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Wie ein Held die Welt rettete und sich selbst noch einen Wunsch erfüllte

Seniors
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13.06.2002
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Wie ein Held die Welt rettete und sich selbst noch einen Wunsch erfüllte

"Zwölfen! Ich meine, ausgerechnet Zwölfen..."
"Ja, schon klar."
"Nee, is eben nicht klar. Hey, normalerweise sollte jemand wie ich jemanden wie die mit Links fertigmachen. Und normalerweise mach ich die ja auch mit Links fertig."
"Ich weiß."
"Gar nichts weißt du! Du warst ja damals nicht dabei, als ich im Alleingang das vieräugige Phantomhorn aus ihren glitschigen Händen gezogen hab. Da waren Hunderte von diesen Mistviechern, aber ich hab die einfach... also, ich meine..."
"Fertiggemacht?"
"Mit Links, jawoll! War ein Klacks für einen echten Helden wie mich. Oder damals das Ding mit der doppelläufigen Hatschina aus den Borkensümpfen. Das war auch so ne Sache, kann ich dir sagen..."
"Noch ne Schüssel Möwenzahntee?"
"Geht die aufs Haus?"
"Hast du hier schon jemals was aufs Haus gekriegt?"
"Ich war noch nie hier."
"Nein, geht nicht aufs Haus."
"Dann warte..." Kraal machte eine kurze Pause in seinen Bemühungen, sich selbst in einer Mischung aus hochprozentigem Alkohol und Selbstmitleid zu ertränken und kramte seine Geldbörse hervor. "Oha... nee, ich glaub, das wird nichts. Noch einer ist nicht drin"
"Schade."
"Ja, irgendwie schon. Hier, Zwölfen. Also, normalerweise mit Links."
"Normalerweise."
"Ja. Aber diesmal... ich weiß auch nicht. Ich meine, es waren nur sieben von denen und ich sollte nur diesen dämlichen Schlüssel für Prinz Ferdinand von Hochburg zurückholen. Der war nämlich gerade frisch verheiratet und seine Braut hat den Gürtel ohne Schlüssel nicht aufgekriegt."
"So ein Pech. Hatten die keinen Dietrich?"
"Urlaub. Naja, jedenfalls haben die Zwölfen das Ding geklaut und ich bin halt da hin, um ihn zurückzuholen. Sieben Zwölfen, Kinderspiel."
"Normalerweise."
"Normalerweise, ja. Aber diesmal... keine Ahnung, ich habs nicht hingekriegt. Die waren einfach zu schnell für mich. Weißt du was? Ich glaube, ich werde alt."

Damit ließ es Kraal bewenden und widmete sich die nächsten Minuten einer eingehenden Studie seiner beängstigend leeren Möwenzahnteeschüssel. Zwischendurch brabbelte er immer wieder Sachen wie Früher hat man einem Helden auch mehr Respekt gegenüber gehabt oder Wenn ich noch so könnte, wie ich wollte, dann würd ich euch hier aber mal allen zeigen, was ich noch so kann, ansonsten gab er aber keinen weiteren Ton mehr von sich.
Zeit für den Barkeeper, ein Rundschwabbling aus den Wäldern von Tiefensee, endlich etwas für das Ambiente des Abends zu tun. Die ganze Zeit schon hatte Joe nur auf eine Gelegenheit gewartet, endlich die neue Scheibe von The Infamous Kuddel and his Seven Dwarfs of Apocalypse aufzulegen. Einfach mörderisch guter Rock'n'Roll des ehemaligen Krallenfischers von der Nordküste. Und sie verfehlte ihre Wirkung nicht. Schon wenige Augenblicke später verwandelte sich die Bar in eine Art Metronom. Alles, was Beine hatte, klopfte den Takt auf den alten Holzdielen mit. Und was keine Beine hatte, wie der alte Orkrentner an Tisch sieben, der donnerte stattdessen einfach mit seinem Kopf auf den Tisch.

Als dann die Tür aufschwang und ein kleines dürres Kerlchen in eine notdürftig aus alten Lederfetzen zusammengesetzte Kutte gekleidet Joes Kleine Drachenpinte betrat, nahm dann auch niemand nur die geringste Notiz von ihm. Auch dann nicht, als er mit einer, wie er meinte, äußerst heroisch anmutenden Geste seinen Umhang beiseite schlug und ganz kurz der in seinem Gürtel angebrachte und schon von weitem irgendwie unerhört stumpf wirkende Kampfdolch sichtbar wurde. Sein Blick wanderte ein paar Augenblicke durch das Lokal, blieb hier und da an einem Tisch kurz stehen, verhedderte sich einige Male im Ausschnitt der wirklich ausgesprochen freizügig gekleideten Kellnerin und blieb schließlich auf dem Helden am Tresen hängen.
"Oh, bei allen existierenden Göttern und denen, die es nicht tun!", rief das Männchen. "Ich wage es kaum, meinen Augen Glauben zu schenken. Da gehe ich einfach so meiner Wege und denke mir nichts Böses und auf einmal - zack - sitzt leibhaftig der große und mächtige Kraal einfach so vor mir. Das ist ja beinahe so, als würde der Frohstern zur Heiligen Weinnacht am Himmel zu sehen sein und ich gleichzeitig Geburtstag und Namenstag haben!"
"Junge, ich hab keine Ahnung, wer du bist, aber wenn dir dein Leben lieb ist, dann lässt du uns lieber in Ruhe die Musik hören." Olgar Klumpfuss, seines Zeichens der gefürchtetste Sehmöwenringer nördlich der Almheide, erhob sich von seinem Holzschemel und ballte streitlustig seine Fäuste. "Ich habe was dagegen, wenn mir irgendjemand ins Ohr brüllt."
"Entschuldigt, aber das da ist..."
"Junge, ich würde es ungern tun, aber wenn du mich zwingst, dann wird meine linke Faust gleich Bekanntschaft mit deiner Hirnanhangdrüse machen." Interessant wäre an dieser Stelle vielleicht die Geschichte, woher jemand wie Olgar Klumpfuss wusste, was eine Hirnanhangdrüse ist, aber da ihn das noch nie jemand gefragt hatte, hatte er sie auch niemandem erzählt.
"Ich will keinen Ärger, Herr, ich war nur so überwältigt vor nie zu versiegen scheinender Freude, dass ich einen Augenblick..."
"Noch ein Wort aus deinem Mund, Junge, und ich mach dich so platt, dass sie einen Grundgurgler brauchen werden, um dich wieder vom Boden zu ziehen."
"Olgar, komm, is gut jetzt", rief Joe hinter seinem Tresen, um die Situation zu beruhigen.
"Nein, das ist nicht gut. Der Kleine hat uns beim Musikhören gestört." Beifälliges Gemurmel und teilweise Gegrunze erhob sich von allen Seiten.
"Das ist kein Problem, Olgar. Hier, das ist eine dieser neumodischen Platten. Die sind aus Schnelllack und man kann die Musik immer wieder hören. Wenn du magst, hören wir das Lied einfach noch mal."
"Das ist eine Idee", nickte der Sehmöwenringer und die Lage entspannte sich. Aber nur kurz. "Aber zuerst kriegt der Kleine jetzt seine Abreibung." Wenn Olgar in seiner Streitstimmung war, dann gab es nicht das Geringste, was ihn davon abhalten konnte, irgendwem den Kopf abzuschlagen. Oder die Arme. Oder irgendwas anderes. Er spuckte einmal verächtlich auf den Boden - was diesen im Endeffekt eher zu säubern schien - und holte mit seiner bärigen Pranke aus.
Sein Gegenüber regte sich zunächst überhaupt nicht. Als er es dann doch tat, ging alles so schnell, dass niemand, am wenigsten Olgar selbst, hinterher mit Bestimmtheit hätte sagen können, wie es dazu kommen konnte, dass der Ringer auf einmal mit heruntergelassener Hose und tiefrotem Kopf in der Kneipe stand. Der Kleine steckte seinen Dolch zurück in seinen Gürtel und trat wortlos vorbei, um sich zu Kraal an den Tresen zu setzen.

"Meister Kraal, großer und ehrwürdiger Meister Kraal. Ich kann kaum in Worte fassen, wie sehr ich dem Schicksal danke, dass es unsere Wege an diesem Tag gekreuzt hat."
"Hilf mir, dich zu mögen und sprich mich nicht an." Kraal machte keine Anstalten, seinem Gesprächspartner gegenüber anzudeuten, dass er in irgendeiner Form an einem Gespräch interessiert wäre. Er hob nicht einmal den Kopf aus seiner Schüssel.
"Darf ich mich vorstellen? Man nennt mich Glupp und ich bin ein Held, genau wie Ihr. Also... nicht ganz wie Ihr, noch fehlt mir der Gildenring, aber ich bin die letzte Zeit unablässig durch die Lande gereist, um einem altehrwürdigen Helden zu begegnen, der meine Ausbildung durchführen kann. Natürlich hätte ich nicht zu träumen gewagt, dass ausgerechnet Ihr..."
"Du redest ziemlich viel, weißt du das?"
"In meiner Heimat bedeutet mein Name soviel wie punktloser Ohrenbluter, aber ich glaube nicht, dass das eine Anspielung auf irgendetwas war, denn damals, als er mir von meinem Vater gegeben wurde, war ich erst sechs Jahre alt und da konnte ich noch gar nicht reden, weswegen ich eher annehme..."
"Wo war noch gleich dein Knopf, sagtest du?"
"Ich verstehe nicht, Herr."
"Zum Ausschalten. Ich meine, da muss doch irgendwo ein Knopf sein."
"Kein Knopf, Herr. Ich bin die letzte Zeit unablässig durch die Lande..."
"Das sagtest du."
"Und?"
"Und was?"
"Hättet Ihr, oh Mann, wie lange habe ich von diesem Augenblick geträumt, an dem ich irgendwann vor Euch stehe und diese Frage an Euch richten würde, hättet Ihr also..."
"Jaja, ich kann mir denken, wie die Frage weitergeht."
"Und?"
"Nein."
"Aber... Ihr müsst. Es ist Eure heilige Pflicht als Mitglied der Gilde. So steht es im Buch des Kodex der Helden, deren Ehrenvollheit sich durch die Einhaltung des Kodex von selbst einstellt. Die heilige Schrift, die Grundlage des Heldentums, die der erste Held Trux im Totenbett seinem besten Freund diktiert hatte, kurz bevor beide einen langen und grausamen Tod starben."
"Ich kenn das Buch und das steht da bestimmt nicht."
"Doch, das steht da." Joe schaltete sich ein und deutete auf die in Stein gemeißelte Kopie, die er sich vor einigen Jahren von einem Steinmetz aus Pandalusien in den Boden hatte schlagen lassen. Joe war damals einfach der Meinung gewesen, es sähe cool aus.

§5 Ausbildung neuer Helden.
Jeder Held ist verpflichtet, seine Erfahrung an einen Schüler weiterzugeben, der von ihm in jahrelanger Ausbildung schreibst du noch mit? Gut. Der von ihm in jahrelanger Ausbildung also alles lernen soll, was man über das Heldentum hoffentlich sind wir bald fertig, ich bin müde über das Heldentum also wissen muss. Ja. Ich hätte jetzt gerne einen leckeren Tee und hör auf, alles mitzuschreiben, was ich sage.

Und exakt so kam Kraal zu seinem Lehrling.

...

"Meister?"
"Nein."
"Aber Meister..."
"Was denn?"
"Ich meine, wir haben jetzt schon so viel Tolles zusammen erlebt, die Sache mit dem Türsteher zum Beispiel oder mit den beiden Bummräubern in der Dunkelgasse oder als Ihr..."
"Was willst du? Kurze Ansage."
"Ich möchte lernen, wie man eine Prinzessin aus den Klauen eines Drachen rettet. Wann nehmen wir das durch?"
"Sobald ein Drache eine Prinzessin entführt."
"Kommt das oft vor, Meister?"
"Nein. Nicht in dieser Gegend. Niemals."
"Aber..."
"Niemals."
"Aber Meister, wie soll ich denn ein echter Held werden, wenn Ihr..."
"Sag mal, warum gehst du nicht einfach zum Horizont und spielst mit was Giftigem?"
"Würde mir das bei meiner Ausbildung helfen?"
"Es würde mir bei deiner Ausbildung helfen."

Drei Wochen waren vergangen. Inzwischen hatten der Held in Ausbildung und sein Ausbilder wider Willen etliche Kilometer zurückgelegt, hatten das Tal der Zehntauren durchquert, ebenso wie die Sümpfe der Elfanten, hatten einen großen Bogen um den Wald der Zwölfen gemacht, waren schließlich in den Bergwerken der Dreihzähnigen Wieselsteinen gelandet, wo sie gegen einen alterndenden Zauberer ein Wettrennen gewonnen hatten. Seit zwei Tagen marschierten sie jetzt schon am Fuße des Berges und seitdem war überhaupt nichts mehr passiert - eine Tatsache, die Glupp ziemlich unangenehm auffiel.

"Meister Kraal? Könnten wir nicht, ich meine, nur so zur Übung, könnten wir nicht eine Prinzessin von einem Drachen entführen lassen, um sie dann hinterher zu retten?"
"Das kommt in dieser Gegend nicht vor."
"Warum nicht, Meister? Gibt es hier keine Prinzessinnen?"
"Überall gibt es Prinzessinnen. Aber die Drachen in dieser Gegend sind einfach stinkfaul."
"Meister?"
"Je länger ich dich kenne, desto mehr wünsche ich mir, dich nicht zu kennen."
"Meister, was ist das?" Der Lehrling zeigte auf drei scheinbar zufällig an einer Steinwand lehnende Felsen - Zwei aufrecht stehende im Abstand von etwa zwei Metern zueinander und ein dritter quer über den ersten beiden - die mit ein wenig Fantasie durchaus als eine Art Tür durchgehen könnten.
Glupp wartete nicht auf eine Antwort seines Meisters, sondern näherte sich der Gesteinsformation neugierig und untersuchte sie eingehend. Und tatsächlich bildeten die drei Felsen einen Eingang zu einer Höhle.
"Meister, hier ist eine Höhle!"
"Das ist ja toll. Warum gehst du nicht rein und siehst nach, ob es da drin gefährliche Tiere gibt?" Der Held in Ausbildung zückte sein Schwert und marschierte schnurstracks in das Innere der Höhle. "Na, wunderbar... was für ein Glück, dass ich für ihn verantwortlich bin", nuschelte Kraal in sich hinein und folgte Glupp.

Der Tunnel war durch überall an den Wänden wachsende Glühtürmchen beleuchtet und führte die Helden in ziemlich obskuren Winkeln immer tiefer in das Innere des Berges, bis sie schließlich in einer riesigen unterirdischen Kammer landeten, in deren Mitte sich ein kleiner See erstreckte. In der Mitte des Sees erhob sich eine Art Totempfahl, der sich hoch oben irgendwo in der Dunkelheit verlor und an seinem Ufer standen sieben exakt gleich aussehende Holzhütten.
Glupp machte einen Schritt nach vorn und stolperte über eine unsichtbare Schnur, die quer über den Boden gezogen war. Sofort wich die gespenstische Stille einem ohrenbetäubenden Lärm, als würden Millionen mikroskopisch kleiner Eintagsfliesen gleichzeitig zerbrechen, was auch genau die Ursache des Geräusches war, denn die Schnur war Teil einer äußerst ausgeklügelten Alarmanlage. Wurde sie nämlich gespannt, zog sie einen Korken aus einer Tonflasche und das Geräusch aus dieser Flasche hatte eine derart hohe Frequenz, dass die Fliesen einfach zersprangen. Gleichzeitig schloss sich hinter den Eindringlingen eine Tür, so dass eine Flucht unmöglich wurde.
"Ja, Kruzifix, was ist denn hier los?", polterte eine Stimme und ein kleiner Mann trat aus einer der Hütten. Sechs weitere taten es ihm gleich und wenig später waren die beiden Helden von sieben mit Harpunen bewaffneten Zwergen umringt.
"Wer seid Ihr? Wer seid Ihr? Wer seid Ihr? Wer seid Ihr?", wiederholten die Zwerge immer wieder, steigerten sich in einen Singsang und umtänzelten Kraal und Glubb. Kraal zuckte mit den Schultern, packte sich eine der Harpunen, zog den Zwerg am anderen Ende zu sich heran und hielt ihn am Kragen. Seine Freunde ließen vor Schreck ihre Waffen sinken und starrten den Helden mit offenen Mündern an.
"Ich bin erstmal jemand, der locker dreimal so groß ist wie du. Mein Schwert ist länger, als dein Bart und... okay, mein Schwert ist nicht so lang wie dein Bart, aber es könnte dich trotzdem mit einem Hieb in zwei Hälften teilen. Aber wer seid ihr?"
"Wir... wir sind...", bibberte der Zwerg, "wir sind, die Sieben Zwerge der Apokalypse."
"Die Musikband?"
"Auch. Eigentlich warten wir hier auf die Große Prophezeiung, um das Ende der Welt vorzubereiten, wenn es soweit ist."
"Das Ende der Welt?"
"Wenn es soweit ist, ja. Aber bis es soweit ist, vertreiben wir uns hier unten in Krummloch die Zeit, graben nach Kupferherzen und machen Musik."
"Okay... äh... wie war gleich dein Name?"
"Jungs, abzählen!", sagte der Zwerg strahlend und die anderen bekamen glänzende Augen. Scheinbar hatten sie ziemlich lange auf so eine Gelegenheit gewartet.

"Eins!", sagte Eins.
"Zwei!", sagte Zwei.
"Vier!", sagte Vier. "Oh, tut mir Leid..."
"Macht ja nichts", sagte Drei. Und: "Drei!"
"Ähh... Fünf!", sagte Fünf - der Zwerg, den Kraal gefangen hielt.
"Sechs!", sagte Sechs.
"Klaus!", sagte Klaus.
"Und ihr sitzt also hier rum und wartet auf das Ende der Welt."
"Sozusagen, ja." Fünf versuchte zu nicken, was angesichts seiner Lage nicht so ganz einfach war. "Wir spielen auch gerne Poker."
"Soso... Sag mal, wenn ich dich jetzt wieder runterlasse, versprichst du mir, dass ihr diese Spieße wegpackt und uns gehen lasst?"
"Lasst eure Waffen fallen!", sagte Fünf und seine Kameraden gehorchten. "Aber wir können euch nicht gehen lassen."
"Ist das eine Drohung?" Kraal packte ein wenig fester zu.
"Keine Drohung! Keine Drohung... es geht einfach nicht. Die Tür, sie lässt sich nicht wieder öffnen. Zur Sicherheit der Maschine. Damit niemand mit ihr Krummloch verlassen kann. Es sei denn..."
"Es sei denn was?"
"Es sei denn, Er kommt und öffnet sie."
"Er?"
"Ja, Er. Ihr werdet Ihn erkennen, wenn Er da ist." Das war nicht nötig. Kraal hatte eine Ahnung, wer gemeint war. Er ließ seinen Gefangenen herunter und wandte sich an Glupp. "Da hast du uns was Schönes eingebrockt. Der Revisor neigt nicht dazu, mit sich handeln zu lassen."
"Tut mir Leid, Meister. Ich wollte nicht, dass das passiert, ich war nur neugierig, was sich wohl in dieser Höhle befindet. Was machen wir denn jetzt?"
Vier zog ein paar Karten aus seiner Jackentasche. "Wie wäre es mit einem Spiel?"

...

"Meister, ich würde es mir natürlich nie anmaßen, Eure Weisheit in Frage zu stellen, aber ich habe von Anfang an gesagt, dass er nicht blufft."
"Ich hatte drei Körnige."
"Ich meine, ich habe es in seinen Augen gesehen, da war dieses verräterische Funkeln, das mir gesagt hat, dass er ein wirklich gutes Blatt haben muss und dann habe ich Euch gewarnt, Meister."
"Wer kann denn ahnen, dass dieser Zwerg vier Einsen auf der Hand hat?"
"Ich, Meister. Wie gesagt, ich möchte nicht so wirken, als wolle ich..."
"Habe ich dir heute schon gesagt, wie sehr ich deine Stimme mag, wenn ich sie nicht hören kann?"
"Drei Mal, Meister. Aber dennoch..."
"Hier, Kollege, wie is nu?" Klaus machte die berühmte Geste, bei der man Daumen und Zeigefinger aneinanderreibt. "Her mit der Kutte."
"Das ist keine Kutte, es ist mein Hemd. Mein einziges."
"Mir doch Latte, wie du das nennst. Jetz is es ne Kutte. Und zwar meine."
"Glupp, ich geb dir drei Goldstücke, wenn du das Grinsen aus seinem Gesicht prügelst", zischte Kraal.
"Aber Meister, das kann ich nicht tun, es wäre gegen die Heldenehre und außerdem habt Ihr keine Goldstücke mehr."
"Vielleicht sollte ich auch ihm drei Goldstücke geben, damit er dir das Gesicht aus dem Gesicht prügelt."
"Meister, Ihr habt keine..." Noch bevor das Schicksal dem Lehrling Gelegenheit geben konnte, seinen Satz zu beenden, schlug ihm der Zufall ein Schnippchen und ließ die Erde beben. "Ist das dieser Revisor?", brachte Glupp mühsam hervor, während sie alle beobachten mussten, wie nicht nur die sieben Zwergenhütten in sich zusammenfielen, sondern auch die Eingangstür durch die Erschütterung freigelegt wurde.
"Nein, das ist unsere Rettung. Komm!" Kraal packte seinen Schüler am Arm und zog ihn hinter sich her Richtung Ausgang.
"Meister, wir können sie nicht einfach zurücklassen. Es ist unsere Pflicht, als Helden, jedem schutzbedürftigen Wesen den Schutz zu gewähren, den es benötigt, um nicht schutzlos..."
"Ja, schon klar." Kraal wandte sich einem der Zwerge zu. Drei oder Vier, so genau ließ sich das nicht sagen. "Was geht hier vor?"
"Ich weiß nicht", stammelte der Zwerg. "Ich weiß es wirklich nicht. Vermutlich hat der Hüter der Maschine seine Pflicht verschlafen."
"Was für eine Maschine?"
"Die Maschine, die das Ende der Welt einläutet."

...

Die Maschine, die das Ende der Welt einläutet ist vermutlich kein sehr schöner Name für eine Erfindung, mit der man an einem schönen Sommertag ins Patentamt spaziert, um sie sich eintragen zu lassen. Es ist auch kein besonders sympathischer Name, der bei eventuellen Käufern positive Assoziationen an Blümchenwiesen oder kleine Sparnickel weckt, die lustig im Gras tollen. Es ist aber der einzige Name, der ihre Funktion hinreichend beschreibt.
Als Grünbart, der Graue (ehemals Graubart, der Grüne, aber das ist eine andere Geschichte) sie einst erfunden hatte, hatte er eigentlich nur nach einer Möglichkeit gesucht, Hirschbäume effizient abzuernten, weil er keine Lust hatte, dazu immer auf Leitern zu steigen. Leider nahm er dazu ein wenig zu viel Chemie und viel zu viel Physik, so dass die Maschine am Ende nicht nur Früchte, sondern einfach alles erntete.
Irgendwie kam der Apparat in die Hände des Revisors, der letzten Instanz der Welt. Er sah eine großartige Möglichkeit, die Apokalypse auf diese Art zu beschleunigen und mit viel weniger Knochenarbeit für sich selbst zu bewerkstelligen. Also versteckte er sie in Krummloch, der tiefsten Höhle aller Zeiten und bestimmte sieben Zwerge als ihre Wächter.

...

"Und du sagst also..."
"Ja. Wenn nicht jemand spätestens alle siebzehn Stunden, vierunddreißig Minuten und achtundsechzig Sekunden diesen Knopf drückt, wird sie ausgelöst."
"Das ist mal ausgefuchst. Und die Zeit ist also um?"
"Noch nicht. Die Maschine soll drei Minuten vor Ablauf der Frist eine Warnmeldung geben."
"So eine Art Erdbeben?"
"Vermutlich. Das ist noch nie zu vor passiert, darum wissen wir es nicht."
"Vielleicht sollten wir uns das Ding einfach mal ansehen", sagte Kraal, schnappte sich den Zwerg und ließ sich von ihm in das Hinterzimmer führen. Drinnen stand ein unheimlich kompliziert wirkendes Gebilde aus Schläuchen, Drähten, Zahnrädern, Pumpen, Stangen, Ellipsen, Kugeln, Metalplatten, Schrauben, Federn, Gelenken, Glasröhrchen, Knöpfen, Hebeln, kleinen Lämpchen, mittelgroßen Lämpchen, großen Lämpchen, gigantischen Lämpchen, Scharnieren, Dingelchen, Etwassen, Fitzeleien und Teilen. Und direkt daneben stand die Maschine, die das Ende der Welt einläutet.
"Das ist sie also?"
"Ja, das ist sie."
"Wie lange haben wir noch?"
"Auf der Anzeige steht eine Minute."
"Dann solltest du den Knopf drücken."
"Das kann ich nicht! Keiner von uns kann das! Dafür haben wir den Hüter." Der Zwerg deutete auf ein riesenhaftes Wesen, ein Dreizehiger Fünfzeher, das neben der Maschine lag und sich nicht rührte.
"Wieder irgendwelche magischen Barrieren, Schutzwälle oder mystische Dingsbumse?"
"Nein. Der Knopf ist zu hoch angebracht. Wir sind Zwerge und kommen nicht dran."
"Wirklich ausgefuchst. Wo ist der Knopf?" Der Zwerg zeigte es dem Helden, der drückte den Knopf und rettete die Welt.

"Ich weiß gar nicht, wie wir dir danken sollen!"
"Kein Ding. Ich bin schließlich ein Held. Das ist mein Job. Komm, Glupp, wir gehen."
"Aber... aber, das geht nicht...", sagte der Zwerg. Es war Fünf. "In siebzehn Stunden muss der Knopf wieder gedrückt werden und der Hüter ist gestorben. Vermutlich verhungert. Ohne Euch sind wir verloren."
"Meister, ich sage es ja nur ungern, aber..."
"Dann sag es nicht. Sag am besten gar nichts."
"Aber er hat Recht, Meister", beharrte der Lehrling. "Einer von uns muss hier bleiben und den Zwergen helfen. Es ist unsere Pflicht, als Helden, jedem schutzbedürftigen Wesen den Schutz zu gewäh..."
"Ja, klar. Okay, also muss einer von uns hier bleiben?"
"Ja, Meister. Am besten ein Held. Und weil ich kein Held bin, sondern nur ein Lehrling, kann diese Aufgabe nicht mir zufallen, da meine Ausbildung..."

...

"Noch ne Schüssel Möwenzahntee?"
"Geht die aufs Haus?"
"Hast du hier schon jemals was aufs Haus gekriegt?"
"Nein."
"Na also", sagte Joe und rückte den Kragen seines speckigen Unterhemdes zurecht. "Hey, warte mal... ich kenn dich doch. Du warst schon mal hier."
"Ja, ist ne Weile her. Zwölfen und so."
"Ich wusste es! Ich vergesse niemals ein Gesicht, musst du wissen. Wo ist dein kleiner Freund?"
"Glupp? Der ist jetzt ein Held."

 

Hi gnoebel,
hervorragend, den lästigen Akoluthen so mir nichts, dir nichts, zum Helden zu befördern. Er hat mich die ganze Geschichte über genervt. Und am Ende habe ich gelacht. Vor Schadenfreude. Ich bin ein schlechter Mensch... :D
Ich darf keine Tavernengeschichten mehr schreiben. Mach mal weiter.

gruß
vita
:bounce:

 

"Zwölfen! Ich meine, ausgerechnet Zwölfen..."
"Ja, schon klar."
wenn man zumindest den Titel der anderen Geschichte kennt - geiler Einstieg :D
"Noch ne Schüssel Möwenzahntee?"
:)
"Geht die aufs Haus?"
"Hast du hier schon jemals was aufs Haus gekriegt?"
"Ich war noch nie hier."
das wird ja hier immer besser, so mag ichs
"So ein Pech. Hatten die keinen Dietrich?"
"Urlaub.
Dumm ... aber lustig. Weil dumm.
Sein Blick wanderte ein par Augenblicke durch das Lokal
paar
"Oh, bei allen existierenden Göttern und denen die es nicht tun!", rief das Männchen.
denenKOMMA
Man nennt mich Glupp und ich bin ein Held, genau, wie Ihr.
Hm. Wenn das genau ein vergleich sein soll, dann Komma dahinter weg. Wenn er es sich aber nur sich selbst gegenüber bestätigen will, lasses da
zog den Zwerg am anderen Ende zu sich heran und hielt im am Kragen.
ihn
"Ja, Er. ihr werdet Ihn erkennen, wenn Er da ist."
Ihr
"Aber Meister, dann kann ich nicht tun, es wäre gegen die Heldenehre und außerdem habt Ihr keine Goldstücke mehr."
das
"Ja, klar. Okay, also muss einer von uns hier bleiben?"
"Ja, Meister. Am besten ein Held. Und weil ich kein Held bin, sondern nur ein Lehrling, kann diese Aufgabe nicht mir zufallen, da meine Ausbildung..."
ich würde die Antwort von Glupp kürzen. Und Kraal nach dieser Antwort dann vllt noch ihn anlächeln lassen. Ist ja eh klar, dann darf man auch gerne den kleinen Holzhammer auspacken. Find ich.

Hey gnoebel,

erst ma n allgemeiner Hinweis: "mit links" nicht "mit Links". Ist ja öfter drin.

Ansonsten hats mir natürlich sehr gut gefallen. Ohne jmd zu nahe zu treten wollen, finde ich, richtig gute Fantasy können nur witzige Leute schreiben :shy:

Na ja, ich werde die geschichte nicht empfehlen, aber nur weil ich weiß, dass es jmd anderer tun wird.

Tserk!

 

Moin vita und Tserk,

Danke fürs Lesen und Kommentieren euch beiden.
die Fehler korrigier ich die Tage, ich bin momentan ein wenig eingeschränkt, was meine technische Ausrüstung angeht.

vitas Zwilling schrieb:
Er hat mich die ganze Geschichte über genervt. Und am Ende habe ich gelacht.
Du hast schon wieder über einen Text von mir gelacht? Nee... du kannst nicht vita sein. Niemals! :D
Daß er nervt, war natürlich Absicht - am Ende ist der Kerl sogar mir auf den Keks gegangen...
Tserk schrieb:
wenn man zumindest den Titel der anderen Geschichte kennt
Ich hab auch schon den Titel für die nächste Geschichte ;)
Dumm ... aber lustig. Weil dumm.
Ja. Jedem anderen hätte ich den Gag vermutlich auch um die Ohren gehauen...
Ist ja eh klar, dann darf man auch gerne den kleinen Holzhammer auspacken.
Igitt... er hat das böse Wort mit H gesagt.
Ich wollte ihn auch erst grinsen lassen (ja, wirklich), hab mich dann aber doch dagegen entschieden. Mir gefällt die Subtilität hier eigentlich ganz gut.
Ohne jmd zu nahe zu treten wollen, finde ich, richtig gute Fantasy können nur witzige Leute schreiben
Hehe...

 

Hi!

Hilf mir mal weiter, wo hab ich die ganzen verwendeten Namen schon mal gehört? ;)

Prima Geschichte, meiner bescheidenen Meinung nach, obwohl sie manchmal vielleicht ein wenig zu albern daherkommt.

Trotzdem, witzig zu lesen.

Beste Grüße

Nothlia

 

Moin Nothlia,

Danke auch dir fürs Lesen und Kommentieren.

Hilf mir mal weiter, wo hab ich die ganzen verwendeten Namen schon mal gehört?
Im Zwölfenepos vermutlich ;)
Geklaut hab ich sie jedenfalls nirgends, falls du das meinst. Jedenfalls nicht mit Absicht.
Trotzdem, witzig zu lesen.
Freut mich, daß dir die Geschichte trotz Albernheit (manchmal fällt es mir schwer, mich zu bremsen) gefallen hat.

Tserk schrieb:
Na ja, ich werde die geschichte nicht empfehlen, aber nur weil ich weiß, dass es jmd anderer tun wird.
Bis jetzt noch nicht... :D

 

Hi gnoebel!

Oho, ich bezichtige dich keineswegs des Diebstahls! Einige der Namen klangen nur ein wenig vertraut in meinen Ohren, das ist alles.

Eine der besten Abschnitte in der Geschichte ist mE nach:

"Eins!", sagte Eins.
"Zwei!", sagte Zwei.
"Vier!", sagte Vier. "Oh, tut mir Leid..."
"Macht ja nichts", sagte Drei. Und: "Drei!"
"Ähh... Fünf!", sagte Fünf - der Zwerg, den Kraal gefangen hielt.
"Sechs!", sagte Sechs.
"Klaus!", sagte Klaus.

Hab mich echt weggeschmissen. :lol:

Gibt aber noch zahllose andere.

Beste Grüße

Nothlia

 

Hey gnoebel!

Einfach nur genial! :thumbsup: Ober lustig und auch echt cool geschrieben!
Hat mir Spaß gemacht deine Geschichte zu lesen, werd mich gleich mal an die andere machen!:lol:

tüssi

zith

 

Hej gnoebel,

verhedderte sich einige Male im Ausschnitt der mehr als freizügig gekleideten Kellnerin
Da hab ich mich auch verheddert. Ist da überhaupt noch ein Ausschnitt, wenn sie mehr als freizügig gekleidet ist?

Viele kleine überaschende Einlagen (z.B. die Eintagsfliesen) und insgesamt hart an der Sch(m)erzgrenze. Ich glaube, bei mir hätte Glubb nicht so lange überlebt. Ein gutes, wenn ja auch logisches Ende. Und jetzt weiss ich auch, warum die Zwölfen in der anderen Geschichte keinen Platz hatten - die wurden hier gebraucht.
Immer noch keine Empfehlung in Sicht?

LG

Jo

 

Moin Zith und Jobär,

Danke auch beiden fürs Lesen und Kommentieren. Freut mich, wenns euch gefallen hat.

Zith schrieb:
werd mich gleich mal an die andere machen!
psst... nicht so laut. Soll doch keiner merken, daß die beiden zusammengehören ;)
jobär schrieb:
Ist da überhaupt noch ein Ausschnitt, wenn sie mehr als freizügig gekleidet ist?
Eigentlich nicht, nein. Darum werd ich das auch gleich mal ändern. Muss ja auch noch die Fehler ausbessern, die Tserk gefunden hat.
Ich glaube, bei mir hätte Glubb nicht so lange überlebt
Hehe... wie gesagt, am Ende hab ich ihn auch gehasst...
Immer noch keine Empfehlung in Sicht?
:D


@ Nothlia:

Oho, ich bezichtige dich keineswegs des Diebstahls! Einige der Namen klangen nur ein wenig vertraut in meinen Ohren, das ist alles.
Okay, alles klar ;)
Das liegt vielleicht daran, daß Namen in Fantasystories generell oft ähnlich klingen. Wie gesagt, mag sein, daß mir aus Versehen wirklich ein bekannter reingerutscht ist - aber wenn dann nicht mit Absicht.

 

Als ich noch mal rübergegangen bin, blieb ich an der Stelle hängen, die evt. logibedürftig ist:

noch fehlt mir der Gildenring
sagt Glubb. Und wenn dann Kraal am Ende ohne Gildenring in der Kneipe sitzen würde, bräuchte ich mir keine Gedanken mehr zu machen, wie man denn zum Voll-Helden ernannt wird.

 

Ich weis, die Geschichte ist schon älter, aber ich wollte trozdem noch was dazu sagen (bin auch erst vor kurzem auf kg.de und diese Geschichte gestoßen).
Die Geschichte ist genial! ^^
Ich hab mich köstlich amüsiert und meine Freunde (denen ich den Link geschickt hab) fanden aus auch super.
Ich lese mich im Moment durch deine Geschichten und du hast echt einen besonderen Humor der mir sehr gefällt.
Großes Lob!

Stan

 

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