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Sonne auf meiner Haut

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20.09.2007
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Sonne auf meiner Haut

Die Luft schwirrt über den Dächern der Innenstadt. Es ist der erste heiße Tag in diesem Jahr. Ich trete auf die Dachterrasse und schaue gen Himmel. Die Sonne brennt, keine Wolke ist zu sehen.
Mit der rechten Hand greife ich an die Regenrinne über mir, steige vorsichtig auf die Balustrade und klettere langsam auf das Dach. Die roten Ziegel haben sich in der Mittagssonne aufgeheizt und meine nackten Fußsohlen brennen, aber es stört mich nicht. Auf allen Vieren bewege ich mich vorwärts, ganz behutsam, um nicht auszurutschen.
Dann drehe ich mich um, setze mich, strecke mich aus und lasse die Sonnenstrahlen mein Gesicht berühren. Ich muss meine Augen zuerst mit der Hand abschirmen, aber ich gewöhne mich schnell an das Licht und schließlich liege ich ganz ruhig auf dem Dach unserer Wohnung.
Erst ist es angenehm warm. Ein grüner Fleck auf meinen geschlossenen Lidern, da wo die Sonne brennt; ich atme tief durch.
Dann wird es heiß. Unter meiner Haut fängt es an zu kribbeln, ganz langsam; der Schweiß tritt mir auf die Haut, meine Bluse klebt am Körper. Das Blut in meinem Gesicht beginnt zu pochen, ich spüre, wie meine Haut sich rötet.
Ich genieße das Gefühl. Verharre in dieser Position, bis es beinahe unerträglich wird, zögere den Moment hinaus. Schließlich setze ich mich auf und öffne die Augen.
Das Licht ist plötzlich grün und ich muss blinzeln. Mein Kopf fühlt sich an wie ein Wasserkanister, der zu schnell angehoben wurde und einen Moment lang wird mir schwarz vor Augen.
Ich greife mir ins Haar, das von der prallen Sonne heiß ist wie Herdplatten.
Langsam stehe ich auf und klettere vom Dach.

In der Wohnung ist es kühl und dunkel, meine Füße tapsen über die kalten Fliesen ins Bad, vor den Spiegel.
Ich starre die rote Gestalt an, die mir gegenüber steht und mich mit hängenden Schultern mustert. Meine Schienbeine sind verbrannt, das Gesicht und meine Arme feuerrot. Ich drehe mich um und blicke über die Schulter, um meine Waden zu sehen. Dort sind Striemen von den Dachziegeln, ebenso wie auf meinen Armen.
Dann trete ich ganz nah an den Spiegel, so nah, dass ich sehe, wie sich meine Pupille verengt und wieder weitet, je nachdem, ob ich ins Licht schaue oder nicht. Ich schließe ein Auge. Sogar mein Lid ist rot.
Ich seufze und lächle. Es fühlt sich richtig an.

Ich klaue den Autoschlüssel meines Vaters und renne die dreiundachtzig Stufen des Wohnhauses hinab. Die letzten drei Stufen einer Treppe nehme ich immer auf einmal.
Der blaue Golf blitzt in der Sonne, er ist noch ganz neu.
Mit einem sanften Geräusch entriegeln sich die Türen und ich setze mich auf den Fahrersitz. Es riecht nach Leder. Ich streiche mit der Hand über die Armaturen, fühle mich kurz überlegen, dann lasse ich den Motor an und fahre los.

Die Hauptstraße ist voll um diese Zeit. Überall Blech, das die Sonne reflektiert. Ich muss die Augen zusammenkneifen.
Ein Lied geht mir durch den Kopf, dessen Text ich nicht vollständig kann, also singe und summe ich abwechselnd vor mich hin. Come on, come on and dance all night, despite the heat it will be alright ... Trommeln auf dem Lenkrad, ein kurzer Blick nach links. In the summer in the city, in the summer -
Jemand hupt und ich schrecke auf.
„Ups.“ Aber die Ampel ist schon wieder rot. Mein Herz klopft und ich setze mich gerade hin, versuche, mich zu konzentrieren. Fixiere den rot leuchtenden Punkt, bis die Ampel endlich auf Grün schaltet und fahre weiter.

Ich weiß, wo ich bin, deshalb muss ich nicht aus dem Seitenfenster schauen. Ich schalte den Motor aus, klettere aus dem Auto, den Blick auf den Boden geheftet. Der Fahrertür zugewandt stehe ich da, wieder erklingt das beruhigende Geräusch, wenn man die Türen abschließt. Ich drücke noch einmal den Knopf, um es erneut zu hören. Und noch einmal. Und noch einmal. Schließlich seufze ich und drehe mich um.

Das Haus ist frisch renoviert. Es steht dort, in einer Reihe alter Gründerzeitbauten, vierstöckig, so wie immer. Nur renoviert. Es hat wieder einen beigen Anstrich bekommen, so wie zuvor auch, nur sieht er jetzt viel frischer aus. Die benachbarten Häuser sind ganz grau, die Wände schmutzig. An dem rechten Haus sind noch Rußspuren zu sehen, da, wo die Flammen an der Nachbarfassade geleckt haben, der Eigentümer hat es noch nicht streichen lassen.
Das Dach des Hauses erstrahlt in neuem Rot.
Das ist nicht mehr das Haus, in dem ich aufgewachsen bin. Nicht das Haus, dessen Dach mein zweites Zimmer gewesen ist, bis meine Mutter das herausfand und ich nur noch heimlich mit meinem Bruder dort oben hatte spielen können. Nicht das Haus, in dem mein Bruder und ich ein Herz und eine Seele gewesen sind.

Ich schaue zum Himmel und muss blinzeln. Die Sonne brennt, keine Wolke ist zu sehen.

 

Hübsch das!
Ich mag die Sommergefühle, die Du hervorkitzelst; es liest sich alles sehr echt (das Einzige, was für mich fehlt - was ist der Geruch von heißen Ziegeln?).
Und

Der Fahrertür zugewandt stehe ich da, wieder erklingt das beruhigende Geräusch, wenn man die Türen abschließt. Ich drücke noch einmal den Knopf, um es erneut zu hören. Und noch einmal. Und noch einmal.
Wie wahr! :D

Handlungs/pointentechnisch kommt es mir zu vage daher, aber ich weiß nicht, ob diese Art von Reminiszenz unbedingt aufgebohrt werden kann, um eine echte Pointe aufzunehmen. Vielleicht eher den letzten Absatz (Bruder etc.) noch etwas lyrischer gestalten, damit er nicht wirkt, als sollte er den twist des Textes beinhalten?

Oh, und in dem Absatz scheinen mir die Vergangenheitsformen ein bißchen verwurstelt. Wie wär's mit "aufgewachsen bin.../...Zimmer war.../...spielen konnte.../...gewesen sind"? Nicht daß ich das mit gezücktem Duden beweisen könnte, ist eher Gefühlssache :)

cheers
florian

 

Hi florian!

Vielen Dank erstmal für deine Rückmeldung, schön, dass dir die Geschichte gefallen hat.

Zu deinen Anmerkungen:

das Einzige, was für mich fehlt - was ist der Geruch von heißen Ziegeln?)
Ähh, keine Ahnung? :shy: Ich hab noch nie auf einem Ziegeldach gelegen, um ehrlich zu sein, vielleicht sollte ich es nachholen.

Was du meintest zur Handlung und Pointe (obwohl es mir eigentlich widerstrebt, bei einem nicht-humoristischen Text "Pointe" zu sagen), damit könntest du schon recht haben.

Vielleicht eher den letzten Absatz (Bruder etc.) noch etwas lyrischer gestalten, damit er nicht wirkt, als sollte er den twist des Textes beinhalten?
Lyrischer gestalten, hm, das ist etwas, das passt entweder und man hat es sofort im Kopf, oder eben nicht und dann kann man es vergessen. Lyrisch wäre hier nach meinem Gefühl Stilbruch. Und: Der letzte Absatz beinhaltet doch gewissermaßen den Twist des Textes, dass er so wirkt, ist also schon okay. ;) Oder verstehe ich was falsch? Wenn es jetzt so ein "Tadaaaa-hier-ist-die-Auflösung!"-Ende ist, dann muss ich mich wohl wirklich nochmal ransetzen. Meintest du das?

Bei den Vergangenheitsformen hab ich das letzte übernommen, der Rest klingt für mich so besser, wie er ist. Muss mir erstmal einer mit dem Duden kommen. :p

Liebe Grüße,
apfelstrudel

 

Hallo Apfelstrudel,

hab heute ein paar Mal Deine Geschichte gelesen: 1. ist sie wie immer gut, mit eindringlichen Bildern geschrieben, 2. aber bin ich dem Inhalt leider nicht auf die Spur gekommen und so bleiben (wie in Deiner letzten Geschichte für mich auch) viele offene Fragen. Das heisst, inzwischen habe ich mir Gedanken zu einer Geschichte gemacht, deren Text Du gar nicht geschrieben hast :) .

Ich las von einem 'Ich', das sonnenbadet bis zum Sonnenbrand - und dann zum früher bewohnten, alten Haus fährt, in dem der Dachstock abgebrannt ist. Kurz dachte ich, ob der Bruder dabei umgekommen ist ...
Aber das ist Spekulation ...

Kurz, gerne gelesen, aber etwas allein und ratlos zurück geblieben. Vielleicht ist diese Rückmeldung hilfreich für Dich - vielleicht stehe ich auch nur auf der Leitung?

Lieben Gruss,
Gisanne

 

Hey Strudel,

das ist richtig gut. Dieses „in sich selbst“ der Figur, als wäre sie alleine auf der Welt. Ich würde das „Ups“ noch raus streichen, und alles im Stummen lassen, der Körper, das Bewusstsein und das um sie herum, die Sonne, die Häuser, der Spiegel – das reicht schon.

Ich finde die Geschichte wirklich beeindruckend, gerade auch in diesem „Nicht Erzählt werden“, sie geißelt sich ja am Anfang fast schon selbst, fühlt sich dann aber gut. Ich dachte erst: Sie will mit der Sonne auch sich selbst spüren, sich „lebendig“ fühlen, wenn alles prickelt und aufgeladen wirkt. Und ich denke, das spielt auch eine Rolle, aber im letzten Absatz ist es dann ein „Sie will sich erinnern“, sie will ein altes Gefühl duplizieren.
Der Mittelteil mit dem Auto, das sie ja selbst fährt, da spiegeln sich für mich so die Vorteile wieder, dass sie kein Kind mehr ist. Sie ist jetzt erwachsen, sie kann Auto fahren, sie kann 5mal irgendwelche Sachen entriegeln und ihr gehört das Auto für den Moment, das ist jetzt ihrs. Sie braucht keinen Vater mehr, der für sie fährt. Und sie kann auch in die eigene Vergangenheit zurückfahren, niemand hindert sie daran – sie weiß natürlich auch, dass es anders sein wird, aber sie holt sich die Bestätigung dann ab, weil sie es einfach kann.
Also sie hat etwas verloren, versucht das Gefühl wieder zu duplizieren, erkennt aber auch das Neue an, was sie dazu gewonnen hat.

Starke Geschichte
Quinn

 

Hallo Gisanne!

Ich las von einem 'Ich', das sonnenbadet bis zum Sonnenbrand - und dann zum früher bewohnten, alten Haus fährt, in dem der Dachstock abgebrannt ist. Kurz dachte ich, ob der Bruder dabei umgekommen ist ...
Aber das ist Spekulation ...
Ja die Assoziation stimmt schon, das habe ich mir gedacht beim Schreiben, aber ich habs mal wieder zu vage gelassen, wie ich jetzt erkennen muss. Es kommen dann die verschiedensten Interpretationen dabei raus, was irgendwie gut ist aber irgendwie auch nicht, weil man will sich ja als Leser auch nicht verarscht fühlen und - ach was laber ich eigentlich. Ich weiß selbst nicht, ob ich mit der Geschichte so zufrieden bin oder nicht, wahrscheinlich muss ich mich schon nochmal dransetzen. :)
Vielleicht ist diese Rückmeldung hilfreich für Dich
Nö aber das ist wohl meine gerechte Strafe. :D Nein im Ernst, ich freu mich immer über Kommentare und deiner hat mich schon nachdenklich gemacht, also hilft er mir natürlich.
Vielen Dank dafür.

Hallo Quinn!

Ich würde das „Ups“ noch raus streichen, und alles im Stummen lassen, der Körper, das Bewusstsein und das um sie herum, die Sonne, die Häuser, der Spiegel – das reicht schon.
Hmmm. Mal gucken. :) Ich mochte die Stelle eigentlich ganz gern, so als Zeichen, dass sie nicht allein ist auf der Welt.

Deine Interpretation ging in eine Richtung, an die ich beim Schreiben so gar nicht gedacht hab, aber ich hab das mal ein bisschen sacken lassen und bin erstaunt, dass man es so auch lesen kann. In jedem Fall gibt mir das zu verstehen, dass ich an der Geschichte noch arbeiten sollte. :D Das ist echt schlimm. Ich schreib die Sachen auf die ich denke und in meinem Kopf ergibt es Sinn und es ergibt auch noch Sinn wenn ich es noch 20 Mal lese, und trotzdem kommt sowas dabei raus. Nuja.
Das mit dem Selbstgeißeln stimmt, ich bin froh, dass das rüberkommt. Es ist halt für sie schon wie eine Sucht, sich selbst zu verbrennen, aber Sucht, okay, das kann man an diesem einen Ausschnitt nicht erkennen.
Die Gedanken, die du dir über das Auto gemacht hast sind mir schon fast peinlich, weil ich selbst mir nichtmal so viel Kopf darüber gemacht habe. Dieses auf- und zuschließen sollte eigentlich mehr ein Zögern verdeutlichen.

Vielen Dank für deine wirklich schöne Interpretation. Und es freut mich natürlich, dass dir die Geschichte so gut gefallen hat, hoffentlich ändert sich das jetzt nicht. ;)

Liebe Grüße an euch beide,
strudel

 

Hallo zusammen!

@ Apfelstrudel

Deine Geschichte gefällt auch mir sehr gut.

Man stellt sich von Anfang an die Frage, weshalb die Protagonistin handelt, wie sie es tut. Das umständliche Klettern auf das Dach und das eigene Ausliefern an die Hitze, hat etwas von Selbstgeißelung. Sie scheint den Aufstieg und das Liegen in der Sonne in gewisser Weise zu zelebrieren. In diesem Moment ist ihr das Bewusstsein für sich selbst nicht wichtig, denn sie holt sich offensichtlich verschiedene Blessuren und einen umfassenden Sonnenbrand.
Diese Form der "Selbstgeißelung" ist aber nicht zwingend zerstörerisch, wie es scheint. Es ist ihr also nicht egal, ob sie sich verletzt...vielmehr scheint dieses Sonnenbad eine Art notwendiges Klimax einer vorangegangen Entwicklung zu sein.

In der Wohnung konfrontiert sie sich durch den Spiegel mit sich selbst und erfährt die Gewissheit, daß das, was sie tat und was sie fühlt "richtig" ist. Das scheint dann auch der ausschlaggebende Punkt zu sein, weshalb sie sich beinahe schon überstürzt auf den Weg macht. Sie scheint dabei eine Grenze zu überschreiten, was durch den "Diebstahl" der Autoschlüssel ihres Vaters deutlich wird. Eine Grenze, die sie sich vorher wahrscheinlich nicht getraut hat zu überschreiten.

Dafür steht auch die Autofahrt selbst. Sie ist euphorisch und aufgedreht, aber auf eine Art, die schwer zu beschreiben ist. Als wäre etwas von ihr abgefallen oder als würde sie einen neuen Lebensabschnitt für sich beginnen bzw. mit dem alten Lebensabschnitt abschließen. Das deckt sich wiederum mit der Scheu, die sie an den Tag legt, als sie am Ziel ihrer Fahrt angelangt ist. Sie schließt mehrmals die Autotür und fixiert den Boden bzw. den Wagen mit dem Blick, bis sie an dem gefundenen Mut erneut anknüpfen kann.

Die Konfrontation mit der Vergangenheit, so wird es zumindest für mich sehr deutlich, erfährt hier ihre erste Auflage. Eine Vergangenheit, aus der sie herausgerissen wurde und bei der ihr der Bruder entrissen wurde. Eine andere Möglichkeit gibt es für mich bei dem vorherigen Verhalten der Protagonistin nicht.
Der Bruder, durch den sie sich selbst auch identifiziert hat ("...ein Herz und eine Seele gewesen sind."), ist in den Flammen geblieben und somit ist auch ein Teil von ihr verbrannt.
An dem Tag, den Du uns hier beschreibst, hat sich Deine Protagonistin erneut einer Art Brand ausgesetzt, um wieder zu sich selbst zu finden und mit ihrer Vergangenheit abzuschließen. Dafür steht dann auch der letzte Satz, der zu Beginn der Geschichte bereits fiel. Eine Konstante auf ihrem Weg zu sich selbst, die ihr die Gewissheit gibt, das "Richtige" zu tun.

So viel zu meiner Interpretation.:-)

Zwei Kleinigkeiten noch:

1. Warum hat sie auf dem Dach einen Adrenalinschub?

2.

An dem rechten Haus sind noch Rußspuren zu sehen, da, wo die Flammen die Nachbarfassade geleckt haben.

Hier fänd ich schöner "...wo die Flammen an der Nachbarfassade geleckt haben" bzw. "leckten".

Generell fand ich die Sprache sehr gelungen und auch der Atmosphärenaufbau ist geglückt. Allerdings hättest Du Dir etwas mehr Zeit nehmen können an manchen Stellen (auf dem Dach bspw. oder vor dem alten Wohnhaus). Damit meine ich nicht unbedingt, daß Du viel mehr hättest schreiben sollen. Aber ein paar Übergänge sind bisweilen etwas zu holprig geraten und bringen den Leser zum Stolpern.
Auffälligstes Beispiel hierfür ist die Autofahrt. Gerade noch erschreckt sie sich, weil sie angehupt wird und daraufhin merkt, daß sie versäumt hat, anzufahren als die Ampel grün wurde. Dann aber ist sie plötzlich schon an ihrem Zielort. Da bekommt die ruhige Atmosphäre, die diese Geschichte unbedingt halten muß, einen kleinen Knacks.

Das sind aber nur Kleinigkeiten! Deine Geschichte hat mir, wie gesagt, sehr gut gefallen und konnte durch ihr ruhiges Auftreten überzeugen. Weiter so!:-)

Auf bald!

Theryn

 
Zuletzt bearbeitet:

Wow Theryn,

ich bin total weg von deiner Interpretation. :) Ich habe dem nichts mehr beizufügen. Es erleichtert mich jetzt schon, da mir dein Kommentar gezeigt hat, dass man die Geschichte durchaus so verstehen kann, wie es von mir beabsichtigt war. Danke!

Zu deinen Anmerkungen:

1. Warum hat sie auf dem Dach einen Adrenalinschub?
Okay, da bin ich vielleicht zu sehr von mir ausgegangen, aber ich denke mir, dass es schon nicht ohne ist, auf so ein Dach zu klettern. Hm. Aber wenn es irritiert nehme ich es raus, der Text braucht es eigentlich nicht. edit: Oder ich mach einfach Endorphine draus. :D edit2: Oder ach, ich lass den ganzen biologischen Quatsch raus, am Ende kommt noch ein Experte und dann wirds peinlich. So.
Hier fänd ich schöner "...wo die Flammen an der Nachbarfassade geleckt haben" bzw. "leckten".
Jup, ist übernommen.

An den Übergängen werde ich noch feilen, da hast du recht. Mal sehen wie ich das mache.

Vielen Dank für die Mühe, die du dir gemacht hast und natürlich auch das Lob. :)

Liebe Grüße,
apfelstrudel

 

Hallo Apfelstrudel,

ich will mir, nachdem die Geschichte nun schon mehrfach interpretiert wurde, keine fremden Federn an den Buerzel stecken, aber ueber die Verstaendlichkeit Deiner Geschichte solltest Du Dir echt keine Sorgen machen. Sonnenbrand, Hausbrand und dann wieder brennende Sonne. Da muesste man schon sehr lange in die Sonne geglotzt haben, um diesen Zaunpfahl zu uebersehen, zumal abgesehen davon ja nicht sooo viel erzaehlt wird.

Mir sind noch ein paar Kleinigkeiten augefallen:

Die Hitze staut sich auf den Dächern der Innenstadt.
Vielleicht ist mir da unterwegs irgendwas abhanden gekommen. Aber so weit ich weiss, steigt Hitze nach oben, koennte sich also hoesten unter etwas als auf etwas stauen. Ich weiss was Du meinst, aber der Satz widerspricht meinem physikalischen Weltbild.

Mein Kopf fühlt sich an wie ein Wasserkanister, der zu schnell angehoben wurde und einen Moment lang wird mir schwarz vor Augen.
Auch hier verstehe ich, was Du beschreibst, kann mir vorstellen, wie es im Kopf schwappt. Was fuer mich nicht hinhaut ist kompliziert zu beschreiben: Du setzt ja hier eingentlich Kopf mit Wasserkanister gleich. Weil ein Wasserkanister aber nicht fuehlt, wie es in ihm schwappt, vergleichst Du das Wasserkanisterkopfgefuehl, mit dem Gefuehl, einen Wasserkanister hochzuheben. Es ist aber ein Unterschied zu fuehlen, dass es in einem Behaelter schwappt, den man anhebt, oder zu fuehlen, wie es in einem selbst schwappt. Winziges Problem, lange und moeglicherweise unverstaendliche Eroerterung.

Ich greife mir in die Haare, die von der prallen Sonne heiß sind wie Herdplatten.
Aehnlich subtile Verwirrung. Hat ja offenbar ausser mir auch niemanden befallen. Dadurch, dass Du hier entsprechend dem Plural der Haare auch das Vergleichsobjekt in Plural setzt, wurde mir ploetzlich alles absurd bildlich: Da stelle ich mir jedes Haar als Herdplatte vor - sehr verstoerendes Bild. Wenn du schreiben wuerdest: " Ich greife mir in die Haare, die von der prallen Sonne heiss sind, wie eine Herdplatte" faend ichs nicht so krass. Oder: "Ich greife mir ins Haar, das heiss ist wie eine Herdplatte." Ginge auch.

Im Uebrigen koenntest Du viell. noch klarer machen, dass sie ganz schoen lange auf dem Dach liegt. Dass wird sonst erst durch den Sonnenbrand klar.

An dem rechten Haus sind noch Rußspuren zu sehen, da, wo die Flammen an der Nachbarfassade geleckt haben. Der Eigentümer hat es wahrscheinlich noch nicht streichen lassen.
Aeh, ja. Ich weiss, dass man keine voreiligen Schluesse ziehen soll, aber wenn die Russspuren noch da sind, kann man schon einfach mal behaupten, dass nicht gestrichen wurde, und sich das spekulative "wahrscheinlich" sparen. ;)

So viel zu meiner hoest pingeligen Detailkritik.

lg
feirefiz

 

Hallo feirefiz!

Vielen Dank für deine höchst pingelige Detailkritik! :D Das mein ich höchst ernst.

Also ran an den Speck:

Die Hitze staut sich auf den Dächern der Innenstadt.
Vielleicht ist mir da unterwegs irgendwas abhanden gekommen. Aber so weit ich weiss, steigt Hitze nach oben, koennte sich also hoesten unter etwas als auf etwas stauen. Ich weiss was Du meinst, aber der Satz widerspricht meinem physikalischen Weltbild.
Arghs. Du hast recht. Und dann ist das auch noch der erste Satz, so ein Scheiß. Ich könnte jetzt anfangen mich großartig rauszureden von wegen Physik abgewählt und so, aber ich lass es und verspreche, mir da was anderes auszudenken. Echt. ;)
Mein Kopf fühlt sich an wie ein Wasserkanister, der zu schnell angehoben wurde und einen Moment lang wird mir schwarz vor Augen.
Auch hier verstehe ich, was Du beschreibst, kann mir vorstellen, wie es im Kopf schwappt. Was fuer mich nicht hinhaut ist kompliziert zu beschreiben: Du setzt ja hier eingentlich Kopf mit Wasserkanister gleich. Weil ein Wasserkanister aber nicht fuehlt, wie es in ihm schwappt, vergleichst Du das Wasserkanisterkopfgefuehl, mit dem Gefuehl, einen Wasserkanister hochzuheben. Es ist aber ein Unterschied zu fuehlen, dass es in einem Behaelter schwappt, den man anhebt, oder zu fuehlen, wie es in einem selbst schwappt. Winziges Problem, lange und moeglicherweise unverstaendliche Eroerterung.
Ja ich verstehe das Argument. Wenn ich mir jetzt aber über jede Metapher stundenlang Gedanken mache, ob das auch praktisch so umzusetzen wäre und den Satz dann dementsprechend forme, damit mir hinterher keiner sagen kann: Hier! Das geht von der Logik gar nicht! dann wär der Text sprachlich wohl ziemlicher Murks.
Ich greife mir in die Haare, die von der prallen Sonne heiß sind wie Herdplatten.
Aehnlich subtile Verwirrung. Hat ja offenbar ausser mir auch niemanden befallen. Dadurch, dass Du hier entsprechend dem Plural der Haare auch das Vergleichsobjekt in Plural setzt, wurde mir ploetzlich alles absurd bildlich: Da stelle ich mir jedes Haar als Herdplatte vor - sehr verstoerendes Bild. Wenn du schreiben wuerdest: " Ich greife mir in die Haare, die von der prallen Sonne heiss sind, wie eine Herdplatte" faend ichs nicht so krass. Oder: "Ich greife mir ins Haar, das heiss ist wie eine Herdplatte." Ginge auch.
Ähnliche Geschichte. Herdplatten klingt für mich in dem Zusammenhang harmonischer als eine einzelne Herdplatte. Wenn ich das jetzt der Logik anpassen würde, dann müsste ich ja auch sagen: Hugo hat die Hose an anstatt Hugo hat die Hosen an (im Sinne von das Sagen haben, also du weißt ;)).

Was die Fassade betrifft, jup, wird geändert. Nochmal danke für deine Kritik, freut mich, dass es dir gefallen hat.

Liebe Grüße,
strudel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Apfelstrudel,

das Wesentliche an dieser Geschichte ist, dass deine Hauptfigur ständig etwas macht, ohne dass etwas Besonderes passiert, was den Leser in die Erwartungshaltung "zwingt" (jedenfalls mir ging das so), dem Banalen verstärkte Aufmerksamkeit zu widmen - davon ausgehend, dass sich der tiefere Sinn erst in einer finalen Aufklärung erschließt.

Die finale Aufklärung beschränkt sich auf Hinweise, aber dennoch schliesst sich tatsächlich der Kreis.

Du bevorzugst die stillen Momente für deine Prots, bettest sie meistens in ruhige Augenblicke und erzeugst in der Regel eine intensive und nachdenkliche Grundstimmung.

Und die vermeintliche Banalität gewinnt ihre Bedeutung erst durch den Schluss, das ist natürlich der gewisse Kniff.

Insofern lief da nichts verkehrt, aber andere Geschichten von dir haben mich mehr gepackt.

Dennoch gern gelesen.

Grüße von Rick

 

Hallo Rick!

Du bevorzugst die stillen Momente für deine Prots, bettest sie meistens in ruhige Augenblicke und erzeugst in der Regel eine intensive und nachdenkliche Grundstimmung.
Ja, das ist mir neulich auch aufgefallen. ;) Ich muss echt mal was anderes schreiben.

Ich habe nicht mit Begeisterungsstürmen gerechnet bei dieser Geschichte, also bin ich schon mehr als zufrieden, wenn sie gefällt. Wenn ich den Anspruch an mich hätte, dass jede Geschichte, die ich schreibe, besser sein muss als die vorige, puh, dann könnte ich gar nix mehr schreiben. :) Deshalb, freut mich, dass es dir doch gefallen hat, vielen Dank auch dir für deine Rückmeldung!

Liebe Grüße,
apfelstrudel

 

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