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Deep Charly

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24.02.2005
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Deep Charly

Chris spülte seine rechte Backe mit Jacky durch, doch so schnell ließen sich seine Zahnschmerzen nicht vertreiben. Sie fraßen sich durch sein Gewebe wie diese verschissenen Bandwürmer, die ihm nach jedem Stuhlgang aus dem Arsch hingen. Weiße Spaghetti, dachte Chris und starrte den Ventilator an, als wäre der schuld an allem. Seine Gedanken kreisten schon wieder um seine pochenden Zahnschmerzen, um dieses stete sture Sticheln in seiner rechten Backe, das nicht einmal wegzusaufen war. Was faulte da alles weg unter seiner Brücke, die er sich vor nicht einmal einem halben Jahr gegönnt hatte. Einen halben Taui hatte er für sie gelöhnt und gebracht hatte sie ihm Zahnschmerzen; wilde, wütende. wummernde-

“Fuck!”

Die Fernbedienung blieb im Moskitonetz hängen, sonst hätte er den Flachbildschirm getroffen. Dort lief immernoch die vietnamesische Version von “Wer wird Millionär” mit einem Moderator, der Günther Jauch erstaunlich ähnlich sah - trotz der schmalen Augen. Musste an der Hornbrille liegen. Jeder Gedanke war dem Deutschserben gerade willkommen, da er ihn für einen Moment ablenkte von diesen fiesen, flimmernden und flackernden-

Chris setzte hastig den Bourbon an und trank mit gierigen Schlücken bis der Würgreiz einsetzte. Dann setzte er die Flasche, die schon fast mit seiner Hand verwachsen war, neben dem Bett ab, wobei er Mühe hatte, das Gleichgewicht zu halten. Kiffen, dachte er. Kiffen, kiffen, kiffen!

Erstklassigen Skunk gab es hier, das musste man dem Vietcong schon lassen. Was die Leute oft vergessen, wenn sie sich über Bierbäuche lustig machen: Sie taugen vorzüglich als BU – Bauunterlage. Chris wischte sich mit dem Bettlaken den Schweiss aus den Speckfalten und rollte sich einen Purjoint, war ja schließlich im Urlaub, obwohl das bei genauer Betrachtung eine Untertreibung war. Er hatte verdammt noch mal ausgesorgt; pünktlich zu seinem fünfzigsten Geburtstag. Der Migrantenjunge aus Remagen war zu einem halben Millionär gereift, nachdem er seine Tauchbasis auf Bali verkauft hatte. Wer hätte ihm das jemals zugetraut? Niemand, nicht einmal er sich selberst. Das hieß anders. Egal. Das Skunk tanzte bereits mit seinen Neuronen wie ein tollwütiger Teenager. Für einen Moment, den er gerne ausgewalzt hätte wie einen Nudelteig, vergaß er sogar seine – a propos Nudel: Er würde sich heute mal wieder eine VIP-Massage gönnen, gleich nach dem Abendessen. Diese geilen Babysquids von dem Take-Away-Laden an der Ecke. Und vorher noch eine Runde im versifften Meer drehen, damit der Bauch nicht noch stärker anschwoll. Die letzte Nutte hatte bereits mit dem Finger auf ihn gezeigt: “Baby?”

Chris ging höchstens schwanger mit Ideen. Vielleicht würde er sich diese Mall im Zentrum von Ahmed kaufen, sie komplett sanieren und dann vermieten. So ganz war er noch nicht angekommen in seinem Ruhestand. Oder war er einfach nur zu high, um noch weiter faul rumzuliegen? Er sprang in seine weiten Fischerhosen, packte seinen Rucksack und wagte sich auf die Straße.

Auf Bali hupten die Mopeds irgendwie freundlicher. Dafür hatten sie hier geileren und günstigeren Kaffee. Umgerechnet waren es nicht einmal 30 Cent, die er für das mit Eiswürfeln servierte Gebräu berappte. Das kam hier nicht nur im Plastikbecher daher, es wurde dazu noch in einer kleinen Plastiktüte gereicht, von denen die Straßen bereits übersät waren. Gestern hatte er einen alten Vietcong dabei beobachtet, wie er einen Schubkarren voller Müll einfach ins Meer gekippt hatte. Aus den Augen aus dem Sinn. Irgendwann wurde der ganze Scheiß jedoch an die Küsten Indonesiens gespült und vertrieb dort dann seine Tauchkunden - seine ehemaligen Tauchkunden.

“Chill Alder, chill mal endlich!”

Chris ließ seinen volltätowierten Körper in den Sand fallen, kramte die Pulle Jacky aus seinem Rucksack und goss den Kaffee großzügig auf. Seine verfaulten Zähne konnten ihn gleich mal an der Ritze lecken. Ballern wie der Vietcong, dann passte das schon.

Dyen Nguyen war auf einem Hausboot aufgewachsen, ihre Familie lebt von der Krabbenzucht. Schon als Kleinkind hatte sie stundenlang nichts anderes getan, als einem wehrlosen Krebstierchen nach dem anderen die Gliedmaßen auszurupfen. Der fischige Geruch an ihren Händen blieb in der Schule nicht unbemerkt. Nun war sie ihn endlich losgeworden.

Die 18-jährige kämmte sich ihre frisch gewaschenen Haare, die ihr bis zu ihrem Apfelsinenpo reichten. Sie waren pechschwarz, doch dieser Ausdruck existierte im Vietnamesischen nicht. Cay tre toc – Haare so stark wie Bambus, sagte man hier, oder hoa sen troc, Haare so weich wie ein Lotusblatt. Dyens Haare waren sogar noch weicher dank des neuen Shampoos, das sie sich von ihrem ersten Lohn gegönnt hatte. Dyen liebte ihr neues Apartment, obwohl die Dusche neben dem Herd stand und die Spüle gleichzeitig das Waschbecken war. Hauptsache unabhängig und vor allem weit weg von ihrem Vater. Wenn ihre Mutter und ihre beiden Schwestern nicht wären, würde sie ihm ins Ohr flüstern, was sie hier so trieb und mit wie vielen und danach würde sie ihm ins Ohrläppchen beißen und ihm im selben Moment die Kehle durchschneiden.

Chris stieg aus dem trüben, grünen Nass und befreite sich von einer zerfetzten Plastiktüte, die sich in seinen langen Haaren verfangen hatte. Sein Rucksack war noch da, sehr gut. Er kramte die Flasche Jacky heraus und nahm noch ein paar kräftige Schlücke, bevor die Brühe zu warm wurde, was sie eigentlich schon war, aber egal. Hauptsache er nahm die Zügel in die Hand und seine wiehernden Zahnschmerzen trabten allmählich ab in irgendeinen cowboygearteten Hintergrund, der gut zu der Malboro passte, die sich Chris gerade anzündete. Er sog den Qualm tief ein und suhlte sich in der Gewissheit, dass die Welt ihm gerade komplett am Arsch vorbei ging und zwar mit allen ihren Querverweisen. Er fühlte sich selberst wieder - sich selbst hieß das natürlich. Na also. Da strahlte sein Deutsch doch schon wieder mit Thomas Mann im Seidenpyjama um die Wette. Er war umso sprachgewandter, je besoffener er wurde, das war schon in der Schule so gewesen. Bam! Alle Zeiten und Gezeiten im Griff, es konnte losgehen: Chris kramte seinen Milan-Kuli und den gelben College-Block heraus, der mit “Die Stahlfotze” betitelt war. Dann setzte er seine Geschichte in einer Sauklaue fort, die nur er selbst mit Mühe entziffern konnte, sobald er die nötige Geduld dafür aufbrachte, was seltenst der Fall war. Doch er schrieb ja mit Absicht in den Äther. Niemand, nicht einmal er selbst sollte anscheinend wissen, was sein verbanntes Genie so im Vollrausch zu Papier brachte. Nur die Stahlfotze wusste es natürlich, doch sie schwieg eisern.

Man sah die weiße Reizwäsche unter ihrem rot-schwarzen áo dai nicht,, da war sich Dyen sicher. Das lange traditionelle Gewands schützte auch ihr frisch gestochenes Tattoo vor der Sonne: Zwei blaue Schmetterlinge im Liebesspiel. Ihre beiden Kolleginnen hatten sich nur einen stechen lassen, was Dyen ein wenig schade fand. It needs two to make love.

Die junge Vietnamesin kam an einem Straßenmarkt vorbei, auf dem sie sich mit Gemüse und frischem Hühnchen eindeckte. Es gab eine kleine Küche im hinteren Teil des “Bonny 2” und eine kräftige Suppe war genau das Richtige nach ihren schweißtreibenden Einsätzen. Dyen genoss die Aufmerksamkeit, die ihr von allen Seiten geschenkt wurde. Die Männer waren noch deutlicher in ihrer Bewunderung geworden, seitdem sie in der Horizontale arbeitete.

“Du bist schöner als ein Sonnenaufgang über dem roten Fluss”, dichtete der Metzger, während er das Hühnchen für sie in feinste Scheiben schnitt.

“Du riechst ja besser als mein Koriander!” flüsterte ihr der alte Gemüseverkäufer zu und errötete dabei wie ein schüchterner Junge vor seinem erstem Zungenkuss. Die vor Neid und Missgunst nur so zischenden Kommentare der Marktfrauen ließen sich so bestens ausblenden.

Chris hatte sich noch zwei Tramadol eingeworfen, die ihn herrlich sedierten. Seine Zahnschmerzen waren spurlos verschwunden. Wie in Watte gepackt schwebte er durch die engen Gassen Duong Donghs und genoss die Seelenruhe, mit der er sich unter das schmaläugige Volk mischte. Die meisten Männer reichten ihm ungefähr bis zu den Brustwarzen, was ihn auf eine irritierende Weise anturnte. Gut, dass seine bizarren Gedanken bereits auf die Auslage seines Lieblingsimbisses zuwaberten, wo er neben gefüllten See-Igeln und Reisrollen, aus denen frisches Zitronengras ragte, auch seine geliebten Baby-Squids erblickte. Wenig später hingen ihm die winzigen Tentakel dieser angeblich so intelligenten Meerestiere aus dem schmatzenden Mund. Er sog sie genüsslich ein und ließ sich eine Serviette reichen.

“Something to drink Sir?”, fragte die freundliche Bedienung.

“No, thankyou.”

Chris hatte zwar einen Mordsdurst, aber die Getränke waren ihm hier zu teuer. Da ging er lieber in den Supermarkt an der Ecke, wo die große Flasche Wasser allerdings genauso viel wie der Liter Pepsi kostete - kaum zu glauben.

“Why so expensive, the water?”

Der junge Vietnamese hinter der Kasse zuckte amüsiert die Schultern und zeigte auf ihn, als hätte er ihn schon einmal irgendwo gesehen.

“You cheap charly!?”

“No, deep charly”, konterte Chris vergnügt und griff nach der Pepsi, die sich bestens auf Jack Daniels und einen fetten Purjoint am Fenster seines Lighthouse-Hotels reimte.

Dyen verabschiedete den ersten Kunden des Abends mit einer Umarmung. Der russische Rentner war bereits nach drei oder vier Minuten gekommen; so schnell hatte sie noch nie ihr Geld verdient. Die zierliche Vietnamesin zündete sich eine Zigarette an und blies den Qualm in den Nachthimmel. Auf der anderen Straßenseite stand ein dickes Mädchen in ihrem Alter und drehte Hähnchenspieße auf einem baufälligen Grill. Sie trug jeden Abend dasselbe T-Shirt. Etwas weiter die Hauptstraße hinunter befand sich ein 0815-Massagesalon, in dem ihre weniger offenen Kolleginnen für einen Hungerlohn Füße, Hände und Köpfe, aber bloß keine Schwänze massierten. Wie sehr es sich doch lohnte, offen zu sein, dachte Dyen. Den bierbäuchigen Hünen bemerkte sie erst, als er bereits vor ihr stand. Seine rot geäderten Augen erschreckten sie zunächst, doch in seiner Mimik und Haltung wirkte der Rockertyp äußerst entspannt, beinahe wie eine Jesus-Gestalt.

“Hey, how are you?”, fragte Chris gut gelaunt, denn die Kleine war genau sein Typ.

“Good.”

“Maybe you want to fuck?”

Es klang so, als würde er nach dem Weg fragen. Dyen kicherte kopfschüttelnd.

“It’s called VIP-Massage!”

Chris war noch ein wenig geblendet von der pinken Leuchtreklame des “Bonny 2”, als er sich den Ausweis der blutjungen Vietnamesin zeigen ließ. Die dicke Puffmutter kicherte, aber er hatte da schon böse Überraschungen erlebt. Nachdem die Konditionen der Dienstleistung geklärt und die Scheine überreicht waren, stiegen die beiden wie frisch getraut in den Aufzug und fuhren in den dritten Stock des modernen Etablissements. Dyen reichte Chris bis zum Bauchnabel, was ihr in dieser Situation zu Gute kam; denn die Fahne des Freiers roch nach Angriffskrieg, was sowohl den Deutschen als auch den Serben in ihm erfreute.

Dyen nahm ihren Kunden an die Hand und geleitete ihn in ein großzügiges Zimmer, das mit einem Queen-Size-Bett, einer freistehenden Badewanne und einer kleinen Sauna aufwartete. Chris nickte zufrieden. Er hatte mal wieder gut investiert.

Wenig später saßen sich die beiden in der elektrischen Sauna gegenüber und schwitzten aus allen Poren. Dank des Liter Bourbons, den Chris intus hatte, vermisste er auch keinen Aufguss. Ein wenig Wasser hätte seiner ausgetrockneten Kehle jedoch gut getan. Chris hatte für den Preis eigentlich eine Mini-Bar erwartet, doch Dyen war ja auch noch da. Als sie ihr süßes Ärschen aus der Tür geschwungen hatte, zückte Chris einen vorgerollten Purjoint. Wegen des Feuermelders lehnte er sich weit aus dem Fenster und blies den dichten Qualm in die Krone eines Banyanbaum. Zwei Fledermäuse schwirrten lautlos durch die tropische Nacht. Chris gedachte seiner Freunde in Deutschland, die sich gerade unter einem grauen stählernem Himmel den Arsch abfroren. Einige von ihnen standen zwei Stunden täglich im Berufsverkehr, um zu ihren unterbezahlten Sklavenjobs zu gelangen. Er hingegen würde sich gleich von einer achtzehnjährigen Schönheitskönigin verwöhnen lassen, die sich für nicht einmal 40 Euro in alle Löcher ficken ließ. What a wonderful world!

Das Superskunk. wie er es nur noch nannte, überrannte seine letzten Zweifel und bestärkte ihn in seiner Gewissheit, dass er bisher alles richtig gemacht hatte in seinem Leben. Womöglich war seine Zukunft auch noch viel glorreicher, als er sich das gerade ausmalen konnte. Vielleicht würde er seine halbe Million gar nicht in diese Mall stecken, sondern in irgendein humanitäres Projekt, ein Kinderheim oder sowas. Wo blieb seine kleine Maus eigentlich?

Chris schnippte seinen Jointstummel in den Banyanbaum, ließ sich auf das riesige Bett fallen und knipste den Fernseher an. Der vietnamesische Günther Jauch sprang ihm tatsächlich als Erster vor die Fresse. Um genügend Abstand von ihm zu gewinnen, zappte Chris gleich vierzig Programme weiter und landete zu seiner Überraschung bei einem deutschsprachigen Sender.

Arte, dieser Kulturkanal. Eine Livesendung. Ein Typ in den 40ern, halblange schwarze Haare, gebückte Haltung, gesenkter Blick. Er räusperte sich gerade nachdrücklich. Die gedämpften Saalgespräche verstummten, als hätte jemand einen Kippschalter umgelegt. Gespannte Stille. Selbst Chris erstarrte für einen Moment, denn das Setting stimmte: Acht Schriftsteller an einem weißen halbrunden Tisch und hinter jedem dieser gefeierten Wortkrieger ragte eine weiße Säule bis zur nicht einmal sichtbaren Decke empor. Am Mikrofon saß also kein schüchternes Männchen mehr, dass es sich in seinem viel zu farbenfrohen Hemd - hatte ihm Lisa doch gleich gesagt - bequem zu machen versuchte, sondern ein AUTOR.

Über den Fortgang des Matriarchats”, begann Ulrich Zieger und schluckte hörbar.

Noch einmal hatte Echo bis vier Uhr morgens auf der Terrasse gesessen. Waren anfänglich verschiedene der übrigen Bewohner des Hauses in der ebenerdig gelegenen Küche geblieben, wo ein weiteres Mal Kaffee serviert wurde, so hatte er die vergangene Stunde allein dort verbracht.”

Chris stutzte. So ging also Literatur? Verschiedene der übrigen Bewohner?

In etwa einer Stunde würde es hell werden. Dann würde der Hausherr aufstehen, den Garten durchqueren, die quietschende Pforte neben der Toreinfahrt öffnen, sie hinter sich ins Schloss fallen lassen und nach einer Weile mit mehreren Broten unter dem Arm durch den Haupteingang in das Haus zurückkehren. Echo hatte das von seinem Sitzplatz aus wiederholt beobachtet.”

Da hielt dieser Echo also wie festgewachsen Nachtwache und ließ sich vom Hausherrn, der sich eher um das ordnungsgemäße Schließen seiner Pforte als um den seltsamen Gast auf seiner Terrasse kümmerte, im Morgengrauen mit mehreren Broten beliefern. Chris schüttelte lachend den Kopf. In seiner Jugend wurde desnächtens nicht orgiastisch Kaffee getrunken. Damals tanzte eine neue Droge durch die Köpfe, von der der Autor wahrscheinlich bis heute nur über verschiedene seiner übrigen Bekannten gehört hatte. Der Schweiß tropfte damals nur so von der Decke im “Palazzo”. Wer genau hinschaute, konnte dort schon winzige Stalaktiten ausmachen. Und wenn sie der erste Bus frühmorgens rausließ in Remagen, dann waren es keine Brote, für die sie am Personaleingang der Backstube Schlange standen, sondern warme Croissants und Schokobrötchen, deren unwiderstehlicher Duft sie schon von weitem einhüllte wie ein Versprechen, das dank der Bäckergesellen, die sich über die genauso verstrahlten wie dankbaren Zeugen ihres heldenhaft frühen Aufstehens freuten, wohligst erfüllt wurde. Nicht schlecht, dachte Chris, vielleicht sollte er das schnell aufschreiben? Vielleicht las er schon bald in Klagenfurt aus seiner “Stahlfotze”?

Der Garten würde nicht derselbe sein, wenn jemand vom Standpunkt des Hausbewohners aus gesehen ein Fremder ihn erst mehrere Nächte über mit gierigen Augen betrachtet hätte. Einem der jungen Mädchen, dem sich die Mühen der Hausarbeit dadurch verfielfältigen würden, müsste die gewaltsame Veränderung zuerst auffallen; möglich blieb, dass es sich bei ihr um diejenige handelte, die Echo nicht zur Ruhe kommen ließ, zumal seit ihm bekannt war, dass sie das Bett mit ihrer jüngsten Schwester teilte und man es weiterhin vorzog, sie ihm gegenüber als minderjährig zu auszugeben, ein Umstand, der nicht einen Augenblick lang-”

Dyen schloss leise die Tür hinter sich. Sie wollte ihren Freier nicht in seiner Trance stören. Selten hatte sie jemanden mit so weit geöffnetem Mund in die Röhre starren sehen. Der Fremde hatte wohl lange nicht mehr seiner Landessprache gelauscht. Dyen fragte ihre Freier nie, woher sie kamen; so oberflächlich war sie nicht. Sie interessierte sich eher für den tieferen Grund ihres Besuches. denn reine Triebabfuhr war es ihres Erachtens nie. Manche Freier kamen aus Einsamkeit und fanden bei ihr Trost. Manche kamen aus Langeweile und fanden bei ihr Aufregung. Chris fiel dem ersten Eindruck nach zu urteilen in die dritte Kategorie, die ihr am liebsten war: Die pure Freude an der Lust trieb diesen Freigeist in ihre wissenden Hände, die sich bereits um die erstaunlich weiche Haut seines tätowierten Rückens kümmerten...

“Turn out TV?”, fragte Dyen, da sie spürte, dass ihr Kunde nicht ganz bei der Sache war.

“No, please leave it! Its funny!”, ließ Chris aus der Matratze verlautbaren.

Dyen warf einen Blick auf den Bildschirm und runzelte die Stirn. Sie verstand zwar kein Wort von dem, was der schüchterne Typ da vorlas, doch er trug es allen Ernstes vor.

Da ihn auf der Terrasse fror, stand Echo aus dem Korbsessel auf und tastete sich zum Tisch hinüber, auf dem noch der Stapel mit der in der Abenddämmerung abgenommenen Wäsche lag. Er suchte nach einem Pullover, fand aber nur ein Schweißhemd.”

Chris schrie fast auf vor Lachen. Er suchte nach einem Pullover, fand aber nur ein Schweißhemd. So komisch dieser Satz in sich war, so treffend fasste er gleichzeitig die Lebensgeschichte des gebürtigen Serben zusammen. Denn war es nicht der Levis-Pullover, den er in Deutschland gesucht hatte, um sich dann auf Bali über das Schweißhemd zu freuen? Chris lachte bereits Tränen ob seines “Echos” aus Klagenfurt.

“Massage!”, protestierte Dyen und sprang auf, um den Fernseher auszuknipsen. Chris ließ sie gewähren. Tatsächlich war bei dem Gedanken an Schweißhemden kaum noch an Sex zu denken, aber er würde sich schon gleich wieder einkriegen.

“Its a comedy program”, erklärte er grinsend. Dyen verstand kein Wort. Egal.

“You bought water?”

“Sorry, only coke.”

Dyen reichte ihm das Zuckerwasser, das seinen von der Saunasession noch gesteigerten Durst kaum stillen würde, aber er hätte ihr ja auch einen größeren Schein mitgeben können, wo er doch wusste wie scheißteuer das Wasser hier war. Egal. Der Vietcong war bekanntlich ein Meister im Tunnelbau, da traute er ihm auch eine halbwegs hygienische Wasserversorgung zu. Chris wechselte ins Bad und hängte sich an den Wasserhahn. Die gelbliche Flüssigkeit schmeckte jedoch so eklig, dass er sie gleich wieder ausspuckte.

“Coke!”, insistierte Dyen und hielt ihm aufmunternd das Fläschchen entgegen. Sie war schon eine Süße, was natürlich nichts an der Erbarmungslosigkeit ändern würde, mit der er das Leichtgewicht gleich gegen die Wand zu nageln gedachte. Chris mochte diese neue, literarische Art zu Denken, doch gleichzeitig machte sich Kopfweh in seinem Schädel breit. Zum Glück hatte er für solche Fälle immer eine IBU 800 dabei. Die spülte er zusammen mit der letzten Tramadol sowie zwei Sidalfenin hinunter, die genauso gut wirkten wie Viagra aber nur die Hälfte kosteten. Chris leerte die Coke auf Ex und schälte sich genüsslich rülpsend aus seiner Fischerhose. Dyen nickte anerkennend.

“Youi want blowjob?”

“Fellatio” bestätigte Chris grinsend und trennte sich auch noch von seinem Schweißhemd. Dyen kniete vor ihm nieder und begann ihre Arbeit eifrig. Während sein Körper mi siebten Himmel schwebte, setzte auch der Geist des Deutschserben zu ungeahnten Höhenflügen an, indem er sich seinen Kollege aus Klagenfurt vorstellte, wie er nach seiner artig beklatschten Lesung von seiner heute nur halb so kratzbürstigen Lisa mit einer Flasche Rotwein empfangen werden würde, die den Boden für ein kurzes aber leidenschaftliches Geschlechtsgefecht, wie die beiden den Schöpfungsakt scherzhaft nannten, bereiten würde. bei dessen Gewahrwerdung selbst der grausamste SS-Mann um Heimaturlaub geschrien hätte. Chris wurde es plötzlich schwarz vor Augen.

“Lets change to the bed sweety!”

Er musste Dyen, die ihre Arbeit ernst nahm und sich auf eine professionelle Ausführung verdammt noch mal verstand beinahe gewaltsam von seinem Geschlecht trennen.

“You are great. I just have to lie down!”

Endlich ließ Dyen locker. Chris taumelte auf das Queen-Size-Bett zu und hätte es beinahe verfehlt, so schummrig war ihm bereits. Einem dumpfen Geräusch nach zu urteilen, das in zeitlicher Übereinstimmung mit dem Erreichen des Bettkastens gestanden hatte, musste er sich das Schienbein gehörig angeschlagen haben, doch der Schmerz verpochte kaum spürbar unterhalb des Drogenteppichs. auf dem Chris immernoch grinsend durch den Orient flog. Jacky und Superskunk, Sauna und Tabletten und als I-Tüpfelchen noch Klagenfurt – Killerkombo. Er fühlte sich besser eingestellt als Joe fucking Biden.

Dyen machte es sich an der Seite seines stolz aufragenden Gemächts gemütlich und musterte ihren Kunden kritisch.

“Hello, you alive?!”

Der Hüne antwortete mit einem Murmeln. Er würde ihr doch nicht wegpennen! Dyen klopfte ihrem Freier mit dem Zeigefinger auf den Schwellbauch.

“Baby?”, fragte sie scherzhaft und auch Chris musste lachen und gleich darauf husten, so trocken war seine Kehle bereits. Er richtete sich auf und ließ die allerletzten Tropfen Cola auf seine lechzende Zunge fallen. Dann hatte er eine Idee.

“Come!”

Er beförderte Dyen in die Horizontale und stieß ihr seinen sidalfenin-gestählten Schwanz bis zum Anschlag in den Rachen. Dyen wollte etwas sagen, es klang für Chris nach Irrumatio, war in Wirklichkeit aber nicht mehr als ein nach Atem ringendes Keuchen. Chris liebte es wenn Cheap Charly zu Deep Charly wurde. Nichts auf der Welt genoss er so sehr, wie einer geilen kleinen Maus den Schwanz in den Rachen zu rammen. ob es seinen zukünftigen Kollegen aus Klagenfurt nun passte oder nicht. Er machte so lange weiter, bis Dyen bereits deutliche Anzeichen von Asfixie zeigte und ließ sie dann keuchend Luft holen, um seinen brennenden Durst wie beabsichtigt an ihrem Speichel zu stillen, der ihr bereits in allen Konsistenzen aus dem Mund quoll. Ein stichartiger Schmerz in seiner rechten Brust ließ ihn innehalten. Wieder wurde ihm schwarz vor Augen. Chris schüttelte den Kopf. Jetzt bekam er kaum noch Luft. Was ging denn hier ab? Dyen blickte ihren Freier mit wachsender Sorge an. Der Göre würde er gleich mal seinen stahlharten Schaft Thomas-mannhaft zwischen die Beine trrrr…

Plötzlich krachte der Riese in sich zusammen. Dyen hatte noch gesehen, wie seine Pupillen zur Decke hin wegrollten, doch für ein Ausweichmanöver waren ihre Beine zu sehr ineinander verkeilt. Schon lag der Zwei-Zentner-Riese mit seinem ganzen Gewicht auf ihrem Brustkasten.

“Baby”, murmelte er bereits geistesabwesend, was Dyen genauso witzig fand wie die Tatsache, dass sie nicht genügend Luft bekam, um nach Hilfe zu schreien. Zudem lag ihr rechter Arm unter dem Schwellbauch des Riesens und ließ sich kaum noch bewegen – so taub war er bereits. Ihr zierlicher linker Arm war frei, doch nicht stark genug, um ihren Freier von sich zu schieben. Immer wilder hämmerte sie seitlich gegen den Koloss aus Remagen und gewann so endlich einen Zentimeter, der ihr neue Luft verschaffte. Bei ihrer Ruhepause ertastete ihre Hand die Fernbedienung, die sie ihrem Freier ohne zu zögern gegen den Kopf schlug, damit er endlich aufwachte – schließlich hatte sie gerade erst angefangen im “Bonny 2”. Statt des erhofften Lebenszeichens sprang jedoch der Fernseher wieder an und dieselbe Stimme, die den Fremden so amüsiert hatte, setzte ihren monotonen Sermon fort:

Das Mauerwerk unter den 2x6 Fenstern, deren Reihung von einer Rampe unterbrochen wurde, hatte sich mit den Jahren dunkelrot verfärbt, sodass man annehmen konnte, es sei dort über lange Zeit der Wein aus den Fenstern geflossen. Der Hund lief Echo in die matter werdende Dunkelheit voraus. Die weitere Piste, welche den Dorfausgang mit einem den Sümpfen zu gelegenen Gehöft verband und dort abriss, führte an einer Weinleite vorüber und war unbeleuchtet. Dort erst bemerkte Echo das Aufkommen von Frühnebel. Die Schritte versanken ihm in dem Maße unter den Blicken, wie die Gewöhnung an das Dunkel und die Vorankündigung des ansteigenden Morgens ihnen Kontur zu verleihen begannen….

Als Dyen sich endlich von ihrem Freier befreien konnte , rief sie sofort einen Krankenwagen. wobei sie Mühe hatte, sich zu artikulieren. Die erlittene Sauerstoffnot sollte ihr noch monatelang sprachliche Probleme bereiten, doch für den Moment schrieb sie diese dem Schock zu, der ihr noch tief in der Kehle saß. Ihre Aufregung legte sich nur geringfügig, als sie dabei zusah, wie ein langer Bandwurm den Anus seines Wirts verließ. Sie versuchte Chris die Fischerhosen über den Leib zu ziehen, wobei er ihr langgestreckt ins Gesicht furzte, als wollte er sie mitreißen in seine Ohnmacht.

Auf dem Weg zur Klinik kam der Deutschserbe endlich zu sich. Ein älterer Vietcong hatte sich weit über ihn gebeugt. Er war mit einem Defibrillator bewaffnet, Die Augen hinter der Hornbrille schienen unnatürlich weit aufgerissen.

“Full Power o.k?”, kündigte er an.

“How much?”, fragte Chris, der nicht versichert war.

Der drahtige Greis beugte sich tief zu seinem Patienten herab, da er glaubte, nicht richtig verstanden zu haben.

“The price”, hauchte Chris.

Die beiden Enden des Defribrillators schlugen wie Pflastersteine auf seiner Brust auf.

 

Hallo @Nicolaijewitsch

Long time no see. Ich mag mich noch gut an deine durchgeknallten Kiffer- und Drogenstories erinnern. Die waren meist ziemlich lustig. Nun also wieder mal ein Machwerk von Dir, die Tags versprechen Humor, Satire und Erotik. Scheinst deiner Linie also treu geblieben zu sein. Mal sehen, was da auf mich zukommt :D

Chris spülte seine rechte Backe mit Jackys durch, doch so schnell ließen sich seine Zahnschmerzen nicht vertreiben.
Er spülte seine rechte Backe mit Jacky durch, oder? Also ohne 's'. Zumindest sagt man so, da wo ich herkomme :-) Jacky = Jack Daniels.

Sie hatten ihn umzingelt wie der verdammte Vietcong, kreisten über ihm wie ein Armeehubschrauber.
Da stutzte ich das erste Mal. Wer hat ihn umzingelt wie der verdammte Vietcong? Ach soo, die Zahnschmerzen. Naja, finde ich nicht so gelungen, ich würde das irgendwie klarer machen, aber vielleicht ist das einfach nur meine Lesart. Auch das die Zahnschmerzen über ihm kreisen ... Ich weiss nicht. Die sind ja in seinem Mund. Wahrscheinlich hab ich einfach zu wenig Fantasie :D

Einen halben Taui hatte er für das Drecksding gelöhnt und gebracht hatte es ihm Zahnschmerzen, wilde, wütende[.] wummernde[,]

“Fuck!”

Mmmh, komische Interpunktion an der Stelle. Vielleicht:

Einen halben Taui hatte er für das Drecksding gelöhnt und gebracht hatte es ihm Zahnschmerzen, wilde, wütende, wummernde ...

“Fuck!”

der Günther Jauch erstaunlich ähnlich sah - trotz der schmalen Augen
von diesen fiesen, flimmernden und flackernden-
Detail: Würde den Halbgeviertstrich benutzen, den hier '–'.

Bourboon
Bourbon

Erstklassigen Skunk gab es hier, das musste man dem Vietcong schon lassen.
Bin ich mir ehrlich gesagt nicht sicher, aber müsste es nicht lauten: den Vietcongs?

Er hatte verdammt noch mal ausgesorgt. pünktlich zu seinem fünfzigsten Geburtstag.
Satzanfang gross: Pünktlich

Niemand, nicht einmal er sich selberst. Das hieß andersder. Egal.
Soll wohl ein Gag sein. Zündet bei mir aber nicht so recht.

Für einen Moment, den er gerne ausgewalzt hätte wie einen Nudelteig[KOMMA] vergaß er sogar seine – a propos Nudel.
Die letzte Nutte hatte bereits mit dem Finger auf ihn gezeigt:“Baby?”
Leerschlag nach Doppelpunkt.

Chris ging höchstens schwanger mit Ideen.
:lol: :thumbsup:

seine weiten Fiscsherhosen
Fischerhosen

Umgerechnet waren es nicht einmal 30 Cent, die er für den mit Eiswürfeln servierte Gebräu berappte.
[...] die er für das mit Eiswürfeln servierte Gebräu berappte.

Das kam hier nicht nur im Plastikbecher daher, es wurde dazu noch in einer kleinen Plastiktragetüte gereicht. von denen die Straßen bereits übersät waren.
Kein Punkt, sondern ein Komma nach 'gereicht'. Plastiktragetüte klingt für mich bisschen umständlich, wieso nicht einfach 'Plastiktüte'?

Chris stieg aus dem trüben[KOMMA?] grünen Nass
Er kramte die Flasche Jackys heraus
Jacky. Aber wie gesagt, vielleicht regional unterschiedlich.

Hauptsache er nahm die Zügel in die Hand und seine wiehernden Zahnschmerzen trabten allmählich ab in ein[d]en cowboygearteten Hintergrund.
Das mit dem Cowboy würde ich streichen. Was hat Chris mit Cowboys am Hut? Oder soll er Amerikaner sein? Kein Plan, ich habe ihn als Europäer wahrgenommen, aber vielleicht bin ich da schief gewickelt. Jedenfalls passt für mich der Cowboy-Hintergrund nicht wirklich rein.

Dyen trug weiße Reizwäsche unter ihrem rot-schwarzen áo dai.
Wird dieses traditionelle Gewand, dieses áo dai, nicht gross geschrieben? Oder hat das deine Tastatur nicht zugelassen? :schiel:

“You cheap charly!?”

“No, deep charly”, konterte Chris vergnügt

Ich geb's zu, hier musste ich echt grinsen. Sehr schön!

Pepsi, die sich bestens auf Jack Daniels und einen fetten Purjoint am Fenster seines Lighthouse-Hotels reimte
Das habe ich nicht geschnallt. Reimt sich doch gar nicht? Oder soll genau das der Gag sein?

Seine rot geäderten Augen erschreckten sie zunächst, doch er schien sehr entspannt, wie eine Jesus-Gestalt.
Mmmh, wie kann Dyen diesen Chris nur als Jesus-Gestalt wahrnehmen? Der Typ ist doch ein absolutes Wrack :D Naja, ok, war Jesus vielleicht auch, kurz vor seinem Ende ...

Als sie ihr süßes Ärschen aus der Tür geschwungen hatte. zückte Chris seinen vorgerollten Purjoint.
hatte KOMMA zückte

Er hingegen würde sich gleich von einer achtzehnjährigen Schönheitskönigin verwöhnen lassen, die sich für nicht einmal 40 Euro in alle Löcher ficken ließ. What a wonderful world!
What a likeable guy! :D

Das Superskunk[KOMMA] wie er es nur noch nannte, überrannte seine letzten Zweifel und bestärkte ihn in seiner Gewissheit, dass er bisher alles richtig gemacht hatte in seinem Leben.
Acht Schriftsteller an einem weißen halbrunden Tisch und hinter jedem dieser gefeierten Wortkrieger ragte eine weiße Säule bis zur nicht einmal sichtbaren Decke empor.
Schön, dieser Querverweis aufs Forum :D

Nicolaijewitsch, leider muss ich sagen, dass ich danach nur noch quergelesen habe und dann ausgestiegen bin. Bis dahin war der Text ein netter Trip, mit lustigen Stellen, ganz amüsant, ein wenig schon auch im typischen Stil eines abgefuckten Drogenheinis geschrieben, hat mir gar nicht schlecht gefallen, aber dann hier das mit dem Fernsehen und dieser Literatursendung, das hat mich einfach hart rausgehauen. Wozu braucht der Text das, wieso nimmt das so viel Raum ein? Ist Chris Schriftsteller oder möchte es irgendwann mal werden? Denke nicht, zumindest wäre mir das völlig entgangen. So wirkt das sehr aus der Luft gegriffen. Naja, ich hätte halt gerne mehr von dem davor gehabt. Dass sich Chris noch ein paar mehr Substanzen reinpfeifft und vollends auf den Turn kommt oder was auch immer. Du solltest den Text unbedingt nochmal – am besten in nüchternem Zustand (:D) – auf Zeichensetzungsfehler etc. prüfen. Da stecken noch einige krumme Dinger drin. Man könnte aber auch argumentieren: So passt der Stil jedenfalls zum Inhalt ;-)

Mach's gut, Nico!

Beste Grüsse,
d-m

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Nicolaijewitsch ,
du beschreibst einen heruntergekommenen Typen, der Kraft seines Geldes und seines Geschlechts eine gewisse Macht hat.

Erstklassigen Skunk gab es hier, das musste man dem Vietcong schon lassen. Was die Leute oft vergessen, wenn sie sich über Bierbäuche lustig machen: Sie taugen vorzüglich als BU – Bauunterlage.
Verachtung für die Vietnamesen, Selbstbetrug, jemand der nach Genuß giert aber nichts hat, wofür er lebt. Also ein durchgängig unangenehmer Mensch in meinen Augen. Den und seine Gedanken schilderst du drastisch und bis zu einem gewissen Punkt folge ich dem mit einem leicht angeekelten Blick, denke mir aber, da ist wahrscheinlich was dran. Sprachlich drastisch, und so, dass ich ein gutes Bild kriege.
Dann aber wird es kitschig:
Dyen Nguyen kämmte ihre frisch gewaschenen Haare, die ihr bis zu ihrem handlichen Apfelsinenpo reichten. Sie waren pechschwarz, doch dieser Ausdruck existierte im Vietnamesischen nicht. Cay tre toc – Haare so stark wie Bambus, sagte man hier, oder hoa sen troc, Haare so weich wie ein Lotusblatt. Dyens Haare waren sogar noch weicher und dank des neuen Shampoos, das sie sich von ihrem ersten Lohn gegönnt hatte, dufteten sie auch noch besser als eine Lotusblüte. Dyen liebte ihr neues Apartment, obwohl die Dusche neben dem Herd stand und die Spüle gleichzeitig das Waschbecken war.
Dyen ist in meinen Augen eine Phantasiefrau.
Dyen trug weiße Reizwäsche unter ihrem rot-schwarzen áo dai. Der lange Ärmel des traditionellen Gewands schützte ihr frisch gestochenes Tattoo vor der Sonne: Zwei blaue Schmetterlinge im Liebesspiel. Ihre beiden Kolleginnen hatten sich nur einen stechen lassen, was Dyen ein wenig schade fand. It needs two to make love.
Klingt für mich wie eine reine Wunschvorstellung.
Er beförderte Dyen in die Horizontale und stieß ihr seinen sidalfenin-gestählten Schwanz bis zum Anschlag in den Rachen. Dyen wollte etwas sagen, es klang für Chris nach Irrumatio, war in Wirklichkeit aber nicht mehr als ein nach Atem ringendes Keuchen. Chris liebte es wenn Cheap Charly zu Deep Charly wurde. Nichts auf der Welt genoss er so sehr, wie einer geilen kleinen Maus den Schwanz in den Rachen zu rammen -
Chris nimmt sie nicht als Menschen wahr. Das ist eben schlicht brutal und entwürdigend. Der wirkt nicht wie jemand, der sich Dyens Situation schönreden muss. Der benutzt sie halt.
Die Männer waren noch deutlicher in ihrer Bewunderung geworden, seitdem sie in der Horizontale arbeitete.
Warum dieser geschönte Mist?
Den volltätowierten Hünen bemerkte sie erst, als er bereits vor ihr stand. Seine rot geäderten Augen erschreckten sie zunächst, doch er schien sehr entspannt, wie eine Jesus-Gestalt.
Vorher beschreibst du ihn bis ins Detail als widerlich und jetzt in ihren Augen ein Hüne, eine Jesus-Gestalt? Echt jetzt?
Wie sehr es sich doch lohnte, tabulos zu sein, dachte Dyen.
Vielleicht das, was sich der etwas skrupulösere Sextourist wünscht, dass sie sowas denkt?
Dyen reichte Chris bis zum Bauchnabel, was ihr in dieser Situation zu Gute kam; denn die Fahne ihres Freiers roch nach Angriffskrieg, was sowohl den Deutschen als auch den Serben in ihm erfreute.
Puh, nee, das ist nicht lustig. Warum eigentlich ein Deutschserbe?
Dyen schloss leise die Tür hinter sich. Sie wollte ihren Freier nicht in seiner Trance stören. Selten hatte sie jemanden mit so weit geöffnetem Mund in die Röhre starren sehen. Der Fremde hatte wohl lange nicht mehr seiner Landessprache gelauscht. Dyen fragte ihre Freier nie, woher sie kamen; so oberflächlich war sie nicht. Sie interessierte sich eher für den tieferen Grund ihres Besuches. denn reine Triebabfuhr war es ihres Erachtens nie. Manche Freier kamen aus Einsamkeit und fanden bei ihr Trost. Manche kamen aus Langeweile und fanden bei ihr Aufregung. Chris fiel dem ersten Eindruck nach zu urteilen in die dritte Kategorie, die ihr am liebsten war: Die pure Freude an der Lust trieb diesen wohlgenährten Gentleman in ihre wissenden Hände, die sich bereits um die erstaunlich weiche Haut seines tätowierten Rückens kümmerten...
Erst ein Vamp, jetzt ein Engel. Kennt keinen Ekel, keine Verzweiflung, keine Wut. Du glaubst wirklich ganz im Ernst, dass eine Frau in dieser Situation "wohlgenährter Gentlemen" denkt?
Diese ganze Literatur-Sache kommt mir auch irgendwie angepappt vor.

Ich würde als allererstes empfehlen, sämtliche Stellen, wo du aus der Perspektive von Dyen schreibst, zu streichen.

Gruß, Chutney

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @deserted-monkey ,

vielen Dank für deine zahlreichen Verbesserungsvorschläge und Anregungen! Ich werde die meisten davon beherzigen. Der Kontrast zwischen der blutleeren und verquasten Hochliteratur im Fernsehen und der versauten U-Literatur davor bleibt dieser Geschichte natürlich erhalten, denn so entsteht Komik.
Wer schon einmal auf Mary Jane geritten ist, weiss auch, wie schnell ihre galoppierenden Hufe vom Boden abheben. Jeder noch so ungebildete Sextourist mutiert unter ihrem Einfluss zu Thomas Mann - genau diesen Grössenwahn, der dem "Teufelskraut" so innewohnt, wollte ich in meiner Geschichte beschreiben...
Mag sein, dass es den ein oder anderen raushaut, aber das bleibt.
Trotzdem danke noch mal für deine kundigen Kommentare und lg!


Hallo auch @Chutney ,
und auch dir ein Dankeschön, dass du dich aufopferungsvoll mit der Lektüre meines schlüpfrigen Textes befleckt hast. Ehrlich gesagt habe ich mit der Tonlage, in der du deine Kommentare abgibst, gerechnet. Mein Text provoziert diese moralischen Aufschreie natürlich. Allerdings möchte ich auf so einem emotionalen Level nicht diskutieren, was du hoffentlich verstehen kannst. Lg
N.

 

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