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Mutterkuchen
Piep ...
„Wir müssen es töten, sonst sehe ich keine Chance!“ Der Spezialist, soweit es auf diesem Gebiet einen geben kann, blickt besorgt über seinen Mundschutz. Ausgeliefert liege ich im Stuhl, die Schmerzmittel helfen nicht.
Ich höre sie tuscheln. Sie glauben, ich schlafe.
„Wir können nichts tun Doktor, die Organe sind bereits zu stark beschädigt.“
Piep ...
Ich schlafe nicht, ich sehe ... Ich sehe, was vor sich geht.
Ich sehe es auf dem Monitor. Ich sehe, wie es mich frisst und mir dabei in die Augen schaut, als wüsste es, dass ich es beobachte ... Leerer Blick, voller Mund.
Ich höre es schmatzen, lauter noch als unseren Herzschlag, lauter noch als unseren Atem.
„Holt einen Priester!“
Piep ...
Ich sehe, was du da tust. Warum machst du das?
„Ich habe Hunger, du hast mir nichts gegeben.“
Ich wollte, aber ich durfte nicht. Ich wollte ... ehrlich.
Piep ...
„Stoppt die Blutung!“ Das Tuscheln haben sie aufgegeben.
„Wo bleibt der verdammte Priester?“ Türen fallen ins Schloss und werden wieder geöffnet.
Telefone klingeln, endlos.
PiepPiep ...
Es wird nicht leicht sein für dich in dieser Welt, ohne Mutter.
„Beatmung!“
PiepPiepPiep ...
Ein letzter Bissen, ein letzter Stoß.
Sein blutverschmiertes Gesichtchen zwängt sich durch meinen Nabel und grinst mich kauend an.
„Da mach dir mal keine Gedanken, ich komme schon klar.“
Ganz der Vater ...