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Plappertante

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15.03.2004
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Plappertante

'Es war eine laue Sommernacht.'

Und mit lau meine ich mehr warm als kalt. Hm, wenn ich es mir genauer überlege, sollte sie doch lieber warm sein. Fast heiß. Wie wenn die Hitze eines Sommertages sich nicht merklich abgekühlt hätte, als die Sonne endlich schlafen gegangen war. Wobei die Sonne ja nicht wirklich schlafen geht, die Erde dreht sich und es wird woanders Tag. Blabla. Hatten wir erst in der Schule. Aber ich hätte es auch so gewusst.
Meine Freundin Susi, die uns hier grade quer durch die Stadt in ihrem kleinen, schwarzen Flitzer fährt, meint schon wieder, ich würde zu viel quatschen. Aber das stimmt gar nicht. Ehrlich. Ich mache mir einfach Gedanken. Wo kämen wir denn hin, wenn wir uns keine Gedanken machen würden? Aber ich merke selbst, dass ich abschweife. Also, was wollte ich schreiben, wo war ich? Achja, die laue Sommernacht.

Ich liebe solche Nächte. Am liebsten säße ich, wenn ich es mir aussuchen könnte, dabei an einem Strand, starrte in das Glitzern des Mondes und der Sterne auf der sich ständig bewegenden Wasseroberfläche, lauschte dem leisen Wispern und Rauschen des Meeres, das sanft an den Strand rollen würde. Es wäre, als würden die Sterne auf mich zu schweben und mich mitnehmen wollen, in einen himmlischen Palast.

Ich liebe Paläste.

Aber kein solche alten Steinhaufen, bei denen es einen schon friert, wenn man nur ein Bild davon sieht. Ich stelle mir einen Palast immer vor, wie in '1000 und eine Nacht'. Ich meine, wenn schon Palast, dann richtig. Mit wogenden Seidenvorhängen, Goldornamenten an den Wänden, dem Geruch nach fremdartigen Düften und kleinen Füßen in Schläppchen mit Mustern drauf. Wo dickbäuchige Kastraten den Harem bewachen. Nein, die heißen gar nicht Kastraten, obwohl sie welche sind. Wie heißen die gleich? Achja, Eunuchen. Mit weißen Tüchern um sich gewickelt und einem riesigen Turban auf dem Kopf und einem Krummschwert an der Seite. Wie sie tapfer die Frauen bewachen, damit denen keiner was zu leide tut. Heldenhaft. Und dabei den Sand ertragen und die Hitze, alles in unbarmherziges grelles Sonnenlicht getaucht.

Vielleicht sollte ich mich lieber auf Kulissenmalerei spezialisieren, Bühnenbildnerei oder Dekorationen. Immerhin bin ich mit meinem geplanten, genialen, für die Theatergruppe des Einstein-Gymnasiums vorgesehenen Textbuches noch nicht weiter wie bis zur ersten Zeile gekommen. Also denn: es war eine laue Sommernacht. Nein, eine warme Sommernacht. Okay.

Mein Stift macht einen hässlichen Strich quer über meinen Block. Was zum Henker passiert denn hier? Quietschende Reifen, hupende Autos. Erschreckt schau ich nach draußen. Aus den Fenstern des kleinen schwarzen Minis von Susi. Die, wie ich mit einem kurzen Blick bemerke, reichlich verlegen aussieht. Feuerrote Flecken zieren ihre Wangen, während sie leise vor sich hin flucht. Irgendwas von Mist und den falschen Gang erwischt. Den falschen Gang? Ich betrachte vorsichtig den eigenartigen Stab mit dem runden Knubbel darauf, mit dem sie wild hin- und herrührt. Zum Glück muss ich nicht fahren. Kann ich gar nicht. Dem Himmel sei Dank und Lobet den Herren. Susi meint, ich wäre nicht nur eine Gefahr für mich sondern auch für den Rest der Menschheit, wenn man mich hinter das Steuer eines Autos ließe.
Kann ich gar nicht verstehen. Den falschen Gang erwischen könnte ich allemal. Vor allem, wenn es sieben davon gibt. Wieder ernte ich einen vernichtenden Blick von Susi. Jaja, ich weiß, dass ihr über alles geliebtes Gefährt ein Sechsgang-ich-weiß-nicht-was ist und der siebte der Rückwärtsgang ist. Hat sie mir schon tausendmal gesagt. Ein wunderbarer Mini-Cooper mit 6-Gang-Schaltung. Aber mal im Ernst: wer braucht das schon? Mir genügt es, wenn ich eine Freundin habe, die uns kutschiert. Falscher Gang hin oder her. Hauptsache es fährt uns prima in den Sonnenuntergang. Ah, da wäre ich ja wieder beim Thema: es war eine laue Sommernacht ...


die vorgegebenen Worte waren: Sommernacht, 6-Gang-Schaltung, schweben, Palast und Textbuch

 

Huuuuhhh, da hab ich aber nochmal Glück gehabt :D

Wahrscheinlich hab ich diesen kleinen Text mit dem Geplapper eines Teenagers deshalb geschrieben, weil ich meiner Nachbarin ein Buch geklaut hab, indem es um Teenies geht ...


Ich danke Dir für das verdiente Lob :p

Grüße,

hexy

 

Hey hexy,

schön, nett, plätschernd sind so die Adjektive, die mir zu deinem Text einfallen. Eine ganz witzige Idee, eine einfache, überschaubare Alltagsaufnahme aus dem Leben eines Teenagers.
So wirklich vom Hocker gerissen bin ich aber nicht, nun, das hast du aber sicher schon meinen ersten Worten entnommen. Es bleibt hm platt.
Ich meine ja nicht, dass jede Geschichte unglaublichen Tiefgang haben muss oder philosophische Weisheiten in unser Leben werfen soll, aber für mich ist das ein Text, den ich jetzt gelesen und in ein paar Stunden vergessen haben werde. Leider empfinde ich nicht nur das Mädchen als plappernd, also nichts sagend, sondern auch den Text.
Die Idee, die Sommernacht immer wieder aufzunehmen, als roter Faden für die Geschichte, finde ich gut, aber könnte man nicht mehr daraus machen? Ein klein bisschen mehr die Gedankenwelt der Teenies durchscheinen lassen, einen kleinen Einblick in das Leben junger Menschen geben, anstatt sie nur plappern zu lassen.

Ups, das ist irgendwie vernichtend. So ganz war das aber nicht gemeint, ich hab den Text ganz gern gelesen, nur fehlt mir der letzte Kick.

Auf bald im Chat, hoffe ich. :)
Sylvia

Textkram:

Wie wenn die Hitze eines Sommertages sich nicht merklich abgekühlt hätte, als die Sonne endlich schlafen gegangen war.
Wie wenn...? Uarx, selbst für eine Laber-Plappertante eine schreckliche Formulierung, v.a. da danach Konjunktiv und das Bild der schlafengehenden Sonne kommt. Und Hitze ist immer heiß, wie sollte sie sich dann abkühlen? ;) Ein bisschen umformulieren könnte dem Satz bestimmt nicht schaden.
Aber keine solchen alten Steinhaufen, bei denen es einen schon friert, wenn man nur ein Bild davon sieht.
Auch hier wieder irgendwie ungeschickt formuliert, aber Konjunktiv I und II kann die Protagonistin perfekt anwenden.
Ich stelle mir einen Palast immer vor, wie in '1000 und eine Nacht'.
Kein Komma.
noch nicht weiter wie bis zur ersten Zeile gekommen.
nicht weiter als
Lobet den Herren.
lobet. Und das ist wohl "Herrn", sonst sind es viele Herren, denen man loben soll.

 

Argh, immer das leidige Thema Textkram.

Hm, zu Deiner Ansicht, dass der Text nur so dahin plätschert ... Ja, da hast Du wohl recht. Aber an sich wollte ich das auch so, als ob man mit im Auto säße, nach draussen guckt und sich halt so anhört, was sie erzählt. Als ob man mithören muss, wie Tennager am telen sind. Hach, ich kanns auch nicht besser erklären, aber ich denk ma drüber nach.

Danke!

Maike

PS: das mit dem lobet großgeschrieben: da beharrt mein Programm drauf. Kleingeschrieben meckert ers an. Sowas ...

 

Hm, aber "lobet" ist doch ein Verb. Na ja, egal.
Und ja, ich weiß, dass du das auch genau so erreichen wolltest, nur kann ich mich auch nicht so richtig mit ins Auto setzen, vielleicht müsste der Leser dafür mehr von der Umgebung erfahren, vielleicht sollte ihn der Text dann dazu verleiten, sich tatsächlich auf die Fahrt einzulassen.
So hört man das Geplapper und weiß erst danach, warum man sich das anhören musste. Wenn du aber möchtest, dass sich der Leser so fühlt "als säße er im Auto", dann solltest du ihm dieses Wissen vielleicht doch schon zu beginn des Textes in die Hand geben.
Wie der Text jetzt steht, hat man keine Möglichkeit einzusteigen, man wüsste ja gar nicht, wohin. Hm, verständlich, was ich meine?

 

Ich werd drüber nachdenken, danke schön! Schwierig, weil ich natürlich im HInterkopf solche Dinge wie Tagebuchgedanken und Geplapper habe. Immerhin erzählt die Prot ja auch, was ihre Freundin sagt und ich lass sie nicht selbst reden. Aber gib mir noch ein wenig Zeit.

 

Hi Hexy & Kitana

Ja, die Geshichte plätschert so dahin. Gebe ich euch Recht. Nein, ich habe keine Einstiegsschwierigkeiten. Spätestens wenn ich den folgenden Satz lese, weiß ich, wo ich bin.

hexy schrieb:
Meine Freundin Susi, die uns hier grade quer durch die Stadt in ihrem kleinen, schwarzen Flitzer fährt, meint schon wieder, ich würde zu viel quatschen.

Es kommt immer darauf an, was man sich von einer Geschichte wie dieser erwartet. Will man eine Geschichte mit Pointe, ist man am Ende enttäuscht. Die Frage, was es mit der lauen Sommernacht wirklich auf sich hat, bleibt ja unbeantwortet, sofern ich das nicht übersehen habe.
Geht es darum, einfach den Gedanken eines Mädchens zu lauschen, die beim Fenster hinaus blickt und die vorbeiziehende Stadt nebenbei mitbekommt, so bin ich am Ende nicht enttäuscht. Irgendwo kann ich mich recht gut mit der Prot identifizieren, vor allem, weil sie vom Thema der lauen Sommernacht immer wieder abschweift und sich damit oft konfrontiert sieht, eine Labertante genannt zu werden.

Klar, einige winzige Details findet man immer, wenn man sie sucht. Einzelne Sätze oder Formulierungen, die nicht ganz geglückt sind. Ich bin jedoch keiner, der jedes Wort und jeden Satz dreimal umdreht, um etwas auszusetzen zu haben. Gröbere Schnitzer habe ich abgesehen von dem hier

Aber kein solche alten Steinhaufen, bei ...

eigentlich keine gesehen. Diese Kleinigkeiten sind meines Erachtens nicht der Rede wert.

Auch wenn es keine Kurzgeschichte ist, die sich über Monate hinweg in meinem Gehirn festbrennen wird, finde ich sie durchaus gelungen. Plätschern will erst mal so nah am Geschehen geschrieben werden. Also ich könnte es wohl nicht. Deshalb darf ich das auch nicht kritisieren. :rolleyes:

Grüße, Juxi.

 

Hexy

Ich bin ein Leser, der die Geschichte als Ganzes sieht. Betrachtet man nur einzelne Segmente, sucht vielleicht gezielt nach Fehlern - ooops da fehlt doch ein Komma - geht der Flair ein bisschen verloren.

Ich habe mich sehr amüsiert beim Lesen. Bekam ich doch einen kleinen Einblick in das den Männern unzugängliche Denken einer Frau :-)

Einige haben geschrieben, dass der Text dahin plätschert. Ich schließe dieser Meinung an und betone, dass ich es lobend meine. Plätschern hat für mich eine positive Konnotation und ich denke, dass die anderen Leser es auch so sehen.

Ein runde Sache, die mir wieder einmal zeigt, wie vielseitig du bist.

Gruß
Jochen

 

was denn, Du hast keinen Einblick in das Denken einer Frau? Ich kann das gar nicht verstehen, wir sind doch so logisch und ... einfach. :naughty:

Liebe Grüße, Maike

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Hexy

Wurde erst gegen Ende in die Geschichte hineingezogen. Ich muss mich Illusionist und Kitana anschliessen. Die Fahrt wird zu wenig thematisiert. (Verstehe mich nicht falsch. Einfach das Gefühl vermitteln, dass wir alle zusammen im Auto sitzen.)

Dein Prot kurvt mit der Freundin durch die Stadt, muss sich nicht auf die Strasse konzentrieren und kann die Fahrt geniessen, hängt voll den Gedanken nach und nervt dabei Susi, die vor lauter Gelaber den Gang verfehlt.

Fazit: Schöne, einfache Alltagsgeschichte. Dauerte etwas, bis ich in der Geschichte drin war.

Noch mehr Textkram:

Immerhin bin ich mit meinem geplanten, genialen, für die Theatergruppe des Einstein-Gymnasiums vorgesehenen Textbuches noch nicht weiter wie bis zur ersten Zeile gekommen.
"Immerhin bin ich mit meinem geplanten Textbuch für die Theatergruppe des Einstein-Gymnasiums noch nicht weiter wie bis zur ersten Zeile gekommen."
Der Einfall war wahrscheinlich genial, das Textbuch kann es jedoch noch nicht sein.

Erschreckt schau ich nach draußen.
- Erschrocken schaue ich nach draußen.

Aus den Fenstern des kleinen schwarzen Minis von Susi.
Woraus kann Dein Prot denn sonst schauen? Würde ich ersatzlos streichen.

Dadurch:

Die, wie ich mit einem kurzen Blick bemerke, reichlich verlegen aussieht.
Ein kurzer Blick zu Susi. Sie ist verlegen. o.ä.


@Tenderly

Zitat:Bekam ich doch einen kleinen Einblick in das den Männern unzugängliche Denken einer Frau. :susp:
Wer sagt denn, das hexys Protagonist nicht ein lieber KERL ist? :naughty:

Lieben Gruss
dot

 

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