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Ich bin bereit

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31.08.2003
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Ich bin bereit

Luz zitterte am ganzem Körper, als ich sie an einen Tisch führte. Ihre Hand war eisig und ließ mich selber schaudern. Ich spürte, dass Álvaro uns von seinem Platz am Tresen aus beobachtete, mit dem gleichen verächtlichen Blick, mit dem er mich zwei Tage zuvor schon angesehen hatte. Wir waren nicht willkommen, das war offensichtlich. Das Geld, das wir hierlassen würden, dafür mehr.
„Ist dir kalt?“ Nach dem langen Schweigen kam mir meine eigene Stimme fremd vor und auch Luz schaute mich an, als hätte sie mich noch nie gesehen. Sie schüttelte den Kopf und setzte sich, fiel mehr auf den Stuhl, den ich ihr anbot. Ihre Beine, die mir schon den ganzen Abend über gefährlich wackelig vorgekommen waren, schienen jetzt völlig nachgegeben zu haben.
Das war die dümmste Frage, die ich je gestellt habe. Es war Hochsommer und die Hitze war auch nachts noch so drückend, dass ich ernsthaft bezweifelte, Gott könne noch ruhigen Gewissens auf die Erde niedersehen. Luz konnte gar nicht frieren, sie zitterte vor Angst.
Ich entdeckte Gonzales am gleichen Platz, an dem ich ihn nach unserem Gespräch zurückgelassen hatte. In der selben Runde diskutierender Männer. Aus irgendeinem Grund hatte ich gehofft, dass sich etwas verändert hätte. Dass Gonzales inzwischen seriöser aussähe, vielleicht. Aber dieser Mann hatte noch immer mehr von einem Schlachter als von einem Arzt.
Er saß vor seinem mit Hauswein gefüllten Becher, in den er ein Stück Brot nach dem anderen tunkte und schüttelte ununterbrochen den Kopf, während sein Tischnachbar von seinem Bruder erzählte, der es in Argentinien zu einem reichem Mann gebracht hatte.
„Solche Geschichten hört man doch an jeder Straßenecke“, unterbrach Gonzales ihn mit vollem Mund. „Dein Bruder hat es geschafft, ja und? Dafür hat er seine Heimat und seine Familie vergessen. Du sitzt hier fest und weißt nicht, wie du deine Kinder ernähren sollst. Interessiert ihn das überhaupt?“
Ich betete, dass ich mir das Lallen in seiner Stimme nur eingebildet hatte und konzentrierte mich wieder auf Luz, die unruhig auf ihrem Stuhl hin- und herrutschte.
Worauf hatte ich mich bloß eingelassen?
Ich hätte sie nach Hause schicken sollen, als noch Zeit dazu gewesen war. Es war doch nicht meine Schuld, dass sie sich in dieser Lage befand. Ich hatte sie nicht angerührt, an sowas hatte ich nicht einmal im Traum denken können.
„Ich habe keine andere Wahl“, sagte sie plötzlich.
Ich zwang mich dazu, ruhig zu bleiben, als ich mich ihr gegenübersetzte. Das hatte ich ihr versprochen, als sie weinend vor meiner Tür gestanden hatte. Ich bemerkte, dass ich sie anstarrte, aber ich konnte nicht anders. Aus dem kleinen Mädchen war irgendwann eine Frau geworden und ich hatte es nicht bemerkt.
„Papa wird mich umbringen und Jorge wird ihm dabei helfen.“
„Denkst du nicht, dass du übertreibst? Natürlich wird dein Vater verärgert sein, aber dein Bruder wird bestimmt versuchen, dich zu unterstützen.“
„Roque, ihr seid die besten Freunde. Du kennst ihn.“
Ich sah an ihr vorbei, um nicht zugeben zu müssen, dass sie Recht hatte. Wenn es mir schon so schwer fiel, sie nicht an den Schultern zu packen, sie nicht zu schütteln und anzuschreien, wie würde erst ihr Bruder reagieren?
„Ich hoffe, du weißt, was du hier tust“, flüsterte ich.
„Sollte etwas schiefgehen, verrate ich niemandem, dass du mir geholfen hast. Und das Geld bekommst du zurück.“
„Darum geht es doch gar nicht. Ich will nur nicht, dass du etwas tust, was du für den Rest deines Lebens bereust. Es ist gefährlich, warum verstehst du das denn nicht? Der Kerl ist noch nicht einmal ein richtiger Arzt. Der nennt sich nur so, weil er in seiner Jugend Botengänge für einen Psychologen gemacht hat!“
„Aber er hat eine Menge Erfahrung, das hast du selbst gesagt!“
„Ja, er hatte viele... viele Patientinnen, das ist aber trotzdem nicht das Gleiche.“
„Ein echter Arzt verlangt viel mehr Geld. Das können wir uns nicht leisten.“
„Aber...“
„Ich sagte doch, ich habe keine andere Wahl!“
Dass sie mich unterbrochen hatte, irritierte mich genauso wie ihr aggressiver Tonfall. Ich hatte noch nie erlebt, dass Luz Widerworte gegeben, oder ihre Stimme erhoben hätte.
„Verdammt, Luz, wie konnte es überhaupt soweit kommen?“ Ich wußte nicht, was mich wütender machte, ihr Leichtsinn, oder dass ich nicht dagewesen war, um sie zu beschützen und an dieser Dummheit zu hindern.
Ihre Mandelaugen füllten sich wieder mit Tränen. Wie ich es hasste, wenn sie weinte! Schon in unserer Kindheit hatten Jorge und ich alles getan, um sie zu trösten, wenn sie traurig gewesen war.
„Wie... wie lange müssen wir denn noch warten, Roque?“
Als hätte er die Frage gehört, kam Álvaro an unseren Tisch und stellte ein Glas vor Luz ab.
„Du musst das trinken. Zur Betäubung. Wenn es nach mir ginge, würdet ihr Mädchen nüchtern in dieses Zimmer gehen, aber der Doktor will es ja so“, erklärte er, ohne seine Verachtung zu verbergen. Es fehlte nur noch, dass er in ihr Glas spuckte. „Ihr fühlt euch erwachsen genug, euch schwängern zu lassen, also solltet ihr auch die Konsequenzen tragen können.“
„Wenn Sie so denken, wieso stellen Sie Gonzales überhaupt ein Zimmer zu Verfügung?“, wollte ich genervt wissen.
„Ich vermiete das Zimmer nur. Er bezahlt immer pünktlich und gut. Ich muss doch auch leben! Wissen Sie überhaupt, wo wir hier sind? Außer ein paar Pilgern und den Clowns da drüben, verirren sich nur selten Leute her. Das Kap ist so einsam, dass sich schon die römischen Soldaten damals wie die Lemminge ins Meer gestürzt haben. Ich wäre doch verrückt, wenn ich meinen besten Kunden vergraulen würde. Mit dem, was da oben passiert, habe ich nichts zu tun. Es geht mich nichts an.“ Er sah zu dem Foto auf, das über uns an der Wand hing. „Ich brauche dieses Geld zum Überleben, Generalísimo.“
Für einen Moment fürchtete ich, der im Laufe der Zeit vergilbte Generalísimo würde jeden Moment antworten, aber außer dem Streit an Gonzales' Tisch war nichts zu hören.
„Und kommt Ihnen nie der Gedanke, dass die Frauen, die herkommen, auch nur überleben wollen?“
Er sah mich an und kniff wütend die Augen zusammen. „Sie sind jung und kräftig. Sie können arbeiten, um eine Familie zu ernähren. Was ist bloß los mit euch Jungs heute? Zu meiner Zeit hat ein Mann noch dazu gestanden, wenn er einen Fehler gemacht hat.“
„Ich bin nicht...“ Ich schluckte den Rest runter, als ich Luz' ängstlichen Blick bemerkte. Glaubte ich wirklich, es machte die Sache besser, wenn die Leute hier wussten, dass Luz nicht von mir schwanger war?
„Der Arzt kommt gleich.“ Álvaro schaffte es sogar, diesen einfachen Satz wie einen Vorwurf klingen zu lassen. Ich war erleichtert, dass er endlich wieder ging.
„Aber er hat Recht“, sagte ich, sobald Álvaro außer Hörweite war. „Es gehören zwei dazu, ein Kind zu zeugen.“
„Ich kann dir nicht sagen, wer der Vater ist“, erwiderte Luz sofort.
Ich konnte diese Antwort nicht mehr hören. Jedes Mal, wenn ich versucht hatte herauszubekommen, mit wem sie sich eingelassen hatte, bekam ich nur diese neun Wörter zu hören. Ich griff nach ihrer Hand und lehnte mich vor, um ihr genau in die Augen zu sehen.
„Es ist nicht fair, dass du das alles alleine durchstehen musst.“
„Du bist hier.“ Sie lächelte wenig überzeugend, griff nach dem Glas, roch daran und verzog das Gesicht. „Das bekomme ich nie runter.“
„Du weißt genau, was ich meine.“
Sie sah mich lange an und ich dachte schon, sie würde mir endlich eine vernünftige Antwort geben. Ein Name! Ich brauchte einen Namen, damit ich ihre Ehre wiederherstellen konnte.
„Du willst die Wahrheit nicht wissen“, erklärte sie knapp, bevor sie das Glas mit einem großem Schluck leerte. „Das schmeckt ja furchtbar!“
„Natürlich will ich wissen, wer dir das angetan hat!“
Luz starrte auf den Boden. „Die Lebensmittelpreise sind gestiegen.“
Wütend ließ ich ihre Hand los. Wie konnte sie nur so stur sein? Anscheinend verstand sie den Ernst ihrer Lage nicht. Ich erkannte sie nicht wieder. Wo war das liebe Mädchen, das ich so sehr mochte?
„Was interessieren mich...“
„Verstehst du denn nicht?“ Schon wieder unterbrach sie mich. „Die Preise steigen, aber Papa und Jorge verdienen immer weniger. Ich muss für zwei hart arbeitende Männer kochen. Manchmal für drei, wenn du vorbeikommst. Und... und das muss bezahlt werden, irgendwie.“
„Soll das heißen, du...“ Ich konnte es nicht aussprechen. Es war, als hätte sie gerade einen Eimer kaltes Wasser über meinen Kopf ausgeschüttet. Mein Magen verkrampfte sich, wenn ich daran dachte, dass ich seelenruhig etwas gegessen hatte, das sie mit ihrem Körper bezahlt hatte. Und bis zu diesem Tag war ich fast täglich Gast in ihrem Haus gewesen.
Sie hatte Recht gehabt. Ich wollte die Wahrheit nicht kennen.
„Papa würde mich umbringen“, wiederholte sie. „Es würde ihn zerbrechen, er könnte nicht mit dieser Schande leben. Glaub' mir, Roque, ich würde es viel lieber behalten.“ Sie legte eine Hand auf ihren Unterleib, als könne sie so das Ungeborene vor Gonzales beschützen. „Ich habe versucht, es zu hassen, damit es leichter wird. Aber das funktioniert nicht. Ich wünschte, ich hätte eine Dummheit gemacht, wie du es genannt hast, dann könnte ich es behalten.“
Ich bemerkte, dass Gonzales aufgestanden war und uns zunickte. Luz ergriff in Panik meine Hände.
„Ich habe Angst“, flüsterte sie mit tränenerstickter Stimme.
Das wusste ich. Ich hatte auch Angst, vielleicht sogar noch mehr als sie. Vorsichtig strich ich ihre Wangen trocken. Sie musste es nicht tun. Es gab einen Weg. Ich liebte sie schon seit Jahren wie eine Schwester, da konnte es doch nicht so schwer sein, sie auch wie eine Frau zu lieben. Oder doch?
Wenn wir ihrem Vater erzählten, dass das Kind von mir war, würde er verlangen, dass ich sie heiratete. Soviel war klar. Es gab Schlimmeres. Ich mochte Luz und ich war gerne in ihrer Nähe.
Aber was, wenn ich sie nicht lieben konnte?
„Ich habe nicht ewig Zeit“, beschwerte Gonzales sich.
Luz drückte meine Hände und stand auf. An ihrem bemüht stolzem Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, dass sie versuchte, Haltung zu bewahren. Aber ihre Beine waren anscheinend noch unsicherer als vorher. Ich wusste nicht, ob das an dem Alkohol lag, oder daran, dass sie Angst hatte und jeder im Raum sie beobachtete.
Sie sah mich an und ich verstand die Fragen in ihren Augen, noch bevor sie sie stellte.
„Du wirst auf mich warten, nicht wahr? Wenn es vorbei ist, wirst du doch noch hier sein?“
Ich nickte, weil meine Kehle so trocken geworden war, dass ich nichts herausbekommen konnte. Dabei gab es soviel, das ich ihr sagen wollte. Aber ich sah nur auf und blinzelte, weil ich sie durch meine Tränen hindurch kaum noch erkennen konnte.
Ich spürte Gonzales' Ungeduld. Er war so nahe, dass ich ihn atmen hören konnte. Ich nahm seinen Geruch wahr - eine Mischung aus Schweiß und Wein - und ich wusste, dass ich sie aufhalten sollte.
Doch ich konnte es nicht.

 

Hallo Gori,

eine schöne, traurige Geschichte, die du da geschrieben hast.

Das Gasthaus jedoch spielt in deiner Geschichte eher eine Nebenrolle.

Ich hätte die Geschichte hier enden lassen:

Ich fürchtete, dass ich es nicht können würde.
Heute weiß ich, wie sehr ich mich geirrt habe.

Ich fand die Dinge danach nicht mehr unbedingt nötig und zumindest mich haben sie auch irgendwie gestört.
Ich empfand es auch als irgendwie unnötig "grausam", dass dein Prot. am Ende gestorben ist...
Ist aber nur meine Meinung...

LG Bella

 

Hey Bella,

danke Dir. Momentan hab' ich so eiine Phase, in der ich das Gefühl habe, nichts zustande bringen zu können. Da habe ich mich einfach mal hier versucht.

Scheint ja doch noch nicht so schlimm mit mir zu sein, wie ich befürchtet hatte ;)


Ich empfand es auch als irgendwie unnötig "grausam", dass dein Prot. am Ende gestorben ist...

Echt? Naja, eigentlich sollte es ja eine Erlösung für ihn sein, der Mann ist alt und wartet ein halbes Jahrhundert darauf, ihr folgen zu können, kommt das wirklich grausam rüber :shy:

Über Deinen Vorschlag, die Geschichte früher enden zu lassen, werde ich nachdenken, aber noch gefällt mir der jetzige Schluss besser. Mal sehen, wie es ist, wenn ich mehr Abstand gewonnen habe.

Liebe Grüße,
gori

 

Der Text hat mir gefallen, er liest sich flüssig und wird nicht zu gefühlsduselig. Die Geschichte ist traurig, schön wird sie erst am Ende.

Ich hätte den Text übrigens schon an der Stelle "Doch ich konnte es nicht" enden lassen, also bereits anderthalb Absätze vor der von Bella vorgeschlagenen Stelle. Die Ermordung von Gonzales halte ich zudem für unnötig. Wäre sie das zentrale Thema des Texts, würde ich das vielleicht anders sehen.

Eine Kleinigkeit noch:

  • "Er saß vor seinem mit Hauswein gefülltem Becher" - 'gefüllten'

 

Hi Gori,

ich mag deine Geschichte sehr(wie du dir denken kannst :shy: )

Und der Schluß, ist ein Muß.

Gerade das ist ja das Happy-End einer Jugendliebe, die er viel zu spät erkannt hat, oder es sich eingestehen wollte.

Das er dort sterben wollte, wo seine Freundin, die vielleicht sonst zu seiner Frau geworden wäre, - sehr schön -

Das er im Streit den Arzt aus dem Fenster geschmissen hat, tja, warum nicht? :D

Für meinen Geschmack hast du eine lebendige, traurige, aber auch sehr schöne Geschichte geschrieben.

ganz lieben Gruß, coleratio

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Ihr beiden!

Dann steht es tatsächlich noch nicht so schlecht um mich :)
Ich bin ja grundsätzlich unzufrieden mit dem, was ich schreibe, schon aus Prinzip ;),aber dieses Mal hatte ich ganz heftige Zweifel.

@cbrucher

Nur ein Fehler, das kann doch nicht sein :susp:
Danke fürs Finden, werde ich gleich mal korrigieren.
Ursprünglich sollte der Text tatsächlich an der von Dir vorgeschlagenen Stelle enden, aber der Rest hat sich mir während des Schreibens aufgedrängt und ich habe mich irgendwie darin verliebt, wenn man das so sagen darf.

@coleratio

jetzt weißt Du, warum mir das Ende Deiner Geschichte so sehr gefallen hat :D


Das er im Streit den Arzt aus dem Fenster geschmissen hat, tja, warum nicht?

Unfälle passieren eben :Pfeif:

Danke Euch beiden.

Liebe Grüße,
gori

 

Hallo gori,

auch mir hat deine Geschichte gefallen.
Auch wenn du es wahrscheinlich schon nicht mehr hören kannst ;) - auch mich hat das Happy End etwas gestört, weil es mir ein wenig konstruiert erschien und die Schwere des eigentlichen Problems relativiert hat. Stattdessen hätte ich es lieber gelesen, wenn du den Aspekt der illegalen Abtreibungen und der gesellschaftlichen Hintergründe noch stärker beleuchtet hättest. Aber es ist ja deine Geshcichte und nicht meine, und wie gesagt: ich fand sie auch so schön :)

Ein paar Kleinigkeiten:

Das Kap ist so einsam, dass sich schon die römischen Soldaten damals wie die Lemminge ins Meer gestürzt haben.
Ich nahm seinen Geruch war- eine Mischung aus Schweiß und Wein- und ich wusste, dass ich sie aufhalten sollte.
jeweils ein Leerzeichen vor und nach den Gedankenstrichen
Doch ich konnte es nicht.
Nach diesem Satz würde ich einen Absatz machen, um den Sprung in die Gegenwart deutlicher zu machen.

Liebe Grüße
Juschi

 

Hallo Gori,
Doch, die Geschichte ist berührend, wenn man an die Not, damals wie heute, denkt, die die Frauen zur Abtreibung zwingen. In der Geschichte stört mich, dass du einen Mann gewählt hast, einen Kurfuscher, der die Abtreibung vornimmt. Ich weiß nicht, ob das authentisch ist, denn meines Wissens nach waren es die Engelmacherinnen, die die Frauen von der ungewollten Frucht befreiten. Auch waren es meist Frauen, die die Adressen geheim hielten und an Frauen weitergaben. Da die Sache auch noch höchst strafbar gewesen ist, kann ich nicht glauben, dass die Aktion so offensichtlich für alle in einer Kneipe stattfindet. Das Ende der Geschichte hätte ich auch weggelassen. Ich finde du nimmst dem Leser damit die Gedanken, die er sich machen könnte weg. Ein halb offenes Ende könnte daher eine eigene Bewertung ermöglichen.

Lieben Gruß
Goldene Dame

 

Hallo!

Ja, der Schluss... wie gesagt, mir fehlt m Moment wirklich der Abstand zu entscheiden, ob ich ihn denn nun ändere, oder nicht :)

@Juschi

Auch wenn du es wahrscheinlich schon nicht mehr hören kannst

Keine Sorge, ich kann so einiges ab :D

Ich wusste doch, dass nur ein einziger Fehler unmöglich sein kann ;)
Danke Dir fürs Lesen und fürs Finden der Fehler. Freut mich, dass es Dir im Großen und Ganzen trotz des Endes gefallen hat.


@Goldene Dame

Danke auch Dir :)

In der Geschichte stört mich, dass du einen Mann gewählt hast, einen Kurfuscher, der die Abtreibung vornimmt. Ich weiß nicht, ob das authentisch ist, denn meines Wissens nach waren es die Engelmacherinnen, die die Frauen von der ungewollten Frucht befreiten. Auch waren es meist Frauen, die die Adressen geheim hielten und an Frauen weitergaben. Da die Sache auch noch höchst strafbar gewesen ist, kann ich nicht glauben, dass die Aktion so offensichtlich für alle in einer Kneipe stattfindet.

Bei uns würde man diese Frauen eher Hexen oder Heilerinen nennen, aber ich weiß, was Du meinst. Ursprünglich sollte Gonzales auch ein echter Arzt sein, deswegen stellte sich mir die Frage ob Mann oder Frau gar nicht, weil die Frauen zu der Zeit sowieso nur die Aufgabe hatten, zu heiraten und Kinder zu bekommen. In dieser Gegend zumindestens.
Ich habe erst zuletzt einen "Kurpfuscher" aus ihm gemacht und da ist er eben ein Mann geblieben.
Wie Luz an seinen Namen gekommen ist, erschien mir nicht sonderlich wichtig, aber das meinst Du, denke ich auch nicht. Es gab Mittel und Wege so etwas herauszubekommen.
Zur "Kneipe" (ich mag dieses Wort irgendwie nicht), das kam mir schon möglich vor. Es ist zwar schon eine gane Weile her, dass ich zum letzten Mal am Kap war, und es kann auch sein, dass es inzwischen viel mehr Zulauf hat, aber ich hatte es immer als sehr einsam in Erinnerung. Die Gäste, die zu dem Zeitpunkt da sind, wissen, was läuft. Ich nehme an, hätte ich noch ein paar Fremde eingebaut, hätte ich das gane geheimer ablaufen lassen ;) Ja, ja, ich weiß, ich schummel mich herum :D

Liebe Grüße,
gori

 

Hallo gori,

leider hältst du für mein Gefühl deine Geschichte nicht durch. Das Ambiente, das Wirtshaus in der Diktatur, die Schande, die ein uneheliches Kind (dazu noch aus der Prostitution) für die Menschen dort bedeutet, das alles kommt wunderbar rüber. Die Abscheu, die der Vermieter des Zimmers hat, der trunkene falsche Doktor, das mögen Klischees sein, aber du hast sie toll beschrieben, aber dann verlierst du die Luft, als Luz auf dem Tisch liegt, als sie umkommt, blendest aus und blendest 50 Jahre weiter als das Geschehen zu schecklich, zu widerwärtig wird?
Wenn auch die Geschichte vorher schon eine Rückblende ist, dann habe ich es nicht gemerkt. Da empfand ich sie als spannend. Aber bei der Schilderung bei der Gonzales aus dem Fenster fliegt, störte mich die Rückblende. Das mystische Ende ist zwar schön, aber für meinen Geschmack zieht es einen Weichzeichner über das Bild deiner Geschichte, verwässert sie und nimmt ihr vor allem die Spannung und die Glaubwürdigkeit.

Ein paar Details noch:

Ich spürte, dass Álvaro uns von seinem Platz am Tresen aus beobachtete, mit dem gleichem verächtlichem Blick, mit dem er mich zwei Tage zuvor angesehen hatte
- wenn du den Dativ schon in den Artikel (dem) setzt, dann gehört er nicht mehr in die Adjektive. dem gleichen verächtlichen Blick (den Fehler hast du noch öfter)
- ist nur ein Gefühl, aber ich würde ein "schon" zwischen "zuvor" und "angesehen" setzen.

Achja, wenn ich so sehr auf den Inhalt einer Geschichte eingehe, michmit ihm auseinandersetze, dann heißt es für den Autoren natürlich immer, dass ich ihn als solchen so ernst nehme, dass die Technik als Kritikgegestand n ciht mehr relevant ist. ;)

Lieben Gruß, sim

 

Hey gori,

hah, ich habe Zeit, jetzt muss ich ganz viel kritisieren. Zum Textzeugs:

Nach dem langem Schweigen kam mir meine eigene Stimme fremd vor und auch Luz sah mich an, als hätte sie mich noch nie gesehen.
Hier wird mir der Zusammenhang zwischen "gesehen" und "Stimme" nicht klar

Sie schüttelte den Kopf, während sie sich setzte. Eigentlich fiel sie ja auf den Stuhl, den ich ihr anbot.
Finde ich sprachlich nicht so schön, dieser zweite Satz relativiert den ersten, obwohl er dasselbe aussagt. Vielleicht formulierst du es schöner? "Sie setzte sich, fiel eigentlich auf den Stuhl, den..."

Es war Hochsommer und die Hitze war in diesem Jahr auch nachts noch so drückend, dass ich ernsthaft bezweifelte, Gott könne noch ruhigen Gewissens auf die Erde niedersehen.
würde ich besser "bezweifelte, dass..." schreiben, das liest sich flüssiger. Natürlich nur unverbindliche Preisem... Vorschläge!

Ich zwang mich dazu, ruhig zu bleiben, als ich mich ihr gegenübersetzte. Das hatte ich ihr versprochen, als sie weinend vor meiner Tür gestanden hatte.
Was, ruhig zu bleiben?

Nicht mehr die eines einsamen alten Mannes, sondern die des Dreiundzwanzigjährigen, der Luz hergebracht hat.

Ich fand die Geschichte schön. Wirklich toll. Leider, tut mir Leid, habe ich gar nichts zu meckern... ich fühle mich so unkreativ-hätschel-keksforum-like, wenn ich ncihts zu meckern habe. Aber hier ist das wirklich nicht der Fall - ich finde den Text rund, ohne irgendwelche Stolpersteine (von denen oben im Textzeugs mal abgesehen)...
Nur mit dem Ende bin ich nicht ganz zufrieden... Daran könntest du noch arbeiten, so finde ich es zu hollywood.

gruß
gobbo
:bounce:

 

Hallo Ihr!

Mann, kaum einer mag mein Ende :( Wenn das so weitergeht, muss ich es doch da enden lassen, wo es ursprünglich enden sollte.

@sim

Das mystische Ende ist zwar schön, aber für meinen Geschmack zieht es einen Weichzeichner über das Bild deiner Geschichte, verwässert sie und nimmt ihr vor allem die Spannung und die Glaubwürdigkeit.

Wie gesagt, wenn das so weitergeht, werde ich mich wohl der Mehrheit fügen müssen, so sehr das auch schmerzt :)


wenn du den Dativ schon in den Artikel (dem) setzt, dann gehört er nicht mehr in die Adjektive. dem gleichen verächtlichen Blick

Hey, danke für die Erklärung. Klingt jetzt blöd,, aber ich knabbere manchmal immer noch an der Sprache :)


Heißt Dein Nachtrag jetzt, Du nimmst mich ernster, als ich mich selbst nehme? Das ehrt mich :shy: , ich glaub', ich werd' gleich rot


@vita

Du hast doch was zum Meckern gefunden, das Ende :D , nur dass es bei mir wohl eher bollywoodinspiriert ist, als hollywood. Das ist nämlich noch unglaubwürdiger ;)

Mit dem Textzeugs setze ich mich gleich auseinander. Das meiste werde ich wohl übernehmen.


Danke Euch beiden fürs Lesen und die, überwiegend, liebe Worte.

Liebe Grüße,
gori

 

Ich kann verstehen, weshalb Du Dich in den Schluß verliebt hast. Aber der bietet ja vielleicht die Möglichkeit eine ganz eigene Geschichte daraus zu machen. Oder eine Serie. Eine fiktive Biographie. Über das, was in den fünfzig Jahren dazwischen auch passiert ist. Was dann einen weichgezeichneten Schluß auch zuläßt: so, jetzt habe ich genug gesehen, jetzt will ich endlich dorthin, wo ich nie hätte weggehen dürfen.

 

Irgendwann werde ich diesen Schluß garantiert noch mal aufgreifen, aber jetzt habe ich mich breitschlagen lassen :D , und die Geschichte endet da, wo sie urprünglich enden sollte.

Jetzt muss ich mir wohl nur noch einen neuen Titel überlegen :dozey:

 

Hallo gori

Eine sehr bedrückende Stimmung herrscht in deiner Geschichte.
Diese zieht sich auch konsequent durch bis zum Schlüß. Die Dialoge unterstützen dies in gut gelungener Form.
Dein Thema hast Du sehr gut umgesetzt. Durch Armut zu Prostitution gezwungen und dann schwanger von den Kerlen als schändlich betrachtet zu werden, die potentielle Väter sind. Ein furchtbarer Gedanke.
Deine Geschichte liest sich sehr flüssig und Dein Stil gefällt mir. Deine Geschichte ist spannend bis zum Schluß, aber hier finde ich das Einzige was mir fehlt. Der Schluß kommt mir zu schnell und ist mir zu offen. Ich hätte gerne gewußt, ob Roque noch da ist, wenn sie wieder kommt. Oder ob sich an der Gesamtsituation der Familie etwas ändert, nachdem er nun weiß, was sie getan hat, um auch ihn teilweise zu ernähren. Es muss nicht sein, dass es weitergeht, aber dennoch fehlt mir etwas.
Hat mir wirklich sehr gefallen. :thumbsup:

Liebe Grüße, Susie :)

 

Hallo Susie,

es ging mal weiter, aber dann habe ich den Schluss geändert, wie man aus den anderen Kommentaren lesen kann. Ich bekomme es wohl nie richtig hin :(

Wollte mir sowieso nochmal ansehen, ob das Ende jetzt so stehen bleiben kann, oder ob ich noch ein zwei Sätze ändere, aber wir haben übers Wochenende besuch, und der junge Mann will ja auch unterhalten werden :D
Danach sehe ich auf jeden Fall nochmal drüber.

Vielen Dank für die lieben Worte un liebe Grüße,
gori

 

Hallo gori!

Eine sehr bedrückende, oder besser gesagt: nachdenklich machende Geschichte, gut und einfühlsam erzählt. Hab ich sehr gern gelesen. :)

Was mich anfangs ein bisschen abgehalten hat, war der Name »Luz«. Ich finde, das liest sich irgendwie komisch. Um die Geschichte schließlich doch zu lesen, hab ich sie ins Word kopiert und Deiner Protagonistin mittels Suchen und Ersetzen einen anderen Namen gegeben. :D

Ansonsten fand ich sie aber sehr stimmig und bildlich gut vorstellbar, daher hab ich nur noch ein paar Anmerkungen:

»Wir waren nicht willkommen, das war offensichtlich. Das Geld, das wir hierlassen würden, dafür mehr.«
– »aber schon« fände ich passender statt »dafür mehr«, da das Gegenteil von »nicht« nicht »mehr« ist, sondern eben z.B. »schon«

»und auch Luz sah mich an, als hätte sie mich noch nie gesehen.«
– Vorschlag: schaute mich an (um sah/gesehen nicht zu wiederholen)

»Sie schüttelte den Kopf und setzte sich, fiel eigentlich auf den Stuhl, den ich ihr anbot.«
– finde das »fiel eigentlich« nicht so toll, Vorschläge: »setzte sich, oder besser: fiel auf den Stuhl, den …« oder »setzte sich, nein: sackte auf den Stuhl, den …«

»Es war Hochsommer und die Hitze war in diesem Jahr auch nachts noch so drückend,«
– »in diesem Jahr« ist unnötig

»Ich entdeckte Gonzales am gleichem Platz, an dem ich ihn nach unserem Gespräch zurückgelassen hatte. In der gleichen Runde diskutierender Männer.«
– am gleichen Platz
– »gleichen« könntest Du einmal durch »selben« ersetzen, oder einsparen: »zurückgelassen hatte: in einer Runde diskutierender Männer.«

»Wenn es mir schon so schwerfiel, sie nicht an den Schultern zu packen,«
– schwer fiel

»irritierte mich genauso sehr wie ihr aggressiver Tonfall.«
– finde das »sehr« irgendwie zuviel

»Er sah zu dem Foto auf, das über uns an der Wand hin. „Ich brauche dieses Geld zum überleben, Generalísimo.“«
– hing
– zum Überleben
– beim Generalisimo bin ich mir nicht sicher, würde ihn aber »Generalissimo« schreiben

»„Soll das heißen, du...“ ich konnte es nicht aussprechen.«
Ich

»Es gab schlimmeres.«
Schlimmeres

»An ihrem bemüht stolzem Gesichtsausdruck konnte ich erkennen,«
– ihrem bemüht stolzen Gesichtsausdruck

»Ich nahm seinen Geruch war - eine Mischung aus Schweiß und Wein«
– wahr


Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo Susi,

So viele Anmerkungen? Das ist ja wirklich peinlich :shy:


Was mich anfangs ein bisschen abgehalten hat, war der Name »Luz«. Ich finde, das liest sich irgendwie komisch. Um die Geschichte schließlich doch zu lesen, hab ich sie ins Word kopiert und Deiner Protagonistin mittels Suchen und Ersetzen einen anderen Namen gegeben.

Wenn es für Dich dann leichter ist, warum nicht :D
Ich denke mir ja oft gerne etwas bei den Namen der Personen meiner Texte, aber ich kann mir schon dennken, dass die meisten für Leser ungewöhnlich sind ;)

Schön, dass es Dir ansonsten gefallen hat, freut mich.
Werd' mir Deine Anmerkungen gleich mal ansehen :)

Liebe Grüße,
gori

 

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