ein ziemliches Mauerblümchen, und jetzt holt dein Typ dich mit dem Auto ab. Ich meine, WOW, das ist doch was!“
„Hast du Lucy gesehen?“
„Lucy Talwin?“, fragte Megan spöttisch.
Genausogut hätte sie "Scheiße" sagen können, dachte Lindsay.
Sie bewegten sich die Straße entlang, trieben mit dem Strom.
„Also sag schon. Wie alt ist der Typ? Hat er Erfahrung? Macht ihr’s schon zusammen?“
Da war sie wieder beim Thema, dachte Lindsay.
„Thommy braucht sich gar nicht einfallen lassen, aufzuhören, bevor er’s mir richtig besorgt hat; das schwör ich dir, Lindy.“
Lindsay schwieg. Sie ging mit gesenktem Kopf weiter und drückte ihre Schultasche an sich, als enthielte sie einen wertvollen Schatz.
„Ich bekomm’s sowieso raus“, bohrte Megan weiter, „ich mein, wer er ist. Kannst es ruhig sagen. Er ist nicht von hier, stimmt’s? Ich seh sowas. Ich hab den Aufkleber gesehen. Auf seinem Auto.“
Sie erreichten Southwold Park. Eine niedrige Mauer aus Natursteinen grenzte ihn von der Straße ab, dahinter Rosensträucher, eine flach abfallende Rasenfläche, in einiger Entfernung ein Kiesweg. Lindsay stieg auf die Mauer, so wie sie als Kind auf fast jede Mauer gestiegen war. Sie balancierte auf ihr, nur dass sie dieses Mal nicht die Arme ausbreiten und sich so frei wie ein Vogel fühlen konnte. Ihre Tasche hinderte sie daran. „Windermere“, sagte sie und biss sich auf die Lippe.
Megan stieß einen Pfiff aus. „Lake District, alle Achtung. Ist ja ne ganze Ecke weg. Wo hast du ihn kennengelernt?“
Megan würde sie nicht verstehen. Reden konnte sie nur mit Lucy, und die war nicht da. Lindsay flog solo. Sie setzte zu einem Sprung über das Rosenbeet an und landete sicher auf der anderen Seite. „Ich muss los“, rief sie, „bye, Meg.“ Sie warf ihre Zigarette weg und lief los, ehe Megan sie mit weiteren Fragen löchern konnte. Eigentlich hätte sie gleich zu dem Haus in der Whitechapel Street gehen sollen, in dem ihre Wohnung, nicht aber ihr Zuhause war. Stattdessen rannte sie den Kiesweg runter, bis zu einem künstlich angelegtem Teich, an dessen Ufer eine Bank neben einem windschiefen Papierkorb stand. Außer Atem setzte sie sich. Sie musste nachdenken. Sie erinnerte sich an das Gespräch vom Sonntag, mit ihrer Mutter. Es war in ihrem Zimmer, in der sterilen Londoner Stadtwohnung, die so gar nicht wie das Haus am Windermere war, von dessen Terrasse aus man bei klarem Wetter bis zum anderen Ufer des Sees sehen konnte. In ihrem neuen Zimmer hingen keine Poster an den Wänden, das einzige Bild an der Wand war ein Foto, das sie mit ihrem Vater zeigte, im Hintergrund der See.
„Du musst dich eben anpassen“, sagte ihre Mutter in dem trockenen, warnenden Ton, den sie bei solchen Gesprächen stets anschlug. „Das muss ich auch. Glaub bloß nicht, dass für mich alles leicht ist.“ Sie stand am Fenster. Das helle Mittagslicht schien durch den Stoff ihrer Bluse; Lindsay konnte die Silhouette ihres Körpers sehen und bemerkte zum ersten Mal, wie dünn sie seit dem Umzug geworden war. Wenn sie jetzt ihren Plan in die Tat umsetzte, wäre ihre Mutter traurig, und das wollte Lindsay nicht. Sie öffnete ihre Schultasche und nahm die kleine Dose heraus, die ihr Spargeld enthielt. Sie öffnete die Dose, nahm das aufgerollte Bündel mit den Fünf- und Zehn Pfund Noten heraus und verstaute es in ihrer Hosentasche. Lindsay musste das Geld nicht zählen, sie wusste, wieviel es war. Für eine Zugfahrt würde es reichen.
Whitechapel Street oder King’s Cross Station? Sie blickte auf den Teich mit dem Brackwasser, dachte an Windermere und ihren Vater, der einen Stein so werfen konnte, dass er drei- oder viermal von der Oberfläche des glasklaren Seewassers abprallte, ehe er versank. Du musst dich eben anpassen, das hatte ihre Mutter auch zu ihm gesagt. Lindsay hatte es von ihrem Zimmer aus mit anhören müssen, in den unzähligen Streitgesprächen, bei denen es immer darum ging, dass ihr Vater keinen neuen Job fand und sein Atem schon am Nachmittag nach Bier roch. Und weil er sich nicht anpassen wollte, war ihre Mutter schließlich mit ihr nach London gezogen. Lindsay zog die Zigarettenschachtel aus ihrer Jacke, drehte sie zwischen den Händen und betrachtete das Logo: zwei Löwen, die einen Schild hielten, in der Mitte ein Stern. Es war die Marke, die ihr Vater rauchte. In hoc signo vinces stand darunter, in diesem Zeichen wirst du siegen. Nicht ganz, dachte Lindsay und warf die halbvolle Packung in den Papierkorb. Leider nicht ganz.
Der gellende Schrei eines Adlers erklang, und Lindsay blickte zu dem Vogel auf, der am wolkenlosen Himmel stolz seine Kreise zog. Sein Schatten glitt über sie hinweg. King’s Cross oder Whitechapel Street? Sie stand auf, streifte ihre Uniformjacke ab und warf sie achtlos zu ihrer Tasche auf die Bank. Sie war ihr zu eng. Lindsay rannte los. Sie hob ab und flog.

 

Hallo Stefan!

Deine Geschichte hat mir ausgesprochen gut gefallen. Vor allem in sprachlicher Hinsicht.
Bin momentan im Zeitdruck, melde mich später nochmal dazu.
Bis dahin, einen netten Gruß,
Manuela :)

 

Hallo Manuela,

danke für das dicke Lob.

Vor allem in sprachlicher Hinsicht.
Den richtigen Ausdruck und die passendste Formulierung zu finden..., ein schwieriges Unterfangen. Oft überlege ich hin und her, ändere etwas, und lasse dann am Ende doch mein Bauchgefühl entscheiden. Wenn das Ergebnis dann gefällt, freut es mich um so mehr. Würd mich auch freuen, wenn Du dich später noch ausführlicher aüßerst.

Gruß, Stefan

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Stefan!

Eigentlich hättest du diese hübsche Geschichte auch in Gesellschaftliches posten können, ich empfand sie nicht (nur) als ausgesprochene Jugendgeschichte.
Du erzählst die Situation eines jungen Mädchens, das sich vor Sehnsucht nach seinem Vater verzehrt und letztlich ausreißt. Die Eltern haben sich getrennt. "Du musst dich eben anpassen," sagt die Mutter. Genau das kann oder will das Mädchen nicht.
Geschickt formulierst du die Zuneigung des Kindes an einigen Kleinigkeiten: Der Zigarettensorte des Vaters, die sie raucht um ihm nahe zu sein, obwohl sie keine Raucherin ist, durch ihre Erinnerung an das Haus am See, wo ihr Vater Steine über die Wasserfläche springen ließ. Ein Bild, das mir sehr gut gefiel und den Vater, mit wenigen Worten, als unkonventionell profiliert.
Ihr normiertes Leben (die Schuluniform als Synonym?) engt sie ein, -ich insistiere mal - wie die geordnete Welt ihrer Mutter, der sie zu entfliehen sucht. Schön formuliert auch, die Metapher mit der liegengelassenen Schulkleidung am Ende deiner Geschichte.
Beeindruckt hat mich die Art wie du erzählen kannst. Talent hast du zweifellos, mMn, bin schon gespannt, was du uns noch so präsentieren wirst. :)

Textkram:

In diesem radfahrenden Pulk erblickte sie eben Megan Carrs widerspenstigen blonden Haarschopf.
... widerspenstigen, blonden ... (Komma)
Diesen Satz würde ich überdenken. Es gibt nicht nur die Radfahrer, sondern auch Fußgänger, einzelne und in Gruppen. Das "diesem" erscheint mir daher nicht angebracht.
Das "eben" solltest du weglassen.
Vorschlag: Im Pulk der Radfahrer erblickte sie Megan Carrs widerspenstigen, blonden Haarschopf.


Megan brachte das Fahrrad neben der Klassenkameradin zum stehen.
... zum Stehen.

„Lucy Talwin?“ fragte Megan spöttisch.
... Talwin?", fragte ... (Komma)

Bei ein oder zwei Texteinschüben könntest du noch Kommas setzen, wenn du willst. ;)

Netten Gruß,
Manuela :)

 

Hallo Manuela,

Ja, Du hast die Geschichte richtig interpretiert, so, wie ich es gemeint habe. Da brauch ich nicht viel hinterher zu erklären.

Ihr normiertes Leben (die Schuluniform als Synonym?) engt sie ein, -ich insistiere mal - wie die geordnete Welt ihrer Mutter, der sie zu entfliehen sucht.
Auch das ist richtig. Die Schuluniform steht für die Schule. Wer die Uniform trägt, erklärt sich damit bereit, die Regeln der Schule zu akzeptieren, und damit ist nicht nur die Schulordnung gemeint, sondern auch der Zusammenhalt und die Loyalität der Schüler untereinander. Lindsay ist es nicht gelungen, sich in die Schulgemeinschaft zu integrieren, sie steht abseits, weil sie sich nicht anpassen will. Deswegen ist ihr die Uniform zu eng. Anpassen steht im Sinne von "sich verbiegen lassen", und das will sie nicht, weil ihrer Meinung nach ihr Vater sich auch nicht verbiegen lässt.

Textkram:

Zitat:
In diesem radfahrenden Pulk erblickte sie eben Megan Carrs widerspenstigen blonden Haarschopf.

... widerspenstigen, blonden ... (Komma)
Diesen Satz würde ich überdenken. Es gibt nicht nur die Radfahrer, sondern auch Fußgänger, einzelne und in Gruppen. Das "diesem" erscheint mir daher nicht angebracht.

Du hast vollkommen recht. Die Fußgänger hab ich wohl vergessen. Wird geändert.
Zitat:
„Lucy Talwin?“ fragte Megan spöttisch.

... Talwin?", fragte ... (Komma)

Bist Du sicher? In Romanen wird das Komma hinter der wörtlichen Rede weggelassen, wenn diese mit einem Frage- oder Ausrufezeichen endet. Ich weiß aber nicht wirklich, was korrekt ist.

Gruß, Stefan

 

Bist Du sicher? In Romanen wird das Komma hinter der wörtlichen Rede weggelassen, wenn diese mit einem Frage- oder Ausrufezeichen endet. Ich weiß aber nicht wirklich, was korrekt ist.

Hab Vertrauen. ;) (Siehe Rechtschreibreform 2006.)

Lieben Gruß,
Manuela :)

 

Hallo Stefan,

die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Vor allem das Ende hat mich gepackt.
Deine Sprache ist klar und du schaffst es, sehr schöne Bilder entstehen zu lassen. (Z.B. der Vater, der den Stein wirft)

Gestolpert bin ich über diese Stelle:

Feine Strähnen wehten um die mit schwarzem Samt bespannte Reiterkappe, die sie anstelle eines Helms trug.

Megan scheint eines der üblichen, beliebten und starken Mädchen zu sein - in meinen Augen ist eine Reiterkappe da allerdings zu individuell, deshalb habe ich da erst eine andere Aussenseiterin erwartet. Die Reiterkappe ist beim ersten Eindruck nicht wirklich "cool", sondern Anzeichen eines Freaks, der auch nicht ist, wie die anderen.
Vielleicht ist aber gerade das Ausdruck ihrer Coolness, dass sie halt irgendwie anders und toller ist als die anderen...?


Genausogut hätte sie Scheiße sagen können, dachte Lindsay.

Da würde ich das "Scheiße" in Anführungszeichen setzen, glaub ich, oder zumindest 'Scheiße'.


Du musst dich eben anpassen, das hatte ihre Mutter auch zu ihm gesagt.

Auch hier würde ich zu Anführungszeichen tendieren... Weiter oben beim gleichen Satz hast du sie gemacht.


Sie stand auf, streifte ihre Uniformjacke ab und warf sie achtlos zu ihrer Tasche auf die Bank. Sie war ihr zu eng. Lindsay rannte los. Sie hob ab und flog.

loslassen und wegfliegen... Starke Sprache, gefällt mir!


Grüße

Die Papierkugel

 

Hallo Papierkugel,

ja, die Reiterkappe. Ich hab's geahnt, dass da jemand nachhakt. Ich wollte etwas Individuelles, an dem Megan in dem Pulk gut von den anderen Schülern zu unterscheiden ist. Schließlich entdeckt Lindsay sie ja in der Menge. Auffällige Klamotten schieden aus, da ja alle die gleiche Uniform tragen, und Fahrradhelme sind ja ziemlich verbreitet. Also hab ich überlegt, aus dem Fenster gesehen, und siehe da...
Naja, Du wirst es erraten, was ich da gesehen habe.
Ich fands witzig, und hab gedacht, dass die Kappe Megans Markenzeichen sein könnte, so als individuelles Detail.

Da würde ich das "Scheiße" in Anführungszeichen setzen, glaub ich, oder zumindest 'Scheiße'.
Mach ich.
Zitat:
Du musst dich eben anpassen, das hatte ihre Mutter auch zu ihm gesagt.

Auch hier würde ich zu Anführungszeichen tendieren... Weiter oben beim gleichen Satz hast du sie gemacht.

Hm. Eher kursiv.
Danke fürs Lesen und kommentieren.

Gruß, Stefan

 

Hallo Stefan,


deine Geschichte hat mir gut gefallen. Ich habe die Vorkritiken gelesen und kann mich nur kopfnickend meinen Vorrednern anschließen.
Ich kann nicht genau erklären, wieso es so ist, aber diese Geschichte erzeugt in mir ein Gefühl von Sanftmut, ja :) genau das richtige Wort: sanfter Mut.

Du zeichnest mit wenigen Momenten ein ganzes Drama eines Mädchens, das hin und hergerissen ist, zwischen Vater und Mutter, zwischen Wollen und Sollen.
Was mir gut gefällt, ist, dass du nicht mit anklagendem Ton darüber berichtest, sondern fast neutral. Nunja, die Mutter kommt vielleicht nicht so gut weg, aber wer weiß, ob nicht der Vater wirklich Gründe für ihre Klage gesetzt hat. Dass du das geschickt offen lässt, gefällt mir sehr gut, weil damit automatisch der Fokus auf das Mädchen gesetzt ist und nicht bei den streitenden Eltern verbleibt.

Ich erlebe so oft in meinem Beruf Kinder und Jugendliche, die auf diese Weise zerrissen sind, die durch die Trennung der Eltern so zerrissen wurden.

Wie gerne wird vergessen, dass die Söhne und Töchter scheidungswütiger Eltern gar nicht in der Lage sind, sich auf die eine oder auf die andere Elternseite zu schlagen. Immerhin sind sie ein Ganzes zusammen gesetzt aus Vater und Mutter.


Bleiben sie bei dem einen, verraten sie gleichzeitig den anderen und somit auch sich selbst.

Viele Eltern begreifen nicht, dass ihr Kind nicht mal ansatzweise dieselben Vorwürfe gegen Vater oder Mutter hat, wie es die Eheleute tun.
Gewiss gibt es wohl kaum ein Kind, dass nicht etwas an den Eltern auszusetzen hätte, aber das deckt sich fast nie mit den Vorwürfen, die sich die Ehegatten gegenseitig machen.

Machen aber die Kinder Partei mit einem Elternteil, dann, weil das Kind in seiner emotionalen Not wenigstens einen der Elternteile nicht verlieren will. Was für eine Perfiderie, dass es diesen elterlichen Schutz nur bekommt, wenn es dieselbe Sichtweise des Elternteils einnimmt.
Was wohl aus diesen Kindern später wird in puncto emotionaler Wahrheit?


Zur Kleinigkeit mit der Reiterkappe: Ich fand nicht nur, dass damit erklärt ist, weshalb Megan für die Protagonistin nunmehr gut sichtbar ist, sondern ich finde auch, dass sie damit etwas Spezielles aussagt, nämlich, dass sie Reiterin ist. Selbst im Reiterland Großbritannien auch kein Sport, den sich jeder Londoner Schüler leisten kann. Sie gibt also aus meiner Sicht mit dieser Kappe auch etwas an, was die Protagonistin noch mehr ausgrenzt und so wird auf geschickte Weise mit einem einzigen Begriff, Distanz erzeugt.

Lieben Gruß
lakita

 

Hey Stefan

Auch ich habe nichts an deiner kleinen Geschichte auszusetzen. Sie ist dir ziemlich gelungen.
Nur hier eine Kleinigkeit:

öffnete die Dose, nahm das aufgerollte Bündel mit den Fünf- und Zehn Pfund Noten heraus und verstaute es in ihrer Hosentasche. Lindsay musste das Geld nicht zählen, sie wusste, wieviel es war. Für eine Zugfahrt würde es reichen.
Hmm, 9. Klasse, Englandaustausch, die Mädels trugen alle Röcke. Kann sich natürlich geändert haben, glaube ich aber nicht. Oder das ist von Schule zur Schule unterschiedlich. Ich kenne das halt nur mit Röcken. :)

Ich wollte erst das Englische kritisieren, den Titel, die Namen, den Ort. Aber was solls, es passt alles so gut, auch wenn es fern (wenn auch nicht so fern) von uns ist. Da kann man sehen, das gleiche Problem gibt es überall. Und mit dieser Geschichte hast du dich nur auf das Mädchen und ihr Innenleben konzentriert und nicht die "Leidensträger", die selbst an ihrer Situation schuld sind, das Mädchen allerdings kann nichts dafür, und zwischen ihren Eltern will sie sich nicht entscheiden, da bleibt ihr nur einfach wegzufliegen. Schön, dass es nicht mit einem Selbstmord geendet hat oder mit dem üblichen; ich hau von zuhause ab, die werden 's schon sehen. ;)

JoBlack

 

Hallo lakita, hey Jo,

Kinder haben im Grunde keine Wahl, wenn die Eltern sich trennen. Sie werden einfach einem Elternteil zugewiesen. Auch Lindsay hat in meiner Geschichte keine Wahl: sie kann weglaufen, sie kann zum Vater gehen, aber früher oder später wird sie zur Mutter zurückgeschickt werden. Dass die Mutter in der Geschichte schlechter wegkommt als der Vater, war nicht beabsichtigt.
Zur Reiterkappe: ja, auch ich habe den Gedanken gehabt, damit einen möglichen Klassenunterschied darzustellen und damit die Distanz schwischen Lindsay und Megan zu erhöhen. Ich habe es gelassen, weil ich dachte, das wird zuviel, es gehört einfach nicht in die Geschichte. War wahrscheinlich gut so. Dass Du es trotzdem herausgelesen hast, finde ich schön.

Jo, Du hast mich erwischt.:D Mit den Röcken wirst Du recht haben. Ich habe geglaubt, in diesem Punkt so gut lügen zu können, dass meine Unwissenheit über englische Schulen niemandem auffällt. Der Schauplatz (England) war nötig, da Schuluniformen hierzulande unüblich sind.

Gruß, Stefan

 

Hallo Stefan
Wollte mich mal eben kurz den Meinungen der anderen anschießen.
Deine Geschichte ist klasse und verständlich! Ich mag deine Sprache,bin grade am Überlegen, wie man sie am besten beschreiben kann...
Deine Sprache ist so schön klar und doch auch wieder nicht.
Ich denke es ist ein gutes Zeichen, dass man deine Sprache nicht einordnen kann, ist halt was besonderes.
Kann dir leider nichts schlechtes sagen. Sorry ;)

Grüße von:
Orangenschale

 

Guten Abend, Stefan S!

Von Deinen Geschichten mochte ich diese am liebsten. Sie ist ruhig und lebendig erzählt und schildert eine Ausgangssituation, von der aus man weiterdenken möchte.

Darum hab ich mich entschieden, für das Copywritespiel diese Geschichte auf einem ihrer vielen möglichen Wege weiterzuführen.

Freundliche Grüße!
Makita.

 

Hallo Makita, hallo ruganerin,

schön, dass euch die Geschichte gefallen hat. Sie ist immer noch meine neueste hier, und die vielen positiven Kommentare zeigen mir, dass ich wohl doch mal etwas richtig gemacht habe.

Gruß, Stefan

 

Hallo Stefan!

Im ersten Absatz wirds viel zu bunt. Klar ist die Zigarettenschachtel zerdrückt, alles strömt, johlt und fischt. Zähl mal die Adjektive, dann streich zwei Drittel davon. Ein Adjektiv pro Satz, wenn du mal zwei brauchst, im Satz davor und danach keins, genaus mit den Partizipen, die sind ebenso böse.

Nimm Verben dafür, die eignen sich vorzüglich als Ersatz, weil sie stärker sind und malen, nicht sagen.

und setzte sich in Bewegung.

Züge machen das und Bagger und Schaufelraddampfer, aber keine Mädchen, seien sie auch noch so füllig.

„Hast du Lucy gesehen?“ Sie war ihre einzige Freundin an der Schule.

Das mache ich auch immer, und alle kreiden es mir an. Nicht erklären. Zeigen. Du willst ja eine spannende Geschichte erzählen, nicht einen Tatsachenbericht liefern.

Sie war ihr zu eng. Lindsay rannte los. Sie hob ab und flog.

Kurze Sätze, ja, wenn es spannend werden soll, aber wo es nicht vorher einen Grund dafür gibt, bekommt man nur Herzklopfen und weiß nicht, weshalb. Das lässt einen ratlos zurück. Was sagt mir das Ende? Hm. Nicht viel.

Schöne Grüße,

yours

 

Hallo Stefan

Ich habe wierklich fast keine Ahnung wovon hier alle reden. =)
Aber mir hat die Geschichte wierklich sehr gefallen.
Bin erst 21, also auch noch ein Jugendlicher und ich muss sagen, dass du mit dieser Geschichte ziemlich genau die heutigen Situationen getroffen hast.
Bravo!!

Grüsse MAuro

 

Hallo yours,

mit meiner Adjektivitis im ersten Absatz hast du Recht. Da wollte ich vielleicht zu viel unterbringen und mit wenigen Sätzen ein Bild entstehen lassen. Da muss ich mich mal in Ruhe ransetzen und schauen, wie sich das verbessern lässt.

und setzte sich in Bewegung.

Züge machen das und Bagger und Schaufelraddampfer, aber keine Mädchen, seien sie auch noch so füllig.
Mhm. Die Formulierung hat mMn nicht unbedingt etwas mit Trägheit zu tun. Ich finde sie eigentlich sogar geläufig.
„Hast du Lucy gesehen?“ Sie war ihre einzige Freundin an der Schule.
Das mache ich auch immer, und alle kreiden es mir an. Nicht erklären. Zeigen. Du willst ja eine spannende Geschichte erzählen, nicht einen Tatsachenbericht liefern.

Stimmt. Die nachgeschobene Erklärung kann ersatzlos gestrichen werden, ohne dass es unklar wird.
Sie war ihr zu eng. Lindsay rannte los. Sie hob ab und flog.
Kurze Sätze, ja, wenn es spannend werden soll, aber wo es nicht vorher einen Grund dafür gibt, bekommt man nur Herzklopfen und weiß nicht, weshalb. Das lässt einen ratlos zurück. Was sagt mir das Ende? Hm. Nicht viel.
Am Ende möchte ich eigentlich nichts verändern. Vielleicht wirkt es durch die kurzen Sätze etwas abgehackt. Ich wollte aber offen lassen, wie Lindsay sich entschieden hat, obwohl die Tendenz mMn eigentlich klar ist – Makita hat es in ihrer Copywrite-Geschichte ja so aufgegriffen und fortgeführt, wie ich es gemeint habe.

Danke fürs Lesen und Kommentieren.

Hallo Mauro,

freut mich, dass dir die Geschichte gefallen hat, besonders, dass du als „Jugendlicher“ sagst, sie passe in die heutige Zeit. Anscheinend hat sich da doch nicht so sehr viel verändert.

Danke auch dir fürs Lesen und Kommentieren.

Gruß, Stefan

 

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