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Frau Pohl liest

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24.01.2009
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Frau Pohl liest

Gleich wird die Pohl es wieder tun. Nina vergrub ihre Hände in den Jeanstaschen und schupste einzelne Kieselsteine den Weg entlang.
Frau Pohl saß still auf einer Bank vor dem Rosenbeet. Wobei Rosenbeet vielleicht etwas übertrieben war, sechs Rosenstöcke kämpften tapfer in einem Ring von Feldsteinen gegen Blattläuse und Schatten.
„Zeit fürs Abendessen, Frau Pohl.“
Frau Pohl schaute zu ihr auf. Dann verzog sie das Gesicht zu einer Grimasse und stieß dieses: „Zzzzhh!“ aus.
Sie tat es jedes Mal, wenn Nina sich ihr näherte. Seit dem ersten Tag ihres Ferienjobs hier im Altenheim.
Nina unterdrückte den Impuls, es ihr gleichzutun, drehte sich um und ging. Frau Pohl stapfte ihr nach; mit kleinen, festen Schritten schob sie sich den Weg hinauf. Ihre Nasenflügel bebten, wenn sie die Luft ausstieß. Sonst regte sich nichts in ihrem Gesicht, als wäre es eingefroren.

Vor dem Eingang blieb Nina stehen. Ihr linker Fuß zeichnete Kreise in den Kies, ein Mückenstich an ihrem Unterarm juckte. Was habe ich ihr eigentlich getan?
Als Frau Pohl an ihr vorbei ins Haus wollte, schleuderte Nina die Frage hinaus: „Was haben Sie eigentlich gegen mich?“
Frau Pohl hielt inne. Gleich zischt sie wieder ... na los, mach schon. Aber sie stand nur da, einen Schritt vor Nina.
„Du hast mein Buch geklaut!“
„Was?“ Nina schluckte.
„Mein Buch, du hast das Buch von Martha und Wenzel geklaut.“
Nina war verwirrt. Die Stimme. Sie hatte noch nie Frau Pohls Stimme gehört. So tief. Dazu diese absurde Anschuldigung.
Frau Pohl schob sich weiter vorwärts den Flur hinunter.
„Das hab ich nicht!“, rief Nina ihr nach. Mehr brachte sie nicht hervor. Nur diesen lächerlichen Kleinmädchensatz: Aber ich war das nicht.

Pflegerin Almuth saß neben Herrn Hörig und schmierte ihm Leberwurst aufs Brot. Nina setzte sich zu ihr. „Frau Pohl hat gerade behauptet, ich hätte ihr ein Buch geklaut.“
Almuth schmunzelte: „Das von Martha und Wenzel?“
„Ja, woher weißt du?“
„Als sie vor drei Monaten zu uns kam, hat sie uns alle beschuldigt, es ihr weggenommen zu haben. Mach dir nichts draus.“
„Wieso? Wieso tut sie das?“
„Ich weiß es nicht. Sie tut es eben.“ Almuth zuckte mit den Schultern, schob Herrn Hörig den Teller zu und stand auf.
Nina kratzte mit dem Fingernagel am Etikett auf der Wasserflasche. Sie beobachtete Frau Pohl, deren Mund sich mechanisch öffnete und schloss, den Blick zum Fenster hinaus gerichtet.

Das Buch von Martha und Wenzel ging Nina nicht aus dem Kopf. Zu Hause suchte sie im Netz danach. Es gab einige Buchtitel, in denen eine Martha als Protagonistin agierte, weniger Wenzels und keinen, in dem beide Namen auftauchten.
Am nächsten Morgen in der Stadtbibliothek fand sie nur zwei Bücher ihrer Liste. Zwei von den Marthas. Einen schwedischen Krimi und einen Nachkriegsroman. Obwohl die Chance mehr als gering war, dass es sich bei einem der Titel um Frau Pohls Buch handeln könnte, lieh sie beide aus.

Frau Pohl saß in ihrer reglosen Art auf der Bank vor den Rosen. Als Nina sich zu ihr setzte, drehte sie den Kopf und stieß ihr: “Zzzhh!“ aus.
Selber Zzzzh! Kurz überlegte Nina, ob sie es mit den Büchern wirklich probieren sollte. Ihre Augen flitzten zwischen Frau Pohl und der Tasche hin und her. Was soll schon passieren? Schließlich packte sie Roman und Krimi aus und hielt sie Frau Pohl hin.
„Ist es eines von den beiden?“
Frau Pohls Blick streifte die Bücher. Nina schaute voller Erwartung in ihr Gesicht. Es regte sich nicht. Als Nina die Bücher wieder einstecken wollte, griff Frau Pohl nach dem Krimi.
„Dieses Buch? Ist es dieses Buch?“
Frau Pohl legte das Buch auf den Schoß und strich mit ihrer rechten Hand über den Einband. Zärtlich glitten ihre Finger über das Papier, schließlich schlug sie es auf und begann darin zu lesen.
Nina saß neben ihr, wartete noch immer auf eine Regung, eine Bemerkung, auf irgendetwas, vielleicht auf ein Zischen. Nichts. Nur die leichte Bewegung des Kopfes, der den Zeilen folgte.
Als Nina das andere Buch in die Tasche stecken und gehen wollte, griff Frau Pohls Hand nach ihrem Arm. Sie nahm Nina den Roman aus den Händen, legte ihn auf den Krimi und betrachte das Bild auf dem Deckel. Wieder strichen ihre Finger endlos darüber, dann schlug sie ihn auf und führte ihren Zeigefinger die Zeilen entlang.
Beide Bücher? Das kann doch nicht sein. Nina hatte keine Zeit, weiter darüber nachzudenken, ihr Dienst hatte angefangen.

Nina ging zu Almuth, die das Fleisch für Herrn Hörig in Stücke schnitt.
„Ich habe Frau Pohl heute zwei Bücher mitgebracht. In beiden gibt es eine Martha, aber keinen Wenzel. Trotzdem hat sie beide genommen und darin gelesen. Verstehst du das?“
„Frau Pohl hat darin gelesen?“, fragte Almuth leicht amüsiert.
„Ja.“
„Frau Pohl kann nicht lesen, Nina.“
„Frau Pohl kann nicht … aber ich habe doch gesehen wie sie … sie kann nicht … Warum? … Woher willst du das wissen?“ Nina schaute zu Frau Pohl. Sie hatte den Teller von sich geschoben und den Krimi aufgeschlagen. Von Zeit zu Zeit blätterte sie eine Seite um.
„Wirklich nicht. Nach dem Tod ihres Mannes hat ein Nachbar ihr bei den Briefen und Behörden geholfen. Er war es auch, der sie zwei Mal dehydriert ins Krankenhaus brachte. Danach kam sie zu uns. So steht es in ihrer Akte ... Aber warum? Sie redet ja nicht.“ Auch Almuth schaute nun zu Frau Pohl. Sie seufzte. „Es ist eben nicht immer einfach.“

Am Nachmittag setzte sich Nina zu Frau Pohl auf die Bank. Keine Grimasse, kein Zischen, nichtmal ein Blick traf Nina.
„Soll ich Ihnen daraus vorlesen?“, fragte sie leise.
Zaghaft griff sie nach dem Buch. Frau Pohl riss es zur Seite, fort von Nina.
„Entschuldigung, ich wollte nicht … Ich wollte es Ihnen nicht wegnehmen.“
Sie blieb noch eine Weile neben Frau Pohl sitzen. Manchmal schaute Frau Pohl stur geradeaus, dann wieder las sie in dem Buch und ab und an blätterte sie eine Seite um.

Nina und Almuth standen vor dem Haus, je eine Tasse Kaffee in den Händen haltend, und alberten rum. Wolken hatten sich vor die Sonne geschoben. Nina fröstelte, als sie die alte Frau in ihrer dünnen Bluse auf der Bank sitzen sah.
Im Zimmer von Frau Pohl suchte sie nach der blauen Strickjacke. Als sie zur Bank kam, schlief Frau Pohl. Der Roman war auf den Boden gefallen, Ameisen tapperten darauf umher. Nina hob das Buch auf und legte Frau Pohl die Jacke über die Schultern, darauf bedacht, sie nicht zu wecken. Sie setzte sich zu ihr und begann den Krimi zu lesen. Als Frau Pohl aufwachte, reichte sie ihr das Buch.

An schönen Tagen gesellte sich Nina vor oder nach ihrem Dienst zu Frau Pohl auf die Bank. Manchmal hatte sie ein Buch dabei, manchmal redete sie einfach drauflos. Aber meistens saß Nina auf der Bank, betrachtete das reglose Gesicht und überlegte sich, wie das Leben von Frau Pohl ausgesehen haben könnte. Sie gab ihr verschiedene Berufe, richtete ihre Wohnung mehrfach ein, arrangierte ihre Hochzeit und trauerte mit ihr, als ihr Mann verstarb. Frau Pohl war für Nina eine großartige Köchin, tanzte leidenschaftlich gern, schimpfte mit den Kindern, die im Hof Fußbälle zwischen die aufgehängte Wäsche schossen, brach sich einen Arm im Schwimmbad, weinte bei kitschigen Liebesfilmen und bekam nie die Tochter, die sie sich so sehr gewünscht hatte.

Es war Ninas letzter Arbeitstag. Nachdem sie das Geschirr vom Abendessen verräumt und die Tische abgewischt hatte, stand sie mit Almuth vor der Tür. Almuth rauchte und Nina knackte Sonnenblumenkerne zwischen den Zähnen.
„Dass du die Sauerei noch wegmachst, bevor du abhaust!“ Almuth deutete mit einer Kopfbewegung auf Ninas ausgespuckte Hülsen. Lange hielt die vorwurfsvolle Mimik dem Grinsen dahinter nicht stand, dann prustete sie los: „Wenn du dein Gesicht jetzt sehen könntest, Nina.“
Nina antwortete ihr mit Frau Pohls: „Zzzhh.“
„Du solltest dich von ihr verabschieden, ihr sagen, dass du nicht wiederkommen wirst.“
Die beiden Frauen schauten zur Bank hinunter, auf der Frau Pohl saß. So still, als hätte ein Holzkünstler sie dorthin geschnitzt.
„Ja“, murmelte Nina und schob mit ihren Turnschuhen die schwarzen Schlusen auseinander.
Almuth drückte ihre Zigarette aus. Erst ihre, dann die von Herrn Hörig, der neben ihnen saß. Sie reichte ihm den Arm und ging mit ihm hinein.

„Frau Pohl“, flüsterte Nina, „sehen Sie die kleine Meise auf dem Feldstein.“
Ein Jungvogel bettelte mit zitternden Flügeln um Futter.
„Wussten Sie“, fuhr Nina fort, „dass die Weibchen es im Frühjahr mit den Männchen ebenso halten? Gehört zum Balzritual der Blaumeisen.“
Nina griff in ihre Hosentasche, holte einige Sonnenblumenkerne heraus und warf sie zu den Rosen. Die beiden Meisen flüchteten in den nächsten Baum, Frau Pohl schaute ihnen nach.
„Ich wollte mich von Ihnen verabschieden. Das war mein letzter Tag heute.“ Sanft kamen die Worte über Ninas Lippen. Als wären sie aus Glas und könnten zu Boden fallen und dort zerbrechen.
Frau Pohl schloss das Buch, das sie in den Händen hielt, strich über den Einband, legte es auf den Roman und hielt schließlich Nina beide Bücher entgegen. Ihre Hände zitterten, Sonnenstrahlen spielten auf dem schlichten Ring an ihrem Finger.
„Behalten Sie sie, Frau Pohl“, Nina hielt inne, dann fügte sie hinzu: „Martha.“
Etwas passierte mit Frau Pohls Eisgesicht: Es taute.
Wie schön sie ist. Nina blieb noch eine Weile sitzen, bevor sie aufstand und eine Hand zaghaft auf Frau Pohls Schulter legte: „Ich werde in der Bibliothek sagen, dass ich sie verloren habe … Machen Sie es gut. Auf Wiedersehen.“
Nina holte aus ihrer Tasche die restlichen Kerne und warf sie zu den Rosenstöcken. „Vielleicht wachsen hier ja nächstes Jahr Sonnenblumen.“

 
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Moi Fliege,

eine schöne Geschichte, ich finde, daß alte Menschen oft oberflächlich gesehen und verstanden werden, und selten nach ihren Beweggründen gesucht wird. (Das gleiche kann man auch über die Darstellungen von Jugendlichen sagen, aber da können wir wenigstens eigene Erfahrungen als Vergleich heranziehen.)

Mir hat es gefallen, daß die alte Dame nicht plötzlich furchtbar sentimental wird, und das Mädchen drückt und herzt, sondern daß ein kurzes Entspannen der Geschichtszüge reicht. Es war auch nachvollziehbar gemacht, warum das Mädchen sich für das Geheimnis interessiert, schön beschrieben diese langsame (ja teils einseitige) Annäherung.

Ein paar Sachen habe ich:

Das Gesicht schien eingefroren, als wäre es eine Plastik.
Ich finde, zwei Umschreibungen sind zu viel. Zumal schief, da eine Plastik vom Herstellungsprozeß gar nichts mit eingefroren zu tun hat. Würde den Satzteil nach dem Komma einfach kicken. Außerdem kommt der Vergleich mit der Holzstatue unten noch, da wird mir schon was aufgedrängt, was ich lieber - eventuell - selbst denken möchte. Ehrlich gesagt, mir gefällt auch das Bild mit dem geschnitzten Holz am Ende nicht. Ich habe sie mir schon reglos vorgestellt, aber nicht wie Holz. Hier stört mich Dein Vergleich; und nimmt dem Text die Kraft.
Nina hatte keine Zeit weiter darüber nachzudenken, sie stand auf und rannte zum Haus hinüber, ihr Dienst hatte vor fünf Minuten angefangen.
Das finde ich eine komische Zeitlogik. so klingt es, als ob sie keine Zeit hätte, weil sie aufsteht ( = hier noch freiwillig erscheinend), nicht weil ihr Dienst anfing (= unfreiwillig). Wie wäre es mit sowas wie: Nina hatte keine Zeit weiter darüber nachzudenken - ihr Dienst hätte vor fünf Minuten angefangen. Schnell stand sie auf und rannte zum Haus hinüber. (Hinüber oder nicht eher herüber?)
Wie Silberfäden glänzten die weißen, dünnen Haare von Frau Pohl auf der weinroten Stola, die über ihren Schultern lag. Ganz still saß sie auf der Parkbank vor dem Rosenbeet, als hätte ein Holzkünstler sie dorthin geschnitzt.
Ninas Turnschuhe knirschten auf dem Kiesweg. Die Jeans hing auf ihren Beckenknochen und der Pony in den Augen.
Mit Deinem Einstieg hatte ich ziemliche Probleme, und - hätte das so nicht aufgehört - hätte ich nicht weitergelesen. Ich weiß, daß es oft als Kunstgriff genommen wird, eine neu eingeführte Figur über kleine Macken, optische Details oder auch ihre persönliche / Familiengeschichte an den Leser zu bringen. Mich macht das furchtbar aggressiv. Ich kenne die Figur nicht, und plötzlich werden mir Details aufgedrängt, die ich nicht einordnen kann, da ich sie noch nicht habe handeln sehen. Das interessiert mich zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht. Die Geschichte hat ja noch nichtmal angefangen.
Das ist so, als ob mir jemand ein brüllendes Baby mit einer vollgeschissenen Windel auf den Schoß setzt und sagt, so jetzt guck, was du damit machst. Wenn ich das Kind nicht gut kenne, und es vllt schon niedlich habe lachen sehen, oder wenn ich noch nie ein Kind auf dem Schoß hatte, kann ich damit nichts anfangen. Kenne ich das Kind, würde ich vllt ohne Aufforderung drauf kommen, die Windeln zu wechseln. Hm, sori, ein sehr unliterarischer Vergleich, aber mir geht es mit diesen Charakterisierungen halt wie mit so einem plärrenden, stinkenden Kleinkind. Dabei sind Deine Sätze durchaus schön formuliert.
Ich weiß aber, daß sowas bei anderen gut zieht, keine Ahnung.

Und anders verhält sich das dann mit dem Kratzen am Mückenstich: da kenne ich das Mädel schon, und da finde ich es ein ganz wunderbar, zwanglos eingeschobenes Detail, das sie mir sympatisch macht. Und mich auch in die story zieht.

„Du hast mein Buch geklaut!“
„Was?“ Ninas schluckte.
„Mein Buch, du hast das Buch von Martha und Wenzel geklaut.“
Nina war völlig verwirrt. Die Stimme. Sie hatte noch nie Frau Pohls Stimme gehört. So tief. Dazu diese absurde Anschuldigung.
Schöne, leise Szene. Man erschreckt sich fast mit. Auch nicht überdramatisiert.
Das ging ja viel leichter als ich gedacht habe. Verwirrt blickte Nina in das Steingesicht. „Behalten Sie sie, Martha. Ich werde in der Bibliothek sagen, dass ich sie verloren habe.“
Etwas passierte mit Frau Pohls Eisgesicht. Es taute.
Gefällt mir grundsätzlich auch, von der langsamen Entwicklung. Du hast aber oben die Sache mit dem Gesicht bestimmt schon zwei- oder dreimal, und ganz am Ende nochmal. Dazu hier gleich doppelt in einem Satz, und sori, Du hast da zwar was gedreht, das ist für mich aber immer noch eine reine Wortwiederholung. Die Aussage braucht die Doppelung jedenfalls nicht. (Das wären so darlings zum killen, finde ich)

Der Titel finde ich, trifft den Ton der Geschichte sehr schlecht. Der paßte besser zu einem Humortext, ich habe da außerdem ganz absurde ähnliche Dinge im Kopf, über verquaste Texte von Thomas Bernhard zu Disney (Bambi darf nach Hause, so ungefähr) oder irgendwas altmodisches Herr Pohl macht eine Reise. Hm.

Ingesamt aber eine schöne Idee, und auch eine angenehme Atmosphäre. Und auch ein gut ausgeführter Spannungsbogen. Selbst wenn sich das hier nach viel Genöle anhören mag: Dies betrifft ja nur einzelne Punkte.

Herzlichst,
Katla

P.S.
Hab grad Giraffes Komm gelesen - soll Frau Pohl etwa Demenz haben? Würde ich sehr schade finden, denn gerade das war hier so spannend und berührend für mich: daß eben Eigenarten des Umgangs mit Dingen und Menschen, und sicher 'Absonderlichkeiten', die im Alter entstehen können, nicht sofort in eine Schublade "psychische oder sonstwelche Krankheiten" gestopft werden. Hrumpf. Bin gespannt auf Deine Antworten. Für mich wäre sehr viel von Charme und Aussage in der story zerstört; Demenz hätte ich aus diesem Verhalten der Figur auch gar nicht erkannt. (Kann an mir liegen; und selbst wenn: Deine Geschichte, natürlich!)

 

Hallo Fliege

Schön die Leichtigkeit, mit der sich die Geschichte erzählt, und doch in seinem Gehalt wie real aus dem Leben gegriffen. Eigenwillig dünkte mich das dorthin Geschnitzte, doch am Ende die Gestalt visualisierend, sah ich Frau Plohn Skulpturengleich auf der Parkbank sitzen. Ich hatte meine Freude daran.

Gruss

Anakreon

 
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Liebe Fliege,

das ist eine schöne Geschichte zwischen Leben und Vergessen.

Die Zeichnung Deiner Figuren gefällt mir gut. Zum einen die junge Nina, ihre Unbekümmertheit im Umgang mit der alten Frau und der Wunsch, ihr zu helfen und nach dem verschwundenen Buch zu forschen.

Zum anderen Frau Pohl. An ihr gefällt mir, wie Du ihre von Demenz verhärteten Züge beschreibst, auch ihre Abwesenheit vom Hier und Jetzt und die unsinnigen Anschuldigungen passen zu dem Krankheitsbild.

Gut gefällt mir das Ende, wo sich Nina spontan entschließt, Frau Pohl die Bücher zu schenken, obwohl sie nur ausgeliehen sind. Etwas an den Büchern hat die alte Dame zu neuem Leben erweckt, vielleicht eine kleine Spur ihres alten Lebens hervorgezaubert. Das hast Du schön beschrieben.

Gerne gelesen und liebe Grüße an Dich
Giraffe :)

 

Salü Fliege,

schöne Gegensätze: Die alte Frau Pohl sitzt vom Leben ‚hingeschnitzt’ - die jugendliche Nina schlendert durch ihr Leben. Rührend, wie sich ihre anfängliche Abneigung gegen das Zischen dann in Zärtlichkeit wandelt. Das hast du gut hingebracht.
Würde die Geschichte gewinnen, wenn du den Hintergrund mehr ausleuchten würdest? Ich glaube nicht! Gerade diese feinen Andeutungen machen den Reiz aus. Wenzel bleibt im Hintergrund und erscheint dann zum Schluss in dem Ring. Und damit hast du Inhalt und Summe des Lebens von Martha schlüssig beschrieben. Schön auch die Beschreibung der erfahrenen Almuth, die einfach antwortet und nicht belehrt. Hat mir sehr gefallen.

Kritikpunkte:

Die 'Silberfäden' sind ein bisschen abgedroschen, da fällt dir sicher noch was ein!!! :)

und der Pony in den Augen
au, das tut aber in den Augen sehr weh, meinst du über den Augen

Das Gesicht schien eingefroren, als wäre es eine Plastik
Eine eingefrorene Plastik? Die Gesichtszüge können eingefroren oder wie eine Maske sein …

Nina pustete den Pony aus ihren Augen
ja ich weiss, wie sie das macht, mit vorgeschobener Unterlippe … Trotzdem, das Pony pustet sie aus der Stirn, meine ich

in den Park, wie sie es zu jeder Mahlzeit tat
oder besser bei jeder Mahlzeit? Zu jeder Mahlzeit kann man was dazunehmen (Wasser, etc.) aber nicht dazublicken …

Das wars schon.

Lieben Sonntagsgruss,
Gisanne

 

Moi Katla,

warte, ich hole mir schnell einen Kaffee, das wird ja länger hier :).

So ... nun. Vielen lieben Dank für Deinen Komm, für die positiven Worte und die Nörgellei - dafür koche ich dann den zweiten Kaffee.

Mir hat es gefallen, daß die alte Dame nicht plötzlich furchtbar sentimental wird, und das Mädchen drückt und herzt, sondern daß ein kurzes Entspannen der Geschichtszüge reicht.

Jaaa, ich war kurz davor :D Ne, war ich nicht. Aber ich lange nach einer Formulierung gesucht, die es trifft und trotzdem nicht "über" wirkt. Schön das es funktioniert.

Ich finde, zwei Umschreibungen sind zu viel. Zumal schief, da eine Plastik vom Herstellungsprozeß gar nichts mit eingefroren zu tun hat.

Die Plastik fliegt, sofort und ohne Geheule meinerseits.

Ehrlich gesagt, mir gefällt auch das Bild mit dem geschnitzten Holz am Ende nicht. Ich habe sie mir schon reglos vorgestellt, aber nicht wie Holz. Hier stört mich Dein Vergleich; und nimmt dem Text die Kraft.

Da kann ich Dir zwar folgen, aber da mag ich noch nicht mitgehen. Wenn es noch mehrere Leser bemängeln, dann schreib ich es der Autorenblindheit zu, so aber ... für mich ist Holz ein sehr schönes Material, für mich ist es weich und warm - und das wollte ich Frau Pohl antragen. Wenn es natürlich zu viel des Guten ist, dann ist Mist, das gebe ich gern zu. Aber ich hänge an meiner Skulptur ...

Und am Anfang. Ich verstehe was Du mir mit dem stinkenden Windel Vergleich sagen willst, und wenn ich den Leser etwas aufdrücke, zu dem er noch gar nicht bereit ist, ist auch doof, aber ich persönlich habe eigentlich nichts dagegen, wenn man mir erst eine Figur zeigt und sie dann handeln lässt. Darüber muss ich erst noch mal schlafen.

Du hast aber oben die Sache mit dem Gesicht bestimmt schon zwei- oder dreimal, und ganz am Ende nochmal. Dazu hier gleich doppelt in einem Satz, und sori, Du hast da zwar was gedreht, das ist für mich aber immer noch eine reine Wortwiederholung.

Und ich habe schon so viele Gesichter gestrichen. Zu wenige. Vielen Dank fürs Nachtreten.

Der Titel finde ich, trifft den Ton der Geschichte sehr schlecht. Der paßte besser zu einem Humortext, ich habe da außerdem ganz absurde ähnliche Dinge im Kopf, ...

Hm. So. Titel - ich mochte den - ich hatte auch nicht so komische Dinge im Kopf. Aber Titel waren jetzt noch nie so meine Stärke. Ich hänge nicht dran, das gebe ich zu, aber da muss ich auch drüber nachdenken. Vorschläge werden gern entgegengenommen.

Ingesamt aber eine schöne Idee, und auch eine angenehme Atmosphäre. Und auch ein gut ausgeführter Spannungsbogen.

Das freut mich echt. Das hat mich auch sehr befreit. Ich hatte so Angst, dass ich Kitsch schreibe. Und das mit dem Spannungsbogen - darauf trinke ich heute Abend. Ein Bier für den Spannungsbogen. Ist nämlich auch so ein Ding bei mir.

Hab grad Giraffes Komm gelesen - soll Frau Pohl etwa Demenz haben? Würde ich sehr schade finden, denn gerade das war hier so spannend und berührend für mich: daß eben Eigenarten des Umgangs mit Dingen und Menschen, und sicher 'Absonderlichkeiten', die im Alter entstehen können, nicht sofort in eine Schublade "psychische oder sonstwelche Krankheiten" gestopft werden ... Demenz hätte ich aus diesem Verhalten der Figur auch gar nicht erkannt.

Habe mich eben selber über die Demenz gewundert. Nein sollte sie nicht. Eher schwirrte mir im Kopf - ich habe mal eine Hausarbeit über Vorurteile und Stereotypen das Alter betreffend geschrieben - das junge Leute sehr viel an ihre Zukunft denken und das im Alter kippt, alte Menschen eben sehr viel Zeit in ihre Vergangenheit investieren. Das war so meine Hauptmotivation, die Frau Pohl zu ihrem Verhalten veranlasst.

Lieben Dank, es war mir eine Freude.


Hallo Anakreon,

Schön die Leichtigkeit, mit der sich die Geschichte erzählt, und doch in seinem Gehalt wie real aus dem Leben gegriffen.

Ich verneige und bedanke mich.

... doch am Ende die Gestalt visualisierend, sah ich Frau Plohn Skulpturengleich auf der Parkbank sitzen. Ich hatte meine Freude daran.

So, jetzt hat Katla es schwer. Ich mag das Bild nämlich auch.

Vielen Dank fürs Lesen und Deine Worte.


Liebe Giraffe,

Zum anderen Frau Pohl. An ihr gefällt mir, wie Du ihre von Demenz verhärteten Züge beschreibst, auch ihre Abwesenheit vom Hier und Jetzt und die unsinnigen Anschuldigungen passen zu dem Krankheitsbild.

Du sollst meinen Figuren nicht immer Demenz unterstellen :D ... ich habe keine Ahnung davon. Aber wenn die Symtome der Krankheit der Wesenszüge meiner Frau Pohl gleichen, werde ich wohl damit leben müssen, dass der ein oder andere sie als solches wahrnimmt. Ich hab davon echt keinen Plan.

Etwas an den Büchern hat die alte Dame zu neuem Leben erweckt, vielleicht eine kleine Spur ihres alten Lebens hervorgezaubert. Das hast Du schön beschrieben.

Wie ihr "altes Leben" nur ihr gehört, was man ihr nicht wegnehmen kann, so nun auch die Bücher. Freut mich, das es Dir gefallen hat.

Vielen Dank für Deine ach so positiven Worte.


Salü Gisanne,

ich muss das an dieser Stelle mal loswerden: lieben Dank für Deine treue Leserschaft.

schöne Gegensätze: Die alte Frau Pohl sitzt vom Leben ‚hingeschnitzt’ - die jugendliche Nina schlendert durch ihr Leben. Rührend, wie sich ihre anfängliche Abneigung gegen das Zischen dann in Zärtlichkeit wandelt. Das hast du gut hingebracht.

Freut mich zu lesen. Wenn das bei einigen Lesern so ankommt, dann bin ich es ganz zufrieden. Vor allen, wenn das nebenbei daherkommt und nicht so plakativ dasteht.

Würde die Geschichte gewinnen, wenn du den Hintergrund mehr ausleuchten würdest? Ich glaube nicht! Gerade diese feinen Andeutungen machen den Reiz aus. Wenzel bleibt im Hintergrund und erscheint dann zum Schluss in dem Ring. Und damit hast du Inhalt und Summe des Lebens von Martha schlüssig beschrieben. Schön auch die Beschreibung der erfahrenen Almuth, die einfach antwortet und nicht belehrt. Hat mir sehr gefallen.

*Smily mit so einem blubbernden Herzen*, mehr kann ich dazu gar nicht sagen. Danke!

Kritik wird sofort umgesetzt. Nur die Silberfäden ... da muss ich nachdenken. Sie können schon weg, aber ich muss mir was überlegen.

Liebe Grüße auch an Dich.

Ich habe gar nicht mit so viel Positivem gerechnet und bin gerade ganz gerührt über Eure Zeilen. Ich war mir doch sehr unsicher bei der Geschichte. So kann ich heute Abend jedenfalls gut schlafen.

So, nun an die Kritik ...
Danke Euch Fliege

 

Hi Fliege (und Katla),

Hilfe, ich hoffe, ich habe da nichts losgetreten, das nicht sein sollte :confused:.

Sorry, aber die Abwesenheit von Frau Pohl, der sture Blick in den Rosengarten, das versteinerte Gesicht, das alles passte für mich eben zu den Sympthomen einer Demenz. Da die Geschichte in einem Seniorenheim spielt und da eben viele Demenzkranke leben, lag das für mich sooooo nahe. Und zwar original wie ich es bei meiner Schwiegermami erlebt habe, deshalb brauchte ich gar nicht darüber nachzudenken, das war für mich irgendwie sofort sonnenklar.

Bitte, das war jetzt meine Lesart, aber das tut der Geschichte, der Stimmung und der schönen Personenzeichnung überhaupt keinen Abbruch, auch wenn Frau Pohl nicht als demenzkrank gedacht war.

Um Verzeihung bittend:
Giraffe.

 

salve Fliege,

zu das gestohlene Buch als Synonym für einen existenziellen Verlust im Leben (so zumindest deute ich es, wegen "Martha", der Wenzel ist möglicherweise ein realer Mann) zu wählen, lässt mich - Du und Katla mögen verzeichen - natürlich an eine ganze Menge Diagnosen und die dazugehörigen Medikamente denken. Die werde ich hier aber nicht aufzählen, auch wenn alte Leute meines Wissens nach nie grundlos wunderlich werden.

Was mich an der Geschichte viel mehr berührt, ist Ninas Wandlung. Am Anfang ist sie ganz bei sich und der Brüskierung, die sie durch die alte Frau erfährt. Gegen Ende hin geht sie immer mehr auf die Signale von Frau Pohl ein, fühlt sich nicht mehr von ihnen bedroht, sondern deutet sie ganz richtig als andere Art der Kommunikation - die damit erstmals in ihrem eigentlichen Sinn ermöglicht wird, als miteinander agieren und sich nicht gegenseitig konfrontieren.

Sprachlich gibt es aus der Warte meines höchstpersönlichen Geschmacks nur zu mosern, dass Du Dich extrem in konventionellen Strukturen aufhältst. Natürlich können überbordende Wortbordüren die Handlung zum Stillstand bringen, doch hin und wieder ein gepflegter Ausbruch aus der SPO-Struktur wäre ganz angenehm - vor allem gegen Ende hin empfinde ich sie als sehr dominant.

Auch ist mir der Bruch zwischen vorletztem und letztem Absatz zu hart. Nachdem Nina diese überraschende Reaktion bei Frau Pohl ausgelöst hat, würde ich erwarten, dass sie ihr Verhalten weiter beobachtet und sich Gedanken darüber macht - und dass sie sich selbst darüber, wie Du es zum Schluss deutlich machst, weiterentwickelt.
Genau das vermisse ich. Da gäbe es bestimmt ein paar erzählenswerte Momente.

Ein paar Kleinigkeiten:

Zu Hause am Rechner stellte Nina wieder einmal fest, dass Ferien langweilig sind.
Das "sind" muss mE ein "waren" sein.
Ihre Forenseiten ergaben wenig Neues.
Ein Substantiv, hinter dem eine Handlung steht (Untersuchng, Recherche ...) kann wenig Neues ergeben. Da "Forenseite" kein solches Substantiv ist, hinkt die Wendung.
„Almuth, könntest du sie vielleicht für mich bitten.“
Muss ein Fragezeichen hin.

Kleinkrämerlichst,
Pardus

 

Salve Pardus,

herzlichen Dank für Deine Worte. Hat mich gefreut, Dich mal wieder unter einer Geschichte zu treffen.

... lässt mich - Du und Katla mögen verzeichen - natürlich an eine ganze Menge Diagnosen und die dazugehörigen Medikamente denken.

Ach, denk Du ruhig daran ,)

... sondern deutet sie ganz richtig als andere Art der Kommunikation - die damit erstmals in ihrem eigentlichen Sinn ermöglicht wird, als miteinander agieren und sich nicht gegenseitig konfrontieren.

Freut mich zu hören. Von Dir ganz besonders. Jetzt da ich weiß ... also schön, wenn ich da nicht daneben gehauen habe.

Sprachlich gibt es aus der Warte meines höchstpersönlichen Geschmacks nur zu mosern, ... doch hin und wieder ein gepflegter Ausbruch aus der SPO-Struktur wäre ganz angenehm - vor allem gegen Ende hin empfinde ich sie als sehr dominant.

Das ist jetzt eine Liga höher, oder? Da will ich hin. Ich will das Können! Jetzt pack ich es nicht mehr, auch Deine Kleinkrämerseele muss bis heute Abend oder morgen warten. Auch wenn mir der Kleinkram erst Mal leichter fallen wird.

Auch ist mir der Bruch zwischen vorletztem und letztem Absatz zu hart. Nachdem Nina diese überraschende Reaktion bei Frau Pohl ausgelöst hat, würde ich erwarten, dass sie ihr Verhalten weiter beobachtet und sich Gedanken darüber macht - und dass sie sich selbst darüber, wie Du es zum Schluss deutlich machst, weiterentwickelt.

Okay, registriert. Ich mach mir dazu Gedanken. Mein Gefühl sagt mir, das es sich lohnen könnte, noch ein paar Sätze einzufügen.

Lieben Dank und Grüße vom (immernoch) Bodensee
Fliege


Oh weh Giraffe,

wenn Dich Frau Pohl an Deine Schwiegermutter erinnert, ist doch gut. Kannst doch denken, was Du magst. Und wenn die Geschichte derartige Assoziationen bei Dir hervorruft, ist doch gut. Dann hat sie für Dich ja sogar was persönliches. Ich freu mich darüber.

Um Verzeihung bittend:

Brauchste doch gar nicht.

Schönen Tag Euch Zweien
Fliege

 

Hallo Frau Fliege,

Viel zu deiner Geschichte habe ich gar nicht zu sagen. Ich habe sie gerne gelesen und fand es schön, dass es nicht zum klassischen Alle-haben-sich-lieb-Ende kommt. Das ist ja das Ding, das man bei solchen Ferienjobs lernt und erfährt, vor allem wenn man noch jung ist und vielleicht zum ersten Mal mit fremden Leuten aus einem ganz anderem Kreis in Kontakt kommt.

Erst war ich ein bisschen enttäuscht, weil man nicht erfährt, was es genau mit Wenzel auf sich hat, aber im Nachhinein finde ich es gut, weil es die Nicht-Dramatik der Geschichte unterstreicht. Genau darin liegt das Tragische, finde ich.
Einzig der Einstieg ist mir ein bisschen zu blumig geraten ... EDIT, ich sehe gerade, dass du die Silberfäden rausgenommen hast. :)

Über diese Stelle bin ich gestolpert:

Sie tat es jedes Mal, wenn sich ihre Wege kreuzten, seit Ninas erstem Tag im Altenheim, einem Ferienjob.
Bin ja nicht besonders bewandert in Grammatik, aber für mich klingt das so, als sei das Altenheim ein Ferienjob ... also, Ferienjob müsste sich ja auf Arbeit im Altenheim beziehen.

Liebe Grüsse,
sirwen

P.S.: Schreibe gerade auch an einem Text, wo so eine generationenübergreifende Annäherung stattfindet ... vielleicht guck ich mir ja was bei dir ab :D.

 

Hey sirwen,

Viel zu deiner Geschichte habe ich gar nicht zu sagen.

Schön, dass Du es trotzdem getan hast.

Ich habe sie gerne gelesen und fand es schön, dass es nicht zum klassischen Alle-haben-sich-lieb-Ende kommt.

Weil mich das hier nämlich freut.

Erst war ich ein bisschen enttäuscht, weil man nicht erfährt, was es genau mit Wenzel auf sich hat, aber im Nachhinein finde ich es gut, weil es die Nicht-Dramatik der Geschichte unterstreicht. Genau darin liegt das Tragische, finde ich.

Danke.

Über diese Stelle bin ich gestolpert:

abgeändert

P.S.: Schreibe gerade auch an einem Text, wo so eine generationenübergreifende Annäherung stattfindet ...

Ich mag so Generationskrams - ich freu mich drauf.

Lieben Dank an Dich
Frau Fliege

PS: habe auch den von Pardus bemängelten Übergang etwas länger gestrickt, ich hoffe, das es nun besser passt ;)

 

Hey Fliege! :)

Ja, so ist das, wenn man älter wird, wie Nina, und alt ist, wie Frau Pohl. Zum Inhalt ist ja schon viel gesagt worden und insgesamt seh ich das genauso. Ich mochte Nina und dass sie sich verändert hat, und ich mochte auch die Spannung zwischen den beiden. Der Alltag kam auch schön rüber, der Alltag, den du so schön als Almuth in die Geschichte eingebracht hast.

Am Anfang hätte ich mir gewünscht, mehr über die Figuren zu erfahren. Mit dem Äußeren anfangen ist immer so ne Sache, und eigentlich braucht mans ja nicht, um jemanden kennenzulernen.
Weiße, dünne Haare ... okay, die ist halt eben alt. Ich stell mal um und streiche ... hui. :)

Gleich wird die Pohl es wieder tun, dachte Nina. Sie tat es jedes Mal, wenn sich ihre Wege kreuzten, seit Ninas erstem Tag im Altenheim. Das lag jetzt eine Woche zurück und würde wohl noch drei Wochen lang so gehen.
Ganz still saß sie auf der Parkbank vor dem Rosenbeet, als hätte ein Holzkünstler sie dorthin geschnitzt.
„Zeit fürs Abendessen Frau Pohl.“ Nina pustete sich die Haare aus dem Gesicht, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Oma Pohl blickte zu ihr auf. Dann verzog sie das Gesicht zu einer Grimasse und stieß dieses: „Zzzzhh!“ aus.

Das Ende fand ich hübsch. Und ich mag auch Generationengeschichten, und ... ja, hab nur noch kein Thema dafür. :)

Textkram:

Die weißen, dünnen Haare von Frau Pohl zeichneten feine Linien auf die weinrote Stola, die über ihren Schultern lag.

Das mit den Schultern würd ich streichen, bringt irgendwie die Melodie durcheinander. Ich glaub, weil du zwei gleichwertige Verben drin hast ... zeichnen und liegen.

Ganz still saß sie auf der Parkbank vor dem Rosenbeet, als hätte ein Holzkünstler sie dorthin geschnitzt.

Schönes Bild.

Die Jeans hing auf ihren Beckenknochen und der Pony über den Augen.

Das machst du irgendwie gern, diese Klammerung. Und ich mag sie nicht. Das Wasser fällt vom Himmel und der Topf auf den Boden. Wenn mans als Pointe verwendet, okay, aber hier wirkts so fehl am Platz.

Das lag jetzt eine Woche zurück und würde wohl noch drei Wochen lang so gehen. Vier Wochen, über diesen Zeitraum hatte Nina einen Vertrag für ihren Ferienjob.

Die vier Wochen waren mir auch so klar ... das Mädchen im Altenheim und die drei Wochen habens schon gesagt. Würd ich streichen.

„Zeit fürs Abendessen(Komma) Frau Pohl.“

Nina pustete sich die Haare aus dem Gesicht, die Hände in den Hosentaschen vergraben.

Hmm ... warum die Hände als Nebensatz? Das klingt so nach Anhängsel. Warum nicht: "Nina pustete die Haare aus dem Gesicht und drückte die Hände tiefer in die Hosentaschen."

Sie kannte nur die beiden, das abwesende und das mit der Schlangengrimasse.

Vor dem Eingang wartete Nina.

Hmm ... da denk ich: Ah, Nina wartet da. (Nicht sonst wer). Aber ich glaube, du wolltest sagen: Nina wartete vor dem Eingang. (Und nicht schon vorher...)

„Das hab ich nicht!“ Mehr brachte Nina nicht hervor. Nur diesen lächerlichen Klein-Mädchen-Satz: Aber ich war das nicht.

Das Nachtreten find ich übertrieben ... weil ich nicht sehe, dass sie wirklich durcheinander ist.

Pflegerin Almuth saß neben Herrn Hörig und schmierte ihm Leberwurst aufs Brot, als Nina sie ansprach:

Würd ich auch in zwei Hauptsätze aufteilen. So hast du nicht das, was sie TUT in nem Nebensatz.

Sie blieb Einzelkind im chat, die Foren waren verstummt.

Am nächsten Morgen in der Stadtbibliothek fand sie nur zwei Bücher ihrer Liste.

Wieder strichen ihre Finger endlos darüber, dann schlug sie es auf und führte ihren Zeigefinger die Zeilen entlang.

Nina und Almuth standen vor dem Haus

Im Zimmer suchte Nina die blaue Strickjacke, aus der sich Fäden zogen.

Nina stürmte aus dem Zimmer, dem Haus, eilte hinunter zur Bank

Zu viel Sturm ... reicht, wenn sie aus dem Haus stürmt.

Bis bald!

yours

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Fliege,

da gab es doch eine durchgehende Spannung für mich beim Lesen, weil ich wissen wollte, was es mit der Martha und dem Wenzel auf sich hatte.
Irgendwann driftete das dann als dominater Punkt in den Hintergrund und die Beziehung Nina - Frau Pohl wurde wichtiger und so musste ich mich gar nicht richtig ärgern, nicht zu erfahren, was es denn eigentlich mit den zwei Personen auf sich hat.

Den Vorschlag mit dem Sätzeumstellen von yours truly für den Eingangsabsatz finde ich gut, da würde ich auch meine Stimme dazu geben.

Nun mal der Reihe nach:

„Zeit fürs Abendessen Frau Pohl.“
Abendessen, Frau


Dann drehte sie sich um und fragte: „Was haben Sie eigentlich gegen mich?“

Nina war völlig verwirrt. Die Stimme. Sie hatte noch nie Frau Pohls Stimme gehört. So tief. Dazu diese absurde Anschuldigung.


Mit diesen zwei Aussagen habe ich meine Probleme. Wenn Nina die Frau Pohl im Park oder als Nachbarin im Flur getroffen hätte, hätte ich auch die Reaktion von Nina verstanden. Aber sie musste doch auf ihren Job auch eine Vorbereitung haben, bei der ihr erklärt worden ist, dass manche alte Menschen etwas ungewöhnliche Verhaltensweisen an den Tag legen - da ist der Ausspruch: Was haben Sie eigentlich gegen mich? meiner Ansicht nach völlig fehl am Platz. Da würde ich voraussetzen, dass Nina souveräner mit den Aussagen umgehen müsste. Was meint den @Pardus dazu, die kennt sich da ja aus?

Zu Hause am Rechner stellte Nina wieder einmal fest, dass Ferien langweilig waren.
Boah, da unterstellst du Nina, sie würde außer dem Ferienjob nichts anderes tun, als am PC zu sitzen.
Nimm doch einfach am Rechner raus und formuliere entsprechend um, das fände ich authentischer.


Beide Bücher? Das kann doch nicht sein. Nina hatte keine Zeit weiter darüber nachzudenken, ihr Dienst hatte vor fünf Minuten angefangen.
Das ist ein ungeschickter Übergang. Was wolltest du denn mit den fünf Minuten sagen?
Streich doch die fünf Minuten, dann wirkt das nicht so akribisch.
„Frau Pohl kann nicht lesen, Nina.“
Woher weiß das Almuth?

Nina und Almtuh standen vor dem Haus, je eine Tasse Kaffee in den Händen haltend und alberten rum.

Bis morgen, verabschiedete sich Nina schweigend bevor sie ging.
schweigend, bevor
Nina stürmte aus dem Zimmer, dem Haus, eilte hinunter zur Bank vor dem Rosenbeet und setzte sich neben Frau Pohl, die Bücher zwischen ihnen.
Mir stürmts hier auch zuviel ;)
Etwas passierte mit Frau Pohls Eisgesicht. Es taute.
Eisgesicht: Es taute.

Wie schön es ist. Nina legte zaghaft eine Hand auf die Schulter der alten Frau:
„Machen Sie es gut. Auf Wiedersehen“, verabschiedete sie sich.

Das wäre mein Schluß.

Denn ...

Auf dem Weg zurück zum Haus knirschten Ninas Turnschuhe im Kies. Vor dem Rosenbeet saß eine Frau, als hätte ein Holzkünstler sie dorthin geschnitzt. Sonnenstrahlen spielten mit dem schlichten Ring an ihrem Finger.

die Wiederholung mit dem Holzkünstler gefällt mir nicht, das ist zu aufgesetzt und was der Ring nun noch in der Geschichte anreißen soll, kann ich nicht nachvollziehen.


Pardus schrieb:
Natürlich können überbordende Wortbordüren die Handlung zum Stillstand bringen, doch hin und wieder ein gepflegter Ausbruch aus der SPO-Struktur wäre ganz angenehm - vor allem gegen Ende hin empfinde ich sie als sehr dominant.
Da muss ich ihr Recht geben. Die Melodie war mir trotz des sensiblen Inhaltes manchmal etwas zu einfach gestrickt, wie in einer Kindergeschichte etwa, da könnte man etwas nachlegen.

Ich habe mal ein paar Sätze, bei denen mir das gleich aufgefallen ist, rausgesucht, damit du auch weißt, was ich meine:

Vor dem Eingang wartete Nina. Sie kratzte an dem Mückenstich auf ihrem Unterarm.
[...]
Frau Pohl reagierte nicht. Stur schaute sie auf das Beet.
[...]
Zum Mittagessen lagen die beiden Bücher neben Frau Pohl auf dem Tisch. Ihre Kiefer klappten mechanisch auf und zu. Sie schaute in den Park, wie sie es bei jeder Mahlzeit tat.
[...]
Unter Frau Pohls Kopfkissen wurde sie fündig. Als sie zur Bank kam, schlief die alte Frau. Der Roman lag auf dem Boden, Ameisen wanderten darüber. Sie hob das Buch auf und packte es zu dem Krimi auf die Bank.

Liebe Grüße
bernadette

Edit: Der Titel ist nicht so der Renner ... erinnert mich zu sehr an was.

 

Hey yours truly :),

als ich sah, dass Du geantwortet hast, dachte ich noch - jetzt kommt meine (RS)Liste :), aber ging ja diesmal ... schon deshalb freue ich mich ganz besonders.

Ne Liste haste ja trotzdem, ich geh da jetzt mal durch. Den Kleinkram ändere ich sofort, was Umstellungen und so betrifft, das mach ich morgen oder übermorgen. Soll nicht umsonst gewesen sein, Deine liebe Müh.

Ich mochte Nina und dass sie sich verändert hat, und ich mochte auch die Spannung zwischen den beiden. Der Alltag kam auch schön rüber, der Alltag, den du so schön als Almuth in die Geschichte eingebracht hast.

Das freut mich. Wirklich. (Siehste, ich kann auch zwei Sätze :D)

Am Anfang hätte ich mir gewünscht, mehr über die Figuren zu erfahren. Mit dem Äußeren anfangen ist immer so ne Sache, und eigentlich braucht mans ja nicht, um jemanden kennenzulernen.

Deine Umstellung gefällt mir schon, aber ... also ich dachte mir ja, ich zeig da so ne nette liebe Oma auf der Bank sitzen (die weißen Haare sind daher unerläßlich - weil man ja gleich wissen soll, dass sie alt ist) und dann, ist sie gar nicht die liebe Oma, die Schokolade verschenkt. So hab ich gedacht, scheint aber nicht zu funktionieren. Bemängeln ja einige. Und bei Deiner Version bleibt das "sie" so undefiniert, welche sie - Frau Pohl oder Nina, weiß Leser ja nicht und drei Mal Oma Pohl in drei Sätzen ist mir zu dick.
Ich mach mich da noch mal ran die Tage.

Zu viel Sturm ... reicht, wenn sie aus dem Haus stürmt.

Meine Geschichten sind immer so schön ruhig, lass mich doch mal aufbrausen :) - ist schon weg.

Es war mir eine Freude ...


Hallo bernadette,

ich habe, seit ich hier aufgeschlagen bin, ja so das Gefühl, ich poste hier einen Text und dann kommen so viele Leute und machen mir eine Geschichte draus. Ich finde das toll. Auch Dir lieben Dank für Deine Mühe, Zeit und Anmerkungen.

Irgendwann driftete das dann als dominater Punkt in den Hintergrund und die Beziehung Nina - Frau Pohl wurde wichtiger und so musste ich mich gar nicht richtig ärgern, nicht zu erfahren, was es denn eigentlich mit den zwei Personen auf sich hat.

Freut mich sehr.

Den Vorschlag mit dem Sätzeumstellen von yours truly für den Eingangsabsatz finde ich gut, da würde ich auch meine Stimme dazu geben.

Stimme erhört, siehe oben.

Aber sie musste doch auf ihren Job auch eine Vorbereitung haben, bei der ihr erklärt worden ist, dass manche alte Menschen etwas ungewöhnliche Verhaltensweisen an den Tag legen - da ist der Ausspruch: Was haben Sie eigentlich gegen mich? meiner Ansicht nach völlig fehl am Platz. Da würde ich voraussetzen, dass Nina souveräner mit den Aussagen umgehen müsste.

Einspruch. Nina ist ein junges Ding und unerfahren. Wenn sie da jetzt ganz souverän drüber steht, dann wäre es nicht mehr meine Nina. Sich eine dicke Haut zuzulegen, das funktioniert nicht über ein paar wohlgemeinte Worte, sondern nur durch Erfahrung und Alltäglichkeit im Umgang. Und beides fehlt Nina. Außerdem zischt Frau Pohl ja nur bei ihr, das nimmt sie eben persönlich.
Außerdem wäre Nina zu glatt, wenn sie nur noch sozial erwünscht reagieren würde und ihre Entwicklung weniger von Belang.

Ich hatte mal einen Ferienjob in einer Behinderteneinrichtung für Kinder. Da hat mich niemand darauf hingewiesen, dass sie sich sonderbar verhalten können. Ich habe da auch keine Verhaltensregeln eingetrichtert bekommen.

Woher weiß das Almuth?

Warum sollte sie nicht? Von der Familie ... aus ihrer Akte ... vom gesetzlichen Betreuer ... ich denke schon, dass Pflegepersonal darüber Bescheid weiß.

Eisgesicht: Es taute.

Ich hab mich das nicht getraut. Aber jetzt! Danke.

die Wiederholung mit dem Holzkünstler gefällt mir nicht, das ist zu aufgesetzt und was der Ring nun noch in der Geschichte anreißen soll, kann ich nicht nachvollziehen.

Ich fand die Wiederholung eigentlich sehr schön. Nina geht und für Frau Pohl hat sich eigentlich nichts geändert. Nur das sie nun noch zwei Bücher mit sich rumträgt.
Der Ring ... ich weiß. Ich hatte den auch nicht drin, aber meine beiden Testleser haben dann nicht verstanden, warum Nina ihr die Bücher auf einmal schenken will. Der Hinweis, dass Frau Pohl Martha heißt, ging da unter. Also, ich hänge nicht an diesem Ringsatz, möchte aber auch, dass sich die Geschichte möglichst vielen erschließt.

Da muss ich ihr Recht geben. Die Melodie war mir trotz des sensiblen Inhaltes manchmal etwas zu einfach gestrickt, wie in einer Kindergeschichte etwa, da könnte man etwas nachlegen.

Ich sag doch, da will ich hin. Deine Aufzählung ist mir da eine große Hilfe.

Edit: Der Titel ist nicht so der Renner ... erinnert mich zu sehr an was.

Ich denke seit Katla darüber nach, aber mir ist bis heute noch nichts Gescheites eingefallen.

Liebe Grüße Fliege


Hey Maria,

Keine Hollywoodszene, kein Aufspringen und Weinen, keine Umarmungen und so weiter. Nein, das ist nix negatives, sondern Pluspunkte =D

:D

... das gefällt mir an deinen Geschichten immer ganz gut. Du verfälschst die Realität nicht,

Was trinkst Du? Also, was darf ich Dir spendieren?

... aber am Anfang fehlt mir da doch etwas. Ich bin ja nunmal jemand, der gerne beim Lesen Gefühle spürt, und am Anfang ließ mich die Geschichte ganz kalt.

Oh, das ist schade. Aber ich weiß nicht, ob da so ein Gefühlsgedusel wirklich gut kommen würde. Ich bin nicht so richtig davon überzeugt.

PS.: Ich versuche mir ein Beispiel von dir zunehmen xD

Neeiiiin ... mach das mal nicht. Ich würde da schwer was bei dir vermissen. Ehrlich. Nagut, an manchen Stellen - aber, ach ne, las mal.

Lieben Dank und Gruß an Dich
Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Guten Tag, Fliege!

Die Geschichte ist schon schön, gefühlvoll erzählt, gut zu lesen und alles. Mir kam es aber so vor, als schreie sie derartig nach einem anderen Verlauf, daß das gewaltsam verhindert werden mußte, damit nicht aus einer Geschichte der kleinen Überraschungen, der zaghaften Nachdenklichkeiten und der freiwilligen Oberflächenrührung eine viel größere wird.

Almuth weiß von dem Martha-und-Wenzel-Buch schon viel länger und sollte eigentlich auch mehr darüber wissen. Die alten Hasen wissen solche Sachen, irgendwer weiß Bescheid. Nina fragt aber nicht nach dem Buch, sondern nur nach dem Grund für den Vorwurf und bekommt die Antwort: "Ich weiß es nicht". Später, als Almuth mitbekommt, daß Nina für Frau Pohl ein Buch besorgt hat, die Sache also ernster nimmt, sagt sie nur, Frau Pohl könne nicht lesen. Die ist ja wirklich ziemlich abgeklärt und abgelenkt, die Almuth, sonst hätte sie sicher mehr erklären können. Sie macht es nicht, und Nina fragt nie weiter, glaubt auch sofort, daß Frau Pohl nicht lesen kann, erfährt deren Vornamen erst am letzten Tag und läßt es dabei bewenden. Das vor allem kam mir unlogisch vor; ich erfuhr, als ich mit 17 im Altenheim jobbte, die Vornamen aller alten Leute, mit denen ich zu tun hatte, am ersten Tag. Das hätte ich nichtmal verhindern können, wenn ich es versucht hätte.

Vielleicht war es Deine Absicht, darüber zu schreiben, wie Menschen sich zufällig oder aus Langeweile streifen und verfehlen. Wie sie impulsiv und ohne Strategie ein wenig hinsehen, ein wenig nachdenken, ein bißchen was tun. Es gibt keine Treffer, und nachher bleibt höchstens Halbgares. Nina kann ihre halberlebte Geschichte romantisch verklären oder den Kumpels erzählen, wenn im Chat nicht mehr Wüste ist. Sie verpaßt aber die eigentliche Geschichte, interessiert sich nicht wirklich, es ist ein risikofreier Urlaubsflirt mit Frau Pohls Absonderlichkeiten, eine Auflockerung des Ferienjobs. Frau Pohl mit ihren weit interessanteren Geheimnissen ist nur eine Statistin, weil sie alt und sonderbar ist und nicht spricht.

Wenn die Geschichte von Martha, Wenzel und dem Buch in den Vordergrund gerückt wäre, wäre es darum gegangen, ob es das Buch je gab, was für ein Buch das war, wo es abgeblieben ist, ob es tatsächlich jemand weggenommen hat, wer, warum, wann, ob man es zurückbekommen kann. Der Vorname wäre keine Überraschung für den Leser, sondern der Startschuß für die eigentliche Geschichte gewesen, Nina hätte sich vielleicht nachher gewünscht, sie hätte nie nachgefragt, aber Makita hätte sich gefreut.

Jetzt habe ich genug obersubjektive Lesergedanken abgesondert. Fazit ist, daß ich glaube, Du solltest Dich trauen, Deine Geschichten größer werden zu lassen. Nicht im Sinne von Dicker Hose und Ka-Blamm, aber: Gönn einer Geschichte, die danach plärrt, mal eine Ebene mehr, laß sie sich entfalten.
Vielleicht traust Du Dir das nicht zu, weil Kleinigkeiten schon so wichtig und geschichtsfüllend sind. Als dürfe man, weil man zehn Minuten eine Tulpe anträumen kann, nicht mehr über Holland schreiben. Ich glaube, Du könntest gerade wegen Deines Detailblicks größere Geschichten schreiben.

Guck mal, was ich noch habe:

Dann verzog sie das Gesicht zu einer Grimasse und stieß dieses: „Zzzzhh!“ aus.
Nina unterdrückte den Impuls, es ihr gleichzutun
den Doppelpunkt würd ich weglassen.
Das Gesicht schien eingefroren. Nina hatte noch kein anderes bei ihr gesehen. Sie kannte nur die beiden, das abwesende und das mit der Schlangengrimasse.
Das klingt seltsam, da es doch zwei Gesichter sind.
Nur diesen lächerlichen Klein-Mädchen-Satz: Aber ich war das nicht.
Warum nicht Kleinmädchensatz?
Nina hatte keine Zeit, weiter darüber nachzudenken
Keine Grimasse, kein Zischen, nicht Mal ein Blick traf Nina.
mal. Oder gleich nichtmal!
Nina und Almuth standen vor dem Haus, je eine Tasse Kaffee in den Händen haltend, und alberten rum.
Bis morgen, verabschiedete sich Nina schweigend, bevor sie ging.
Zu verabschiedete sich schweigend, was schon ein ziemlicher Rucksack ist, wäre dachte hier eine schlanke Alternative.
Ninas Zeit im Altenheim neigte sich dem Ende.
ging zu Ende oder neigte sich dem Ende zu
Frau Pohl wechselte den Blick von den Rosen zu Nina
hier ist noch so ein Rucksack. Was ist gegen sehen einzuwenden?
Das ging ja viel leichter, als ich gedacht habe.

Grüße!
Makita.

 

Guten Morgen, Makita,

und Danke für Deine Worte. Da musste ich erst mal eine Nacht drüber schlafen und mein Unterbewußtsein befragen, ob es eigentlich eine andere Geschichte schreiben wollte.

Mir kam es aber so vor, als schreie sie derartig nach einem anderen Verlauf, daß das gewaltsam verhindert werden mußte, damit nicht aus einer Geschichte ... eine viel größere wird.

Weißt Du, vielleicht hast Du recht, dass ich mich nicht an was größeres, längeres, auserzähltes traue. Aber hier lief es genau anders rum. Ich wollte die Martha und Wenzel Geschichte erzählen und beim Schreiben kippte das. Nina drängte sich in den Vordergrund und mir wurde das hier wichtiger:

Vielleicht war es Deine Absicht, darüber zu schreiben, wie Menschen sich zufällig ... streifen und verfehlen.

Almuth weiß von dem Martha-und-Wenzel-Buch schon viel länger und sollte eigentlich auch mehr darüber wissen.

Warum? Woher? Frau Pohl spricht ja mit niemanden. Sie lebt da in ihrer Welt und will auch nicht gestört werden. Vielleicht ist es ja Almuths Art des Respektes, sie in Ruhe zu lassen. Menschen einfach mal (wertungsfrei) so hinnehmen, wie sie eben sind. Das ist manchmal die viel größere Leistung, finde ich.
Es gibt kein Martha und Wenzel Buch in meinem Kopf. Es gab ein Leben von Martha und Wenzel. Ein sehr schönes. Als Wenzel verstarb, brachte man Martha in ein Altenheim. Man nahm sie aus der Wohnung und ihr somit auch die gemeinsamen Gegenstände/ Erinnerungen. Dieses "erfundene" Buch steht für mich als die Geschichte der beiden. Frau Pohl kann auch wirklich nicht lesen bei mir, sie liest in den Büchern eben ihre ganz eigenen Geschichten. Es hätte jedes beliebige Buch sein können, was Nina da anbringt.
Durch Ninas Geste, ihr die Bücher zu bringen, ist sie jedoch die Erste, die ihr etwas zurückgeben will.
Mein Gott, ich erkläre hier gerade meine Geschichte und das ist wohl kein gutes Zeichen.

... erfährt deren Vornamen erst am letzten Tag und läßt es dabei bewenden. Das vor allem kam mir unlogisch vor; ich erfuhr, als ich mit 17 im Altenheim jobbte, die Vornamen aller alten Leute, mit denen ich zu tun hatte, am ersten Tag. Das hätte ich nichtmal verhindern können, wenn ich es versucht hätte.

Das werde ich wohl so hinnehmen müssen und in diesem Fall habe ich ein echtes Problem. Meine Tante arbeitet auch in einem Altersheim und sie redet immer von Frau sowieso und Herrn soundso. Ich mag das, wenn sie sie nicht beim Vornamen nennt. Für mich ebenfalls ein Zeichen des Respekts. Mag sein, dass die Vornamen tatsächlich Alltag sind, aber ich glaube, ich würde es nicht mögen, wenn da so eine Göre später zu mir sagt: So Lischen, jetzt mach mal brav den Mund auf. Diese Vornamennennung, für mich hat das was von Kinderbetreuung. Ist etwas anderes, wenn die Leute das von sich aus anbieten. Martha tut das nicht.

Es gibt keine Treffer, und nachher bleibt höchstens Halbgares. Nina kann ihre halberlebte Geschichte romantisch verklären oder den Kumpels erzählen, wenn im Chat nicht mehr Wüste ist.

Ja, dass ist wahr. Aber genau so läuft das.

Sie verpaßt aber die eigentliche Geschichte, interessiert sich nicht wirklich, es ist ein risikofreier Urlaubsflirt mit Frau Pohls Absonderlichkeiten, eine Auflockerung des Ferienjobs.

Die verpasst sie. Frau Pohl ist ja auch kein Stück bereit, sie mit ihr zu teilen.

Nina hätte sich vielleicht nachher gewünscht, sie hätte nie nachgefragt, aber Makita hätte sich gefreut.

:)

Fazit ist, daß ich glaube, Du solltest Dich trauen, Deine Geschichten größer werden zu lassen ... Gönn einer Geschichte, die danach plärrt, mal eine Ebene mehr, laß sie sich entfalten ... Ich glaube, Du könntest gerade wegen Deines Detailblicks größere Geschichten schreiben.

Das ist ein ordentlicher Rucksack, den Du mir hier aufbindest. Ich werde ihn aber tapfer mit mir rumtragen. Für diese Geschichte nicht, es würde ja eh eine ganz neue und andere werden. Aber diese Worte haben irgendwie sehr viel Raum eingenommen.

Guck mal, was ich noch habe:

Vielen Dank!

Viel nachgedacht in den letzten Stunden.
Beste Grüße Fliege

@yours und bernadette: habe Eure Hausaufgaben jetzt erledigt.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Fliege!

Gleich wird die Pohl es wieder tun, dachte Nina.
Warum kursiv, wenn du danach eh "dachte Nina" hast. Ich fänds interessanter, wenn du dieses "dachte Nina" weglassen würdest, und dann sowas z.B.
Frau Pohl saß still auf einer Bank vor dem Rosenbeet. Wobei Rosenbeet vielleicht etwas übertrieben ist, sechs Rosenstöcke kämpfen tapfer in einem Ring von Feldsteinen gegen Blattläuse und Schatten.
in kursiv tust, als Ninas Gedanken kennzeichnest. Nur so eine Idee, so als würde Nina in die Erzählweise des Erzählers pfuschen, keine Ahnung, wie ich darauf komme. Aber als ich das erste Mal deine Geschichte las, war die Stimmung eine andere, wahrschienlich wegen den Silberfäden und den vielen Beschreibungen, jetzt hast dus ja krass entschlankt.
Oma Pohl schaute zu ihr auf.
Nö, passt für mich nicht, als würdest du dich über deine Figur lustig machen.
Nina wartete vor dem Eingang. Sie kratzte an dem Mückenstich auf ihrem Unterarm. Dann drehte sie sich um und fragte: „Was haben Sie eigentlich gegen mich?
Wie schade! Hier könntest du wunderbar Ninas Gefühlswelt beschreiben, die muss doch ihren ganzen Mut zusammennehmen, um Frau Pohl darauf anzusprechen, das ist mir zu locker. Es sei denn, es juckt Nina nicht, tuts aber.
„Was?“ Ninas schluckte.
„Ja, woher weißt du?
Warum siezt Nina sie nicht?
sich bei einem der Titel um Oma Pohls Buch handeln könnte, lieh sie beide aus
Ich kann mich mit der "Oma" Pohl nicht anfreunden, zumal du im Titel Frau Pohl hast und ich beim ersten Lesen Frau Pohl gelesen habe. Und da hatte ich tatsächlich eine zwar alte aber stattliche Dame vor, die was auf sich hält. So, ist sie für mich irgendwie gesichtslos geworden. Na ja, vielleicht spinne ich auch nur. :)
Nina setzte sich zu Almuth, die das Fleisch für Herrn Hörig in Stücke schnitt.
Das ist mal fein gemacht. Die Almuth immer mit Herrn Hörig.
Sie suchte nach der blauen Strickjacke im Zimmer von Frau Pohl.
Ich würd einen Absatz machen und mit dem Ortswechsel beginnen, damit der Leser sofort im Bild ist, also: Im Zimmer von Frau ...
Bis morgen, dachte Nina, bevor sie ging.
Wie gesagt, ohne die Ergänzung dahinter würds mir besser gefallen. Vielleicht mach ich das mal bei einer meiner Geschichten. :P
Nina stürmte aus dem Haus, eilte hinunter zur Bank vor dem Rosenbeet und setzte sich neben Frau Pohl, die Bücher zwischen ihnen.
Schade, dass du dir so wenig Zeit für die Figuren nimmst.
Vor dem Rosenbeet saß eine Frau, als hätte ein Holzkünstler sie dorthin geschnitzt, Sonnenstrahlen spielten mit dem schlichten Ring an ihrem Finger.
Ist mir zu anonym, machs doch persönlicher. Ein Frau Pohl fände ich schöner.
Als Bild gefällt mir das mit der Holzfigur auch gut.

Das Thema ist auf jeden Fall erzählenswert, die Figuren sind auch gut gewählt, finde ich, leider finde ich sie noch zu skizzenhaft. Und die Entwicklung Ninas ist für mich auch noch zu minimal, ich hätte das etwas stärker/markanter gezeichnet, am Anfang mehr Abneigung zwischen den Damen, einfach um die Annährung, die tatsächlich statt findet, starker hervorzuheben. Du hättest das ganze auf jeden Fall etwas breiter anlegen können, hättest den Figuren mehr Zeit gönnen müssen, damit meine ich nicht, mehr Szenen, sondern mehr Zeilen. Die Geschichte mit dem Buch hätte ich vielleicht auch tiefer erläutert. Aber Tiefe hat mir insgesamt gefehlt, es bleibt alles so unter der Oberfläche. Alles angedeutet, nichts ausgeführt.
Ist mir zu lauwarm, du kannst das definitv besser. Und trau dir das zu, mein Gott, auch mit der Sprache, sei mutiger, mehr Bilder, mehr Vergleiche, mehr Sprachspielerein. ;) Wir lernen doch alle, wenn wir es nicht ausprobieren, wie sollen wir sonst wissen, ob wir es können, also los!

Für mehr Mut, :D
JoBlack

edit: okay, hab jetzt erst Makitas Kritik und deine Reaktion gesehen. Meine Kritik geht ja in dieselbe Richtung, na ja, hoffe, dir trotzdem irgendwie geholfen zu haben. :P

 

Hey JoBlack,

okay ... ich werde es versuchen, meinen beiden Mädels da etwas mehr Form, Gestalt, Gefühle und Entwicklung unterzujubeln. Ein paar Zeilen dazwischenzuschieben. Steht für morgen auf dem Stundenplan.

Schade, dass du dir so wenig Zeit für die Figuren nimmst.

Langsam glaube ich ja selbst dran :gelb:.

jetzt hast dus ja krass entschlankt.

Darin bin ich auch viel besser. Streichen kann ich echt gut :).

Warum siezt Nina sie nicht?

Die Almuth - die ist eine coole Kollegin. Bei der darf Nina das.

Aber Tiefe hat mir insgesamt gefehlt, es bleibt alles so unter der Oberfläche. Alles angedeutet, nichts ausgeführt.

Autsch!

Für mehr Mut, :D

:D

Vielen Dank dir, fürs lesen, kommentieren und anstacheln.
Fliege

 

Hallo Fliege!


Vielleicht regen dich meine Anmerkungen bei der neuerlichen Bearbeitung an ;)

Mich kann die Geschichte leider nicht wirklich begeistern, ich finde sie auch zu flach und skizzenhaft. Ich bekomme als Leser nicht den kleinsten Anhaltspunkt, warum das Buch oder Bücher allgemein für Frau Pohl so wichtig sind. So bleibt es nur eine sinnlose Marotte. Da werden ganz große Dinge angerissen: Frau Pohl scheint geistige (altersbedingte) Defizite zu haben (Nina fragt Almuth nicht, was ihr fehlt oder nach ihrer Vorgeschichte), sie ist Analphabetin (woher wissen die das, warum fragt Nina nicht danach? ist doch bei uns eher ungewöhnlich, wenn jemand nicht lesen kann), sie hängt anscheinend einer Liebe nach und ein Buch hat dabei eine wichtige Rolle gespielt (war Wenzel ihr Mann? warum fragt sie Frau Pohl nicht direkt, was für ein Buch das sein sollte? Oder wer Martha und Wenzel waren?) - aber all das wird nicht weiter thematisiert, sondern letztlich geht es nur darum, dass sich Nina zu einer relativ belanglosen, menschlichen Geste entschließt. Die beiden kommen sich menschlich näher, aber Rührung vermag ich darüber nicht zu empfinden, da mir sowohl Frau Pohl als auch Nina egal bleiben.

Frau Pohl kann also nicht lesen, tut aber so, als ob. Warum? Was hat das mit Wenzel zu tun? Wo ist hier die Verknüpfung?

Vor allem hab ich Probleme mit der Figur der Nina, die kommt ja daher wie ein moderner Parzival: naiv, keine Fragen stellend. Dass die die Anschuldigung einer bereits etwas verwirrten, alten Frau ernst nimmt, dass die bis zum Schluss nicht weiß, wie Frau Pohl mit Vornamen heißt - das kann ich einfach nicht glauben.

Ich vermisse auch eine äußere Beschreibung der Frau Pohl. Gerade junge Menschen sehen sich alte Leute sehr genau an, nehmen alles Abstoßende oder Gealterte übergenau wahr.

Wobei Rosenbeet vielleicht etwas übertrieben ist, sechs Rosenstöcke kämpfen tapfer in einem Ring von Feldsteinen gegen Blattläuse und Schatten.
Präteritum einhalten: übertrieben war ... kämpften
Sie blieb Einzelkind im Chat, die Foren waren verstummt.
welche Bedeutung hat dieser Satz für die Geschichte?
Am nächsten Morgen in die Stadtbibliothek
in der
Es spielt je eine Martha mit
"mitspielen" würde ich bei Büchern nicht sagen, eher: Es kommt je eine Martha drin vor.
Neben Schweinebraten und Rosenkohl lagen die Bücher
das klingt so, als ob die Bücher AUF dem Teller liegen würden
Sonnenstrahlen spielten mit dem schlichten Ring an ihrem Finger
auf dem schlichten Ring ... denk ich

Gruß aus Wien
Andrea :)

 

Liebe Andrea H.,

Ich bekomme als Leser nicht den kleinsten Anhaltspunkt, warum das Buch oder Bücher allgemein für Frau Pohl so wichtig sind. So bleibt es nur eine sinnlose Marotte.

Das ist hart. Weil es mir zeigt, dass die ganze Geschichte überhaupt nicht funktioniert. Und eigentlich ist es der Punkt, an dem ich mir die Geschichte ausdrucken & abheften und sie hier ins Archiv schicken sollte, damit ich nicht noch mehr Leser mit so vielen Fragen zurücklasse.

Vielleicht regen dich meine Anmerkungen bei der neuerlichen Bearbeitung an ;)

Naja, soviel dazu ;).

Ich habe hier weder das Personal noch die Erzählerstimme, um auf Deine aufgeworfenen Fragen zu antworten. Selbst wenn Nina mehr fragen würde, wer könnte ihr eine Antwort geben? Sicher nicht Frau Pohl selbst, die mit niemanden redet, auch nicht mit Almuth.

Noch eine Figur? Eine alte Nachbarin (für Wenzel), die Amtstante (für die Frage nach dem Nichtlesenkönnen)- die sich mal eben zu Nina setzen und aus dem Nähkästchen plaudern? Oder Nina selbst, die heroische, die es schafft, die Mauern der Frau Pohl zu durchdringen oder auf eigene Faust beginnt, das Leben der alten Frau detektivisch aufzuspüren? Das entfernt sich alles von der Geschichte, die ich erzählen wollte. Vor allem entfernt es sich - ja, von Ninas belangloser Geste - die für Frau Pohl aber einen gewissen Wert hat.

Und meinen Erzähler an Frau Pohl anzulehnen, ihn ihr anzuhängen, das bringe ich nicht. Ich kann keine Geschichte aus dem Kopf eines sich isolierenden, trauernden Menschen schreiben, weil mir für diese Sicht einfach die Erfahrung fehlt. Ich habe keine Ahnung, was in deren Köpfen vor sich geht. Aber ich kann darüber schreiben, wie ich sie wahrnehme, wie sie auf mich wirken.

Und am Ende - dann wären alle diese Fragen beantwortet, aber wenn der Leser das Buch nicht als Symbolik für Marthas Lebensgeschichte annimmt, in die sich Martha zurückzieht, in ihre Vergangenheit, wem nützen dann all diese Antworten?

Und diese Vornamensgeschichte ... ich könnte den Zeitraum verkürzen. Ich könnte ein zweiwöchiges Schülerpraktikum daraus machen. Ich könnte auch Almuth sagen lassen, na ja, sie heißt Martha und ihr verstorbener Ehemann hieß Wenzel, dann wäre die Geschichte an diesem Punkt zu Ende. Nina würde kapieren, dass Frau Pohl Leute dafür verantwortlich macht, ihr ihr Leben geklaut zu haben - das gäbe noch ein, zwei Gedanken von Nina und fertig. Nina würde nicht nach dem Buch suchen, weil sie von vornherein weiß, dass es dieses Buch nicht gibt. Oder sie würde ihr trotzdem eines bringen, gut wissend, dass es nicht das Richtige ist - vorsätzlich Frau Pohl verarschen und das wäre nicht meine Nina.

Je mehr ich versuchen würde, auf all die Fragen dem Leser zu antworten, entferne ich mich von meiner Geschichte, die ich für mich sehr mag und von der ich jetzt nur feststellen kann, dass sie halt nicht funktioniert. Oder die Erwartungen enttäuscht. Was auch immer, in jedem Fall unbefriedigend ist.

Ich danke Dir für Deinen Kommentar und das, obwohl Du Arme die Geschichte so gar nicht leiden konntest. Das freut mich, ehrlich. Also, dass Du trotzdem geschrieben hast.

Grüße nach Wien
Fliege

 

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